Suppés Operetten - mehr als nur Ouvertüren

  • (Nicht viel) Neues aus Donna Juanita

    Leider hat noch keiner die Aufführung von Donna Juanita aus St. Petersburg aus dem Jahre 2006 eingestellt. Ich weiß, dass es davon eine DVD gibt, die gibt es in Russland auch Online zu kaufen, leider nur auf einer russischen Seite mit kyrillischer Schrift. Ich bin dabei, mir diese zu erwerben, über russische "Kontaktleute". Leider dauert das...

    Nach langwierigen Bemühungen ist es mir endlich gelungen, einen (Amateur)-Video Mittschnitt der St. Petersburger Aufführung der Donna Juanita aus dem Jahre 2006 zu erhalten. Meine Hoffnung, dass der Audio Mittschnitt, den ich schon vor Jahren erhalten hatte, nur einen geringen Teil der Petersburger Aufführung abdeckt, wurde allerdings komplett zunichte gemacht. Audio Mittschnitt und Video Mittschnitt – letzterer enthält sichtbar die gesamte Aufführung – sind eins zu eins identisch, was bedeutet, dass diese Aufführung auf einer bis zur Unkenntlichkeit verstümmelten Bearbeitung des ursprünglichen Werkes basiert. Wie so oft liegt hier wieder einmal eine im Volksmund sogenannte „Verschlimmbesserung“ eines zu Unrecht oder zu heftig kritisierten Original-Textbuches vor.


    Es wäre müßig, die im wahrsten Wortsinn einschneidenden Änderungen gegenüber dem Original im Detail aufzuführen, zumal Letzteres hierzulande ohnehin kaum jemand kennt. Ich möchte deshalb hier nur auf eine von mehreren, aber exemplarische Änderung hinweisen.


    Die Rolle des französischen Kriegsgefangenen Gaston entfällt ganz, dafür wird dann die Gastwirtstochter Petrita mit einer Person verbandelt, die mit dem öffentlichen Schreiber des Originals, Riego, eine gewisse Ähnlichkeit aufweist. Leider entfällt somit auch die urkomische Situation, in welcher der Alkalde ein Auge auf Petrita, seine Frau Olympia ein Auge auf Gaston geworfen hat und sie beide dem Schreiber gleichzeitig ein Brieflein an die jeweils Angebeteten diktieren, während jene ebenfalls zur gleichen Zeit eine Eifersuchtsszene hinlegen. Dieses im Original in bester italienischer Buffo-Manier geschriebene Quintett wird in der Bearbeitung bis auf den Rumpf verstümmelt und man fragt sich, warum es überhaupt noch gesungen wird.


    Zwangsläufig fallen den personellen Änderungen bei zusammengeschrumpfter Handlung auch viele Musiktitel zum Opfer, die dann durch schier endlose Dialoge ersetzt werden. Wie auch das Quintett wurden die Finali I und II auf rudimentäre Elemente zusammengekürzt; dadurch entfiel leider auch das heroische Revolutionsthema „Caira“ so wie das Kampflied des Gaston mit seinem effektvollen Marsch. Weiterhin fehlen das Entrée des Evangelista (Schreiber), das Auftrittsduett des Alcalden mit Sir Douglas und das gesamte Finale III, um nur die wichtigsten Titel zu nennen.

    WieSoMo.jpg

    Keiner der in der hier gezeigten Kritik der Wiener Sonntag-Montag Zeitung vom 22.02.1880 hervorgehobenen Musiktitel ist in der St. Peterburger Aufführung enthalten.


    Ein weiteres großes Manko dieser Inszenierung ist die Tatsache, dass die Rolle der Donna Juanita von einem Mann dargestellt wurde. Dadurch geht der ganze erotische Reiz dieser „Frau als Mann in Frauenkleidern“ zugunsten eines Charleys Tante Klamauks verloren und die Titelheldin wird zur Witzfigur. Der Sänger der Titelrolle war zwar bemüht, durch übertrieben männliche Bewegungsabläufe in Frauenkleidern so etwas wie eine besondere Komik in die Rolle zu bringen, aber gemessen an diesem „Trampel“ Juanita ist Charleys Tante eine Dame.


    Nur wenig besser sieht es mit einer Rundfunkproduktion des Russischen Rundfunks aus dem Jahre 1968 aus, die ich vor einiger Zeit von einem Sammler erhalten habe. Auch diese Fassung ist stark überarbeitet und beginnt nach einem langen, einführenden Monolog mit dem Auftrittsduett Alkalde/Sir Douglas und verzichtet dabei sogar auf den rassigen Eingangs-Bolero. Insgesamt weist die Rundfunkversion mehr Anteile an den beiden Finali auf, jedoch scheint auch dort das Finale I auf der gleichen Überarbeitung zu basieren wie die Petersburger Fassung. Auch dieses Finale verzichtet leider auf das revolutionäre Caira, schließt aber wie im Original die Reminiszenz auf Gastons Kampflied mit ein; das Lied selbst fehlt aber auch hier. Dafür ist das Quintett ausführlicher, wenngleich nicht vollständig; aber es enthält immerhin die köstliche Briefsequenz. Die Rundfunkfassung stellt somit eine wertvolle Ergänzung zur Petersburger Aufführung dar, aber es bleiben noch viele Wünsche offen.


    Bei aller Kritik darf aber nicht vergessen werden, dass das Lückenhafte, das beide Fassungen zu bieten haben, immer noch besser ist als das völlige Ignorieren dieser Operette hierzulande. Es waren schließlich die wenigen Titel aus der Petersburger Aufführung, die mich glauben machten, dass Donna Juanita besser sein könnte als ihr Ruf oder ihre Nichtbeachtung, was dann letztlich durch das Studium des Klavierauszuges und die Rundfunkproduktion untermauert wurde. Bleibt zu hoffen, dass sich hier im Westen doch noch jemand findet, der wenigstens eine konzertante Aufführung dieses Werkes wagt. Es sind meines Erachtens schon weniger gute Operetten dieser Ehre zuteil geworden.


    :no: Uwe

  • Die Jagd nach dem Glück - Franz von Suppés letzte vollendete Operette

    Das Libretto dieser am 27. Oktober 1888 im Wiener Carltheater uraufgeführten Operette gilt als krasser Rückschritt in die Zeit der Besserungsstücke um die Mitte des 19. Jahrhunderts und wenn man die Handlung betrachtet, merkt man, dass diese so gar nichts mehr von einer Persiflage á la Offenbach erkennen lässt.


    Bevor Graf Rudolf Wilfried die Tochter seines Adoptivvaters heiraten soll, will er sich nochmals richtig austoben. In Paris verliebt er sich in eine Kokotte, von der er, nachdem sein Geld ausgegangen war, verlassen wird. In Schweden kämpft er im Heer Karls des XII. und wird zum Oberst befördert, aber ein schneller Friede beendet vorzeitig seine Karriere. In Venedig läuft er einer maskierten Spanierin hinterher, muss aber nach der Demaskierung feststellen, dass sie eine Matrone ist. Nachdem er dann genug von seinen Abenteuern hat, kehrt er zu seiner Braut zurück, die ihm überall hin gefolgt war und ihn beschützt hat.


    Merkwürdigerweise schien sich die Wiener Presse, wie ich aus den wenigen Kritiken, die ich aus der Zeit der Uraufführung gefunden habe und die fast durchweg positiv sind, nicht daran zu stören.
    So schreibt etwa „Die Presse“ vom 28.10.1888:


    Zitat

    Das Textbuch…repräsentiert sich als die abwechslungsreiche Ausspinnung einer anmuthigen Liebesgeschichte, die sich auf einem balladenhaften Untergrund aufbaut. „Die Jagd nach dem Glück“ sucht den unbändigen Drang eines Jünglingsherzens nach dem flüchtigen Phantom des Glückes dramatisch zu fassen und darzustellen.


    Und das Wiener Montags-Journal vom 29.10.1888 berichtet:


    Zitat

    …dass das (natürlich aus einer französischen Quelle stammende) hübsche und verwendbare Sujet von den Herren Genée und Zapert in ganz geschickter Weise zu einem deutschen – sagen wir „Bilderbuche“ verarbeitet wurde, da die Operette nicht aus Acten sondern aus Bildern besteht.]


    Obwohl die Operette heutzutage völlig unbekannt ist, kennen doch zumindest die Suppé-Liebhaber einen großen Teil der Musiknummern, allerdings die meisten wohl, ohne es zu wissen. August Peter Waldenmaier hat in seiner 1954 uraufgeführten 3-aktigen Neufassung des ursprünglichen Einakters „Banditenstreiche“ eine ganze Reihe von Musiktiteln aus der „Jagd nach dem Glück“ eingefügt. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass es von dieser Neufassung 1954 zunächst nur eine Rundfunkfassung gab, und erst mit der Uraufführung 1955 in Trier eine nochmals erweiterte Bühnenfassung. Waldenmaier soll um die Herkunft der eingefügten Titel ein Geheimnis gemacht und lediglich darauf hingewiesen haben, er sei auf einen alten originalen Klavierauszug gestoßen. Nun, auf diesen bin ich kürzlich auch gestoßen und konnte somit relativ leicht ermitteln, welche Titel der „Banditenstreiche“ –Neufassung aus jener Operette stammen.

    Zum Vergleich müssen wir die hier abgebildete CD des Labels Line zu Rate ziehen, die aber auf der kürzeren Rundfunkfassung basiert und selbst davon nicht alle Titel enthält. Von daher ist der Hinweis auf dem Cover „Gesamtaufnahme“ nicht ganz korrekt. Einige Titel dieser Fassung wurden fast originalgetreu aus der „Jagd nach dem Glück“ übernommen, so etwa „Nützet die Zeit, wenn Rosen blühen“, auf der CD der zweite Titel im dritten Akt, gesungen von Stella, der Freundin der weiblichen Hauptperson Lidia. Interessanterweise stammt auch der Name Stella aus der „Jagd nach dem Glück“; dort verkörpert er aber die weibliche Hauptrolle, während die Freundin dort Fanny heißt. Das Lied wiederum wird im Original im ersten Akt als Duett zwischen der Kokotte Florine und der männlichen Hauptfigur Rudolf gesungen. Ein weiterer originalbelassener Titel ist „Verzeihung, wenn wir stören“, der in beiden Fällen auch die gleiche Situationskomik in einem Quintett beschreibt. Auf der Banditenstreiche-CD wird im Titel 16 der Professor Tondolo von 4 Räubern ausgeraubt, im Original ist es in der Nr. 8 im ersten Akt der Diener des Grafen Rudolf, Casimir, der da gerupft wird. Fast dem Original entsprechend, aber nur ein kleiner Ausschnitt aus dem Schluss der originalen Introduktion ist das in der Nr. 3 der Banditenstreiche gesungene Lied der Lidia „Heut ist mein Hochzeitstag“. Das hieran anschließende Duett mit ihrer Freundin Stella ist dann aber wiederum einem anderen Musiktitel des Originals entnommen, der Nr. 6 im ersten Akt, einem Duett zwischen Stella und Fanny. Und obwohl wieder die beiden gleichen weiblichen Personen agieren, ist die Situation hier jetzt eine ganz andere. Stella ist mit ihrer Freundin ihrem Verlobten Rudolf nach Paris heimlich nachgereist. Die Beiden müssen zu Geld kommen und Fanny bietet daher auf dem Markt von ihr gebackene Pasteten und Stella ihre Sangeskunst feil.


    Alle anderen Titel, die aus der „Jagd nach dem Glück“ in die „Banditenstreiche“ übernommen wurden, haben nun ähnlich eklatante Unterschiede sowohl im Text als auch in der zugrunde liegenden Situation. Das Lied des Babeo (Banditenstreiche, Nr. 5) „Nur mit Geld in Händen“ ist im Original Teil der Nr. 10 Chor und Lied im zweiten Akt, gesungen vom Diener Casimir, der wie sein Herr unter schwedischen Soldaten weilt und gerade eine dem Feind nicht schmackhafte Suppe anrührt. So wurde dann aus einem, zugebenermaßen nicht ganz verständlichem Text:


    Der Soldaten Magen
    kann gar viel vertragen
    was sonst gewöhnlich der Mensch nicht verdaut
    Dieses muss mich trösten
    den ich weiß am besten
    wie und woraus diese Suppe gebraut…


    in der Bearbeitung:


    Nur mit Geld in Händen
    kann man Liebe spenden
    so sage ich ob ihr’s glaubt oder nicht
    ohne Lebensrenten
    kann’s so käglich enden
    zieht ihr nur immer ein sau’res Gesicht.


    Man muss schon zugeben, dass die Texte des Originals nicht gerade große Dichtkunst sind (die der Bearbeitung übrigens auch nicht). Ein weiteres Beispiel hierzu ist der Chorwalzer im ersten Finale der Banditenstreiche-Bearbeitung „Lasst den Kopf nur nicht hängen“ (CD Nr. 11), der im Original beim Abschied nehmen der Liebespaare Rudolf/Stella und Casimir/Fanny uns vor allem durch letzteres Paar wahrscheinlich vermitteln will, dass Liebe auch durch den Magen geht und daher lautet: „Keine Dampfnudeln nudeln Dampfnudeln nudeln s’ganze Jahr“ (!) In der gleichen Nummer des Originals (Nr. 3 Sextett und Lied) kommt am Ende eine Romanze vor „Silberwelle eilt mit flücht’gem Kuss an einer Blume vorbei“, welche in der Banditenstreiche-Bearbeitung ebenfalls im ersten Finale als Duett zwischen Gaetano und Lidia verwendet wird, jetzt mit dem Text „Du allein du wirst mein Alles sein, du bist mein Leben, mein Glück“.


    Der dritte Akt der Operette „Die Jagd aus dem Glück“ spielt in Venedig während des Karnevals, es fehlen aber jegliche Bezüge etwa zur „Nacht in Venedig“, dafür eher solche zum „Boccaccio“. In einem turbulenten Karnevalsumzug werden nämlich die Figuren der Commedia dell'arte wiedererweckt und diese werden musikalisch mit einer Tarantella illustriert. Diese Tarantella findet sich dann in der Banditenstreiche-Bearbeitung mit geändertem Text, ebenfalls im Finale des 3. Aktes, wieder.


    Zwei weitere Titel, die in der Banditenstreiche Bearbeitung verwendet wurden, sich aber nicht auf der Line-CD befinden sind „Wo gibt’s denn einen Mann“, die Nr. 3 der Bühnenfassung , entnommen einem Ausschnitt der Nr. 10 des Originals, dort als Rundgesang vom Chor gesungen mit dem Text: „König Karl ist unser Held…“ und die Romanze der Lidia (Nr. 18 der Bühnenfassung) mit dem Titel „Wie schlägt mir das Herz so bange“, entnommen der Nr. 13 des Originals, die dort von Rudolf gesungen wird mit dem Text „Muss ewig ich dein gedenken".


    Nun ist es aber nicht so, das A.P. Waldenmaier bereits sämtliche Rosinen aus der „Jagd nach dem Glück“ herausgepickt hat. Einige nicht verwendete Titel sind es wert, näher betrachtet zu werden. Das bereits zitierte Wiener Montags-Journal hebt ins besonders die Musik des dritten Aktes hervor, aus der lediglich die Tarantella Verwendung gefunden hat:


    Zitat

    Am gelungensten dünkt uns der dritte Akt, der auch beim Publikum am meisten einschlug. Kein Wunder, derselbe spielt „in dem Lande, wo des Componisten Wiege stand“ und es pulsiert darin auch echtes südländisches Blut. Ein melodisches Tonstück reiht sich bei dieser tollen venezianischen Carnevalsnacht an die andere, so daß man nicht recht weiß, welchem man den Vorzug geben soll.


    Aber auch die Introduktion des ersten Aktes zählt, unabhängig von dem schon erwähnten Hochzeitslied der Stella, wie so häufig bei Suppé, bereits zu den gelungensten Nummern der Operette. Weiter wären noch hervorzuheben ein Marschlied mit Chor „Hoch Paris“ zu Beginn des zweiten Bildes im ersten Akt, das nochmals an die für Suppé typischen zündenden Märsche anknüpft, ein romantisches Lied der Stella aus dem zweiten Akt „Ach dort war Frieden, dort war Glück“ sowie ein Lied der Fanny „Krieger so wie du und ich“.


    Insgesamt entsteht der Eindruck, dass die Musik zu Suppés letztem Bühnenwerk keinesfalls eine nachlassende Inspiration verrät, aber es fehlt ihr, bedingt durch das Sujet des Textbuches, an Dramatik. So vermerkt auch die Wiener Zeitung herablassend:


    Zitat

    Die Musik Suppés ist diesmal recht einfach und bietet in Liedern ihr Bestes. Der ehemalige brillante Regimentstambour der Operette ist Lyriker geworden, besingt Wald, Blumen und Liebe…


    Die Verwendung des Begriffes „Regimentstambour“ verrät, dass die Wiener Zeitung auch bei Publikumserfolgen Suppé nicht wohlgesonnen war. „Brillanter Dramatiker der Operette“ wäre angemessener gewesen. Aber in der Tat findet sich in der Musik nirgendwo die dramatische Wucht, die, häufig auch an Verdi erinnernd, für Suppés Musik oftmals auch charakteristisch und in der gesamten Operettenliteratur einzigartig ist.


    :) Uwe

  • Sehr schöner Beitrag, lieber Uwe. Danke. Spannend und lehrreich auch für einen wie mich, der sich bei Suppe nicht gut auskennt.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Fast eine Sensation wäre es gewesen, die Wiederentdeckung der Operette "Der Teufel auf Erden" durch das Münchner Akademietheater, welches dieses Werk auf seinem 138-jährigen Dornröschenschlaf erweckt hat, wenn, ja wenn die "Entdecker" sich nicht befleißigt gefühlt hätten, das Werk grundlegend zu modernisieren.


    Zugegeben, ich habe die Aufführung nicht gesehen, aber wenn man die nachfolgend verlinkten Kritiken liest, scheint von dem Wiederentdeckten nur noch wenig Substanz übrig geblieben zu sein und man möchte sich wünschen, wie einer der Kritiker formuliert, dass dabei "mehr Suppé samt seinen pfiffigen Librettisten herausgekommen wäre".


    Aktuell finden derzeit noch Vorstellungen dieser überarbeiteten "Suppés-Operette" im Münchner Akademietheater am 9., 14. und 17. 7. um jeweils 20 Uhr statt.


    Und hier die Links: Online Merker, nmz online


    Zur Original-Operette siehe auch Beitrag 92 in diesem Thread.


    ?( Uwe

  • Wie ich in Beitrag 110 in diesem Thread bei der Vorstellung der Operette "Die Afrikareise" am Ende erwähnt hatte, plante das Imperial Vienna Orchestra“ unter ihrem Dirigenten Dario Salvi für 2016 eine konzertante Aufführung dieses Werkes. Diese Planungen haben sich realisiert, die Aufführung ist auf den 3. Dezember 2016 terminiert und der Vorverkauf hat bereits begonnen. Siehe hierzu die Ankündigung des Madermarket Theatres.


    Desweitern ist seit dem 1.7. das komplette, von Dario und Hannah Salvi nach originalen Quellen redigierte Textbuch in englischer, deutscher und italienischer Sprache erhältlich, siehe hierzu Beschreibung der Cambridge Scholars Publishing.


    Leider gilt der Prophet nichts im eigenen Land, so dass also nach England reisen muss, wer diese Aufführung erleben will.


    :) Uwe

  • Erste (konzertante) Aufführung der Operette "Die Afrikareise" in Großbritannien

    Zweigeteilt, nicht zwiespältig, fällt die Beurteilung der ersten (allerdings konzertanten) Aufführung der Suppé Operette "Die Afrikareise" in Großbritannien (und der ersten Aufführung weltweit nach 94-jähriger Pause) durch einen Artikel der Blogerin Charlotte Valori in ihrem Blog Operissma aus. Eine weitere Beurteilung liegt mir derzeit nicht vor. Ungeteiltes Lob gilt dem Werk selbst, dem die Autorin bescheinigt, dass die Sorge, die Operette sei aus gutem Grund in der Versenkung verschwunden, unbegründet sei. "Die Afrikareise" erweise sich als erfreulich klangvoll, komisch und aktionsreich und sei absolut grandios. Das Imperial Vienna Orchester wurde in dieses Lob mit eingeschlossen, das auf glänzende Weise der verspielten aber hochentwickelten Partitur von Suppé gerecht geworden sei. Das Engagement ihres Dirigenten Dario Salvi, das Werk zu erforschen und mit leidenschaftlichem Ausdruck und ausgezeichneter Exaktheit wiederzugeben, habe sich voll für das Projekt ausgezahlt.


    Vernichtend dagegen (mit einer Ausnahme, der weiblichen Hauptpartie der "Titania") ist die Kritik an den Gesangs- und Darstellungskünsten der Sängerinnen und Sängern. Wenn die stimmlichen Qualitäten noch für gut bis ausreichend empfunden wurden, so wird den meisten Gesangssolisten attestiert, ihre Rolle nicht mit Leben zu füllen, kein Feuer zu haben oder aber nur eine traurige Gestalt abzugeben. Noch schlechter kommt der Chor weg, dem vorgehalten wird, selten zusammen auf einer Linie zu singen und häufig die Ergebnisse des Orchesters verdorben zu haben.


    Bemängelt wird auch die Tatsache, dass die Akteure einerseits in Kostümen auftraten, die u. U. die darstellerischen Möglichkeiten eher behindert hätten, anderseits aber vom Blatt sangen und daher entweder streng auf ihre Noten oder den Dirigenten fixiert waren und somit keinen Blick für's Publikum oder den Gesangspartner übrig gehabt hätten.


    Ein weiterer Aspekt der Kritik ist eher eine Frage der "politischen Korrektheit" und handelt davon, ob ein Lied aus der Operette heutzutage noch mit einem solchen Text gebracht werden darf. Es dreht sich dabei um eine zwar persiflierte, aber doch rassistische Passage in einem Lied des Fanfani Pascha, das uns aber in dem hier behandelten Zusammenhang nicht weiter aufhalten soll.


    Am Ende resümiert die Autorin, dass nach jahrenlanger Anstrengung so vieler Menschen, "Die Afrikareise" auf die Bühne zurückzubringen, (immerhin) die überragende Leistung des Imperial Vienna Orchesters den musikalischen Wert dieses Projektes überzeugend demonstriert habe. Es sei schade, dass der Gesang mit der hervorragenden Leistung des Orchesters nicht mithalten konnte. Aber die vielen Fallen, in welche die Gesangsdarbietenden gestolpert seien, bewiesen doch nur, dass diese Musik (ähnlich der Gilberts & Sullivans) schwierig zu singen sei und eine ernsthafte Sachkenntnis verlange, um mühelos komisch zu sein! Mit einer stärkeren, tapferen Truppe könne "Die Afrikreise" eines Tages Gold erringen.


    Ich hatte inzwischen die Möglichkeit, noch nicht veröffentlichte Videos von diesem Konzert zu sehen und zu hören. Ich kann dabei der oben genannten Kritik nicht so ganz folgen. Zunächst fand ich das Orchester nicht so grandios, wie es die englische Kritikerin darstellt. Sicher, das Orchester spielte präzise und ermöglichte es, einen wunderbaren Sound einer wunderbaren Partitur hörbar zu machen. Aber häufig waren die Tempi zu tranig und gelegentlich gewann das Blech derart die Oberhand, dass man meinen könnte, es spiele ein Blasorchester. Aber das könnte natürlich auch einer nicht professionellen Tontechnik geschuldet sein. Außer dem Sänger des Prinzen, der tatsächlich eine traurige Figur machte und entsprechend bei Solos auch nie Applaus enthielt, machten die übrigen ihre Sache gut bis ordentlich. Ein Qualitätskritierium für mich ist ein operenhaftes Quartett im ersten Akt, und das meisterten die Sänger exzellent. Überhaupt glänzten sie eher in Ensembleleistungen als in Solos oder Duetten.


    Man darf nicht vergessen, dass sich das Orchester aus Profis und Amateuren zusammensetzt und auch die Sänger wurden in einem monatelangen Casting schnell zusammengesucht. Dario Salvi hat sich mit dieser Mannschaft vermutlich einen zu großen Packen aufgebürdet. Sein Verdienst ist es aber allemal, die sehr schöne Operette aus der Versenkung geholt und erstmals seit langer, langer Zeit wieder zum Klingen gebracht zu haben. Ich teile die Ansicht der englischen Bloggerin, dass das Werk mit einer professionellen Mannschaft erfolgreich sein könnte.


    :) Uwe

  • Hallo, Uwe!


    Herzlichen Dank für deinen Bericht. Natürlich ist "Die Afrikareise" eine Operette, die nur "Eingeweihte" kennen. Ich würde niemals dafür nach England fahren, ohne eine größere Auswahl an Stücken daraus zu hören. Und die Besetzung ist, wie ich das schon öfter bei anderen Operetten erlebt und gehört habe, mit zweit- und drittklassigen Sängern besetzt. Vielleicht findet sich mal eine CD mit Ausschnitten daraus auf dem Markt.



    Zitat

    Ein weiterer Aspekt der Kritik ist eher eine Frage der "politischen Korrektheit" und handelt davon, ob ein Lied aus der Operette heutzutage noch mit einem solchen Text gebracht werden darf. Es dreht sich dabei um eine zwar persiflierte, aber doch rassistische Passage in einem Lied des Fanfani Pascha, das uns aber in dem hier behandelten Zusammenhang nicht weiter aufhalten soll.

    Das kommt noch dazu. Wenn es bei uns schon keine "Mohrenapotheke" und keine "Negerküsse" mehr geben darf. :no:


    Gruß Wolfgang

    W.S.


  • Ganz herausragende Einspielungen bekannter Ouvertüren von Suppé legte Paul Paray 1959 mit dem Detroit Symphony Orchestra vor. Der Stereoklang ist ganz vorzüglich und kann mit modernen Aufnahmen mithalten.


    Auf der CD sind folgende Ouvertüren enthalten:


    "Die schöne Galathée"
    "Pique Dame"
    "Leichte Kavallerie"
    "Dichter und Bauer"
    "Ein Morgen, ein Mittag und ein Abend in Wien"
    "Boccaccio"


    Als Bonus gibt es noch drei Ouvertüren von Auber ("Das bronzene Pferd", "Fra Diavolo" und "Die Stumme von Portici" alias "Masaniello").


    Ich wage mal zu behaupten, dass man diese Stücke schwerlich besser interpretieren kann. Alles ist auf höchstem Niveau. Besonders "Dichter und Bauer" hat mich fasziniert.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich kenne diese CD nicht und kann daher nicht beurteilen, ob man es noch besser machen kann oder nicht. Ich habe etliche Suppé Ouvertüren schon in den verschiedensten Interpretationen gehört und bin manchmal entsetzt, was dabei herauskommt. Selbst ein Karajan hat manchmal unmöglich Tempi-Verschleppungen gemacht.


    Prinzipiell finde ich es schade, dass Suppé fast ausschließlich über seine Ouvertüren definiert wird (obwohl ja wahre Meisterstücke darunter sind). Gerade mein Beispiel aus vor-vorgehendem Beitrag "Die Afrikareise" hat mir wieder mal gezeigt, auch welch wertvolle Musik (im Bereich der U-Musik) man verzichtet, wenn solche Werke weiterhin in der Versenkung schlummern.


    :( Uwe

  • Hallo zu alle von ein neues Meitglied!


    Suppé habe nicht nur Operetten egschrieben, aber auch ein Paar "ganze" Opern: Virginia, Gertrude della valle (unvollendet), Das Mädchen vom Lande, Dinorah, Des Matrosen Heimkehr, Bellmann. Was von diese kann man an dem Tonträger finden, weiss ich nicht.


    Grüsse,
    Tarik aka SenaJurinac

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  • Hallo SenaJurinac,


    willkommen hier im Forum. Schön, dass Du dich auch für Suppé interessierst.


    Zu Deinen Opern: Gertrude della valle ist mir völlig unbekannt. Sie wird zwar im Werksverzeichnis von Wikepedia aufgeführt, nicht aber in der neuesten Suppé Biographie. Bellmann ist keine Oper, sondern eine Operette. Von Des Matrosen Heimkehr gibt es seit neuestem eine CD, seltsamerweise nur unter dem italienischen Titel zu finden.



    :) Uwe

  • Die oben vorgestellte CD wurde von der besagten Aufführung in Split aufgenommen. Es ist natürlich "dumm gelaufen" für die Produzenten, die eine CD verkaufen wollen, die man schon auf You Tube hören (und sehen) kann.


    Diese Oper habe ich im Opernforum schon vorgestellt (siehe hier) und die Opernkenner um eine Einschätzung gebeten. Leider hat sich niemand die Mühe gemacht. :(


    Nachfolgend einige Kritiken, die ich so gesammelt habe:


    Die Beurteilung der Musik zu dieser Oper steckt voller Widersprüche. Suppé-Biograph Roser spricht einerseits von einer "großartigen Musik", andererseits aber auch von "schamlosen Anleihen" z. B. beim Fliegenden Holländer, Zar und Zimmermann oder Eine Nacht in Venedig. (Konnte ich aber nicht ausmachen) Die Wiener Zeitschrift Die Lyra lobte seinerzeit die "...feine Liebenswürdigkeit, anmutig fesselnde Melodik..." welche den "...hochtrabenden Stil der großen Oper" meide und spricht von "Vermeidung des Seichten und Gewöhnlichem" - dagegen sieht Roser die Handlung "in triefende Sentimentalität treiben". Zu Vorletztem passt aber wieder die Anmerkung Rosers, dass Suppé "[...] die Komposition von Walzern und Märschen, denen ansonsten immer der Erfolg seiner Operetten beim breiten Publikum zu verdanken war [...] vermeidet". Dem widersprechen wiederum die Hamburger Nachrichten ihrer Zeit, nach deren Urteil der Operettenstil über die "gewählte Ausdrucksweise" zeitweilig gesiegt habe und auch das Hamburger Fremdenblatt bemängelt, dass Suppé speziell im zweiten Akt fortschreitend in den Operettenton verfalle.


    Eine Kritik aus neuerer Zeit (über die CD):


    Zitat

    der-neue-merker. eu:
    Das Verdienst der Aufnahme ist es eindeutig, ein komplett bühnenuntaugliches Werk mit teils überraschend schöner Musik wieder restauriert und akustisch zugänglich gemacht zu haben. Auf der musikalischen Habenseite der Aufnahme steht die überraschend beeindruckende Leistung des Rijeka Opera Symphony Orchesters unter der Leitung des Italieners Adriano Martinolli D'Arcy. Gesungen wird in italienischer Sprache, die Tonqualität ist ausgezeichnet.


    :) Uwe

  • Doch, es ist nicht das gleiche Aufführung auf dem CD und in Video-Aufnahme. CD ist wie gesagt mit dem Rijeka Opernhaus Ensemble und mit Adriano Martinelli D'Arcy als Dirigent - und in Video dirigierte Loris Voltolini, Künstler: Ljubomir Puskaric, Gorana Bjondic, Ozren Bilusic, Stjepan Franetovic, Spiro Boban, Chor und Orchester des HNK (Kroatisches Nationaltheater) Split.

  • Der Teufel auf Erden wieder zurück auf der Bühne

    Nur noch ein knappes Jahr müssen wir warten, dann ist sie da, die wirkliche Sensation. Nachdem 2016 die Theaterakademie August Everding Suppés Der Teufel auf Erden als schrille Revue bis zu Unkenntlichkeit verändert hatte (siehe Beitrag 124), kommt dasselbe Werk nun als richtige Operette wieder auf die Bühne, und zwar am 27. April 2019 im Opernhaus Chemnitz. Allerdings kommt auch diese Wiederentdeckung an einer Modernisierung nicht vorbei. Statt einer Rebellion in der Hölle, verbunden mit der Forderung nach Liberalität und einer "Constitution", was zur Uraufführungszeit höchst aktuell war, heutzutage aber selbstverständlich erscheint, flieht in der bearbeiteten Fassung der Oberteufel wegen Überfüllung seines Reiches auf die Erde, weil heutzutage wirklich jeder in die Hölle will. Ein wirklich aktueller und origineller Ansatz. Und statt sich der Oberteufel und zwei weitere in der Originalfassung durch einige szenischen Kopien früherer Suppé Werke manövrieren - Anspielungen, die heute keiner mehr verstehen würde, gibt es nun eine Reise durch Kontinente und sogar Jahrhunderte. Letzteres dürfte wohl kaum ohne Eingriffe in die originale Musik zu realisieren sein; die Ankündigung spricht denn auch von einer „revidierten musikalischen Fassung“. Man darf gespannt sein, inwieweit das Original vor allem musikalisch noch zu erkennen sein wird.


    :thumbsup:?( Uwe


    P.S. Vorankündigung Theater Chemnitz. Die Produktion entsteht in Kooperation mit der Volksoper Wien.

  • Den 200. Geburtstag von Franz von Suppé, am 18. April 2019, feiert das Garser „Zeitbrücke-Museum“ mit einer eigenen Jubiläums-Ausstellung sowie einem Begleitkatalog.


    Das Garser Museum ist auch für seine eigene Franz-von-Suppé-Gedenkstätte bekannt. Die Ausstellung wird zahlreiche Archivalien, Bilder, Dokumente, Exponate und Fotografien zeigen sowie Fakten und Zusammenhänge darlegen, die bislang so gut wie völlig unbekannt waren und das Ergebnis einer intensiven Spurensuche zu Franz von Suppés Leben und Werk sind.


    Mehr Informationen finden Sie auf dieser Seite.

  • Die schöne Galathée in Dresden

    Zum ersten Mal seit undenklichen Zeiten kommt Suppés kleines Meisterwerk „Die schöne Galathée“ wieder in einer „Vollversion“, d. h. mit einem vollständigen Orchester auf eine richtige deutsche Bühne und nicht etwa nur in einer Studioaufführung mit Klavierbegleitung oder sonst wie stark geschrumpfter Instrumentalbesetzung in einem kleinen Kellertheater. Möglich macht es die Staatsoperette Dresden, welche die einaktige Operette seit dem 27.10.2018 insgesamt 17-mal bis zum 30.06.2019 aufführt. Und wie schon Suppés Biograph H.D. Roser glaubt offenbar auch die Staatsoperette daran, dass heutzutage, wo die Zuschauer auf den Sendungsrhythmus des Fernsehens eingespielt seien, auch Einakter wieder eine Chance hätten. Dass sie als fachspezifisches Operettenhaus die „Galathée“ ausgerechnet mit einer (komischen) Oper, nämlich mit Puccinis „Gianni Schicchi“ statt etwa mit einem weiteren Suppé Einakter kombiniert haben, finde ich schade. Und man kann sich auch nicht damit ausreden, davon gäbe es kein geeignetes Aufführungsmaterial. Schließlich gibt es z. B. von "Zehn Mädchen und kein Mann", "Leichte Kavallerie" und "Pique Dame" Gesamtaufnahmen auf CD. Auch von "Flotte Bursche" gibt es eine Fernsehaufzeichnung aus Bulgarien und von "Franz Schubert" eine CD aus der USA. Man hätte mit einer solchen Kombination Suppé (und seinen Fans) einen wohlverdienten Dienst erweisen können, zumal ja im nächsten Jahr sein 200. Geburtstag ansteht. Da aber das nächste Jahr ein Offenbach-Jahr sein wird, der ja ebenfalls 1819 geboren wurde, steht zu befürchten, das der Suppé Geburtstag darüber in Vergessenheit gerät.


    Zurück zur Galathée: Offenbar ging es mal wieder nicht, ohne das Stück in die heutige Zeit zu versetzen, wo doch lt. Ganymeds Couplet bei den Griechen schließlich alles so „klassisch, klassisch, klassisch“ ist. Pygmalion ist ein moderner, Joint rauchender Hippie-Künstler, ständig high bzw. lasch, sodass es nicht verwundert, dass die zum Leben erwachte Statue Galathée ihr Glück beim jungen Praktikanten Ganymed sucht, der, fast schon anachronistisch, wie schon bei der Premiere 1865 als Hosenrolle angelegt ist.


    Wirklich klassisch geht’s dagegen musikalisch zu, so jedenfalls Operettenforscher Stefan Frey, der dem Orchester und Dirigenten im Operettenboulevard des BR Klassik (Sendung vom 28.10.2018) bescheinigt, besonders die Italianitá herausgearbeitet zu haben und im Übrigen die gesamte Inszenierung als rundum gelungene Sache bezeichnet.



    :) Uwe

  • Zehn Mädchen und kein Mann im Wiener Musikverein

    Anlässlich des 200-jährigen Geburtstages von Franz von Suppé kündigt der Wiener Musikverein eine Aufführung von Suppés zweiter Operette "Zehn Mädchen und kein Mann" an. Es handelt sich hierbei um eine Koproduktion des Masterstudiengangs Oper und des Universitätslehrgangs Klassische Operette der MUK (Musik und Kunst, Privatuniversität der Stadt Wien) mit dem Musikverein für Steiermark.


    Nach derzeit vorliegende Informationen gibt es zwei Aufführungen:
    Am Dienstag, 09.04.2019, 20:00 Uhr im Wiener Musikverein, Gläserner Saal/Magna Auditorium, Musikvereinsplatz 1 in Wien
    Am Mittwoch, 10.04.2019, 19:30 im Kammermusiksaal des Musikvereins Graz.


    :) Uwe


    PS.


    Man hätte mit einer solchen Kombination Suppé (und seinen Fans) einen wohlverdienten Dienst erweisen können, zumal ja im nächsten Jahr sein 200. Geburtstag ansteht. Da aber das nächste Jahr ein Offenbach-Jahr sein wird, der ja ebenfalls 1819 geboren wurde, steht zu befürchten, das der Suppé Geburtstag darüber in Vergessenheit gerät.


    Die oben genannte Produktion ist die bisher einzige, die ich aus Anlass des 200-jährigen Geburtstages von Suppé bisher gefunden habe. In operabase habe ich für den Spielplan 2018/2019 außer der "Schönen Galathée" in Dresden und dem "Teufel auf Erden" in Cheminitz keine einzige Bühnenproduktion von Suppé im gesamten deutschsprachigen Raum gefunden. Es ist eine Schande für Wien, den Schöpfer der Wiener Operette derart zu ignorieren!


    :thumbdown:

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  • Querschnitt aus "Boccaccio" aus dem Jahre 1936


    Interessant die Titelauswahl und wie man ca. 1 1/2 Stunden Musik auf 8,37 min. presst. Dabei ist fast von allem etwas dabei, wenn auch oft nur kurze Ausschnitte:

    • Tarantella aus der Introduktion
    • Bettlerduett (Ausschnitt 1)
    • Er ist ein Prinz aus dem Finale I
    • Hab' ich nur deine Liebe
    • Bettlerduett (Ausschnitt 2)
    • Die Glocken läuten hell und rein
    • Was wir verdammen aus dem Finale I
    • Fassbinderlied (nur das Trallala)
    • Boccaccio-Lied
    • Wonnevolle Kunde
    • Da gibt es Raufereien aus dem Duell-Ensemble
    • Hoch der Genius, dem Humor aus Finale III

    Es fehlt eigentlich nur etwas aus dem Ensemble "Neuste Novellen", alles aus dem 2. Finale, das Couplet im 3. Akt und vor allem "Mia bella fiorentina". Letzteres ist unverständlich. Die Abbildung zeigt die Seite 1 der LP, vielleicht war auf der Seite 2 noch das eine oder andere mehr drauf?


    :) Uwe

  • Bisher erste veröffentlichte Aufnahme aus Donna Juanita


    Ein ausgesprochenes Unikum. Stammt noch aus einer Zeit, als die heutzutage völlig vergessene Operette noch nicht aus dem "kollektiven" Gedächtnis entschwunden war.

    Es handelt sich hierbei um das Entrée des "Evangelisto" Riego, eines Schreibkundigen, der für die Analphabeten Briefe verfasst. Das Lied ist im Parlandostil verfasst, in welchem der Schreiber seine Künste preist.


    Wie ich schon an anderer Stelle geschrieben habe, gibt es hierzulande von Donna Juanita keine Aufnahmen. Ich selbst besitze einen Amateurmittschnitt einer Petersburger Aufführung und eine Aufzeichnung einer Produktion des Russischen Rundfunks. Aus urheberrechtlichen Gründen habe ich mich aber bisher nicht getraut, diese zu veröffentlichen. In beiden Produktionen kommt dieses Lied aber nicht vor. Ich habe es bisher nur aus dem Klavierauszug gekannt.


    :)Uwe

  • Hallo, Taminos!


    Hier poste ich einen Ausschnitt aus meinem Beitrag über den Tenor Rudolf Christ, von dem es zahlreiche Aufnahmen von (auch ziemlich unbekannten) Operetten auf CDs gibt - nachzusehen im Thread 'Die berühmte Stimme'.


    "Dichter und Bauer" (von Suppé): (Leutnant Peter von Harbach) mit Antonia Fahberg (Verena von Bachler, Dichterin), Liselotte Schmidt (Putzi, Verlobte von Phöbius), Gertrud Burgsthaler (Maria Teresia, Haushälterin von Stanislaus), Kurt Huemer (Phöbius), Friedrich Nidetzky (Stanislaus von Bukovic, Gutsherr, Vater von Phöbius), Rudi Joksch (Xaver Krummnickel, Briefträger*), Hasso Degner (Oberst Niklas von Schöndorf*), Arnfried Hanke (Adjudant*) und Adolf Schmitt-Reiner (Korporal*) / * = Sprechrolle / Der Linzer Rundfunkchor / Das Bruckner Orchester Linz / Dirigent: Leopold Mayer (Linz, Brucknerhaus, 1969) 'Hamburger Arc hiv' - mit Druckfehlern bei den Namen der Schauspieler (CD-Anhang: Ausschnitte aus "Die schöne Galathée" unter Franz Marszalek)

    Franz von Suppé steuerte zu dem Vaudeville "Dichter und Bauer" von Carl Elmar (UA 24. 8. 1846, Theater an der Wien) die berühmte Ouvertüre - die er schon in zwei anderen Bühnenwerken verwendet hatte - und einige Musiknummern bei. 1901 schrieb Georg Kruse (Pseudonym: F. Silesius) für Berlin ein neues Libretto mit zusätzlicher Verwendung von anderen Melodien Suppés. 1936 wurde in Bremen eine musikalische Neufassung von Franz Werther mit dem Text von Gustav Quedenfeldt und Eugen Rex aufgeführt. Für eine Produktion des Bayerischen Rundfunks - unter Werner Schmidt-Boelcke - haben Ludwig Bender (Text) und August Peter Waldenmeier (Musik) 1952 wieder eine neue Bearbeitung geschaffen. Und schließlich gab es 1986 in Nürnberg eine Inszenierung, für die der Tenor Kurt Huemer auch ein neues Libretto schrieb; die Musik bearbeitete Edgar Bredow. Da ich die Linzer Aufnahme nicht kenne, weiß ich auch nicht, welche der Fassungen (vor 1986) hier verwendet wurde; die Version der UA von 1846 oder die 'Bremer Fassung' von 1936 - wie vom 'Hamburger Archiv' angegeben - ist es jedenfalls nicht, da die Rollen nicht überein stimmen.


    Viele Grüße!


    Carlo

  • Hallo, Taminos!



    Am 25. 3. 2018 schrieb ich im Thread über Paul Angerer folgendes:



    "Der Teufel auf Erden" (Suppé) Eine Co-Produktion des ORF Wien mit dem WDR Köln aus dem Jahre 1984: Satanas, Höllenfürst - Fritz Lehmann; Mefistofeles, sein Haushofmeister - Heinrich Schweiger; Lucifer, Teufel (verwandelt als Aglaja, Vorsteherin eines Damenstifts) - Elfriede Ott; Samuel, Teufel (verwandelt als Kapitän Donnerkeil) - Waldemar Kmentt; Amanda und Isabella, zwei Stiftsfräuleins - Sona Ghazarian und Gabriele Sima; Rosine, Tänzerin und Amandas Schwester - Ann Tedards; Isidor, Fähnrich - Margareta Hintermeier; Reinhart, Cornet, dessen Freund - Helmut Wildhaber; Muzerelli, Tanzmeister - Gerhard Bronner / Chor des ORF Wien und ORF-Symphonieorchester - Dirigent, Textneufassung und Musikalische Einrichtung: Paul Angerer (Die Operette wurde im WDR am 22. 11. 1984 gesendet.)



    Viele Grüße!


    Carlo

  • Liebe Tamino-Operettenfreunde,


    am 21. 2. 2018 habe ich im Thread 'Die berühmte Stimme' über Elisabeth Roon und ihre Aufnahmen geschrieben und dabei u. a. auch ihre Aufnahmen der Suppé-Operetten "Boccaccio", "Die schöne Galathée" und "Das Pensionat" genannt. Zu diesem letztgenannten Werk folgte auch die genaue Besetzung (Harald Kral postete in seinem Beitrag Nr. 43 in diesem Forum das CD-Cover des 'Hamburger Archivs):



    "Das Pensionat" (Suppé) Das 'Hamburger Archiv' hat als Anhang zu dem Mitschnitt von Suppés "Leichte Kavallerie" eine ORF-Aufnahme dieser kleinen Operette veröffentlicht (Nr. 30107). Elisabeth Roon singt die weibliche Hauptrolle (Helene) - die weiteren Pensionats-Zöglinge sind Alice Groß-Jiresch, Lotte Ledl, Else Macha, Margit Opawsky und Elisabeth Schwarzenberg. Marianne Lozal ist die Pensionats-Vorsteherin, Hubert Paule ist Helenes Freund Karl und Fritz Piletzky stellt seinen Diener Florian dar. Auch hier dirigiert Max Schönherr. Allerdings kann das Aufnahmedatum 1969 nicht stimmen.



    Ich finde es umständlich, dass man im Operetten-Forum viele Inhaltsangaben und Beiträge zu durchaus bekannten Operetten findet, obwohl es ja auch einen 'Operetten-Führer' gibt - das bedeutet, dass ich zweimal suchen muss. Dass man sich meistens mit dem Einstellen von CD-Covern begnügt und die genaue Besetzung dazu im Internet gesucht werden muss, kann ich hinnehmen. Man sollte aber auch berücksichtigen, dass im Thread 'Die berühmte Stimme' bei den Sängern, die auch Operette gesungen haben, oft (zum Teil wenig bekannte) Titel und Aufnahmen genannt werden, die im Operetten-Forum nicht zu finden sind.



    Carlo

  • Lieber Carlo,


    herzlich Willkommen im Operettenforum. Zu Deinen letzten 3 Beiträgen in diesem Thread hier einige Anmerkungen:


    Den Hinweis auf die CD "Dichter und Bauer" fand ich sehr wertvoll. Die Versionsgeschichte diese posthumen Operette war mir aus Roser's Biographie zwar bekannt, dass es davon aber eine Aufnahme gibt, ist mir in all den Jahren, die ich mich mit Suppé beschäftige, offensichtlich entgangen. Ich habe allerdings schon eine geraume Zeit nicht mehr bei HAfG nachgeschaut. Ich habe heute die CD sofort bestellt und werde gelegentlich darüber hier berichten.


    Vom "Teufel auf Erden" gibt es meines Wissen noch keine (offizielle) CD. Ich habe mir vor Jahren schon die vor Dir genannte Rundfunkproduktion für teures Geld vom Mittschnittservice des WDR zugelegt und über diese Operette auch weiter oben schon berichtet.


    Von "Das Pensionat" habe ich eine neuere Rundfunkproduktion als die von Dir beschriebene CD, auch diese über den Mittschnittservice erworben. Das gleiche gilt für "Die Leichte Kavallerie", die es seinerzeit noch nicht auf CD gab.


    Ich finde es umständlich, dass man im Operetten-Forum viele Inhaltsangaben und Beiträge zu durchaus bekannten Operetten findet, obwohl es ja auch einen 'Operetten-Führer' gibt - das bedeutet, dass ich zweimal suchen muss. Dass man sich meistens mit dem Einstellen von CD-Covern begnügt und die genaue Besetzung dazu im Internet gesucht werden muss, kann ich hinnehmen. Man sollte aber auch berücksichtigen, dass im Thread 'Die berühmte Stimme' bei den Sängern, die auch Operette gesungen haben, oft (zum Teil wenig bekannte) Titel und Aufnahmen genannt werden, die im Operetten-Forum nicht zu finden sind.



    Carlo

    Der Operettenführer, der nach dem Operettenforum eingeführt wurde, hatte u. a. die Reglementierung, dass man sich einer Bewertung des Werkes enthalten sollte. Reine Inhaltsbeschreibungen sind mir persönlich zu langweilig. Daher schreibe ich die meisten Beiträge im Operettenforum und da, wo es sinnvoll erscheint, füge ich eine kurze Inhaltsbeschreibung dazu. Wenn solche im Operettenführer schon vorhanden sind, begnüge ich mich mit einem Link auf diese. Dein Hinweise auf "Die berühmte Stimme" in Bezug auf wenig bekannte Operetten Titel ist insofern etwas widersprüchlich, da es jetzt dann mindesten 3 (wenn nicht noch mehr) Themenschwerpunkte gibt, in denen ich suchen müsste. Also Hinweise auf wenig bekannte Werke oder Aufnahmen von Operetten gehören m. E. ins Operettenforum. Und natürlich, wenn sich Themen überschneiden, ist es vollkommen sinnvoll, so zu verfahren, wie Du es eben gemacht hast, nämlich im entsprechenden anderen Themenbereich einen Hinweis auf einen Beitrag an anderer Stelle zu bringen.


    :thumbup:Uwe

  • Dichter und Bauer - ein Schmarren


    1901 schrieb Georg Kruse (Pseudonym: F. Silesius) für Berlin ein neues Libretto mit zusätzlicher Verwendung von anderen Melodien Suppés. 1936 wurde in Bremen eine musikalische Neufassung von Franz Werther mit dem Text von Gustav Quedenfeldt und Eugen Rex aufgeführt. Für eine Produktion des Bayerischen Rundfunks - unter Werner Schmidt-Boelcke - haben Ludwig Bender (Text) und August Peter Waldenmeier (Musik) 1952 wieder eine neue Bearbeitung geschaffen. Und schließlich gab es 1986 in Nürnberg eine Inszenierung, für die der Tenor Kurt Huemer auch ein neues Libretto schrieb; die Musik bearbeitete Edgar Bredow. Da ich die Linzer Aufnahme nicht kenne, weiß ich auch nicht, welche der Fassungen (vor 1986) hier verwendet wurde; die Version der UA von 1846 oder die 'Bremer Fassung' von 1936 - wie vom 'Hamburger Archiv' angegeben - ist es jedenfalls nicht, da die Rollen nicht überein stimmen.


    Viele Grüße!


    Carlo


    Ich habe mir die CD von HAfG inzwischen besorgt. In der Tat ist es schwierig, herauszufinden, um welche Version es sich handelt. Dass die Angabe im Booklet falsch ist, kann ich ebenfalls bestätigen. Ich habe zufällig im Internet eine Inhaltsangabe der Quedenfeldt-Bearbeitung von 1936 gefunden, und die hat eine ganz andere Handlung. Da Kurt Huemer selbst eine Rolle in der hier vorliegenden Fassung übernommen hat, sollte man ja annehmen, dass es sich hier um seine eigene Bearbeitung aus dem Jahr 1986 (lt. Angabe in Rosers Biographie) handelt. Die Aufnahme der CD stammt aber lt. Booklet aus dem Jahre 1969. Möglich, dass eine der beiden Jahreszahlen falsch angegeben ist.


    Die Version von 1901 kann man ausschließen, denn die verwendet (wiederum lt. Biographie Roser) die gleichen Namen für die beiden Hauptpersonen wie das originale Volksstück. Dass es sich dann letztlich um die Bearbeitung durch Bender/Waldenmaier aus den 50er Jahren handelt, kann ich mir nicht vorstellen. Denn diese beiden Bearbeiter haben auch aus dem ursprünglichen Einakter „Banditenstreiche“ einen Neubearbeitung in 3 Akten gemacht, dabei die ursprüngliche Handlung beibehalten und lediglich etwas erweitert und vor allem die Musik so stilecht aus anderen Werken Suppés ergänzt, dass der Eindruck einer originalen Suppé-Operette entsteht. Und dies kann man von dieser Dichter und Bauer-Bearbeitung ganz und gar nicht behaupten. Da wurden ziemlich wahllos irgendwelche Versatzstücke, im 1. Akt fast ausschließlich aus seinen bekannten Ouvertüren, zusammengeschustert (anders kann man dies nicht ausdrücken). Im 2. Und 3. Akt finden sich dann noch einige Ausschnitte aus Fatinitza und Donna Juanita und sogar ein (zwar meist gestrichenes) Couplet aus Boccaccio fand Verwendung. Alles wurde so 08/15-mäßig neu instrumentiert, dass auf keinen Fall mehr der originale Charakter der Stücke zu erkennen ist. Tiefpunkt der auch handwerklich schwachen Leistung ist die Verwendung der „Orchesterexplosion“ aus der Dichter und Bauer-Ouvertüre in einer dramatischen Szene, die man aber nicht durchgängig musikalisch gestalten konnte sondern die immer wieder durch Dialoge unterbrochen wird.


    Auch die Handlung, die ich hier gar nicht wiedergeben will, hat nichts mit dem Original zu tun und ist eigentlich nur ein großer Schmarren.


    :( Uwe

    2 Mal editiert, zuletzt von Uwe Aisenpreis () aus folgendem Grund: 1 x Wortwahl geändert

  • Beschämende Würdigung von Franz von Suppés 200. Geburtstag durch BR Klassik

    In der Sendung "Operetten-Boulevard" des BR Klassik vom 25.2. beklagte Moderator und Operettenforscher Stefan Frey, dass es eine Schande sei, dass man in deutschsprachigen Theatern nicht auf Suppés 200. Geburtstag reagiere. Er versprach dabei, dass der BR Klassik in seiner Rosemontagsgala Suppé nicht vergessen werde.


    Die Rosenmontagsgala dieses Senders ist zum einen eine Faschings-Gala, zum anderen wird darin der "Frosch des Jahres", eine Auszeichnung für mutige oder außergewöhnliche Operetteninszenierungen, vergeben. Es war mir klar, dass in einem solchen Rahmen eine Würdigung nicht sehr großartig ausfallen kann. Es wurden zunächst drei Titel von Suppé live gespielt: Ouvertüre zur Leichten Kavallerie, eine Romanze aus Leichter Kavallerie und "Florenz hat schöne Frauen" aus Boccaccio. Was dann aber folgte, war der Gipfel. Es trat Franz von Suppé selbst auf und spielte die beleidigte Leberwurst. Er beklagte (zu Recht) dass man ihn nicht ausreichend würdige und machte (zu Unrecht) die nachfolgend gespielten Titel von Offenbach herunter. Kurz vor der Pause wurde er dann von den Moderatoren unter einem Vorwand von der Bühne gelotst, damit er nicht auch noch die jetzt folgenden Titel aus der Fledermaus madig mache. Vergeblich wartete ich im Laufe der Sendung auf eine "Wiedergutmachung", aber es folgte kein weiterer Titel von Suppe mehr.


    Statt einer Würdigung hat man einen zu Unrecht vergessenen Komponisten als eitle, missgünstige Figur dargestellt und somit der Lächerlichkeit preisgegeben.


    :thumbdown::thumbdown::thumbdown: Uwe

  • Hallo,

    die HAFG hat eine weitere alte Aufnahme vom Boccaccio herausgebracht. Vielleicht ist das eine wirkliche Würdigung. Die Besetzung liest sich interessant. Vor allem Fritz Muliar, der ja durchaus singen (und auch sächseln) konnte, macht mich neugierig.

    Schöne Grüße

    wega

  • Hallo Wega,


    die alte Aufnahme von HAFG ist für mich keine Würdigung. HAFG veröffentlicht nur alte Aufnahmen, bei denen sie sich die Urheberrechte sparen können. Die von Dir genannte CD stammt aus einer Verfilmung der Operette von 1966. Und wie bei Verfilmungen so üblich hat das nicht mehr viel mit dem Original zu tun. Diesen Film gibt es auch ausschnittsweise auf YouTube, hier ein Beispiel:



    In diesem Beispiel stammt das zweite Lied gar nicht aus Boccaccio, sondern aus Suppés letzter Operette Die Jagd nach dem Glück. Der gleiche Titel ist auch schon mal in der Banditenstreiche-Neubearbeitung verwendet worden.


    Eine echte Würdigung wäre für mich ein spezielles Konzert aus dem gegebenen Anlass auf Bühne oder im Rundfunk oder besser noch eine Ausgrabung einer seiner vielen vergessenen Operetten, wie man es von Offenbach zur Zeit landauf landab macht. Die Afrikareise z. B. musste ausgerechnet ein englisches Amateurorchester wieder mal (konzertant) aufführen und unter uns gesagt, das Ergebnis war so bescheiden, dass man die Qualität der Operette nur erahnen kann. Niemand aber hat sich zum Beispiel auf eine wenigstens konzertante Aufführung der Donna Juanita gekümmert, oder Gascogner, Bellmann, Die Jagd nach dem Glück. Oder um seine frühen Werke, z. T. ein- bis zweiaktig, als da wären Das Pensionat (ein herrliches Erstlingswerk), Flotte Bursche, Zehn Mädchen und kein Mann, Leichte Kavallerie u.v.m.


    Mögen manche dieser Werke auch gewisse Schwächen (hautsächlich im Textbuch) haben, von Johann Strauß hat man schon höheren Blödsinn wieder aufgeführt oder wenigstens als Gesamtaufnahme herausgebracht, ich nenne da nur Cagliostro in Wien, Der lustige Krieg, Simplicius, Fürstin Ninettta, Jakubo oder das Apfelfest, Die Göttin der Vernunft. Und auch von Offenbach wurden Werke für wieder aufführbar geachtet, vor denen sich einige der von mir genannten Suppé Operetten nicht verstecken müssen (z.B. Coscoletto, Fantasio). Es ist sonst nicht meine Art, einen Komponisten gegen andere auszuspielen, aber ich habe mich über diese Ignoranz so geärgert, dass einmal Ross und Reiter genannt werden sollten.


    Uwe

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