Kurt Moll - Zum Glück kein Cellist geworden...

  • In jedem Fall ist diese Sendung sehr empfehlenswert (auch wenn man den Pogner lieber hätte rausschneiden sollen


    Lieber Stimmenliebhaber,


    eigenartiger Weise hatte Kurt Moll beim Pogner und beim König Heinrich unerwartete Höhenprobleme. Daraus könnte man schließen, dass sein oft geforderter Sachs sicherlich schwierig geworden wäre. Denoch bleibt er vor allem wegen Sarastro, Gurnemanz und Osmin als einer der maßstabsetzenden deutschen Bassisten in Erinnerung, was auch die Sondersendung bei BR-Klassik eindrucksvoll beweisen wird.


    herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Auch hier möchte ich heute an Kurt Molls


    80. Geburtstag erinnern:



    Auch hart hat heute im Thread "Der Musiker Gräber" in einem sehr schönen Beitrag an ihn erinnert: Der Musiker Gräber


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Auch ich habe an den 80. Geburtstag von Kurt Moll gedacht, der mir vor allem als Osmin in der Böhm-Aufnahme von Mozarts "Entführung" (DGG) unvergessen ist:

    Eine großartige Aufnahme mit einem tollen Ensemble, doch die Palme geht (für mich) eindeutig an Kurt Molls Osmin!


    Übrigens, auf dieser CD ist, was wohl den meisten gar nicht bekannt sind, neben dem alten Schüchter-Querschnitt von Nicolais "Lustige Weiber von Windsor", vier großartig von Kurt Moll gesungene Bass-Arien enthalten:

    und zwar im einzelnen folgende:
    1. "Fünftausend Taler" aus "Der Wildschütz" (Lortzing)
    2. "O sancta justicia" aus "Zar und Zimmermann" (Lortzing)
    3. "Als Büblein klein" aus "Die lustigen Weiber von Windsor" (Nicolai)
    4. "Ein jeder kennt die Lieb' auf Erden" aus "Eugen Onegin" (Tschaikowsky)
    mit dem Bayerischen Symphonie-Orchester, Dirigent: Kurt Graunke (1-3) und dem RSO Berlin, Dirigent: Giuseppe Patané (4).
    Aufnahmen: 9/1973, Berlin, Grunewaldkirche (4) und 7/1977, München, Bürgerbräu.
    Für alle Moll-Fans, die sie noch nicht haben, unverzichtbar! (z.Zt. gebraucht für 73 Cent + Versandkosten beim großen Urwaldfluß zu haben!).


    LG, Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Zit.: "Auch hart hat heute im Thread "Der Musiker Gräber" in einem sehr schönen Beitrag an ihn erinnert: Der Musiker Gräber"

    Ich finde gut, weil es Ausdruck eines kollegial-freundschaftlichen Verkehrs miteinander hier in diesem Forum ist, dass Willi an dieser Stelle auf den Beitrag von hart verweist, der in der Tat ja ein "schöner", weil Kurt Moll in substanziell relevanter Weise würdigender ist.

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  • Übrigens, auf dieser CD ist, was wohl den meisten gar nicht bekannt sind, neben dem alten Schüchter-Querschnitt von Nicolais "Lustige Weiber von Windsor", vier großartig von Kurt Moll gesungene Bass-Arien enthalten:


    und zwar im einzelnen folgende:
    1. "Fünftausend Taler" aus "Der Wildschütz" (Lortzing)


    Für mich die beste kommerziell erhältliche Aufnahme dieser Arie. Ähnlich überzeugend m. E. nur Walter Berry in einer offiziell vermutlich nie auf CD erschienenen Studioaufnahme.


    Gedenken wir des 80. Geburtstages des leider bereits verstorbenen Bassisten mit derselben:


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • aus Anlaß seines Geburtstages heute wieder gehört: Kurt Moll der Liedersänger.
    Es gibt zwei wunderbare Orchesterlieder für Bass-Stimme von Richard Strauss, die Moll kongenial eingespielt hat: Das Thal und Der Einsame.


    Das Thal op. 51 Nr. 1 von Richard Strauss auf einen Text von Ludwig Uhland

    ... in diesem Sinne beste Grüße von orsini


    „Das Denken ist zwar allen Menschen erlaubt, aber vielen bleibt es erspart.“
    Curt Goetz

  • Dieser Tage war im Thread "Fritz Ollendorff" die Rede von der Baculus-Arie "Fünftausend Taler", die Ollendorff in der Electrola-GA von 1965 unter Robert Heger gesungen hat. Sicher ist seine Interpretation komödiantisch in keiner Weise zu beanstanden, und trotzdem bleibt (für mich) ein unüberhörbares Defizit, weil Ollendorff rein gesanglich weit hinter anderen Interpreten dieser Rolle zurückbleibt.

    Deshalb erlaube ich mir, hier auf den Eintrag #126 von Joseph II. hinzuweisen, der die Arie mit Kurt Moll als beispielhaft eingestellt hat:

    Für mich die beste kommerziell erhältliche Aufnahme dieser Arie.

    Dem kann ich mich nur anschließen, mit der kleinen Einschränkung, daß zumindest die alte Version von Alexander Kipnis (1931) derjenigen Molls ebenbürtig ist, wie man hier nachprüfen kann:

    Alexander Kipnis (1891-1978): Opera and Lieder | Alexander Street, a  ProQuest Company

    Beide zeigen bespielhaft, daß komödiantisches Talent sängerische Vollkommenheit nicht ausschließen muß. Hingegen war Fritz Ollendorff IMO ein glänzender Komödiant, aber nur ein mittelmäßiger Sänger. Das wollte ich mit meinem "Vergleich" zu Frick, Hann, Greindl und Moll aufzeigen, nicht mehr und nicht weniger. Daß diese Sänger ihre Schwerpunkte in einem ganz anderen Repertoire hatten, steht außer Frage.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Moll und Kipnis haben - wenn ich es richtig sehe - die große 5000-Taler-Arie des Baculus separat aufgenommen, Ollendorff, über den auch in seinem Thread diskutiert wird, hingegen im Rahmen einer Gesamteinspielung von Lortzings "Wildschütz". Da gibt es für mich durchaus Unterschiede. In der Tat sind Moll und Kipnis grandios. Wenn aber diese Arie Teil eines Ganzen ist, dann wünsche ich sie mir nicht ganz so ausgestellt wie von diesen beiden, nicht wie ein Paradestück. Ich habe mir erst dieser Tage wieder die vollständige Oper in der Electrola-Eispielung angehört und festgestellt - für mich festgestallt - dass Ollendorff ein ganz vorzügliches Porträt dieses biedermeierlichen Schulmeisters abliefert, bei dem die wichtige Arie nur eine Facette bildet.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • dass Ollendorff ein ganz vorzügliches Porträt dieses biedermeierlichen Schulmeisters abliefert

    Kein Mensch hat das in Frage gestellt. Aber es darf doch wohl erlaubt sein zu sagen, daß seine stimmlichen Mittel (im Vergleich mit den anderen genannten Künstlern) eher bescheiden sind.

    Wenn aber diese Arie Teil eines Ganzen ist, dann wünsche ich sie mir nicht ganz so ausgestellt wie von diesen beiden, nicht wie ein Paradestück.

    Da bin ich ganz anderer Auffassung, lieber Rüdiger. Diese Arie ist, wenn ich mal von der Billardszene absehe, das Paradestück im "Wildschütz"! Und da ist es durchaus legitim, wenn man sich neben den unbestreitbaren komödiantischen Fähigkeiten Fritz Ollendorffs einen Baß herbeiwünscht, der auch stimmlich dieser Partie in allen Lagen gewachsen ist, wie z.B. Gottlob Frick oder Kurt Böhme, die zur Zeit der Aufnahme (1964) beide noch im Zenit ihrer Möglichkeiten standen.


    LG Nemorino

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  • Lieber nemorino, wir müssen hier nicht übereinstimmen. Zuviel Übereinstimmung kann auch langweilig sein. ;) Ich neige dazu, mit komödiantischer Zutat sehr sparsam umzugehen, wohl, weil ich auch selbst nicht der geborene Spaßvogel bin und meist nur dann lachen muss, wenn andere nicht lachen. Deshalb habe ich im Falle dieser Arie - bei aller Wertschätzung - auch keinen freien Zugang zu Frick oder Böhme. Und wenn ich mir erlaubte festzustellen, dass Ollendorff ein ein vorzügliches Porträt eines biedermeierlichen Schulmeisters abgeliefert hat, so geschah dies nicht, weil jemand anderes dies infrage gestellt hatte, es geschah aus meiner ganz eigenen bescheidenen Hörerfahrung.

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  • Lieber Rüdiger,

    dass Ollendorff ein ein vorzügliches Porträt eines biedermeierlichen Schulmeisters abgeliefert hat, so geschah dies nicht, weil jemand anderes dies infrage gestellt hatte, es geschah aus meiner ganz eigenen bescheidenen Hörerfahrung.

    .... in dieser Beurteilung stimmen wir völlig überein. Ich selber habe auch die Electrola-GA unter Robert Heger, es ist insgesamt eine schöne, vor allem unverzichtbare Aufnahme, weil so etwas heutzutage in solch vorzüglicher Besetzung wohl kaum noch auf die Beine zu stellen wäre. Und Ollendorff war sicher eine adäquate Besetzung für den Baculus, auch wenn ich persönlich andere Sänger in dieser Rolle bevorzugt hätte. Letztendlich ist das ja auch Geschmacksache, und da ist es gut, daß die Meinungen verschieden sind, damit keine Langeweile aufkommt.


    LG Nemorino

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  • :hello::hello::hello:

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  • Kurt Moll ist sicherlich einer meiner allerliebsten Sänger und für mich vielleicht der beste Wagner-Bass überhaupt. Ich habe ihn schon früh lieb gewonnen und nach für nach für mich entdeckt.


    Die erste Begegnung mit ihm hatte ich auf dem (für mich sonst eher ambivalenten) Parsifal von James Levine und war (auf neudeutsch gesagt) vollkommen geflasht von seinem Gurnemanz. So warm, klangschön und kultiviert hatte ich den alten Ritter zuvor noch nie erlebt. Es folgte der bereits erwähnte Osmin unter Böhm, den er ebenfalls sehr schön, virtuos und mit viel Humor gemeistert hat. Für mich teilt er sich mit Gottlob Frick (unter Beecham) die Trophäe für den besten Osmin der Gesamtaufnahmen. Moll ist eher der Osmin der Stimmliebhaber, Frick der bissigere und lustigere Interpret.


    Nach seinem Osmin glaubte ich, dass der Charakter seiner Stimme eher wenig zu wirklich bösartigen Charakteren passt und war deswegen skeptisch, als ich erfahren habe, dass er Hunding unter Janowski sang - nur um schnell eines Besseren belehrt zu werden! Er schaffte es, einen furchterregenden und düster klingenden Germanen zu präsentieren.


    Ebenfalls grandios: Daland unter Karajan und Pogner unter Solti.