Die großen Stereo-Schallplattenaufnahmen der Analogära

  • aber nur als Download einige Sinfonien von Mahler mit Swetlanow auf dem PC. Sie sind natürlich beeindruckend, aber mich stört (ähnlich wie beim späten Bernstein) das lang ausgewalzte Tempo.

    Lieber Wolfgang,


    Du meinst wahrscheinlich die 2.! Es kann gut sein, dass er sich da an Bernstein orientiert. Früher konnte ich mit Bernsteins epischer Breite auch wenig anfangen, heute im Opa-Alter inzwischen angekommen kann ich das aber akzeptieren. :D Bei der "Burleske" der 9. hält Svetlanov aber wohl den Geschwindigkeitsrekord! :D Reizvoll ist natürlich auch der Vergleich mit Kondrashin. :)

    Die Sinfonien NR. 1 und 2 habe ich mir auf deine Empfehlung auch mit Solti / LSO ((Decca) gekauft - die Zweite ist tatsächlich "hammermässiger" als die Chicago Aufnahme ... bei der Ersten ist es umgekehrt !

    Das freut mich! :thumbsup:


    Schöne Grüße
    Holger

  • Der fragliche Zeitraum, nämlich das "Vierteljahrhundert zwischen ca. 1954 (gemeinhin als Startzeitpunkt von Stereoeinspielungen angesehen) und ca. 1980" (Joseph II. im Eröffnungsbeitrag), war insforn eine sehr ertragreiche Epoche, weil erstmal wichtige und zentrale Werke in mustergültigen Aufnahmen produziert wurden. Es kamen Titel auf den Markt, die es so vorher noch nicht gegeben hat. Meine zweite Nominierung nach "Arabella" (18) ist deshalb wiederum eine Oper von Richard Strauss: "Elektra". Es handelt sich um eine deutsch-deutsche Gemeinschaftsproduktion knapp ein Jahr vor dem Bau der Berliner Mauer. Aufgenommen wurde im Oktober 1960 in der Dresdener Lukaskirche, wo auch viele andere Einspielungen entstanden.



    Es spielte die Staatskapelle Dresden unter der Leitung von Karl Böhm. Wenn man so will ein Heimspiel, denn die Oper war 1909 in Dresden uraufgeführt worden. Die Hautpartien wurden mit Sängern aus dem Westen besetzt. Inge Borkh sang die Elektra. Sie wurde zum Inbegriff dieser Partie. Für mich blieb sie bis heute ohne wirkliche Konkurrenz. Obwohl es Gesamtaufnahmen aus früherer Zeit gibt, handelt es sich hier um die erste klassische Einspielung in Stereo unter Studiobedingungen. Verwendung fand die übliche gekürzte Fassung mit dem Strich in der Ausseinandersetzung zwischen Klytämnestra und Elektra. Die erste komplette Einspielung blieb Georg Solti sechs Jahre später bei der Decca vorbehalten.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ich möchte in diesem Thread unbedingt die Schubert Klaviersonaten von Ingrid HAEBLER genannt wissen. Kaum jemand der jüngeren Generation kann sich den Stellenwert vorstellen, den sie auf bem Höhepunkt ihres Ruhms besaß. Alfred Brendel spielte damals noch für Vox Turnabout und wurde von Joachim Kaiser als "Schlechter Pianist" gesehen, ein Urteil, das er später nicht nur revidiert hat, sondern er behauptete auch , Brendel habe eine "aussergewöhnliche Entwicklung" durchgemacht in einem Maße, das ausgesprochen selten ist. Dazu kann ich kein Statement abgeben.
    Tatsache ist, daß die Haebler - hierin Paul Badura Skoda ähnlich - sowohl das Spiel auf historischem als auch modernem Flügel pflegte und daß ihre Interpretationen von bemerkenswerter Eleganz geprägt waren, sie konnte den Flügel zum Singen bringen.....
    Bedauerlicher- und unverständlicherweise ist diese Box bereits wieder gestrichen....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Da wir gerade beim Klavier sind, möchte ich noch eine Kassette hier ins Rennen schicken, die es in verschiedenen Ausgaben gibt:

    Wie Ingrid Haebler gebürtig aus Wien, hat Friedrich Gulda mit dieser Einspielung der Beethoven-Sonaten Schallplattengeschichte geschrieben. Sie wurde 1969 produziert.
    Einmal ganz abgesehen von seinen zahlreichen Skandalen und Eskapaden, war dieser Künstler, wenn er denn wollte, einer der größten Klavierspieler des 20. Jahrhunderts. Und hier ist ihm ein Wurf gelungen, der zu seinen besten zählt und sich durchaus mit der legendären Schnabel-Einspielung aus den 1930er Jahren messen kann. Guldas Sonaten-Zyklus ist, um mit Klaus Umbach, dem langjährigen SPIEGEL-Musikredakteur zu sprechen, "ein Muß selbst für Beethoven-Zweifler".


    LG, Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Hallo nemorino,
    die Gulda_GA der Beethoven Sonaten habe ich auch in der 3.Abb. Ich kann Deine Begeisterung schon einerseits nachvollziehen, andererseits sind diese Aufnahmen teils schon sehr extravagant.
    Wenn ich mich für eine Beethoven-Sonaten-GA entscheiden müsste, würde ich bei Ashkenazy (Decca) bleiben.


    :!: Aber man sollte diese Werkreihe ohenhin nicht nach der kompletten GA beurteilen, sondern Einzelbetrachtungen vornehmen. Willi und Holger können dazu weit mehr beisteuern, was die zahlreichen Beethoven-Sonaten-Einzleinspielungen angeht.
    :angel: Da gibt es so einige Edelsteine - auch wenn ich an Emil Gilels (DG) denke ...

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

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  • Aber man sollte diese Werkreihe ohenhin nicht nach der kompletten GA beurteilen, sondern Einzelbetrachtungen vornehmen


    Hallo teleton,


    da gebe ich Dir völlig recht! Kein Künstler kann einen gänzlich ausgeglichenen, in allen Teilen optimal gelungenen Zyklus vorlegen, dazu sind einmal die Werke zu verschieden, und jeder Pianist hat wohl auch einen ganz unterschiedlichen Zugang zu den einzelnen Sonaten.
    Was ich an Guldas Einspielung so interessant, ja faszinierend finde, ist, daß er im gleichen Jahr 1969, als er verbal Beethovens Sonaten "im Grunde für tot" erklärte, einen solch überzeugenden und im Ganzen glänzend gelungenen Zyklus hingelegt hat, der nicht nur "handwerklich" (das war bei einem Gulda sowieso nicht anders zu erwarten), sondern auch geistig und künstlerisch auf einer sehr hohen Stufe steht.
    Ich besitze nur zwei GA der Beethoven-Sonaten (Schnabel und eben Gulda), aber daneben eine ganze Reihe von Einzelaufnahmen, u.a. mit Kempff, Backhaus, Arrau, Richter, Gilels, Buchbinder, Serkin, Gieseking, Casadesus, Rubinstein, Haskil, Richter-Haaser, die wertvolle Ergänzungen zu den beiden Zyklen sind und in manchen Details diese übertreffen.

    Wenn ich mich für eine Beethoven-Sonaten-GA würde ich bei Ashkenazy (Decca) bleiben.


    Den Ashkenazy-Zyklus kenne ich leider nicht, auch nicht die hochgelobten diversen Brendel-Ausgaben, jedoch weniger aus künstlerischen denn aus Platzgründen. Man kann nicht alles haben ....


    LG, Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Auf der Seite http://www.gulda.at/ finden wir folgende Eintragung:


    Zitat

    Am 14.November wird F.Gulda für die Einspielung der 32 Beethovensonaten bei “Amadeo“ mit dem “Deutschen Schallplattenpreis 1968“ ausgezeichnet.


    Das bezieht sich auf die gezeigte Aufnahme.
    Was ich nicht wusste, ist, daß Gulda bereits 1958 einen ebensolchen Zyklus für DECCA aufgenommen hat.
    Decca aber - heute offensichtlich im Besitze der Rechte an der 68er AMADEO -Aufnahme - veröffentlicht nur diese.
    Sie wurde bei ihrem Erscheinen als Sensation gehandelt und wenn ich mich richtig erinnere wurde die Aufnahme vom Österreichischen Rundfunk gemacht.


    Im Juni 69 erhielt Gulda den Ehrenring des 3.Wiener Beethovenwettbewerbs, den er 5 Tage nach Erhalt wieder zurückgab, nachdem er schon bei der Verleihung eine kritische Rede zum akademischen Musikbetrieb gehalten hatte...
    Der Skandal war riesig.
    Interessant wäre, zu wissen, ob dieser Ring in den Folgejahren je wieder verliehen wurde - Ich habe allerdings keinen Hinweis darauf gefunden....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Am 14.November wird F.Gulda für die Einspielung der 32 Beethovensonaten bei “Amadeo“ mit dem “Deutschen Schallplattenpreis 1968“ ausgezeichnet


    Hallo Alfred,


    mir schwebte das Jahr 1969 im Kopf herum, aber ich habe jetzt mal auf die Schnelle ein bißchen recherchiert. Die Aufnahmen wurden demnach bereits im Sommer 1967 gemacht, die Erstveröffentlichung erfolgte 1968. Auf meiner Box steht: (P) 1968. Es ist gut möglich, daß der ORF an der Produktion beteiligt war. Hier die originale 11 LP-Kassette:

    Ob es eine weitere Gesamtausgabe der Sonaten bei DECCA gibt, weiß ich nicht. Vor mir liegt aber eine Decca-CD mit den Sonaten 14, 21, 23 und 27, deren Spielzeiten nicht mit der Amadeo-Ausgabe übereinstimmen. Auf der CD hat Decca vermerkt: (P) 1973. Da es 1973 noch keine CDs gab, kann das nur heißen, daß es bereits früher eine Veröffentlichung auf LP gegeben hat. Die Aufnahmen sind aber m.E. viel früher entstanden. Ob das originale Decca-Aufnahmen sind, weiß ich nicht. Gulda hat ja bekanntlich auf vielen Hochzeiten getanzt, vielleicht wurden sie von einem anderen Label in Lizenz übernommen.
    In der 12 CD-Box (zusammen mit den Klavierkonzerten mit Gulda/Stein) sind auf CD 10 die Sonaten 23 und 24 dabei, ebenfalls mit dem Vermerk (P) 1973. Eine etwas verwirrende Angelegenheit.


    LG, Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Die ältere Aufnahme ist die hier:




    Es gibt auch noch was bei Orfeo, das dürften noch ältere Funkaufnahmen sein.



    Aber die einzige wirklich bekannte und weit verbreitete Aufnahme, die einen Anspruch auf "große Plattenaufnahme" hat, ist die ursprünglich bei Amadeo erschienene.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)


  • Meine zweite Nominierung ist daher, den Regeln des Threads entsprechend, der "Ring" von den Bayreuther Festspielen 1955 unter Keilberth (Knappertsbusch scheidet aus, da Mono). Decca hat bereits damals in Stereo mitgeschnitten; eine Veröffentlichung kam indes nicht zustande, da man das oben genannte Studioprojekt mit Solti letzten Endes favorisierte. So kam dieser erste "Ring" in Stereo erst vor etwa einem Jahrzehnt überhaupt auf den Markt (auf dem Label Testament).


    Deswegen ist das m.E. ganz klar keine der "großen Stereo-Schallplattenaufnahmen der Analogära". Sie wurde nie in dieser Ära veröffentlicht, sondern erst ca. 20 Jahre später. Mir scheint eine Minimalbedingung für diesen Thread, dass eine Einspielung auf Schallplatte "normal" (kein Probe, Raub, Bootleg usw.) erhältlich gewesen ist.

    Struck by the sounds before the sun,
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  • Jeder Mitspieler darf diesmal bis zu FÜNF Aufnahmen nominieren, wobei Zyklen als EINE Aufnahme durchgehen.


    Als Spielregel hatte ich dieses mal allerdings vor, keine Begrenzung für die Anzahl der Schallplattenaufnahmen zu geben.


    Leider bin ich schon bei meiner fünften "Grossen Schallplattenaufnahme dr Analogära" angekommen ... ich hätte noch so viele mehr auf Lager ... mit Solti, Szell, Dorati, Reiner, Bernstein, Karajan, Reiner u.v.m
    :( Aber wenn der Thread mal nicht mehr weiter läuft, dann hoffe ich, dass :hello: Josef noch Weitere Nennungen frei gibt ( ;) so wie ich es ohne Begrenzungsanzahl vor hatte).


    Stattgegeben. Die Begrenzung auf fünf sei hiermit aufgehoben. Ich nähere mich auch bereits der fünf, daher ganz uneigennützig ... :pfeif:
    Ich wäre der Moderation dankbar, wenn sie im Eingangsbeitrag diese Begrenzung herausnimmt. Besten Dank.
    Alternativformulierung für dort:


    "Jeder Mitspieler kann seine Favoriten nominieren. Eine Begrenzung gibt es diesmal nicht."

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich wäre der Moderation dankbar, wenn sie im Eingangsbeitrag diese Begrenzung herausnimmt. Besten Dank.


    Aber gern.

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Eine meiner Lieblingsopern heißt Don Carlos (Verdi). Es gibt da eine ganze Reihe interessanter Aufnahmen von diesem Werk. Eine Favoritin, was Dirigat und Besetzung betrifft, ist die unter G. Santini. Sehr gute Sänger ohne Schwachpunkt. Ein noch junger Boris Christoff in der Hauptrolle und ein dämonischer Ivo Vinco als Großinquisitor. Leider konnte ich für das Cuver nicht die preisgünstigen Aufnahmen einstellen, sondern nur das üppige "Sonderangebot".


    W.S.

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  • Ich folge Lutgra mit Kammermusik und nominiere die für mich immer noch maßstäblichen Aufnahmen der Streichquartette von Beethoven:




    Einige der Aufnahmen sind schon digital, aber ich stelle den Zyklus trotzdem als ganzes hier ein.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.


  • Weil hier ja auch Oratorien genannt werden dürfen, benenne ich die nebenstehende Produktion der "Schöpfung" als für mich herausragende Aufnahme aus der Zeit der Analogära. Ich bin sozusagen mit ihr aufgewachsen und kann mich auch heute noch nicht an dieser Einspielung satthören. HIP hin oder her...


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Trotz vieler sehr guter Neueinspielungen führt nach wie vor kein Weg an dieser Aufnahme vorbei, die inzwischen auch neu gemastert auf Blu-ray-Audio vorliegt:




    Galina Vishnevskaya
    Peter Pears
    Dietrich Fischer-Dieskau
    London Symphony Orchestra unter Leitung des Komponisten

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.


  • Eine ganz wunderbare Nominierung, llieber Bertarido. So stelle ich mir "Die großen Stereo-Schallplattenaufnahmen der Analogära vor". Nämlich einzigartig. Die Produktion ist insofern historisch bedeutsam, weil sie mit Verspätung das Solistenensemble aus der Sowjetunion, England und Deutschland zusammenführte, das für die Uraufführung 1962 nicht zusammenkommen durfte. Die Vishnevskaya wurde damals die Ausreise durch die sowjetischen Behörden verweigert. Sie musste durch Heather Harper ersetzt werden.

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    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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  • Leider konnte ich für das Cuver nicht die preisgünstigen Aufnahmen einstellen, sondern nur das üppige "Sonderangebot".


    Hallo, Wolfgang,


    in meiner Sammlung gibt es diese Ausgabe, für damalige Verhältnisse (ca. 1995) bei Saturn in Köln günstig für ca. 35 DM erstanden:

    Inzwischen kostet sie, dem allgemeinen Trend folgend, bei Amazon € 35,07! Eine Entwicklung ähnlich wie im Restaurant ....


    Leider ist sie arg ins Hintertreffen geraten, vor allem durch die wenig später erschienene Solti-Aufnahme bei DECCA. Das hat sie nicht verdient, vor allem leisten Fiorenza Cossotto als Eboli und Boris Christoff als Philipp Außerordentliches. Christoff ist hier deutlich gereift gegenüber seiner früheren EMI-Aufnahme (mono, 1954), hat da aber den im Vergleich mit Ivo Vinco viel überzeugenderen Giulio Neri als Großinquisitor zur Seite. Bastianini und Gobbi halten sich als Posa die Waage, Stella ist hier wie da tadellos, aber beide Aufnahmen leiden IMO unter der unzulänglichen Besetzung der Titelrolle, Flaviano Labò (DGG) und Mario Filippeschi (EMI). Da hat Decca mit Carlo Bergonzi die viel besseren Karten.
    Der Dirigent Gabriele Santini vollbringt in beiden Aufnahmen eine gute Leistung.

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  • Zitat

    nemorino: ... Leider ist sie arg ins Hintertreffen geraten, vor allem durch die wenig später erschienene Solti-Aufnahme bei DECCA


    Ja, natürlich! Ich besitze die beiden von Dir genannten Aufnahmen auch. Die Solti-Aufnahme ist selbstverständlich auch Spitze. Leider bin ich nicht der große Fan von Fischer-Dieskau, obwohl er einen guten Rodrigo singt. Bastianini ziehe ich Gobbi vor, weil er einfach das schönere Timbre besaß. Und Ivo Vinco und Giulio Neri stelle ich auf eine Stufe. Renata Tebaldi hat wieder ein plus vor der jungen, aber großartig singenden Antonietta Stella. Mario Fillipeschi ist kein lyrischer Tenor und geht bei mir als Don Carlo garnicht. Hochzufrieden bin ich letztendlich mit allen drei Aufnahmen, habe mich nur um Bruchteile für die Santini-Aufnahme entschieden.

    W.S.

  • Auch hier gilt: Trotz vieler jüngerer Lied-Sängerinnen und -Sänger, die mir lieb und teuer sind, greife ich immer wieder auf diesen 21 CD-Klotz zurück, wenn ich Lieder von Franz Schubert höre. Ein wirklich "großes" Aufnahmeprojekt im doppelten Sinne des Wortes:



    Dietrich Fischer-Dieskau
    Gerald Moore

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.


  • Verwendet die Santini-Einspielung von 1961 einen alternativen Schluss? Ich habe gerade kurz vergleichend hineingehört. Diese Fassung gefällt mir eigentlich nicht besonders. Orchestral darf man, mit Verlaub, auch nicht an Karajan, besonders 1986 in Salzburg (DVD), denken, der aber wohl schon digital aufgenommen wurde und hier somit nicht genannt werden kann.

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    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Verwendet die Santini-Einspielung von 1961 einen alternativen Schluss?


    Hallo Joseph II.,


    das kann ich leider auf die Schnelle jetzt nicht feststellen. Die Aufnahme ist ohne jede Textbeilage, bei einem solchen Werk natürlich ein Nonsens, hatte aber wohl mit dem günstigen Preis zu tun. Ich habe sie ziemlich lange nicht gehört, es ist aber in jedem Fall (im Gegensatz zu Karajans Aufführungen) die 5-aktige Fassung, wie sie auch Solti und Giulini verwenden. Ich meine mich aber entsinnen zu können, daß ich irgendwo mal gelesen habe, daß Santini einen etwas abgeänderten Schluß verwendet. Es gibt ja verschiedene Fassungen der Oper, die im Original in Französisch komponiert wurde.

    Die Karajan-DVD aus Salzburg 1986 kenne ich nicht, mir liegt aber seine EMI-Aufnahme von 1978 aus der Berliner Philharmonie vor. Die ist klanglich ebenfalls der Santini-Version von 1961 überlegen, aber für meinen Geschmack ist hier, von Karajan abgesehen, das Orchester der eigentliche Star der Aufnahme und deckt mit seiner Brillanz zum Teil die Sänger zu. Wieweit das der Aufnahmetechnik oder dem Dirigenten zuzuschreiben ist, weiß ich nicht. Insgesamt eine Aufnahme, die zwiespältige Gefühle bei mir zurückläßt, was großenteils auch am Sängerensemble liegt. Selten habe ich z.B. einen so vor Gesundheit strotzenden Großinquisitor gehört (Ruggero Raimondi), der klingt alles andere wie ein 90jähriger Greis, eher wie ein jugendlicher Held. Und Mirella Freni ist zwar eine großartige Sängerin, aber alles andere als eine Elisabetta. Eine Fehlbesetzung auf hohem Niveau.


    LG, Nemorino

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  • Verwendet die Santini-Einspielung von 1961 einen alternativen Schluss? Ich habe gerade kurz vergleichend hineingehört. Diese Fassung gefällt mir eigentlich nicht besonders. Orchestral darf man, mit Verlaub, auch nicht an Karajan, besonders 1986 in Salzburg (DVD), denken, der aber wohl schon digital aufgenommen wurde und hier somit nicht genannt werden kann.


    In der Tat wählt Santini einen merkwürdigen Schluss indem er den Mönchschor aus der Klosterszene nochmals anklingen lässt. Dadurch wird nach meiner Auffassung die Dramatik unnötig in die Länge gezogen und in ihrer Wirkung eingeschränkt. Ich kenne jetzt auf Anhieb keine andere Einspielung, in der ebenfalls so verfahrten wird. Da es wohl um die sieben unterschiedliche Fassungen des Werkes gibt, wird Santini wohl einer ganz bestimmten gefolgt sein. Nur welcher? Vielleicht kann uns Wolfgang, der die Einspielung nomieniert hat, aufklären. Ihre Bedeutung beststeht auch darin, dass es sich um die fünfaktige Fassung mit Fontainebleau (ohne die Holzfällerszene) handelt.


    Santini, gewiss ein sehr verdienstvoller Dirgent, genügt mir letztlich auch nicht. Ich finde ihn zu robust und nicht geheimnisvoll genug. Er kommt gegen die übermächtige Konkurrenz nicht an. Und Flaviano Labò als Carlos ist ein Irrtum.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


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  • Nun bin ich bei meiner 3. Nominierung in diesem Thread angelangt. Ich habe - da Lutgra es "übergangen" hat, das Amadeus Quartett ausgewählt. Ich bin weder ein besonderer Fan dieser Formation, noch entsprechen deren Aufnahmen offensichtlich dem momentanen Zeitgeschmack. Aber ich nominiere sie, weil sie in ihrer Glanzzeit - zumindest in Europa - schlechthin DAS Streichquartett in Sachen Wiener Klassik war. Ich habe das Amadeus-Quartett in meiner frühen Jugend schlechthin als DAS Streichquartett empfunden, quasi als Vertreter des Genres, so wie Caruso und Callas bei den Sängern und Furtwängler und Karajan bei den Dirigenten.
    Umso auffälliger, daß dieses Ensemble heute weitgehend "vergessen" ist.


    mfg aus Wien
    Alfred

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  • Umso auffälliger, daß dieses Ensemble heute weitgehend "vergessen" ist.


    Na, ob man angesichts dieser vor vier Monaten erschienenen Box von "vergessen" sprechen kann??? Wenn man die haben möchte, sollte man schnell zugreifen, so etwas ist schnell wieder weg und kostet dann am Sekundärmarkt das 3-5fache. Ich habe allerdings 90% des Inhaltes in "schwarzem Gold". :D


  • Unter den Stereoaufnahmen dieser Oper ragt m. E. diese besonders heraus. Eingespielt wurde sie zwischen 16. und 30. September 1962 in den Sofiensälen in Wien für Decca. Entsprechend gut ist die Klangqualität auch aus heutiger Sicht. Die Besetzung ist exquisit. Es ragen heraus Leontyne Price in der Titelrolle und Giuseppe Taddei als aristokratisch-verschlagener Scarpia. Er gefällt mir persönlich besser als der vielfach als Referenz bezeichnete Tito Gobbi, der mir etwas zu grobschlächtig daherkommt. Der Schwachpunkt ist Giuseppe Di Stefano, schon über seinem Zenit, aber m. E. auch kein Totalausfall. Ganz hervorragend ist aber gerade die Orchesterleistung der Wiener Philharmoniker unter Herbert von Karajan, der hier eine seiner besten Operneinspielungen vorlegte. Kürzlich erschien ein neues Remastering inkl. Blu-ray Audio.


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

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    – Luís de Camões

  • Lutgra schrieb:

    Zitat

    Na, ob man angesichts dieser vor vier Monaten erschienenen Box von "vergessen" sprechen kann???


    Ich hab sowas für den Beitrag gesucht - und nicht gefunden. (Man wird alt)
    Und eigentlich hab ich mich darüber gewundert, denn die DGG ist ansonst zumeist ein treuer Partner zu ihren Künstlern.


    Na - dann ist ja die Welt wieder in Ordnung


    mfg aus Wien
    Alfred

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