Prokofiev: Peter und der Wolf, Op.67

  • Wenn es so weit kommt, das Kinder ihre Eltern nicht mehr verstehen und umgekehrt (passierte mir schon öfters mit meinen eigenen Kindern), dann geht die Modernisierung der Sprache zu rasch von statten.


    Ich denke, die Modernisierung der Sprache entspricht dem Tempo der gesellschaftlichen und technischen Entwicklung. Es werden wohl eher die Eltern sich an der Nase nehmen und sich ein wenig mehr mit den sprachlischen Veränderungen auseinander setzen müssen...

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Es werden wohl eher die Eltern sich an der Nase nehmen und sich ein wenig mehr mit den sprachlischen Veränderungen auseinander setzen müssen...


    Ja, wenn´s nur das wäre. Es ging aber in erster Linie um das Kulturverständnis unseres Nachwuchses. Wenn junge Menschen Worte wie "flugs, eitel, vergebens, widerlegen oder Gunst" nicht mehr verstehen (aus dem Schwedischen übersetzt), dann hat die klassische Literatur keine Zukunft.


    Die sprachlichen Veränderungen in Schweden beeindrucken mich nicht allzu sehr.


    Phrasen wie "Har du sett han (hast du er gesehen)" oder "han är större än mej (er ist größer als mir/mich)" lehren auch unseren Sprachlehrern noch das Gruseln.

  • .......lehren auch unseren Sprachlehrern noch das Gruseln.


    Das ist auch hier nicht anders. Allerdings hat sich die Jugendsprache ziemlich verselbständigt. "Kanak Sprak" ist nur eine Bezeichnung für eine multiethnolektale Sondersprache, eine Art "Kiezdeutsch", die nicht nur von den (meist türkischen) Einwanderertkindern gesprochen wird, sondern sich quasi bei fast allen Judendlichen eingebürgert hat.

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Zurück zu Peter und der Wolf...
    Die von operus erwähnte besondere Version dieses Werkes hat er mir ja liebenswerter Weise überlassen und wie dort der tolle Erzähler (ja wer mag das wohl sein?) da in der Einleitung meint, wurde extra "Hochschwäbisch" gesprochen und tatsächlich kann ich als Norddeutsche das einwandfrei verstehen.
    Ich war wirklich überrascht, was das Heilbronner Sinfonieorchester so leistet. Vor allem im Schlagwerk bombastisch aufgestellt, da hat bei mir glatt der Boden vibriert. Auch so eine wirklich hochwertige Aufnahme.

    "Die Glücklichen sind neugierig."
    (Friedrich Nietzsche)

  • Die von operus erwähnte besondere Version dieses Werkes hat er mir ja liebenswerter Weise überlassen


    Hier das passende Coverbildchen:
    [timg]http://a5.sphotos.ak.fbcdn.net…668813_1724251255_n.jpg;l[/timg]
    Serge Prokofieff (1891–1953)
    Peter und der Wolf op.67
    Erzähler: Hans A. Hey
    Heilbronner Sinfonie Orchester
    Dirigent: Peter Braschkat


    Livemitschmitt vom 11. November 2001 im Konzert- und Kongresszentrum Heilbronn.: Jubiläumskonzert anläßlich des 40-jähringen Jubiläums von Hans A. Hey als 1. Vorsitzender des Heilbronner Sinfonie Orchesters


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Zurück zu Peter und der Wolf...
    Die von operus erwähnte besondere Version dieses Werkes hat er mir ja liebenswerter Weise überlassen und wie dort der tolle Erzähler (ja wer mag das wohl sein?) da in der Einleitung meint, wurde extra "Hochschwäbisch" gesprochen und tatsächlich kann ich als Norddeutsche das einwandfrei verstehen.
    Ich war wirklich überrascht, was das Heilbronner Sinfonieorchester so leistet. Vor allem im Schlagwerk bombastisch aufgestellt, da hat bei mir glatt der Boden vibriert. Auch so eine wirklich hochwertige Aufnahme.


    Ich durfte diese tolle Aufnahme inzwischen auch genießen - ganz herzlichen Dank dafür nach "Heylbronn"!


    Sowohl das Heilbronner Sinfonie Orchester mit seinem grandiosen Dirigenten Peter Braschkat also auch den Erzähler konnte ich bereits live erleben, denn die Heilbronner spielen ja jeweils das Konzert anläßlich des Künstlertreffens der Gottlob-Frick-Gesellschaft im Oktober in Mühlacker.
    So waren Vorfreude und Erwartung gleichmaßen hoch und wurden nicht enttäuscht: Braschkat arbeitet die Feinheiten der Partitur sehr pointiert heraus.


    Die vom Erzähler geschriebene schwäbische Fassung macht einer "Reingschmeckten" wie mir sehr viel Spaß, die originellen Heilbronner Bezüge des Textes werden dankenswerter Weise in der Beilage zur CD erklärt.


    Großes Kompliment an alle Beteiligten!


    LG, Elisabeth

  • Danke für das positive Feeedback. Die Aufführung war damals auch ein wunderschönes, wohl einmaliges Ereignis, weil diese mit einem Jubiläum verbunden war und daraus ihren besonderen Charakter bezogen hat.
    Wie Harald Kral allerdings an diese Aufnahme kommt ist mir ein Rätsel. Nehmen wir es wie es ist und sind dem Unermüdlichen dankbar. Es gibt wohl kaum eine Aufnahme, die Harald nicht ans Tageslicht bringt und für uns Taminos nutzbar macht. :jubel:


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Wie Harald Kral allerdings an diese Aufnahme kommt ist mir ein Rätsel.


    Jetzt sollte ich eigentlich beleidigt sein. Die CD hat mir ein gewisser Operus schon vor 4 Jahrten geschickt....

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Hrald,


    ja ich schäme mich. Trotzdem bleibt die Aussage stehen, dass Du der Erfolgreichste Schatzgräber und -sammler im Forum bist.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Jetzt muss ich meinen Hollywood-Eintrag noch ein wenig ergänzen/korrigieren:



    Diese Aufnahme mit Christopher Lees sonorer Stimme leidet leider darunter, dass die Erzählung in Relation zur Musik (Leitung: Yehudi Menuhin) viel zu leise ist. Lee erzählt schön, aber das permanente "Auspegeln" am Lautstärkeregler ist etwas lästig. Trotzdem macht es Spaß Sir Christopher, einem ausgebildeten Opernsänger, bei seiner Interpretation zuzuhören.


    Sean Connery ist zwar unbestritten der beste James Bond, aber ein Märchenerzähler ist er nicht. Man wundert sich z.B., dass sich der kleine Vogel und die Ente nicht gegenseitig an die Gurgel gehen und der Großvater Peter nicht gleich übers Knie legt. Auch lässt Connery einiges vom Humor in der Geschichte vermissen, bringt dafür aber (s)einen unverwechselbaren schottischen Zungenschlag ein.


    Neben "Dracula" Christopher Lee hat sich auch "Frankensteins Ungeheuer" Boris Karloff dieser musikalischen Erzählung gewidmet. Und er macht seine Sache sehr gut. Mit angenehmer Stimme erzählt er im Ton eines Märchenonkels die spannende Geschichte, ohne dabei in einen kindlichen Tonfall oder zu große Dramatik zu verfallen. Die musikalische Begleitung ist ebenfalls sehr ansprechend, auch wenn mir der Dirigent Mario Rossi bisher kein Begriff war.

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Auf eine besonders erwähnenswerte Aufnahme wurde im Verlaufe dieses Threads zu "Petja i wolk" noch gar nicht hingewiesen:



    1970 entstand eine Einspielung des sowjetischen Labels Melodiya mit der Initiatorin des Werkes, Natalia Saz (1903—1993), zu dem sie auch den Text verfasste und bei der Uraufführung 1936 am Moskauer Theater für Kinder (dessen Direktorin sie war) als Erzählerin agierte. 34 Jahre später wurde sie als eben solche dann in besagter Aufnahme mit dem Staatlichen Symphonieorchester der UdSSR unter Jewgeni Swetlanow verewigt.


    Es dürfte kaum eine idiomatischere Interpretation geben. Allein wie sie "wolk" (russ. Wolf) betont, dass einem ein kalter Schauer über den Rücken läuft, ist frappierend. Das sowjetische Staatsorchester unter Swetlanow liefert eine kongeniale Vorstellung, wie man es nicht besser machen könnte.


    Womöglich gab es von der alten LP nie eine CD-Veröffentlichung. Aber bei YouTube ist die Aufnahme verfügbar:


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Es dürfte kaum eine idiomatischere Interpretation geben. Allein wie sie "wolk" (russ. Wolf) betont, dass einem ein kalter Schauer über den Rücken läuft, ist frappierend. Das sowjetische Staatsorchester unter Swetlanow liefert eine kongeniale Vorstellung, wie man es nicht besser machen könnte.


    Ja, Josefs Worten kann man sich nur anschliessen.
    Leider ist das was die russische Sprecherin abliefert natürlich nicht für "unsere Breiten" gemacht. Orchestral dürfte es nichts Vergleichbares in Richtung "hammermässig" geben!


    ;) Da bleibe ich dann trotz aller Bewunderung für diese Swetlanow-Aufnahme lieber bei meiner Lieblingsaufnahme mit Mathias Wiemann und Maazel / Orchestre National de France (DG):
    Und die Aufnahme ist auch orchestral spitze und gehört zu Maazels wirklich guten Produktionen ...



    DG, ADD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang


  • Auf einem Flohmarkt fand ich heute diese Aufnahme mit Anneliese Rothenberger als Erzählerin. Was es alles gibt. Bislang hatte ich von der Existenz dieser Produktion keine Ahnung.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • "Peter und der Wolf" mit Mathias Wieman

    In den letzten Tagen lauschte ich nach sehr langer Zeit einmal wieder diesem zurecht so beliebten Werk, das nicht nur für Kinder geeignet ist. Die Auswahl der Aufnahme erfolgt bei "Peter und der Wolf" ja nicht zuletzt aufgrund des jeweiligen Sprechers (oder der Sprecherin), so dass hier naturgemäß die muttersprachlichen Einspielungen einen Vorteil haben. Ich habe das Werk auch auf Russisch, Englisch und wohl Französisch gehört, was alles seine Meriten hat, aber die Unmittelbarkeit der deutschen Fassung erreicht es dann doch nicht ganz, auch wenn die russische Sprache natürlich das Original darstellt und man es zumindest einmal so gehört haben sollte.


    MV5BYTI1MjY1MDctMTk4YS00M2QyLTkwMGMtOGY2ZjVlYjVlZDJmXkEyXkFqcGdeQXVyMzI5NDcxNzI@._V1_.jpg


    Jedenfalls kristallisiert sich ein Sprecher für mich nach wie vor als der idealtypische heraus, nämlich Mathias Wieman (1902-1969). Da mag persönliche Prägung die entscheidende Rolle spielen. Ich habe mir vor vielen Jahren eine "Peter und der Wolf"-Aufnahme ausgesucht und konnte anhand kurzer Schnipsel sehr bald feststellen, dass es eine mit Wieman sein musste. Die Wahl fiel auf die zweite seiner beiden Einspielungen, die bis heute wohl auch die einzige auf CD erhältliche darstellt:


    NDEtOTg4Mi5qcGVn.jpeg


    Fälschlicherweise glaubte ich lange, es sei Karajan, der hier dirigiere, aber tatsächlich ist es Lorin Maazel mit dem Orchestre National de la Radiodiffusion-Télévision Française, Paris (auf der CD anachronistisch schon Orchestre National de France genannt; auf der LP steht es korrekt). Die Aufnahme entstand im Februar 1962 in der Salle de la Mutualité in Paris für die Deutsche Grammophon Gesellschaft. Achtung allerdings: In der größeren Maazel-Box "The Complete Early Recordings on Deutsche Grammophon" ist zwar diese Aufnahme enthalten, jedoch mit dem englischen Sprecher Alec Clunes. Sie erschien eben schon seinerzeit in mehreren Ländern.


    MC0zNzQ0LmpwZWc.jpeg MC03OTYyLmpwZWc.jpeg


    Es gibt, wie gesagt, noch eine frühere Einspielung, ebenfalls für die DG, die auf das Jahr 1950 datiert (genauer finde ich es nicht heraus) und noch auf Schellack erschien. Auf LP wurde sie später auch von der ostdeutschen Eterna übernommen. Eine CD-Ausgabe konnte ich nicht ausfindig machen. Es zeichnet verantwortlich Fritz Lehmann mit dem Berliner Philharmonischen Orchester.


    In welcher der beiden Aufnahmen Mathias Wieman vorzuziehen ist, darüber scheiden sich die Geister. Man las in diesem Thread, er wirke in der späteren Aufnahme kühler. Das finde ich persönlich nicht. Gerade wie er den Anfang macht, ist für mich unerreicht und wärmer als in der älteren Einspielung. Aber das sind wohl feinste Nuancen und subjektive Einschätzungen. Im Grunde sind beide Aufnahmen hochkarätig, wobei man schon dazu sagen sollte, dass die ältere in mäßigem Mono vorliegt, während die neuere in tadellosem Stereo erklingt.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Lieber Joseph II.,


    danke für Deinen Hinweis auf Mathias Wieman, den ich - aufgrund der späten Geburt - als hervorragenden Sprecher nur von Schallplatten bzw. CD her kenne.


    Neben "Peter und der Wolf" sind vor allem seine Auszüge aus Homers "Odyssee" bis heute hörenswert, wiederveröffentlicht auf CD bei der DGG in der Reihe "Literarisches Archiv".

  • Was ich heute bei vielen Sprechern vermisse, ist das offensichtliche Fehlen von Sprachtraining, besonders in letzter Zeit, da man unbedingt mehr Frauen und mehr Sprecher mit anderer Hautfarbe eingestellt hat, was grundsätzlich natürlich gut ist.

    Ich bin in einer Zeit aufgewachsen, in der ein Schauspieler, auch im Radio und Fernsehen, ein guter Sprecher sein musste.

    Hier ein paar Namen, vielleicht wisst ihr mehr. Mathias Wieman, Gert Westphal, Kurt Lieck, dann besonders die Riege am Düsseldorfer Schauspielhaus unter Karl-Heinz Stroux: Martin Benrath, Klaus-Jürgen Wussow (damals ein toller Schauspieler), Ernst Deutsch, Nicole Heesters, Heinrich Schweiger, Luitgard Im, Maria Becker; die anderen fallen mir gerade nicht ein. Wenn sie im Radio sprachen, brauchte ich keine Ansage der Sprecher, alle hatten ihr Timbre, das ich sofort erkannte.

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • So tönt die Stimme von Mathias Wieman in zwei verschiedenen Aufnahmen.


    1950, Berliner Philharmoniker, Dirigent: Fritz Lehmann





    Orchestre de Paris, Dirigent: Lorin Maazel


    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Fälschlicherweise glaubte ich lange, es sei Karajan, der hier dirigiere, aber tatsächlich ist es Lorin Maazel mit dem Orchestre National de la Radiodiffusion-Télévision Française, Paris (auf der CD anachronistisch schon Orchestre National de France genannt; auf der LP steht es korrekt). Die Aufnahme entstand im Februar 1962 in der Salle de la Mutualité in Paris für die Deutsche Grammophon Gesellschaft. Achtung allerdings: In der größeren Maazel-Box "The Complete Early Recordings on Deutsche Grammophon" ist zwar diese Aufnahme enthalten, jedoch mit dem englischen Sprecher Alec Clunes. Sie erschien eben schon seinerzeit in mehreren Ländern.

    Lieber Joseph,


    genau diese LP mit Wiemann als Sprecher und Maazel als Dirigenten gab es in meinem Elternhaus - und als Jugendliche haben wir sie öfters gehört. Sie hat sich mir so auch ins Gedächtnis eingebrannt. :) Heute habe ich sie glaube ich in dieser Box:


    61DDZP34MML.gif


    Hier ist sie aber auch drin:


    51WaR3kwlAL._SY450_.jpg


    Schöne Grüße

    Holger

  • So tönt die Stimme von Mathias Wiemann.

    In der Aufnahme unter Maazel. Das Cover bei YouTube legt eine andere Spur. die zur frühen Aufnahme von Fritz Lehmann führt.


    Es gibt, wie gesagt, noch eine frühere Einspielung, ebenfalls für die DG, die auf das Jahr 1950 datiert (genauer finde ich es nicht heraus) und noch auf Schellack erschien. Auf LP wurde sie später auch von der ostdeutschen Eterna übernommen. Eine CD-Ausgabe konnte ich nicht ausfindig machen. Es zeichnet verantwortlich Fritz Lehmann mit dem Berliner Philharmonischen Orchester.

    Noch eine kleine Anmerkung sei mir gestattet. Nachdem ich seit frühester Jugend Wieman immer mit Doppel-N schrie, wurde ich erst dieser Tage auf sehr diskrete Weise darauf aufmerksam gemacht, dass das falsch ist. :hello:

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Jedenfalls kristallisiert sich ein Sprecher für mich nach wie vor als der idealtypische heraus, nämlich Mathias Wieman

    Lieber Joseph II.,


    volle Zustimmung! Ich besitze allerdings nur die ältere DGG-Einspielung mit den Berliner Philharmonikern unter der Leitung von Fritz Lehmann aus dem Jahr 1950:

    Serge Prokofieff, Berliner Philharmoniker · Fritz Lehmann · Mathias Wieman  – Peter Und Der Wolf (Ein Musikalisches Märchen Für Kinder) (1962, Vinyl) -  Discogs

    die m.W. nie auf CD überspielt wurde.


    Interessant finde ich allerdings Deine nachfolgende Bemerkung:

    In welcher der beiden Aufnahmen Mathias Wieman vorzuziehen ist, darüber scheiden sich die Geister. Man las in diesem Thread, er wirke in der späteren Aufnahme kühler. Das finde ich persönlich nicht. Gerade wie er den Anfang macht, ist für mich unerreicht und wärmer als in der älteren Einspielung.

    Ich glaube mich zu erinnern, daß es irgendwo nach dem Erscheinen der Stereo-Version mit Lorin Maazel (1962) hieß, man habe nur den musikalischen Teil neu aufgenommen und den Sprecher Mathias Wieman unverändert aus der älteren Lehmann-Aufnahme übernommen. Das würde ja auch Sinn machen, denn aus welchem Grund sollte man einen einzelnen Sprecher in STEREO aufnehmen? Das würde doch gar keinen Effekt ergeben und der Aufnahmefirma nur unnötige Kosten verursachen. Leider ist die Maazel-Version nicht in meinem Besitz, so daß ich selber keine Vergleiche anstellen kann:

    Prokofieff: PETER UND DER WOLF. Ein musikalisches Märchen [Vinyl 10

    Ich weiß auch nicht mehr genau, wo ich das seinerzeit gelesen habe, entweder in einem Prospekt der DGG oder ob es eine Besprechung in einer Phono-Zeitschrift war. Allerdings weiß ich noch, daß ich mich gefragt habe, wie man das technisch gelöst hat, wenn der Sprecher in die Musik hineingeredet hat. Da es aber meist einzelne Instrumente waren, wäre auch das keine unüberwindliche Hürde gewesen.

    Die alte Wieman/Lehmann-Aufnahme gab es übrigens in drei verschiedenen Ausgaben: deutsch, mit M.Wieman (LPE 17117), französisch (LPE 17118) und spanisch (LPE 17119). Die Sprecher hießen Dauphin (franz.) und Pulido (span.). In allen Fällen handelt es sich um eine 25 cm-LP in Mono.

    Fälschlicherweise glaubte ich lange, es sei Karajan, der hier dirigiere, aber tatsächlich ist es Lorin Maazel

    Karajan hat m.W. Prokofievs "Peter und der Wolf" nur einmal für die EMI aufgenommen, wobei ebenfalls die Sprechrolle sprachlich verschieden besetzt wurde. In der deutschen Fassung übernahm Romy Schneider die Sprechrolle:

    Peter und der Wolf/Schwanensee-Suite


    Daß auch Anneliese Rothenberger in einer anderen Version (Lizenzausgabe für HÖR ZU) zum Einsatz kam, wie Rheingold76 im Beitrag 73 zeigt, war mir bis dato nicht bekannt. Man lernt nie aus. Es handelt sich musikalisch jedenfalls um Karajans Einspielung, nur die Sprecherin wurde (aus unerfindlichen Gründen) ausgetauscht.

    Ich bin in einer Zeit aufgewachsen, in der ein Schauspieler, auch im Radio und Fernsehen, ein guter Sprecher sein musste.

    Lieber Dr. Pingel,


    das war so. Mathias Wieman habe ich erstmals bewußt gehört als Sprecher in der SWF-Sendung "Die tröstliche Botschaft", die jahrelang täglich abends um fünf vor zehn (vor den Spätnachrichten) in der Adventszeit ausgestrahlt wurde. Später hat dann, so weit mir bekannt ist, der bekannte Schauspieler Wolfgang Büttner diese Rolle übernommen. Aber so etwas ist ja heutzutage völlig passé. Ich habe diese besinnlichen Minuten (meist mit passenden Bibelworten) immer mit Freude angehört.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Es sind zwei unterschiedliche Aufnahmen der Stimme von Mathias Wieman, wie man in den ersten Worten bereits hört.


    Man höre Beitrag 77.

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Es sind zwei unterschiedliche Aufnahmen der Stimme von Mathias Wieman, wie man in den ersten Worten bereits hört.

    Ich habe mich jetzt auch noch einmal vergewissert. Das trifft definitiv zu. Die Information, die nach Erscheinen der Maazel-Aufnahme im Umlauf war, es handle sich um dieselbe Aufnahme Wiemans, ist insofern also nicht korrekt. Scheinbar scheute die DG 1962 nicht den Aufwand, auch den Sprecher neu aufzunehmen. Ob ein Sprecher bei diesem Werk in die Musik hineinredet, müsste man wohl im Einzelfall prüfen. Mein Eindruck ist, dass dies nicht der Fall ist und man daher auch die verschiedenen Ausgaben in unterschiedlichen Sprachen problemlos zusammenmischen konnte. Wie ich weiter oben schon schrieb, gibt es von der '62er Aufnahme auch eine englische Version mit Alec Clunes, der sich u. a. auch als Shakespeare-Schauspieler einen Namen machte. In der von Holger abgebildeten Box ist diese enthalten, nicht jene mit Wieman. Da man 1962 in Paris produzierte, könnte ich mir vorstellen, dass es auch eine Fassung mit französischem Rezitator gibt, aber das kann ich nicht mit Gewissheit sagen.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Da man 1962 in Paris produzierte, könnte ich mir vorstellen, dass es auch eine Fassung mit französischem Rezitator gibt, aber das kann ich nicht mit Gewissheit sagen.

    Siehe da, dem ist so:


    NDktMTgyNy5wbmc.jpeg ODgtODAxNy5qcGVn.jpeg

    Als Sprecherin fungierte in der französischen Fassung die Schauspielerin Madeleine Renaud (1900-1994). Die Aufnahme wurde sogar auf CD wiederaufgelegt, wohl primär für den französischsprachigen Markt.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich habe mich jetzt auch noch einmal vergewissert. Das trifft definitiv zu. Die Information, die nach Erscheinen der Maazel-Aufnahme im Umlauf war, es handle sich um dieselbe Aufnahme Wiemans, ist insofern also nicht korrekt. Scheinbar scheute die DG 1962 nicht den Aufwand, auch den Sprecher neu aufzunehmen.

    Lieber Joseph II.,


    wie weiter oben schon gesagt, kann ich leider nicht vergleichen, weil ich die Maazel-Aufnahme nicht habe, auch wenn sie in #77 abrufbar ist, denn meine alte LP in der Kombination Wieman/Lehmann mußte ich wegen Platzmangel auslagern. Da ich die alten LPs nicht komplett geordnet habe, würde das eine endlose Suche bedeuten.


    Es ist auch nicht ganz unmöglich, daß ich einem Irrtum aufgesessen bin und von etwas anderem rede. Oder es war damals eine Falschmeldung. Immerhin sind seit Erscheinen der Maazel-Version 60 Jahre ins Land gegangen. Wie auch immer, Unfug war es auf jeden Fall, den Sprecher in Stereo neu aufzunehmen, aber solchen Luxus konnten sich die Major Labels zu dieser Zeit noch locker leisten.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Oder es war damals eine Falschmeldung.

    Lieber nemorino,


    unser geschätzter moderato hat in Beitrag #77 nachträglich beide Aufnahmen mit Mathias Wieman eingestellt. Diejenige von 1962 ist im YouTube-Video fälschlicherweise mit dem Cover derjenigen von 1950 geschmückt, aber es ist eindeutig die unter Maazel. Selbst mit PC-Lautsprechern kann man sogleich erhören, dass Wiemans Vortrag nicht identisch ist.


    Ich schätze, dass die Deutsche Grammophon 1962 eine neue Stereoeinspielung des Werkes vorlegen wollte, da Mono damals bekanntlich bereits ein Auslaufmodell war und die alte Lehmann-Aufnahme nicht mehr konkurrenzfähig erschien. Man hat sich 1962 dann offenbar von vornherein darauf festgelegt, den Erzählerpart ebenfalls neu einzuspielen und die Sprachen Deutsch, Französisch und Englisch zu wählen. Das ist schon insofern interessant, als Spanisch diesmal also durch Englisch ersetzt wurde, was wohl auch der zunehmenden Bedeutung des letzteren Rechnung trug. Jedenfalls kam in der französischen Fassung der von Dir genannte Claude Dauphin nicht abermals zum Zuge und wurde durch Madeleine Renaud ersetzt (138 745 SLPM). Anders im deutschsprachigen Falle, wo wiederum Mathias Wieman gewonnen werden konnte (138 744 SLPM). Die englische Sprachfassung übernahm, wie gesagt, Alec Clunes (138 746 SLPM). Es scheint also, als ob von vornherein nicht erwogen wurde, eine ältere Rezitation zu "recyclen". Der Aufwand für den Erzählerpart dieses verhältnismäßig kurzen Stückes war ja auch vergleichsweise gering.


    Beste Grüße

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Es sind zwei unterschiedliche Aufnahmen der Stimme von Mathias Wieman, wie man in den ersten Worten bereits hört.

    Auch für mich besteht daran nicht der geringste Zweifel. Immerhin versteht es Wieman aber, seine Interpretation von 1950 zwölf Jahre später bis in Details hinein nochmals zu wiederholen. Man muss also sehr genau hinhören, um Unterschiede auszumachen. Da gibt es zum Beispiel die Stelle, wo die Katze auf Sametpfoten heran schleicht, um den Vogel zu fangen. In der ersten Einspielung lässt er das Wort "heran" derart ausklingen, dass man wetten könnte, es würde mit fünffachem N am Schluss geschrieben. Die Wirkung ist enorm. 1972 nimmt er diesen Effekt, der das Schleichen so gut klingen lässt, etwas zurück.


    Insgesamt ist auch mir Wieman der liebste Interpret. Er hat eben den Vorteil, ein professioneller Schauspiele zu sein. Und zwar ein sehr bedeuitender. Dagegen kommen die Damen Schneider und Rothenberger bei aller Wertschätzung nicht an.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Insgesamt ist auch mir Wieman der liebste Interpret. Er hat eben den Vorteil, ein professioneller Schauspiele zu sein. Und zwar ein sehr bedeuitender. Dagegen kommen die Damen Schneider und Rothenberger bei aller Wertschätzung nicht an.


    Ich bin völlig Deiner Meinung. Auch Hermann Prey und Lieselotte Pulver fallen eher in die zweite Kategorie.

  • Romy Schneider, damals siebzehn, ist schon herzallerliebst, schon deswegen mag ich diese Aufnahme, auch wenn es natürlich so klingt, als würde "Sissi" das Ganze vortragen, was aufgrund der Popularität der Filme seinerzeit sicher nicht ungewollt war. In der englischen Fassung übernahm den Part unter Karajan übrigens niemand Geringerer als Peter Ustinov, der Jahrzehnte danach unter Philip Ellis und wiederum mit dem Philharmonia Orchestra noch eine weitere Einspielung für Cirrus vorlegte. In den 60ern hat Ustinov außerdem eine französische Fassung unter Igor Markevitch für EMI eingespielt. Leider scheint er es nie auf Deutsch gemacht zu haben.


    NS02NjgyLmpwZWc.jpeg

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Lieber Norbert,


    ich erlaube mir mal, im passenden Thread zu erwidern.


    Nicht nur Du warst aufgrund der Aufnahmedaten erstaunt. Ich wunderte mich vor allem, dass EMI die Aufnahme des Erzählparts nur grob auf "Frühjahr 1957" datieren konnte. Da es eine Photoreihe mit Karajan und Romy Schneider gibt (eines davon auf dem Cover), nehme ich stark an, dass der Dirigent bei der Aufnahmesitzung der Schneider in Köln dabei war. Das Vorgehen ist ja nicht ganz unüblich, dass der Part des Erzählers andernorts eingespielt wird. Bei den originalen Aufnahmesitzungen scheint allerdings tatsächlich schon Peter Ustinov dabei gewesen zu sein, der die englischsprachige Rezitation als erste seiner insgesamt drei Einspielungen machte. Nun entdeckte ich bei einer Recherche im Netz, dass die von mir genannten Aufnahmedaten 12/1956 und 4/1957 in der Kingsway Hall in London scheinbar auch nicht absolut korrekt sind, da man im April 1957 in der Abbey Road aufnahm. Ich zitiere mal eine Diskographie:


    sax2375s.jpg


    SAX 2375(monaural; 33CX 1559)

    PROKOFIEV; Peter and the Wolf

    HAYDN(attrb. to L.Mozart); Toy Symphony

    Herbert von Karajan / Philharmonia Orchestra, Peter Ustinov(narrator)

    Recording; 22nd Dec. 1956, Kingsway Hall(Peter), 28th(Peter/Toy) & 30th(Toy) Apr. 1957, Studio No. 1, Abbey Road Studios, London


    Recherchiert man weiter, stößt man auf immer Erstaunlicheres zu dieser berühmten Einspielung: Sie wurde offenbar in zig verschiedenen Ländern in der jeweiligen Landessprache herausgebracht. Hier die Auswahl, die ich auf die Schnelle fand:


    ODktOTI5MS5qcGVn.jpeg

    Italien: Columbia QCX 10339 (1964)
    Sprecher: Tino Carraro


    MC02OTU1LmpwZWc.jpeg


    Japan: Angel Records AA-7355 (1965)
    Sprecher: Kyu Sakamoto


    OTctMjk5MC5qcGVn.jpeg


    Belgien: HMV 4C 051-00789 (1970)

    Sprecher: Jan Theys


    MC00NDA4LmpwZWc.jpeg


    Frankreich: Sélection du Reader's Digest 585 SM 10 (1975)

    Sprecher: Robert Hirsch


    MS0xNDM0LmpwZWc.jpeg

    Deutschland: EMI 1C 063-01 361 (1978)
    Sprecherin: Anneliese Rothenberger

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Das sind sehr interessante Informationen, lieber Joseph. Vielen Dank dafür.


    Es ist ja wahrlich nichts neues, dass Aufnahmen im "Patchwork Verfahren" entstanden sind. Bei Otto Klemperers Aufnahme von "Das Lied von der Erde" z.B. sind sich Christa Ludwig und Fritz Wunderlich zumindest im Aufnahmestudio nicht begegnet, wie anhand der Aufnahmedaten zu entnehmen ist.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose