Beethoven: Klaviersonate Nr. 2 A-dur op. 2 Nr. 2, , CD-Rezensionen und Vergleiche (2015)

  • Wunderbar, dass hier endlich Maria Grinberg zur Sprache kommt! Ich hatte schon mal bei der der Pathétique auf sie aufmerksam gemacht und schätze ihr existenzielles und die ganze Dynamik auslotendes Klavierspiel sehr! Op 2,2 habe ich allerdings noch nicht von ihr gehört und werde dies nun auch bald nachholen.


    Viele Grüße,
    Christian

  • @ Holger:
    Da bin ich mal gespannt, lieber Holger, welchen Kopfhörer du dir ausgesucht hast.


    @ Christian: Ich werde in den nächsten Tagen noch op. 2 Nr. 1 von Maria Grinberg vorstellen und auch Nr. 8. Aber auch von den anderen beiden Damen (Fischer und Oland) werde ich noch das eine oder andere nachholen.


    Lierbe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Da bin ich mal gespannt, lieber Holger, welchen Kopfhörer du dir ausgesucht hast.


    Es ist mein alter Stax SR-5 Gold, lieber Willi, der nach Jahren zu mir zurückkommt. (Abbildung aus dem Netz, nicht meiner!) Mal sehen, in welchem Zustand er ist! :D



    Herzliche Grüße
    Holger


  • Beethoven, Sonate Nr. 2 A-dur op. 2 Nr. 2
    Glenn Gould, Klavier
    AD: 10. Juli 1976
    Spielzeiten: 7:49-8:42-2:30-7:40 -- 26:39 min.;


    Glenn Gould beginnt dieses "Allegro vivace in, wie ich finde traulichem "Andante". Ich habe diese Sonate inzwischen oft genug gehört, um zu beurteilen, dass ich eine solche Interpretation nicht brauche, um neue Erkenntnisse über ihre musikalische Struktur zu gewinnen.
    Er spielt ebenso wie Wilhelm Backhaus keine Wiederholung und braucht für den Kopfsatz genau drei Minuten länger.
    Michael Korstick spielt genau doppelt so viele Noten (672 zu 336) in nur eineinhalb Minuten längerer Spieldauer. Glenn Gould ist zwar hier etwas näher am richtigen dynamischen Ideal, aber dennoch ist bei ihm in Takt 40 keinerlei Verstärkung etwa zum Fortissimo zu bemerken. Dieser Takt unterscheidet sich dynamisch in nichts vom Takt 39 und 41.. Auch temporal unterläuft ihm ein weiterer Fehler im Rallentando ab Takt 48, das er nicht wie ein Rallentando spielt. Die Frage ist doch, warum Beethoven so etwas macht, dass er in einer absteigenden Staccato-Achtellinie (Takt 39 bis 41) den Takt 40 durch ein Fortissimo hervorhebt, oder ab Takt 48 ein Rallentando einstreut. Ist es nicht deswegen, um einer Eintönigkeit und Einförmigkeit des musikalischen Gehaltes vorzubeugen, ein "Allegro vivace" auch lebhaft zu gestalten, oder temporal im Rallentando einen groß angelegten Kontrast vorzubereiten zum anschließenden Espressivothema?
    Von einem etwaigen temporalen oder ausdrucksmäßigen Kontrast ist in Goulds Interpretation nichts zu spüren. Eher hat man das Gefühl, dass dem Pianisten bald die Hände einschlafen. Die plötzlichen Fortissimi in Takt 76 und 78 sind durch nichts zu erklären. Sie passen nicht zum Vorhergehenden. Auch in der Überleitung und der Motivrückkehr geschieht nichts, außer dass betulich eine Note hinter die andere gesetzt wird.
    Auch in der Durchführung ist vom ganzen Zauber und dem Brio anderer Aufnahmen, wie etwa der großartigen Interpretation Michael Korsticks nicht zu spüren. Was Gould hier spielt, ist täppisch und auch nicht durch die gebrochenen Akkorde, die er auch hier spielt, nicht anzukurbeln.
    Auch in der zweiten Hälfte der Durchführung geht die Musik nicht vorwärts. Sie steht fast, und ich kann nicht verstehen, warum er die vertrackten Sechzehntel-Triolen so langsam spielt. Hier hätte er zeigen können, was er kann. Andere, wie Artur Schnabel, spielen sich hier beinahe um Kopf und Kragen. Auch die großartigen Triolen am Ende der Durchführung sind bei Gould zum Einschlafen. Auch ebnet er sie dynamisch völlig ein. Dieser temporal-dynamische Schleudereffekt fehlt bei ihm völlig.
    Wenigstens das Calando spielt er anständig. Wenn er solche Kleinodien bemerkt, warum nicht das große Ganze?
    Noch Eines möchte ich bemerken, bevor ich es wieder vergesse: durch sein extremes Staccato gerät ihm im Thema stets, von Anfang an, der letzte Ton des Themenauftakts in den Vierteln zu kurz. Das ist maximal eine Achtel. Ansonsten ändert sich ausdrucksmäßig in der Reprise temporal und dynamisch nichts zum Positiven hin, vielleicht bis auf die akzeptable Kurzcoda, die aber auch eine Großteil ihrer Wirkung dadurch verliert, dass sie temporal kaum einen Kontrast zum voraufgegangenen darstellt.


    Das Largo appassionato lässt sich wesentlich besser an, auch wenn es mir an den Steigerungen, z. B. im Sforzando und Takt 6 auf der Eins und ab Takt 16 in der großen Steigerung an der dynamischen Umsetzung fehlt. Hier scheint er wieder Angst vor dem Fortissimo zu haben.
    Im Moll-Seitenthema ist die Aussage etwas stringenter, jedoch scheinen mir rhythmisch die Portatonoten in Takt 26 in der Begleitung zu nahe am Staccato zu sein. Auch hier fehlt wieder die dynamische Spitze. Das ffp in Takt 31 auf der Eins ist bestenfalls ein Mezzoforte.
    In der dritten Themenwiederholung ist wieder das gleiche dynamisch Zögern festzustellen. Warum?
    Ist das "appassionato"?
    Immerhin sind die Oktavwechsel in der Themenerweiterung ab Takt 50 ganz ansprechend. Der ff-Ausbruch ab Takt 58 passt nun in seiner Unerbittlichkeit gar nicht zur bisher gehörten Sonate, ebenso wie die himmlische hohe Oktave und die letzte codaförmige Themenwiederholung, wo Gould endlich zur Sache kommt.


    Das Allegretto ist nicht so schnell, wie die Spielzeit vermuten lässt, weil auch er eigene Wiederholungvorstellungen hat. Er wiederholt nur die ersten (kurzen) Teile von Allegretto und Minore. Hier ist wieder seine dynamisch Unentschlossenheit zu bemerken, weil er weder das fortissimo in Takt 17 noch in Takt 43 und 44 erreicht. Wenigstens wiederholt er das Scherzo Da Capo und spielt auch beide Male das Rallentando in Takt 29 und 30 sehr sorgfältig.


    Im Rondo spielt er näher am Ideal, erreicht es aber dennoch durch eine ebenfalls leichte Übertreibung des Staccato, wie ich finde, nicht. Das erste Couplet mit den Sechzehnteln bringt er schön zum Fließen, auch wenn das Tempo nicht übertrieben schnell ist.
    Das zweite Couplet komm mit einigermaßen dramatischem Impetus rüber, nicht so stark wie der ff-Ausbruch im Largo, aber immerhin. In der zweiten Hälfte fährt Gould die Dynamik zurück. Auch der pp-legato-Einschub gefällt mir nicht schlecht.
    Der dritte Refrain gefällt mir sehr gut. Wieder lässt er es einfach fließen, ebenso im dritten Couplet. und im vierten Refrain. Auch die Sechzehntel-Sextolen in dessen zweiter Hälfte verraten, dass er das doch mit großem Vergnügen spielt. Auch nach der kurzen letzten Eintrübung im vierten Couplet mit einer sehr schönen Überleitung in den absteigenden Achteln spielt er einen immerhin versöhnlichen Abschluss im letzten, codaförmigen Refrain mit eine dennoch dynamisch zurückhaltenden Schluss.


    Auch diese zweite Sonate lässt viele Fragen und keine Antwort zurück.


    Liebe Grüße


    Willi :(:(

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Zitat

    Auch diese zweite Sonate lässt viele Fragen und keine Antwort zurück.


    Auch hier haben wir offenbar das "Experiment" vor uns, lieber Willi, wie Beethoven klingen würde, wäre er nur Johann Sebastian Bach. :) Im 1. Satz zumindest bringt Gould so etwas wie eine Erleuchtung: In der Tat gibt es hier eine kontrapunktische Stimmführung. Wenn man die natürlich Beethoven gemäß tempodynamisch spielt, geht sie eben nahezu unter, bekommt nicht das syntaktisch tragende Gewicht wie in einer Bachschen Fuge. Genau das verleiht ihr Gould - der Satz hört sich bei ihm streckenweise wirklich an wie eine Fuge. Was man davon lernen kann? Eben, dass Beethoven letztlich kein Bach ist. Auch wenn solche kontrapunktischen Elemente vorhanden sind, bekommen sie eingebunden in die Dynamik einen völlig anderen Sinn. Diese Verwandlung der barocken Syntax in eine klassische will Gould einfach nicht mitmachen, spielt Beethoven deshalb konsequent anachronistisch.


    Wie soll man so etwas beurteilen? Jedenfalls nicht mit den üblichen Maßstäben. Gould wagt hier etwas, was wohl kein anderer Pianist auf der Welt wagen würde. Es ist ein Experiment, dass die Sinnfrage stellt: Was ist eigentlich das musikalisch Wesentliche und Richtige? Eben weil dieses Experiment, Beethoven in Bach zu verwandeln, gründlich mißlingt, lernt man aber um so besser kennen, was Beethoven eigentlich ausmacht. Gould gibt uns also so etwas wie eine Lehrstunde in Sachen Musik. Er "darf" das, weil er das musikalische und intellektuelle Format dazu hat, was wahrlich ungewöhnlich ist. Auch wenn man über Gould den Kopf schüttelt, so fesselt er doch immer, bringt einen zum Nachdenken. :hello:


    Herzlich grüßend
    Holger

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  • Beethoven, Sonate Nr. 2 A-dur op. 2 Nr. 2
    Rudolf Buchbinder, Klavier
    AD: 1981
    Spielzeiten: 6:25-5:52-3:10-6:02 -- 21:29 min.;


    Rudolf Buchbinder ist in dieser frühen Aufnahme geringfügig rascher als in der späten. Dynamisch setzt er die Partitur genau um und auch rhythmisch ist die Aufnahme zu loben. Das Rallentando am Ende der Überleitung ab Takt 48 könnte etwas deutlicher sein. Das nachfolgende Espressivo-Seitenthema spielt er mitreißend und dynamisch äußerst kontrastreich, ebenso die nachfolgende Überleitung und Motivrückkehr aus dem Hauptthema, enden in einem wunderbaren Pianissimo.
    Die dynamisch hochstehende Durchführung spielt er im ersten, dem Staccato-Abschnitt, "mit Saft und Kraft". Im zweiten, gemischten Abschnitt, spielt er sehr akzentuiert und lässt die in den Oktaven wechselnden Sechzehnteltriolen nach Herzenslust schnurren, ebenso den dynamisch sehr bewegten Abschnitt mit den ffp in der Begleitung ab Takt 202. Er endet in einem schönen Calando.
    In der Reprise lehnt er sich im Wesentlichen an die Lesart der Exposition an. und lässt die Reprise sanft im pp-Keller auslaufen. Schade nur, dass er auch in der frühen Aufnahme die zweiten Beethovensche Wiederholungsvorschrift nicht beachtet hat, aber das haben ja die Wenigsten gemacht.


    Auch in seiner frühen Aufnahme spielt Buchbinder m. E. das Largo zu schnell, er ist nur geringfügig langsamer als ins einer späten Aufnahme uns sehr viel schneller als Michael Korstick und vor allem John Lill. Auch hier bemüht er sich natürlich sehr um Ausdruck und Tiefe, so spielt er in der Themenwiederholung ab Takt 13 eine wunderbare Steigerung den Takten 16 und 17, aber generell habe ich für mich festgestellt, dass diejenigen Pianisten mich im Largo am meisten berührt haben, die der Musik die nötige Zeit zur Entfaltung gelassen haben, und das waren z. B. Arrau, Korstick und Lill. Ausnahmen waren mit einer relativ schnellen Gangart die beiden "Italiener", Aldo Ciccolini und Maurizio Pollini.
    Das Seitenthema zeigt auch so viel Ausdruck, wie es in dem Tempo möglich ist und der ffp-Takt 31 ist sehr schön musiziert. Auch die beiden Themenwiederholungen sind recht eindrucksvoll, wobei die zweite in den Takten 47 und 48 zu einer sehr schönen Steigerung führen und er die Themenfortsetzung in den Oktavwechseln ab Takt 50 sehr anrührend anschließt. Am überzeugendsten sind der ff-Ausbruch ab Takt 58 und die sich anschließende hohe Oktave ab Takt 64. Ich habe den Eindruck, dass er da etwas verhaltener spielte.
    Im "tenuto" ab Takt 68 wirkt dann das Tempo auf mich wieder etwas zu rasch, obwohl auch das exzellent gespielt ist, aber ein Largo ist das auch hier nicht wirklich.


    Im Scherzo ist er wieder im "richtigen" Tempo, zwar etwas schneller als Lill, aber in etwa gleichauf mit Arrau. Er spielt es voller Anmut und rhythmisch sehr kontrastreich, dennoch den Dreiertakt schön durchlaufen lassend. Auch dynamisch ist das sehr gelungen. Im Minore steigert er schön zum ff hin. Er schließt das Allegretto Da Capo an.


    Im Rondo ist er geringfügig schneller als in seiner späten Aufnahme, etwa gleichauf mit Pollini. Das Grazioso trifft er, wie ich meine, sehr gut. Im ersten Couplet lässt er es sehr schön weiter fließen, und im zweiten Refrain nimmt er den Faden wieder auf, wobei er hier die auftaktige Aufwärtsbewegung sehr schön verbreitert.
    Auch das durchführungsartige zweite Couplet trifft er in seiner rhythmischen Wandlungsfähigkeit sehr gut, sehr schön auch der ruhige Legato-Abschnitt, bevor die stimmungsmäßig schon geänderte Staccato-Abwärtsbewegung wieder zum nächsten Refrain führt, nunmehr nochmals verbreitert, was er wunderschön spielt und auch sehr schön im dritten Couplet weiterfließen lässt. Auch im vierten Refrain bleibt dieser geschlossene Eindruck erhalten.
    Auch die Oktavwechsel der Sechzehntelsextolen (Takt 148 bis 156) spielt er berückend. Noch einmal lässt er die Stimmung kurz wechseln in der Rückschau auf das durchführende Couplet.
    Mit einem wunderbar gespielten Thema schließt er dies meiner Ansicht nach zu Unrecht im Schatten stehende wunderschöne A-dur-Sonate ab.


    In der Beurteilung sehe ich Ähnlichkeiten mit der späten Aufnahme, ziehe aber insgesamt diese noch ein wenig vor.


    Liebe Grüße


    Willi :thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup:

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  • Lieber Alfred,


    besten Dank für die prompte Erledigung!!


    Liebe Grüße


    Willi :)

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  • Beethoven, Sonate Nr. 2 AS-dur op. 2 Nr. 2
    Friedrich Gulda, Klavier
    AD: 1954
    Spielzeiten: 6:30-6:26-2:42-5:43 -- 21:21 min.;


    In dieser Aufnahme aus dem Jahre 1954 sieht es nach den Satzzeiten nicht so aus, dass Friderich Gulda die besonderen Wiederholungsvorschriften Beethovens beachtet. Das Tempo scheint normal zu sein und in der Dynamik lässt er sich auch noch Luft nach oben.
    Auch im Seitenthema, das er sehr ausdrucksvoll spielt, ist die Dynamikspitze noch nicht erreicht. Die Überleitung ab Takt 84 mit den Oktavtriolen spielt er sehr souverän und die Motivrückkehr aus dem Hauptthema spielt er mit sehr viel Schwung, erreicht aber z. B. in Takt 99 immer noch nicht das Fortissimo. Die Exposition wiederholt Friedrich Gulda jedoch.
    In der Wiederholung schiebt er die dynamischen Grenzen etwas nach oben, so z. B. in Takt 76 und 77 doch in Richtung Fortissimo.
    Auch in der Durchführung packt er dynamisch jetzt kräftiger zu. In der zweiten Hälfte spielt er auch die vertrackten Sechzehnteltriolen mit großer virtuoser Selbstverständlichkeit und endet in einem schönen Calando.
    In der Reprise legt er dynamisch abermals etwas zu, sodass jetzt sein Vortrag in etwa mit der Partitur in Übereinstimmung gelangt. Auch das Espressivo ab Takt 277 zieht wieder eindrucksvoll an uns vorüber. Und die letzten codaartigen pp-Takte harren vergeblich der Wiederholung.


    Das Largo spielt Friedrich Gulda noch etwas rascher als András Schiff und erst recht als Arrau, Korstick und Lill. Er verlässt doch, wie ich meine, schon etwas den Bereich des Largos, obwohl er es noch mit Ruhe spielt. Dynamisch lässt er sich auch in diesem Satz, z. B. in der Themenwiederholung in der Steigerung ab Takt 16 noch viel Platz, erreicht das ff dort nicht und ebenfalls nicht die musikalische Tiefe anderer. Erst in Takt 31 erreicht er das Fortissimo, und schon klingt das Ganze viel sinnstiftender. Die neuerliche Themenwiederholung spielt er entsprechend dem Thema, und in der neuerlichen Wiederholung steigert er dann doch noch weiter. So erreicht er in Takt 49 doch in etwa ein Fortissimo, und die Lagenwechsel danach spielt er wirklich sehr ausdrucksvoll, hin zum Themenausbruch, den er sehr dunkel dräuend beginnt und weiter dunkel bleibt bis hin zur überirdisch gespielten hohen Oktave. Nun stelle man sich das Ganze in noch langsamerem Tempo vor, das wäre wirklich herausragend. So klingt dann die tenuto-staccato-Passage ab Takt 68 doch ein wenig zu schnell.


    Das Scherzo Allegretto spielt Gulda auch rasch, allerdings wirkt auf diese Weise sein Rallentando doppelt. Im Minore erreicht er sogar einen Eindruck von steigender Dramatik, vor allem im zweiten Teil. Zum Schluss hin steigert er sehr schön. Er schließt dann das Scherzo Da Capo an. Etwas weniger Tempo wäre hier sicherlich auch mehr gewesen.


    Das gilt auch generell für das Rondo, in dem er zwischen einer und zwei Minuten schneller ist als die Referenzen Lill und Perl und immer noch fast eine dreiviertel Minute schneller als die Coreferenz Pollini. In den Couplets mit den hurtigen Sechzehnteln fällt das naturgemäß nicht so stark auf wie in den Refrains, die hauptsächlich in Achteln notiert sind. Das ist natürlich alles rhythmisch ausgezeichnet, und ich will hier keineswegs dem Selbstzweck das Wort reden, aber mit Allegretto verbindet man allgemein eigentlich ein beschaulicheres Tempo.
    Für das zweite Couplet, das den durchführenden Charakter trägt, passt das nun dramatisch Drängende schon eher. sehr schön spielt er auch das subito legato ab Takt 80.
    Im dritten Refrain wirkt das hohe Tempo wieder stärker, vor allem in den anfänglichen Zweiunddreißigsteln, ebenso im dritten Couplet. Im vierten Refrain wird es dann wieder etwas ruhiger. Sehr schön spielt er auch die Sechzehntelsextolen ab Takt 148 und die kurze Durchführungsreplik ab Takt 159, und im fünften und letzten Refrain fällt letztmalig das hohe Tempo auf, das einen tieferen Blick in die musikalischen Strukturen erschwert.
    Etwas weniger Tempo wäre generell mehr gewesen.


    Liebe Grüße


    Willi :thumbsup::thumbsup:

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    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Von Arrau war ich positiv überrascht. Vielleicht nicht gerade die spritzig-humorvollste Lesart, aber insgesamt überzeugend und nicht schleppend und überernst (wie leider in meinen Ohren manch andere seiner Interpretationen). Die Mittelsätze könnte ich mir beide etwas zügiger vorstellen, aber es ist jedenfalls noch im Rahmen. Der Kopfsatz funktioniert gut sowohl im spritzigen Tempo z.B. Guldas oder Kovacevichs als auch im etwas moderateren Arraus. Die relativ häufigen 16teltriolen sprechen m.E. eher gegen ein zu flottes Tempo, ungeachtet des "allegro vivace".


    Wer den Satz mal ganz analytisch und in Zeitlupe hören will, kann zu Gould greifen (der spielt etwa Viertel=90 ggü. Arraus 125 oder so). Funktioniert m.E. aber hier besser als in Goulds op.2/1.


    Tatsächlich lassen sich für das "largo appassionato" recht unterschiedliche Tempi rechtfertigen. Das fängt mit der Bezeichnung an: "largo" ist ein sehr breites Tempo, evtl. langsamer als adagio. "leidenschaftlich" kann aber durchaus als Warnung vor einem zu breiten Tempo gesehen werden. Leider sind auf meiner Kopie mit Czernys u.a. Metronomziffern gerade für diesen Satz nicht dabei. Kolisch meint Viertel: 36-44. Es muss jedenfalls gerade noch ein Puls in Vierteln erkennbar sein. Ein möglicher Parallelsatz, das Adagio (ebenfalls 3/4 und ein "rhythmisches Begleitmotiv") aus der 4. Sinfonie hat die Originalangabe 42 (84 für Achtel). Würde ich eher als Obergrenze sehen (wird in der Sinfonie auch fast nie so flüssig gespielt), aber die Interpretationen um ca. 6 min. (entspricht 40) sind jedenfalls historisch gesehen wohl nicht zu schnell.
    Arrau liegt bei 30, mehr largo als appassionato, aber sicher noch im Rahmen; Backhaus anscheinend etwa bei 50, was schon eher ein Andante ist.
    Ein Witz bei dem Satz ist ja die Kombination des langsamen "walking bass" mit dem "Choral". Gilels ist noch langsamer als Arrau, grandios wuchtig, aber eigentlich schon zu langsam, da ist der "Choral" nur noch schwer melodisch zu hören und man stampft mit dem Bass entlang ;)
    Jedenfalls ein erstaunlicher, beinahe einzigartiger Satz, bei dem man sich fast wundert, wie er in diese sonst eher verspielte Sonate hineingeraten ist! Weit origineller und "Beethovenscher" als der Mozartnahe Satz (der ja auch im Kern aus der Bonner Teenagerzeit stammt) in der ersten Sonate.
    Kovacevich ist mir im largo auch zu schnell, aber z.B. Gulda habe ich hier durchaus plausibel in Erinnerung.
    Gulda ist hauptsächlich im Finalrondo irre schnell, es gibt hier allerding auch entsprechende Angaben von Czerny und Moscheles (132-144, was ein normales allegro und kein "Grazioso" wäre, wobei das freilich keine Tempobezeichnung ist), die anscheinend die Virtuosität herausstellen wollten.


    Kolisch schlägt interessanterweise Viertel=100 vor, was vermutlich kaum jemand so langsam spielt (Gilels liegt in der Gegend), obwohl das angesichts der vielen "Girlanden" und der "Grazioso"-Vorschrift nicht unbedingt langsam scheint.
    Arrau liegt etwa bei 120, was mir ein typisches Tempo scheint, Kovacevich etwas schneller ca. 125.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Es freut mich sehr, lieber Johannes, dass du mal andere langsame Sätze Beethovens von der Schlüssigkeit her aufdröselst, obwohl ich mich frage., ob die Metronomangaben Czernys und Kolischs zielführend sind, will sagen, ob sie in Beethovens Sinne gewesen wären.
    Ich habe gerade noch mal die Zeiten Arraus und Guldas mit denen von Gilels und Kovacevichs verglichen, und da liegt Gulda in der Tat in der Mitte zwischen Arrau/Gilels und Kovacevich. Während ich in der Tat auch Kovacevich als sehr schnell empfunden habe, fand ich Gilels aber nicht als zu langsam, sondern als genau richtig, zumal Gilels, wenn er sehr langsam spielt, immer auch sehr spannungsrecih spielt.


    Liebe Grüße


    Willi :)

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  • Ich habe übrigens oben Unsinn geschrieben. Gilels ist ein Stückchen schneller als Arrau im largo: 7:37 ggü. 8:10. (Entspricht etwa dem geringen Unterschied von 32 vs. 30 Vierteln pro Minute.) Das ist eine fantastische Interpretation mit weiter Dynamik und sehr differenzierter Artikulation (wie fast immer bei Gilels). Arrau ist mir oft etwas zu einheitlich "groß im Ton" mit weniger deutlich abgesetztem staccato usw. Was in diesem Satz nicht stört, aber sonst manchmal etwas "tapsig" wirkt. Könnte teils aber auch mit der Aufnahmetechnik zu tun haben. Dagegen klingt Kovacevich (EMI) stellenweise beinahe unangenehm spitz und perkussiv, für eine relativ neue Aufnahmen nicht überzeugend.


    Gilels fehlt vielleicht ein wenig der Humor in manchen Passagen, aber seine Interpretation von op.2/2+3 gehören zu den allerbesten!
    Schade, dass op.2/1 fehlt, vielleicht hätte er die von mir imaginierte Mischung aus einem breiteren Kopfsatz und sehr schnellen Finale gebracht. Denn obwohl Gilels in einigen Sätzen (wie dem neulich diskutierten adagio in op.22, noch extremer in dem von op.10/1...) Langsamkeitsrekorde aufstellt, ist er in explizit Presto/Prestissimo u.ä. bezeichneten meist durchaus zügig unterwegs (z.B. Finale von op.31/3).


    Zwar habe ich keine Hammerflügel-Aufnahme des Werks, aber man muss natürlich immer auch bedenken, dass für die weniger tragfähigen historischen Instrumente in langsamen Sätzen oft ein flüssigeres Tempo notwendig ist. Gerade bei solch einem Satz mit relativ langen Notenwerten. Auf einem alten Instrument muss man vermutlich eher in Richtung Kovacevichs Tempo spielen.

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  • Interessant ist, lieber Johannes, dass Arrau diese 8:10 in seiner Aufnahme von 1964 spielt. In seiner letzten Aufnahme diieser Sonate von 1990 spielt er das Largo in 7:16 und ist somit wieder etwas schneller als Gilels.
    Man muss bei Arrau schon aufpassen, mit welcher Aufnahme man gerade unterwegs ist. Er hat z. B. etliche Male die Nr. 7 und 21 aufgenommen, und von der Nr. 23 habe ich, so glaube ich, neun verschiedene Aufnahmen. Ich kann das zur Zeit nicht nachprüfen, weil ich nicht zu Hause bin, aber sollte das nicht stimmen, werde ich mich später noch dazu melden.
    Was dein Urteil über Gilels op. 2 Nr. 2 angeht, sind wir ganz einer Meinung, über op. 2 Nr. 3 kann ich noch nichts sagen, da ich sie noch nicht besprochen habe.
    Vielleicht sollte ich sie als nächste Sonate besprechen, da sich das ja in diesem Kontext jetzt wohl anbietet.


    Du sprichst gerade auch den Hammerflügel an, und ich kann vielleicht in dem Zusammenhang ein Erlebnis berichten, das ich zwar schon in einem anderen Zusammenhang an anderem Orte berichtet habe, aber das auch hierher passt.
    Anfang 2015 habe ich innerhalb von 4 Tagen zwei Konzerte mit gleichem Programm erlebt.


    Zunächst spielte Ronald Brautigam auf einem Hammerflügel in der Kölner Philharmonie die Sonaten Nr. 8, 21 und 32 vor vollem Hause, wobei er sich die Seele aus dem Leibe spielte, und vier Tage später spielte Boris Giltburg diese drei Sonaten bei uns in Coesfeld auf einem modernen Bechstein, ebenfalls vor vollem Hause. Das war ein Unterschied wie Tag und Nacht. Nicht, dass wir uns falsch verstehen, Brautigam spielte pianistisch auf einem ganz hohen Niveau, aber er bekam eben in diesem weiten Kölner Rund akustisch kein Bein an die Erde. Ich meine, Beethovens Sonaten waren den Instrumenten seiner Zeit weit voraus, das sagte er ja auch zu einem seiner Bekannten oder Freunde, dass seine Klavier nicht gut seien. Das war ja, wenn ich mich richtig erinnere, auch ein Grund, warum sich ein gewisser Herr Steinweg entschoss, Klavierbauer zu werden, um ein adäquates Instrument für Beethvoens Klavierwerke zu erschaffen.


    Liebe Grüße


    Will :)

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  • Ergänzend möchte ich noch hinzufügen, dass der Thread über die erste Sonate bis heute fas zweieinhalbmal so viele Leser gefunden hat wie der über die zweite Sonate.


    Liebe Grüße


    Willi :)

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  • Ich schreibe das meist nicht dazu, weil ich zu faul bin, man aber meist richtig verstanden wird: Ich meine mit "Arrau" immer die 1960er Philips-Aufnahmen, weil ich keine anderen habe, mit Gulda immer die 1967 (ursprünglich) Amadeo, mit Gilels (ohne genauere Angabe) immer die DG-Studio (sollte ich mal die russischen live-Aufnahmen meinen, schreibe ich es dazu).


    Aber erstaunlich, dass der späte Arrau in diesem Satz fast eine Minute schneller und gar nicht mehr am "langsamen" Ende unterwegs ist.


    Die langsamste mir bekannte in den ersten beiden Sätzen ist Goulds mit 7:50 (ohne jegliche Wdh.!) und 8:40. Im Finale ist er vermutlich auch der langsamste, aber nur knapp (er spielt jedenfalls anfangs exakt die o.g. 100 Viertel/Minute und das hört sich relativ "normal" an)
    Das ist zwar alles schon sehr Gouldianisch-eigentümlich, funktioniert aber in dieser emotional neutraleren Sonate weit besser als in op.2/1 und ist stellenweise schon erhellend, ein wenig wie eine Röntgenaufnahme. Gould hat ja über Beethoven sehr widersprüchliche Äußerungen von sich gegeben, über einige der frühen Klaviersonaten sich aber sehr lobend geäußert, u.a. dass manche Sätze wie ein Streichquartett gesetzt seien. Und diese Satzweise kommt in Goulds sehr langsamen und transparenten Interpretationen besonders deutlich heraus.
    (Eigenartigerweise spielt er op.2/3, abgesehen von einem extrem langsamen Adagio mit Abstand am "normalsten" mit normalen/zügigen Tempi und ohne allzu auffällige Eigenheiten.)


    Ich will kein "Ranking" der drei Sonaten anstellen (die mit großem Abstand beliebteste und meistgespielte dürfte die brillante Nr.3 sein), aber ich finde die erste tatsächlich das problematischste Werk. Das Finale der f-moll ist für mich ein ungewöhnlich schwacher Satz und der langsame Satz sehr mozartnah und gar nicht zu vergleichen an klanglicher und sonstiger Originalität mit den langsamen Sätzen der beiden anderen.
    Die anderen beiden Sätze sind gut, aber insgesamt leidet die Sonate auch darunter, dass sie naheliegenderweise stärker als die beiden anderen mit ähnlichen passionierten Mollsonaten verglichen wird und da ist sie, ungeachtet einiger Unebenheiten in 10/1 mit Abstand die schwächste. Dagegen ziehe ich persönlich unter den virtuosen, breit angelegten viersätzigen Sonaten op.2/2+3 dem op.7 oder 22 sogar vor und selbst, wenn man das als persönliches Geschmacksurteil sehen mag, spricht die große Beliebtheit von op.2/3 doch dafür, dass das viele andere (auch Pianisten) ähnlich zu sehen scheinen.
    Die op.2/2 steht auch eher im Schatten, m.E. zu Unrecht und höchstens anhand des vielleicht etwas zu elegant-konventionellen Finales nachvollziehbar.

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  • Deinen letzten Satz, lirber Johannes, dass op. 2 Nr. 2 zu Unrecht im Schatten steht, kann ich aus meiner Sicht nochmals bestätigen, weil ich auch finde, dass sie eine komplette, asugewogene Sonate ist, ohne allerdings die Sonate Nr. 1 zurückzustellen. Und zu Nr. 3 kann ich erst mehr sagen, wenn ich sie auch besprochen habe, und ich glaube, das werde ich auch als Nächstes tun.


    Liebe Grüße


    Willi


    P.S. Über Gould habe ich meine ganz speziellen Ansichten.

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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  • Beethoven, Sonate Nr. 2 A-dur op. 2 Nr. 2
    Yves Nat, Klavier
    AD: 20. 9. 1955
    Spielzeiten: 6:57-5:45-3:15-5:53 -- 21:50 min.;


    Yves Nat spielt das Hauptthema und die Erweiterung in der Exposition das rhythmische Spiel zwischen Staccato und Legato sehr präzise und zeichnet auch die dynamischen Verläufe sorgfältig nach. In der Überleitung fließen die Sechzehntel-Triolen alert dahin, das Rallentando ab Takt 48 hätte er allerdings für mein Empfinden etwas mehr ausdehnen können.
    Das Seitenthema spielt er mit grandioser Verve, gipfelnd in den beiden ff-Zweiunddreißigstel-Figuren in Takt 76 und 78. Überwältigend auch am Ende der Exposition in der Überleitung und in dem zurückgekehrten Hauptthemenmotiv die zahlreichen Sechzehnteltriolen, die er mit ungeheurem Schwung spielt. Die Exposition wiederholt Yves Nat.
    Auch in dieser Aufnahme fällt mir wieder die strukturelle Klarheit seines Spiels auf. Wiederum treibt er das Geschehen im Espressivo des Seitenthemas energisch nach vorne. Wunderbar lässt er am Ende der Expositionswiederholung die Musik im bodenlosen Piano Pianissimo versinken.
    Ein Wesentliches Schwungelement in der Durchführung sind die immer wieder von ihm besonders betonten fallenden Vierzweiunddreißigstel-Figuren. Dabei lässt er in der Begleitung die Sechzehntelfiguren ganz natürlich weiterlaufen. Nach der abschließenden pp-3(8-Fermate (Takt 160) nimmt er mit der aus Takt 8 schon bekannten Sechzehntel-Triole erneut Fahrt auf, um in diesem a
    Abschnitt der Reprise zuzusteuern. Dieser Abschnitt, der mehr als die Hälfte der Durchführung ausmacht, hat es noch einmal in sich mit den kurzen Legatobögen in den ersten 18 Takten und den ab Takt 180 wild durch die Oktaven springenden Sechzehnteltriolen, die er ganz souverän und mit äußerster Präzision spielt- unglaublich! Am Ende der Durchführung (ab Takt 220) spielt er ein ergreifendes Calando und beginnt dann die Reprise präzise mit dem gegenüber der Exposition wesentlich größeren dynamischen Kontrast in einem veritablen Forte. Sehr groß ist auch der Kontrast zwischen dem pp in Takt 244-247 und dem dann folgenden Fortissimo. Ich meine, dass er das Ritartando in Takt 267ff. um einen Ticken präziser ausführt als das Rallentando 220 Takte zuvor.
    Noch einmal schließt er eine grandiose Steigerung im Seitenthema an mit den beiden Zielpunkten, den schwungvollen Zweiunddreißigstel-Figuren, diesmal in Takt 295 und 297, und den sich anschließenden Oktav-Triolen, diesmal ab Takt 303, und er lässt dann das Geschehen nach den letzten Sechzehntelketten wieder im Nirwana versinken. Leider kommen wir um das Vergnügen, Durchführung und Reprise noch einmal zu hören. Ich will das auch nicht mehr so stark gewichten, weil ich mir schon vorstellen könnte, dass das seiner schlimmen Erkrankung zuzuschreiben wäre.
    Jedenfalls ist dies ein grandiosen Satz.


    Im Largo appassionato schlägt Yves Nat allerdings ein höheres Tempo an als alle seine hier zum Vergleich herangezogenen Kollegen, eine Minuten schneller, als Pollini und Gulda und fast drei Minuten schneller als Arrau und Korstick. Das erscheint mir angesichts der Satzbezeichnung doch arg schnell. Die Einmaligkeit dieses Satzes, die sich m. E. hauptsächlich durch das langsame Tempo definiert, kann hier m. E. nicht so recht stattfinden.
    Allerdings trifft er die dynamische Linie der Themenweiderholung zwischen den Takten 15 und 18 sehr gut und fährt danach schön ins Piano zurück. Der leicht ins Moll abgedriftete Zwischen Teil ab Takt 20 würde m. E. im angemessen Tempo noch viel stärker wirken. Wenn hier ein Eindruck von Melancholie oder gar Trauer entstehen soll, so ist er m. E. nicht mit diesem Tempo zu erreichen.
    In der Themenwiederholung ab Takt 44 würde sich die tiefe Wirkung des ff-Crescendo noch stärker entfalten, wenn es langsamer wäre. Man stelle sich vor, was erst in dem ff-Ausbruch Takt 58ff und in der überirdischen hohen Oktave Takt 64ff möglich gewesen wäre.
    Nicht, dass wir uns falsch verstehen, das ist alles ganz wunderbar gespielt, aber die musikalische Tiefe eines Ciccolini, Lill, Perl Pollini, Gilels oder auch des späten Brendel wird hier nicht erreicht.


    Im Scherzo haben wir wieder eine andere Situation. Hier ist er wieder im richtigen Tempo, und über sein Rhythmusgefühl habe ich ja bisher noch kein negatives Wort verloren. Allerdings hätte er den dynamischen Verlauf im zweiten Teil des Allegretto in Takt 16/17 noch besser auf das Fortissimo fokussieren können. Das Rallentando in Takt 29/30 spielt er bestrickend und die Themenwiederholung gleichfalls.
    Das Minore spielt er grandios. und schließt dann das Scherzo Da Capo an.


    Im neunteiligen Rondo ist er nur unwesentlich schneller als Pollini, aber langsamer als Gulda, jedoch wesentlich schneller als Gilels, Korstick und Arrau.
    Den ersten Refrain spielt er voller Anmut und Grazie und schließt ein hurtiges erstes Couplet an. Dabei stimmen die dynamischen Verläufe und das rhythmische Gefüge vorbildlich. Der zweite Refrain schließt logisch an den ersten an. Das zweite Couplet, dessen erster Teil wiederholt wird, führt er zu einem in Moll gefärbten, überzeugenden Kontrast.
    Auch hier, in den Staccati, besticht wieder seine rhythmische Akkuratesse. Besonders auffällig wird dies wieder im zweiten Teil des zweiten Couplets, als sich das Geschehen unvermittelt aus dem Staccato ins Legato verwandelt und er wunderbar gleichzeitig ins subito pianissimo wechselt. Hier kommt wieder sein große Legatofähigkeit zum Tragen, die ich schon beim Hören der ersten Sonate bemerkte. Ebenso ansatzlos wechselt er wieder ins vorwärts treibende Staccato, das nach den absteigenden Sforzandi (Takt 97 bis 98 wieder in das Thema (III. Refrain übergleitet, wobei hier die musikalischen Figuren leicht verändert sind, wie so oft bei Beethoven. Wunderbar lässt er auch das Geschehen ins III. Couplet gleiten, wieder in den Sechzehnteln, die das Tempo wieder aufnehmen.
    Auch die leichten Veränderungen des vierten Refrains lässt er organisch in den Fortgang einfließen, die in die wunderbaren Sechzehntel-Sextolen ab Takt 148 hinüber fließen und dann in das letzte wieder staccato-geprägte Couplet führen, in dem sich ein letztes Mal der musikalische Horizont vorübergehend etwas verdüstert, um folgerichtig in den abschließenden, wieder das Thema aufgreifenden V. Refrain zu gleiten.
    Auch diesen führt er mit seinen lyrischen Fähigkeiten zu einem großartigen Ende.


    Ich verstehe es nicht, dass diese prachtvolle Sonate so im Schatten ihrer Schwestern steht. Jeder einzelne Satz bringt m. E. etwas im Sonatenschaffen völlig Neues, birgt eine ganz neue Rhythmik, eine tiefgehende Melodik und dynamische Überraschungen ohne Ende.


    Schade, dass sich Nat im Largo nicht zwei Minuten mehr Zeit gelassen hat, ansonsten ist dies eine grandiose Interpretation.


    Liebe Grüße


    Willi :thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).


  • Beethoven, Sonate Nr. 2 A-dur op. 2 Nr. 2
    Hans Richter-Haaser, Klavier
    AD: 1958-64
    Spielzeiten: 6:31-5:11-3:11-5:42 -- 20:35 min.;


    Hans Richter-Haaser legt von Anfang an einen entspannten Ton an den Tag, erreicht auch durchaus in den Takten 20, 32 und 34 das Forte, vollzieht aber die dynamische Terrassenbewegung (ff= Takt 40, p= Takt 42, sonder spielt einen dynamisch langsam absinkenden Bogen. Dafür spielt er das Rallentando Takt 48 bis 54 grandios. Auch das espressivo-Seitenthema spielt er sehr eindrucks- und ausdrucksvoll mit zwei deutlichen Fortissimi in den Takten 76 und78.
    Auch die Sechzehntel-Oktavwechsel und die dynamischen Kontraste im wiederkehrende Hauptthemen-Motiv sind vom Feinsten. Dann wiederholt er selbstverständlich die Exposition.
    Auch in der Durchführung gestaltet er die Themenabstiege mit der pfiffigen Sechzehntelbegleitung sehr flüssig und schließt dann ganz natürlich die Expositionswiederholung an, die in die höchstvirtuose Phrase mit den Sechzehnteltriolen übergeht. Auch diese Sequenz geht ihm leicht von der Hand.
    Auch die Reprise spielt er sehr aufmerksam, mit einem sehr schönen Ritartando in Takt 267 bis 273.
    Leider wiederholt auch er, ebenso wie Yves Nat, die zweite Satzhälfte, wo wie von Beethoven verlangt, nicht, wobei er noch deutlich langsamer spielt als Nat. Mit Wiederholung wäre er auf über 9 Minuten gekommen.


    Dafür, dass er das Allegro vivace vergleichsweise langsam gespielt hat, spielt er das Largo appassionato sehr rasche, etwa im Tempo eines Andante. Das ist nochmal erheblich schneller, als Nat es gespielt hat, fast eineinhalb Minuten schneller als Gulda und fast zweieinhalb Minuten schneller als Gilels. Man merkt in jedem Takt, dass es zu schnell ist und die musikalische Aussage nicht entsprechend getroffen wird. Am ehesten nähert er sich noch den dynamischen Verläufen, obwohl auch hier das Fortissimo in Takt 18 keineswegs erreicht wird.
    Das wäre alles ganz wunderbar, wenn es ein Andante wär, ist es aber nicht. Sehr eindrucksvoll klingt der Fortissimo-Ausbrcu ab Takt 58 und läuft auch schön in die überirdische hohe Oktave hinein, es fehlt aber das Spannende, atemberaubende des Largo-Tempos. Deutlich wird das nochmals im "tenuto" ab Takt 68 in den raschen Sechzehntel-Staccati. Es ist alles zu beiläufig.


    Im Scherzo ist Richter-Haaser temporal bei Yves Nat, etwas schneller als Gilels und Arrau, aber deutlich langsamer als Pollini und Gulda. Das Allegretto spielt er wieder grandios, temporal (das großartige Rallentando in Takt 29/30), rhythmisch und vor allem dynamisch stimmt einfach alles- welch ein interpretatorischer Kontrast zum eigentlichen Kernsatz der Sonate, dem Largo. Auch das Minore ist vom Feinsten. Daran schließt er natürlich das Scherzo Da Capo an.


    Im Finale ist er temporal bei Nat und Gulda, aber schneller als alle anderen, vor allem 2 Minuten schneller als Gilels und Arrau. Dennoch gibt der Satz auch dieses Tempo her, ganz anders als im Largo. Und Richter-Haaser lässt es hier auch schön fließen. Allerdings ist er im ersten Couplet in den Sechzehnteln schon an der temporalen Obergrenze angelangt. Im zweiten Refrain (ab Takt 41) beruhigt sich dann das Ganze wieder.
    In der ersten Hälfte des zweiten Couplets (ab Takt 57), die ja so etwas wie einen ersten dramatischen
    Höhepunkt darstellt, zieht er Dynamik und Tempo wieder an. Schneller darf es dann aber auch nicht mehr werden, sonst ist das Temposchema des Allegretto auch nicht mehr zutreffend. Natürlich machen die raschen Sforzandi nach dem Legatoabschnitt ab Takt 85 wieder gehörigen dramatischen Eindruck. Ich finde, wenn die Stacccatoachtel (ab Takt 92) langsamer gespielt würden (wie bei Gilels und Arrau), machten sie noch mehr Eindruck. Der Dritte Refrain bringt dann ebenfalls wieder entspannte Beruhigung, und im dritten Couplet muss er wieder aufs Tempo achten. Das ist dann vielleicht mehr Grazioso als Allegretto, und Beides unter einen Hut zu bringen, scheint offenbar nicht immer einfach. Auch im vierten Refrain stellt sich die gleiche Wirkung ein wie im dritten, und auch die grandiosen Sechzehntel-Sextolen, die ab Takt 148 bis 156 die Oktaven wechseln, sind hier temporal durchaus passend. Auch im letzten Couplet, in dem sich der Horizont nochmal geringfügig verdunkelt, passt diesmal das Tempo, auch in den Achtel-Triolen, und im letzten Refrain ist dann alles nur noch eitel Sonnenschein.
    Eine Einspielung mit Höhen und Tiefen. Weitgehend überzeugt haben mich Kopfsatz und Finale, grandios ist das Scherzo, und nicht überzeugt hat mich- leider- das Largo. Im Kopfsatz kommt hinzu, dass er die Wiederholungsvorschriften am Satzende missachtet hat.


    Liebe Grüße


    Willi :thumbsup::thumbsup::thumbsup:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).


  • Beethoven, Sonate Nr. 2 A-dur op. 2 Nr. 2
    Markus Schirmer, Klavier
    AD: 2002
    Spielzeiten: 7:10-7:53-3:11-6:48 --- 25:03 min.;


    Als ich meine bisherigen Referenzaufnahmen zur Hand nahm, sah ich, dass Markus Schirmer temporal ganz dicht bei Emil Gilels ist. Auch seine rhythmische und dynamische Ausgestaltung des Hauptthemas haben mich sofort überzeugt.
    Und auch temporal kam am Ende des Hauptthemas Takt 48 bis 53 ein sehr berührendes Rallentando heraus, das man auch nicht von jedem Pianisten hier so gehört hat. Immerhin ist dies meine 40. Rezension der Sonate Nr. 2.
    Im e-moll-Seitenthema steigert er sehr ausdrucksvoll in den terrassenförmig ansteigenden Wiederholungen des Themenbeginns.
    Die dynamisch sehr bewegte Überleitung ab Takt 84 mit den Sechzehntel-Oktavwechseln spielt er sehr eindrucksvoll, des gleichen die anschließenden Motivrückkehr aus dem Hauptthema. Natürlich wiederholt er auch die Exposition.
    Die anschließenden Durchführung spielt er im ersten Teil, in dem der Themenbeginn in den eilenden Sechzehnteln durchgeführt wird, mit kraftvollem dynamischen Impetus.
    Auch den wunderbaren Mittelteil mit den unentwegt vorwärts treibenden Sechzehnteltriolen, die von Oktav zu Oktav springen, spielt er mitreißend und endet die Durchführung mit einem vorbildlichen Calando.
    Auch die Reprise spielt er ohne Fehl und Tadel. Noch höher wäre es einzuschätzen gewesen, wenn er auch die Wiederholungsvorschrift am Ende der Reprise beachtet hätte. Hätten er und Gilels dieses getan, wären sie bis auf Sekunden mit John Lill gleichauf gewesen.


    Im Large appassionato ist Markus Schirmer deutlich langsamer als Emil Gilels, aber noch deutlicher schneller als John Lill. Aber er spielt es auch sehr ausdrucksvoll und legt auch den Beweis vor, dass man in diesem Stück, das immerhin mit der Vorschrift "Largo" überschrieben ist, tiefer zum Kern der Musik vordringt, wenn man sich dafür die nötige Zeit nimmt. Vielleicht noch etwas tiefer ist m. E. John Lill dorthin vorgedrungen, auf jeden Fall aber trennen auch Markus Schirmer Welten etwa von so schnellen "Largos" von Annie Fischer (5:29) oder gar Wilhelm Backhaus (4:47).
    Ganz wunderbar spielt er auch den melancholisch verhangenen Zwischenteil Takt 20 bis 31, und beendet es mit einem kurzen, knackigen Crescendo.
    Dieses von den Staccatosechzehnteln begleitete gleichförmige Schreiten muss ein gewisses würdevolles langsames Tempo haben, wie ich finde. Bei Markus Schirmer hat es das, auch in der Wiederholung des Themas. Welch eine wunderbare ff-Steigerung spielt er ab Takt 47 mit dem Zielpunkt Takt 48 auf der Eins. Und dann spielt er eine der schönsten Stellen in Beethovens gesamtem Sonatenkosmos, wo dieses unglaubliche kleine Seitenthema ab Takt 50 durch die Oktaven nach unten steigt und dann diese melodische Linie noch einmal in den Sechzehnteln wiederholt wird, das ist reine Himmelsmusik, gespielt von Einem, der weiß, wie es geht.
    Und dann der ff-Ausbruch, beinahe "Streng wie ein Kondukt", und ebenso schnell, wie wir glauben, dass es nach unten geht, sind wir wieder im Paradies, wenn Beethoven ab Takt 64 drei atemberaubende kurze Bögen komponiert, an die sich ab Takt 68 ein nochmals variiertes Thema in codaähnlicher Form anschließt, von Markus Schirmer kongenial interpretiert- keine Frage, dass die mehr als drei Minuten, die Markus Schirmer hier mehr investiert als Wilhelm Backhaus, ihn in diesem Satz um Äonen von Backhaus entfernen.


    Im Scherzo Allegretto ist Markus Schirmer in der etwas schneller als sowohl Emil Gilels als auch John Lill. Aber mir gefällt es so über die Maßen. Das schwingt einfach wunderbar (entspannt). Und auch hier, in den kleinen formen, ist Markus Schirmer weiterhin ganz konzentriert, spielt die dynamischen Steigerungen ebenso aufmerksam wie die temporalen Rückungen, zu. B. das Rallentando in Takt 29 und 30, über das doch etliche Pianisten einfach hinweg gespielt haben.
    Auch das Minore spielt er grandios und spielt natürlich auch das Scherzo Da Capo. Welch ein tolles Scherzo!


    Außer den schon in Sonate Nr. 1 eigenwilligen, aber nichts desto weniger verbindlichen Wiederholungsvorschriften, die Beethoven auch hier (im Kopfsatz wieder eingeführt hat, kommt hier im Finale noch etwas Neues hinzu, ein neunteiliges Rondo von geradezu mathematischen Binnenverhältnissen der neun Teile und dann alles im "Grazioso" mit immer wieder weit ausladenden Intervallen.
    Und von Anfang an hat er diesen grazilen Schwung in seinem Vortrag, auch im Couplet I. Auch die ungeheuer leichten, eingestreuten rhythmischen Akzente in Takt 46 und 38 fließen bei ihm so leicht ein, wie überhaupt die rhythmischen Finessen dieses Satzes.
    Auch maßvolle Rubati wie im Refrain II in Takt 43/44 fließen organisch ein. Und das stimmungsmäßig kontrastierende "staccato-sempre-Couplet II fällt keineswegs aus dem Rahmen. Ganz natürlich geht er von einer in die andere Variation über, die sich vor allem rhythmisch unterscheiden, vom Staccato sempre (in beiden Oktaven Takt 57 bis 66) zum Staccato (Takt 67 bis 79) und schließlich Legato (Takt 80 bis 86), dann wieder zurück zum Staccato.
    Wenn man denn über diesen Satz ein Sonatensatzschema überstülpen wollte, wäre dieses zweite Couplet sicherlich als Durchführung geeignet, ebenso wie der dritte Refrain ab Takt 100 denn als Reprisenbeginn taugen könnte. Jedenfalls kann man auch hier noch einmal bemerken, wie meisterhaft und zukunftsweisend schon diese zweite Sonate Beethovens ist und wie auch hier schon in reprisenförmigen Wiederholungen Beethoven beinahe unmerklich, aber auch deutlicher die musikalischen Formen und Verläufe verändert. wobei das Couplet I und III noch fast die größte Ähnlichkeit miteinander haben. Und Markus Schirmer spielt das alles so organisch fließend, als wenn er es selbst komponiert hätte. Sicherlich tun das auch Andere, aber es fiel mir nur wieder auf.
    Auch im IV. Refrain fügt sich wieder eine melodische Variation ein, die leicht ins Moll abgleitet (ab Takt 142, bis es sich in Takt 146 wieder nach Dur auflöst.
    Im IV. Couplet taucht die Verwandtschaft zum II. Couplet auf. Auch das ist alles von Beethoven wohl überlegt. Zugleich greift hier in diesem Couplet auch schon das Beethovensche Verkürzungsprinzip, während man den Refrain V in der zweiten Hälfte auch als verkürzte Coda sehen kann, von Markus Schirmer abschließend auch großartig dargebracht.


    Eine grandiose Aufnahme!


    Liebe Grüße


    Willi :thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Eine auch klanglich wunderbare Aufnahme! Ich hoffe, es geht weiter Schirmers Beethoven-Zyklus, die Aufnahmen erscheinen doch sehr unregelmäßig. Auch die CD mit op. 31 und op. 53 ist toll: zupackend, hochsensibel und er wählt eigene Lösungen. Man spürt die persönliche, intensive Auseindersetzung mit der Materie. Leider habe ich ihn noch nie live gehört, ich glaube auch nicht, dass Schirmer in den letzten Jahren in München aufgetreten ist, was ich schade finde.


    Viele Grüße
    Christian

  • Ich habe jetzt alle drei CD's, lieber Christian, mit den Sonaten Nr. 2, 3, 8, 13, 14, 16, 18 19, 20, und 21. Ich hatte schon an anderer Stelle gesagt, dass ich mich sehr gefreut hätte, dass er sich hier im Forum im Erinnerungsthread persönlich für die Geburtstags-Glückwünsche bedankt hat und dass ich deswegen seine bisher erschienen Aufnahmen so nach und nach in die entsprechenden Threads einfließen lassen möchte. Der Sonate Nr. 13 habe ich jetzt die Nr. 2 folgen lassen, weil ich diese CD zuletzt bekommen habe. Ich hoffe ja, wenn er dies liest, dass er sich möglicherweise äußert, wann wir mir weiteren Aufnahmen rechnen können.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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