Salut,
ersteinmal vorab:
ZitatOriginal von Pius
Mozart hatte anscheinend bei der Niederschrift des Quartetts ungewohnt viel Mühe.
Woraus schliesst Du das? Resp. was meinst Du damit genau?
Zitat
Original von Pius
Noch ein paar Sonderwünsche an Ulli:
Kannst Du etwas zur besonderen Behandlung des Cellos in diesem Werk schreiben (z.B. im Trio des Menuetts)? Das Werk sollte ja dem König Friedrich Wilhelm II., einem cellospielenden Preußenkönig, gewidmet werden.
Wenn Du mal Zeit hast, wäre es sehr nett, wenn Du interessante formale/kompositorische Details des Schlußsatzes erläutern könntest.
Das Werk wurde im Juni 1789 in Wien vollendet. Der Titel der Originalpartitur lautet:
im Junius, in Wienn. Ein Quartett für 2 Violin, Viola et Violoncello. für Seine Majestät den König von Preußen.
Mozart plante eine Reihe von sechs Quartetten, die er dem König von Preußen widmen wollte. Dabei - um sich einzuschmeicheln - nahm er besondere Rücksicht darauf, dass Seine Majestät ein ambitionierter Cellist war. Er baute also in jedem Satz ein resp. mehrere Soli für das Cello ein - und das in den schönen hohen Lagen. Sie sind auffallend und wunderbar.
Dem geht voraus, daß Mozart im April 1789 den Krönungsfeierlichekiten am hofe zu Dresden beiwohnt und in Berlin am 26 Mai nach einigen Anlaufversuchen König Friedrich Wilhelm II. persönlich trifft. Angeblich erhielt Mozart vom König für dieses - später komponierte - Quartett eine goldene Dose nebst 100 Friedrichsd'or. Dem Papier und der Schrift nach, auf dem dieses Quartett komponiert wurde, hatte Mozart wohl betreffend der ersten beiden Sätze kurzfristig auf Entwürfe aus den Jahren 1770 bis 1774 zurückgegriffen - so schreibt es jedenfalls Köchel. Mozarts finanzielle Lage war sehr angespannt und zudem war auch seine Frau krank. Vielleicht hatte er vor, dem Beispiele Luigi Boccherinis zu folgen, der seit 1787 preußischer Hofkomponist war. Jedenfalls dürfte Mozart sich eine Verbesserung seiner Finanzen erhofft haben.
Bei KV 589 und 590 verzichtet Mozart in seinem Werkeverzeichnis auf die Widmung - und belässt es anstelle der sechs geplanten bei drei Quartetten und spielt Mitte 1790 mit dem Gedanken, sie stechen [bei Leopold Kozeluch] zu lassen, doch da waren sie noch nicht ganz fertig:
[...] Wie ich ausziehe, so muß ich 275 fl. wegen der neuen Wohnung zahlen - leben muß ich auch bis meine Academien in Ordnung sind und bis meine Quartetten so ich in Arbeit habe zum Stich befördert werden [...]
und erbittet darauffolgend 600 fl. von seinem Freund Michael Puchberg. In der Tat hindern ihn seine Geld- und Familiensorgen an der Arbeit:
Wenn Sie wüßten was mir das alles für Kummer und Sorgen macht - es hat mich die ganze Zeit her verhindert meine Quartetten zu endigen [...] [17. Mai 1789].
Endlich gibt er den Plan auf: Nun bin ich gezwungen meine Quartetten /: diese mühsame Arbeit um ein Spottgeld herzugeben, nur um in meinen Umständen Geld in die Hände zu bekommen [...].
Der Verlag Artaria nahm sich des Auftrages an, verzögerte aber aus unerfindlichen Gründen die Herausgabe der drei Werke: Sie erschienen erst am 28. Dezember 1791
Zum Finale:
Geplant war ursprünglich ein typisches Rondeaux mit ganz anderen Themen. Dazu sind acht Takte 1. Violinstimme, datiert Wien Juni 1789, erhalten geblieben:
Der Finalsatz beginnt mit dem lieblichen Cello-Solo. Dieses Thema wird den gesamten Satz durchsetzen. Der Satz gliedert sich wie folgt:
Exposition [Thema: Cello] - Thema A T [1] -[18], Tonika
Überleitung I - Thema Aa T [19] - [25], Tonika
Überleitung II - Thema Aaa T [26] - [31], Tonika -> Dominante
Durchführung I - Thema A' T [32]-[49], Dominante
Durchführung I - Thema Aaaa T [50] - [57], Dominante
Thema B T [58] - [65/66], Dominante
Rückführung I T [66] - [71], D -> T
Variation I [Thema 1. Violine] - Thema A T [72] - [89/90], T
Überleitung II - Thema Aa T [90] - [98], T [ab Mitte 96 moll]
Überleitung II - Thema Aaaa T [99] - [104], C-Dur-Septakkord
Durchführung II - Thema A' T [105] - [127], F-Dur -> A-Dur
Durchführung II [Thema 2. Violine] - Thema A' T [128] - [154] -> Dom.
Thema B T [155] - [162], Tonika
Vorgetäuschte Rückführung II T [163] - [165, Mitte], D7
Durchführung III T [165, Mitte] - [172] -> A-Dur
Neue Rückführung Thema C T [173] - [181], Dominante
Reprise Thema A [Trillerbegleitung in den Vl.] T [182-189], T
Reprise Thema A [Triolengebleitung in Vc, Alto] T [190-199], T
Schlußgruppe T [200-229], T
Ulli