Startenor aus Malta - Joseph Calleja

  • Bei meinem unverdrossenen Schmökern in verschiedenen älteren Sänger-Threads stieß ich auch auf diese Diskussion über Calleja, die sich nun schon über ein Jahrzehnt hinzieht. Dabei fiel mir beim Verlauf dieses Disputs eines besonders auf:


    Zu Beginn, als Alfred den Tenor als vielversprechende Begabung vorstellte, schlugen ihm zornige Stimmen wie Peitschenhiebe um die Ohren. Zufällig hatte ich die Stimme damals auch zum erstenmal gehört - und gedacht: Aus dem wird etwas Großes! Als ich nun im Forum las, wie damals die Fetzen flogen, dachte ich: Hoffentlich gibt er nicht klein bei, die Scharfschützen werden es schon noch merken!


    Und siehe da: Inzwischen hat sich der Kandidat auf der ganzen Linie durchgesetzt. Auch im Forum sind die Schützengräben weitgehend zugeschüttet. Calleja hat eben noch eine Weile gebraucht, um sein Revier abzustecken - und er hat seine Technik und Ausdruckskraft in aller Ruhe gefestigt und verfeinert. In einigen Partien ist er schon zum Platzhirsch avanciert.


    Was mich von Anfang an hellhörig gemacht hat, waren sein besonderes Timbre (das mich übrigens an F.Tagliavini erinnerte) und seine Fähigkeit zu gesanglicher Feinzeichnung. Er stellt seine stupende Technik (messa di voce!) vollkommen in den Dienst des Ausdrucks und setzt mit seinem sinnlichen Timbre eine starke persönliche Duftmarke. Dagegen ist (zum Glück!) kein Kraut gewachsen. Leider wird dergleichen immer seltender!


    Nachträgliche Gratulation, lieber Alfred, zu deiner unbeirrbaren Haltung -


    und allen Freunden tenoralen Belcantos beste Grüße von
    Sixtus

  • Lieber Sixtus, das erste mal habe ich Calleja als Nemorino gehört. Da war er 27. Den 28-jährigen Calleja sah ich dann als Roberto Devereux. Und auch ich dachte mir, dass aus diesem Sänger was Großes werden wird. Das Potential war unüberhörbar.
    Ein endgültiges Urteil konnte man damals natürlich noch gar nicht abgeben. In der Tat ist es erstaunlich wie hervorragend er sich entwickelt hat. Nachdem er seine ersten beiden Arien-CDs sehr früh gemacht hat, machte er ja eine Weile Pause, versuchte jedem Hype aus dem Weg zu gehen, und konzentrierte sich auf die Entwicklung und Reife seiner Stimme, um dann sechs Jahre nach der CD "The Golden Voice" mit dem Album "The Maltese Tenor" triumphal auf den CD-Markt zurückzukehren. Stimmlich und gesangstechnisch deutlich gereift.
    Es gibt wohl derzeit keinen Sänger den man so schnell an seinem Timbre erkennt wie ihn. Er braucht nur einen Ton zu singen und man weiß, das ist Calleja.


    Interessant ist es ja zu hören, an welche Sänger Calleja die Hörer so erinnert. Die meisten vergleichen seine Stimme, sein Timbre und seinen Stil mit Sängern wie Gigli, Björling und Pavarotti.


    Ich habe ihn in vielen seiner Rollen gesehen: Neben den bereits erwähnten auch als Rodolfo, Pinkerton, Alfredo, Adorno und Hoffmann. In welchen Rollen würdest du ihn denn als Platzhirsch bezeichnen? Als Edgardo vielleicht?
    In welchen Partien hast du Calleja live gehört, Sixtus?


    Gregor

  • Lieber Gregor,
    über deinen Beitrag habe ich mich gefreut. Besonders deine Feststellung, dass man Calleia beim ersten Ton erkennt, weil er ein unverkennbares Timbre hat. Ich denke (wenn schon verglichen werden muss) zuerst an F.Tagliavini. Ob das jedem gefällt, ist eine andere Frage. Manchem ist es vielleicht zu süß. Auf jeden Fall ist es mir lieber als eine indifferente "voce bianca", wo man das Timbre vergeblich sucht.
    (Das ist übrigens grade das Thema in meinem Thread DIE MENSCHLICHE STIMME, der nach einigen Ladehemmungen jetzt läuft).


    Was meine Live-Erfahrungen mit Calleja betrifft, da muss ich leider passen. Ich bin hier in Saarbrücken diesbezüglich in einer toten Ecke und verreise nicht mehr so viel. Aber ich lasse mir gute Stimmen in den Medien nicht entgehen. Als "Platzhirsch" sehe ich ihn am ehesten bei Donizetti, aber auch in anderen lyrischen Partien wie Rodolfo oder Faust (Boito und Gounod) hat er ein paar Töne mitzureden. Seine Massenet-Rollen kenne ich noch nicht, kann ich mir aber vorstellen.


    Herzliche Grüße von Sixtus

  • Ich hole diesen Thread (363Beiträge und 62 254 Seitenaufrufe ) an die Oberfläche, da soeben in einem anderen Thread über Calleja geschrieben wird.


    Zu Beginn, als Alfred den Tenor als vielversprechende Begabung vorstellte, schlugen ihm zornige Stimmen wie Peitschenhiebe um die Ohren.


    Das tut gut zu lesen, aber seit damals schreibe ich kaum mehr über subjektive Eindrücke bei Stimmen, ich bin eher verletzlich und weiche allem aus , was meine Seele traumatisieren könnte.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Das tut gut zu lesen, aber seit damals schreibe ich kaum mehr über subjektive Eindrücke bei Stimmen, ich bin eher verletzlich und weiche allem aus , was meine Seele traumatisieren könnte.


    Seit wann? ?(:D


    Wenn man über die Geschehnisse der vergangenen 13 Jahre in deinem Tamino-Jubiläumsthread liest, hättest du eigentlich längst das Handtuch werfen müssen. :P


    Ich hole diesen Thread (363Beiträge und 62 254 Seitenaufrufe ) an die Oberfläche, da soeben in einem anderen Thread über Calleja geschrieben wird.


    Du hast natürlich recht, lieber Alfred. Calleja-Kommentare gehören in den Calleja-thread. Doch nach chrissy's Bashing musste man einfach an Ort und Stelle reagieren. ;)


    Gregor

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  • Wie das Leben so spielt. Seit einigen Tagen bastle ich an einer neuen Thread-Serie, die sich mit jungen Stimmen der Gegenwart befassen soll .......;)


    Aha, lieber Alfred, Du hattest 2005 Interesse an "jungen Stimmen der Gegenwart".
    Das scheint Dir irgendwie abhanden gekommen zu sein. In den Thread, der nun Aufmerksamkeit für neue Stimmen wecken soll, schaust Du nach meiner Wahrnehmung allenfalls nur mal kurz rein. Schade finde ich, dass Du gar nicht reagierst, wenn man dort auf Deine Einwürfe eingeht.


    Mit freundlichem Gruß an den langjährigen Nachwuchsförderer


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Am 02.02.2018 erscheint das neue Album von Joseph Calleja mit Verdi-Arien. Man darf gespannt sein:


    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Ein runder Geburtstag - Joseph Calleja feiert heute seinen 40. Geburtstag!
    Happy Birthday, Maltese Tenor! :jubel::jubel::jubel:


    Zum vierzigsten Geburtstag vierzig interessante Fakten über den Tenor aus Malta:


    1. Geboren am 22. Januar 1978 in Attard auf Malta
    2. Begann das Singen im Alter von 16 Jahren
    3. Debüt im Alter von 19 Jahren als Macduff in Verdi’s Macbeth am Astra Theater in Gozo
    4. 1997 Preisträger beim Belvedere Hans Gabor Wettbewerb in Wien
    5. 1998 Gewinner des Caruso Gesangswettbewerbes in Mailand
    6. 1999 Preisträger bei Placido Domingo’s Gesangswettbewerb Operalia in San Juan, Puerto Rico
    7. 2002 Debüt am Royal Opera House Covent Garden in London als Herzog in Rigoletto
    8. 2003 Debüt an der Wiener Staatsoper als Elvino in La Sonnambula
    9. 2004 Debüt bei den Salzburger Festspielen als Tebaldo in I Capuleti e i Montecchi
    10. 2006 Debüt an der Metropolitan Opera New York als Herzog in Rigoletto
    11. Seit 2009 gibt Calleja für seine maltesischen Landsleute alljährlich im Sommer ein Freiluftkonzert auf Malta
    12. 2012 wurde Calleja erster Kultur-Botschafter von Malta
    13. Trat 2013 zur Ehrung von Martina Arroyo im Rahmen der Kennedy Center Honors auf
    14. Entdeckte seine Liebe zu Gesang und Oper als Teenager durch den Film "Der große Caruso" mit Mario Lanza
    15. Giacomo Puccini ist sein Lieblings-Opernkomponist
    16. Dirigent Riccardo Chailly „entdeckte“ Calleja als er für sein CD-Projekt "Puccini Discoveries" nach passenden Sängern suchte
    17. Chailly über den seinerzeit 24-jährigen Joseph Calleja: "Seit langer Zeit habe ich kein derartiges Talent in solch jungem Alter gehört. Sein Stimmklang hat eine Qualität, die ich längst verloren glaubte".
    18. Calleja ist seit 2003 Exklusiv-Künstler bei Decca Records
    19. Erster Auftritt in Deutschland beim Festival in Regensburg als Don Ottavio in Don Giovanni
    20. 2004 Veröffentlichung des ersten Arien-Recitals "Tenor Arias". Es folgten im Jahr 2005 "The Golden Voice", 2011 "The Maltese Tenor", 2012 "Be My Love – A Tribute to Mario Lanza", 2014 "Amore" und 2018 "Verdi".
    21. Ist auf Renèe Fleming’s Album "By Request" (2003) als auch auf Angela Gheorghiu’s "Eternamente" (2017) zu hören
    22. Aus der Ehe mit der Sopranistin Tatiana Lisnic stammen seine Tochter Clara und sein Sohn Xandru
    23. Sein La donna é mobile ist im Film "Rezept zum Verlieben" (mit Catherine Zeta-Jones und Aaron Eckhart) zu hören.
    24. Spielte in einem Cameo-Auftritt Enrico Caruso im Film "The Immigrant" mit Marion Cotillard und Joaquin Phoenix
    25. Sein einziger Gesangslehrer war der maltesische Tenor Paul Asciak
    26. Zu seinen Vorbildern zählen Pavarotti, Caruso und Björling
    27. War der letzte Rodolfo in John Copley’s legendärer La Boheme-Inszenierung am Royal Opera House in London
    28. Erhielt 2016 den Opera News Award
    29. Operngesamtaufnahmen von I Capuleti e i Montecchi, Simon Boccanegra und Lucia di Lammermoor sind auf CD erschienen.
    30. War bislang in vier Kinoübertragungen aus der MET zu sehen: Lucia di Lammermoor, Hoffmann’s Erzählungen, Macbeth und Norma
    31. Auf DVD erschienen sind Maria Stuarda, La Traviata, Simon Boccanegra, Macbeth, Mefistofele und Norma
    32. Hat Rollen in fünf Donizetti-Opern im Repertoire: Roberto Devereux, Nemorino, Leicester, Edgardo, Ernesto
    33. Bis jetzt hat sich Calleja fünf Rollen in Puccini-Opern erarbeitet: Rodolfo, Cavaradossi, Pinkerton, Ruggero, Rinuccio
    34. Er hat bis dato acht Verdi-Rollen gesungen: Edoardo di Sanval, Jacopo Foscari, Macduff, Duca, Alfredo, Gabriele Adorno, Riccardo und Fenton
    35. Auf dem Album "Puccini Discoveries" von 2003 findet man Calleja’s erste Studioaufnahme: Puccini’s "Cessato il suon dell'armi"
    36. Gastierte 2011 als Solist beim Nobelpreiskonzert in Stockholm
    37. Mehr als 200.000 Fans folgen ihm auf seiner offiziellen Facebook-Seite
    38. Eröffnete 2017 mit dem Pollione in Norma erstmalig eine Saison an der Metropolitan Opera
    39. Trat bei der Last Night of the Proms 2012 auf
    40. Erhielt 2012 den britischen Grammophone Award als Künstler des Jahres



    Gregor

  • Lieber Gregor,


    Das ist wirklich ein charmanter Geburtstags-Strauß!


    :jubel::jubel::jubel:


    Ich schließe mich den Glückwünschen gerne an!


    Carsuso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Ich habe ja in diesem und in anderen Threads schon öfter betont, dass dieser Tenor in the flesh viel stärker ankommt als auf seinen Aufnahmen. Die Stimme braucht einfach Raum! Ich besorge mir zwar immer wieder seine neu erscheinenden CDs aber wirklich oft hören tue ich sie nicht.


    Das habe ich hier in dem Thread über Calleja geschrieben.
    Trotzdem habe ich auch seine neue Verdi-CD gekauft und tatsächlich in den letzten Tagen öfter gehört und mit anderen verglichen.



    Es ist eine ganz außergewöhnliche CD. Sie stellt den maltesischen Tenor durchweg mit Arien und Duetten in Partien vor, die er bis dato auf der Bühne noch nicht gesungen hat. Das ist an sich ja nichts Ungewöhnliches. Ungewöhnlich allerdings ist: die Aufnahmen sind durchweg überzeugend gelungen, teilweise wirklich glorios!
    Ob dieser Einstieg in ein neues Fach nun eine mutige Absichtserklärung ist oder eine bedachtsame Exkursion in ein noch unbekanntes Repertoire, kann man jetzt wohl kaum sagen. Ist auch egal. Die 65 Minuten bieten dem Melomanen ungetrübten Genuss wie wohl keine Verdi-Tenor-CD in den letzten Jahren, vielleicht sogar Jahrzehnten.


    Natürlich ist Calleja kein Trompetentenor. Er biete auch nicht die Stentortöne, die mancher Opernfreund von Alvaro, Manrico oder Otello erwartet. Seine Stimme aber hat durchaus die „Tinta“, die sich Verdi für diese Partien vorgestellt hat. Sie hat weiche goldene Farbtöne und entfaltet in allen Lagen Glanz und Strahlkraft. Es gibt noch immer das charakteristische Vibrato. Aber es ist nicht mehr so prominent wie einst und färbt die Töne und Linien mit einem perfekt beherrschten Schwingen, in dem die Grundtonfrequenzen moduliert werden.


    Das macht die Liebeserklärung des Radamès so bezaubernd und entwaffnend, die langen, gefährlich hoch liegenden Bögen in Alvaros Arie so eloquent! Die Arie des Manrico singt er so poetisch und gefühlvoll, dass man sich gleich noch das Ständchen aus dem 1.Akt und das „Miserere“ wünschen würde! Gibt es aber leider nicht! Dafür das kurze Duettino mit Leonora und die Cabaletta. Die singt er rhythmisch federnd mit perfektem Timing und schneidig. Einen seismischen Schock allerdings dürfte er niemandem vermitteln. Den bekommt man eher von Lauri Volpi, Corelli oder Tucker (in nenne mal nur gute Tenöre und verzichte darauf, Macho-Brüller zu erwähnen, die nichts bieten außer einem seismischen Schock). Allerdings hat man auch nie den unguten Verdacht, dass hier der Tontechniker manipuliert hat wie bei Pavarotti.


    Erfreulicherweise gibt es auch Duette.
    Das Freundschaftsduett aus „Don Carlo“, das Duett aus der „Forza“, in dem Alvaro von Carlos zum Duell herausgefordert wird und das Racheduett aus „Otello“. Der Partner ist Vittorio Vitelli. Er hat nicht die Qualitätsstimme wie Calleja und singt auch nicht mit einer vergleichbaren technischen Meisterschaft. Als Sänger und Gestalter ist er etwas prosaisch, aber er taugt durchaus, die Duette zu Ereignissen zu machen, was letztlich allerdings Calleja zu verdanken ist.
    Im Don Carlo-Posa-Duett bleiben keine Wünsche offen.
    Im „Forza“-Duett besticht Calleja als Alvaro mit wundervoll weich gesungenen Bögen, solange er beschwichtigende und versöhnliche Töne anzustimmen hat. Wenn er schließlich von Carlos in Wut gebracht wird und sich zum Duell hinreißen lässt, vermisst man allerdings ein genuin sanguinisches Temperament.
    Im Otello-Jago-Duett ist ein solcher Mangel erstaunlicherweise nicht fühlbar. Wie da seine Eifersucht entfacht wird und schließlich in dem Ruf nach Vergeltung hell lodert („Sangue! Sangue! Sangue!), das ist überzeugend, geradezu zwingend gesungen und gestaltet. Da versteht man die ganze Tragik der Figur viel eher, als wenn die Empörung Otellos sich in blinder Raserei Luft macht. Das „Si, per ciel…“ hat dann etwas von der Heiligkeit eines gerechten Schwurs, was ja so falsch auch nicht ist.


    Die CD bringt noch weitere Ausschnitte aus „Otello“: den Monolog aus dem 3. Akt und die Sterbeszene Otellos. Beides singt Calleja ungemein skrupulös durchgeformt. Dynamische Angaben werden präzise umgesetzt, Phrasierungen sind musikalisch überzeugend und die Stimme hat durchaus das erforderlich Gewicht und die passende Farbe. Allerdings ist der Ausdruck vielleicht noch zu kalkuliert. Da hört man denn doch, dass Calleja mit der Partie und in der Partie noch nicht auf der Bühne gestanden. Das Erleben des Schicksals höre ich zumindest nicht.
    Dafür wird man aber reich entschädigt durch ein wunderschön gesungenes Liebesduett. So lyrisch, so einfühlsam und zärtlich habe ich noch keinen Otello in diesem Duett gehört. Als Glücksfall muss man wohl bewerten, dass die Decca für die Desdemona Angela Gheorghiu aufbietet. Sie singt die in fabelhafter Form und wirklich emotional ergreifend. Wie sie Callejas Phrasierungen und Modellierungen von Phrasen liebevoll aufnimmt, macht das Duett zu einem herzerwärmenden Ereignis!


    Alles in allem meine ich: ein Must-have!
    Bei mir zumindest wird die CD noch oft gehört werden!


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


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  • Lieber Caruso,


    da warst Du schneller als ich. Auch ich hatte vor, eine kleine Rezension über "Joseph Calleja - Verdi" zu schreiben. Aber nun hast Du mir Arbeit erspart, und ich darf sagen: wir sind uns wieder einmal in fast allen Punkten einig! :)


    Vielleicht noch einige Anmerkungen: begeistert war ich von der Radames-Romanze "Celeste Aida". Nur ganz wenige Tenöre singen das Schluss-B "morendo", so wie es Verdi eigentlich wünschte. Calleja bewältigt das glänzend und beim Ausklingen des Tons hat dieser noch genügend Stütze. Ein ähnliches Kunststück gelang Carlo Bergonzi in einer Live-Aufführung der MET unter Solti am 07.12.1963. Wie einst der große Kollege phrasiert auch Calleja die Arie meisterhaft und singt mit gutem Timing.


    Schade, dass er in "Ah si ben mio" aus "Trovatore" den Triller nur andeutet, nicht wirklich ausführt - dennoch eine sehr gute Einspielung. Als Alvaro und Don Carlos setzt er vielleicht nicht ganz die erregten Akzente wie Caruso, Martinelli oder Tucker - aber bitte, mit wem vergleiche ich hier ...


    Vor ein paar Tagen habe ich im "Lauri-Volpi-Thread" geschrieben (vielleicht schaust Du mal rein?) und die Stimme des Italieners als "Otello-Sänger" gerühmt. Ich sage bewusst "Otello-Sänger", weil auch Calleja ein Tenor ist, der "Otello" singen kann. Wie Du richtig anführst, sind die "Sangue-Rufe" überzeugend gesungen. Hier habe ich eigentlich immer Caruso oder Björling im Ohr, McCracken, Del Monaco oder auch Domingo muss ich da nicht haben. Die Monoiloge verwandelt Calleja - wie auch Lauri-Volpi - in bewegende Lamenti, wenn ihm auch noch ein wenig der Nachdruck und das noble Pathos der ganz Großen fehlt. Aber ich klage hier auf sehr hohem Niveau.


    Calleja ist endlich mal ein Tenor, der nach 10, 15 Jahren noch nicht "am Ende" ist. Meist sagen die Kritiker ja, dass man von einem Sänger die erste Aufnahme hören sollte, weil es (meist) die beste ist. Auf Joseph Calleja trifft das nicht zu.


    Du hast vollkommen Recht, lieber Caruso: die CD ist ein Must-have!


    Herzliche Grüße
    Manfred

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Lieber Manfred,


    es freut mich wirklich sehr, dass Du auch Deine Höreindrücke und Urteile über die neue Verdi-CD von Calleja so ausführlich dargestellt hast. Wie so oft schon, liegen wir tatsächlich beide wieder auf der gleichen Linie. Umso mehr bedauere ich, dass Du Dich nicht öfter in die Diskussionen um heutige Sänger einschaltest. Immerhin hatte ich auch mit Vergnügen gelesen, was Du über Lauri-Volpi geschrieben hast. Vielleicht werde ich darauf noch mal zurückkommen.


    Dein Vergleich mit Bergonzi, den ich ebenfalls für einen der bedeutensten Tenöre (wenn nicht den bedeutendsten!!!) meiner Zeit halte, finde ich voll angemessen. Übrigens nicht nur beim Radamès sondern auch beim Alvaro und Carlos. Als Manrico allerdings formt Bergonzi in der Tat einen perfekten Triller und bei ihm kann man auch hören, wie wichtig er an der Stelle ist!


    Einen Vergleich des Otellos fällt natürlich schwer, da es von Bergonzi wohl nur Monolog und Tod gibt. Immerhin hatte ich Bergonzi in einer der wenigen Vorstellungen, die er als Otello gesungen hat, live gehört. In dem relativ kleinen Haus in Bonn als Monaco da noch große Sängeroper gemacht hat. Er war eigentlich einer der ganz wenigen Otellos, der die Partie wirklich gesungen hat. Mir fällt da sonst nur noch Charles Craig ein. Natürlich waren auch andere Otellos überzeugende Interpreten der Partie - zumal Vickers und Domingo, letztlich auch Monaco und McCracken in seinen guten Jahren - aber wirklich konsequent gesungen haben sie sie nicht. Insofern kann man Callija schon mit Bergonzi in einem Atem nennen, für einen detaillierten Vergleich fehlt mir aber die Grundlage.
    Auf jeden Fall wäre ich extrem gespannt, ob Calleja es versuchen wird, den Mohren auf der Bühne zu singen.


    Liebe Grüße


    Caruso41


    PS.:
    Eigentlich wollte ich auch über die Verdi-CD von Sonya Yoncheva schreiben. Das habe ich aber erst mal gelassen, weil sie mich doch einigermaßen enttäuscht hat.

    ;) - ;) - ;)


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  • Immerhin hatte ich Bergonzi in einer der wenigen Vorstellungen, die er als Otello gesungen hat, live gehört. In dem relativ kleinen Haus in Bonn als Monaco da noch große Sängeroper gemacht hat. Er war eigentlich einer der ganz wenigen Otellos, der die Partie wirklich gesungen hat.

    Du hast Carlo Bergonzi als Otello in Bonn gehört? Sicher? Das überrascht mich jetzt wirklich, weil alles, was ich bisher über Carlo Bergonzi und Otello wusste, sich auf sein spektakuläres Scheitern an dieser Partie in New York im Jahr 2000 bezieht.


    Hier zum Beispiel:


    https://www.welt.de/kultur/bue…lle-Damen-gluecklich.html

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Du hast Carlo Bergonzi als Otello in Bonn gehört?


    Wenn ich mich recht erinnere, hat er nur diese eine Vorstellung gesungen und sich bewußt Bonn ausgesucht, weil sich damit eine Möglichkeit bot, die nicht so sehr im Scheinwerferlicht stand.
    Das Datum kann ich jetzt nicht klären, aber das müsste ja im Betriebsbüro der Oper in Bonn festzustellen sein. Ich kann nicht mal sagen, ob es vor der Aufführung in der Carnegie-Hall war oder danach. Auf jeden Fall vor dem Umzug der Bundeshauptstadt nach Berlin. Ich war nämlich danach nur noch ganz selten in Bonn.


    Bergonzi sang übrigens noch öfter in Bonn. Ich habe einen Nemorino dort von ihm gehört. Zu der Zeit hätte er längst Nemorinos Großvater sein können! Aber gesungen hat er hinreißend.


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


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  • Bergonzi sang übrigens noch öfter in Bonn.

    Das glaube ich ja auch - nur dass der Othello dabei war, einige Jahre vor New York 2000, das fällt mir ehrlich gesagt schwer zu glauben.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • Umso mehr bedauere ich, dass Du Dich nicht öfter in die Diskussionen um heutige Sänger einschaltest. Immerhin hatte ich auch mit Vergnügen gelesen, was Du über Lauri-Volpi geschrieben hast.

    Caruso41


    Lieber Caruso,


    Gerne würde ich öfter schreiben und mich in Sängerdiskussionen einschalten.
    Leider fehlt mir aus beruflichen Gründen (aktuell) einfach die Zeit.
    Aber ich werde mich bemühen, doch ein wenig mehr zu schreiben. :)

    Eigentlich wollte ich auch über die Verdi-CD von Sonya Yoncheva schreiben. Das habe ich aber erst mal gelassen, weil sie mich doch einigermaßen enttäuscht hat.

    Die CD steht auf meiner Kaufliste. Ich denke aber nun, dass die Anschaffung nicht mehr zwingend nötig ist.


    Auf jeden Fall wäre ich extrem gespannt, ob Calleja es versuchen wird, den Mohren auf der Bühne zu singen.

    Zurück zu Joseph Calleja: auch ich bin sehr gespannt, ob er den "Otello" mal auf der Bühne singen wird. "Singen" kann er ihn ja, wie wir festgestellt haben. :)


    Herzliche Grüße
    Manfred

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


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    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Lieber Manfred!

    Die CD steht auf meiner Kaufliste. Ich denke aber nun, dass die Anschaffung nicht mehr zwingend nötig ist.


    Dazu will ich hier im Calleja-Thread nicht viel sagen. Es gibt schon gute Aufnahmen auf der CD von Yoncheva. Insbesondere die Amelia-Grimaldi, Luisa Miller und auch die Forza-Leonore sind gelungen. Andere Partien aber überfordern ihre gegenwärtigen Möglichkeiten. Erstaunlicherweise enttäuscht sie mich auch als Desdemona, die mich in der Übertragung aus der MET durchaus überzeugt hat. Im Detail sollten wir darüber aber - wenn überhaupt - in Yoncheva-Thread reden!


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


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  • Lieber Caruso, auch ich wollte schon eine Rezension über Calleja's Verdi-CD schreiben, aber deinen Ausführungen ist im Grunde nicht mehr viel hinzuzufügen. Ich gebe zu, dass meine Erwartungen bei Calleja ziemlich hoch sind, eben weil er so ein Ausnahmetalent und sein Timbre so einzigartig ist. Und diese Erwartungen hat er vollends erfüllt bzw. sie teilweise sogar noch übertroffen. :jubel:


    Seine Tenorstimme ist etwas dünkler und dramatischer geworden, hat dabei aber ihren lyrischen Kern behalten. Davon konnte ich mich ja erst kürzlich live bei seinem Cavaradossi in London überzeugen. Die Klangschönheit seiner Stimme ist einfach unbeschreiblich. :hail: Wie kann ein Mann so schön und dabei noch so vollendet und ausgefeilt singen? :love:


    Calleja's technische Brillanz gilt es auf dem Album zu bestaunen. Da singt ein Stilistiker, der herrlich phrasiert, ja, Phrasen wirklich herrlich ausgestaltet, der über eine sensible Pianokultur verfügt, traumhafte Diminuendi singt. Beispielhaft hier die kraftvolle und doch lyrische Romanze des Radames, welche Calleja mit einem hohen B in Kombination mit einem traumhaften Diminuendo abschließt. :hail::hail::hail:
    Hervorragend auch das lyrisch verträumte Ah si ben mio des Manrico aus dem Troubadour mit der ebenfalls auf dem Album zu findenden Stretta. Calleja singt bei letzter ein bombensicheres hohes C, welches er übrigens geschickt in die Länge zu ziehen weiß.
    Eines der absoluten Höhepunkte auf dem Album - das eigentlich nur aus Höhepunkten besteht - ist die Arie des Alvaro aus La forza del destino. Herrlich wie Calleja hier zu singen und zu gestalten weiß. Da kann man eigentlich gar nicht viel dazu schreiben - einfach ANHÖREN!!! :hail::hail::hail:


    Mit Vittorio Vitelli hat Calleja für Duette aus La forza del destino, Don Carlo und Otello einen Duettpartner der in Stimme und Ausdruck leider nicht an die Qualität von Joseph Calleja heranreicht. Was hätte das mit einem adäquaten Partner beispielsweise für ein Don-Carlo-Freundschafts-Duett werden können? Vitelli's Bariton ist etwas zu blass und zu wenig markant, um hier voll in seinen Partien "aufzublühen".
    Schade, dass Calleja nicht die Carlo-Arie Io l'ho perduta ... Io la vidi aufgenommen hat. Aber Calleja braucht ja auch noch "Futter" für zukünftige Arien-CDs. ;)


    Für das Liebesduett aus Otello hat man immerhin Angela Gheorghiu verpflichtet, bei der allerdings an manchen Stellen zu hören ist, dass die Stimme nicht mehr ganz so frisch ist, und diese etwas an Glanz verloren hat. Trotzdem sicher ein weiterer Höhepunkt auf der CD. Gerade wegen Calleja's zärtlicher Interpretation. Und überhaupt - diese Ausschnitte aus Otello. :love: Er singt den Otello mehr als zufriedenstellend, kann regelrecht begeistern. Und es wird wieder deutlich - eigentlich nicht nur bei den Otello-Ausschnitten, das gilt für sämtliche Einspielungen auf dieser CD - dass man mit einer hervorragenden Technik eigentlich ALLES singen kann. Und wann hat man je einen so lyrisch-zärtlichen Otello wie hier bei Già nella notte densa gehört? Hier öffnen sich völlig neue Klangwelten. Calleja's Otello ist auch kein Rohling, sondern dank seiner lyrischen Tongebung ein Mann der über Sensibilität verfügt, der das Leiden seiner Figur deutlich hörbarer macht als so mancher Kraftlackel-Tenor.


    Dass Calleja bereits jetzt für diese CD Ausschnitte aus Otello aufgenommen hat, hängt lediglich damit zusammen, weil Calleja, wie er in einem Interview sagte, nicht weiß, ob er in ein paar Jahren überhaupt noch die Möglichkeit hat, für eine CD diese aufnzunehmen. Die Probleme am Klassik- bzw. generell am CD-Markt sind ja hinlänglich bekannt. Calleja hofft den Otello auch eines Tages auf der Bühne singen zu können. Dazu sagt er, dass das aber erst frühestens in zehn Jahren der Fall sein könnte. Stimmlich bewältigt Calleja den Otello - wie auch sämtliche andere Partien auf dem Album - geradezu mühelos.


    Jetzt habe ich doch mehr zu der CD gesagt, als ich eigentlich wollte. Aber dieses Album gehört für mich zu den aufregendsten Veröffentlichungen der letzten Jahre.
    Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen - ein absolutes Must-have.


    Gregor

  • Lieber Caruso, auch ich wollte schon eine Rezension über Calleja's Verdi-CD schreiben, aber deinen Ausführungen ist im Grunde nicht mehr viel hinzuzufügen.


    Lieber Gregor,


    ich finde es sehr erfreulich, dass Du Deine Absicht nicht ganz streng umgesetzt hast!


    Jetzt habe ich doch mehr zu der CD gesagt, als ich eigentlich wollte


    Ist ist ja doch interessant, welche unterschiedlichen Parameter in Deinem, in Manfreds und in meinem Bericht in den Blick gerückt werden und welche verschiedenen Akzente in Beschreibung und Bewertung gesetzt werden. Wir sind uns einig in der Begeisterung über Callejas Verdi und doch hören und werten wir ihn nicht gleich! Da lässt sich trefflich anknüpfen!


    Was übrigens das Liebesduett angeht: Tino Pattiera singt es mit Meta Seinemeyer ähnlich "lyrisch-zärtlich", wenn auch lange nicht technisch so souverän, wie Calleja! Die Seinemeyer allerdings übertrifft die Gheorghiu, die ja nun wirklich nicht schlecht ist, in jeder Hinsicht!


    Liebe Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Auch wenn ich wahrscheinlich viel Wiederspruch erhalten werde, mir gefällt Joseph Calleja auf CD besser als live auf der Bühne oder bei Radioübertragungen. Was mir bei seinem Live Auftritten auffällt, daß er eine voluminöse Mittellage hat, aber in den hohen Lagen wirkt seine Stimme angestrengt und zittrig. So fand ich seinen Pollione aus der MET eher enttäuschtend. Ich hab mir seine CD über Amazon music Unlimited angehört und war auch positiv überrascht, da einfach alles stimmt und ich kann mich, zumindestens was die CD angeht, meinen Vorschreiben anschließen.

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  • Lieber Rodolfo!

    Auch wenn ich wahrscheinlich viel Wiederspruch erhalten werde, mir gefällt Joseph Calleja auf CD besser als live auf der Bühne oder bei Radioübertragungen.


    Darüber hatten wir ja schon mehrfach gesprochen, das die Stimme vonCalleja einfach Raum braucht, um sich zu entfalten.
    Bisher konne ich mit seinen CDs auch nicht so viel anfangen. Ich habe sie bewundert, weil er einfach vorzüglich singt, Technik, Stil und Kultur hat. Begeistert haben sie mich weniger! Das ist aber nun doch bei der Verdi-CD anders. Da stimmt eben alles!


    ....in den hohen Lagen wirkt seine Stimme angestrengt und zittrig.


    Das ist eine Beobachtung, die ich bisher nicht gemacht habe. Natürlich führt er die Stimme in der Höhe schlanker und er hat auch das charakteristische schnelle Vibrato, wie es die großen Tenöre früherer Zeiten hatten. Aber ich habe keine Anstrengung gehört und keine zittrigen Töne!


    Was den Pollione angeht, haben wir uns inwischen an Fehlbesetzungen gewöhnt. Das ist eine Belcanto-Partie und sollte so gesungen werden. Wenn heute allerdings ein Tenor sich traut, sie ohne Machismo-Attitüde zu singen, dann sind wir enttäuscht.
    Ich habe den Pollione von Calleja zwar nicht gehört, aber möglicherweise hat er die Partie so angelegt, wie sie eigentlich gedacht ist, und deshalb die inzwischen verfestigten Erwartungen von Stentortönen enttäuscht?


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Dass Callejas Stimme in der Höhe "angestrengt und zittrig" klingen würde, kann ich nach meinen Live-Erlebnissen so auch nicht bestätigen, im Gegenteil, die Stimme wird in der Höhe unglaublich weit und das (auf mich persönlich sehr angenehm, weil eben viel Klang Klang transportierende) Vibrato trägt im Saal unglaublich. Nie habe ich den Nadir, den edgardo oder den Rodolfo live so unangestrengt in der Höhe gehört wie von Calleja.
    Es ist aber eben auch ein Missverständnis zu glauben, dass ein MET-Kino-Besuch ein Opern-Live-Erlebnis wäre. Sicher handelt es sich um eine Live-Übertragung, aber die Entfaltung einer Stimme im Raum kann keine Übertragung transportieren oder auch nur ansatzweise vermitteln. Die Stimme entfaltet sich eben im Saal der MET und nicht im jeweiligen Kino-Saal!

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Das ist eine Belcanto-Partie und sollte so gesungen werden. Wenn heute allerdings ein Tenor sich traut, sie ohne Machismo-Attitüde zu singen, dann sind wir enttäuscht.

    Ja, lieber Caruso, stimmt genau. Als Pollione hat man vornehmlich die Sänger im Ohr, die die Partie für die Schallplatte eingesungen haben (Fillippeschi, Del Monaco, Corelli, aber auch Bonisolli u. a. - allesamt keine leisen Vertreter ihrer Zunft!) Vor kurzem las ich noch in der Gigli-Biografie, dass dieser die Partie auch öfter gesungen habe (vornehmlich in Rom und Mailand, und zwar mit ca. 50, ein Jahr zuvor hatte er erstmals den Manrico in Verdis "Trovatore" auf der Bühne gesungen - hiervon gibt's Tondokumente. Die Kritiker bescheinigten seinem Pollione "eine kluge Stimmführung seines immer noch lyrischen, durchschlagkräftigen Tenors und das Auskommen ohne bellende Töne, wie man sie von vielen Polliones kennt ..." Beispielsweise hat auch Jon Vickers diese Rolle vorzüglich gesungen: Er manövriert seine gewaltige Stimme (live!!) sicher und eher verhalten durch die Arie "Meco all'altar di venere" (Turin, 1974, Dirigent: G. Patané). Mal sehen, ob ich im Netz etwas über Callejas Pollione finde ... bisher habe ich ihn noch nicht in "Norma" gehört ...


    Herzlichst
    Manfred

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Lieber Manfred!


    Streng nach dem Belcanto-Ideal hat in Dortmund John Osborn die Partie unter Thomas Hengelbrock gesungen. An der Seite von Cecilia Bartoli. Das war schon überzeugend, nur leider hat seine Stimme so gar keinen Schmelz.


    Gute Nacht!
    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


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  • Es sieht ganz so aus, als würde Calleja seine Eroberung des Verdi-Faches weiter fortsetzen.


    In Hamburg wird er im September/Oktober in sechs Aufführungen von "Luisa Miller" den Rodolfo singen.
    Da auch die übrige Besetzung Einiges verspricht (Alexander Joel: Nino Machaidze und Roberto Frontali), werde ich ganz sicher in die Aufführung gehen, obwohl ich die Produktion von Homoki nun doch schon einige Male erlebt habe und wirklich nicht besonders gelungen finde. Aber Calleja in dieser herrlichen Partie zu hören, ist mir wichtig.


    Caruso41

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  • Es sieht ganz so aus, als würde Calleja seine Eroberung des Verdi-Faches weiter fortsetzen.


    In Hamburg wird er im September/Oktober in sechs Aufführungen von "Luisa Miller" den Rodolfo singen.
    Da auch die übrige Besetzung Einiges verspricht (Alexander Joel: Nino Machaidze und Roberto Frontali), werde ich ganz sicher in die Aufführung gehen, obwohl ich die Produktion von Homoki nun doch schon einige Male erlebt habe und wirklich nicht besonders gelungen finde. Aber Calleja in dieser herrlichen Partie zu hören, ist mir wichtig.


    Das ist ja toll, Caruso. Das wird dann seine neute Verdi-Partie. Vielleicht magst du dann ja darüber berichten. ;)
    Ist das die Inszenierung mit historischen Kostümen, die aber ein eher karges Bühnenbild hat?


    Mal sehen, ob ich im Netz etwas über Callejas Pollione finde ... bisher habe ich ihn noch nicht in "Norma" gehört ...


    Es gibt einen DVD-Mitschnitt der Norma aus dem Royal Opera House, den ich bereits im Yoncheva-thread vorgestellt habe.





    Gregor

  • Es gibt einen DVD-Mitschnitt der Norma aus dem Royal Opera House,

    Vielen Dank für den Hinweis, lieber Gregor.


    Gruß
    Manfred

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


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    Giuseppe di Stefano

  • [timg]https://news.imz.at/fileadmin/…7d1fc428d.jpg;l;480;270;*[/timg]TV-Hinweis! Das österreichische Fernsehen bietet auch im Kultursommer 2018 wieder eine Vielzahl an Übertragungen. Der Festivalsommer 2018 startet heute abend mit der alljährlichen Sommernachtsgala beim Wolkenturm auf Schloss Grafenegg. 2018 werden die aus Südafrika stammende Sopranistin Pretty Yende und der aus Malta gebürtige Startenor Joseph Calleja vor der märchenhaften Kulisse von Schloss Grafenegg singen.


    ORF 2 überträgt heute zeitversetzt ab 21.20 Uhr.
    ORF III wiederholt das Konzert am 08. Juli um 20.15 Uhr.
    Interessierte aus Deutschland und der Schweiz können das Konzert dann am 21. Juli sehen, wenn es auf 3 SAT ausgestrahlt wird.





    Auf dem Programm stehen:


    Gioacchino Rossini: Ouvertüre zur Oper La gazza ladra
    Giuseppe Verdi: "Se quel guerrier io fossi ... Celeste Aida" - Rezitativ und Romanze des Radames aus der Oper Aida
    Vincenzo Bellini: "O rendetemi ... Qui la voce ... Vien diletto" - Arie der Elvira aus der Oper I Puritani
    Jacques Offenbach: "Les larmes de Jacqueline" op. 76 Nr. 2 für Violoncello und Streichorchester
    Hector Berlioz: Rakoczy-Marsch aus La damnation de Faust - Légende dramatique op. 24
    David Popper: Ungarische Rhapsodie für Violoncello und Orchester op. 68
    Jeronimo Giménez: "Me llaman la primorosa ..." - Polaca aus der Zarzuela El barbero de Sevilla
    Leonard Bernstein: "Maria" aus dem Musical West Side Story
    Leonard Bernstein: Divertimento für Orchester, Walzer
    Luigi Arditi: Il Bacio (Kusswalzer)
    Giuseppe Verdi: "Ballabile" - Ballettmusik aus dem zweiten Akt der Oper Aida
    Giacomo Puccini: "E lucevan le stelle" - Arie des Cavaradossi aus der Oper Tosca
    Giuseppe Verdi: "Parigi, o cara, noi lasceremo" - Szene und Duett Alfredo - Violetta aus der Oper La Traviata


    Pretty Yende, Sopran
    Joseph Calleja, Tenor
    Harriet Krijgh, Cello
    Tonkünstler-Orchester Niederösterreich
    Yutaka Sado, Dirigent



    Gregor

  • Ich habe Calleja zum ersten Mal im Alter von knapp 26 Jahren gehört, als er im Januar 2004 als Duca an der DOB debütiert hat. Seitdem habe ich alles mit ihm mitgenommen, was ich bekommen konnte. Meistens waren die Abende mit ihm herausragend, manchmal war er nicht so gut drauf, was zum Teil auch auf Allergie-Probleme zurückzuführen ist. Eine Sternstunde war die vom Stimmenliebhaber angesprochene Aufführung der Perlenfischer, wo Calleja eine Perfektion erreicht hat, wie man sie wohl selten einmal live erleben kann (sein Partner war übrigens der damals noch völlig unbekannte Etienne Dupuis). Anfang Juli habe ich ihn zum ersten Mal als Cavaradossi erlebt und war überrascht, mit welcher Leichtigkeit er die Partie gesungen hat. Er ließ die Stimme wunderbar frei strömen. Zuvor hatte ich in diesem Jahr in der Partie Brian Jagde (der vorzüglich war) und Aleksandrs Antonenko gehört, die beide mit viel Kraftanstrengung gesungen haben. Ich freue mich ebenfalls schon auf die Luisa Miller in Hamburg, in erster Linie wegen Calleja, aber auch wegen Nino Machaidze, die in Zürich hervorragend als Luisa gewesen ist.

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