Daniel-François-Esprit Auber (1782—1871)

  • Derzeit höre ich mir die Ouvertüren von Auber an, soweit sie bis dato verfügbar sind.
    Diese Auagabe ist übrigens ein glänzendes Beispiel dafür, daß wir vom Repertoire sehr Labelabhängig sind, vor allem was das Nischenrepertoire betrifft. Danß Auber heute in gewisser Weise zum Nischenrepertoire gezählt werden muß ist an sich scon Traurig. Daß dier Thread es bislan auch nur 838 Seitenaufrufe geschafft hat ist noch trauiger, den es spiegelt das Desinteresse an einem Komponisten wider, der weiß Gott anderes verdient hat. Mir ist beim Abhören der gezeigten CD übrigens eine Phrase eingefallen, die vielleicht nicht wirklich treffend ist (?) obwohl sie sich mir geradezu aufgedrängt hat: "Auber ist in gewisser Hinsicht der französische Rossini"
    Ich habe heute in einem alten Opernführer nachgesehen, der über Jahrzehnte in immer wieder neuen erweiterten Auflagen erschien: "Führer durch die Opern" von Leo Melitz (1855-1927)- die mir vorliegende, völlig zerfledderte Ausgabe ist mit einer Widmung aus dem Jahre 1916 versehen.


    Dort steht über Auber unter anderem:



    Alle dunkelgrün markierten Opern - 6 an der Zahl - sind in diesem - mit 280 beschriebenen Werken eher bescheidenen - Opernführer mit einer Inhaltsangabe vorhanden.
    Modernere Opernführer, wie beispielsweiser der Harenberg begnügen sich mit 2 Opern (Fra Diavolo und Die Stumme von Portici)
    Der TAMINO Opernfüher weist 18 komplette Inhaltsangaben von Aubers Opern auf. 16 davon stammen von Gerhard Wischniewski, der teilweise mangels deutscher Unterlagen Libretti aus dem Französichen übersetzt hat wofür ihm an dieser Stelle Dank gesagt sei.
    (notabene, da ich es war, der ihn speziell um Auber-Inhaltsangaben bat - wie gesagt - ich schätze diesen Komponisten..)


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Danß Auber heute in gewisser Weise zum Nischenrepertoire gezählt werden muß ist an sich schon Traurig. Daß dier Thread es bislang auch nur 838 Seitenaufrufe geschafft hat ist noch trauriger, den es spiegelt das Desinteresse an einem Komponisten wider, der weiß Gott anderes verdient hat.


    Lieber Alfred,


    tröste Dich damit, dass die Beiträge in diesem Thread wirklich substanziell sind!


    Beste Grüße
    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Zitat

    Lieber Alfred,


    tröste Dich damit, dass die Beiträge in diesem Thread wirklich substanziell sind!


    Auch ich danke Gerhard hierzu sehr. Für mich sehr interessant über diesen Komponisten und seine Opern hier zu lesen. :yes:

    W.S.

  • Zitat

    Le Maçon (Maurer und Schlosser)

    Gibt es von dieser Oper wirklich überhaupt keine Aufnahme? Sie scheint seinerzeit neben "Fra Diavolo" sogar der Renner unter Aubers komischen Opern gewesen zu sein.


    Und auch

    Zitat

    La Part du diable (Des Teufels Anteil)

    vermisse ich in der mir bekannten Diskographie. Dabei wurde diese sogar an der Wiener Hofoper gespielt.


    Da besteht für die Schallplattenindustrie noch Nachholbedarf. Ich hoffe, die Verantwortlichen bei cpo und Co. lesen hier mit. :)

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Hochinteressant wäre auch die Auber-Oper "Le Philtre" auf einen Text von Scribe mit einem Textbuch von Scribe und einer wohlbekannten Handlung, die Felice Romani quasi klaute und Donizetti daraus das Textbuch für die Oper "L'elisir d'amore" baute. Der Vergleich wäre schon sehr interessant, die Oper gilt aber wohl mindestens seit einigen Jahrzehnten als verschollen, zumindest findet man nirgends wirklich das nötige Material.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Tamino XBeethoven_Moedling Banner
  • Lieber Joseph, mir ist nicht bekannt, dass es von "Le Maçon" (Maurer und Schlosser) eine Aufnahme gibt. Die Auber-Diskographie ist ohnehin sehr dürftig angeschts der vielen Werke aus seiner Feder. Wenn ich es richtig sehe, hast Du alle Titel selbst schon aufgezählt. Ich glaube auch nicht an eine Renaissance. Dieses Bein wird sich die Plattenindustrie nicht ausreißen. Da in der Regel Produktionen eine Aufführung oder ein Konzert voraussgehen, müssen solche Veranstaltungen erst einmal stattfinden. Ist es nicht so, dass die erste offizielle Einspielung von "La Muette de Portici" erst 1986 zustande kam? Die neue und gekürzte cpo-Aufnahme aus Dessau reist mich nicht vom Hocker. Dabei war dieses Werk einer seiner größten Erfolge. Aber es muss auch gut gesungen und gespielt werden. Sogar in der legendären Werbebilderreihe über Liebig's Fleischextrakt, wurde die Oper mit einer eigenen Serie bedacht, was etwas heißen wollte:



    Auch auf historischen Sängerrecitals - und die gibt es haufenweise - ist so gut wie kein Auber zu finden. Ich verstehe das selbst nicht. ?(

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ich antworte hier auf den Beitrag von Stimmenliebhaber in Bezug auf Le Philtre


    Anbei das Libretto


    http://gallica.bnf.fr/ark:/121…/f1.image.r=Auber+.langFR


    UND zwei youtube Clipps, es scheint, daß die Oper Marsaille das Werk 2014 aufgeführt hat.
    Warum beim Trailer ausgerechnet die Musik Donizettis erklingt erschließt sich mir nicht...
    Weier unten ein Clip wo Joseph Kauzman zur Klavierbegleitung - scheinbar bei einer Probe - eine Arie aus dieser Oper ... ääh singt
    Die Klavierbegleitung ist schlechtweg - kongenial....


    Es gibt ein oder zwei weitere Sample von Amateuren im Netz, welche indes der Schönheit von Aubers musik nicht zur Ehre gereichen dürften, eher sind das Kandidaten für den Concours "Florence Foster-Jenkins".
    Ich selbst konnte die Arie nicht vortragen, ich hatte mich beim Modell stehen für meine Büste verkühlt, sodass das Liebliche meiner Stimme sich leider eine Auszeit genommen hat .....




    mit freundllichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zu "Macon" gibt es immerhin eine "Melange" berühmter Themen aus dieser Oper, gespielt auf einem historischen Flügel der Marke Pleyel....



    Es sei gesagt, daß Aubers Melodien in der Realität wesentlich anders geklungen haben, er war nebstbei ein glänzender Instrumentator.
    Man sagt ja auch, wenn etwas gespielt wird, es werde exekutiert - Das stimmt in den konkreten Beispielen sogar wörtlich in jedem Sin des Wortes....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber Alfred,


    ich würde mich ja sehr freuen, wenn es inzwischen anders sein sollte, aber noch 2007/08 war es unmöglich, an aufführbares Material zu "Le Philtre" zu kommen. Kein Verlag hatte diese Oper im Angebot und auch über die Suche in Bibliotheken kam man nicht weiter. Wie gesagt: Sollte dieser Stand inzwischen überholt sein, würde mich das sehr freuen!

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • Hier gibt es die Partitur zu "Le Philtre": http://imslp.org/wiki/Le_philt…iel_Fran%C3%A7ois_Esprit)


    Sicher? Wenn man das Foto daneben öffnet, kann man lesen, dass es sich um einen Klavierauszug handelt. Außerdem ist die Bewertung mit nur anderthalb von fünf möglichen Sternen bemerkenswert.
    Wenn doch immer alles so einfach wäre, wie es auf den ersten Blick scheint...

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"


  • Diese Box war eine der Großtaten der EMI. Sie besteht aus acht randvoll gefüllten CDs und versammelt alles, was Rang und Namen als Opernsänger frazösischer Zunge. Insgesamt enthält die Edition 186 Titel. Davon stammt einer von Auber und zwar aus der Oper "Le Domino noir", gesungen von Fanely Revoll.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent


  • Vielen Dank für den Link! Also eine Aufführung nicht mit Orchester, sondern mit Klavier!!! Da für mag die Quellenlage ausreichen. Nicht ganz klar ist mir, ob es sich bei dem erlinkten Dokument um eine Vorankündigung oder um die Bestätigung tatsächlich stattgefundener Aufführungen handelt. Ich habe in dem verlinkten Dokument auch keinerlei Termine gefunden, außer die allgemeine Spielzeitangabe 14/15. Waren es mehrere Aufführungen zu Klavier oder war es eine einmalige Aufführung zum Klavier?
    Jedenfalls scheint mir das alles ein Beleg dafür zu sein, wie schwierig es immer noch ist, diese Oper komplett mit Orchester aufzuführen.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Tamino XBeethoven_Moedling Banner
  • Jedenfalls scheint mir das alles ein Beleg dafür zu sein, wie schwierig es immer noch ist, diese Oper komplett mit Orchester aufzuführen.


    So ist es. Ich gehe auch von einer Ankündigung aus. Vielleicht gibt es ja auch gar keine Aufführungsmaterial. Marseille ist ja immer noch ganz gut, was seltene Titel anbelangt. Ich bin selbst aus genau diesem Grund in diese Stadt gereist. Es ging aber nicht um Auber sondern um den dort geborenen Ernest Reyer.


    Die Szene, die Alfred in Beitrag 37 einstellte, dürfte aus der Aufführung mit Klavier stammen. Der Name des Sängers in den Tonbeispiel und auf dem Ankündigungsblatt stimmt auch überein: Joseph Kauzman. Das wäre dann wohl fast schon der Beweis, dass es die Veranstaltung tatsächlich gegeben hat. Ob es sich - bezogen auf die gesungene Szene - wirklich um eine Werbung für Auber handelt, daran habe ich meine heftigsten Zweifel. Mich erreicht da absolut nichts. Eher werden meine persönlichen Abneigungen gegen lustige Opern noch vertieft. :(

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


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  • Das Studium der Libretti zu den komischen Opern von Auber hat mir viel Spaß gemacht. Die Texte stammten sämtlich von Eugène Scribe oder er hat zumindest am Text mitgewirkt. Vielen Dank auf den Hinweis zu "Le Philtre (Der Liebestrank)". Ich habe ihn mir vorgemerkt. Sobald ich dazu komme, werde ich ihn mir einmal vornehmen und möglichst eine Inhaltsangabe dazu schreiben. Allerdings ist es in den nächsten vier Wochen noch nicht möglich.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • In der Tat ist das was wir aus Marseille zu sehen bekamen in höchstem Maße abschreckend, und weder Scribe noch Auber anzulasten. Es gibt Schüleraufführungen, die IMO besser gelungen sind.
    Wenn es so schwierig ist, eine Partitur aufzutreiben, ein Ensemble aus veritablen Sängern zusammenzustellen und eine passable Inszenierung hinzukriegne, dann wäre es in der Tat klüger das Werk, welches vermutlich nicht zu den Glanzpunkten der Produktion Aubers zählt, in den Archiven zu belassen (wo es sich allem Anschein nach gar nicht mehr vollständig befindet)
    Nicht mal Mozarts Opern werden alle aufgeführt, Und von Auber gäbe es weiss Gott noch etwes das man neu einspielen könnte...


    Die Aufführung mit Klavierbegleitung in Marseille fand übrigens am 16. Dezember 2014 statt- Ich hoffe für das Publikum, dass, das was wir hier gesehen haben lediglich eine Probe war, was anderes kann ich mir ehrlich gesagt gar nicht vorstellen.


    Zitat

    Le Philtre d'Auber, le livret original de L'elisir d'amore de Donizetti.
    une Production de jeune chanteur au Grand foyer de l'opéra de Marseille, Décembre 2014
    Dir.Musicale : Brigitte Grosse


    Joseph Kauzman ist Ägypter, hat keine eigene Website und keinen Agenten, vermarktet sich selbst - soweit die Informationen, die ich ergoogeln konnte, wobei ich mich nicht für deren Richtigkeit verbürge. Anmerkung: Es gibt einen Clip bei youtube, der Herrn Kauzmans Stimme wesentlich freundlicher abbildet...
    Die Akustik und die Klavierbegleitung waren ja nicht gerade schmeichelnd.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Und von Auber gäbe es weiss Gott noch etwes das man neu einspielen könnte...

    Genau das war mein Gedanke. Wieso eine halb verschollene Oper ausgraben, wenn es Dutzende weitere gibt?


    Sehr interessant fände ich persönlich "L'Enfant prodigue", Aubers letzte Grand opéra von 1850. Die Ouvertüre ist die neben der zu "Gustave III" die längste dieses Komponisten.


    Letzten Endes müssen wir uns aber mit dem zufriedengeben, was es eben auf Tonträger gibt. Die Spielzeit 2017/18 hat bislang auch keinen erkennbaren Auber-Schwerpunkt. Immerhin ist Vol. 2 der Ouvertüren von Naxos auf CD zu erwarten.



    Ist es nicht so, dass die erste offizielle Einspielung von "La Muette de Portici" erst 1986 zustande kam? Die neue und gekürzte cpo-Aufnahme aus Dessau reist mich nicht vom Hocker. Dabei war dieses Werk einer seiner größten Erfolge. Aber es muss auch gut gesungen und gespielt werden.

    Die cpo-Aufnahme wurde in der Presse ziemlich gelobt. Womöglich gilt dies aber nicht zuletzt dem ambitionierten Vorhaben an sich. Zumindest in einem Punkt ist die neue Aufnahme definitiv besser: Die alte Einspielung mit Alfredo Kraus hat leider einen wenig räumlichen Klang, der für das Entstehungsjahr so eigentlich nicht sein dürfte.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Du sagst es, lieber Joseph, und ich pflichte Dir bei. Es gibt gar keine gültige Aufnahme. Das erschwert die Beschäftigung mit Auber erheblich. Nicht ein Franzose in Dessau! Das kann gar nicht gutgehen. Idiomatisch fehlt da einiges. Es ist wirklich ein Jammer, dass an die Oper nicht annähernd perfekt hören kann - wenn man sie schon nicht sieht.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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  • Gibt es eigentlich irgendeinen Grund, wieso sich das so bewährte Label Opera Rara bisher überhaupt nicht mit Auber befasst hat? ?(

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

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    – Luís de Camões

  • Nicht mal Mozarts Opern werden alle aufgeführt

    Im Mozart-Jahr 2006 sind in seiner Geburtsstadt alle 22 Mozart-Oper aufgeführt worden!



    Die Aufführung mit Klavierbegleitung in Marseille fand übrigens am 16. Dezember 2014 statt- Ich hoffe für das Publikum, dass, das was wir hier gesehen haben lediglich eine Probe war, was anderes kann ich mir ehrlich gesagt gar nicht vorstellen.

    Gerade bei Auber ist das Orchester für die Wirkung seiner Musik so immanent wichtig, dass eine Aufführung mit Klavier nicht annähernd den Eindruck des originalen Werks mit Orchester vermitteln kann.



    Nicht ein Franzose in Dessau! Das kann gar nicht gutgehen. Idiomatisch fehlt da einiges. Es ist wirklich einsammeln, dass an die Oper nicht annähernd perfekt hören kann - wenn man sie schon nicht sieht.

    Nun muss man fairerweise sagen, dass man in Dessau damals nicht zusammengekommen ist, um eine Studio-Aufnahme dieser Oper einzuspielen, sondern um diese Oper aufzuführen. Ich habe damals diese Aufführung erlebt (zum ersten und bislang einzigen Mal durfte ich diese bedeutende Oper live erleben) und war sehr beeindruckt. Der Tenor, der den Masaniello sang, sang kurz darauf an der MET! Diese Aufführung ist dann im Radio übertragen worden und dieser Mitschnitt dann noch auf CD veröffentlicht worden - weit besser als gar nichts, würde ich mal sagen. Da wie gesagt keine Franzosen dabei waren (das wäre bei einer Produktion in Frankreich sicherlich anders gewesen), wäre es vielleicht besser und ehrlicher gewesen, die Oper in deutsch aufzuführen und "einzuspielen", aber die inzwischen ja beinahe als alternativlos angesehene Mode der Originalsprachlichkeit fordert eben auch ihre Opfer...

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Eigentlich hatte ich versprochen, das Thema "Fra Diavolo" ruhen zu lassen und mich anderen Auber-Opern zuzuwenden - zumal es ja einen eigenen "Fra Diavolo" Thread gibt. Das Schicksal - so sagt man - geht manchmal verworrene Wege, aber das ist natürlich noch gar nichts gegen jene verworrenen Wege von google oder youtube. Immer wenn man etwas sucht, findet man etwas anderes. So auch in diesem Falle:
    Eine komplette Video Aufnahme einer Fra Diavolo Aufführung aus dem Staatstheater am Gärtneplatz, München aus dem Jahre 1976 in deutscher Sprache in einer Bearbeituing und Inszenierung von Dietrich Haugk (Fra Diavolo muss immer bearbeitet werden, da es kein komplettes Original gibt- es gibt einige Varianten, von denen indes keine komplett ist, und die immer zu einem gesamten zusammengefügt werden.
    Hier ist das Finale sehr interessant gestaltet, Fra Diavolo wird in einen Hinterhalt gelockt, wobei Lady Cockburn als Lockvogel dient, man hat sich vor der Kirche am Friedhof getroffen, und als Fra Divolo in seiner Verkleidung als Marquis von San Marco sie umarmt, sammeln sich hinter seinem Rücken die Soldaten schießen auf ihn und er fällt verwundet in ein ausgehobenes Grab. Als er darin aufsteht, sieht man dass der Federhut und eine Perücke verrutscht ist. Man sieht nur den glatzköpfigen Kopf mit spärlichem Haarkranz (von hinten gesehen) aus dem Grab herausschauen. Num beginnt ein allgemeiner Jubel. Man verhöhnt im Chor den glatzköpfigen Räuber mit seinem eigenen Lied. Alles ist nun zu Ende - sollte man glauben - denn während alle wie gebannt auf das Grab starren sieht man im Hintergrund Fra Diavolo von der Menge unbemerkt auf der Friedhofsmauer stehen, die Hand triumphierend zum Gruß an das Publikum erhoben - UNBESIEGBAR!!! Der Vorhang fällt.


    Dieses Finale - auch hier gibt es diverse Versionen - wurde vom Publikum des 19. Jahrhunderts gefordert, weil eine Komische Oper kein letales Ende nehmen dürfe.....
    Ich finde diese Version auch sehr angemessen...



    Aber auch ich habe noch eine Überraschung für Euch bereit .....


    Bis bald..
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Bevor ich angekündigete "Überraschung" bringe, möchte ich noch einen Beitrag einschieben, der sich auf den letzten Beitrag, bzw auf den Clip der "Fra Diavolo"-Aufführung des Staatsheaters am Gärtnerplatz bezieht. Ich habe daraus DREI Erkenntinsse gewonnen, bzw bereits gemachte Erfahrungen aus der Vergangenheit erneut bestätigt bekommen:
    1) wenn eine Aufführung überzeugend ist, dann ist die Originalsprache nicht unbedingt erforderlich - Natürlich geht etwas verloren, aber andrerseits kann ein geschickter Dramaturg doch eine sehr brauchbare Fassung herstellen.
    2) "Modernisierungen" der sechziger und siebziger Jahre, sie waren im konkreten Fall eher subtil (beispielsweise die Textstellen zu Beginn der Oper, wo darüber gewitzelt wird, dass ein Engländer auf Italienreise auf der Bühne deutsch spricht, noch dazu wo die Oper im Original auf französisch ist) sind mit einem Ablaufdatum versehen das vor jenem der älteren Originaltexte anzunehmen ist. Der damalige Zeitgeschmack ist penetrant und vordergründig zu bemerken.
    3) Auch ein Dirigent, der niemals wirklich bekannt wurde (Peter Falk *1937) und bis heute keinen eigenen Wikipedia-Betrag erhalten hat, kann eine überzeugende Leistung in Form eines spritzigen und schwungvollen Dirigats abliefern....

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • So - und nun - wie angedroht- die "Überraschung" - von der ich selbst überrascht war, als ich sie sah.
    Es gibt eine weitere Aufzeichnuing der Oper in deutscher Sprache - diesmal in der Bearbeitung von Otto Schenk. (Deutsche Oper am Rhein - 1982 )
    Wenn ich den letzten Clip als Mercedes unter den deutschen Aufführungen bezeichnet hätte, dann wäre dies wohl der Rolls Royce.
    Was hier an Wortwitz und Gags geboten wird ist schier unglaublich. Man höre etwa das verballhornte Deutsch von Lord Cockburn, welches nicht nur an sich lustig, sondern in seinen Doppelbedeutungen permanent schlüpfrig einerseits, aber durch die phonetische Wortähnlichkeit andrerseits nachvollziehbar ist. Eine pures Vergnügen.
    Auber-Liebhaber sollten auch diese Fassung komplett sehen, auch wenn sie den ersten clip bereits kennen.....



    ACHTUNG !! BEGINN erst ab 7:42 !!!!


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Ich finde beide Aufnahmen sehr gelungen. Ich sehe sie mir abwechselnd an, obwohl ich letztgenannter unter Otto Schenk den Vorzug gebe, schon wegen Anton de Ridder als Lorenzo und Janet Perry als Augenschmaus.

    W.S.

  • Nun doch noch ein weiterer Lichtblick in der kommenden Saison 2017/18: Neben dem "Fra Diavolo" an der Oper in Rom gibt es folgende Premiere:


    Daniel-François-Esprit Auber: Le Domino noir
    [P] 23, 25, 27 Feb 2018; 1, 3 Mär 2018.
    Auf Französisch
    Liège, Théâtre Royal de Liège
    Opéra Royal de Wallonie


    Dirigent: Patrick Davin
    Regisseur: Christian Hecq, Valérie Lesort
    Bühnenbild: Laurent Peduzzi
    Kostüme: Vanessa Sannino
    Beleuchtung: Christian Pinault
    Choreograph: Glyslein Lefever
    Chorleitung: Pierre Iodice


    Angèle: Anne-Catherine Gillet
    Horace: Cyrille Dubois
    Brigitte: Antoinette Dennefeld
    Juliano: François Rougier
    Jacinthe: Marie Lenormand
    Gil Perez: Laurent Kubla
    Ursule: Sylvia Berger


    Lüttich/Liège ist zwar nicht unbedingt "um die Ecke", aber womöglich interessiert es den einen oder anderen. ;)

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Lüttich/Liège ist zwar nicht unbedingt "um die Ecke", aber womöglich interessiert es den einen oder anderen.


    In Lüttich bin ich erheblich schneller als zum Beispiel in Wien. ;) Aber "Le Domino noir" finde ich nun nicht so stark, dass ich mir das Stück unbedingt anschauen müsste.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Hallo,
    gestern habe ich mir eine DVD von Aubers "Diamantes de Couronne" angesehen, ich kannte dieses Werk bisher gar nicht, aber die DVD wird jetzt häufiger laufen. Eine sehr schöne Musik, glänzende Sänger (Ghyslaine Raphanel) . Dass die Handlung aus dem Portugal des 18. JH. ins Brasilien des 19. Jh. verlegt wurde, macht die Geschichte, die nun wirklich auf einem sehr dünnen Libretto beruht, auch nicht glaubwürdiger und besser, aber die Musik entschädigt für alles.
    Ein Meisterwerk, das auch die deutschen Bühnenintendanten mehr interessieren sollte.
    Schöne Grüße
    wega


  • Liebe Auber-Freunde!


    Inzwischen ist es so weit, dass man die Reise nach Liège konkret ins Auge fassen sollte!


    Im Thread NEUE STIMMEN tauschen wir uns gerade über Cyrille Dubois aus, der den Horace singen wird! Auch Anne-Catherine Gillet ist eine vielversprechende Besetzung für die Angèle! Eine fulminante Koloratur hat sie auf jeden Fall!


    Allons enfants de l' Opera!


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

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