Mozarts "Entführung" am Görlitzer Musiktheater

  • Mein heimatliches Görlitzer Musiktheater - wunderbar und bequem zentral gelegen und von außen und innen auch ein sehr schönes Haus.
    Was gab es da in früheren Jahren für großartige Aufführungen, in die man mit begeisterter Vorfreude gegangen ist und nach der Vorstellung nicht enttäuscht,
    sondern freudig und beglückt war. Aber, wie ich schon sagte, früher... - lang, lang ist´s her!
    Vor ein paar Tagen war an unserem Haus die Premiere von Mozart´s "Entführung aus dem Serail" und in meiner regionalen Tageszeitung stand nun die Kritik,
    die nach m. M. äußerst negativ und vernichtend ausfällt. Für Interessenten habe ich aus meiner "Sächsischen Zeitung" nachstehend den Link eingestellt.


    CHRISSY


    https://www.sz-online.de/nachr…nd-kein-ende-3931486.html

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Lieber chrissy, der eigenen Bühne, dem lokalen Theater, solltest Du Dich nicht abwendig zeigen. Geh doch hin, statt Dich mit dem trockenen Papier einer Zeitungskritik abspeisen zu lassen! Es grüßt Hans

    ..., eine spe*ifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifi*ierbar.
    -- Aydan Ö*oğu*

  • Lieber chrissy, der eigenen Bühne, dem lokalen Theater, solltest Du Dich nicht abwendig zeigen.
    Geh doch hin, statt Dich mit dem trockenen Papier einer Zeitungskritik abspeisen zu lassen!
    Es grüßt Hans

    Lieber Hans
    Vielen Dank für Deinen gutgemeinten Rat.
    Du kannst mir glauben, ich bin bestimmt lokalpatriotisch und überaus heimatverbunden. Und ich bin in früheren Jahren sehr oft und gern in mein heimatliches Theater gegangen.
    Aber das waren eben damals noch gute Vorstellungen, einschließlich eines vielseitigen Spielplans, wo man noch Freude und Genuß an den Aufführungen hatte.
    Dies alles hat sich aber in den vergangenen etwa 12 Jahren, von wenigen Ausnahmen abgesehen, deutlich negativ verändert.
    Und im Gegensatz zu unserem Tamino Rodolfo, der uninformiert und unbedarft hoffnungsvoll in eine Premiere geht, will ich doch im Voraus wissen, was mich da erwartet.
    Die obige regionale Rezension finde ich sehr ausführlich und aussagekräftig. Mir genügt diese Information und daraus resultierend, habe ich mich gegen einen Besuch entschieden.
    Warum soll ich Zeit und Geld investieren für etwas, wovon ich überzeugt bin, daß dies nichts für mich ist?
    Warum sollte ich mir das antun, wenn wahrscheinlich persönlicher Ärger und Enttäuschung vorprogrammiert sind?
    Hinzu kommt als glückliche Option, daß ich exakt 63 (Auto -) Km entfernt ein Theater /Opernhaus habe, bei dem ich seit 5 1/2 Jahren Stammzuschauer bin.
    Dort habe ich im Laufe der Jahre ca. 15 verschiedene Aufführungen gesehen, von denen alle, mit einziger Ausnahme eines etwas mißratenen "Don Pasquale",
    hervorragend und beglückend waren und ich sonst noch nie (!!!) enttäuscht wurde.
    Ich habe es zwar nicht gezählt, war aber im Laufe der Zeit insgesamt ganz sicher weit mehr als vierzig Mal dort, habe viele Vorstellungen mehrfach besucht,
    weil sie zum einen zu meinen favorisierten Lieblingswerken gehören und zum anderen, weil sie so beglückend waren, daß man das Haus immer hochzufrieden verlassen hat.
    Und so freue ich mich schon jetzt am kommenden Sonnabend zum vierten oder fünften Mal erneut auf "Nabucco".
    Vor allem kann ich mir da ganz sicher sein, daß dies wieder ein beglückendes Erlebnis werden wird.


    Herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Lieber chrissy,
    Ich gehe nicht unbedarft in eine Premiere, sondern lasse mich gerne wie am Samstag beim Liebestrank in Gelsenkirchen überraschen. Für mich steht halt die Musik im Vordergrund. Und natürlich hab ich mich auch schon mal geärgert über eine mißlungene Inszenierung, aber das gehört dazu. Auch wenn die Entführug aus dem Detail nicht 6nbefingt zu meinen Lieblinsopern zählt, würde ich die Aufführung besuchen, um mir eine eigene Meinung zu bilden.

  • Warum soll ich Zeit und Geld investieren für etwas, wovon ich überzeugt bin, daß dies nichts für mich ist?

    Lieber Chrissy,


    mit dieser Einstellung kann ich Dir folgen. Wir sind da völlig einer Meinung. Wenn ich weiß, daß mich ein Opernbesuch ärgern wird, dann gebe ich dafür keinen Pfennig aus. Und für dieses Urteil reicht eine Rezension, wozu schreiben die Rezensenten sonst ihre Beiträge?


    Also ich glaube, lieber Chrissy, Du würdest nach einem Besuch dieser Entführung nicht freudig das Haus verlassen. Zumal die Entführung nicht Deine Lieblingsoper ist.


    Die obige regionale Rezension finde ich sehr ausführlich und aussagekräftig. Mir genügt diese Information und daraus resultierend, habe ich mich gegen einen Besuch entschieden.

    Entspricht auch meiner Meinung.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Muß man immer freudig aus einer Opetnaufführung herauskommen ? Mir geht es so, daß ich häufig nachdenklich herausgehe.

  • Muß man immer freudig aus einer Opernaufführung herauskommen ? Mir geht es so, daß ich häufig nachdenklich herausgehe.

    Ja natürlich, was denn sonst, lieber Rodolfo. Man geht doch ins Theater um seine Lieblingswerke (oder auch interessantes Neues) zu erleben, sich an der Musik zu erfreuen,
    und wenn dies möglichst von einem hochkarätigen Ensemble in einer stimmigen Inszenierung dargeboten wird, dann wird das Ganze doch zu Freude und Genuß.
    Ich jedenfalls gehe nicht ins Theater um Zeit und Geld für Ärger und Enttäuschung zu investieren.
    Ich mag mir gar nicht vorstellen, wenn man z. B. in dieser rundum grauenhaften "Salzburger Tosca" gewesen wäre. Da wäre doch jeder Cent zu viel und ärgerlich gewesen.
    Und nachdenklich? Selbstverständlich geht man nach einem großartigen Theatererlebnis nachdenklich aus dem Haus und denkt dankbar, erfreut und beglückt -
    das war doch gerade ein richtig toller Opernabend! Und ganz besondere erlebte Sternstunden bleiben manifestiert im Gedächtnis, man erinnert sich und denkt gern zurück.


    Anderen, die von einem Opernabend eine belehrende Vorlesung erwarten, sei dies natürlich unbenommen. Der eine will´s und braucht´s halt so, und der andere eben anders.



    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Lieber LaRoche, lieber Crissy, lieber Rodolfo


    auch ich möchte nach einer Vorstellung zufrieden und erfreut über die Inszenierung nach Hause gehen. Nachdenklich kann ich über den Inhalt des Stückes, das ich in jedem Falle vorher eingehend studiert habe, vor und nach einer werkgerechten Darstellung auch sein, ohne dass mir eine irre Interpretation vom Regisseur aufgezwungen wird, für die ich dann noch Geld ausgegeben habe.
    (Ich warte jetzt mit Freuden darauf, dass sich gleich wieder zwei Leute, deren Namen mir lediglich angezeigt werden, wie gewöhnlich auf meinen Beitrag melden).


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Anderen, die von einem Opernabend eine belehrende Vorlesung erwarten, sei dies natürlich unbenommen. Der eine will´s und braucht´s halt so, und der andere eben anders.

    Manchmal frage ich mich, ob solche Aussagen genauso abwertend gemeint sind, wie sie sich lesen ... ?(

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

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  • Muß man immer freudig aus einer Opetnaufführung herauskommen ? Mir geht es so, daß ich häufig nachdenklich herausgehe.

    Auf keinen Fall, lieber rodolfo, auf keinen Fall. Aber auch nicht frustriert!!


    Nachdenken nach einem Opernbesuch halte ich auch für sehr erstrebenswert. Nachdenken über die Hintergründe, warum Elektra so haßerfüllt ist, was Salome so anziehend an Jochanaan findet, das gehört dazu. Nicht umsonst passiert es nach einem Opernbesuch, daß man stundenlang nicht einschlafen kann. Meinen Schlaf möchte ich aber nicht opfern, um über die Gedanken des Regisseurs nachzudenken. Das widert mich an.


    Bei der "Frau ohne Schatten" habe ich noch so viele Fragen zum Nachdenken, beim Ring, ja selbst bei "Luise Miller", obwohl mir da Schiller einige Antworten gibt, die Verdi aus musikdramatischen Gründen nicht geben kann. Ich möchte diese Antworten aber nicht vom Regisseur, sondern vom Librettisten und vom Komponisten. Da ist genügend Spielraum.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Zitat

    Zitat von La Roche: Bei der "Frau ohne Schatten" habe ich noch so viele Fragen zum Nachdenken, beim Ring, ja selbst bei "Luise Miller", obwohl mir da Schiller einige Antworten gibt, die Verdi aus musikdramatischen Gründen nicht geben kann. Ich möchte diese Antworten aber nicht vom Regisseur, sondern vom Librettisten und vom Komponisten. Da ist genügend Spielraum.

    Lieber la Roche,


    du hast mal wieder "den Nagel auf den Kopf getroffen". Als ich vor vielen Jahren (damals war Regisseurstheater noch unbekannt) das erste Mal "Die Frau ohne Schatten" gesehen habe, habe ich vorher das Libretto eingehend studiert. Die unverfälschte Inszenierung hat mir weiteren Stoff zum Nachdenken gegeben. Bei einer späteren - ebenfalls unverfälschten - Inszenierung (ich habe das Libretto immer noch und danach auch die Inhaltsangabe in unserem Opernführer geschrieben) erhielt ich weiteren Stoff zum Nachdenken.
    Den "Ring" habe ich in meiner Jugend jedes Jahr anhand des Textes von den Bayreuther Festspielen gehört. Da ich mir so etwas nicht leisten konnte, kannte ich nur Bilder. Und heute wirst du den Ring wohl kaum noch in einer gescheiten Inszenierung sehen können. Daher kenne ich ihn bildlich nur aus der wunderbaren Otto-Schenk-Inszenierung, die ich mir schon mehrfach angesehen habe. Und jedes Mal ergibt sich neuer Stoff zum Nachdenken. Er wird in seiner Tiefe wohl nie gänzlich auszuschöpfen sein, zumindest nicht mit einseitigen verfälschenden Inszenierungen, wie sie heute allenthalben der Fall sind.
    Luisa Miller habe ich erst kürzlich im Kino in der prächtigen Inszenierung aus der MET gesehen. Hier stellten sich mir allerdings kaum noch Fragen, weil wir den Stoff eingehend in meiner Schulzeit durchgenommen hatten (unser Lehrer stellte den Wurm als eine der fiesesten Gestalten der Weltliteratur dar). Diese Inszenierung habe ich auch auf DVD (damls sagn Placido Domingo noch den Rodolfo, jetzt sang er den alten Miller).
    An Fälschungen habe ich - wie du - keinen Bedarf und für sie gebe ich keinen Cent aus.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Er [Der Ring des Nibelungen] wird in seiner Tiefe wohl nie gänzlich auszuschöpfen sein, zumindest nicht mit einseitigen verfälschenden Inszenierungen, wie sie heute allenthalben der Fall sind.

    Okay, von mir aus allenthalben Verfälschung, aber warum nun Otto Schenks "Zauberbude" so viel vielfältiger sein soll, als alle Ring-Inszenierungen der letzten Jahre, erschließt sich mir nicht.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Zitat

    Zitat von M.Schenk: Okay, von mir aus allenthalben Verfälschung, aber warum nun Otto Schenks "Zauberbude" so viel vielfältiger sein soll, als alle Ring-Inszenierungen der letzten Jahre, erschließt sich mir nicht.

    Lieber Michael,


    du magst sie zwar abschätzig als "Zauberbude" bezeichnen. Für mich ist sie die einzige, die es auf DVD gibt, die sich an das Werk hält. Leider sind ja (außer Rheingold, das ich besitze ) die Inszenierungen von Herbert von Karajan nicht aufgezeichnet worden. Die Inszenierung von Patrice Chereau mag in einzelnen Teilen ihre Reize haben. Allen anderen "Schrott" kann man in meinen Augen vergessen.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)