ROSSINI, Gioacchino: SIGISMONDO

  • Gioacchino Rossini ( 1792 – 1868 )
    Sigismondo


    Oper in zwei Akten
    Libretto: Giuseppe Maria Foppa
    Originalsprache:Italienisch


    Uraufführung: Venedig 1814


    PERSONEN DER HANDLUNG
    Sigismondo, König von Polen, Alt
    Aldimira, Gattin Sigismondos, Sopran
    Ulderico, ihr Vater, König von Böhmen, Bass
    Ladislao, Premierminister Sigismondos, Tenor
    Anagilda, Schwester Ladislaos, Mezzosopran
    Radoski, Vertrauter Sigismondos, Bariton
    Zenovito, ein verbannter polnischer Edelmann, Bass
    Hofstaat Ladislaos, polnische und böhmische Soldaten, Wachen, Volk


    Ort und Zeit der Handlung: Polen, 16. Jahrhundert


    VORGESCHICHTE
    Sigismondo hat vor Jahren seine Frau Aldimira, die Tochter Uldericos, wegen vermeintlicher Untreue zum Tode verurteilt. Das war jedoch eine Intrige Ladislaos, der von ihr abgewiesen worden war und der außerdem seine Schwester Anagilda mit dem König verheiraten will. Dazu hat er sich Radoskis bedient, den er in einem Brief zur falschen Mitteilung an den König veranlasst hat.
    Aldimira wurde von dem verbannten Zenovito gerettet, der sie in seiner Waldhütte verborgen hält. Sigismondo, der von alledem nichts ahnt, hat Gewissensbisse und ist dem Wahnsinn nahe. Inzwischen zieht auch Ulderico, der seine Tochter rächen will, gegen ihn.


    INHALTSANGABE


    ERSTER AKT
    1. Bild: Im Königspalast
    Die Höflinge, unter ihnen die Schwester Ladislaos, Anagilda, und Radoski, bedauern den König, der an einer Schwermut leidet, deren Grund sie nicht kennen, und dem Wahnsinn nahe ist. Sie befragen den hinzukommenden Ladislao, der aber den Grund nicht preisgibt. Er selbst hat ein schlechtes Gewissen.
    Nachdem die übrigen Höflinge gegangen sind, mahnt Ladislao Anagilda, sich dem König zuzuwenden. Sie könne Königin von Polen werden.
    Man hört aus dem Nebenraum einen Schrei. Dann taucht Sigismondo auf. Er ist völlig verwirrt und glaubt sich von dem Geist seiner Gattin Aldimira verfolgt, die er vor Jahren wegen angeblicher Untreue zum Tode verurteilt hat, ohne sie vorher zu sehen und anzuhören.
    Die drei Anwesenden versuchen, in zu beruhigen. Schließlich scheint die Vision von ihm gewichen und er fällt erschöpft in die Arme von Ladislao und Radoski. Dann kommt er zu sich und die drei versuchen ihn damit zu beschwichtigen, dass er doch unter Leuten sei, die ihm treu ergeben seien.
    Der König schickt Anagilda und Radoski hinaus. Dann vertraut er Ladislao an, dass ihn sein Gewissen wegen der Verurteilung Aldimiras, die er tot glaubt, nicht in Ruhe lasse. Weiterhin berichtet er ihm, dass ihr Vater Ulderico mit einem Heer aufgebrochen sei, um Aldimira zu rächen. Er beauftragt Ladislao, die Bewegungen der Feinde auszuforschen. Er werde ihn im Wald an der Grenze erwarten. Sollte ihm der Tod beschieden sein, wäre er von seinen Qualen erlöst.


    2. Bild: Landschaft vor einem dichten Wald mit der Hütte Zenovitos
    Auch an diesem stillen Ort kann Aldimira keine Ruhe finden, denn sie denkt an ihren Gatten, den sie immer noch liebt und der sie unschuldig verurteilt hat. Zenovito kommt hinzu. Im Gespräch zwischen den beiden erfahren wir, dass Aldimira, die bei ihm als seine angebliche Tochter Egelinda lebt, von Ladislao, dessen Annäherungsversuche sie abgewiesen hat, aus Rache beim König falsch beschuldigt wurde. Er, Zenovito, habe sie retten und verbergen können. Plötzlich hört man in der Ferne Jagdhörner. Zenovito bittet Aldimira, sich zu verstecken.
    Jäger treten auf, singen ein Lied auf die Jagd und verkünden Zenovito, dass der König komme. Dann verschwinden Sie im Wald. Aldimira hat vernommen, dass ihr Gatte kommt, und zieht sich mit Zenovito in die Hütte zurück.
    Sigismondo und Anagilda kommen mit Gefolge. Sigismondo setzt sich auf eine Bank vor dem Hause, um auf Ladislao zu warten und Anagilda zieht mit dem Gefolge weiter. Heimlich von Zenovita und Aldimira beobachtet verfällt Sigismondo wieder in seinen Wahn.
    Ladislao bringt schlechte Nachrichten. Ulderico habe schon einen Teil des Landes besetzt und könne in Kürze den Palast Sigismondos erobern. Sigismondo gibt zu erkennen, dass er die Hütte betreten will, doch er schickt Ladislao voraus, zu erkunden, wer hier wohne. Dieser tritt in die Hütte, kommt jedoch kurz darauf erschrocken wieder heraus. Er glaubt, dort den Geist Aldimiras gesehen zu haben und fordert Sigismondo auf, selbst in die Hütte zu gehen. Er entfernt sich in den Wald, um das Heer zur Verteidigung zusammenzustellen.
    Inzwischen ist Aldimira aus der Hütte getreten. Als Sigismondo sie sieht, erschrickt er. Aber sie gibt sich als Egelinda, Zenovitos Tochter aus. Den König jedoch verwirrt die Ähnlichkeit mit seiner Gattin. Als sie ihn nach dem Grund seiner Verwirrung fragt, sagt er nur, das sei ein Geheimnis, das er nicht preisgeben könne. Aber auch Aldimira ist traurig, da sie ihre Gefühle nicht zeigen darf.
    Ladislao kehrt zurück und fragt Zenovito über seine „Tochter“ aus. Zenovito kommt auf den Gedanken, dass deren Ähnlichkeit mit Aldimira das Land retten könne, wenn man sie in königliche Gewänder kleide und sie Ulderico als seine Tochter vorstelle. Ladislao entfernt sich, um mit dem König darüber zu sprechen, während Zenovito hofft, dass seine Königin wieder glücklich werde. Er kehrt in die Hütte zurück.
    Ladislao hat das Einverständnis des Königs eingeholt. Er fragt sich jedoch, warum ihn die Ähnlichkeit so verstört. Zenovito kommt hinzu. Ladislao weist ihn an, bei Einbruch der Dunkelheit mit Egelinda an den Hof zu kommen. Doch Zenovito gibt ihm bekannt, dass sie sich weigere und bittet Ladislao, mit ihr zu sprechen.
    Aldimira kommt und gibt auf die Frage, warum sie nicht an den Hof komme, zur Antwort, dass sie sich nicht sicher fühle, weil eine Königin dort einer Intrige zum Opfer gefallen sei. Woher sie das wisse und wer sie bedrohen könne? Das möge er sich selbst fragen. Sie kehrt in die Hütte zurück und Ladislao ist verunsichert: Diese Blicke und diese Stimme....
    Unterdessen sind Anagilda und Radoski mit Gefolge zurückgekehrt. Dann kommt auch Sigismondo. Als er von Ladislao erfährt, dass Egelinda (Aldimira) nicht an den Hof folgen will, geht er in die Hütte, um selbst mit ihr zu sprechen. Die anderen folgen ihm.


    3. Bild: In Zenovitos Hütte
    Als Sigismondo die Hütte betritt wird er erneut von Wahnvorstellungen überwältigt. Zenovita zieht sich zu Aldimira ins Zimmer zurück. Ladislao beobachtet abseits stehend das Geschehen. Er zweifelt immer noch an der Identität Egelindas. Diese ergänzt aus ihrem Zimmer die Worte Sigismondos mit „Verräter“ und „Aldimira“. Dann treten Aldimira und Zenovita hervor. Sie erklärt sich bereit, an den Königshof zu gehen, wenn ihre Sicherheit garantiert werde, worüber der König erstaunt ist.
    In diesem Augenblick ertönen von außen Waffenrufe. Ulderico ist mit seinem Heer in den Wald vorgedrungen. Anagilda, Ladislao, Radoski und die Soldaten verlassen den Raum. Sigismondo flüstert Aldimira noch zu, ihm an den Hof zu folgen, ehe auch er sich in die Schlacht stürzt.


    ZWEITER AKT
    1. Bild: Innenhof der königlichen Palastes
    Die Höflinge harren darauf, etwas über das Geheimnis des Königs zu erfahren.
    Sigismondo, Ladislao, Radoski und Anagilda kommen. Da Ulderico weiter vorgedrungen ist und schon den Königshof bedroht, wollen sie nun ihren Plan ausführen und ihm Egelinda als seine Tochter vorführen. Anagilda geht, um sie zu holen.
    Diese kommt, als Königin gekleidet, und der Chor begrüßt sie mit „Viva Aldimira“. Sigismondo verkündet den Anwesenden, ihnen ihre Königin wiederzugeben. Radoski, der von Ladislao zum Verrat angestiftet wurde, plagt sein Gewissen und Anagilda bedauert ihre verlorene Hoffnung, Königin zu werden. Alle – außer dem König und Aldimira – gehen.
    Sigismondo fragt die vermeintliche Egelinda, ob sie verheiratet sei. Sie gibt ihn die ausweichende Antwort: „Wer kann das ändern?“ Er bekennt, dass er sie liebe, da in ihr seine verstorbene Frau wieder auflebe, und fragt sie, ob sie seine Königin werden wolle. Obwohl sie ihre Gefühle kaum im Zaum halten kann, weicht sie ihm auch hier aus. Beide gehen nach verschiedenen Richtungen ab
    Radoski und später Anagilda kommen. Radoski ist sich inzwischen sicher, dass Egelinda die echte Aldimira ist. Als jedoch Anagilda kommt und sich besorgt über die geplante Ehe mit Sigismondo zeigt, behauptet er, dass sie Egelinda sei und wenn sie ihre Aufgabe erfüllt habe, zu ihrem Vater Zenovito zurückkehren werde. Anagilda schildert in einer Arie ihre Unruhe, dann geht sie.
    Radoski erinnert sich, dass er den fatalen Brief von Ladislao noch aufbewahrt hat. Dieser kommt und schickt ihn zum König mit der Botschaft, dass er zu Ulderico eilen werde und ihm ein glückliches Ende verspreche.
    Das Gewissen rührt sich in Ladislao und er beginnt um sein Leben zu bangen. Dann geht er.
    Sigismondo kommt in Gedanken versunken. Dann treten auch Aldimira und Radoski – von Sigismondo ungesehen – auf. Radoski steckt ihr heimlich den Brief zu, den er damals von Ladislao erhalten hat und in dem dieser ihn zum Verrat aufgefordert hat. Als Sigismondo Radoski sieht, schickt er ihn fort, den Abmarsch zu beschleunigen.
    Aldimira äußert noch Bedenken, Ulderico gegenüber zu treten, aber Sigismondo versteht sie nicht.
    Radoski meldet, dass die Soldaten zum Abmarsch bereit sind. Aldimira versichert dem König, dass sie als getreue Dienerin handeln werde, während im Hintergrund die Soldaten marschieren. Sie schließt sich, von Sigismondo begleitet, dem Zuge an.


    2. Bild: Eine Bergschlucht, auf einer Seite das Lager Uldericos, auf der anderen das von Sigismondo.
    Ulderico erwartet Ladislao, Er ist bereit. Sigismondo zu vergeben, wenn Aldimira noch lebt.
    Doch Ladislao berichtet ihm, seine Tochter sei vor Jahren hingerichtet worden und nun wolle man ihm Egelinda, die Tochter Zenovitos als Aldimira vortäuschen.
    Aldimira kommt mit Sigismondo und will Ulderico als ihren Vater begrüßen. Dieser bemerkt zwar die Ähnlichkeit, aber er glaubt ihren Beteuerungen nicht und redet sie mit „Egelinda“ an. Sigismondo fragt sich entsetzt, wer den Plan verraten hat. Ulderico verlangt, sie solle ihm zeigen, wohin ihr Herz und Blut strebt. Als sie auf Sigismondo zeigt, gerät er in Wut und ruft zu den Waffen. Die Schlacht beginnt.
    Radoski begegnet Ulderico, und als dieser ihn gefangen nehmen will, legt er sein Schwert nieder und ergibt sich. Aber Ladislao, der hinzukommt, erklärt, dass dies einer seiner Getreuen sei. Ulderico entfernt sich mit Radoski. Ladislao jubelt, dass er künftig die Macht ausüben werde. Dann geht auch er.
    Sigismondos Armee ist geschlagen worden. In der Ferne hört man die Soldaten, die zur Flucht aufrufen. Sigismondo kommt und will sich in den Kampf stürzen, um ruhmvoll zu sterben. Doch er wird von Ulderico gefangen genommen. Man hört Aldimira um Hilfe rufen. Ladislao will sie ergreifen, stolpert jedoch und rollt einen Abhang hinunter. Die Soldaten bringen ihn zurück und setzen ihn auf einen Felsen. Noch betäubt gesteht er seine Missetaten. Sigismondo ist erschüttert und drückt seine Reue aus. Er glaubt, Aldimira müsse ihn nun hassen, aber sie bekundet, dass sie ihn weiterhin liebe. Sie versöhnen sich.
    Ihrem Vater übergibt Aldimira den von Radoski erhaltenen Brief, den dieser mit Empörung liest. Als Ulderico Ladislao den Brief zeigt und ihn danach befragt, bestätigt dieser nun reumütig, dass er den Brief geschrieben habe. Ulderico und Aldimira fallen sich in die Arme. Selbst Ladislao hofft auf ein mildes Urteil. Die Oper endet mit dem Chor aller:
    „Die herbe Pein und die vielen Ängste
    der bedrückten unschuldigen Seelen
    belohnt der Himmel mit Zufriedenheit
    und größerer Glückseligkeit.“


    © Copyright by Gerhard Wischniewski


    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

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  • Anmerkungen:
    Die Handlung ist eher fiktiv und hat wohl mit den historischen Königen mit dem Namen Sigismund, die im 16. Jahrhundert in Polen regierten, nichts zu tun
    Die Oper Sigismondo war bei der Uraufführung in Venedig ein Misserfolg. Das lag wohl in erster Linie an dem recht verworrenen und teilweise unlogischen Libretto. Rossini verarbeitete in der Oper Melodien aus früheren Opern, wie er auch in späteren Opern Teile aus dieser Oper verwendete.
    Die Oper wurde bis 1827 noch in Cremona, Reggio Emilia, Florenz und Bologna gespielt. Dananch geriet sie weitgehend in Vergessenheit. Erst 1992 wurde sie in Rovigo und 1995 in Bad Wildbad erneut aufgeführt.
    Von der Aufführung in Rovigo gibt es auf youtube eine – in meinen Augen allerdings in der Bildqualität schlechte Aufzeichnung.
    2010 gab es dann beim Rossini Opera Festival in Pesaro eine heftig umstrittene Aufführung (Der Regisseur verlegt den ganzen ersten Akt in eine Irrenanstalt, was die Handlung noch verwirrender macht). Diese Aufführung gibt es auf DVD und Blue-ray.
    Die Aufführungen aus Rovigo und Bad Wildbad gibt es auf folgenden CDs:


    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • R-12208741-1530566219-7777.jpeg.jpgKlick

    Carmen Oprisanu, Tatjana Korovina,

    Omar Jara, Vladimir Prudnikov,

    Cornelia Müller, Young-Chan Kim

    Prague Menchoir - Miroslav Kosler

    Stuttgarter Kammerorchester/Marc Andreae


    Dese Aufnahme war die erste in Bad Wildbad 1996 !

    Interressant bei der Aufnahme ist bei dem Duett (no.12), die Tatsache das hier die revidierte Fassung von Rossini gespielt wurde.

    Zitat von Charles Jernigan

    Im Grunde mag es sich als zu progressiv entpuppt haben, denn Rossini ersetzte es durch ein eher konventionelles Duett (Se ricuso i doni fuor)


    Und dieser Tage erschien ein weiterer Sigismondo ....



    .....gefällt mir sehr gut, eildiweil mein Mezzo Liebling Marianna Pizzolato den Sigismondo singt und Kenneth Tarver, wie schon in Bad Wildbad den Ladislao singt.

    Eine Faustdicke Empfehlung von mir!!


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)