Man getraut sich ja kaum hier einzusteigen - aus Angst etwas zu zerstören - aber ich machs trotzdem.
Die Titelfrage beantwortet ihr quasi selbst, indem Ihr spontan diesen alten Thread wiederbelebt der nun fast zu glühen beginnt:
Karajan ist einePersönlichkeit die aben einfach interessant ist. Dazu gehört einerseits der hochmusikalische Dirigent, andrerseits die Kunstfigur Karajan, die mit der Realität nur wenig Gemeinsames hat.
Karajan war eigentlich nicht wirklich "schwierig" es wurde nur gern behauptet. Er war vom Wesen her eher introvertiert, aber als er erkannte, welche Vorteile ihm die Medien boten, da hat er sich ihrer bedient. Er war ferner ein intellektueller Schöngeist und ebenso ein Technikfreak. Der heute von vielen beanstandete Schönklang war einer der Parameter zu seinem Erfolg. Dieser Breitwandklang mit relativ wenig räumlicher Tiefe war aber zum Gutteil ein Markenzeichen des damaligen DGG Klanges.
Karajans Klangphilosophie war seiner Zeit angepasst.
Ich halte es übrigens für übertrieben, wenn gesagt wird, er habe den Berliner Philharmonikern viel zu verdanken. Umgekehrt wird auch ein paar Schuhe draus, Denn immer wenn er mit den Berlinern Differenzen hatte, waren die Wiener willig zur Stelle und das funktionierte medial und musikalisch genauso gut.
Wenn heute keine solch hervorragenden (im Sinne von charismatisch)Künstler mehr zur Verfügung stehen, dann liegt das IMO daran, daß "Projektionen" von Seiten des Publikums derzeit ausbleiben. Da macht dann natürlich auch die Marketingabteilung der jeweiligen Plattenfirma mit.
Künstler werden nicht mehr als "Pultstrategen", Diven oder "entrückte Pianisten" präsentiert, sondern als "einer von uns". Das hat natürlich auch seinen Preis, denn der Nimbus braucht auch Wehrauch und Distanz.
Aber keine Angst - das kommt schon wieder. Th. und C. sind hier ein erster Ansatz.
mfg aus Wien
Alfred