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Die an der Staatsoper NUR die französische Fassung sang, insofern fehlt mir der Glaube, dass das mit der Deutschsprachigkeit stimmt - es sei denn, es wäre irgendetwas vor 1990, weil in den 1980er Jahren in der Philharmonie öfter mal Opern auf Deutsch konzertant gegeben wurden.mit Brigitte Hahn und einer Besetzung, die wohl an der Staatsoper im wesentlichen die französische Fassung sang.
Zitat
Ich find's gut
Dem kann ich mich nur anschließen. Joachim Kaiser etwa riet in seinem Videoblog, man sollte Wagners Libretto vor dem ersten Opernbesuch sorgfältig lesen.Außerdem bin ich der Meinung, man sollte sich vorher intensiv mit dem Inhalt der jeweiligen Oper vertraut machen. Zudem ist es auch gut und hilft mit der Zeit etwas von der anderen Sprache mitzubekommen.
Das ist wieder das alte Problem: man fordert Werktreue, allerdings nur hinsichtlich der Kostümierung und der Kulissen - Instrumente (Stichwort HIP) und die vom Komponisten gewünschte Sprache werden da gerne außen vor gelassen, hier akzeptiert man die ärgsten Verfälschungen. Eine Oper besteht aber nicht nur aus Kostümen und Kulissen, sondern aus vielen Feinheiten, was die Musik und das Libretto betrifft. DIE sollten m.E. zuerst ordentlich umgesetzt werden.ich finde die deutschen Texte wirklich gar nicht holprig. Und die alte Sprache finde ich absolut passend - wenn die Inszenierung denn auch entsprechend historische Kostüme und ein derartiges Bühnenbild liefert.
Auweh, ja, das kenne ich aus vielen Partituren, diese verwirrenden, alternativen Noten, die man in die Oberstimme setzt ...Ich bin ein Verfechter der Originalsprache, zumal Übersetzungen meist sehr fragwürdig sind und den Duktus des Originals verfehlen. Dann müssen musikalische Änderungen vorgenommen werden, wobei aus einer Viertelnote zwei Achtel werden
Was erschließt sich denn daran nicht? Beim Wort Gedanke ist genauso wie beim Wort "pensiero" die zweite Silbe betont und die letzte Silbe unbetont - beides passt exakt auf die von Verdie komponierte Melodie. Ganz doof waren die damaligen Übersetzer ja auch nicht!Die Melodie von "Va pensiero" ist so, dass das "o" am Ende tiefer gesungen wird, was angesichts des Klangs dieses Wortes fast logisch erscheint. Dass das "e" in "Gedanke" aber tiefer sein soll, erschließt sich mir nicht wirklich.
Ein Rezitativ dient dem reinen Texttransport und hat eigentlich gar keinen musikalischen Eigenwert. Wenn ich in diesem dem Textransport dienenden Rezitativ den Text aber icht transportiere, weil ich das in einer Sprache tue, die das Publikum nicht versteht, verfehlt dieses völlig seinen Sinn und Zweck - und übrig bleibe etwas Ödes, musiaklisch Minderwertiges, was seinem einzigen Zweck beraubt wurde.Etwa in Mozarts Rezitativen wäre es ebenfalls wichtig, bei der Originalsprache zu bleiben, denn er moduliert oft an bestimmten Stellen im Text; eine Übersetzung in eine andere Sprache bringt diese sorgfältig ausgearbeiteten Stücke durcheinander.
Noch problematischer finde ich es freilich, wenn der Text nicht nur an der falschen Stelle, sondern gar nirgends etwas Brisantes enthüllt, weil er in einer Sprache präsentiert wird, die der Zuhörer nicht versteht- und sich deshalb nur von den Vokalisen berieseln lässt und inhaltlich abschaltet...Wenn ein Originaltext erst am Ende eines Satzes etwas brisantes enthüllt, und der Komponist auf dieses letzte Wort einen bestimmten Akkord legt, dann ist es problematisch, wenn die deutsche Übersetzung das Geheimnis schon ein paar Notenwerte früher verrät, denn dann passt der Akkord nicht mehr zum letzten Wort.
Ich kann nur wenig Italienisch, jedenfalls viel weniger als Deutsch, aber ich würde nie sagen: "Das Werk muss so gefällig wie möglich (= originalsprachlich) sein, damit ich es NICHT verstehe...Ich kann z.B. kein Italienisch, aber ich würde nie sagen "Das Werk muss so gefällig wie möglich sein, damit ich es verstehe".
Wenn ich mich wirklich für ein Werk interessiere, und wissen möchte, was darin steckt, dann komme ich um eine gute deutsche Übersetzung nicht herum, es sei denn, dass Deutsch die Originalsprache ist.Wenn ich mich wirklich für ein Werk interessiere, und wissen möchte, was darin steckt, dann komme ich um die Originalsprache nicht herum.
Ein Rezitativ dient dem reinen Texttransport und hat eigentlich gar keinen musikalischen Eigenwert.
Noch problematischer finde ich es freilich, wenn der Text nicht nur an der falschen Stelle, sondern gar nirgends etwas Brisantes enthüllt, weil er in einer Sprache präsentiert wird, die der Zuhörer nicht versteht- und sich deshalb nur von den Vokalisen berieseln lässt und inhaltlich abschaltet...
Nein, genau das ist der Fakt! Und dazu passt die Aussage des Uraufführungs-Leporellos, dass in der Prager-Uraufführungsserie des "Don Giovanni" die Rezitative an jedem(!) Abend anders gesungen wurden. Offenbar maß der von dir erwähnte Mozart den Rezitativen selbet keinen musikalischen Eigenwert zu. Die Komponisten haben die Rezitative in der Regel so "komponiert" = gesetzt, dass der Text möglichst gut zu verstehen war. Das war alles. Nicht selten haben sie sogar die Ausführung der Rezitative irgendwelchen Schülern oder Kopisten überlassen.Du überraschst mich: so eine Aussage hätte ich einem oberflächlichen, uninteressierten Hörer zugetraut, aber nicht dir.
wenn man an mehr als nur oberflächlichem Textverständnis interessiert ist.
Wenn man an der Oberfläche bleiben und es darauf herunterbrechen möchte, dann stimmt das sicher.Oper wird interessant dadurch, dass die Musik den Text kommentiert.
Das Berauben eines Kunstwerkes um wichtige Eigenschaften tut dem Werk also gut, ein Werk immer so aufzuführen wie es ist wäre eine Verarmung; Rezitative haben keinen musikalischen Eigenwert. Nehme ich zur Kenntnis..Sollte das nicht mehr möglich sein aufgrund von argumenten von dir und anderen, zu denen sich auch immer gute Gegenargumente finden lassen, wäre das eine Verarmung, die der Gattung Oper ganz sicher nicht gut tut!
Fanatiker sind immer wahnsinnig überrascht, wenn sie erfahren, dass es noch eine andere, gegenteile Ansicht gibt als die eigene - und sie haben große Probleme, damit unzugehen!![]()
Ganz doof waren die damaligen Übersetzer ja auch nicht!
Fanatiker sind immer wahnsinnig überrascht, wenn sie erfahren, dass es noch eine andere, gegenteile Ansicht gibt als die eigene - und sie haben große Probleme, damit unzugehen!![]()
Es ist bedauerlich, dass du eine bisher sachlich verlaufene Diskussion auf so eine Ebene herunterzuziehen versuchst.
Der respektvolle Gesprächston hat nicht lange angehalten
Ich nehme an, dass dir das Thema sehr wichtig ist, und du deswegen so reagierst.
Du hast aber sicher Verständnis dafür, dass ich bei themenbezogenen Argumenten bleiben möchte, und kein Interesse an gegenseitigen Beleidigungen habe.
LG,
Hosenrolle1
Ich finde, darauf, dass es beiden nebeneinander geben sollte, also sowohl originalsprachliche als auch landessprachige Aufführungen geben sollte, sollten man sich ungeachtet aller persönlicher Vorlieben einigen können - alles andere wäre Fanatismus "an einem unrichtigen Objekt".
Hier stimme ich völlig mit Stimmenliebhaber überein. Ich habe die meisten der bekannten fremdsprachigen Opern zunächst in deutscher Sprache kennengelernt und habe damals auch immer mir die Texte dazu beschafft und vor der Vorstellung gelesen, um das, was auf der Bühne (oder auch im Rundfunk oder auf Schallplatte) gesungen wurde, besser verstehen zu können. Ich kenne manche der bekannten Arien, Duette oder Chöre heute noch teilweise (in deutscher Sprache) auswendig. Später habe ich dann die Werke in fremden Sprachen kennen und noch intensiver lieben gelernt, wobei ich heute bei weitem die fremdsprachige Version vorziehe, vor allem in den romanischen Sprachen Französisch oder Italienisch, in denen ich allerdings nur wenige Arien im Text auch auswendig kann (z.B. eines meiner Lieblingsstücke: "Nessun dorma").
Zitat
Zitat von Stimmenliebhaber: kann von meiner persönlichen Erfahrung her nur sagen, dass ich gerade die Oper in Originalsprache besonders genießen konnte, die ich entweder vorher schonmal in deutscher Übersetzug live erlebt oder zumindest als Aufnahme gehört habe.
Volle Zu - und Übereinstimmung, lieber Gerhard.Nehmen wir einmal "Rigoletto": Wieviel besser und auf die Musik angepasster klingt z.B. "Bella figlia dell'amore" als das deutsche "Holdes Mädchen sieh' mein Leiden" oder "La donna è mobile" gegenüber "Ach wie so trügerisch"?
Und bei manchen Übersetzungen habe ich nach Lesen der Texte in der Originalsprache (was ich aber nur bei französischen oder italienischen Texten könnte) festgestellt, dass einige deutsche Übersetzungen wegen der versuchten Anpassung auf die Musik bestimmte Inhalte auch ein wenig verfälschen.
Zum Halbsatz in Klammern: Eben! Und sofort nach der jeweiligen Pariser Uraufführung seiner "Offenbachiaden" (natürlich in der Landessprache seines Publikums) wurden diese überall in Europa nachgespielt - selbstverständlich in der jeweiligen Landessprache, weil das Verstehen des Textes natürlich wichtiger war als alle idiomatischen Fragen.So finde ich zum Beispiel, dass deutsche Übersetzungen von Offenbachs vielschichtigen, sprachverspielten im oft Deutschen eher hölzern klingen (obwohl Offenbach ja auch deutsprachige Libretti vertont hat).
Ich bin inzwischen der Auffassung, dass man die Janacek-Opern auf deutsch spielen muss.
... oder weil er wollte, daß seine Musik quasi "im tschechischen Tonfall" spricht? Letzteres wäre mehr oder weniger unabhängig davon, welche Sprache nun tatsächlich gesungen wird, obwohl eine Priorität wohl der Originalsprache zukäme.Und warum hat sich Janacek für solche "Sprachmelodien" entschieden? Aus idiomatischen Gründen? Nein, weil er wollte, dass die Texte in seinen Opern - im Gegensatz zur italienischen Oper - von seinem Publikum gutmöglichst verstanden werden.
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