Marian Anderson, die Wegbereiterin.

  • Hallo Forianer,
    ich möchte einmal an eine Sängerin erinnern,die eine Wegbereiterin
    für alle farbigen Sängerinnen und Sänger war,die ihr folgten.
    Marian Anderson (1897- 1993)war eine Konzertsängerin.
    Ihr Repertoire reichte vom Kunstlied (Schubert,Brahms,Sibelius,etc.)
    über Spirituals und Gospels,bis hin zum Oratorium.Als Opernsängerin
    trat sie 1955 nach langen Querelen,als erste farbige Sängerin an
    der "Met"auf,und zwar in Verdis "Un ballo in maschera",als Ulrica,
    (Einer Mulattin).Zu diesem Zeitpunkt war sie bereits 58 Jahre alt,
    und nicht mehr auf dem Höhepunkt ihrer stimmlichen Möglich=
    keiten.Aber sie hatte einen Anfang gemacht.Es folgten ihr alle
    die großen farbigen Interpreten,die uns bis heute begeistern.


    (Bei Wikipedia kann man noch mehr über M.Anderson erfahren.)


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Die Stimme von Marian Anderson war von wunderbarer Fülle, was einige wenige Aufnahmen aus den 40gern noch belegen können.
    Ich freue mich, daß diese in Deutschland wohl doch eher unbekannte Ausnahme-Künstlerin hier so freundliche Erwähnung findet.
    Zum Kennenlernen halte ich diese CD hier für geeignet:


    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • In diesem Zusammenhang möchte ich auf den tolen Roman "Der Klang der Zeit" von Richard Powers verweisen - beim öffentlichen Auftritt Marian Andersons in Washington lernen sich zwei der Hauptpersonen, ein emigrierter deutscher Jude und eine schwarze Gesangsstudentin kennen - und lieben. Der Roman pendelt zwischen ihrer und der Geschichte ihrer drei Kinder, die auch als "Mischlinge" mit ihrer Herkunft Problemen ausgesetzt sind. Die beiden älteren werden Pianist bzw. Tenor, während die jüngste Tocher sich den "Black Panthers" anschliesst.
    Das Buch ist voller Anspielungen aus der klassischen Musik und verbindet sie gekonnt mit der Rassenproblematik der USA. Absolut lesenswert !

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Hallo Herbert,


    Danke für diesen Thread. Ich erinnere mich noch ganz gut Marian Andersons Musik öfters gehört zu haben. Meine Eltern liebten ihr.
    Und darum wußte ich auch, daß MA Erlkönig auf der Platte brachte.


    Zudem schaute ich schnell nach bei Wikipedia, ob meine Erinnerung mich nicht betrog. Nein, ich hatte recht.


    Zitat

    1939 verhinderte die konservative Frauenvereinigung „Daughters of the American Revolution“ („Töchter der Amerikanischen Revolution“) einen geplanten Bühnenauftritt von Anderson in der „Constitution Hall“ von Washington (D.C.) wegen ihrer Hautfarbe. Daraufhin trat Eleanor Roosevelt, Ehefrau des damaligen Präsidenten Franklin D. Roosevelt, aus Protest gegen diese Rassendiskriminierung aus der Organisation aus.


    Zitat

    In 1943, Anderson sang at the invitation of the DAR to an integrated audience at Constitution Hall as part of a benefit for the American Red Cross. By contrast, the federal government continued to bar her from using the high school auditorium in the District of Columbia.


    LG, Paul

  • Hallo Leute,


    am 4.6.1950 gab Marian Anderson im Titania-Palast in Berlin einen Liederabend, den Franz Rupp begleitete.
    Mehrere Hörer, welche dieses Konzert elebten, schwärmen heute noch davon.
    Ein Konzertbesucher vermachte mir das von MA signierte Originalprogramm :jubel:


    :hello:Heldenbariton

    Wie aus der Ferne längst vergang´ner Zeiten
    GB

  • Hallo,


    Marien Anderson sang am Anfang ihrer Karriere,


    nach meinen Informationen vorwiegend in


    Europa,(sogar in Finnland hat sie finnische Lieder


    gesungen)weil sie in ihrer Heimat USA traurigerweise


    einen schweren Stand hatte. Das ist traurig,aber wahr.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Hallo,


    ja das stimmt. Marian Anderson hat schon wichtige Zeiten ihrer musikalischen Ausbildung in England verbracht. Bis zum 2. Weltkrieg gastierte sie fast ausschließlich außerhalb der USA, überwiegend in Europa. 1935 hörte Toscanini sie bei einem Konzert in Salzburg und bezeichnete ihre Stimme als ein Ereignis, das nur alle hundert Jahre einmal vorkomme.


    Die berühmte Geschichte, wo eine Frauenvereinigung ihr den Zugang zur Constitution-Hall in Washington verweigerte (man beachte, dass Washington D.C. ziemlich südlich liegt, obwohl noch nicht im wirklichen Süden der USA), wurde zu einem richtigen Bumerang. Nicht nur dass die Präsidentengattin daraufhin ihren Austritt verkündete, Marian Anderson änderte einfach das Programm und gab etwas später am Lincoln Memorial ein Freiluftkonzert vor 75000 begeisterten Zuhörern! (Caro Luciano hat also nichts erfunden! ) Das war der erste wirklich große Sprung in der Eisplatte der Diskriminierung farbiger Sänger in den USA, die dann 1954 mit dem ersten Auftritt einer farbigen Sängerin an der MET zumindest formal der Vergangenheit angehörte.


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo Theophilus,


    das genaue Datum ihres Debüts an der "Met"


    war der 7.Januar 1955 .


    Die Ulrica im "Maskenball" blieb ihre einzige Opernrolle.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose

  • Dies ist nicht der Premieren-Mitschnitt.


    In der Premiere sangen statt Jan Peerce u.Robert Merrill,


    Richard Tucker u.Leonard Warren.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.


  • Unmittelbar nach Marian Andersons MET-Debüt entstand im Januar 1955 unter Dimitri Mitropoulos auch ein kommerzieller Studio-Querschnitt von Verdis Maskenball mit Jan Peerce als Riccardo, Zinka Milanov als Amelia und Leonard Warren als Renato. Marian Anderson ist in einem etwa 10-minütigen Ausschnitt als Ulrica zu hören. Zum Zeitpunkt der Aufnahme war sie wohl doch über ihren stimmlichen Zenit hinaus, dennoch erkennt man auch hier noch ihre sehr interessante, farbenreiche Stimme.


    Den Querschnitt hat Naxos als Bonus zu der Milanov / Björling - Aida veröffentlicht.

  • Zitat

    Original von Theophilus
    Die berühmte Geschichte, wo eine Frauenvereinigung ihr den Zugang zur Constitution-Hall in Washington verweigerte (man beachte, dass Washington D.C. ziemlich südlich liegt, obwohl noch nicht im wirklichen Süden der USA), wurde zu einem richtigen Bumerang. Nicht nur dass die Präsidentengattin daraufhin ihren Austritt verkündete, Marian Anderson änderte einfach das Programm und gab etwas später am Lincoln Memorial ein Freiluftkonzert vor 75000 begeisterten Zuhörern!


    Ich habe gerade gesehen, dass youtube einen Wochenschaubericht von diesem Konzert am Ostersonntag 1939 anbietet: "http://www.youtube.com/watch?v=wQnzb0Jj074". Dort ist zu sehen, was für eine beeindruckende politische Demonstration für Liberalität das gewesen sein muss: der damalige US-Innenminister Harold Ickes hielt vor dem Konzert eine Rede, Anderson sang direkt vor dem Lincoln-Denkmal das patriotische Lied "My country, 'tis of thee":


    My country, 'tis of thee,
    Sweet land of liberty,
    Of thee I sing;
    Land where my fathers died,
    Land of the pilgrims' pride,
    From every mountainside
    Let freedom ring!


    Eine beachtliche Provokation für weiße Rassisten.


    Zu ergänzen ist noch, dass dieses Freiluftkonzert auf Einladung des Innenministers und der First Lady Eleanor Roosevelt zustande kam - die First Lady war zuvor aus Protest aus dem patriotischen Frauenverein "Daughters of the American Revolution" ausgetreten, der als Besitzer der Washingtoner Constitution Hall Anderson den Auftritt dort verweigert hatte.


    Grüße,
    Micha

  • Danke, Micha, dass Dur diesen alten Thread von Herbert wiederbelebt hast, das gibt mir die Gelegenheit, auf zwei Naxos-CDs hinzuweisen, die es für wenig Geld gibt und die sehr schöne Aufnahmen von Marian Anderson enthalten. Die Aufnahmen wurden von Peter Dempsey liebevoll restauriert und klingen dadurch erstaunlich frisch für ihr Alter!




    Opernarien, Lieder, Spirituals vom Besten!


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • [timg]http://ecx.images-amazon.com/i…L500_AA300_.jpg;l;300;300[/timg]
    Marian Anderson (* 27. Februar 1897 in Philadelphia, Pennsylvania; † 8. April 1993 in Portland, Oregon) war eine amerikanische Opernsängerin in der Stimmlage Alt.
    Am 7. Januar 1955 trat Marian Anderson als Ulrica in Verdis Oper Un ballo in maschera als Solistin der Metropolitan Opera in New York City als bis dahin erste afroamerikanische Sängerin auf.



    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Banner Trailer Gelbe Rose