Claudio Abbado - "übersehener" Großer?

  • Interessant ist, wie sich Threadtitel abnützen. Es stelt sich die frage, ab er zum Zeitpunkt des Threadstarts angemessen war - aber heute klingt er gradezu wie eine Parodie oder Verhöhnung

    Da gibt es nur eine Lösung, lieber Alfred: Den Threadtitel ändern! ;)


    Schöne Grüße
    Holger

  • Ich war am Freitag bei 2001.


    Wie dem Einstiegssatz zu entnehmen ist, handelt es sich hier um einen historischen Thread.


    Lieber Holger, ich gehe mal davon aus, das Du Deine Antwort auf Alfreds Beitrag Nr. 60 nicht ganz ernst gemeint hast. Darauf deutet der von Dir verwendete Smiley ( ;) ) hin. Im Nachhinein würde ich niemals inhaltlich etwas ändern an einem Thema, auch nicht die Überschrift. Dann bitte ein neues aufmachen. Was mich angeht, finde ich Themen, die sich entwickeln, in denen sich auch Irrtümer finden, die gegebenenfalls auszuträumen wären, spannender als die geballte Übereinstimmung. Nun bin ich nicht der Richtige, um etwas Erhellendes über Abbado sagen zu können. Mich hat er nie so ganz erreichen können. Mir war immer, als fehlte etwas. Und ich kann nicht einmal sagen, was.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent


  • Diese Box kann ich nur empfehlen! Für nur 20 Euro bekommt man neben der "Fantastischen Symphonie" einige schon früher einzeln erschienene Aufnahmen, die einfach klanglich deutlich klarer und sauberer klingen wegen moderner Digitaltechnik der Abmischung. Ich habe z.B. die 1. Mahler, meine CD Nr. 2 aus den 80igern. Der Unterschied ist deutlich, auch bei den Bartok-Konzerten mit Pollini, die im Vergleich mit dieser neuen Überspielung etwas aufgeweicht klingen.


    Schöne Grüße
    Holger

    Hm, interessant, daß der klangliche Unterschied so deutlich sein soll. Ist denn im Beiheft ein Remasteringhinweis angegeben?


    Die Bartok-Klavierkonzerte habe ich z.B. in zwei Ausgaben, original und OIBP-Remastert. Ich finde beide Ausgaben sehr gut. Es sind ja noch Analogaufnahmen. Vielleicht finde ich die unremasterte Version sogar besser - sie klingt naturbelassener, direkter, ungeschönter. Das passt sehr zu diesen Konzerten.
    Auch wegen dem Cover schätze ich diese Ausgabe sehr:


  • Wie dem Einstiegssatz zu entnehmen ist, handelt es sich hier um einen historischen Thread.


    Lieber Holger, ich gehe mal davon aus, das Du Deine Antwort auf Alfreds Beitrag Nr. 60 nicht ganz ernst gemeint hast. Darauf deutet der von Dir verwendete Smiley ( ;) ) hin. Im Nachhinein würde ich niemals inhaltlich etwas ändern an einem Thema, auch nicht die Überschrift. Dann bitte ein neues aufmachen. Was mich angeht, finde ich Themen, die sich entwickeln, in denen sich auch Irrtümer finden, die gegebenenfalls auszuträumen wären, spannender als die geballte Übereinstimmung. Nun bin ich nicht der Richtige, um etwas Erhellendes über Abbado sagen zu können. Mich hat er nie so ganz erreichen können. Mir war immer, als fehlte etwas. Und ich kann nicht einmal sagen, was.

    Lieber Rheingold,


    ich finde schon, der Titel hat sich überlebt. Denn wenn man in seinen späten Jahren einen Dirigenten nicht übersehen konnte, dann war es Claudio Abbado. Mich hat er seit meiner Jugend geprägt - einen nicht unerheblichen Teil des Orchesterrepertoires habe ich durch ihn kennengelernt. Und meine Hochachtung vor ihm ist bis heute stetig gewachsen.


    Diese Aufnahme von ihm kann ich nur empfehlen:



    "La Mer" zeigt alle herausragenden Abbado-Qualitäten. Das ist spektakulär-unspektakulär. Abbado setzt ganz auf das kommunikative Zusammenspiels der Orchester-"Solisten" muss man schon sagen, bringt sie als Dirigent auf die beste Weise "ins Spiel" und macht sich selber dabei unauffällig. Und alles ist unglaublich luzide! Am Schluss fliegt das Orchester wirklich auf Flügeln. Einfach beeindruckend!

    Hm, interessant, daß der klangliche Unterschied so deutlich sein soll. Ist denn im Beiheft ein Remasteringhinweis angegeben?


    Die Bartok-Klavierkonzerte habe ich z.B. in zwei Ausgaben, original und OIBP-Remastert. Ich finde beide Ausgaben sehr gut. Es sind ja noch Analogaufnahmen. Vielleicht finde ich die unremasterte Version sogar besser - sie klingt naturbelassener, direkter, ungeschönter. Das passt sehr zu diesen Konzerten.
    Auch wegen dem Cover schätze ich diese Ausgabe sehr:


    Ich habe geschaut, lieber Siamak, es steht leider nicht dabei! Die ungeschönte Direktheit ist natürlich da. Zum Vergleich habe ich diese Ausgabe:



    Schöne Grüße
    Holger


  • Ich weiß nicht, wie lange ich diese Aufnahme nicht mehr gehört habe – vielleicht 30 Jahre? Meine erste Berührung mit Mahlers 6. verlief über diese Abbado-Platte. Früher besaß ich sie auf LP – die Schallplatten sind aber schon lange verkauft. Da ich glaubte, diese Aufnahme „verinnerlicht“ zu haben, wurde sie einfach nicht in meine CD-Sammlung aufgenommen. „Schuld“ daran war sicher auch die Bernstein-Aufnahme mit den Wiener Philharmonikern – vielleicht Bernsteins beste Mahler-Aufnahme.


    Heute endlich höre ich Abbados 6. wieder und denke: Was für ein riesen Fehler, sie quasi „vergessen“ zu haben! Das ist wahrlich meisterhaft. Abbado zeigt hier seine ganz große Qualität, nämlich eine – man kann es nur so nennen – ideale Balance herzustellen. Freilich nicht etwa im Sinne eines egalisierenden Mittelmaßes. Nein. Er übertreibt nicht, und trotzdem wird nichts unterdrückt, sondern alles gesagt! Die 6. ist vielleicht Mahlers komplexeste Symphonie, weil sie scheinbar Unvereinbares vereint: sowohl einen Klassizismus als auch einen auf Schönberg und die Neue Musik vorausweisenden Expressionismus. Genau hier zeigt Abbado seine außergewöhnlichen musikalischen Qualitäten, diesen Drahtseilakt des Balancierens ohne jeden Wackler von Anfang bis Ende mit größter Umsicht, höchst intelligent und mit bewundernswerter Einfühlsamkeit in die emotionalen Tiefen durchzuführen. Der Marsch im Kopfsatz hat Wucht, „markig“ wie Mahler es vorschreibt und damit den nötigen Trotz der Verzweiflung, gleichwohl werden die „architektonischen“ Kontraste und Proportionen penibel und glasklar austariert. Anders als Bernstein braucht Abbado keine extrovertierten „Gesten“, um beklemmende Ausdrucksgewalt zu erzeugen. Beeindruckend auch das Gefühl, dass er das Scherzo eben nicht „nur“ wuchtig nimmt, sondern auch die gewisse Scherzo-Leichtigkeit gewährt, welche es als „klassisches“ Scherzo erscheinen lässt. Alle Facetten dieses Mahler typisch „komplexierten“ Scherzos sind hier in der Folge zu hören – die Stimmungsumschwünge bis hin zur rabenschwarzen Unheimlichkeit. Das Andante besticht durch eine niemals süßliche, aber dafür kraftvolle und zugleich punktgenaue, plastische Phrasierung, wie ich sie sonst nur bei Mrawinsky bewundern kann – Trauer nicht larmoyant, sondern als heftige Leidenschaft einer kraftvollen Seele als Fortsetzung der „diesseitigen“ Stimmung der 5. – dann freilich mit den tragisch kollabierenden „Durchbrüchen“, die vergeblich aus dieser Welt weg wollen in ein „himmlisches Leben“ . Das alles ist zudem absolut durchsichtig musiziert bis in die letzte Stimmenverästelung. Im Finale – dem hochkomplexen dramatischen Gipfel der Symphonie – zeigt sich ein Meisterstück an Gestaltungskraft des großen Dirigenten. Abbado dirigiert unglaublich präzise und subtil, wobei ihn das wirklich phantastische Orchester voll unterstützt, so als ob es spieltechnisch und musikalisch keinerlei Grenzen kennen würde. Eine wahrlich meisterliche Interpretation in jeder Hinsicht! Zum Glück spielt Abbado hier noch die Reihenfolge Scherzo-Andante und folgt nicht dem philologistischen Sündenfall der neuen Mahler-Edition, die Satzfolge umzustellen, was schlicht die Dramaturgie in der Satzfolge zerstört. (Mahler hat in dieser Hinsicht immer geschwankt, nicht nur bei der 6. Symphonie, und man sollte deshalb die Entscheidung der Interpretation überlassen und nicht auf formalistischen Kriterien herumreiten, denn wirkliche Eindeutigkeit lässt sich in dieser Frage unter Berücksichtigung wirklich aller Aspekte einfach nicht herstellen. Positivistisch betrachtet bleibt diese Frage deshalb letztlich unentscheidbar.)


    Ich brauche nur drei Aufnahmen der 6.: diese von Abbado, Bernstein mit den Wienern und den ebenfalls fabelhaften Vaclav Neumann mit der Tschechischen Philharmonie (Supraphon). :) :) :)


    Siehe auch:


    Gustav Mahler: 6. Sinfonie a-Moll - die Tragische


    Schöne Grüße
    Holger

  • Danke, lieber Holger, für diesen spannenden Hörbericht. ;)


    In Beitrag 11 in diesem Thread wird diese Aufnahme allerdings zu den "Luschen" in Abbados Diskographie gezählt.


    Ich selbst kenne dieses Werk zu wenig, um da wirklich mitzureden. Vor einigen Jahren empfand ich Mahlers Sechste jedenfalls als "schwierig" und habe damals die von vielen wohl als aalglatt empfundene Karajan-Aufnahme als einzige ertragen können. :stumm:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • In Beitrag 11 in diesem Thread wird diese Aufnahme allerdings zu den "Luschen" in Abbados Diskographie gezählt.

    Das halte ich für in krasses Fehlurteil, lieber Joseph. Da stehen ja noch einige andere angebliche "Luschen", auch die 9. mit den Wiener Philh. Bei der 9. habe ich mich für die Berliner entschieden. Abbado ist ja kein Dirigent vom Typ "Orchesterdiktator", sondern ein kooperativer Dirigent. Er arbeitet das heraus, was das Orchester tatsächlich kann. Und wenn die Wiener es mal nicht so gut können, dann hört man das eben auch (so mein Eindruck bei den Hörschnipseln der 9.). :D :untertauch:


    Die 6. ist schon "hart" - ähnlich wie für die 8. Schostakowitsch braucht man starke Nerven und einen "guten Tag" zum Hören. Das stimmt. :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

  • Ich selbst kenne dieses Werk zu wenig, um da wirklich mitzureden. Vor einigen Jahren empfand ich Mahlers Sechste jedenfalls als "schwierig" und habe damals die von vielen wohl als aalglatt empfundene Karajan-Aufnahme als einzige ertragen können.

    Versuch's mal mit dieser Aufnahme, die war jedenfalls für mich goldrichtig:



    Und ich hatte Michael Gielen live damit, das war auch nicht übel...

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Mahlers 6. ist inzwischen neben der 9. meine Lieblingssymphonie dieses Komponisten. Neben der Bernstein-Aufnahme mit den Wiener Philharmonikern (nur auf DVD) kann ich diese Aufnahme mit Benjamin Zander sehr empfehlen:



    Er spielt - wie es sich gehört - das Scherzo als 2. Satz, und den Finalsatz gibt es in zwei Versionen: einmal mit und einmal ohne den dritten Hammerschlag. Wie auch bei seinen anderen Mahler-Aufnahmen liegt eine CD mit sehr instruktiven Erläuterungen zum Werk bei. Die Klangqualität dieser Telarc-SACD ist phänomenal.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Zitat

    In Beitrag 11 in diesem Thread wird diese Aufnahme allerdings zu den "Luschen" in Abbados Diskographie gezählt.


    Es isr - wie so oft - eine Frage der Erwartungshaltung.
    Bernstein - er wird ja hier auch ins Spiel gebracht hatte einen regelrechten Streit mit den Wiener Philharmonikern, sie spielen ihn "zuwenig ordinär", begradigten und behüschten ihh. Letztlich dürfte sich Bernstein durchgesetzt haben. Bei Abbado kann ich mir so einen Streit nicht vorstellen. Er hatte den Ruf der Nachgiebigkeit und daß seine Einspielungen zuwenig "Biß" hätten. Dazu werde ich mich allerdings nicht äußern, für mich war er in erster Linie ein Dirigent von Verdi- und Rossini-Opern.
    Seine Alterskarriere habe ich nie wirklich verfolgt....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Bernstein - er wird ja hier auch ins Spiel gebracht hatte einen regelrechten Streit mit den Wiener Philharmonikern, sie spielen ihn "zuwenig ordinär", begradigten und behüschten ihh. Letztlich dürfte sich Bernstein durchgesetzt haben. Bei Abbado kann ich mir so einen Streit nicht vorstellen. Er hatte den Ruf der Nachgiebigkeit und daß seine Einspielungen zuwenig "Biß" hätten. Dazu werde ich mich allerdings nicht äußern, für mich war er in erster Linie ein Dirigent von Verdi- und Rossini-Opern.
    Seine Alterskarriere habe ich nie wirklich verfolgt....

    Diese Proben sind ja auch gefilmt worden, lieber Alfred. Da wurde es richtig laut. Bernstein schrie: "Ich weiß ja, dass ihr das spielen könnt, aber das ist kein Mahler!" "Nachgiebigkeit" beschreibt glaube ich Abbados Haltung nicht richtig. Bernstein ist auch ein solches Beispiel, dass ein Dirigent ganz bestimmte Vorstellungen hat und meint, jedes Orchester der Welt müsse die vollständig erfüllen. Er nimmt dabei keine Rücksicht auf die Traditionen eines Orchestern, vorhandene musikalische Eigenarten usw. Bei Karajan war das bekanntlich ebenfalls so (und natürlich bei Toscanini oder Mrawinsky). Ich habe mal eine Probe gesehen ich glaube aus Luzern, wie Karajan bei einer Schumann-Symphonie den Bläsern all das "verboten" hat, was sie an natürlicher Musikalität in die Musik hineingelegt haben: Phrasierung, Rhythmisierung usw. Ich dachte nur: Wie schade! :D Er wollte einfach nur seinen "reinen" Tonklang haben und sonst nichts. Abbado weiß auch ganz genau was er will und erreicht das auch, nur betrachtet er die Orchestermitglieder nicht lediglich quasi konstruktivistisch als "Klangproduzenten", die seinen Dirigentenwillen zu realisieren haben, sondern versucht als Motivator zu wirken, dass sie ihr Bestes geben. Bei der 9. mit den Wienern hört man natürlich das was Abbado will, aber im Vergleich mit den Berlinern ist da eben diese gewisse "konservative", akademische Haltung, wo sie einfach nicht so aus sich herausgehen und mit Abbado mitmachen wie die Berliner (ich habe nur Hörschnipsel gehört wohlgemerkt). (Selbst bei Carlos Kleiber finde ich übrigens, dass die Wiener nicht so ganz ihren Akademismus ablegen, jedenfalls in der Zeit damals. :untertauch: Heute spielt eine andere Generation von Musikern, die viel "sprechender" und unverkrampfter musiziert, sehr schön kann man das finde ich bei den Mozart-Konzerten hören, die Pollini spielt und auch dirigiert.) Wirklich wunderbar sind Abbados Aufnahmen der 3. und 4. Mahler in Wien, weil "ästhetisch" spielen können die Wiener Philharmoniker, das entspricht ihrem "Naturell". Auch Frische hat die Aufnahme der 4., man merkt, dass sich das Orchester mit dieser Musik identifiziert. Interessanter Weise bei Neuer Musik der Wiener Schule hat er die Wiener motiviert, aus sich herauszugehen. Diese Aufnahmen sind so glühend-expressiv, da lässt man jeden Boulez einfach stehen. Vielleicht liegt es daran, dass die Wiener Philharmoniker das als "ihre" Musik betrachten und das der Welt auch zeigen wollen, dass sie das am besten von allen Orchestern der Welt spielen können. Das Resultat jedenfalls ist einfach unglaublich - absolut unerreicht, finde ich:



    Bei Mitropoulos hat Abbado u.a. das Dirigieren gelernt (so habe ich es aus einem Film in Erinnerung), insofern interessiert mich die Mitropoulos-Aufnahme auch in dieser Hinsicht. Die werde ich mir jedenfalls noch besorgen, das hatte ich schon länger vor. :) Ich habe natürlich als Mahler-Liebhaber noch andere wirklich sehr gute Einspielungen der 6. Aber als "Mahlerianer" hört man nach Jahrzehnten auch anders und weiß dann bestimmte Dinge zu schätzen. Bernard Haitink, ohne Zweifel ein ganz großer, ungemein erfahrener Mahler-Dirigent, nimmt den 1. Satz der 6. wirklich klassizistisch. Das ist der Gegenpol zu Bernstein. Interpretatorisch gibt es da also sehr verschiedene Ansätze, die möglich sind. Wenn man Bernstein und Haitink als "Gegenpole" kennt, dann kann man auch besser ermessen finde ich, worum es Abbado ging und was die wirklich große und bedeutende Leistung dieser Aufnahme ist.


    Schöne Grüße
    Holger

  • Bei aller (teilweise berechtigten) Kritik an den Wiener Philharmonikern und ihrer späten Entdeckung von Mahler, muss man ja auch sagen, dass es bei den Berliner Philharmonikern nicht soviel besser aussah. Wer hat denn da in den 60er Jahren Mahler dirigiert? Es waren Gastdirigenten wie Sir John Barbirolli und Jascha Horenstein. Karajan hat sich damit vor den 70ern gar nicht befasst. Die Wiener Philharmoniker waren zumindest bereit, sich auf Bernstein einzulassen – bei den Berlinern blitzte er dagegen 1979 bei seiner einzigen Zusammenarbeit (Mahlers 9.) ziemlich ab. Mit diesem Orchester wurde er ja auch nie warm. Abbados Verdienst ist es wohl, dass er auch als Chefdirigent in Berlin dann viel mehr Mahler gemacht hat als Karajan, der sich nur mit der 4., 5., 6. und 9. (seltsamerweise nicht mit der 1.) anfreunden konnte. Unter Rattle gehörte Mahler dann schon ohne Frage zum Standardrepertoire der Berliner.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Mahler, Abado und das Luzerne-Festival Orchester, das gehört für mich zusammen. Es gehört zum Besten, was ich je von Mahler gehört habe. Und das trotz meiner Nummer 1, dem Gewandhaus mit Chailly.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • In meiner Besprechung der Video-Aufnahmen des Totenhauses (Janacek) habe ich die Aufnahme mit Abbado und mit Pierre Boulez verglichen. Bei Abbado eine absolute Körperspannung, Feuer, gepaart mit einer genauen Kenntnis der Partitur, während Boulez das alles so herunter wedelt (immer den Blick auf die Partitur). Einer der Taminos hat die Boulez-Aufführung in Wien gesehen und war sehr begeistert.
    Da waren wir uns einig, dass der Tonmeister das versemmelt haben muss.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Bei aller (teilweise berechtigten) Kritik an den Wiener Philharmonikern und ihrer späten Entdeckung von Mahler, muss man ja auch sagen, dass es bei den Berliner Philharmonikern nicht soviel besser aussah. Wer hat denn da in den 60er Jahren Mahler dirigiert? Es waren Gastdirigenten wie Sir John Barbirolli und Jascha Horenstein. Karajan hat sich damit vor den 70ern gar nicht befasst. Die Wiener Philharmoniker waren zumindest bereit, sich auf Bernstein einzulassen – bei den Berlinern blitzte er dagegen 1979 bei seiner einzigen Zusammenarbeit (Mahlers 9.) ziemlich ab. Mit diesem Orchester wurde er ja auch nie warm. Abbados Verdienst ist es wohl, dass er auch als Chefdirigent in Berlin dann viel mehr Mahler gemacht hat als Karajan, der sich nur mit der 4., 5., 6. und 9. (seltsamerweise nicht mit der 1.) anfreunden konnte. Unter Rattle gehörte Mahler dann schon ohne Frage zum Standardrepertoire der Berliner.

    Ja, lieber Joseph. Weder die Berliner noch die Wiener sind ein "Mahler-Orchester" mit Tradition. Kein Vergleich mit dem Amsterdamer Concertgebouw Orkest - die spielen Mahler so, als ob sie seine Musik mit der Muttermilch eingesogen hätten. Was "Mahlerisch" ist, das braucht man den Musikern einfach nicht zu erklären. Entsprechendes gilt für die Tschechische Philharmonie, die mit Mahler die 7. Symphonie uraufgeführt hat. Idiomatisches kann man von diesen Orchestern hören, was man anderswo vergeblich sucht. Immerhin muss man wirklich anerkennend zu den Wiener Philharmonikern sagen, dass sie ihre Lektion von Bernstein - wenn auch zähneknirschend - gelernt haben. Wenn dann später Boulez die 6. mit den Wienern spielt, profitiert er hörbar von Bernsteins "Arbeit". :D Von den amerikanischen Orchestern ist Chicago das Orchester, was finde ich am besten den Mahler-Ton trifft. Kein anderes Orchester spielt zudem große und größte Orchesterbesetzungen mit "schwerem Blech" dermaßen souverän und virtuos. Dazu kommt noch der volle, runde Klang des Orchesters. Ich habe ja das Chicago SO in Chicago mit Haitink gehört. Das ist schlicht ein unfassbares Niveau des Orchesterspiels - totale Homogenität, eine erlesene Klangkultur und eine keine Grenzen kennende Virtuosität. Jedes andere Orchester der Welt darf da ein wenig vor Neid erblassen. Die 6. Mahler ist wahnsinnig komplex und eine solch überragende Orchesterleistung als "professionalistisch" abzutun, ärgert mich schon ein bisschen. Man kann hier ja Abbado mit Abbado vergleichen. Diese "Wucht" zu Beginn der 6. (und hier ist sie idiomatisch) können die Berliner einfach nicht vermitteln, die man in Chicago hört. Besonders deutlich ist das bei der 1., der "Durchbruchs"-Passage mit den Bläsern. Die Urgewalt, mit der sie da in Chicago hereinplatzen, ist überwältigend, ganz so, wie es Mahler wollte. Das klingt mit demselben Dirigenten in Wien einfach harmlos und auch in Berlin eben nicht so. Es liegt also am jeweiligen Orchester. Für mich ist die 1. Mahler mit dem Chicago SO und Abbado bis heute meine "Überreferenz". (Bezeichnend war sie eine der ersten beiden CDs die ich kaufte, nachdem ich 1986 meinen allerersten CD-Spieler angeschafft hatte.) Unvergleichlich ist der Auftakt, die Morgendämmerung. So atmospärisch fein und leise hört man die Naturlaute in keiner anderen Aufnahme, die Streicherflageoletts, die nach Mahler das "Flimmern der Luft" hören lassen sollen - hier klingen die Streicher mal nicht hart und metallisch wie üblich, sondern "flimmern" tatsächlich.



    Technisch noch besser auf CD überspielt und günstig in dieser aktuellen Box:



    Abbados Mahler-Aufnahmen aus Luzern sind natürlich etwas ganz Besonderes - ich habe etliche auf DVD und die 2. auf CD. :hello:


    Einen schönen Sonntag wünscht
    Holger

  • Die 1. Mahler mit Abado aus Chicago werde ich mir mal in Ruhe anhören, und dann auch mit den Luzernern. Im Moment fehlt mir die Zeit, aber aufgefallen bei einem kurzen Blick ist mir schon, daß bei youtube die Luzerner 8 min. länger brauchen. Ich nehme erst mal an, da es eine Direktübertragung ist, daß Applaus u.a. die Dauer verlängern.


    Mit Freude habe ich in Luzern etliche bekannte Gesichter aus dem Gewandhausorchester gesehen.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Weder die Berliner noch die Wiener sind ein "Mahler-Orchester" mit Tradition.

    Naja, da ist jetzt ein bissl die Frage, wie man "Tradition" definiert? Eine durchgehende Mahler-Tradition gibt es nirgends, nicht mal in den Niederlanden, die ja in den 1940er Jahren auch besetzt waren. Sicherlich mag da die Lücke kleiner sein als bei den deutschräumigen Orchestern und die durchgehende Tradition mag länger sein. Dennoch haben die Berliner Mahlers Zweite immerhin uraufgeführt und seit spätestens Amtsantritt von Claudio Abbado nun auch schon eine seit drei Jahrzehnten bestehende druchgehende Mahler-Tradition, denn auch der Nachfolger von Abbado (den ich für einen der besten Mahler-Dirigenten überhaupt halte, gerade in Verbindung mit diesem Orchester), Simon Rattle, war und ist ja ein großer Mahler-Freund - egal, wie man zu seinen Interpretationen nun stehen mag. Angesichts dessen kann ich den zitierten Satz so nicht unterschreiben, selbst wenn die Tradition bei einigen wenigen(!) Orchestern länger und größer sein sollte.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Naja, da ist jetzt ein bissl die Frage, wie man "Tradition" definiert? Eine durchgehende Mahler-Tradition gibt es nirgends, nicht mal in den Niederlanden, die ja in den 1940er Jahren auch besetzt waren. Sicherlich mag da die Lücke kleiner sein als bei den deutschräumigen Orchestern und die durchgehende Tradition mag länger sein. Dennoch haben die Berliner Mahlers Zweite immerhin uraufgeführt und seit spätestens Amtsantritt von Claudio Abbado nun auch schon eine seit drei Jahrzehnten bestehende druchgehende Mahler-Tradition, denn auch der Nachfolger von Abbado (den ich für einen der besten Mahler-Dirigenten überhaupt halte, gerade in Verbindung mit diesem Orchester), Simon Rattle, war und ist ja ein großer Mahler-Freund - egal, wie man zu seinen Interpretationen nun stehen mag. Angesichts dessen kann ich den zitierten Satz so nicht unterschreiben, selbst wenn die Tradition bei einigen wenigen(!) Orchestern länger und größer sein sollte.

    Einverstanden! :) Das stimmt, die Thematik müsste man erheblich vertiefen, um wirklich aussagekräftige Schlussfolgerungen ziehen zu können. Von 1940 stammt ja diese sehr bewegende Aufnahme der 4. von Mengelberg aus Amsterdam. Mengelberg war als Mahler-Freund völlig paradox auch ein überzeugter Nazi, weswegen er nach dem Weltkrieg in Holland Berufsverbot erhielt. Die Frage ist: Hat das Orchester vielleicht gerade wegen der deutschen Besetzung nach 1945 die Mahler-Tradition so intensiv weiter gepflegt und vielleicht intensiver als andere? Und bezieht sich das auf einzelne Symphonien - oder den kompletten Zyklus? Oder wird erst sein der Mahler-Renaissance sein Werk komplett aufgeführt? :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

  • Von den amerikanischen Orchestern ist Chicago das Orchester, was finde ich am besten den Mahler-Ton trifft. Kein anderes Orchester spielt zudem große und größte Orchesterbesetzungen mit "schwerem Blech" dermaßen souverän und virtuos. Dazu kommt noch der volle, runde Klang des Orchesters. Ich habe ja das Chicago SO in Chicago mit Haitink gehört. Das ist schlicht ein unfassbares Niveau des Orchesterspiels - totale Homogenität, eine erlesene Klangkultur und eine keine Grenzen kennende Virtuosität. Jedes andere Orchester der Welt darf da ein wenig vor Neid erblassen.


    Das sehe ich genauso.


    Ich darf in diesem Zusammenhang noch eine Aufnahme ins Spiel bringen, die auf jeden Fall aufgeführt werden muss:



    Klaus Tennstedt mit dem Chicago Symphony Orchestra in einer mitreißenden Darbietung der 1. Symphonie von Mahler (1990). Derzeit wohl auf DVD leichter erhältlich als auf CD. Es handelt sich um eine der späten Aufnahmen des bereits kranken Tennstedt. Von all seinen Mahler-Interpretationen ist mir diese vielleicht die allerliebste. Sie übertrifft jedenfalls klar seine anderen Aufnahmen dieses Werkes, was – und da muss ich es nochmal betonen – natürlich auch am Orchester liegt.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Zitat

    Unter Rattle gehörte Mahler dann schon ohne Frage zum Standardrepertoire der Berliner.


    Ihm habe ich es zu verdanken, dass ich alle Mahler-Symphonien, verteilt über zwei Spielzeiten, live in den beiden Mahlerjahren 2010 und 2011 mit den BPh erleben durfte, allerdngs nicht alle in Berlin, sondern eine in Köln.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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  • Klaus Tennstedt mit dem Chicago Symphony Orchestra in einer mitreißenden Darbietung der 1. Symphonie von Mahler (1990). Derzeit wohl auf DVD leichter erhältlich als auf CD. Es handelt sich um eine der späten Aufnahmen des bereits kranken Tennstedt. Von all seinen Mahler-Interpretationen ist mir diese vielleicht die allerliebste. Sie übertrifft jedenfalls klar seine anderen Aufnahmen dieses Werkes, was – und da muss ich es nochmal betonen – natürlich auch am Orchester liegt.

    Da muss ich dann wohl ebenso endlich "altersweise" geworden, lieber Joseph, mein Verdikt über Tennstedt revidieren! :D :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

  • Die Aufnahme kann ich Dir, lieber Holger, wirklich ans Herz legen – ob nun als CD oder auch mit Bild als DVD. Ich glaube, Willi hat letztere und sich an anderer Stelle auch schon sehr positiv dazu geäußert.


    Ich zitiere mal eine Rezension von classical.net, wo mit Tennstedts eigener Studioeinspielung mit dem London Philharmonic Orchestra verglichen wird:


    "The Chicago Symphony roundly outplays their London Philharmonic counterparts, and the sound that EMI provided is also superior to the somewhat brittle studio installment. The Chicago brass are typically excellent, as are the playful woodwinds and well-captured strings. [...] All in all, this is a great disc for fans of the conductor, and a worthy supplement (or even replacement) for his EMI version. The closing pages are quite superior to the earlier effort, not rushed and featuring some stunning brass chorales."


    Nun habe ich andererseits Abbados Chicagoer Einspielung nicht vorliegen, dabei würde mich ein Direktvergleich wirklich mal interessieren. ;)


    Liebe Grüße

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Zitat

    Joseph II: Ich glaube, Willi hat letztere und sich an anderer Stelle auch schon sehr positiv dazu geäußert.


    So ist es, lieber Joseph. Die Aufnahme ist wirklich singulär.


    Liebe Grüße


    Willi :rolleyes:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Derzeit wohl auf DVD leichter erhältlich als auf CD. Es handelt sich um eine der späten Aufnahmen des bereits kranken Tennstedt. Von all seinen Mahler-Interpretationen ist mir diese vielleicht die allerliebste. Sie übertrifft jedenfalls klar seine anderen Aufnahmen dieses Werkes, was – und da muss ich es nochmal betonen – natürlich auch am Orchester liegt.


    Schade, dass die Sinfonie Nr.1 auf DVD unter Tennstedt mit der Achten (die mich NULL interessiert) gekoppelt ist. MIt jeder anderen Sinfonie hätte ich mir die DVD bestellt ... so bleibe ich aber gerne und äusserst zufrieden beim Chicago SO und zwar in meiner genialen Favoritenaufnahme ... ;) mit Solti (Decca) :thumbsup:

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Ich hörte gerade aus dieser empfehlenswerten Box



    das Mendelssohn-Konzert mit Shlomo Mintz. Das ist natürlich ungemein souverän musiziert. Es zeigt aber die Eigenart des Chicago SO in dieser Zeit, dass eher ein Orchester für die virtuosen Großbesetzungen war. Bei Mendelssohn fehlt einfach die gewisse lyrische Feinheit. Da ist dieser "große" Chicago-Ton, der einfach irgendwie nicht zum schlanken Mendelssohn-Klang passen will. Heute hat sich das allerdings grundlegend geändert - vielleicht durch die Haitink-Ära. So habe ich es in Chicago erlebt. Genau das, was dem Orchester damals fehlte, eine feinsinnige Klangkultur, besitzt es heute in überragendem Maße. Ich habe damals nach dem Konzerterlebnis Haitinks Aufnahme mit Ravels "Daphnis et Chloe" gekauft. Ich besaß schon Haitinks ältere Aufnahme mit dem Boston SO. Die Bostoner sind für ihre Affinität zu Ravels Musik berühmt. Und der direkte Vergleich zeigt: Die Chicagoer spielen sogar das Boston SO auch in dieser Hinsicht an die Wand. Wirklich beeindruckend!


    Schöne Grüße
    Holger

  • Kürzlich erschienen:



    Deutsche Grammophon präsentiert zwei Schubert-Symphonien mit den Wiener Philharmonikern unter der Leitung von Claudio Abbado. Dabei handelt es sich um die Wiederentdeckung eines bisher unveröffentlichten Live-Mitschnitts aus dem Jahr 1971. Abbados lange Zusammenarbeit mit den Wiener Philharmonikern begann 1966, als er Karajans Einladung folgend das Spitzenorchester zum ersten Mal dirigierte. Die Orchestermitglieder waren von der Leistung des jungen Musikdirektors der Scala so beeindruckt, dass sie ihn dazu aufforderten, in der nächsten Saison eines ihrer Abonnementkonzerte zu dirigieren. Das Konzert wurde vom Österreichischen Rundfunk am Pfingstmontag, den 31. Mai 1971, im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins aufgezeichnet. Jedoch geriet die Aufnahme in Vergessenheit, bis sie bei den Vorbereitungen für das 175-jährige Jubiläum des Orchesters wiederentdeckt und zur späteren Veröffentlichung ausgewählt wurde. Das Programm des Konzertes mit den Wiener Philharmonikern umfasste sowohl Schuberts “Unvollendete”, als auch dessen 5. Symphonie. Abgerundet wird die Ausgabe durch ein 20-seitiges Booklet mit einem neuen Essay von Wolfgang Stähr und einer Würdigung von Prof. Dr. Clemens Hellsberg, dem Vorsitzenden der Wiener Philharmoniker von 1997 bis 2017.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Mit dieser Aufnahme ist Claudio Abbado erstmals in mein Gedächtnis gerückt, als "neuer Stern" am Dirigentenhimmel, wie es in einem DECCA-Prospekt hieß:
    MENDELSSOHN BARTHOLDY: Sinfonien Nr. 3 "Schottische" & Nr. 4 "Italienische"
    Das muß so um 1969 herum gewesen sein, und seitdem konnte er von mir niemals mehr übersehen werden.


    LG, Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Mit dieser Aufnahme ist Claudio Abbado erstmals in mein Gedächtnis gerückt, als "neuer Stern" am Dirigentenhimmel, wie es in einem DECCA-Prospekt hieß:

    Hier gibt es die kompletten Decca-Aufnahmen, lieber Nemorino:



    Das alles - und den neu entdeckten Schubert - werde ich mir besorgen müssen.


    Diese Aufnahme aus derselben Zeit ist einfach ein Wunder (Abbado selbst sagte, um die "Nocturnes" von Debussy zu dirigieren sei er Dirigent geworden, man hört es!!!) und hatte besondere Bedeutung für mich, was die Erschließung des Orchesterrepertoires in meiner Schüler-Studentenzeit angeht:



    Er war einfach ein ganz großer Dirigent! :)


    Schöne Grüße
    Holger


  • Mittlerweile komplett gehört und für sehr gelungen befunden.


    Dass es ein Rundfunkmitschnitt des ORF und keine Studioaufnahme ist, merkt man in der "Unvollendeten" praktisch überhaupt nicht und in der Fünften nur sehr dezent (wenige Publikumsgeräusche, Applaus am Ende). Klanglich einer Studioeinspielung aus dieser Zeit eigentlich nicht unterlegen. Interpretatorisch kein überromantischer Zugang, aber auch nicht zu nüchtern-sachlich. Die Wiener Philharmoniker zeigen sich keineswegs geglättet; sehr gut, manchmal fast schroff die Blechbläser. Die "Unvollendete" gefiel mir noch besser, was auch an meiner grundsätzlichen Distanz zur Fünften liegen kann (von den frühen Schubert-Symphonien nicht gerade mein Favorit). Insgesamt durchaus eine Bereicherung der Diskographie.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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