Lyrischer Sopran: Edith Mathis

  • Ich bin sicher kein Fan von Edith Mathis, höre sie aber dennoch gerne. Als Agathe kann ich sie mir fast gar nicht vorstellen, viel eher als freches Ännchen, oder als Susanne oder Cherubino, nicht als Gräfin. Allerdings kenne ich auch nur die junge Mathis.


    Stichwort Cherubino: ihr "Voi che sapete" gefällt mir durchaus, aber vielleicht können mir die Stimmexperten etwas zu zwei Stellen sagen, die ich nicht verstehe.



    Wenn man auf 2:22 geht, singt sie "fuore di me". Dieses "me" hat eine für mein Empfinden sehr knödelige, aufgedickte Klangfarbe, die überhaupt nicht zur sonst eher hellen, schönen Stimme passt.


    Bei 2:32 singt sie "Non so cos'è", wobei das "cos'è" wiederum plötzlich den Klang so stark verändert. Woran liegt das? Ist das einfach ihre Stimme? Ist das eine nicht optimale Technik? Hat das etwas mit Vokalausgleich oder so zu tun? Bei anderen Sängerinnen, auch bei älteren als Mathis, höre ich diese zwei Stellen meist nicht so, deswegen kann ich mir nicht vorstellen, dass es allein am Text liegt.




    LG,
    Hosenrolle1

  • Zitat

    Caruso41: Meist wird nicht gebührend geschätzt, dass sie eine vorzügliche Ensemblesängerin war. Sie hatte die Fähigkeit, ihren Sopran den anderen Stimmen, mit denen sie zusammen sang, auf wunderbare Weise anzupassen ohne sich anzugleichen.


    Ich habe sie in den Tagen, bevor wir Haydns "Schöpfung aufführten, das war genau eine Woche vor ihrem 80. Geburtstag, in dieser Aufnahme studiert:


    lieber Caruso.
    Da ist mir genau das, was du beschrieben hast, wieder positiv aufgefallen, wie wunderbar sie sich in den ja doch in diesem Stück häufiger vorkommenden Ensembleszenen, sei es mit ihren beiden (damals, 1992) jungen Kollegen Christoph Pregardien und René Pape, oder mit dem Chor, zuzsammengefunden hat und wie sie, damals doch schon in den Fünfzigern, diese Partie souverän gesungen hat und ihre lyrische Gestaltungsfähigkeit hinlänglich unter Beweis gestellt hat. Ich habe sie in etlichen Opern und geistlichen Werken, werde aber mir auch noch Lieder-Aufnahmen von ihr zulegen.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Lieber Rheingold, in der letzten Phase ihrer Karriere hat sie auch Figaro-Grafin und Marschallin gesungen. Wega kennt sogar einen Mitschnitt von der Agathe. Ich habe nur Figaro-Grafin und Marschallin live gehört. Das war achtbar aber leider nicht mehr. Sie muss es selbst gewusst haben, dass diese Fachausweitung sie auf ein Terrain brachte, für das sie andere Qualitäten gebraucht hätte als sie hatte. Das war nicht eine Frage der Stimme und der Gesangstechnik sondern der Persönlichkeitsstruktur!


    Lieber Caruso, darf ich mich als Entgegnung selbst zitieren aus meinem Beitrag in diesem Thread von 2013? :)


    Der spätere Wechsel ins Zwischenfach zu Marschallin und Agathe ist nach meinem Eindruck nie ganz geglückt. Ich habe mir aus gegebenem Anlass eben nochmal einige Szenen aus dem Mitschnitt des "Freischütz" aus dem Liceu von 1988 angehört und in der Agathe immer das Ännchen* vernommen.


    All diese Einschränkungen ändern nichts an meiner grundsätzlich positiven Einstellung zu dieser Sängerin. Mit beiner Veränderung. heute würde ich von einem ältlichen Ännchen sprechen.


    P.S. Wenn es interessiert, hier die komplette Besetzung des "Freischütz" aus Lissabon:


    MAX- Siegfried Jerusalem
    AGATHE- Edith Mathis
    CASPAR- Ekkehard Wlaschiha
    ÄNNCHEN- Sona Ghazarian
    UN EREMITA- Kurt Rydl
    OTTOKAR- Peter Weber
    KUNO- Jaroslav Sta
    KILIAN- Peter Weilid
    SAMIEL- Jaroslav Sta


    Gran Teatre del Liceu
    12-II-1988
    Dir- PETER SCHNEIDER

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Hallo, liebe Tamino-Mitglieder und -Besucher!


    Dies ist mein erster Beitrag und ich widme ihn der von mir sehr verehrten Sängerin Edith Mathis.


    Ich bin mit 9 Jahren durch das Fernsehen zur Oper gekommen. Meine früheste Erinnerung habe ich
    an Pfitzners "Das Christelflein" zu Weihnachten 1955 mit Anneliese Rothenberger. Das Christkind
    wurde von Erna-Maria Duske gesungen und von einem jungen Mädchen dargestellt; der Tannengreis
    (Theodor Schlott) steckte tatsächlich in einem Tannenbaum!


    Edith Mathis habe ich zuerst 1962 als Lucieta in Wolf-Ferraris "Die vier Grobiane" gesehen, wo sie
    mich durch ihre anmutige Erscheinung, ihr ausdrucksvolles Spiel und auch durch ihre Stimme ver-
    zauberte. Ihre Partner waren Ruth-Margret Pütz, Lieselotte Fölser, Elisabeth Schärtel, Friedrich
    Lenz, Paul Kuen, Fritz Ollendorff, Georg Stern, Georg Rehkemper und Herbert Simon. Der Dirigent
    war Walter Martin und der Regisseur dieser NDR-Produktion war Herbert Junkers, der 1963 zum ZDF
    wechselte. (Im Rundfunk wurde später auch das Tonband dieser im Playback-Verfahren gedrehten
    TV-Sendung ausgestrahlt.)


    Die nächste Fernseh-Begegnung mit Edith Mathis war 1963 im ZDF in Egks "Die Zaubergeige", wo
    sie eine hinreißende Gretl war. Ferner wirkten Ingrid Bjoner, Raymond Wolansky, Andor Kaposy,
    Gottlob Frick, Benno Kusche, Caspar Bröcheler, Hans Herbert Fiedler und Fritz Göllnitz mit. Der
    Komponist stand am Pult des Symphonie-Orchesters des Bayerischen Rundfunks; die Inszenie-
    rung wurde von dem Filmregisseur Wolfgang Liebeneiner verantwortet. (Leider sendete der ZDF-
    Theaterkanal 2006 zu seinem 20jährigen Jubiläum nicht diese Version, sondern die Produktion
    von 1976 mit Jutta-Renate Ihloff, Norma Sharp, Bernd Weikl, René Kollo, Karl Ridderbusch, Ale-
    xander Malta, Nikolaus Hillebrand, Toni Blankenheim und Kurt Marschner. Heinz Wallberg hatte
    die musikalische Leitung; der Regisseur war Hans Hartleb.)


    In der Reihe 'Europäisches Theater' des ZDF wurde auch die Aufzeichnung von "Die Hochzeit des
    Figaro" aus Glyndebourne 1965 gezeigt - Edith Mathis war hier der Cherubino. Außerdem wirkten
    u. a. Leyla Gencer, Liliane Berton, Heinz Blankenburg, Michel Roux und Hugues Cuénod mit unter
    dem Dirigat von Silvio Varviso. Peter Ebert inszenierte nach der Regie seines Vater Carl Ebert.
    Leider begann diese Sendung so spät, dass ich damals nur den 1. Akt gesehen habe.


    In der Reihe der sogen. Liebermann-Opernfilme in Co-Produktion mit der Hamburgischen Staatsoper
    wirkte Edith Mathis in folgenden Werken mit: "Die Hochzeit des Figaro" (1967), "Der Freischütz"
    (1968), "Hilfe! Hilfe! Die Globolinks!" (1969) und "Die Zauberflöte" (1973). Alle diese Opern sind auf
    DVD erschienen, wie auch "Der junge Lord" (1968) aus der Deutschen Oper Berlin. Nicht veröffent-
    licht wurden - vermutlich, weil die Strauss-Erben zuviel Geld von Arthaus forderten - die Opern
    "Elektra" (1968) und "Arabella" (1969). In dem letztgenannten Werk wirkte Edith Mathis als Zdenka
    mit. Ihre Partner waren u. a. Arlene Saunders, Cvetka Ahlin, Sylvia Geszty, Raymond Wolansky,
    Willy Hartmann, Oskar Czerwenka, Horst Wilhelm, William Workman und Hans Sotin. Horst Stein
    war der Dirigent und der Wiener Theater-Regisseur Rudolf Steinboeck führte die Regie.


    Auf YouTube kann man auch einen konzertanten 60minütigen Querschnitt durch "Die Zauberflöte"
    sehen, der 1970 beim ORF in Wien entstand. Edith Mathis singt die Pamina mit Arleen Auger (als
    Königin der Nacht im Hosenanzug!), Renate Holm, Werner Hollweg und Gottlob Frick. Heinz Hole-
    cek singt den Papageno und liest aus Mozart-Briefen. Berislav Klobucar dirigiert das Niederöster-
    reichische Tonkünstlerorchester; der TV-Regisseur ist Mladen Raukar. Ferner gab es im ZDF zwei
    Brahms-Sendungen: einmal "Deutsche Volkslieder" mit Peter Schreier (Edith Mathis sah in ihrem
    Dirndl bezaubernd aus!) und die"Liebeslieder Walzer" mit Brigitte Fassbaender, Peter Schreier,
    Barry McDaniel - und natürlich mit Edith Mathis. Gottseidank habe ich diese beiden Sendungen
    wie auch die "Arabella" auf Video-Kassetten.


    Mögen diese TV-Sendungen heutigen Musikfreunden langweilig, wenig innovativ und "verstaubt"
    vorkommen, so haben sie in ihrer Zeit doch oft dafür gesorgt, dass man nach dem Fernseh-Er-
    lebnis den Besuch eines Opernhauses oder Konzertes folgen ließ, zumal es damals noch im
    Bürgertum einen gewissen kulturellen Anspruch gab. Mein Eindruck ist, dass heutzutage der
    durchschnittliche - an das von Krimis, Game-Shows und Infotainment geprägte Fernsehprogramm
    gewöhnte - TV-Konsument kaum dazu ' verführt' wird, die in den "Nischenkanälen" 3sat und arte
    gebotene 'Hochkultur' zu nutzen, geschweige denn, Theatervorstellungen z. B. an Ort und Stelle zu
    besuchen. (Bis Anfang der 60er Jahre gab es nur ein Fernsehprogramm und da hat man eben auch
    Shakespeare, Schiller und Mozart sich angesehen, ohne sich zu verbiegen.) Da ist in den letzten
    Jahrzehnten durch Elternhaus und Schule - und auch in großem Umfang durch die öffentlichen
    Medien - sehr viel versäumt worden, zumal sich auch die Begrifflichkeit, was unter Kultur zu ver-
    stehen ist, deutlich gewandelt hat.


    Mit freundlichem Gruß


    Carlo

  • Lieber Carlo, herzlichen Dank für diese schöne Übersicht. Damit hast Du Dich sehr gut eingeführt bei TAMINO. Willkommen und bitte mehr davon!

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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  • Hallo Carlo, den Figaro aus Glyndebourn gibt es auch auf CD ( im Moment leider recht teuer) .....allerdings gibt aus dem Jahre 1962 und in einer etwas anderen Besetzung ....


    ....ich habe ihn mir allerdings wegen Leyla Gencer als Gräfin zugelegt :D;) !


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Hallo Carlo,


    Dein Beitrag öffnet ja eine wahre Schatztruhe für Edith-Mathis-Verehrer! Dazu zähle ich mich unbedingt. Allerdings mag ich Oper nicht auf DVD genießen. Das lenkt mich einfach zu sehr ab vom konzentrierten Hören und bringt doch nur mäßigen Gewinn.
    Trotzdem werde ich mir wohl mal die "Arabella" besorgen. Die Oper mag ich zwar nicht so sehr, aber die Figuren der Arabella und der Zdenka sind einfach wundervoll! Da interessiert mich auch die Sauders, die ja gerade als Arabella sehr grühmt wird. Sie habe ich nie live gehört, die Mathis als Zdenka aber mehrfach!


    Ich bin neugierig, was Du uns noch über andere Sänger mitteilen wirst.


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Guten Morgen!


    Daß Edith Mathis eine bezaubernde Mozart-Sängerin (und nicht nur das) war, möchte ich hier auf eine Live-Aufführung der Kölner Oper aus dem Jahr 1960 aufmerksam machen, die nicht nur wegen Fritz Wunderlich interessant ist:

    Hier ist unter der musikalischen Leitung von Wolfgang Sawallisch praktisch die Elite der deutschen Mozart-Sänger dieser Zeit versammelt, und natürlich wird auch, wie das 1960 noch gang und gäbe war, deutsch gesungen.
    Neben Edith Mathis, die eine anmutige Zerlina singt, und Fritz Wunderlich (Don Ottavio) sind noch u.a. Hermann Prey (Titelrolle), Elisabeth Grümmer (Donna Anna) und Franz Crass (Komtur) zu hören. "Ein Fest der Stimmen und Gesänge" nannte der Bonner Generalanzeiger in einer Kritik vom 30.3.1960 den Opernabend. Einziger Wermutstropfen: die Klangqualität. Es ist ein Live-Mitschnitt in Mono, nicht besonders schlecht, aber auch nicht besonders gut. Trotzdem: ein Denkmal für alle beteiligten Künstler und eine wehmütige Erinnerung an Zeiten, als solche Aufführungen noch möglich waren. Für uns heute mag die deutsche Sprache etwas gewöhnungsbedürftig sein, aber für ältere Opernfreunde (zu denen ich mich zähle) ist es ein wertvolles Dokument.


    Eine weitere Aufnahme mit Edith Mathis darf hier auch nicht fehlen:

    Mozart: Requiem KV 626 (mit dem Chor der Wiener Staatsoper u. Wiener Philharmoniker, Dir.: Karl Böhm).


    LG, Nemorino



    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Und Hildegard Hillebrecht als Donna Elvira war es weder auf dem Cover noch in deinem Beitrag wert erwähnt zu werden! ?(


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Hildegard Hillebrecht als Donna Elvira war es weder auf dem Cover noch in deinem Beitrag wert erwähnt zu werden!


    Lieber Fiesco,


    warum Hildegard Hillebrecht nicht auf dem Cover erscheint, entzieht sich meiner Kenntnis.
    Ich habe sie, ehrlich gesagt, nicht ausdrücklich genannt, weil sie m.E. zwar eine solide Elvira singt, nicht weniger, aber auch nicht mehr. Wer in dieser Rolle Lisa della Casa, Maria Stader, Hilde Gueden, Christa Ludwig oder Elisabeth Schwarzkopf im Ohr hat, der setzt wohl seine Erwartungen etwas höher an.


    LG, Nemorino

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  • Lieber Fiesco,
    warum Hildegard Hillebrecht nicht auf dem Cover erscheint, entzieht sich meiner Kenntnis.
    Ich habe sie, ehrlich gesagt, nicht ausdrücklich genannt, weil sie m.E. zwar eine solide Elvira singt, nicht weniger, aber auch nicht mehr. Wer in dieser Rolle Lisa della Casa, Maria Stader, Hilde Gueden, Christa Ludwig oder Elisabeth Schwarzkopf im Ohr hat, der setzt wohl seine Erwartungen etwas höher an.
    LG, Nemorino


    Hallo nemorino, das mit den anderen Elvira ist schon OK, habe ich auch alle im Sortiment, aber du hast ja nur die abgeschrieben die auf dem Cover stehen! :D Ebenso unerwähnt bleiben Georg Stern als Leporello und Hans-Georg Knoblich als Masetto.
    Aber ist schon OK! Du musst jetzt nicht noch mal alle besseren Interpreten aufführen. Noch ein Zusatz, auch für den Don Giovanni gibt es bessere Interpreten! ;)


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Noch ein Zusatz, auch für den Don Giovanni gibt es bessere Interpreten!


    Den Satz, lieber Fiesco, kann ich nur vollinhaltlich unterschreiben!
    Aber, was wäre ein DON GIOVANNI oder die Nennung der Titelfigur? In der Tat, natürlich gehört auch die Elvira genannt, aber für die Cover-Gestaltung bin ich nicht verantwortlich.
    Ohne mich im Detail zu verlieren, will ich doch spontan ein paar markante Titelhelden nennen, indem ich mich auf de 2. Hälfte des 20.Jhdts. beschränke: Cesare Siepi, Nicolai Ghiaurov, George London, und auch Preys ewiger Rivale Dietrich Fischer-Dieskau. Prey war ein guter lyrischer Bariton, aber ganz gewiss kein überzeugender DON.

    unerwähnt bleiben Georg Stern als Leporello und Hans-Georg Knoblich als Masetto.


    Die habe ich bewußt nicht genannt, weil sie wahrscheinlich so gut wie kein Mensch mehr kennt (was nichts über die Qualität ihres Gesangs aussagt). Beide sind gute Besetzungen.


    LG, Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Lieber Carlo,


    herzlich willkommen und danke für deinen ausführlichen Bericht, den ich mit viel Gewinn gelesen habe.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Zitat

    Die habe ich bewußt nicht genannt, weil sie wahrscheinlich so gut wie kein Mensch mehr kennt (was nichts über die Qualität ihres Gesangs aussagt). Beide sind gute Besetzungen.


    Aber hallo nemorino! Georg Stern gehört zu meinen liebsten Bässen. Ich besitze einige Aufnahmen mit ihm. Seine abgrundtiefe, samtige Stimme höre ich sehr gerne. Vor Kurzem erst gehört als Pater Guardian in der "Macht des Schicksals". Aber ich gebe Dir Recht. Leider ist er nicht so bekannt, weil er sich international nicht betätigt hat und nur in erster Linie dem Frankfurter Opernhaus viele Jahre angehörte.


    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Es gibt ja auch einen eigenen Thread zu Georg Stern!
    Erstellt vom Wolfgang,


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

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  • Angeregt durch diesen Thread habe ich mir gestern diesen "Don Giovanni" wieder angehört - bei Spotify, denn ich hatte die Box gleich nach dem Erwerb wieder weggebenden. Jetzt weiß ich wieder, warum. Immer wenn der sehr gut gelaunte und fürchterlich aufgeräumte Hermann Prey in Erscheinung trat, fühlte ich mich an den deutschen "Barbier von Sevilla" aus München erinnert, der seinerzeit im Fernsehen gezeigt wurde. Elisabeth Grümmer klang in meinen Ohren steinalt und konnte den tiefen erotischen Konflikt der Anna nicht mehr glaubhaft machen. Als Elvira schimpfte Hildegard Hillebrecht vor sich hin, grau und unstet in der Stimme. Fritz Wunderlich rettete sich auffallend in Routine. Das war für ihn - um es mit Amfortas08 zu sagen - offenkundig eine klassische "Mucke". ;) Mit Edith Mathis wurde ich auch nicht richtig warm. Am besten gefielen mir noch Georg Stern und Hans-Georg Knoblich. Die konnte nichts aus dem Gleis werfen.


    Bis auf die Hillebrecht schätze ich alle Mitwirkenden gewöhnlich sehr. Nur nicht in dieser Produktion. Nicht alles, was mal über die Bühnen ging, taugt nach meiner Auffassung für die Ewigkeit.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Georg Stern gehört zu meinen liebsten Bässen. Ich besitze einige Aufnahmen mit ihm. Seine abgrundtiefe, samtige Stimme höre ich sehr gerne. Vor Kurzem erst gehört als Pater Guardian in der "Macht des Schicksals".


    Hallo, Wolfgang,


    ich streue Asche auf mein Haupt! :(
    Zu meiner Schande muß ich gestehen, daß ich, obwohl ich mich seit fast 60 Jahren mit Opernmusik beschäftige und eine riesige Sammlung von LPs und CDs besitze, den Namen dieses Sängers bewußt noch nie gehört oder gelesen habe. ?(
    Das habe ich aber soeben, wenn auch zunächst nur flüchtig, im Georg Stern-Thread nachgeholt und mußte feststellen, daß es eine wirkliche Wissenslücke ist. Ich kann sie nur damit erklären, daß der Sänger auf Tonträger nur sehr spärlich vertreten ist. So etwas hat ja oft wenig mit künstlerischen Gründen zu tun, sondern es liegt zum Teil am Künstler selbst, ob und wie er sich verkauft, welches Management er hat, etc.pp. Mir fällt da spontan Otto von Rohr ein, ein guter Baßsänger, der aber ebenfalls nie so richtig ins Rampenlicht gerückt ist, trotz hervorragender Leistungen. Jedenfalls konnte ich mich davon überzeugen, daß Georg Stern ein hervorragender Künstler, sängerisch wie schauspielerisch, gewesen ist, der wohl vor allem in Frankfurt a.M., aber ansonsten meist im deutschsprachigen Raum aufgetreten ist. Eine Schallplattenkarriere hat er wohl nie ernsthaft angestrebt.
    Dagegen kam mir der Name Hans-Georg Knoblich nicht ganz unbekannt vor, obwohl der sicherlich ebenfalls kaum auf Tonträger in Erscheinung getreten ist, aber außer dem Kölner DON GIOVANNI habe ich ihn noch einmal in meiner Sammlung gefunden, und zwar als Richter in Hegers MARTHA-Aufnahme mit Rothenberger, Gedda etc. (EMI). Eine recht bescheidene Rolle, aber immerhin .....


    LG, Nemorino :hello:

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  • Hallo Rheingold1876,

    Zitat

    Nicht alles, was mal über die Bühnen ging, taugt nach meiner Auffassung für die Ewigkeit.


    hier sprichst du einen Satz gelassen aus! :yes:
    Das wurde wohl von der DG veröffentlicht wegen Wunderlich. Ich mag die Grümmer auch, aber ich fand sie klang oft etwas ältlich und bieder, sorry ist nur meine Meinung! ;)


    LG Fiesco

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  • Angeregt durch diesen Thread habe ich mir gestern diesen "Don Giovanni" wieder angehört - bei Spotify, denn ich hatte die Box gleich nach dem Erwerb wieder weggebenden. Jetzt weiß ich wieder, warum. Immer wenn der sehr gut gelaunte und fürchterlich aufgeräumte Hermann Prey in Erscheinung trat, fühlte ich mich an den deutschen "Barbier von Sevilla" aus München erinnert, der seinerzeit im Fernsehen gezeigt wurde. Elisabeth Grümmer klang in meinen Ohren steinalt und konnte den tiefen erotischen Konflikt der Anna nicht mehr glaubhaft machen. Als Elvira schimpfte Hildegard Hillebrecht vor sich hin, grau und unstet in der Stimme. Fritz Wunderlich rettete sich auffallend in Routine. Das war für ihn - um es mit Amfortas08 zu sagen - offenkundig eine klassische "Mucke". ;) Mit Edith Mathis wurde ich auch nicht richtig warm. Am besten gefielen mir noch Georg Stern und Hans-Georg Knoblich. Die konnte nichts aus dem Gleis werfen.


    Bis auf die Hillebrecht schätze ich alle Mitwirkenden gewöhnlich sehr. Nur nicht in dieser Produktion. Nicht alles, was mal über die Bühnen ging, taugt nach meiner Auffassung für die Ewigkeit.

    Irgendwann im letzten Sommer habe ich mir diese Aufnahme angehört und hatte dabei eine deutlich positivere Meinung. Für einen deutschsprachigen "Don Giovanni" mit solchen Sängerleistungen würde ich heute schon ein paar Stunden reisen.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Hallo, nemorino!


    ich habe heute in dem Georg-Stern-Thread "Die unbekannte Stimme: Georg Stern" alle seine mir bekannten Aufnahmen (sowohl visuell als auch akustisch) aufgelistet. Also, unbekannt war er wirklich nicht!


    Von Hans-Georg Knoblich gibt es außer der "Martha" bei EMI auch eine sehr schöne WDR-Aufnahme von Norbert Schultzes Märchenoper "Schwarzer Peter" - hier singt er den reichen König Klaus. Diese Produktion (u. a. mit Martha Mödl, Grit van Jüten, Brigitte Mira, Corinna Genest, Theo Altmeyer, Heinz Kruse, Barry McDaniel, Willy Schneider, Gerd Vespermann und Otto Höpfner) stammt von 1979 und wird vom Komponisten dirigiert. Diese "Oper für kleine und große Leute" ist meines Erachtens ein idealer 'Einsteiger', um Kindern die Welt der Oper nahe zu bringen. Leider wird sie heute kaum noch aufgeführt, wahrscheinlich, weil sich die 'verkopften' Regisseure von heute nicht mehr an solche, im besten Sinne "naive", Werke - die einfach nur Spaß und Freude machen - heranwagen. (Die 2 CDs erschienen 1991 bei Koch-Schwann und ich höre diese Aufnahme immer zu Weihnachten. Es muss nicht immer H + G sein!)

    LG


    Carlo

    2 Mal editiert, zuletzt von Carlo () aus folgendem Grund: Zeilenkorrektur

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  • Zitat

    Carlo
    ich habe heute in dem Georg-Stern-Thread "Die unbekannte Stimme: Georg Stern" alle seine mir bekannten Aufnahmen (sowohl visuell
    als auch akustisch) aufgelistet. Also, unbekannt war er wirklich nicht!


    ?(


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Also, unbekannt war er wirklich nicht!


    Hallo Carlo,


    das habe ich doch auch gar nicht behauptet!
    Ich habe nur gesagt, daß ich, obwohl ich mich seit Menschengedenken mit Opern beschäftige, seinen Namen noch nie bewußt gehört oder gelesen habe. Das sagt aber nichts über die künstlerische Bedeutung und die Bühnenpräsenz von Georg Stern aus. Es gibt, wie mich mich inzwischen überzeugen konnte, sogar eine beachtliche Anzahl von Tonträgern, wo seine Stimme für die Nachwelt erhalten ist.
    Da ich nicht in der Nähe einer Großstadt wohne (die nächste, Köln, ist fast 80 km entfernt), hatte ich wenige Gelegenheit, Opern live zu erleben, und Frankfurt a.M., wo der Sänger hauptsächlich gewirkt hat, ist noch weiter weg (160 km). Deshalb war und bin ich primär auf Plattenaufnahmen angewiesen, und leider hat Georg Stern bei den Majors der Tonträgerindustrie kaum eine Rolle gespielt. Die Gründe dafür sind sicher vielfältig, aber wie ich lesen konnte, war er ein "echter Frankfurter" und kein musikalischer Hans Dampf in allen Gassen, wie so viele unserer heutigen Künstler. Deswegen ist sein Bekanntheitsgrad sicher viel niedriger als seine künstlerische Bedeutung.


    Natürlich ist mir die HR-Fernsehsendung "Der blaue Bock" noch in Erinnerung, aber das Fernsehen hat bei mir immer nur eine untergeordnete Rolle gespielt, die meisten dieser und ähnlicher Sendungen habe ich deswegen verpaßt. Und, ehrlich gesagt, bis weit in die 80er Jahre hinein hat mich die Dauerpräsenz des (zumindest in seiner Spätphase) unsäglichen Rudolf Schock in allen sogenannten Unterhaltungsshows derart genervt, daß der "Aus-Knopf" immer in greifbarer Nähe war (Fernbedienung gab's leider zu dieser Zeit noch nicht). Ich weiß nicht, was schlimmer war, das was er sang, oder wie er sang. Doch das gehört eigentlich in ein anderes Kapitel.


    LG, Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Bei mir gibt es sogar noch "Eine Engelberger Talhochzeit" von Franz von Schauensee. Das ist ein Singspiel in Engelberger Mundart, uraufgeführt 1781

    Dies Aufnahme erscheint nun offiziell bei Relief auf CD:



    Nach Angaben des Labels soll es sich dabei um die erste Tonaufnahme mit Edith Mathis handeln.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


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