Klassik-Archive endlich öffnen

  • Hallo Forianer,


    ich finde es an der Zeit, dass sich die Klassikbranche gegenüber seinen Hörern noch mehr öffnet, die Archive einer breiten Öffentlichkeit öffnet, die mitentscheiden soll, welche Aufnahmen auf den Markt gelangen.


    Immer wieder muss ich feststellen, dass die gleichen Klassik-Labels innerhalb kürzester Frist die gleichen Aufnahmen nur in unterschiedlichen Aufmachungen auf den Markt herausbringen:




    oder:




    Das sind nur zwei Beispiele von vielen! Was für eine Verschenkung der Möglichkeiten! Das hängt damit zusammen, dass immer mehr Manager in diesen Kreisen etwas zu sagen, die wenig Ahnung haben (leider!)



    Das muss sich unbedingt ändern!


    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Hallo Liebestraum,


    ich mag mich täuschen, aber das Angebot heutzutage scheint doch größer denn je, oder nicht? Auch wenn vieles in den Archiven schlummert, so gibt es doch reichlich Billigserien, die altes Material wieder hervorkramen. Viel schlimmer finde ich es, wenn neue Aufnahmen nach kürzester Zeit wieder vom Markt verschwinden.



    Grüße,
    Gentilhombre

    "Das ist zeitgenössische klassische Musik. Dann unterstelle ich, daß da kein intellektueller Zugang..."
    Miroslaw Lem, Tenor

  • ... auch ich würde mich nicht über variierende Aufmachungsformen ärgern; solange
    es diese Klassiker überhaupt noch/wieder zu vernünftigen Preisen gibt. ;)


    Es lebe der Back-Katalog :D


    Ein wenig zuwider läuft mir persönlich die Vermarktung des "jungen Archives", Aufnahmen
    aus den 80ern, die immer noch zum Vollpreis angeboten werden.


    Hier gibt es ja zum Glück noch den Dschungelflußmarktplatz. Welch ein Segen. :jubel:


    =================
    Grüße aus dem Ländle.
    Milosz.

    "Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt."
    Arnold Schönberg

  • Hallo Milosz,


    ich würde mich nicht über die verschiedenen Aufmachungen von Mehrfachveröffentlichungen derselben Aufnahmen ärgern, wenn das nicht zu lasten der seit Jahren gestrichenen Aufnahmen gehen würde.


    Die Klassik-Label täuschen hier eine Vielfältigkeit vor, die seit letzter Zeit durch starke Eindimensionalität gekennzeichnet ist.



    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Ich glaube, diese Eindimensionalität trifft nur dann zu, wenn man sich auf die -sagen wir- 5 großen Label in einem Land konzentriert.
    Ich bestelle seit Jahren in der ganzen Welt CDs von großen Online-Shops bis zu kleinen, fast familiären Labeln. Und ich finde, da findet sich eine erstaunlich hohe Auswahl an Komponisten und Interpreten - zumindest, was da Violinkonzert-Repertoire betrifft. Ich bin immer wieder erstaunt, wovon letzlich doch CD-Einspielungen existieren.

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  • Zitat

    Die Klassik-Label täuschen hier eine Vielfältigkeit vor, die seit letzter Zeit durch starke Eindimensionalität gekennzeichnet ist.


    ...und sie zahlen einen hohen Preis dafür.
    Es ist ihnen nur noch nicht bewusst....... :D


    LG


    aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Das sehe ich auch ähnlich. Leider muss ich verhältnismäßig viele CD aus dem angrenzenden Ausland erwerben, da es weniger populäre oder bekannte Werke in den hiesigen Regalen und Vertriebfirmen nicht gibt. Das ist sehr schade; gerne würde ich hier bestellen, aber nicht immer das gleiche.


    Dabei schlummern hier unangetastet so viele interessante Aufnahmen...


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

  • Es mag eventuell die Ursache für das Problem der geringen Breite im CD-Katalog auch sein, dass die meisten Klassikhörer nur eben jene geringe Breite wünschen bzw. nachfragen. Letzlich ist das Verkaufen von CDs auch nur ein Geschäft und keine Kultursubvention. Wer käme dann darauf ein Werk eines völlig unbekannten Komponisten herauszugeben, wenn sich die 200. Einspielung eines Beethoven, Mozart oder Bach Werkes viel besser verkauft?
    Und so ungefähr ist die Verteilung von Werken doch auch hier im Forum (und das obwohl hier doch extrem leidenschaftliche Klassikhörer sind): Wenn man sich den "Was hört ihr gerade?"-Thread anguckt - ja, was hören den die User hier: Mozart, Bach, Schubert, Beethoven, Dvorak, Brahms, Haydn... die üblichen Verdächtigen halt. Die paar people, die abseitiges Repertoire hören, sind doch auch hier schon in der Minderzahl.

  • Hallo van Rossum,


    ich rede hier nicht von abseitigem Repertoire!!


    Seit vielen Jahren im Katalog gestrichen:


    Mussorgski: Boris Godunow mit Talvela (EMI)
    Mozart: Don Giovanni unter Leinsdorf (Decca)
    Mozart: Cosi fan tutte unter Leinsdorf (RCA)
    The Age of Belcanto (Doppel-CD) miit Joan Sutherland (Decca)
    Donizetti: Gemma di Vergy unter Queler (CBS)


    und, und, und...


    ... um nur einige Aufnahmen aus dem Opern-Bereich zu nennen.


    Im sinfonischen und im vokalmusikalischen Bereich dürften viel mehr Aufnahmen zusammen kommen.



    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

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  • Hallo,


    in diesem Zusammenhang als vorbildlich sollte das schwedische Label BIS erwähnt werden. Laut Aussage des Geschäftsführers verfährt man nach der Regel, daß keine CD gestrichen wird. Davon könnten sich andere mal 'ne Scheibe abschneiden.



    Grüße,
    Gentilhombre

    "Das ist zeitgenössische klassische Musik. Dann unterstelle ich, daß da kein intellektueller Zugang..."
    Miroslaw Lem, Tenor




  • Ich kenn mich im Opernbereich nicht aus, aber sind das evtl. "Randinterpretationen" (im Sinne von Randrepertoire, nicht im Sinne von schlecht)?
    Ich meine, ich würde auch gerne mal das Violinkonzert von Floro Ugarte hören oder Priaulx Rainier, aber mein Gott, es gibt noch genug andere Werke zu hören. Und ich meine, Don Giovanni müsste es eigentlich auch in so vielen Einspielungen geben, das Interpretationsfreaks einer abgeht.

  • Zitat

    Original von van Rossum
    Ich kenn mich im Opernbereich nicht aus, aber sind das evtl. "Randinterpretationen" (im Sinne von Randrepertoire, nicht im Sinne von schlecht)?
    Ich meine, ich würde auch gerne mal das Violinkonzert von Floro Ugarte hören oder Priaulx Rainier, aber mein Gott, es gibt noch genug andere Werke zu hören. Und ich meine, Don Giovanni müsste es eigentlich auch in so vielen Einspielungen geben, das Interpretationsfreaks einer abgeht.


    Der hier


    Zitat

    Mozart: Don Giovanni unter Leinsdorf (Decca)


    ist auf jeden Fall besser als fast alle Einspielungen, die man noch vom Don Giovanni kriegen kann ;(

    Viva la libertà!

  • Zitat

    Original von Barezzi
    Der hier



    ist auf jeden Fall besser als fast alle Einspielungen, die man noch vom Don Giovanni kriegen kann ;(



    Ich versteh deinen ;(-Smiley nicht:


    Entweder du hast die Aufnahme nicht (das erklärt den Smiley), aber woher willst du dann wissen, dass die Interpretation so super ist?
    Oder du hast die Aufnahme, dann versteh ich den Smiley nicht...

  • Aus meiner Erfahrung hier im Laden kann ich nur sagen, daß weitere "Don Giovanni"-Einspielungen einfach nicht gefragt sind. Ganz, ganz selten wird mal nach bestimmten Sängern oder Dirigenten gefragt. Meistens ist die CD (natürlich ein Querschnitt) nur ein Zusatzgeschenk zu den Karten - wer da singt, ist unteressant, nur nicht zu teuer, bitte...


    Auf einem anderen Blatt stehen die ständigen Neuauflagen in anderer Verpackung. Speziell bei den "Originals" war ich doch ein wenig enttäuscht von den ersten 10 Philips bzw. Decca-CDs. Ganz extrem: Brendels Beethoven-Sonaten waren zum gleichen Preis ja bei Erscheinen der Originals-CD immer noch lieferbar.
    Für mich persönlich nervig - aber einem Großteil der Kundschaft herzlich egal.

    Ich brauche keine Millionen, mir fehlt kein Pfennig zum Glück...

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  • Ich machte die Tage eine Anfrage beim Bayerischen Rundfunk bzgl. der Münchner Opernfestspiele 1955 (12.08.–11.09.), bei denen folgende Opern aufgeführt wurden:


    - 27.08.1955 Das Rheingold, Orch. d. Bayer. Staatsoper/Knappertsbusch, München, Prinzregententheater
    - 28.08.1955 Die Walküre, Orch. d. Bayer. Staatsoper/Knappertsbusch, München, Prinzregententheater
    - 30.08.1955 Siegfried, Orch. d. Bayer. Staatsoper/Knappertsbusch, München, Prinzregententheater
    - 01.09.1955 Götterdämmerung, Chor u. Orch. d. Bayer. Staatsoper/Knappertsbusch, München, Prinzregententheater
    - 04.09.1955 Lohengrin, Chor u. Orch. d. Bayer. Staatsoper/Knappertsbusch, München, Prinzregententheater
    - 07.09.1955 Der Rosenkavalier, Chor u. Orch. d. Bayer. Staatsoper/Knappertsbusch, München, Prinzregententheater
    - 11.09.1955 Die Meistersinger, Chor u. Orch. d. Bayer. Staatsoper/Knappertsbusch, München, Prinzregententheater


    Auf dem Label Orfeo sind 1994 bzw. 1997 die "Götterdämmerung" sowie "Die Meistersinger" erschienen.


    Mich machte schon lange stutzig, daß die restlichen Vorstellungen nicht mitgeschnitten worden seien. Daher habe ich mich nun selbst an die Verantwortlichen gewandt.


    Die gute Nachricht: Die Aufnahmen existieren tatsächlich.


    Die schlechte Nachricht: "Aus rechtlichen und vertraglichen Gründen" kann leider kein Mitschnitt angeboten werden.


    Das ist natürlich zum einen erfreulich, zum anderen aber eine herbe Enttäuschung. So entgeht uns der vielleicht einzige Mitschnitt des "Lohengrin" unter Knappertsbusch, vermutlich auch Fricks Hunding, Fafner und König Heinrich.


    Ich möchte fast wetten, daß dies kein Einzelfall ist und uns unendlich viel schlichtweg vorenthalten wird.


    Vielleicht wird es ja nach 70 Jahren (das wäre 2025) doch noch zugänglich?


    ?(

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • In den 70-er Jahren war es in der DDR üblich, zu Weihnachten im Fernsehen (meistens DDR II) stets eine Oper zu bringen. Nicht nur Hänsel und Gretel.


    Ich erinnere mich an drei aufeinanderfolgende Jahre mit


    - Rigoletto, u.a. mit Panerai, Bonisolli


    - Traviata mit Freni und Bonisolli


    - Troubadour ebenfalls mit Bonisolli


    Die anderen Sänger sind mir leider entfallen. Es waren Fernsehproduktionen von ausgezeichneter Qualität. Die Namen der Sänger sprechen für sich, und von Regieverfremdungen keine Spur. In besonderer Erinnerung ist mir Panerai als Rigoletto geblieben. Bei seinen ersten Tönen war ich hin und weg, ich saß vor dem Fernseher (damals noch schwarz-weiß) und bekam Gänsehaut.


    Nun habe ich mich an das ZDF gewandt mit der Bitte, mir eine Kopie zu schicken. Gefunden worden ist es (nur der Troubadour war weg), aber das ZDF wollte über 90,- Euro für das Kopieren eines Filmes,den jeder Computernutzer für 5,- Euro kopieren könnte. Ich habe dankend abgesagt.


    Was würde eigentlich einer Sendung im Fernsehen entgegenstehen? Wir haben doch einen ZDF-Kulturkanal - aber der macht ja nur noch Jugendkultur. Wir sind auf dem besten Wege, unsere Kultur auch im Fernsehen zu zerstören! Lediglich Arte oder 3-Sat ist ab und an in der Lage, eine Oper zu senden. Leider meistens verfremdet, wie vor Kurzem "Meistersinger" aus Nürnberg, "Frau ohne Schatten" aus Salzburg oder der unerträgliche "Lohengrin" aus Bayreuth.


    Armes Deutschland!!!

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • - Traviata mit Freni und Bonisolli


    Hallo, lieber La Roche
    Vielleicht kann ich Dir jetzt eine Freude machen. Mit der Traviata kann ich Dir helfen. Ich habe sie mir vor Jahren, als sie wieder mal im Fernsehen kam, auf Video aufgenommen. Diese Video- Aufnahme hat mir vor sechs Wochen ein Freund endlich auf eine DVD überspielt und ich bin mit der Qualität zufrieden.
    Für mich ist diese Aufnahme in einer hervorragenden Besetzung. Freni und Bonisolli sind nicht nur stimmlich, sondern auch darstellerisch absolut überzeugend und auch von ihrem Äußeren ein Traumpaar. Das hier Inszenierung, Ausstattung, Regie und Kostüme stimmen, müssen wir nicht extra erwähnen. Damals wurde selbstverständlich noch "richtiges Theater/Oper gemacht".
    Alle drei von Dir erwähnten Produktionen sind 1973 vom DDR- Fernsehen gemacht worden. Und sie waren auch in bunt. Wenn Du sie seinerzeit schwarz/weiß gesehen hast, so lag das an Deinem Fernseher. Ich habe auch alle drei Opern seinerzeit gesehen, aber leider habe ich konserviert nur die Traviata. Aber auch darüber bin ich mehr als glücklich. Ich halte sie für eine der besten und gelungensten. Für meinen Geschmack und meine Auffassung singt Mirella Freni "zum Niederknien schön". Sie ist eine ideale Violetta.
    Deine negative Erfahrung betreffs Kopie anfertigen, kann ich Dir auch bestätigen. Ich suche ganz dringend den Film "Gala unter den Linden". Das war ein Film, der 1976 von der DEFA mit den wichtigsten Sängern der Deutschen Staatsoper gedreht wurde. Diese sangen in Kostüm und mit Bühnenbild Arien aus ihrem Repertoire. Auf meine Anfrage im Archiv wurde mir mitgeteilt, etwa 120 € und ca. 1 1/2 Jahre Wartezeit!!!
    Herzliche Grüße
    CHRISSY
    PS.: Auf meiner DVD ist außer der Traviata noch ein ca. 40 minütiges Interview mit Franco Bonisolli von 1997 mit August Everding aus der TV- Reihe "Da capo".

    Jegliches hat seine Zeit...

  • - Rigoletto, u.a. mit Panerai, Bonisolli


    - Traviata mit Freni und Bonisolli


    - Troubadour ebenfalls mit Bonisolli


    All diese Opern gibt es in USA auf DVD- meist zu Preisen unter $ 5.-- pro DVD. Ich habe mir diese - und noch etliche mehr - vor vielen Jahren schon bestellt und problemlos innerhalb von ca. 4 Wochen erhalten (Kreditkartenzahlung vorausgesetzt).


    LG
    8)

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Glücklicherweise gibt es heutzutage das Internet, so daß sich Sammler untereinander vernetzen und austauschen können. Habe schon so manchen Schatz durch die Hilfe und Zuvorkommenheit anderer Sammlerfreunde bekommen.


    Die Japaner, Russen und US-Amerikaner sind uns da offenbar ziemlich voraus. Gerade in Japan gibt es eine sehr lebendige Sammlerkultur. In Fernost sind die "Klassikjäger" besonders engagiert und scheuen keine Kosten. So möchte ich an dieser Stelle etwa auf den japanischen Kna-Club verweisen, der unermüdlich offiziell nie erschienene Mitschnitte (für Mitglieder) zur Verfügung stellt, beispielsweise eine als verschollene geltende "Elektra" aus der Bayerischen Staatsoper mit der Traumbesetzung Ch. Goltz, L. Rysanek, J. Madeira, H. Uhde:



    Daneben hat mir heute ein amerikanischer Klassikfreund versichert, daß sehrwohl die komplette 9. von Beethoven unter Knappertsbusch 1943 mitgeschnitten wurde, nicht nur die letzten paar Minuten, die auch gefilmt wurden.


    Vielleicht müssen wir uns wirklich eher untereinander helfen, als auf die Hilfe der Rundfunk-Archive, die meistens vertragsrechtliche Komplikationen anführen und zudem saftige Preise verlangen, zu verlassen. Vermutlich haben Sammler in aller Welt vieles privat schon vor zig Jahrzehnten mitgeschnitten und archiviert. Es läge an ihnen, dies der Nachwelt zugänglich zu machen, damit es nicht der Vergessenheit anheimfällt oder eines Tages auf dem Schrottplatz landet, weil ihre Erben mit dem Nachlaß nichts anzufangen wissen.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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  • Hallo!


    Dieses Dilemma kenne ich auch. Schon seit Jahren suche ich Opernaufnahmen- und Filme der 60er und 70er Jahre, die im TV gelaufen sind und nicht mehr angeboten werden. Die Schutzfrist von 50 Jahren dürfte doch bei einigen Produktionen abgelaufen sein. Z. Bsp. "Der Postillon von Lonjumeau" mit Stina-Britta Melander und John van Kesteren, oder "Wenn ich König wär" mit Stina-Britta Melander und Rudolf Schock. Aber man kommt nicht an die Aufnahmen heran oder man bezahlt horrende Preise für das Überspielen, wie oben bereits angeführt. Auch die Sendungen des "Blauen Bock", wo viele internationale Sänger wie Nicolai Gedda, Sandor Konya, Rita Streich u. A. neben Sängern der Frankfurter Oper (Ernst Kozub, Gerhard Unger, Georg Stern u. A.) auftraten, sind nicht zu bekommen.




    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Ich sehe da überhaupt kein Problem. Wenn ich irgendwas wirklich haben will, bekomme ich das auch. Vorausgestzt, es wurde so irgendwann tatsächlich auch aufgenommen. Kürzlich hat sich jemand hier im Forum beschwert, dass es eine bestimmte Oper in der Besetzung nicht auf DVD zu kaufen gäbe. Da es sich um eine Studio-Audio-CD handelte, frage ich mich, was da eine DVD soll? Verschwitzte Sänger hemdsärmlig im Studio zwischen Kabeln und Mikrofonen, und das 3 Stunden lang? Da ich mehr der Ohren-Mensch bin, kann ich auf die Bildchen gerne verzichten, mir genügt die Musik.


    Die richtigen Sammler verfügen - neben den entsprechenden Internet-Adressen - über ein weit verzweigtes Netzwerk - von Australien über Japan, Brasilien, USA und natürlich in ganz Europa. Irgendeiner hat bestimmt diese oder jene Aufnahme. Früher haben wir Tonbandspulen verschickt, dann Cassetten, heute CDs oder DVDs - oder wir senden uns mails mit download-links (mail2send).


    Wenn dann eine seltene, wie ein Augapfel gehütete Aufnahme auf irgendeinem obskuren Label zum Billigpreis erscheint, ist für den Sammler die Enttäuschung groß. Die eigene Sammlung wird dadurch abgewertet.....


    LG


    8)

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Tendenziell stimme ich dir zu, Harald, allerdings ist es bei manchen Aufnahmen wohl selbst für die "richtigen Sammler" ziemlich schwierig, sie zu bekommen. Nochmal vorheriges Beispiel: Die 9. Beethoven unter Kna. Sopran war Erna Berger, Tenor Torsten Ralf (Alt und Baß unbekannt), es sang der Bruno-Kittel-Chor und es spielten die Berliner Philharmoniker (18.04.1943). Laut meinem Bekannten kannte er jemanden, der das als Gesamtaufnahme hatte, sich aber weigerte, es weiterzugeben. Nun ist er gestorben und die Familie hat keinerlei Interesse an der Sammlung. Man könnte nun auch bei einem Berliner Archiv anfragen, aber da fragt sich ja schon: Bei welchem? Das ist fast siebzig Jahre her, wer wäre überhaupt zuständig? Ganz davon abgesehen, daß es vielleicht im Krieg zerstört wurde. Ich weiß nicht, ob deine Kontakte dazu irgendeine Information haben?


    LG
    :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich sehe da überhaupt kein Problem. Wenn ich irgendwas wirklich haben will, bekomme ich das auch.

    Wenn das also so einfach ist, wäre ich für jeden Hinweis dankbar:

    Ich suche ganz dringend den Film "Gala unter den Linden". Das war ein Film, der 1976 von der DEFA mit den wichtigsten Sängern der Deutschen Staatsoper gedreht wurde.

    Aber bitte nicht zu diesem Angebot und Bedingungen:

    etwa 120 € und ca. 1 1/2 Jahre Wartezeit!!!

    In Erwartung wertvoller und brauchbarer Hinweise
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

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  • Wenn dann eine seltene, wie ein Augapfel gehütete Aufnahme auf irgendeinem obskuren Label zum Billigpreis erscheint, ist für den Sammler die Enttäuschung groß. Die eigene Sammlung wird dadurch abgewertet.....


    Ja, das ist das Problem!


    Ich schwanke schon lange, ob ich mir den Lohengrin vom Gastspiel der Deutschen Oper Berlin in Tokio (1970) besorgen soll.
    Schon allein wegen der Elsa von Lorengar wäre es mir wichtig. Die Aufführung ist damals im Radio in Japan gesendet worden und hat beste Klangqualität - nur leider ist das Tape, das ich davon habe, inzwischen ziemlich blind geworden. Und man muss auch Jaulen wegen ausgeleierter Ränder in Kauf nehmen.


    Aber Maazel, Chor und Orchester sind in Top-Form.
    Pilar Lorengar zeigt, dass sie nach Grümmer die innigste und zugleich differenzierteste Elsa war.
    Ruth Hesse singt eine phänomenale Ortrud, wenn es ihr auch an Dämonie und Furor etwas fehlt.
    Charles Craig ist ein wundervoll belcantesker Lohengrin,
    Peter Lagger singt einen ordentlichen Heinrich.
    Hans-Günther Nöcker ist als Telramund etwas knorrig aber durchaus imponierend.
    Als Sahnehäupchen hat man einen der besten aller Heerrufer des letzten Jahrhunderts: Ingvar Wixell!


    Aber umgerechnet 80.-- EURO ist dann doch ziemlich viel Geld!



    Noch warte ich! Oder hat jemand irgendwo eine billigere Quelle?



    Darauf wartet


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Man könnte nun auch bei einem Berliner Archiv anfragen, aber da fragt sich ja schon: Bei welchem?



    Lieber Joseph II.!


    Du solltest eine Anfrage beim Deutschen Rundfunkarchiv stellen, die kostenlos ist: http://www.dra.de


    Alle vorhandenen Aufnahmen des Reichsrundfunks bis Kriesgende sowie des DDR-Rundfunks werden am Standort Babelsberg aufbewahrt. Sollte sich diese 9. Sinfonie von Beethoven unter Knappertsbusch tatsächlich vollständig erhalten haben, muss sie dort zu finden sein. Mitschnitte zum privaten Gebrauch werden angefertigt und sind auch bezahlbar. Ich selbst habe auf diese Weise sehr viele Aufnahmen bezogen. Jeder muss für sich selbst entscheiden, was ihm eine lange gesuchte Aufnahme wert ist. Auf dem Gebiet der alten Bundesrepublik verwalten die Landesanstalten die Nachkriegs-Archivbestände. Die Regeln sind sehr unterschiedlich. So gut wie nichts wird vom Bayerischen Rundfunk herausgegeben, der Norddeutsche Rundfunk in Hamburg ist dagegen hanseatisch großzügig.


    Grundsätzlich gebe ich Harald Recht. Hartnäckigkeit beim Suchen zahlt sich aus. Es existieren sehr große Privatsammlungen. Andererseits haben es inzwischen sehr viele Archivbestände ganz legal auf CD geschafft. Immer mehr Archive arbeiten mit Labels zusammen und stellen Aufnahmen ganz offiziell bereit. Hänssler, Relief, Audite und Membran sind sehr tüchtig. Sie haben bemerkenswerte Archiveditionen herausgebracht, nicht immer im Billig-Sektor. Sehr viele Archivebestände sind - man glaubt es nicht - gelöscht worden. Beim Rias gab es eine Gesamtaufnahme der "Schönen Müllerin" mit Anders, die vernichtet wurde. Ich habe die Kopie des Löschprotokolls der zuständigen Abteilung. Ja, die Deutschen protokollieren auch gern die Zerstörung. Alles muss schließlich seine Ordnung haben. Der WDR hat die Bänder einer eigenen "Euryanthe"-Produktion mit der Mödl als Egantine neu bespielt, gleiches ist mit einer "Ariadne" geschehen, bei der die Mödl der Komponist war. Andere gelöschte Aufnahmen wurden rearchiviert wie die "Jenufa" mit Eipperle und Klose. Die hatte zum Glück ein Sammler im Radio mitgeschnitten, so dass sie von Relief verbreitet werden konnte. Die fehlende Schlussszene wurde mit einer alternativen Aufnahmen der Eipperle ersetzt und als solche auch ausgewiesen. Ein anderes Label hat die Aufnahme frech übernommen ohne auf die Besonderheit des Schlusses überhaupt einzugehen. Auch das ist Archivgeschichte.


    Jetzt möchte ich bei der "Elektra" von 1955 aus München nachhaken. Kennst Du die vollständige Besetzung? Ich habe die Oper ebenfalls von 1955 als Mitschnitt aus dem Prinzregententheater. Als Datum ist der 26. August angegeben. Die Hauptrollen sind genau so besetzt wie auf dem handschriftlichen Vermerk des von Dir eingestellten Fotos. Bei mir dirigiert Karl Böhm. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich in München Knappertsbusch mit Böhm abwechselte. Oder irre ich mich. Ist am Ende der Hinweis auf Böhm falsch? Wer weiß mehr?


    So, das reicht. Sonst liest es niemand.


    Gruß zum Abend von Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ich weiß nicht, ob deine Kontakte dazu irgendeine Information haben?


    Lieber Joseph II, ich habe das mühsame Recherchieren weitestgehend aufgegeben, als Rentner hat man eh keine Zeit....
    Aber wenn ich mich recht entsinne, habe ich Dir in den letzten 5 Jahren schon etliche Tipps und Quellen zur Beschaffung seltener Aufnahmen gegeben! ^^


    ....aber Rüdiger hat Deine Frage schon weitestgehend beantwortet.


    LG


    :angel:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Danke, lieber Rheingold, eine Anfrage an das DRA ist bereits raus. Ich hatte an den Standort Babelsberg gar nicht gedacht; die "alten Bekannten" in Frankfurt hätten mir kaum helfen können in der Sache.


    Lieber Harald, ich weiß deine Hilfe in der Vergangenheit sehr zu schätzen und verdanke dir insofern so manche Aufnahme. Ich wollte dir keineswegs irgendwelche Recherchearbeit zumuten.


    Bzgl. dieser "Elektra" aus München gibt es zwei Lösungsvorschläge:


    a) Entweder ist diese LP schlichtweg falsch beschriftet und es handelt sich tatsächlich um die Böhm-Aufnahme (wäre sehr schade) oder
    b) stimmt das Datum "1955" schlichtweg nicht. Knappertsbuschs Konzertregister verzeichnet tatsächlich zwei "Elektras" für die Jahre 1952 und 1954. Aufgrund der damals noch existierenden Ensembles wäre eine identische Besetzung ja durchaus denkbar.


    100%ige Gewißheit würde wohl nur ein Hörvergleich bringen. Mir liegen z. Zt. nur weder die Böhm- noch diese mysteriöse Kna-Aufnahme vor. Zumindest behauptet auch eine Kna-Diskographie, daß es diese Aufnahme gibt.


    Ich halte euch auf dem Laufenden, was diese Sache angeht!


    LG
    :hello:


    P.S.: Solche Recherchen sind so spannend wie die Suche nach dem Heiligen Gral. Irgendwie hat das seinen ganz eigenen Reiz. 8)

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Da die Deutsche Oper Berlin jetzt schon den Friscay-GIOVANNI und den Rother-FIDELIO auf DVD herausgebracht hat, hoffe ich, dass bald endlich auch der DON CARLOS in der Inszenierung von Gustav-Rudolf Sellner und unter der Leitung von Wolfgang Sawallisch offiziell verfügbar gemacht wird.


    Die Aufführung hat zwar einen Schwachpunkt und das ist Patricia Johnsson als Eboli, die zwar mit Engagement und Leidenschaft versucht, der dramatischen Partie gerecht zu werden. Aber sie hat halt leider einen Mezzo, der eher für das Charakter-Fach geeignet ist.
    Alle übrigen Partien sind aber ausgezeichnet (King, Greindl, Fischer-Dieskau) bis unübertrefflich (Lorengar, Talvela) besetzt:
    Elisabeth: Pilar Lorengar
    Don Carlos: James King
    Posa: Dietrich Fischer-Dieskau
    Philipp: Joseph Greindl
    Großinquisitor: Martti Talvela
    Vor allem aber bilden alle zusammen ein wirklich stimmiges Ensemble!


    Eigentlich bin ich inzwischen auch ein Anhänger der Aufführung von Verdi-Opern in italienischer Sprache, aber ich gebe gern zu, dass es in dieser Produktion schon Sinn macht, wenn deutsch gesungen wird und jedes Wort bestens zu verstehen ist!
    Hoffentlich kommt sie bald auf DVD (Mein Video-Band ist leider inzwischen blass im Bild und trüb im Klang)


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

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