Woran erkennt man überhaupt Regietheater?

  • Lieber Alfred, du weißt gar nicht, was du angerichtet hast, indem du Otto Grünmandl hier vorstellst, den ich natürlich kannte. Seit meinem Wiener Semester bin ich ein Fan von österreichischem Humor. Zu meinen kostbarsten Erinnerungen gehören die Kabarett- und Schauspielauftritte von Helmut Qualtinger. Ganz viel Nestroy habe ich gesehen und zum Glück habe ich eine ganze Reihe davon auf DVD. Fritz Muliar habe ich live gesehen im "Raub der Sabinerinnen"; der ganze Saal hat Tränen gelacht. Auch Alfred Dorfer und Josef Hader habe ich oft gesehen (im Fernsehen). Beide haben zusammen einen traurig-komischen Film gemacht, der bei mir immer noch hoch im Kurs steht: "Indien". Ich hoffe du kennst den; wenn nicht, werde ich ihn besorgen und dir schicken.

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Der Tag der Banane bringt mich auf eine Idee, nämlich den Tag des Regietheaters. Dazu wird an einem zentralen Ort (etwa Frankfurt) ein riesiger zentraler Kostümfundus gebildet. Dieser hat zwei Schwerpunkte: die Toilette und die Nazis. Am Tag des Regietheaters werden in ganz Deutschland nur RT-Opern gespielt, und zwar mit den Kostümen oder Bühnenbildern "Motiv Toilette" oder "Motiv Nazis". Welchen Tag sollen wir da nehmen? Vielleicht Führers Geburtstag oder den Tag der Windel, der bekanntlich am 1.6. gefeiert wird.

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Ich denke, es wäre inzwischen an der Zeit, die spezifiche Zwangsneurose, an der manche Regisseure offenbar erkrankt sind (mit einem kräftigen Schuß analer Fixierung und Koprolalie/-phagie) unter den heute gebräuchlichen Diagnose-Manualen (ICD u.a.) zu erfassen. Dann wäre es evtl. möglich, einige Regietheaterhervorbringungen von den Krankenkassen finanzieren zu lassen, sofern sich ein Psychiater findet, der die Protagonisten während der Probe- und Aufführungszeit betreut.


    Dies sage ich hier ohne Scheu (und nur halb satirisch), da ich mich nach akademisch-philosophischer Auffassung ohnehin in den Chor der Dummen einreihen muß.


    Viele Grüße


    Joachim

    "Die Musik steht hinter den Noten" (Gustav Mahler)



  • :D
    Dieser Psychotherapeut sollte aber besser amusisch sein, damit es nicht zu gewalttätigen Übergriffen kommt.

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Es weht seit einiger Zeit ein eisiger Hauch des Neokonservativismus - weltweit - nicht nur in Osteuropa. Manche haben das noch nicht registriert. Es wird noch ein paar Jahre dauern (ironischerweise werde ich das vielleich nicht mehr erleben) aber dann wird er sich Bahn brechen


    Wie der Ausgang der Präsidentenwahl in Frankreich zeigt (ebenso wie vorher in Österreich), musst Du wohl wirklich noch ein paar Jährchen warten, bis die von Dir so ersehnte Wende eintritt. Es bleibt Dir noch die Auswanderung nach Ungarn, das ist ja nicht weit von Wien :baeh01:


    Und ich lege jetzt die Marseillaise auf!

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Das hängt davon ab, ob man die regionale Tageszeitung liest, um sich über das Kulturleben zu informieren. Die bringt gewöhnlich einige Tage vor der Premiere ein Interview mit dem Regieteam und/oder dem Dirigenten bzw. einen Bericht über den aktuellen Probenstand. Dem Text und den Fotos ist unschwer zu entnehmen, ob das Stück auf der Bühne auch wiederzuerkennen sein wird.
    Wenn z.B. Donizettis Liebestrank (statt in einer ländlichen Gegend Oberitaliens) in der verrosteten Gebläsehalle eines Stahlwerks angesiedelt wird, dann kann der Leser, der das Stück schon kennt, erkennen, dass er mit der Neuproduktion nicht die heitere Oper, sondern die Selbstdarstellung des Regisseurs zu sehen bekommt. Das hat den Vorzug, dass er sich den Weg zum Opernhaus sparen kann.
    Schwieriger wird es, wenn es sich um einen verliebten jungen Mann handelt, der seiner neuen Eroberung mit einem Stück über die Liebe imponieren will. Denn Liebe zwischen verrosteten Maschinen macht die Angebetete nicht unbedingt an. Da aber junge Leute selten Zeitungen lesen, kommt diese Erkemnntnis vermutlich zu spät.
    Ähnlich verhält es sich mit jeder beliebigen Oper - warnt Sixtus

  • Woran man es erkennt?
    Wenn z.B. Donizettis Liebestrank (statt in einer ländlichen Gegend Oberitaliens) in der verrosteten Gebläsehalle eines Stahlwerks angesiedelt wird, dann kann der Leser, der das Stück schon kennt, erkennen, dass er mit der Neuproduktion nicht die heitere Oper, sondern die Selbstdarstellung des Regisseurs zu sehen bekommt.
    Das hat den Vorzug, dass er sich den Weg zum Opernhaus sparen kann.

    Völlig richtig, so sehe ich das auch. Aber wie ist es denn hier bei vielen Mitgliedern des Forums? Wenn hier jemand Szenenfotos, oder z. B. den Link mit der Tosca aus Halle,
    von La Roche reingestellt kommentiert, eigenes Zitat: Nicht für Geld und gute Worte, würde ich mir diese Tosca antun wollen, dann wird gleich über einen hergefallen -
    wie kann man denn anhand einiger Fotos und zwei Minuten Trailer, sich solch ein (Vor-) Urteil erlauben. Mir und vielen anderen reichen aber solche kurzen Sequenzen,
    um mir ein Urteil zu bilden. Ich selbst habe so viele gute Aufführungen /Inszenierungen gesehen, daß ich an dieser Gewohnheit festhalte und daran wird sich auch nichts ändern.
    Ich brauche und will im Theater keine philosophische Vorlesung, Lehrstunde oder Neudeutung. Andererseits, wem so etwas gefällt, mag er hingehen, wer´s halt braucht...


    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Lieber chrissy,
    Ich bin über keinen hergefallen , sondern habe genau wie ihr, meine Meinung geäußert. Ich bin grade im Düsseldorfer Opernhaus und werde mir Tosca mit einer sehr guten Sänger Besetzung anschauen.

  • Lieber chrissy,
    Ich bin über keinen hergefallen , sondern habe genau wie ihr, meine Meinung geäußert. Ich bin grade im Düsseldorfer Opernhaus und werde mir Tosca mit einer sehr guten Sänger Besetzung anschauen.

    Lieber Rodolfo
    Keine Sorge, ich habe Dich nicht gemeint. Und es ist auch nicht nur auf das jüngste Beispiel bezogen, sondern den Vorwurf gab es eben auch früher schon immer,
    wenn man anhand ein paar Fotos, Kritiken oder ähnlichem, seine Meinung gefaßt und geäußert hat, die dann einige nicht akzeptieren oder verstehen wollen.
    Und in diesem Thread hat unser Mitglied Joachim Schneider (Btr. 63), auch sehr treffend seine Meinung über einige sogenannte Regisseure geäußert.
    Denn da sind einige, auf die die Diagnose "Profilneurotiker" absolut zutreffend ist.
    Und diese sind mit ihren "genialen Neuschöpfungen", nicht nur bei mir, sondern auch bei vielen anderen, so beliebt wie "Tinea pedis".


    Herzlichst
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Wenn z.B. Donizettis Liebestrank (statt in einer ländlichen Gegend Oberitaliens) in der verrosteten Gebläsehalle eines Stahlwerks angesiedelt wird,
    dann kann der Leser, der das Stück schon kennt, erkennen, dass er mit der Neuproduktion nicht die heitere Oper, sondern die Selbstdarstellung des Regisseurs zu sehen bekommt.
    Das hat den Vorzug, dass er sich den Weg zum Opernhaus sparen kann.
    Schwieriger wird es, wenn es sich um einen verliebten jungen Mann handelt, der seiner neuen Eroberung mit einem Stück über die Liebe imponieren will. Denn Liebe zwischen verrosteten Maschinen macht die Angebetete nicht unbedingt an.

    ... oder wenn die Handlung neu und umgedeutet in die heutige Zeit auf ein Schiff verlegt wird! Auch in unserem heimatlichen Theater steht "Der Liebestrank" auf dem Spielplan.
    Heute morgen berichtete mir unsere Nachbarin, eine Dame etwas über 70, daß ihr Freundeskreis unlängst in dieser Oper waren.
    Über die (moderne) Inszenierung waren sie so verärgert und enttäuscht, daß sie das Haus zur Pause verlassen haben. Und so schnell wollen sie es auch nicht mehr betreten!
    So viel zum Thema "Auslastung der Opernhäuser, bzw. Wie gewinnt man Zuschauer (zurück)".


    CHRISSY


    Interessenten können sich hier selbst einen Eindruck verschaffen (anklicken, nach unten rollen und den Trailer anschauen):


    https://www.g-h-t.de/de/Spielp…&lnr=6667&vv=1&zt=2016-04

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Ein Spar-Tipp für das Görlitzer Gerhard-Hauptmann-Theater:


    Bühnenbild und Kostüme sorgfältig einmotten und für die nächsten Produktionen von


    Showboat, Vetter aus Dingsda, Land des Lächelns - und Otello! -


    zwischenlagern. Das verschafft große Einsparungen im Etat und garantiert gute Stimmung!

  • Liebe Freunde der freieren Kunstgestaltung, liebe Feinde des Regietheaters,


    in diesem Thread, der eigentlich der Entspannung dienen sollte, haben sich Anhänger beider Seiten, eigenartigerweise(?) besonders der ersteren Gruppe, der ich mich eher zugehörig fühle, derart verbissen gegeben, dass ich wirlich zweifele, ob die Herrschaften wirklich über die Musik als Ausdruck einer innigen Leidenschaft reflektieren können, oder vielmehr diese wunderbare Kunstform lediglich unbeholfen nutzen, um mit ihren Eitelkeiten Gassi zu gehen.


    Ich freue mich, dass einige von Euch den Sinn dieses Threads erkannt haben, was ja nicht schwierig ist, wenn man nicht verbissen ist, und mit mir etwas Spass betreiben wolltet. Aber es scheint auch hier, wie so oft im Leben, schwer möglich zu sein, trotz Differenzen einfach mal zusammen zu lachen. Der gutgemeinte Thread ist fast so schnell zusammengebrochen, wie er gestartet ist.


    Ich wünsche allen ein frohes neues Jahr und in diesem die Lockerheit, trotz anderer Meinung einfach mal runterzufahren und mitzulachen oder, was auch ok ist, die Klappe zu halten.


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)