Johann Sebastian Bach: Matthäus-Passion

  • Hallo Thomas,


    rein spekulativ stelle ich die These auf, daß doch die Matthäuspassion zuerst da war. Aus einem einzigen Grund: die große zeitliche Nähe der gesicherten Aufführungen:


    Es ist für mich bei Bachs Parodiepraxis durchaus vorstellbar, den sehr geschätzten ehemaligen Dienstherrn mit einem Stück aus der brandneuen großen Passion zu ehren - es handelt sich bei dieser Trauerkantate ja durchaus um geistliche, nicht um Huldigungsmusik!


    Umgekehrt erscheint es mir kaum vorstellbar: Bach wagt die große Passion mit Originalkompositionen für Karfreitag 1729 und nimmt dann Teile einer eben erst,am 24. März, aufgeführten, einer Einzelperson gewidmeten Musik?


    Ich denke schon, daß dies- sofern bekannt- bei der Erstaufführung eher kritisch gesehen worden wäre...


    Aber sicher ist nur eins: wir wissen es nicht! ;)


    Gruß
    Stefan

    Psalmen sprechen und Tee trinken kann niemals schaden!

  • Hallo Stefan,


    zeitlich wäre es sicher möglich gewesen, dass jemand beide Ereingisse miterlebt hat. Von Köthen nach Leipzig sind es rund 70 km. Der Reisende hätte dafür gut 20 Tage Zeit gehabt; die Aufführung der MP zu Karfreitag 1729 war am 15. April, die der Trauerkantate am 24. März. Trotzdem werden, wenn überhaupt, nur wenige beides erlebt haben.


    Den Auftrag zur Komposition der Trauermusik hat Bach im Winter 1728/29 bekommen, Leopold von Anhalt-Köthen starb bereits am 19. November 1728. Wenn er mitten in der Komposition der MP steckte, dürfte er nicht viel Zeit für anderes gehabt haben. Was liegt da näher, als schon vorhandene, thematisch verwandte Passagen aus der MP zu benutzen und dem neuen Text anzupassen? Oder dass er diese Stück dem Picaneder in die Hand drückte mit dem Auftrag, dass der einen dazu pasenden Text schreiben soll. Andererseits ist Bach meist den Weg anders herum gegangen, hat aus Kompositionen zu weltlichen Anläßen Kirchenwerke gemacht.


    Mir scheint die Reihenfolge erst MP, dann Trauermusik auch wahrscheinlicher, aber du hast natürlich recht, solang nicht geklärt ist, wann die MP entstanden ist, bleibt alles Spekulation. Wenn sich die 1727er Aufführung bestätigen sollte, ist ja alles geklärt.



    herzliche Grüße aus Tübingen,
    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

  • Hallo,


    in der jeweiligen Stellungmahme, an welchem Datum die Matthäus-Passion entstanden sein könnte, möchte ich folgendes zur Diskussion stellen:


    Bach schrieb für Karfreitag 1727 als Leipziger Gottesdienstmusik eine Passion nach Matthäus, als Urfassung. Weitere Aufführungen folgten, je neuen Bedingungen angepasst, z.B. durch Tausch von Stücken und Besetzungen: 1729, 1736, 1742.


    Die Bachforschung geht neuerdings davon aus, dass die Entstehung 1727, zum Teil noch früher zu datieren ist.


    Die Frage, ob die erste Aufführung der Matthäus-Passion schon vor 1729 stattgefunden haben könnte, ist erstmals von Alfred Dürr ("Zur Chronologie der Leipziger Vokalwerke J.S. Bachs", Bach-Jahrbuch 1957) aufgeworfen worden. Dürr wies darauf hin, dass in den Originalstimmen zum Sanctus D-Dur (dem später in die h-Moll-Messe eingegliederten, jedoch schon 1724 entstandenen Sanctus) einige (nachträglich durchgestrichene) Noten der Arie "Mache dich, mein Herze, rein" enthalten seien und, da die betreffende Sanctus-Stimme zu einer Wiederaufführung zu Ostern 1727 gehörte, die Arie 1727 schon existiert haben müsse.


    Gegen eine Datierung der ersten Aufführung auf 1727 hat sich seither kaum Widerspruch erhoben. Hatten sich Überlegungen zum "Gang der Handlung" ehedem auf die Annahme eines parallelen Arbeitens des Thomaskantors an Passions- und Trauermusik in den ersten Monaten des Jahres 1729 konzentriert, so muss jetzt gefragt werden, ob es denkbar ist, dass Bach Arien (und wohl auch Rezitative), die 1727 auf das Passionsgeschehen gemünzt waren, 1729 mit neuem Text versehen für eine Trauerfeier genutzt haben könnte.


    Weitere Quellenhinweise: Bach-Archiv; Leipzig, sowie Buchveröffentlichung durch den Bachforscher: Christoph Wolff, in seinem Buch „Johann Sebastian Bach“ Seite 322. Dieser Ansicht haben sich zwischenzeitlich Rifkin und Koopmann ebenfalls angeschlossen und sich auf das Entstehungsjahr 1727 festgelegt.


    Die Erstaufführung der Matthäus-Passion kann somit in einer Ur-Fassung in der Thomas-Kirche Leipzig, am Karfreitag, 11. April 1727 stattgefunden haben.


    Erneute Aufführung am 15. April 1729 in der Thomaskirche.


    Bachs Reinschrift-Partitur von 1736 und ein Textbuch-Druck für (Karfreitag 15.4.) 1729 in Leipzig sind erhalten.


    Die von Bach erhaltene Niederschrift ist die überarbeitete Fassung von 1736, die bis heute Gültigkeit hat. Hier ersetzte Bach den schlichten Schlusschoral des 2. Teils „Jesum lass ich nicht von mir“ durch den aus der Zweitfassung der Johannes-Passion übernommenen, groß angelegten Choralsatz „O Mensch, bewein dein Sünde groß.“ Außerdem erzielte er eine konsequente Trennung des doppelchörigen Klangkörpers durch Aufteilung des Basso continuo in zwei getrennte Gruppen.


    Nichts könnte deutlicher beweisen, dass Bachs Reinschrift von 1736 diese Komposition für sein bedeutendstes Werk hielt.


    Am 19.11.1728 starb Bachs ehemaliger Dienstherr Fürst Leopold von Anhalt-Köthen. Die endgültige Beisetzung Erfolgte März 1729.
    Im Jahre 1729 hat Bach wesentliche Teile der Matthäus-Passion in die Trauermusik für Fürst Leopold von Anhalt-Köthen, BWV 244a,(„Klagt, Kinder, klagt es aller Welt“) übernommen. Es mag pragmatische Gründe gegeben haben: Vermutlich war die Trauermusik schon recht bald nach dem Tod des Fürsten einzureichen. Somit fehlte möglicherweise die Zeit zu einer vollständigen Neukomposition.


    Aus der Matthäus-Passion; BWV 244, stammen folgende Sätze:
    Als Parodie für das BWV 244a (Trauermusik).


    3. Satz: Buß und Reu knirscht das Sündenherz entzwei
    5 .Satz: Blute nur, du liebes Herz
    10. Satz: Erbarme dich, mein Gott
    12. Satz: Aus Liebe will mein Heiland sterben
    15. Satz: Komm, süßes Kreuz
    17. Satz: Gerne will ich mich bequemen
    19. Satz: Ich will bei meinem Jesu wachen
    20. Satz: Mache dich, mein Herze, rein
    22. Satz: Ich will dir mein Herze schenken
    24. Satz: Wir setzen uns mit Tränen nieder


    Zwei weitere Chöre sind Parodie der Trauer-Ode BWV 198 „Laß Fürstin, laß noch einen Strahl“ für die verstorbene Gemahlin „August des Starken“, komponiert. Die Partitur wurde am 15.10.1727 von Bach fertig erstellt.


    Somit kann die Schlussfolgerung gezogen werden, dass die Matthäus-Passion k e i n e Parodie des BWV 244a und BWV 198 darstellen kann.



    Grüsse
    Volker.

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • Danke Dir,Volker für Deine profunde Beweisführung! Ich finde sie schlüssig und fühle mich in meiner eher spekulativen Vermutung faktenreich bestätigt! :yes:




    Gruß
    Stefan


    P.S. Und ein herzliches :hello: nach Tübingen!!!

    Psalmen sprechen und Tee trinken kann niemals schaden!

  • Hallo Volker, dank deiner genauen Nachforschungen bei Chr. Wolff etc. hast du mir die Benatwortung der strittigen Frage abgenommen ! :D
    Genauso hätte ich es auch gemacht !!!!


    PS: wie kommst du eigentlch auf die Idee, dir mich ohne Bart vorzustellen ??? Ausser während der Armeezeit war der nämlich immer dran !



    Herzlich


    :hello:

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Oolong:


    Zitat

    Ich denke schon, daß dies- sofern bekannt- bei der Erstaufführung eher kritisch gesehen worden wäre...


    Hallo Stefan, also DAS wiederum denke ich eher nicht ! Bachs geistlichen Vorgesetzten war Folgendes wichtig:


    1. Der Text musste dem Anlass entsprechend würdig sein.
    2. Die Musik hatte nicht theatralisch zu sein, auch dem kam Bach nach.
    3. Der hohen Geistlichkeit war es egal, WIE Bach seine Werke fabrizierte.


    Der häufig zitierte Ausspruch einer "adeligen Witwe" zu Leipzig: "Behüte Gott ihr Kinder, das ist ja, als ob es in einer Opera-Comoedia ware" bezog sich definitiv NICHT auf Bachs Werk sondern auf die (leider verloren gegangene doppelchörigie Passion seines Amtsvorgängers Johann Kuhnau, der ein bedeutender Komponist war und an dessen Werk Bach mit seiner "Matthäus-Passion" offenbar anknüpft.


    Kuhnaus Werk befand sich in einer Kopie bis zum Jahre 1945 in den Archiv-Beständen der Universität Königsberg und ist wohl aller Wahrscheinlichkeit nach in den Feuerstürmen gegen Kriegsände dort untergegangen, oder, es liegt, unaufgearbeitet, in russischen "Kriegsbeute-Beständen".

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Zitat

    Orginal von reklov29
    Dürr wies darauf hin, dass in den Originalstimmen zum Sanctus D-Dur (dem später in die h-Moll-Messe eingegliederten, jedoch schon 1724 entstandenen Sanctus) einige (nachträglich durchgestrichene) Noten der Arie "Mache dich, mein Herze, rein" enthalten seien und, da die betreffende Sanctus-Stimme zu einer Wiederaufführung zu Ostern 1727 gehörte, die Arie 1727 schon existiert haben müsse.


    Hallo Volker,


    erstmal vielen Dank für den aufschlußreichen Beitrag!


    Allerdings finde ich es maßlos überzogen, einige durchgestrichene Noten im Sanctus, die sich in einer MP-Arie wiederfinden, als Beweis für die frühe Existenz der ganzen MP zu sehen. Wenn das alles ist, dann ist das doch arg dürftig! Genauso könnte man auch behaupten, dass es vor 5000 Jahren Autos mit Lederausstattung gab, da man bei Ötzi Lederreste gefunden hat.


    Mit ist es eigentlich wurscht, was zuerst entstanden ist. Ich möchte nur die Trauermusik etwas in den Vordergrund holen in der Hoffnung, dass auch sie irgendwann einmal auf CD erscheint. Sonst wird ja auch alles Mögliche, was sich nicht mehr wehren kann, rekonstruiert und aufgenommen. Zumal bei der Trauermusik alles vorhanden ist; der Text ist da, die Musik auch, es ist ergo noch nicht mal notwenig zu spekulieren.



    herzliche Grüße,
    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

  • Hallo Sagitt,
    es gibt eine Gesamtaunahme mit I.Seefried,K.Ferrier,W.Ludwig,
    P.Schöffler u.a.Dir.Karajan,Salzburg 1950,Live.


    Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Hallo lieber BigBerlinBär!
    Zitat:
    dank deiner genauen Nachforschungen bei Chr. Wolff etc. hast du mir die Benatwortung der strittigen Frage abgenommen !
    ---------------------------
    Ich habe hier so viel umfangreiches Büchermaterial über Bach zuhause, dass mir das Auffinden nicht schwer
    gefallen ist. In einigen Biographien wird die Erstellung der Matthäus-Passion von Bach sogar vor dem
    Jahreszeitraum von 1727 vermutet, er wollte ein gewaltiges Oratorium schaffen, was ihm am Ende ja auch letztendlich grandios gelungen ist.


    --------------------------
    PS. Über die Bartfrage kann ich Dir nur antworten, dass in meiner Vorstellungskraft Du mir als eine "gewichtige Person" erscheinst, was ja auch der Wirklichkeit entspricht, nur der Bart müsste ab, dann
    bist Du die Erscheinung, wie ich sie mir vorgestellt habe.



    Grüsse nach Berlin,
    Volker.

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • Hallo Thomas,
    Dein Zitat:
    Allerdings finde ich es maßlos überzogen, einige durchgestrichene Noten im Sanctus, die sich in einer MP-Arie wiederfinden, als Beweis für die frühe Existenz der ganzen MP zu sehen. Wenn das alles ist, dann ist das doch arg dürftig! Genauso könnte man auch behaupten, dass es vor 5000 Jahren Autos mit Lederausstattung gab, da man bei Ötzi Lederreste gefunden hat.


    ---------------------------------------


    Wie ich vorab schon BigBerlinBär geantwortet habe, ist die Urfassung der Matthäus-Passion von Bach
    höchstwahrscheinlich schon vor 1727 entstanden hier bedarf es noch neuere Forschungsergebnisse, um
    diese Aussage von Bach-Forschern wirklich untermauern zu können.


    Dagegen ist belegt, dass Bach für den Karfreitags-Gottesdienst in Leipzig, 11.4.1727 eine Passion nach Matthäus, als Urfassung aufgeführt haben soll.
    Hoffen wir, dass die Bach-Forschung noch so manch Ungereimtes in Zunkunft eindeutig belegen kann.


    In Deiner weiteren Aussage:
    Ich möchte nur die Trauermusik etwas in den Vordergrund holen in der Hoffnung, dass auch sie irgendwann einmal auf CD erscheint.


    Hier stimme ich Dir uneingeschränkt zu, und hoffe auch, dass wir dieses schöne Werk einmal als CD zu
    Gehör bekommen können. :hello:



    Grüsse
    Volker.

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

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  • Für einen gebürtigen Leipziger, der jeden Tag an der Thomaskirche vorbeiläuft, ist die Matthäus-Passion natürlich Pflicht. Dieses Werk hat mich auch gleich verzaubert.
    Ich besitze folgende Aufnahme:



    Ich werde mir demnächst noch eine mit den Thomanern besorgen.


    Diese Aufnahme ist natürlich sehr sehr schön und die CD-Rom als Itüpfelchen auch sehr gelungen. Das einzige, was ich an dieser Aufnahme wirklich teilweise überhaupt nicht mag, ist Ian Bostridge als Evangelist. In meinen Augen eine Fehlbesetzung. Er geht mir stellenweise richtig auf die Nerven. Das liegt an der Klangfarbe seiner Stimme in Verbindung mit diesem Akzent.


    Ich hätte eigentlich vorgewarnt sein sollen, kenne ich doch die Christie-Aufnahme der Entführung sehr gut, in welcher Bostridge den Belmonte gibt.


    Was ist denn so als echte Alternative zu empfehlen? Wie ist die Gardiner-Aufnahme?

    29.08.1958 - 25.06.2009
    gone too soon

  • IMO nicht Gardiner. Harnoncourt (die neuere, ca. 2000) und Rilling (die neuere ca. 1995) sind beide sehr gut, mit ausgezeichneten Evangelisten (Pregardien, Schade). Und als Leipziger solltest Du vielleicht die Leipzig/Dresden Zusammenarbeit der Mauersbergers (Evangelist: Schreier) anhören. (Weiter oben wohl schon erwähnt)


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Hallo Johannes,
    Zitat:
    IMO nicht Gardiner.
    ----------------------------------
    Warum eigentlich nicht, auch wenn die Veröffentlichung von 1989 ist, gehört die Gardiner-Aufnahme mit zum Besten, was die Veröffentlichungen neuzeitlicheren Einspielungen betrifft.




    Sein Monteverdi Choir und Baroque Soloists sind fantastisch, die Solisten gehören teilweise zur 1. Garde
    ( z.B. Barbara Bonney, Anne Sofie von Otter) hier kann man einen Erwerb bedenkenlos zustimmen.


    Die Gardiner-Aufnahme pauschalliert mit "IMO nicht Gardiner" so abzuqualifizieren entbehrt jeder
    künstlerischen und qualitativen Grundlage.


    Grüsse
    Volker.

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • Zitat

    Original von musicophil
    Der Niederländische Bach Verein hatte ab 1922 ihre eigene, auch berühmte Ausführung.
    Es ist je eine LP-Kassette erschienen (CNR? Philips?) dieser MP des Niederländischen Bach Verein, geleitet von Prof. Dr Anton van der Horst. Ich erinnere mich nur einen Name dieser Aufnahme: Tom Brand (Tenor).


    Da habe ich eine CD-Version gefunden; bei meiner Schwester!



    Ich fasse einen Artikel im Internet kurz zusammen:
    Immer tiefer versuchte Van der Horst (1899-1965), der ab 1931 bis kurz vor seinem Tode die MP in der Naardener Kirche dirigierte, das Wesen dieses Werkes zu durchgrunden.
    Wegen dieses Suchen nach Bachs wirklicher Absicht standen Van der Horst und Mengelberg, der die MP romantisch interpretierte, einander diametral gegenüber.


    LG, Paul

  • Reklov29:


    Zitat

    Warum eigentlich nicht, auch wenn die Veröffentlichung von 1989 ist, gehört die Gardiner-Aufnahme mit zum Besten, was die Veröffentlichungen neuzeitlicheren Einspielungen betrifft.


    Unbedingt: die Solistengarde ist 1a. Über den Chor sich auszulassen, hiesse Eulen nach Athen tragen. Zusammen mit Herrweghe (die 2te Aufnahme) sind diese beiden derzeit meine Favoriten. Das wechselt immer wieder einmal.

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Hallo BigBerlinBär,
    Zitat:
    Unbedingt: die Solistengarde ist 1a. Über den Chor sich auszulassen, hiesse Eulen nach Athen tragen. Zusammen mit Herrweghe (die 2te Aufnahme) sind diese beiden derzeit meine Favoriten. Das wechselt immer wieder einmal.
    --------------------------------
    Ich kam mir erst so vor, wie ein einsamer Rufer in der Wüste, aber Deine Aussage kann ebenfalls allen Kritikern über Gardiners Matthäus-Passions-Einspielung sie zu einer qualifizierteren Denkweise anstossen!


    Grüsse nach Berlin


    Volker.

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • Hallo Forianer,


    die zweite Herrweghe-Aufnahme der "Matthäus-Passion" hält aus meiner Sicht einen Vergleich mit der ersten Aufnahme nicht stand, die um vieles besser ist!!!


    Herzliche Grüße
    LT :hello:

  • Nach mittlerweile 77 Beiträgen wird man das hier wohl auch noch verkraften:



    Jechtingen vs. Beaune vs. Matthäus


    Das müsst ihr mir jetzt echt glauben: Ich wollte dieses Mal wirklich keine Wein-Musik-Notiz schreiben, aber dann kam ein gewisser Helmut Müller-Brühl, was soll man da machen. Ursprünglich ging es nur um die folgenden Kandidaten:


    2000 Jechtinger Eichert Spätburgunder Spätlese tr., Bercher (Burkheim/Kaiserstuhl)
    13 % Alk., 14 Euro


    2000 Beaune 1er Cru Montrevenots, Dubreuil-Fontaine (Pernand-Vergelesses/Burgund)
    13 % Alk., 13,50 Euro


    Matthäus-Passion, Johann Sebastian Bach
    Gächinger Kantorei Stuttgart, Helmuth Rilling


    Zur Motivation:
    Die 2000er waren beide fällig. Es ist ein eher schwieriger Jahrgang, der nicht ewig lagerfähig ist. Der Beaune war vor 1 1/2 Jahren aber überraschend gut, so dass ich als Kaiserstuhl-Fan fast ein schlechtes Gewissen hatte, den Jechtinger dagegen zu stellen, aber man muss das sportlich sehen, mal gewinnt der eine, mal der andere, und in 1 1/2 Jahren kann sich viel ändern. Die Matthäus-Passion war bisher eines meiner „Problemkinder“, ich überblickte das Werk einfach nicht richtig, die beiden letzten Anläufe hatte ich sogar nach wenigen Minuten abgebrochen, weil die Konzentrationsfähigkeit fehlte. Hier sieht man übrigens wieder, wie die Symbiose „Weinvergleich und Musikgenuss“ die Sache erleichtert: Durch die Beschäftigung mit den Weinen werden die Sinne geschärft, man ist insgesamt viel aufnahmefähiger für Sinneseindrücke.


    Phase 1:
    Der Jechtinger hat eine „mega-offene Nase“ (so steht’s auf meinem Zettel), sprich: er ist sehr aromatisch, Richtung Walderdbeere, und man denkt sofort an „Spätburgunder, badische Art“. Im Mund sehr dicht, süßlich, Leder, Walderdbeere, Hauch Mineralität, der Wein hat Biss, die Süße stört ein klein wenig; 87 Punkte. Der Beaune präsentiert sich in der Nase etwas zurückhaltender, es geht in Richtung Himbeere. Im Mund dann ganz klar Himbeere, die Frucht ist klar und eindringlich, der Wein wirkt fein, elegant; 90 Punkte. „Kommt ihr Töchter, helft mir klagen“. Da geht’s gleich voll ab. Die Aufnahme ist mit Helmuth Rilling und der Gächinger Kantorei Stuttgart. Den Dialog der beiden Chöre erkenne ich mit Hilfe des Textbuches. „Blute nur, du liebes Herz“: sehr schöne Sopranarie.


    Phase 2:
    Der Jechtinger bleibt unverändert. „Warum gibt es im badischen Spätburgunder keine Himbeere?“ (Steht so auf meinem Zettel). Die 87 Punkte bleiben. Der Beaune scheint jetzt auch einen Hauch Süße zu haben, ist aber insgesamt einfach feiner (u.a. wegen der Himbeere) als der Jechtinger. 89 Punkte (zu 90 fehlt der letzte Tick an Konzentration). „Ich will bei meinem Jesu wachen“: Tenor mit Chor, mit Oboe, sehr stark. „So ist mein Jesus nun gefangen“: Sopran-Alt-Duett mit Chor, genial. Man sieht aber, dass es eigentlich nicht lohnt, solche Primitiveindrücke öffentlich zu diskutieren. So beendete ich die Matthäus-Passion am ersten Abend mit der ersten Teil und trank die Weine an den beiden anderen Abenden mit anderer Musik (die hier nicht weiter diskutiert werden soll, ich meine, es wäre einmal Liszt und einmal Haydn gewesen).


    Phase 3:
    Am 2. Tag präsentierte sich der Jechtinger kräftig, sehr reif, dicht und erinnerte etwas an Hegers 99er Mimus, ohne allerdings dessen Eleganz zu haben. 87 Punkte. Die Farbe ging übrigens in Richtung Rotbraun, was ebenfalls auf fortgeschrittene Reife schließen lässt, im Gegensatz zum Beaune, dessen Farbe man als Kirschrot bezeichnen könnte. Der Beaune wirkte einfach jünger und feiner, mit einer sehr schönen Himbeerfrucht. Am 3. Tag hatten beide Weine etwas nachgelassen, wenngleich die Charakteristik der beiden ersten Tage blieb, so dass die Gesamtwertung von 87 (Jechtinger) bzw. 89 Punkte (Beaune) beibehalten wurde.


    Kritiker könnten jetzt sagen, dass der Abstand aufgrund der Beschreibung eigentlich größer sein müsste, aber im Moment hat der Jechtinger trotz der hohen Reife halt doch viel Spaß gemacht und mit seiner Dichte und Opulenz durchaus beeindruckt. Ein Burgund-Freak, der die badischen Weine nicht kennt, wird damit allerdings seine Probleme haben. Interessant ist übrigens, dass Berchers Spätburgunder vom Jechtinger Eichert tendenziell etwas mehr Restzucker zu haben scheinen als jene vom Burkheimer Feuerberg, vielleicht kam daher auch der Eindruck von Süße (mit der ein Burgund-Freak Probleme haben wird). Die Beobachtung gründet sich allerdings nur auf 3 unterschiedliche Jahrgänge und muss daher noch durch weitere Infos verifiziert werden. Interessant ist die Schwankungsbreite in der Qualität der 2000er roten Burgunder. Ich hatte schon doppelt so teure von wesentlich renommierteren Erzeugern als Dubreuil-Fontaine, die gerade mal auf 86 Punkte kamen. Und der doppelt so teure 2000er Corton Grand Cru desselben Erzeugers ist zwar konzentrierter, aber nicht annähernd so elegant wie der Beaune. Die Burgunder würden jetzt sagen: „C’est le terroir.“


    So, das wär’s eigentlich gewesen, wenn ich zu Ostern nicht in meine badische Heimat gefahren wäre. Dies war nämlich mit einer routinemäßigen Überprüfung der Spielpläne des Badischen Staatstheaters Karlsruhe und des Festspielhauses in Baden-Baden verbunden. Und was sah ich da: Matthäus-Passion am Karfreitag im Festspielhaus, mit Helmut Müller-Brühl, Kölner Kammerorchester, Dresdner Kammerchor. Da musste ich hin.


    Schon beim Eingangschor war klar, dass die Entscheidung richtig war. Chor und Orchester sangen bzw. spielten verhaltener als in der Rilling-Aufnahme, aber dafür wirkte das Ganze sehr transparent. Und es war natürlich toll, von der 3. Reihe (seitlich) aus zu sehen, wie dezent und doch klar Müller-Brühl die einzelnen Instrumente und Chorgruppen dirigierte. Endlich nahm ich auch die Struktur des Werkes auf: Der Evangelist schildert die Handlung, Solisten und Chor kommentieren, die Gemeinde (in Form eines Chorals) meditiert über das Geschehen. Bachs Instrumentation ist unheimlich abwechslungsreich, einmal spielen nur 2 Flöten, dann nur 2 Oboen, dann nur die Streicher, 2 mal auch mit herrlichem Violinsolo (speziell das erste wurde genial gespielt, von der Chefgeigerin des linken Orchesters, während ich beim 2. Solo das Spiel die Chefgeigerin des rechten Orchesters etwas zu affektiert fand). Direkt vor mir auf der Bühne saßen 2 Herren mit Blockflöten. Der eine hatte nur ein zerknittertes DIN-A5-Papier auf dem Pult liegen. Lange Zeit dachte ich, dass die beiden sich nur mit einem hübschen Trick einen besonders guten Platz für das Konzert ergattert hätten. Aber irgendwann waren sie dran (die genaue Stelle hab ich nicht im Kopf) und spielten so perfekt und schön, dass man meinen könnte, das wäre so geplant gewesen, sie hätten es vorher gar geübt. Im 2. Teil waren sie nicht mehr gesehen. Im Übrigen kam an keiner Stelle der 3 1/2 Stunden irgendwelche Langeweile auf, und das will bei mir was heißen. Kurz zu den Sängern:
    Evangelist (Markus Schäfer): schnitt Grimassen, erzählte sehr lebendig, der war damals mit Sicherheit dabei, anders kann ich mir das nicht vorstellen. Man verstand jedes Wort, der Mann ist klasse, er war mein Favorit an dem Abend.
    Jesus (Reimund Nolte): auch sehr gut, hatte bei mir aber einen schweren Stand gegenüber dem Evangelisten
    Marianne Beate Kielland (Alt): für mich die beste Sängerin des Abends, sehr gefühlvoll
    Johanette Zomer (Sopran): gut, kam aber an die Kielland nicht ran (subjektive Sicht meinerseits)
    Markus Brutscher (Tenor): interessante Stimme, „wie Mann von der Straße“, wirkte sympathisch, bei den technisch schwierigen Stellen hatte ich den Eindruck, dass es auch souveräner gehen könnte
    Thomas E. Bauer (Bass): sang spannend, mitreißend, sehr gut, erinnerte somit stilistisch an den Evangelisten, ohne dessen Gesamtleistung zu erreichen.


    Insgesamt hatte ich den Eindruck dass die Interpretation der Matthäus-Passion von Helmut Müller-Brühl (gibt es auch auf CD von Naxos, mit fast der gleichen Besetzung wie am Karfreitag in Baden-Baden) von hohem künstlerischen Wert ist, auch wenn ich das fachlich natürlich nicht wirklich beurteilen kann. Der Abend war jedenfalls subjektiv genial, und ich fände es interessant, wenn jemand seine Meinung zu den genannten Künstlern bzw. der CD-Einspielung kund tun würde.



    Thomas Deck

  • Liebestraum
    Entschuldige, aber warum bist Du der Meinung, die zweite Herreweghe Aufnahme sei schlechter (ich habe mich inzwischen auch mit Herrn Bostridge angefreundet :D ). Eine Aussage solchen Gewichts kannst Du wirklich einfach so lieblos in den Raum werfen.

    29.08.1958 - 25.06.2009
    gone too soon

  • Zitat

    Original von Masetto
    Liebestraum
    Entschuldige, aber warum bist Du der Meinung, die zweite Herreweghe Aufnahme sei schlechter (ich habe mich inzwischen auch mit Herrn Bostridge angefreundet :D ). Eine Aussage solchen Gewichts kannst Du wirklich einfach so lieblos in den Raum werfen.



    Hallo Liebestraum,


    das würde mich auch interessieren!


    Tempi?, Chor?, Solisten?, Evangelist? etc.


    :hello:

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Guten Tag,
    ich habe sehr viele Aufnahmen der M-P .
    Die älteste ist von 1935.Ich wundere mich,daß der Evangelist
    Koloman von Pataky,oder die Altistin Margarete Klose mich(als Atheist) zu
    Tränen rühren.
    Das gleiche in einer Lve-Aufnahme von 1950,Irmgard Seefried
    und Kathleen Ferrier mit "ihren"Arien,(Dir.Karajan)
    oder 1941,Karl Erb und Friedel Beckmann.(Dir.Ramin)
    Später noch Hermann Prey und Franz Crass.(Jesus oder Arien)
    Bei den heutigen ,"werkgetreuen"Aufnahmen,werde ich
    emotional nicht mehr berührt.Da bewundere ich nur noch
    die Präzision,die Schnelligkeit und die Tontechnik.


    Gruß Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Mmmh, den Bericht des Evangelisten als nüchtern zu bezeichnen, wäre jetzt sicherlich auch an der Sache vorbei, aber ich kann nicht nachvollziehen, an welcher Stelle der Evangelist zu Tränen rühren sollte. Das vermögen bei mir andere Teile.

    29.08.1958 - 25.06.2009
    gone too soon

  • Hallo
    z.B."Und alsbald krähete der Hahn......((Nr.46)
    oder:Und von der sechsten Stunde an...(Nr.71)
    Es ist nicht so sehr der Text an sich,sondern wie er
    durch den Sänger,durch das Timbre der Stimme
    zelebriert wird.


    Gruß Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Zitat

    Original von Herbert Henn
    Es ist nicht so sehr der Text an sich,sondern wie er
    durch den Sänger,durch das Timbre der Stimme
    zelebriert wird.



    Liegt das nicht nahe, wenn Text gesungen wird? :rolleyes:

  • Zitat

    Original von tom
    Liegt das nicht nahe, wenn Text gesungen wird? :rolleyes:


    Hallo Tom,


    Wie meinst Du das. Im algemeinen Sinne, also auch Arien? Oder mehr spezifisch im Bezug auf Rezitativen?


    Denn es gibt m.E. einen gewaltigen Unterschied dazwischen. IMO fordert ein Rezitativ mehr Interpretionsfertigkeit als einen Arie. Es nähert sich also dem Lied an. Man muß sich mehr mit Akzente balgen. Und das wird schwieriger, je weniger Instrumente den Sänger unterstützen.


    LG, Paul

  • Hallo Tom,
    ja das liegt nahe,wäre auch schön wenn es so gemacht würde.
    Aber die meisten Evangelisten singen, wie der Kaplan im
    Gottesdienst.Die Matthäus-Passion aber ist kein Gottesdienst sondern eine Leidensgeschichte.


    Gruß Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Guten Tag


    ich werde vom SWR nicht bezahlt :baeh01:
    Will aber auf diese Sendung zur Thematik hinweisen:


    "SWR2 extra: Matthäuspassion
    "Das gehet meiner Seele nah"
    SWR2 Themenabend
    Sendung am Freitag, 06.04.2007, 20.03 bis 0.00 Uhr



    Gespräche, Diskussionen und Beiträge zum Matthäusevangelium und Bachs Matthäuspassion
    Gesprächsleitung: Lotte Thaler und Johannes Weiß


    Was sind die textlichen Grundlagen von Johann Sebastian Bachs Matthäuspassion? Was kann man über den Passionsbericht des Matthäusevangeliums sagen? Wer war der Evangelist Matthäus? Welche Vorläufer der Bachschen Passion gibt es? Und wie ist ihre Wirkungsgeschichte, wie veränderte sich die Aufführungspraxis? Gibt es Matthäuspassionen nach Bach? Diesen und vielen andere Fragen möchten Lotte Thaler und Johannes Weiß am Karfreitag-Themenabend nachgehen. Dazu haben sie sich Diskussionspartner eingeladen, Gespräche mit Interpreten geführt und Spezialisten um Stellungnahmen gebeten.


    Die Tradition, in der Karwoche die Passionsgeschichte vorzutragen, reicht weit in die Zeit vor der Reformation zurück. Man sang den Evangelien-Bericht von der Kreuzigung Christi zunächst lateinisch als Gregorianischen Choral, Mitte des 16. Jahrhunderts kam die eher dramatisch gefasste Passion auch ins lutherische Deutschland. Als das neue Passions-Oratorium Fuß fasste, wurden Instrumente eingesetzt, der biblische Text von Kirchenlied-Strophen und freien Betrachtungen ergänzt.


    Johann Sebastian Bach komponierte seine Matthäus-Passion wahrscheinlich 1727 in Leipzig. Das Premieren-Publikum schien weder von der üppigen Klangpracht des Werkes, noch von der Dramatisierung des Texte erfasst gewesen zu sein. Den Weg in die breite Öffentlichkeit fand diese Passion erst 1829, als sie von der Berliner Singakademie unter Leitung des erst 20-jährigen Felix Mendelssohn Bartholdy aufgeführt wurde - Bach in romantischem Kostüm sozusagen und deutlich von vier auf zwei Stunden gekürzt. Mit dieser Wiederentdeckung begann gleichzeitig eine europaweite Bach-Renaissance."



    Gruß aus der Kurpfalz


    Bernhard

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