Musik des 20./21. Jahrhunderts - gerade gehört - kurz kommentiert

  • Angeregt durch einen anderen Thread, in dem gewünscht war, der finnische Komponist Rautavaara möge nicht vergessen werden, habe ich meine Sammlung durchforstet und muß gestehen, bei den CDs bin ich nicht fündig geworden.
    Aber einen Teil einer Konzertaufzeichnung mit den Göteborger Sinfonikern unter Sakari Oramo habe ich mir gerade angehört, nämlich Rautavaaras Cantus Arctic.


    Ein, wie ich finde, leicht zugängliches kurzweiliges Werk. Für mich im Moment aber auch nicht mehr. Vielleicht bin ich ungerecht, ich werde es definitiv nochmals hören.

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Fast alles von Rautavaara, das ich kenne (etliches!), finde ich allerdings mittlerweile interessanter als immer diesen Cantus Arcticus ... :P:)


    Es ist ein Effektstück, dessen Wirkung durch Wiederholung allmählich eher verlorengeht - zumindest meine Erfahrung!


    :hello: Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Also, ich finde den "Cantus Arcticus" sehr gut und faszinierend. Das Stück übt eine starke Sogwirkung auf mich aus. Wie es Rautavaara hier versteht, die teilweise sehr expressiven Vogelstimmen mit sehnsüchtigen Streicherklängen und Holzbläsern zu verbinden, ist einmalig. Das Stück hat eine mystische Aura und ist eine Hymne an die Natur.


    Sehr empfehlenswert ist die Aufnahme mit dem RSO Leipzig unter Max Pommer:



    (Ondine, 1989/90, Bethanienkirche Leipzig)

  • Das Werk hat etwas Unvergleichliches, das gestehe ich gerne zu. Vielleicht habe ich mich einfach satt gehört und muss es in einem Jahr oder so wieder mal probieren.


    In jedem Fall kann ich praktisch alle Sinfonien und Solokonzerte des Komponisten empfehlen, auch wenn ich die ein wenig ins Postmodern-Mystizistische - vulgo New Age - tendierenden, also die letzten drei, nicht ganz so schätze wie die anderen, von denen beinahe jede ein Unikum darstellt.


    Aber wir haben ja hier einen eigenen Thread:


    Rautavaara, Einojuhani - Die Orchesterwerke


    :hello: Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Die Sonderpreisaktion beim Werbepartner des Toccata Label hat eine Handvoll CDs mit symphonischer Musik mir bisher völlig unbekannter Komponisten ins Haus gebracht. Gleich der erste Griff in den Stapel förderte eine höchstwillkommene Erweiterung des musikalischen Horizonts zutage, Komponist und Dirigent Andrei Golovin (Jg. 1950) dirigiert u.a. die UA seiner 2013 vollendeten 4. Symphonie mit dem schön gewählten Namen. Im Booklet wird der Komponist "downstream" von Schostakowitsch und Boris Tschaikowsky angesiedelt. Ich höre allerdings hier eher einen russischen Rautavaara, der lyrisch-meditative tonale Musik schreibt, die sich ab und zu zu gewaltigen hymnischen Steigerungen verdichtet, das erinnert entfernt teilweise auch etwas an die Musik Messiaens, vor allem die frühe. Das Werk hat zwei Sätze und dauert um die 25 min. Die Live-Aufnahme durch den Komponisten klingt prächtig, das Publikum hört man kaum. Guter Start der Entdeckungsreise.

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  • Die Musikgeschichte ist voll von ungewöhnlichen Personen und David Hackbridge Johnson ist sicher eine davon. 1963 geboren, hat er seit frühester Zeit in seinem Elternhaus klassische Musik gehört. Schon bald begann er die gehörten Stücke im Kopf weiterzukomponieren. Ab 11 schrieb er eigene Kompositionen. Er erlernte Klavier und Geige, brachte sich selbst das Schlagzeugspielen bei und arbeite 15 Jahre als Jazzdrummer. Daneben komponierte er ständig weiter. Er zeigte einige Werke einem Musikprofessor, der sich skeptisch äußerte und das bewog ihn, weiterhin nur für sich zu komponieren. Einige Kammermusikstücke führte er gelegentlich mit befreundeten Musikern auf.
    Jetzt ist die erste CD mit Orchestermusik erschienen, die enthält seine 9. Symphonie sowie zwei kürzere Orchesterstücke, das neueste trägt die Opuszahl 359 (!). Da hat jemand 360 Werke komponierte, bevor davon irgendeine Notiz genommen wird.


    Der aufstrebende junge englische Dirigent Paul Mann, der schon einige Dutzend CDs auf dem Buckel hat, schreibt zu dieser CD: "This is some of the most exciting new orchestral music that has ever come my way. David writes with complete mastery and meticulous craftsmanship, and above all packs an immense emotional punch."


    Die 9. Symphonie hat drei Sätze und dauert fast 50 min. Die Musiksprache ist gemäßigt modern und knüpft an die amerikanischen, britischen und skandinavischen Symphoniker des 20. Jahrhunderts an. Von den deutschen Komponisten steht ihm vermutlich Hindemith am nächsten. Das ist überaus kompetent geschriebene, interessant klingende Musik, deren Begegnung sich IMO lohnt. Ich höre zwar nichts, was ich in irgendeiner Form nicht schon mal gehört habe, aber die Art und Weise wie er diese vertrauten Elemente zu einem neuen Ganzen zusammenfügt, finde ich schon bemerkenswert, da habe ich von berühmteren Namen schon viel Langweiligeres gehört. Die CD ist als Volume 1 angekündigt, was auf weitere Aufnahmen hoffen lässt. Paul Mann und das Royal Liverpool PO konnten für diese Aufnahmen gewonnen werden und machen ihre Sache sehr gut. Weiter so.

  • Vytautas Bacevicius (1905-70) gilt als noch zu entdeckender Radikaler des 20. Jahrhunderts. Der 1905 in Lodz geborene Bruder der polnischen Komponistin Grazyna Bacewicz spielte Klavier und Violine und ging nach dem Abschluss der Pianistenausbildung nach Kaunas in Litauen (1926-39). Von hier aus tourte er als gefragter Pianist durch ganz Europa und spielte u.a. in Paris, Berlin, Prag und Warschau. Von einer Südamerikatournee 1939 kehrte er nie mehr nach Europa zurück, sondern ließ sich in New York nieder, wo er 1970 starb. Er schlug sich als Klavierlehrer und Pianist (u.a. 8 Auftritte in der Carnegie Hall) mehr schlecht als recht durch. Seine Musik wurde weitgehend ignoriert. Er schrieb u.a. 6 Symphonien, von denen die 2. und 6. auf Toccata erschienen sind.


    Die 2. entstand 1940 in Buenos Aires und trägt den Namen "Della Guerra". Dass es sich um eine Kriegsymphonie handelt, hört man auch vom ersten bis zum letzten Takt. Düster und dissonant ist das Werk. Die Tonsprache ist sehr eigenständig, entfernt erinnert sie an den Prokofieff der 2. und 3. Symphonie und die Maschinenmusik Honeggers. Interessante Entdeckung. Gute Aufnahme.

  • Was Du hier noch alles an Komponisten ausgräbst (die letzten drei beiträge), lässt einen mit den Ohren schlackern, lieber Lutgra.
    Allerdings muss ich für mich sagen, dass ich hier nicht mehr mitziehe um mich dem zahlreichen Material widtmen zu können, das mir am Herzen liegt. Ich bin ja immer aufgeschlossen für neue Komponisten, aber irgendwann ist "Schluss mit Lustig". Man muss und sollte Prioritäten setzen um das wirklich Wertvolle geniessen zu können.


    Ich habe jetzt zum Beispiel die "offenbare" Hammeraufnahme von Brahms: Sinfonie Nr.4 mit Steinberg bestellt. ;) Da weis ich was ich habe und was mir gefällt ! :hail:

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Allerdings muss ich für mich sagen, dass ich hier nicht mehr mitziehe um mich dem zahlreichen Material widtmen zu können, das mir am Herzen liegt.


    Ich empfinde gerade die Vielfalt als Bereicherung, Brahms Vierte z.B. mag ich nicht mehr oft hören, die hat mir nie besonders gefallen. Aber natürlich entscheidet das jeder für sich selbst, was er noch kennenlernen mag und was nicht. Außer Streichquartetten höre ich kaum noch vor 1890 komponierte Musik. Jedenfalls nicht wenn ich gezielt höre.

  • Richard Arnell (1917-2009)
    Symphonie Nr.3

    Royal Scottish National Orchestra, Martin Yates
    + The New Age-Ouvertüre op. 2
    Dutton, DDD, 2005


    Die 2. Sinfonie (6 Sätze, rd. 60 Minuten) konnte ich nun ebenfalls hören. Den Vergleich zu Nielsen und Simpson (siehe Beiträge im Thread zu Arnell: KLICK) halte ich nicht für so treffend. Mir jedenfalls erscheint Arnells Zweite deutlich "süffiger" und eingänger (mit Nielsen tue ich mich schwer und Simpson habe ich nun wahrlich nicht im Ohr). Hinsichtlich melodiösem Erfindungsreichtum und der Fülle an Einfällen steht das Werk dem Klavierkonzert kaum nach. Schwierigkeiten mag allenfalls der Umfang bereiten, denn Abwechslungsreichtum, Dauer und die Aufteilung in sechs Sätze machen es nicht einfach, das sinfonische Konzept hinter der Komposition direkt zu erfassen. Daher sicher ein Fall für wiederholtes Hören, dass dabei wohl nicht schnell langweilig werden dürfte. Orchesterleistung und Klangqualität sind super. Für meinen Geschmack definitiv ein sehr guter Kauf und ein Anreiz zur Komplettierung der Arnell-Sammlung!


    Viele Grüße
    Frank

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  • In den letzten Tagen "schiele" ich ja immer wieder als Kaufanreiz für mich auf die neuen Copland-Aufnahmen mit Slatkin / Detroit SO (auf NAXOS).


    Nachdem ich mir heute die abgebildete CD mit den entsprechenden Werken (gem. Decca-CD-Cover) mit Dorati / Detroit SO angehört habe, ist der Kaufanreiz für Slatkin (von dem ich auch seine Aufnahmen mit den St.Louis PO (EMI) habe, für mich recht klein geworden:
    :thumbup: Interpretatorisch und klanglich kann man es sich (hier mit Dorati) nicht besser vorstellen.


    Die Dance Symphony ist Rhythmus pur und hat unter Doaati eine Energie, wie man es sich nicht besser vorstellen kann.
    Bei El Saaloon Mexico und Rodeo - 4 Tanzepisoden kann im Vergleich ohnhin nur noch Bernstein / NYPH ein Wörtchen mitreden - Wahnsinnsaufnahmen !
    Auf meiner Decca-Doppel-CD mit diesen Aufnahmen (-nicht mehr bei amazon gelistet-) ist Appalachian Spring mit der ausgezeichneten Metha-Aufnahme vertreten; sowie die Spitzenaufnahme vom Lincoln Porträt mit Gregory Peck, Sprecher vorhanden, die ich ich früher schon auf LP hatte.


    :angel: Klanglich audiophiler Decca-Sound, der einmal mehr für Hörspass sorgt:



    Decca, 1981/82, DDD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Heute habe ich auf YT die Speaking Drums für Schlaginstrumente und Orchester entdeckt.
    Die Aufzeichnung vom HR Sinfonieorchester Frankfurt ist vom März 2016.


    *** Martin Grubinger ist wieder voll im Element und muss hier auch schauspielerisches Talent zeigen, da er neben seiner Arbeit an den Schlaginstrumenten auch gewisse Texte sprechen (eher ausrufen) muss und quasi die Instrumente sprechen lässt.


    Hört sich auf jeden Fall interessant an. Könnte aber auf Dauer nicht mein zu meinen Lieblingsstücken werden, weil das ganze doch eher "strange" ist und mich nihct zu direkter Begeisterung und Gänsehautfeeling anregen kann. Vasili Petrenko macht seinen Job gut, wirkt aber (im Prinzip wie der Hörer) nihct so, als wenn er wirklich total begeistert ist.


    8o Aber die Bewunderung für Martin Grubingers Leistung bleibt und macht das Stück letztendlich interessant. Ohne Videobild (nur auf CD) würde das Stück weit weniger Wirkung auf mich haben, da es letztendlich keine Höhepunkte hat und mich als Hörer relativ kalt lässt.


    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Der letzte Beitrag führte zu einer moderenen Musik, die mich relativ kalt liess, aber wegen Martin Grubinger hochinteressant war.


    Heute führt mich mein Weg zu einer Neuentdeckung, von der Lutgra bereits vor einiger Zeit berichtete, die bei mir noch als Kaufoption offen stand: Micheal Hersch
    Er bietet mit seinen Werken eine Musik, die den Hörer ganz und gar nicht kalt lässt.


    Sein Weg als Komponist ist ungewöhnlich: Er war ein Spätzünder und Wunderkind zugleich = Sein Bruder Hornist brachte den 19jähigen Teenager dazu sich Beethovens Fünfte - mit Solti als Video anzusehen/hören. Der Damm war für ihn gebrochen und er schrieb sich am Pebody Conservatorium im Baltimore ein ... auch auf dem Klavier brillierte er mit moderem Repertoire ...


    Seine Sinfonie Nr.1 (27 Minuten) in einem Satz soll laut Textheft von Einflüssen von Mahler und Berg entsprungen sein. Warum Berg ? Ich würde eher auf eine Mischung von Sibelius und Penderecki (durch die düstere Stimmung mit einem Schuss Petterson) schliessen wollen.


    Die Sinfonie Nr.2 (knapp 20 Minuten in 4 Sätzen) hat äusserst dramatische Zwischentöne zu bieten. Marins Jansons gab dieses Werk in Auftrag auf führte 2002 die UA mit dem Pittsburgh SO.


    Aber egal, es klingt schon sehr modern und für so manchen würde bei der Zweiten durch die atonalen Zwischentöne die Grenze des Geniesbaren erreicht sein. Er schafft es aber dennoch in seinen Werken den Hörer zu fesseln und bietet keine Musik, die man mal eben so zwischendurch (zum Reinhören) fassen kann. Tolle Orchesterfarben mit Glocken und allem TammTamm (so wie ich es schätze !).



    NAXOS, 2005, DDD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Das Violinkonzert Nr.2 ist das weit beliebtere und meistgespielte Bartok - VC (auch was die Anzahl der CD-Einspielungen anbetrifft).


    Mir lag das Violinkonzert Nr.1 auch bisher nur in der Aufnahme mit Chung/Solti (Decca) vor. Wie mir beim VC.2 schon aufgefallen war spielt Chung ihren Violinpart technisch einwandfrei, aber es fehlt ihr das Einfühlungsvermögen.
    Nachdem ich nun meine abgebildete CD-Neuerwerbung heute hörte, kann ich dies auch für das VC Nr.1 feststellen. Den Unterschied zum grossen Altmeister Isaac Stern, der bei den Partituren auch die Tiefe auslotet, hört man deutlich. Den Orchesterpart liefert hier Ormandy (so wie Solti) ausgezeichnet mit Biss.
    Das VC Nr.2 wird von Bernstein/New Yorker PH ausgeführt ... herausragend ...


    *** :thumbup: Erste Wahl für die beiden Bartok - VC:
    Ausgezeichnetes 20Bit-Remastering lässt bei beiden Aufnahmen nicht an die angegebenen frühen Aufnahmedaten denken. Der Klang ist ausgezeichnet, natürlich, detailreich und hat keinerlei Verfärbungen - auch in diesem Punkt volle Empfehlung.



    SONY, 1961 (VC1), 1958 (VC2), ADD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Wer im Rahmen der derzeitigen Dacapo Sonderaktion seinen symphonischen Horizont erweitern möchte, dem kann ich die CD mit der 3. Symphonie von Herman D. Koppel empfehlen. Dieses halbstündige einsätzige Werk entstand in den letzten beiden Kriegsjahren und klingt auch so. Ich würde es stilistisch den Kriegssymphonien von Schostakowitsch (Symphonie 8) und Prokofieff (Symphonie 6) zuordnen, ein düsteres auch aufbegehrendes Werk, nicht ganz eingängig, aber ziemlich eindrucksvoll.



    Die Dänen scheinen ihre Symphoniker dieser Epoche ähnlich zu würdigen wie die Deutschen, nämlich fast gar nicht.

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  • Das Klavierkonzert op25 entstand in der schwierigen Zeit 1939/40. Die Spiedauer ist mit 20 Minutne für 4 Sätze sehr kurz.
    Das Konzert wirkt unruhig, gedrängt, ist aber hörenswert, zusammen mit Beethovens Nr .3 eine Empfehlung
    ich habe hoffentlcih den richtigen Thread dafür gefunden.

    Ich verliere nie! Entweder ich gewinne oder ich lerne. (Unbekannt)


  • Ich habe hoffentlich den richtigen Thread dafür gefunden.


    Ja, voll OK Justin; aber nicht die richtige Bildadresse:
    Hier ist das Bild, damit man den Zusammenhang mit Beethoven KK Nr.3 (das hier wegen des 19.Jhd nicht reingehören würde) versteht:



    Von Victor Ullmann habe ich ansonsten noch nie etwas gehört ...
    bei der Masse an Werken setze ich lieber Prioritäten, damit ich für die massig favorisierten Meister auch genügend Zeit der Auseinandersetzung habe.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Beim Erwerb der CD war ich auch mehr an KK3 und Schuch´s Interpretation interessiert. Aber Ullmann's KK war dann nicht zu übergehen.
    Von Ullmann gibt es mittlerweile eine Reihe von Einspielungen dieses Klavierkonzertes und anderer Werke.


    VG

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  • Heute abend in BR4 Klassik um 20:03: Interpretationen im Vergleich
    Diesmal
    Oliver Messiaen : Turangalila Sinfonie


    Zur Vorbereitung höre ich diese Aufnahme


    RCO Amsterdam
    Riccardo Chailly
    Jean-Yves Thibaudet
    Takashi Harada

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  • Nachdem wir kürzlich eine paar Themen über Mariss Jansons hatten, habe ich mir heute seine Aufnahme der Sinfonie Nr.3 Liturgique und die "Zugfahrt" Pacific231 angehört.
    Die EMI-CD habe ich seit Sommer 2016 und bisher nur ein mal gehört ... und dann irgendwie aus den Augen verloren ... verblieb im CD-Schrank ...


    Das in der Kritik erwähnte "erschütternd-drastisch-erschreckender als Mrawinsky" wollte ich mir 2016 nicht entgehen lassen.
    *** Ist schon eine Klasse Aufnahme, auch klangtechnisch eine der Besten was man von EMI gewohnt ist, aber:


    Die Kritik war insoweit realistisch, dass es sich wirklich um eine ausgezeichnete CD aller enthaltenen Werke handelt. Als Bonus erhält man in den Aufnahmen eine ausgezeichnete Klangqualität geboten, bei denen keine Details verschluckt werden. Das Oslo PO erweisst sich wieder als ein ausgezeichneter Klangkörper.
    Die Sinfonie Nr.3 in einer Spitzeninterpretation mit Hörspass ... nicht so modern aussergewöhnlich wie Ansermet (ORFEO), aber packend ... aber was den Höhepunkt im Schlusssatz angeht ist mein Hörempfinden doch anders gelagert:


    :!:Mrawinsky´s Interpretation bleibt für mich klar an der Spitze. Schon wie Mrawinsky den 3.Satz aufbaut und zum angesprochenen Höhepunkt treibt, erzeugt bei mir noch mehr Gänsehäute. Es wirkt auf mich noch emotionaler.
    Im Melodiya-Textheft der Mrawinsky-Aufnahme wird bereichtet, dass Mrawinsky das Werk seit vielen Jahren aufführt und unendliche Proben erfolgten. Das ist keine Gelegenheitsaufführung, wie man (als Aussenstehender) annehmen könnte, da ist nichts dem Zufall überlassen sondern absolut ausgefeilt.
    :) Letztendlich möchte ich aber beide Aufnahmen nicht mehr missen.


    Die Sinfonie Nr.2 mit Jansons ist auch ganz exqusit und wirkt auf mich noch besser als unter Baudo (Supraphon); bei Pacific 231 kann Jansons qualitativ deutlich an Baudo anknüpfen, der allerdings noch expressiver klingt.
    :thumbsup: Aber bei Beiden geht die Post ( äähh der Postzug) ab !



    EMI, 1993, DDD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

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  • Aus einem Newletter "Klassik Akzente" entnehme ich folgendes Zitat.


    "Nelsons wird es romantisch angehen, aber seine Berufung von Jörg Widmann
    als erstem Gewandhauskomponisten untermauert, dass man in Leipzig auch
    nach vorne schaut. Widmann ist heute das, was Bruckner zu seiner Zeit
    war, ein Visionär, reich an Ideen und mit einem unbändigen
    Ausdrucksverlangen. "


    Prompt möchte ich weiterzitieren:
    Erfreulich wenn der Prophet auch im eigenen Land Anerkennung findet


    VG
    Justin

    Ich verliere nie! Entweder ich gewinne oder ich lerne. (Unbekannt)


  • Vinko Globokar Exil 3 (Das Leben des Emigranten Edvard): Großartige Aufnahme der Uraufführung in München 2015, ich hatte das Glück, dabei zu sein. Ein denkwürdiges Erlebnis - auch für in "Neuer Musik" ungeübte Ohren.


    LG Konrad

  • So, jetzt möchte ich einmal eine Lanze brechen für die Gegenwartsmusik - "Neue Musik" scheint mir ein unpassender Begriff. Jeder große Komponist hat zu seiner Zeit- ob Renaissance, Barock, Klassik oder Romantik neue Musik geschrieben.
    Meiner Liebe für Klassik etc. tut die Begeisterung für die Klänge unserer Zeit keinerlei Abbruch, ich sehe darin auch keinen Widerspruch. Mich fasziniert die "neue" Hörerfahrung, etwas noch nicht dagewesenes oder noch nie Gehörtes zu erleben. Einiges ist nach dem Erleben schnell wieder weg, da bleibt nichts, anderes - und das sind die großen Werke - brennen sich ins Gedächtnis ein und hinterlassen eine anhaltende Faszination. Bei den Donaueschinger Musiktagen kann ich das regelmäßig erleben. Ein Beispiel für anhaltende Faszination bei mir ist meine persönliche Favoritin der Gegenwartsmusik: Rebecca Saunders. Ihre Kompositionen nutzen häufig den Raum, die Musiker wechseln um die Zuhörer ihre Positionen, so dass man wie in einem Spinnennetz von Klang umgeben ist, der die Richtung und die Klangfarbe durch die Verschiebung im Raum ständig wechselt. Eine faszinierende - leider nur live im Konzert - wirklich erlebbare Erfahrung.
    Beispiele:
    Rebecca Saunders' Raumcollage "Stasis", Donaueschinger Musiktage 2011 und
    Rebecca Saunders „Yes“ Sept. 2017 ... Musikfest Berlin (Nach Molly Blooms Innerem Monolog aus Ulysses von James Joyce).
    CD Vorschlag: Rebecca Saunders Stirrings Still ‎(CD) WERGO WER 6694 2 2008 mit dem großartigen Ensemble Musikfabrik. Viele Gegenwartsmusiken verschwinden ja nach der Uraufführung in den Archiven, ich wette mit euch, dass Saunders auch in 100 Jahren noch aufgeführt werden wird.
    Vielleicht kann ich ja einige von euch mit meiner Begeisterung anstecken.


    LG


    Konrad

  • Rebecca Saunders' Raumcollage "Stasis", Donaueschinger Musiktage 2011 und
    Rebecca Saunders „Yes“ Sept. 2017 ... Musikfest Berlin (Nach Molly Blooms Innerem Monolog aus Ulysses von James Joyce).
    CD Vorschlag: Rebecca Saunders Stirrings Still ‎(CD) WERGO WER 6694 2 2008 mit dem großartigen Ensemble Musikfabrik. Viele Gegenwartsmusiken verschwinden ja nach der Uraufführung in den Archiven, ich wette mit euch, dass Saunders auch in 100 Jahren noch aufgeführt werden wird.
    Vielleicht kann ich ja einige von euch mit meiner Begeisterung anstecken.

    haben uns Stasis sogar beim Now-Festival vor ein paar Jahren sogar richtig live reingezogen.. eins ihrer fetzigsten Stücke.. Raumaufteilung zwecks Rumklang wie bei Boulez "Rituel" dabei ein Essential, aber Saunders Stück vergelcihsweise unendlich vielfältiger als der Boulez (damals zum Tode von Maderna entstanden) ....
    ...ihr Violinkonzert "Still" kommt sehr kraftvoll rüber.. jüngst toller Mitschnitt (inzwischen schon der 5.) mit Carolin Widman und D.S.O. Berlin unter Volkov vom 19.01.18 .
    ...die UA ihrer Orchestermucke "Void" (die ich mir auch riichtig live reinzog) geriet 2014 zum absoluten Knaller bei den Wittener Tage für Neue Kammermusik.
    ....halte Rebecca Saunders aktuell für eine der begabtesten Komponisten ...

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  • war mit einem Stück beim letztjährigen ECLAT Festival im Stuttgarter Theaterhaus vertreten. Ihr Stück hat mich sofort angesprochen.


    Bei den diesjährigen ECLAT Konzerten (14 waren es) hatte sie auch ein Stück eingebracht, wobei ich dort nicht dabei sein konnte. Ausserdem ist ein Interview mit ihr im vorletzten FonoForum. Auch ich bin fast immer zumindest einen Abend lang in Donaueschingen. :hello:


    LG
    Damiro

  • Dieses Stück hätte ich eher auf der EAR QUAKE-CD (ONDINE) erwartet, wo ausser Leifs-Volcano nichts aussergewöhnliches drauf ist.


    Ich hatte schon lange vor diese Vertonung einer Eisengiesserei von Mossolov von 1927 mal kennen zu lernen.
    Auf CD lohnt es kaum , weil es mit seinen rund 3 Minuten Spieldauer immer als Filler vorzufinden ist ... und den Rest hat man dann schon.


    Auf YT habe ich es mehrfach gefunden:
    Einmal in einem Konzert mit Salonen, dem man hier schön beim Dirigieren zuschauen kann. Er zieht das Stück in 3:26 durch ... vom Eindruck her = da gehts zur Sache und gut gemacht, aber da geht noch mehr !




    Roshdestwensky mit seinem russ.Klangkörper kann das noch angemessener und entfacht mit nur 2:40 noch beeindruckender ein Feuerwerk das die Funken sprühen:




    Hinweis: :D Nichts für Mozart-Fans :untertauch:

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Autistische Musik von einem (wahrscheinlich) Autisten. Man muß sich tief fallen- und einlassen, dann ein ganz besonderes und gewinnendes Hörerlebnis:



    LG,


    Konrad

  • Minimal music at its best. Von einem der ganz wenigen Afroamerikaner im "Klassik"bereich. Live recording von 1974. Der Komponist war lange vergessen, ist verarmt und in Obdachlosigkeit in New York gestorben und wird jetzt langsam wiederentdeckt. Hört ihn euch an, es lohnt sich.
    Oder die hier: Auch großartig:




    LG, Konrad

  • Das Label Naxos hat eine Reihe, die sich 21st Century Classics nennt. Es sind 79 Scheiben mit zeitgenössischer Musik im Katalog.


    "https://www.naxos.com/series/21st_century_classics.htm"


    Richard Dubugnon (*1968) habe ich für mich entdeckt. die CD ist auch schon vor 16 Jahren erschienen. Als Oboenspieler haben mich die Werke angesprochen, die er für Instrumente der Doppelrohrblatt-Familie kombiniert hat.
    In einem Jugendkonzert, Thema "Der Komponist", wurde er gefragt, ob er auch Geld verdiene. Es sei sehr hart, wenn man davon leben wolle und richtete den Blick auf die Empore, wo Frau und seine beiden kleinen Töchter sassen. Das Violinkonzert Colorfields nach Gemälden des Amerikaners Rothko hat bei den Jugendlichen Gefallen gefunden. Im letzten Satz wird der Song "Over the Rainbow" zitiert. Auf der Webseite von Richard Dubunon liest man unter 20. Mai 2018 "World premiere of Colorfields, after Mark Rothko, for violin & piano, by Roberto Gonzales-Monjas and Alfred Brendel, Pfingstfestival Schloss Brunegg (Anmerkung in der Schweiz) concert « TRAN-GRESSION ». Der Name des Pianisten, hat mich sehr erstaunt.



    Ich denke, es sind noch weitere Werke bei Naxos zu entdecken. Das Tamino-Forum zeigt sich eher rückwärtsgewandt und es werden eher selten Werke von Zeitgenossen erwähnt und besprochen.


    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




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