Konzertbesuche und Bewertung

  • Bericht vom Schleswig-Holstein-Musikfestival 2017


    Recital von Grigory Sokolov


    Teil 2: Beethoven I


    3. Sonate Nr. 27 e-moll op. 90


    Spieldauer: ca. 13 Minuten


    Nach der Pause hörte ich ebenfalls zum ersten mal diese Sonate von Grigory Sokolov. Zum Vergleich höre ich hier Barenboim in seiner ersten Aufnahme aus den 60er Jahren. Sokolov wählte im Kopfsatz ein ähnliches Tempo wie Barenboim, maßvoll, und sehr ausdrucksstark und nicht ganz so dynamisch wie Barenboim, allerdings mit großen Kontrasten, d. h. Er ging in den leisen Echostellen, Takt 2, 6 u. a. Weiter zurück als Barenboim und schaffte so einen größeren Kontrast. Überhaupt habe ich die lyrischen Stellen selten ähnlich atemberaubend gehört wie vorgestern von Sokolov. Allerdings habe ich diese Sonate nach meiner Erinnerung nur noch einmal live gehört, und zwar vor vielen Jahren von Brendel.
    Auch die temporalen Bewegungen spielte Sokolov atemb3raubend, wie z. B. Das Diminuendo-Ritardando (Takt 13 bis 15) oder auch das darauffolgende in Takt 23/24 mit der nachfolgenden Fermate.
    Allerdings spielte Sokolov die Überleitung sorgfältiger als Barenboim. Eine Schlüsselstelle zwischen dem Sechzehntelabwärtsgang Takt 29/30 und 33/34 sind die beiden p-Achtel-Akkorde in Takt 31 und 32, die einfach als leises Echo gespielt werden müssen. Sokolov tut das, Barenboim leider nicht, sondern er donnert sie gedankenlos f/ff dahin.
    Den dynamisch höchst kontrastreichen Seitensatz ab Takt 45 spielte Sokolov einfach überragend mit dem anfänglichen Crescendo und dann wieder Diminuendo und dann in der zweiten Hälfte die gro0en Intervalle in der rechten Hand und die Sechzehntelintervalle in der Begleitung, hinein in die kraftvollen Achtelakkorde im Bass (Takt 67 und 71) in der Schlussgruppe. Auch die nahtlos anschließende rätselhafte Durchführung aus dem Pianissimo heraus in das großartige Crescendo hinein, sich immer weiter hochschraubend, spielte Sokolov grandios, worin ihm im Vergleich Barenboim aber kaum nachstand.
    Auch die zweite Hälfte der Durchführung mit dem wunderbaren lyrischen Seitenthema, immer von den anrührenden Sechzehntelintervallen in der oberen Oktave umspielt und sich in einer langen dynamischen Steigerung hochschraubend, spielte Sokolov atemberaubend bis zum ff-Höhepunkt in Takt 132, von da ab zurückgehend und nach einem kleinen Crescendo in die Reprise gehend.
    Leider spielt Barenboim die Zwischenakkorde wieder so laut, wo Beethoven sogar pp vorschreibt, dass mir dabei direkt unwohl wird. Bei Sokolov war mir an dieser Stelle äußerst wohl.
    Auch den Rest der Reprise mit seinen vielen kleinen und kleinsten dynamischen Wendungen spielte Sokolov sehr berückend, dabei auch ein ausgedehntes Ritardando – a tempo nicht vergessend- überragend.


    Hier schloss Sokolov im Gegensatz zu Barenboim den zweiten Satz, dieses wunderbare Schlussrondo in E-dur, übrigens Beethovens letztes Schlussrondo, natürlich „attacca“ an, vielleicht ein Ideechen schneller als Barenboim (ca. 8 Minuten zu 8 ½ Minuten), aber mindestens so ausdrucksvoll wie Barenboim und ähnlich zu Herzen gehend wie der in diesem Satz überragende Wilhelm Kempff.
    Die hier in diesem überirdischen Satz moderateren dynamischen Bewegungen wusste Sokolov in einem ständigen organischen Fluss zu halten, durch die längeren dynamischen Akzente und den fast durchgehenden Legatofluss (bis auf einige kurze Non-legato- bzw. Staccatoabschnitte im exponierenden Teil sowie in Durchführung und Reprise) wunderbar modelliert, wobei er dynamisch noch etwas zurückhaltender war als Barenboim, der z. B. In Takt 31 das -crescendo in einem veritablen Forte auslaufen ließ. Und wenn in einem so lyrischen Satz dann noch ein von Beethoven eigens so benanntes „Dolce“ auftaucht (ab Takt 60), dann hörte man vor allem bei Sokolov, warum. Immer wieder muss ich dabei an Kempff denken, der es auf wundersame Weise vorgemacht hat, wie man diesen Satz spielt. Sokolov kann es auch. Auch in den Wiederholungen blieb Sokolov auf diesem Höchstniveau, baute die etwas dynamischeren Verläufe, z. B. Zu Beginn des Durchführungsteils (ab Takt 106) und am Ende desselben organisch in den Ablauf ein, ohne den Fluss zu unterbrechen und leitete zur Reprise über.
    Auch hier gestaltete er die vielen dynamischen Wendungen und kleinsten Bewegungen oder die Kontraste z. B. in den 8 Takten mit Auftakt ab Takt 172 in f-p-Folge sehr behutsam, aber doch sehr deutlich, ohne diesen ganz großen, dynamisch moderaten Bogen in Gefahr zu bringen.
    Barenboim griff da durchaus kräftiger zu, aber die Zurückhaltung Sokolovs gefiel mir in diesem Moment mehr, weil ich sie dem Ganzen des Satzes für angemessener hielt.
    Wunderbar entfaltete sich auch unter Sokolovs Händen die doch recht lange (60 Takte) Coda, in der das Thema zwischen der tiefen und der hohen Oktave hin und her wandert und in einem nochmals grandiosen Ritardando-Accelerando sowie Diminuendo-Crescendo-Diminuendo endet- ebenfalls überragend gespielt.
    Doch anders als Sokolov, der hier ebenfalls attacca das Opus Summumm, die Sonate Nr. 32 c-moll op. 111 anschloss, mache ich hier erst wieder einen Punkt und berichte über diesen in jeder Hinsicht formidablen Abschluss des Konzert-Hauptteils morgen.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Hallo,

    http://www.st-konrad-amberg.de/sandtner-orgel.html

    Sonntag, 03.09.17, 18.00 Uhr – St. Konrad Ammersricht/Amberg
    Festlicher Barock
    Julia Jurgasch (Sopran),Jörg Altmannshofer (Barocktrompete) und Ludwig Schmitt (Orgel).


    Es ist nicht unbedingt erforderlich, in eine große, bedeutende Kirche mit ebensolcher Orgel und bekannten Interpreten zu gehen, um ein anspruchsvolles, musikalisch sehr beeindruckendes, geistliches Konzert zu hören.


    Programm: (Die eingestellten YouTube-Links dienen nur dazu, die Werke hörbar zu machen, es sind also nie die Konzertinterpreten.)


    A. Scarlatti – Arie con Tromba Sola, im Konzert eingerichtet für Sopran, Barocktrompete und Orgel
    I. Con voce festiva
    II. Si riscaldi il Tebro
    III Mio Tesoro per te moro
    https://www.youtube.com/watch?v=1iOIb3NN_gs
    Die Sopranistin kommt der Sopranisten des Konzert recht nahe - den Instrumentalpart übernimmt die Sandtner-Orgel und unterstreicht damit die Festlichkeit der Musik; leider kommt der Trompetenklang auf YouTube nur mangelhaft.



    Guilo Caccinl – Ave Maria, eingerichtet für Sopran, Barocktrompete und Orgel
    https://www.youtube.com/watch?v=gQAUuTLwm5Q Den Oboenpart übernimmt im Konzert die Trompete und deren Lautstärke wird sehr gut angepasst (vermindert).




    Händel – 6 Teile aus der Wassermusik, bearb. für Barocktrompete und Orgel



    P. D. Stachowizc – Konzert eingerichtet für Sopran, Barocktrompete und Orgel
    Leider keine YouTube-Einspielung



    Bach – Kantate BWV 51, bearb. für Sopran, Barocktrompete und Orgel
    https://www.youtube.com/watch?v=mM9lpVIC_JQ Den Streicherpart übernimmt wieder die Orgel, wodurch das Werk durch die professionelle Orgelregistrierung keinen Schaden nimmt.



    https://www.youtube.com/watch?v=rGvw6tZ5F8QBach – aus der Kantate BWV 147, Jesu bleibet meine Freude, bearb. wie vor]Diese Einspielung ist für Trompete und Orgel - zusätzlich mit Sopransolo habe ich keine gefunden (mit Chor "wie Sand am Meer") - und gerade mit einer Sopranstimme ohne Vibrato (aber mit verständlichem Text!) kam die Konzertinterpretation sehr gut bei mir an.



    Zusammen fassend:
    Die Ausführende/n müssen schon mehrmals gemeinsam musiziert haben, so genau war ihr Zusammenspiel, sowohl interpretatorisch, als auch die gegenseitige Rücksichtnahme in Bezug auf die Lautstärke ihrer „Instrumente“, was ein beeindruckend rundes und doch klar durchhörbares Klangbild ergab.


    Die Sopranistin hat eine wohltönende, klare, jugendliche Stimme ohne störendem Vibrato, passendem Timbre, sie singt intonationsrein mit guter Phrasierung.


    Der Trompeter spielt schon sehr professionell und gab mit dem festlichen Klang seines Instruments dem Konzert sein Gepräge, dabei nicht vergessend, dass Barocktrompete nicht bedeutet „immer strahlend laut“.


    Der Organist hat hervorragend registriert, dabei kamen ihm die Registriermöglichkeiten der Sandtner-Orgel sehr entgegen, was ich besonders bei den 2 Werken von Bach mit großer Freude hörte (es muss nicht immer „Silbermann“ sein und auch nicht immer genau dasselbe Klangbild haben, wie es zur Zeit Bachs üblich war).


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Hallo!


    Mit einem vorzüglichen Kenner der Streichquartettszene, der vor einigen Monaten Tamino verlassen hat, war ich vergangenen Donnerstag in der Liederhalle. Im Rahmen des Musikfestes 2017 besuchten wir ein leider nur spärlich besuchtes Kammerkonzert des Delian-Quartetts, das in drei der vier Werke von der Sopranistin Sylvia Schwartz ergänzt wurde.



    Das Konzert wurde eingerahmt von Haydns Streichquartett h-moll op. 33 Nr. 1, sozusagen der Geburt des Streichquartettes und Schönbergs Nr. 2, mit der er die Grenze zur Atonalität im dritten und vierten Satz überschritt.


    Dazwischen fanden sich zwei mir unbekannte Stücke:


    Die Komposition "Cantai un tempo..." des Komponisten Stefano Pierini (*1971) nach drei Madrigalen von Monteverdi aus gegenwärtiger Perspektive. Während das Streichquartett Monteverdis Musik in ein zeitgenössisches Werk transponiert, bleibt die Sopranstimme weitgehend in einigen Fragmenten am Original.


    Aribert Reimann (*1936) komponierte auf der Grundlage von Schuberts "Mignon" ein ebenfalls modernes Werk für Streichquartett und Sopran.


    Die beiden letztgenannten Werke haben sich mir auf´s erste Hören nicht erschlossen, zumal ich die Madrigale Monteverdis nicht kenne.


    Beeindruckend war die Perfektion und "Schönheit" des Haydn-Quartetts und das Schönberg-Quartett, das ich noch nie so bewusst gehört hatte.


    Das Delian-Quartett beeindruckte durch Spielfreudigkeit und perfekte Abstimmung mit Sylvia Schwartz, deren Sangesleistung mit sehr beeindruckt hat.


    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Ich komme eben von einem erfüllenden Konzert zurück, das ich in Köln erleben durfte. Es war dies meine Saisoneröffnung, gleichzeitig das erste Konzert in meinem Klavierabo un das erste von bisher 13 gebuchten Klavierabenden bzw. -konzerten. Gestern Abend hatte ich das große Vergnügen, zum wiederholten Male Elisabeth Leonskaja zu erleben:

    Sie gab einen reinen Schubert-Abend, und wer sie kennt, weiß, dass sie sich immer voll verausgabt und mit höchstem Risiko spielt. So auch gestern. Das Programm:


    Klaviersonate a-moll D.537 - 22 Minuten
    Klavieronsate C-dur D.840 - 26 Minuten
    Klaviersonate a-moll D.845 - 37 Minuten
    Zugaben:
    Klavierstück es-moll D.946.1
    (in der gekürzten Origninalversion)
    Impromptu Ges-dur D.899.3 (?) (insgesamt 20 Minuten)
    Wenn meine Zeit es zulässt, werde ich im Laufe des Nachmittags noch einen ausführlichen Hörbericht beibringen.


    Liebe Grüße


    Willi :)


    P.S. Am 10. Oktober wartet in dieser Reihe Vikingur Olafsson mit Bach, Glass und Brahms.

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • 24. 09. 17, 19 Uhr, Alte Oper, FFM:


    Pekka Kuusisto, Violine
    Philharmonia Orchestra,
    Esa-Pekka Salonen, Ltg.

    - Saariaho: Lumière et Pesanteur (2009)
    - Sibelius: Sinfonie Nr. 6 d-moll op. 104 (1914-23)

    - Pause -


    - Bjarnason: Violinkonzert (2017)
    - Sibelius: Sinfonie Nr. 7 C-Dur op. 105 (1914-24)


    Kommentar:


    Dieses Konzert war sehr gut.


    Mehr werde ich nicht schreiben, denn ich bin es leid, dass meine Beiträge regelmässig entwertet und in den Schmutz gezogen werden.


    Das habe ich nicht nötig. Deshalb strenge ich mich auch nicht weiter an.


    Mit freundlichen Grüßen,


    Agon

  • Ich bin vorhin von einem Konzertabend aus Köln zurückgekehrt:


    der isländische Pianist Vikingur Olafsson, * 14. 2. 1984,



    gab sich die Ehre in der Philharmonie und hatte folgendes Programm mitgebracht:


    - Johann Sebastian Bach, Partita VI e-moll BWV 830
    - Philip Glass, Etuden Nr. 9, 5, 6 und 20
    - Johannes Brahms, Sonate Nr. 3 f-moll op. 5


    An den Bach und den Brahms konnte ich mich dunkel erinnern, aber der Philip Glass war mir nur von meiner Erinnerungstätigkeit her bekannt, und natürlich hatte ich so auch schon von ihm gehört, aber noch nichts von ihm genört.
    Zuletzt konnte ich ihm am letzten Januartag dieses Jahres zum 80. Geburtstag gratulieren.


    Das Kennenlernen seiner Musik (jedenfalls eines ganz kleinen Teiles davon) sollte sich im Verlauf des Abends noch ergeben.
    Zunächst erschien der noch jungenhaft wirkende Pianist federnden Schrittes auf dem Podium und legte sofort los, mit Bach. Er produzierte einen klaren, transparenten Klang und zeigte, wie schön Bach klingen kann. Das für mich Erstaunlichste, wenngleich Erhoffte war, dass er offensichtlich keine technischen Schiwerigkeiten irgendeiner Art hatte. Frappierend war sein differenziertes Dynamikempfinden, selbst ppp-Stellen, auch im weiteren Verlauf, waren stets ganz klar zu vernehmen.
    Gelegentlich werde ich doch noch mal nachhören, wie die Herren Pinnock und Perahia aus meiner Sammlung das BWV 830 spielen. Von dem, was Vikingur Olafsson ablieferte, war (nicht nur) ich begeistert.
    Die größte Überraschung erlebte (nicht nur) ich, als er die 4 Etuden von Philip Glass spielte, wovon die ersten drei (s. o.) aus dem Jahre 1994 stammen und die abschließende Etude Nr. 20 aus 2014.
    Sofort "wurde ein Schuh draus", ich meine aus der Programmzusammenstellung. Auch in diesen Etuden war die Fähigkeit Olafssons, feinste dynamische Schattierungen hervorzubringen, zu bewundern, und schon an dieser Stelle, schon vor dem Brahms, nahm ich an, dass ich Olafsson gewiss nicht zum letzten Mal in Köln würde erlebt haben. Das war schon große Pianistik, die man hier hören konnte, und, was mich vor allem für diese Musik einnahm, waren die Harmonien, die genauso gut in das ausgehende 19. Jahrhundert gepasst hätten mit ihren spätromantischen Klängen oder ins frühe 20. Jahrhundert, mit den impressionistischen Einfärbungen, die auch von Debussy hätten sein können. Dieses äußerst positive Erlebnis, gekrönt von der letzten, erst drei Jahre alten Etude Nr. 20, deren wunderbaren lyrische Stimmung mich sehr berührt hat, hat dazu geführt, dass ich diese CD:


    unverzüglich auf meine Einkaufsliste gesetzt habe. Besonders an dieser Etüde konnte man ein Charakteristikum dieser Etüden erkennen, die der Komponist auf seine ganzen Musik ausweitet, die gemeinhin der "Minimal Music" zugerechnet wird. Philip Glass spricht lieber von dem Begriff der "Musik mit repetitiven Strukturen". Und das konnte man im Spiel Olafssons wunderbar studieren, wie er mit dem einfachen Themenbaustein durch die Oktaven nach oben wanderte und dann mit einer thematisch geänderten musikalischen Figur die Sequenz nach unten abschloss.
    Auch von der abschließenden Brahmsschen Sonate Nr. 3 war ich begeistert. Auch hier werde ich dieser Tage mal zum Vergleich zu Meister Rubinstein greifen. Auch bei Brahms hatte Vikingur Olafsson Gelegenheit, seine ausgereifte Technik und auch seinen Ausdruck zu demonstrieren, und wiederum seine dynamische Differenzierung. Auch sein Rhythmusgefühl halte ich für sehr weit gediehen, und ich werde ihn weiter im Augen behalten. Vielleicht spielt er ja bald auch mal Sonaten von Beethoven ein.
    Als Zugaben gab er ein wundervolles Stück von Rameau und eine, wenn ich ihn richtig verstanden habe, selbstkomponierte instrumentale "Ave Maria"-Version im romantischen Stil.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).


  • Aus der Vorfreude wurde echte Freude, es war ein tolles Konzert, dass das Stuttgarter Publikum zu zahlreichen Bravorufen animierte.


    Das Quintett wurde vom Modigliani Q verstärkt durch Teresa Schwamm gespielt, das Sextett von den Armidas plus Laurent Marfaing und François Kieffer. Und das Oktett...


    Echt gute deutsch-französische Zusammenarbeit war das, können sich die Politiker 'ne Scheibe von abschneiden, weiter so. :thumbsup:

  • Hallo!


    "Gestern" ist relativ...


    Am vergangenen Dienstag hatte ich die Gelegenheit, in der Alten Oper Frankfurt ein schönes und interessantes Konzert zu erleben.


    Anlass fr den Auftritt des Orchestre Philharmonique de Strasbourg unter der Leitung von Marko Letonja war die Eröffnung der Buchmesse 2017 mit ihrem Schwerpunkt "Französische Literatur" (der Präsident war nicht zugegen).


    Programm:


    Maurice Ravel: Ma mèrel´oye (mit einer Projetion von Live-Animationen von Grégoire Pont)
    Johannes Brahms: Dopperkonzert (Solisten Veronika Eberle / Gautier Capuçon)
    Hector Berlioz: Symphonie Fantastique


    Der Ravel war sehr beeindruckend. Die Untermalung (im wörtlichen Sinne) durch die Animationen fügtesich sehr gut ein, wenngleich natürlich ein Teil der Aufmerksamkeit nicht mehr bei der Musik war.


    Wer eine Vorstellung dieser Animationen möchte, kann sie sich hier verschaffen:


    https://www.gregoirepont.com/


    Solistisch war das Doppelkonzert natürlich hervorragend, wobei ich Veronika Eberle bis dato nicht kannte. Ich muss allerdings zugeben, dass mich das Doppelkonzert trotz all der interessanten Themen irgendwie nicht erreicht. Mir fehlt die musikalische Dichte (liegt vielleicht an mir).



    Immer wieder beeindruckend und perfekt gespielt war in der zweiten Hälfte des Konzerts die Fantastische Sinfonie.


    Als Zugabe gab es das Adagietto aus der Arlesienne - Suite von George Bizet


    Wer sich das Brahms-Konzert ansehen und -hören möchte, kann das hier tun:
    https://www.arte.tv/de/videos/076628-000-A/eroeffnungskonzert-zur-frankfurter-buchmesse-2017/?autoplay=1


    Als störend empfnd ich in der ersten Hälfte des Konzrtes ein ständiges Grundrauschen (möglicherweise die Projektion?) Bei Berlioz war es Gott sei Dank verschwunden.


    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

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  • Hallo!


    Am Feiertag Allerheiligen war es soweit - Christiane Karg bot Hindemiths Marienleben in der ursprünglichen Fassung in Feuchtwangen. Den Rahmen dafür gab die Konzertreihe "KunstKlang", für die Frau Karg als künstlerische Leiterin die Verantwortung hat. Veranstaltungsort war die Kirche St. Ulrich in Feuchtwangen.


    Mit von der Partie war Max von Pufendorf, der jeweils die einzelnen Teile aus Rilkes Gedichtzyklus rezitierte, im Anschluss jeweils dargeboten in der Vertonung von Paul Hindemith durch Christiane Karg. Sie wurde begleitet von Liese Klahn.


    Ein sehr beeindruckendes Erlebnis, hatte ich doch die Möglichkeit, mich durch die Arbeit von Helmut Hofmann auf den Abend vorzubereiten.


    Hierfür an dieser Stelle vielen Dank!


    Ich hatte vorher dennoch Bedenken, wie mich der Abend zurücklassen würde, ist die Vertonung ja durchaus modern und anspruchsvoll. Ich hätte nicht gedacht, dass es der Künstlerin mit ihrer Begleitung gelingen würde, trotz der Phasen Gedicht - Lied eine solche Dichte in der Darbietung zu erreichen. Interessant wäre, welche Gründe für die Aufführung der Erstfassung sprachen (die Glenn Gould offenbar als "the greatest song cycle ever written" bezeichnet hat).


    Schade war, dass einige Zuschauer bereits beim ersten Wort, das Max von Pfendorf sprach, meinten, sie müssten darauf hinweisen, es solle lauter reden. Ich frage mich, wie man die Lautstärke bereits nach zwei Worten einschätzen kann. Aber sei´s drum. Außerdem eine bedauerlich hohe "Räusper- und Hustendichte".


    Ein schöner und gelungener Abend, der meinen Musikhorizont erweitert und mir wieder bewiesen hat, welche hervorragende Sopranstimme in der Person von Christiane Karg auf den Bühnen unterwegs ist.


    Hier die drei Protagonisten im Bild:




    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Hallo,


    zum Abschluss des Luther-Jahres gab es am 31.10 ein Festkonzert unter dem Thema „Luther und der englische Gruß“ im Aufseßsaal des Germanischen Museums Nürnberg im Rahmen der Reihe „Musica Antiqua“, Mitveranstalter BR-Klassik, der das Konzert live übertrug.



    Die Ausführenden:


    Tanzensemble „Les Croquembouches“ (2Tänzerinnen, 1 Tänzer)

    Capella de la torre
    Solosopran, –tenor, Alt-Pommer, Schalmei, div. Holzflöten, Barockposaue, Bass-Dulzian, Laute, Truhenorgel, Percussion
    Gesamtleitung K. Bäuml



    Programm (T=mit Tanz):


    3 Stücke Anonym - Fanfare, Pavane T, Canto Rostoboli T
    C.Ortmayer, Symbolum D. Leonardo Tucher(i)


    Dialog 1, Maria und der Engel
    J. Desprez, Salve Regina
    Hess, Tanzweisen T
    https://www.youtube.com/watch?…aghoFznYSQm-PWk0MRPEvUC5G
    L. Senfl, Maria du bist gnadenvoll


    Dialog 2, Reformation 1517-1525
    T. Susato, Battaglia T
    Antiphon, Da pacem
    B. Reinarius, Verleih uns Frieden gnädiglich
    J. Walter, Ein feste Burg ist unser Gott


    Dialog 3 Hohes Lied Salomons
    Palestrina, Vergine bella
    Th. Arbeau, Belle qui tient ma vie T
    J. Desprez, Ecce tu pulchra est


    Dialog 4 Heirat und weltliches Leben
    G. Fogliano, L´amor donna chi´ote te porto
    Anonym, Dolc´amoroso focho
    P. Phalese, Gagliard „Au joly bois“ T
    M. Cara, Tante volte si, si, si
    Anonym, Turdion T
    A. v. Bruck, So trinken wir alle
    Th. Arbeau, Branle coupe´ Ecosse T


    Dialog 5 Himmlische Liebe
    Anonym, Ne piu´ bella di queste
    Anonym, Chi voul seguir la guerra
    G. Gastoldi, A lieta vita T



    In den Erläuterungen wurde auf die vielfältigen Beziehungen zwischen Nürnberg, Luther und dem engl. Gruß (V. Stoß) in St. Lorenz, Nürnberg verwiesen; auch auf die Besonderheit, dass der englische Gruß als Ausdruck der besonderen kath. Marienverehrung die Reformationsstürme überstanden hat. (Und er die fast vollständige Zerstörung von St. Lorenz im 2. Weltkrieg ebenso überlebt hat -im Kunstbunker.) Nürnberg war eine der 1. „Freien Reichstädte“, die sich der Reformation anschloss. Nürnberg war für Luther nicht nur wegen der Druckereien wichtig, sondern weil Nürnberg damals auch der musikalische Mittelpunkt Deutschlands war (mit Musiksammlungen und Verlegern); seine Texte und Lieder wurden auf „Flugblättern“ rasch verbreitet und ebenso rasch gesungen (das Internet von damals).


    Ausführlich wurde erwähnt und mit Musik bewiesen, dass es damals keine Trennung zwischen ernster/geistlicher und fröhlich weltlicher Musik gab. Auf bekannte Melodien wurde beiderlei Texte gesungen wobei die Instrumentalbegleitung durchaus verschieden sein konnte, ebenso Tempo und Rhythmus.





    Nach stundenlanger, aufwändiger Suche bei YouTube habe ich nur 1 Konzertstück gefunden in der Aufnahme mit cappella de la torre. Das liegt daran, dass cappella… ein tatsächlich einmaliges Ensemble ist, mit Gesangs- und Instrumentalsolisten, die ihr „Handwerk“ ganz hervorragend verstehen und wegen der Musikauswahl für das Konzert sehr wählerisch war und auf die exakt passende Zuordnung zum Konzertprogramm achtete.


    Bei YouTube gibt es unter „cappella de la torre“ eine Vielzahl von Aufnahmen, aber eben nur ein Stück des Konzerts. Es gibt bei YouTube auch Stücke des Konzerts, die aber vom Niveau absolut nicht passen und einen völlig falschen Höreindruck des Konzerts vermitteln würden.



    Das Tanzensemble stand im Niveau der cappella... in Nichts nach.


    Ich habe schon öfters in den Gärten des Tucherschlosses in Nürnberg der Schembart-Gesellschaft bei der Aufführung von Barocktänzen zugesehen - mit für Laien beachtlichem Niveau - auch die Musiker (halbprofessionell?) waren gut eingebunden


    Aber das konzertante Zusammenwirken von zwei prof. Ensembles habe ich so noch nicht erlebt; es gab viele Minuten heftigen Applaus und 4 Zugaben.


    Ein unvergesslicher Abend.


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Zweiter Bass, du Glückspilz! Erstmal das Programm (ich kannte nur wenige Stücke). Die Cappella de la Torre kannte ich dagegen gut; ein hervorragendes Ensemble! Das mit dem heftigen Applaus kenne ich gut, denn es sind meist nicht so viele Zuhörer da, die, die da sind, wollen unbedingt Alte Musik live hören und verstehen was davon. Das ergibt dann den Applaus.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Eigenwillige PaKo umgeben von britischer Mittelmäßigkeit


    Hallo!


    Lange schon habe ich mich nicht mehr so auf ein Konzertereignis gefreut, wie auf dieses:


    Paitricia Kopachinskaja spielt das Schumann´sche Violinkonzert, begleitet vom London Philharmonic Orchestra. Dirigent: Alain Altinoglu


    Davor Le tombeau de Couperin (Ravel) und die 3te Beethoven (Eroica) in der zweiten Hälfte.


    Gemeinsam mit der besten Ehefrau von allen lauschten wir der Ravel - Interpretation der Briten. Rund interpretiert - zum "warm werden" sehr gut geeignet.


    Das Schumann´sche Violinkonzert hatte ich mir in den Tagen zuvor 3 - 4 mal in unterschiedlichen Interpretationen angehört, da ich es bis dato nicht kannte. War es mir zuletzt sehr nahe, wurde es mir an diesem Abend wieder fremd. Möglicherweise muss man ein Werk sehr gut und in den verschiedensten Interpretationen kennen, um zu "er"kennen, wo die Einzigartigkeit von Patricia Kopachinakaja liegt. Bei ihrer Einspielung des Violinkonzertes von Tschaikowsky ist das gelungen, hier nicht. Dass das auch etwas mit Dirigent und Orchester zu tun haben könnte, wurde mir bei der Eroica klar.


    Die Erwartung auf ein Weltklasse - Orchester wurde leider enttäuscht. Ich wünschte mir mehr Klarheit, mehr Konturen, mehr Erkennen der einzelnen Instrumente. Ausnehmen möchte ich allerdings ausdrücklich die Blechbläser im 3. und 4. Satz.


    Um mein Urteil zu überprüfen, habe ich tags darauf die Eroica von Gielen, Dudamel und Szell gehört - und gefunden, was mir gefehlt hatte.


    Es ist Alain Altinoglu (den ich bis dahin nicht kannte) nicht gelungen, das Orchester zu dem zu führen, was es offensichtlich drauf hat. Und wenn da kein Funke springt, wie soll er dann auf das Publikum überspringen?


    Es war immerhin das dritte Mal, dass ich die Briten erleben durfte. 2014 mit Sol Gabetta und dem Cellokonzert Nr. 2 von Schostakowitsch, in der zweiten Hälfte Auszüge aus dem Nussknacker (wobei ich die Kombi eigenartig fand) sowie 2015 mit Sabine Meyer und Mozarts Klarinettenkonzert, in der zweiten Hälfte Sibelius 2te. Jeweils unter Vladimir Jurowski (s. lutgras Besprechung in Beitrag 1107). Daher weiß ich - das Orchester kann zu anderen Leistungen geführt werden.


    Diesmal wurde das Spitzenorchester nicht über Mittelmaß hinaus geführt - Wirklich schade.


    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Kammermusik der Spitzenklasse - Anne Sophie Mutter mit anspruchsvollem Programm in der Stuttgarter Liederhalle


    War der Konzertbesuch am Dienstag eher enttäuschend, durfte ich gestern einem Konzertereignis beiwohnen, das ich und meine Begleiter wohl nie vergessen werden.


    Anne Sophie Mutter gemeinsam mit Lambert Orkis und dem Kontrabassisten Roman Patkolo


    Programm:


    Brahms: Scherzo aus der FAE-Sonate
    Penderecki: Duo Concertante für Violine und Kontrabass
    Bach: Partita d-Moll BWV 1004 für Violine solo


    Pause


    Penderecki: Sonate Nr. 2 für Violine und Klavier
    Brahms: Ungarische Tänze (Auswahl)


    War das Scherzo aus der FAE-Sonate schon beeindruckend (nicht zuletzt auch durch den leicht verschmitzt wirkenden Lambert Orkis), beeindruckte das Penderecki-Werk (der Komponist wird am 23.11. 84 - Jahre alt -der Anlass zu diesem Abend) durch die eigenwillige und hoch interessante Kombination der beiden Instrumente. Ein Stück das hohe virtuose Ansprüche an die Interpreten erhebt.


    Dann die Partita: Ich gebe zu, dass ich die Bach - Partiten für Violine Solo noch nie konzentriert gehört habe. Was hier zu erleben war, versetzte die Stuttgarter in Ehrfurcht. Schloss ich die Augen, glaubte ich drei Violinen gleichzeitig zu hören. Vielleicht bin ich in dieser Beziehung noch naiv - ich wusste nicht, dass ein solch extrem virtuoses Geigenspiel möglich ist. Ich denke, ich war nicht der einzige, der zeitweilig zu atmen vergaß! Das ist perfekte Musik (und es gibt doch Kompositionen, die sakrosankt sind!).


    In der zweiten Hälfte die groß angelegte 2. Violinsonate des Geburtsgs-"Kindes". Der richtige Kontrast zur ersten Hälfte, wobei einzelne Stuttgarter (allerdings wirklich nur einzelne) den Fehler machten, nach diesem modernen Werk das Konzert zu verlassen. Gerade für diejenigen, die es gerne gefälliger haben, gab es noch drei Ungarische Tänze und drei Zugaben. Die letzte: Schindlers Liste für Violine und Klavier.


    Welch wunderschöner Abschluss. :hail:


    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Hallo!


    Ich möchte nicht damit hinter dem Berg halten, dass ein Kritiker der Stuttgarter Zeitung Anne Sophie Mutter bei ihrer Partita Nr. 2 deutlich kritischer sah:


    "Ein perfekter Abend also, wäre da nicht Anne-Sophie Mutters anfechtbares Bachspiel. Die zweite Partita mit der berühmten Chaconne hatte sie sich ausgesucht, doch nicht erst in diesem (Schluss-)Satz wurden Mutters Schwierigkeiten mit Musik offenbar, in der Form und Architektur eine maßgebliche Rolle spielen. Wo artikulatorische und klangliche Differenzierung nötig wäre, setzte Mutter auf Eloquenz: Etüdenhaft, mitnichten tänzerisch huschte da nicht nur die Gigue vorüber, die Chaconne zerfiel ihr nicht nur aufgrund seltsamer Tempowechsel in Einzelteile.""


    Ein Urteil das ich nicht nachvollziehen kann, doch fehlt mir bislang der Vergleich.


    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Ich hatte das für mich ganz besondere Glück, auf meiner dreiwöchigen Reise durch Japan gleich am zweiten Abend (31.10., dem Reformationstag) ein Konzert mit Masaaki Suzuki und dem Bach Collegium Japan in der Tokyo Opera City Concert Hall anhören zu dürfen. Für das Konzert, Teil der Reihe "Luther 500", gab es zwar online keine Karten mehr. Durch einen sehr netten Chat via Facebook mit einer Mitarbeiterin des Bach Collegiums bin ich doch noch an Karten gekommen, die ich kurz vor Einlass abholen konnte - das lief wie alles, was ich in Japan erlebt habe, immens professionell und dienstleistungsorientiert. Ein Konzert mit diesem Ensemble in einer Konzerthalle, die als eine der besten der Welt gilt, konnte ich mir einfach nicht engehen lassen!


    Zu Beginn gab Masaaki Suzuki eine längere Einführung, bei der es unter anderem um die Geschichte des Reformationstages und den Bezug zu Halloween ging.
    Auf dem Programm stand Passendes zum Anlass des Reformationstages:


    Zuerst acht Variationen von "Ein feste Burg ist unser Gott" von Martin Luther, Martin Agricola, Johann Walter, Dietrich Buxtehude, Johann Hermann Schein, Sethus Calvisius, Michael Praetorius und Hans Leo Hassler. Danach "Ein feste Burg" als Orgelsolo BWV 720, gespielt von Masato Suzuki, und als Bach-Kantate BW 80b/1. Vor der Pause gab es noch die Kantate "Gott der Herr ist Sonn und Schild", BWV 79.


    Nach der Pause ging es weiter mit dem Orgel-Solo "Nun danket alle Gott", BWV 657 und der gleichnamigen Bach-Kantate BWV 192 sowie abschließend BWV 80.


    Das Ensemble, Orchester wie Gesangssolisten, spielten mitschnittreif perfekt, das Publikum war japantypisch sehr diszipliniert, wobei man auch vereinzeltes Mitswingen im Publikum wahrnahm. Und die Konzerthalle wurde ihrem exzellenten Ruf gerecht - sehr transparentes Klangbild, jedes Instrument, jede Stimme ausgezeichnet hörbar.



    (Hier ein Bild des Konzertsaals von der Webseite)


    Nach dem Konzert gab es eine lange Schlange von Enthusiasten, die sich von Herrn Suzuki und den Sängern etwas signieren lassen wollten. Kurzum, es war ein sehr beglückendes Konzert, und ich höre die SACDs meiner Bach-Suzuki-Box nun noch einmal neu.


    Herzliche Grüße


    Christian

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



  • Ich hatte das für mich ganz besondere Glück, auf meiner dreiwöchigen Reise durch Japan gleich am zweiten Abend (31.10., dem Reformationstag) ein Konzert mit Masaaki Suzuki und dem Bach Collegium Japan in der Tokyo Opera City Concert Hall anhören zu dürfen.


    Lieber Christian, da wird man fast ein klein wenig neidisch. Japan wäre definitiv eines der Länder, das auch mich reizen würde. Man pflegt dort die klassische Musik (eigentlich ja ein europäisches Kulturgut) in einer Weise und auf einem Niveau, das mich immer wieder erstaunt.


    Hast Du noch weitere Konzerte in während Deines Japan-Aufenthalts erlebt?

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões


  • Lieber Christian, da wird man fast ein klein wenig neidisch. Japan wäre definitiv eines der Länder, das auch mich reizen würde. Man pflegt dort die klassische Musik (eigentlich ja ein europäisches Kulturgut) in einer Weise und auf einem Niveau, das mich immer wieder erstaunt.


    Hast Du noch weitere Konzerte in während Deines Japan-Aufenthalts erlebt?


    Lieber Joseph II.,


    das solltest du unbedingt tun, diese Reise. Nicht nur sind Japaner die achtsamsten und höflichsten Menschen, die ich bisher kennenlernen durfte - sie sind in der Tat auch sehr interessiert, wenn sie erfahren, dass man aus Deutschland stammt. Unter anderem habe ich in Kamakura ganz zufällig einen Universitätsprofessor kennengelernt, der im Unichor singt, Heinrich Schütz liebt und mich fragte, ob Suzuki in Deutschland bekannt sei. Er sprach auch ziemlich gut deutsch.


    Solltest du dich entschließen können, gebe ich gerne Tipps für schöne Orte. Was Musik betrifft, war dies leider der einzige Programmpunkt einer Reise, die vor allem der Architektur und Geschichte des Landes gewidmet war (ohne die kulinarische Komponente ganz außer acht zu lassen...).


    Herzliche Grüße
    Christian

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



  • Hallo,
    rd. 2/3 der Studierenden an der Musikhochschule Nürnberg kommen aus dem ostasiatischen Raum. Ich besuche öfter Vortragsabende der Studierenden (höhere Semester) und bin immer wieder erstaunt, mit welchem/r Fleiß, Hingabe, Begeisterung sich diese Menschen in die für sie doch fremde Musikkultur einleben, einfinden.

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

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  • Hallo Justin!


    Danke für die Kritik. Das zeigt, wie unterschiedlich die Qualität an verschiedenen Abenden ist oder wie unterschiedlich Wahrnehmung und Bewertung sein kann.


    Den Sciarrino spielte sie in Stuttgart übrigens auch.


    Hier ein Auszug aus der Kritik der Stuttgarter Nachrichten:


    "Ravels Suite „Le Tombeau de Couperin“ als Einspielstück zu Beginn klingt raffiniert und differenziert, aber die „Eroica“ nach der Pause kommt (in großer Besetzung) über den Eindruck des ordentlich Gespielten nicht hinaus – viel Widerständiges in Beethovens Sinfonie bleibt derart unentdeckt und ungenutzt, dass sich mancher die Exzentrikerin an der Geige zurückgewünscht haben mag. Zu viel bunte Farbe ist allemal besser als tristes Alltagsgrau."


    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Hallo!


    Am Dienstag wohnte ich im Hospitalhof in Stuttgart einem Liederabend mit Mark Padmore bei. Begleitet wurde er von Kristian Bezuidenhout.


    Um es vorweg zu nehmen: Ich war sehr angetan von seiner Darbietung, die Zusammenstellung der Lieder des Abends erschloss sich mir leider nicht so ganz.


    Die Auswahl lehnte sich an die Zusammenstellung dieser CD an:



    Das Programm begann mit drei Liedern von Joseph Haydn:


    She never told her love
    The Spirit´s Song
    Antwort auf die Frage eines Mädchens


    Anschließend:


    Mozart:
    Das Veilchen KV 476
    Abendempfindung KV 523


    Beethoven:
    Adelaide


    Schubert:
    Viola D 786


    Pause


    Beethoven:
    Mailied
    Neue Liebe, neues Leben
    Aus Goethes Faust
    Ein Selbstgespräch
    Resignation
    Abendlied unterm gestirnten Himmel


    Schubert:
    An den Mond in einer Herbstnacht
    Der Wanderer an den Mond
    Am Fenster
    Im Freien


    Bezuidenhout spielte auf einem Hammerklavier von Rodnes Regier, dem Nachbau eines Instruments von Conrad Graf.


    Ich fand den Sprung von Mozart zu Adelaide sehr groß. Dieses Lied wäre aus meiner Sicht geeignet als Abschluss der Beethoven-Reigens. Auch das Schubert-Lied Viola - so schön es ist - empfand ich als willkürlich dazwischen gesetzt.


    Das hat mir den Abend allerdings nicht verdorben, da ich die samtene Stimme von Mark Padmore sehr mag.


    Jetzt bringe ich noch die Hammerklavieranhänger gegen mich auf: Irgendwann dachte ich, wie viel schöner noch könnten die Lieder sein, wären sie auf einem modernen Flügel begleitet. :cursing:


    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Wie gewohnt klang das Jahr aus mit dem Silvesterkonzert des SWR in Stuttgarts Liederhalle


    Das Programm


    Leonard Bernstein
    Ouvertüre aus der Operette "Candide"


    Jacques Ibert
    Konzert für Flöte und Orchester


    Georges Bizet
    L'Arlesienne. Suite Nr. 2


    Camille Saint-Saens
    Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 1 a-Moll op. 33


    Maurice Ravel
    Boléro


    Interpreten
    Tatjana Ruhland, Flöte
    Frank-Michael Guthmann, Violoncello
    SWR Symphonieorchester
    Dirigent: Andris Poga


    Nach der fetzigen Ouvertüre gab es mit Iberts Flötenkonzert ein für Silvester eher ungewöhnliches, da doch recht anspruchsvolles Stück, brilliant gespielt von der 1. Soloflötistin. Die L'Arlesienne Suite kann man sicher delikater darbieten als gestern erfolgt, da hat der Dirigent eine der 10 Strauss'schen Regeln missachtet.


    "Wenn du glaubst, das Blech blase nicht stark genug, so dämpfe es nochmals um zwei Grade herab."


    Nach der Pause dann das erste Cellokonzert von Camille Saint-Saens, das ich lange nicht mehr gehört hatte. Ein wirklich wunderschönes und die Seele streichelndes Werk, sehr gut dargeboten vom 1. Cellisten des Orchesters. Als Abschluss dann Ravels Bolero, ein Stück, dass ich eigentlich nicht sehr schätze, das in einem Live-Konzert - wenn so perfekt dargeboten wie gestern vom SWR SO unter Andris Poga - seine suggestive Wirkung aber auch bei mir nicht verfehlt. Riesenbeifall im ausverkauften Saal. Die Zugaben mussten wir uns schenken, da ein Termin im Lieblingsrestaurant drückte.


    Schöner Jahresausklang.

  • Hallo!


    Donnerstag, 22.2.2018, Liederhalle Stuttgart:


    Konzert des SWR Symphonieorchesters
    Leitung Aziz Shokhakimov
    Solist Mischa Maisky


    Im ersten Teil des Programms war Dvoraks Cellokonzert zu hören. Das war solistisch technisch perfekt, wobei Maisky an dem Abend wenig Positives ausstrahlte. Auch der Funke zwischen ihm und dem Orchester schien nicht richtig überzuspringen. Ich muss allerdings gestehen, dass ich sehr müde war, was die Wahrnehmung sicher beeinträchtigte.


    Wurde meine Wahrnehmung durch die Müdigkeit getrübt oder wurde die Müdigkeit gesteigert durch die Aufführung? Wer weiß.


    Als Zugabe gab Maisky mit sehr leidenschaftlichem Ausdruck die Lensky Arie aus Tschaikowskys Eugen Onegin.


    Mit dem Eindruck der ersten Hälfte hätte ich hier in Tamino sicher nicht berichtet.


    Doch dann die zweite Hälfte. Ich hatte die 1. Sinfonie von Dmitri Schostakowitsch noch nie gehört - Was für eine Musik! Das Publikum war angespannt und bei jedem Ton dabei. Hier zeigte sich, dass das SWR Orchester kein zweitklassiges Ensemble ist sondern unter guter Leitung leidenschaftlich beeindrucken kann. Es war klar zu erkennen, das Shokhakimov sich "frei dirigiert" hatte. Es hatte den Eindruck eines Flow, der zwischen ihm und dem Orchester entstanden war. Ein Dirigent, der gerade mal 30 Jahre alt ist und noch jünger wirkt. Shokhakimov wurde 1988 in Taschkent (Usbekistan) geboren. Zur Zeit ist er Chefdirigent des Nationalen SO Usbekistan.


    Ein Abend der Schostakowitschs 1te schlagartig in die Reihe der Sinfonien katapultiert hat, die mich begeistern.



    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Noch draussen, hatte ich zunächst keinen so guten Eindruck vom Gewandhaus. Ein Konzerthaus, dessen Nordfront überzuhängen scheint, zudem einen klotzartigen Eindruck auf uns macht ? Wir haben (im Vorfeld) dann gerne gehört, dass dies der beste moderne Konzertsaal Europas sei und man Wände und Decke dann eben noch so drumrum gebaut habe, waren dadurch schon etwas beruhigter. Drinnen dann viel offenbar hochkarätige Malerei zwischen offenen, versetzt gestalteten Treppenaufgängen. Die anschliessenden Promenadenebenen mit ihren Saalzugängen hatten unglaublich saubere helle Teppichböden, welche eine edle irgendwie auch "häusliche" Athmosphäre erzeugten. Überall gut gekleidetes, freundliches Personal zur Information und zur adäquaten Getränke- und Häppchenversorgung. Schliesslich ein weiträumiger, hoher, völlig symmetrischer Konzertsaal mit bordeauxrot bezogenen Stuhlreihen und ausreichenden Zwischenfluren.


    Der Höreindruck war sofort sehr gut, alle Instrumente waren in ihren Klanggruppierungen gut zu hören, sowohl auseinander- als auch zusammenklingend. Es waren mindestens 10 bis 15 Hängemikrophone installiert, weitere Mikros ? Ein grosser Streicherschwerpunkt war rechts vorne, ein zweiter solcher links vorne mit etwas weniger hohen, dafür allen mittleren und tieferen Streichern. Holz in der Mitte nach oben mit Travers- und Piccoloflöten, Hörner (5- 7) links Mitte, schliesslich Trompeten (5- 7) ab hinten Mitte nach rechts, aussen dann Posaunen und die Tuba, Mitte bis aussen links die Schlagwerker.


    Programm:


    Richard Wagner: Siegfrieds Tod und Trauermarsch aus "Götterdämmerung"


    Bernd Alois Zimmermann: Trompetenkonzert (mit Untertitel "Nobody...") . Solist war Hakan Hardenberger.


    Dmitri Schostakovitsch: 8. Symphonie


    Wagner (10`):
    In die Stille vor Beginn brachen die Blechbläser mit ihrem mittellauten Anfangsakkord- auseinander waren sie !, der zweite Akkord - wieder auseinander!, der dritte - endlich zusammen ! - von da an war alles gut. Der hörbare und auch unhörbar fortschreitende Rhythmus war bei und für alle da. Mann, wie toll und auch laut dieses schauderhaft götterhafte Werk nun erklang und fort- und weiterstrebte. Die Streicher wirkten wie ein Rieseninstrument mit ...zig Obertönen. Zusammen mit den Hölzern betteten sie Blech und Schlagwerker warm und weich ein, bzw. gaben den lauteren (Blechen) den festen Unterbau.


    Zum zweiten Male habe ich diesen musikal. Komplex nun live gehört, jedesmal auch ein unerhörtes körperliches Erlebnis.


    Zimmermann (15`):
    Das ist nun ein nahezu harmonisches und ausgewogenes Werk mit vielen Zwischentönen, ohne eine Spur von Langeweile. Z. hat es 1954 als 36 jähriger geschrieben. Ein gutes Beispiel dafür, wie Musik in ihrer Rezeption den Gegensatz (?) von tonal und atonal regelrecht ungeschehen werden lassen kann. Das Orchester, ggü. vorher etwas verkleinert, war nun aber ergänzt um fünf Tenor- und ein Baritonsaxophon sowie um eine sog. Halbkorpusgitarre, wie sie im Modern Jazz verwendet wird. Rechts drüben, ich traute meinen Augen kaum, stand neben dem integrierten Konzertflügel eine Hammond Orgel mit angeschlossenem Schallverteiler der Marke "Leslie". Doch hier klang gar nichts nach Jazz.
    Der Trompeter zeigte nun, was man auf diesem Instrument überhaupt alles spielen kann. Jetzt hörte ich Töne, wie sie noch nie aus einem solchen Instrument in meine Ohren gelangt sind, geschweige denn aus irgendeinem einfältigen Synthesizer oder Lautsprecher gekommen sind (dabei bin ich gar kein Gegner von elektronischer Musik !)
    Hakan Hardenberger war auch äusserlich ein toller Mann. Ich musste an den Hafen von St. Tropez denken, wo er auch als Skipper einer grossen Segel- oder Motorjacht einen äusserst attraktiven Eindruck gemacht hätte.
    Das Publikum war begeistert.


    Schostakowitsch 8 (66`):
    Ich muss gestehen, dass diese Symphonie nicht mein Lieblingswerk von diesem Komponisten ist.
    Dennoch zwingt einen schon die Länge des ersten Satzes (Adagio, 29`) und dessen vorherrschende Machart, nämlich Unisono- oder zumindest langstreckig so klingende Streicher des erneut verstärkten Orchesters langsam singen aber auch hoch- oder tieferrücken zu lassen, zur Sympathie oder zumindest zum wachen Anhören dieser streckenweise spröden Linien. Man wird z.B. "belohnt" mit dem ein- oder sogar mehrmaligen Hörendürfen eines schönen reinen, vielleicht sonnigen Akkords, um sich dann wieder den weitertreibenden Graustufen auszusetzen. Dabei hat dieser musikalische Fortschritt genügend (?) hörbare Formaspekte, deren Aufnahme den Zuhörer auch zu sich herziehen können (Melodielinien mit deutlichen Anfangs- und Endtönen, Wiederholungen, Variationen, ab- und aufsteigende Linien etc.)
    Über die möglichen gewaltigen voluminösen Ballungen oder höhepunktarmes Fortschreiten oder sogar -schleppen hinaus weiss jeder Schostakowitschhörer, dass er irgendwann mit lyrischen, entspannenden Passagen regelrecht "beschenkt" wird. Da kann manchmal ein Tanzrhythmus dabei sein oder ein Scherzo.


    Das dankbare Publikum hustete und knuspelte nicht, gab einen langen, langen Beifall.


    Andris Nelsons, welcher nicht nur in der Tonträgerindustrie und den üblichen Medien, sondern auch in den angrenzenden Bereichen wie Museen, allgemeine und spezielle Touristik und sogar auf grossen Plakaten im Hauptbahnhof vorgestellt wird, ist ein gefragter Mann. Es wird mancherorts so geschrieben, als ob seine Gesundheit darunter leiden würde, dass er "überall" "obenauf" und "dabei" sei. Er benutzte während des Konzerts ein Dirigierpult mit schwarz lackiertem Geländer, an das er sich häufig lehnte oder an dem er sich mit der Linken festhielt und mit Rechts dirigierte. Vielleicht eine Empfehlung seines Arztes, etwas gegen schwachen Kreislauf zu tun. (Und das muss dann ja auch gar nicht krankhaft aussehen !?)

    MlG
    Damiro

  • Lieber Damiro,


    vielen Dank für Deinen sehr informativen und sachlichen Bericht. Das GWO ist ja mein Lieblingsorchester, der geographischen Nähe zu meinem Wohnort geschuldet, aber auch seiner hervorragenden Qualität wegen. Sicher 50 mal, besonders unter Blomstedt und Chailly war ich mit meiner Frau schon dabei, und unsere musikalisch beeindruckendsten Erlebnisse im Konzert waren immer mit Leipzig verbunden. Ob zum Mahlerfest 2011, im Rahmen von Anrechtskonzerten (wir hatten 2 Jahre Anrecht, aber dann war uns doch die Stunde Autofahrt pro Tour jeden Monat zu viel) oder mal einfach so bei ausgewählten Programmen, auch mit Gastdirigenten und Gastorchestern. Immer wieder beeindruckend ist die Akustik. Man hört im obersten Rang in der letzten Reihe fast besser als im Parkett ganz vorne.


    Mit Nelsons haben wir noch nicht so viel Erfahrung, einmal waren wir dabei (Bruckner 3 oder 6). Auch da fiel uns auf, daß er Halt am Pult suchte, das scheint aber eine Angewohntheit von ihm zu sein, ich habe jetzt ebei youtube ein älteres Video gesehen (mit Anne Sophie Mutter als Solistin, Carmen Phantasie), da nutzte er auch das Pult zum abstützen. Mal sehen, was das GWO 2018/19 so im Programm hat, Leipzig ist immer eine Reise wert.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Stimmt das, dass Chailly einfach so sang- und klanglos gegangen ("verschwunden") ist aus Leipzig ?


    Die einen sagen so, die anderen sagen so...


    Einiges kann man hier und hier lesen und sich seinen Teil dazu denken.
    Ich denke, Chailly hat sich in Leipzig nie wirklich zu Hause gefühlt und hat seinen Lebensmittelpunkt nie auch nur andeutungsweise nach hier verlegt. Ich weiß von Gewandhausmusikern, die seinen "Abschied" in der Tat eher als sang- und klangloses Verschwinden empfunden haben.


    Aber die genauen Zusammenhänge wird man nicht erfahren und sie sind letzten Endes auch ohne Bedeutung.

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

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