Locatelli op. 3 - Violinkonzerte auf den Spuren von Vivaldi

  • Sagitt meint:


    Locatelli, einer der vielen aus dem überreichen Land der Musik-Iatalien-Er steht in der zweiten Reihe,längst nicht so bekannt wie Vivaldi oder auch Corelli.Aber für die Geige hat er Erstaunliches geschaffen. Seine Konzerte op. 3 sind großartig, eigentlich individueller als diejenigen von Vivaldi,man kennt nicht alle, wenn man eines kennt. Sehr virtuos für die barocke Violine.
    Gelegenheit auf Mela Tenenbaum hinzuweisen. Keine von den medial vermarkteten Stars, aber eine große Geigerin. Ich hatte Mühe,etwas über diese Geigerin herauszubekommen. Was weiss ich ? Kommt aus der Ukraine und lebt in den USA, soll Konzertmeisterin in NY sein.
    Vielleicht wissen andere mehr?
    Zu Schluss: 4 CDs zum schlanken Preis von 5.99 . Nicht schlecht ?!

  • Hallo Sagitt,


    Locatellis op. 3 ist allerdings atemberaubend virtuos, ein Beweglichkeitstest für des Geigers Finger! Ich würde jedoch zu Carmignola greifen, mag die Brilliant-Box auch noch so billig sein. Leider gibt´s mit ihm nicht alle zwölfe.




    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

  • Ich schließe mich der o.g. Empfehlung unbedingt an – Carmignola ist so etwas wie der Heifetz mit der Barockvioline für mich. =)


    Gruß, Cosima

  • Hallo,


    Ich schließe mich der Empfehlung der Carmignola-Aufnahme an, ein Muß für jeden Barockfreund - nein mehr ... eine Offenbarung !!


    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • Lieber Alfred,


    Du wirst ja richtig metaphysisch!!:D :D Carmignolas Bach und sein Vivaldi erst ..:jubel: :angel:


    Herzliche Grüße,


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Ja ich bin ein Carmignola -Fan - Im Sinne von fanatisch.


    Leider hat er das Label gewechselt. Aus meiner Sicht sicher nicht zum Vorteil, aber wahrscheinlich war es notwendig.
    (Die Sony Aufnahmetechnik bringt IMO die Violine wesentlich natürlicher, plastischer und lieblicher, als das der Mitbewerber DGG schafft, das kann man auch bei H. Hahns Einspielungen feststellen. Man muß es nehmen wie es eben kommt)


    Aber die Locatelli Aufnahme von der hier die Rede ist, ist ja eine Sony Einspielung - Ich verwende selten das Wort perfekt - aber hier passt es.
    Die CD war in Wien schon ein wenig schwer zu bekommen - wer also mit dem Gedanken an die Anschaffung dieser CD spielt, solte nicht allzulange zaudern....


    Nun zu den Werken:


    Aus meiner Sicht stehen die Werke denen von Vivaldi in nichts nach, einfallsreich und sehr individuell , soeben sehe ich fast wörtlich hat Sagitt dasselbe geschrieben. Aber es schadet nichts, das nochmals zu bekräftigen.


    Ich bin gespannt ob sich hier noch weitere Stimmen zu diesem Thema melden...


    Liebe Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt


    Aus meiner Sicht stehen die Werke denen von Vivaldi in nichts nach, einfallsreich und sehr individuell , soeben sehe ich fast wörtlich hat Sagitt dasselbe geschrieben. Aber es schadet nichts, das nochmals zu bekräftigen.


    Die Aufnahme mit Carmignola ist hörenswert, schon allein wegen der virtuosen
    Capricci, welche jeweils im ersten und dritten Satz vorkommen.
    Auch das Konzert Nr. 2, dem ich wegen der Ausflüge an den den Rand des Griffbrettes den Beinamen 'Vogelgezwitscherkonzert' geben würde, finde ich recht originell.
    Kurz gesagt, Locatellis 'Arte del Violino' fordert vom Solisten wohl einiges,
    aber dennoch kommen die Konzerte nicht ganz an die des Meisters Antonio V. ran. Vivaldis Konzerte sind besser als ihr Ruf .

  • Hallo =),


    Ich besitze auch die CD mit Carmignola/Marcon/VBO, mir gefällt sie sehr gut; nur ja, leider haben sie nicht alle zwölf aufgenommen. Und deshalb wollte ich fragen, ob mir jemand eine (oder mehrere) gute Einspielung(en) des gesamten op.3 empfehlen könnte?


    Ich schließe mich Alfred und Sagitt an, und würde von Locatellis Konzerten (vorallem seinem op.3) nicht behaupten, dass sie schlechter sind als jene von Vivaldi, auch wenn ich selbigen sehr schätze; aber genauso wenig würde ich Vivaldis Konzerte herunterspielen, indem ich meinte, seine Konzerte wären nicht individuell. Das stimmt nun auch wieder nicht :motz:


    lG

    Disco, oida ;)

  • Zitat

    Original von musicophil
    Hallo SASISusw,


    Ich habe in meinen Unverzichbaren eine Empfehlung von Locatellis Violinkonzerten. Brilliant, also billig.


    LG, Paul


    Ja,


    diese Mehrfachbox beinhaltet wirklich schöne Konzerte von Locatelli. Wenn sie auch schön gespielt wären... :rolleyes: Auf Dauer kann ich das nicht ertragen, wie Mela Tenenbaum im ewigen Eis die Töne sucht und nicht findet...


    Da ist mir ein "O Tannenbaum" von den Augsburger Domsingknaben doch lieber. :stumm:


    Viele Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Aber ob billig auch gut ist? ... Ullis Beitrag nach zu urteilen anscheinend nicht :D
    Nein, ehrlich, ich werd's mir einfach einmal anhören und mir selbst eine Meinung dazu bilden.
    Danke jedenfalls für die Empfehlung. =)

    Disco, oida ;)

  • Zitat

    Original von SASISPGMDGSMB
    Aber ob billig auch gut ist? ... Ullis Beitrag nach zu urteilen anscheinend nicht :D
    Nein, ehrlich, ich werd's mir einfach einmal anhören und mir selbst eine Meinung dazu bilden.
    Danke jedenfalls für die Empfehlung. =)


    Salut,


    das Geschriebene gilt ja nicht grundsätzlich für Brilliant - da gibt es etliches Gute! Aber in diesem Fall, naja... Besser als Straßenbahnlärm ist's allemahl... :rolleyes:


    Viele Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Original von SASIS
    Ich schließe mich Alfred und Sagitt an, und würde von Locatellis Konzerten (vorallem seinem op.3) nicht behaupten, dass sie schlechter sind als jene von Vivaldi, auch wenn ich selbigen sehr schätze; aber genauso wenig würde ich Vivaldis Konzerte herunterspielen, indem ich meinte, seine Konzerte wären nicht individuell.


    Ich schicke gleich voraus, dass ich op. 3 nicht kenne und davon ausgehe, dass kein großer Niveauunterschied zu den Concerti grossi besteht. Dennoch will ich hier posten, da ich keinen zweiten Lovatelli-Thread eröffnen will, in dem ich dann irgendwas Biographisches abschreiben müßte, was mich nicht im mindesten interessieren würde.


    Locatelli auf eine Stufe mit Vivaldi zu stellen, ist eigenwillig und heißt mE Vivaldi zu unterschätzen, obwohl ich Vivaldi eigentlich für überschätzt halte.


    Locatelli und Vivaldi sind - zumindest soweit mir bekannt - sehr unterschiedliche Concerto-Komponisten und zwar in jeder Hinsicht. Vor allem einmal tritt Vivaldi auf den Plan zu einem Zeitpunkt, wo das Concerto noch nicht so vielgestaltig und mit zahlreichen Komponistenpersönlichkeiten geadelt war, wie es der Fall war, als Locatelli gleichsam in einem Tross anderer Komponisten daherkam und nun seine spezifische Version finden musste. Vivaldi findet in erster Linie den großen Corelli vor. Dem stilistisch nahe verwandt den etwa gleichaltrigen Torelli, in derselben Generation hat sich ferner Muffat bemüht, Corelli mit Lully zu-crossovern, wobei ich aber nicht annehme, dass das in Italien besonders wahrgenommen wurde.


    Vivaldi beschreitet einen Weg zu starker Vereinfachung, einen Weg zur Überdeutlichkeit und Einprägsamkeit und gemeinsam mit dem gleichaltrigen Albinoni erfindet er (im Gegensatz zu Corelli und Torelli) Melodien, die eine rührende Schönheit haben können und bei denen ich noch nicht erkennen konnte, dass sie von der Vokalmusik entlehnt sein könnten - was aber daran liegen kann, dass ich zu wenige Opern jener Zeit kenne.


    Die Komponisten der folgenden Generationen konnten nun entweder Corelli und/oder Vivaldi folgen (wie zum Beispiel Manfredini) oder eine entschieden eigenwillige, manierierte Musik (wie besonders Durante) schreiben. Locatelli zählt - soweit ich ihn kenne - zur Durante-Fraktion. Dabei fällt mir auf, dass er (vor allem in einem Konzert aus op. 7) wirkungsvoll Elemente aus der Oper auf die Violine übersetzt.


    In seiner Generation sind neben Durante und Manfredini vor allem noch Giuseppe Sammartini und Tartini von Interesse und hier würde ich Locatelli nicht höher schätzen als die anderen vier, am ehesten wäre mE noch Tartini eine Konkurrenz für den alten Vivaldi, aber das wohl auch nicht wirklich.


    Ich würde sagen, dass Locatelli einer unter einer größeren Schar guter Komponisten in Corelli/Vivaldi-Nachfolge ist.


    Aber wie gesagt kenne ich op. 3 nicht.
    :pfeif:

  • Das ich kein Fan von Locatelli bin, habe ich ja schon öfter durchblicken lassen.
    Ich halte ihn, wie Quantz für ziemlich durchschnittlich, allein auf Virtuosität bedacht, ohne Tiefgang, ohne wirkliche Inspiration - Hauptsache nette Musik.



    Ich besitze neben diversen einzelnen Konzerten, diese CD vom Concerto Köln:




    Locatelli: Concerti Grossi
    Concerto Köln


    Concerto Grosso in Es-Dur "Il pianto d'Arianna" Op. 7 No.6
    Concerto Grosso in B - Dur Op.1 No.3
    Concerto Grosso in F-Dur Op.7 No.4
    Concerto Grosso in g-moll Op.1 No 12
    Concerto Grosso in Es - Dur Op.4 No.10



    Eines vorweg, die Konzerte sind wundervoll gespielt, da kann man nichts sagen.
    Nur sind eben die Kompositionen Locatellis nicht unbedingt das Genialste was ich je vernommen habe.
    Empfehlen kann ich die CD trotzdem, nette belanglose Barockmusik für wenig Geld.


    Wie KSM schon anmerkte, ist Locatelli eher auf dem Corelli-Trip, die hier versammelten Konzerte erinnern stark an den Stil des großen Ur-Vaters.
    Aber erreichen eben nie die Qualität des großen Vorbildes.
    Locatelli ist eindeutig ein Corelli-Epigone. :D


    Deswegen verwundert mich der Thread Titel - mit Vivaldi hat Locatelli gar nichts gemein - aber vielleicht ist das ja bei Op.3 anders ?(


    Seine Musik mag ja ganz nett sein, aber sie ermutigt mich nicht, mich intensiver mit ihm zu beschäftigen.
    Ein Wunder das aus Leclair bei einem solchen Meister doch ein halbwegs anständiger Komponist geworden ist :D:stumm:



    Da ich aber Marcon sehr schätze werde ich mir wohl doch irgendwann die Carmigniola Einspielung des Op.3 zulegen.

  • Guten Tag


    ist zwar nicht op. 3, aber eine hörenswerte Einspielung Locatlischer "Concerto Grossi" allemal:



    Freiburger Barockorchester :jubel: :jubel:


    Jetzt hält mich bei dem schönen Wetter hier nichts mehr am PC
    :hahahaha:


    Gruß :hello:


    aus der sonnigen Kurpfalz


    Bernhard

  • Zitat

    Original von der Lullist
    Wie KSM schon anmerkte, ist Locatelli eher auf dem Corelli-Trip, die hier versammelten Konzerte erinnern stark an den Stil des großen Ur-Vaters.
    Aber erreichen eben nie die Qualität des großen Vorbildes.
    Locatelli ist eindeutig ein Corelli-Epigone.


    Das geht mir jetzt zuviel in die andere Richtung - das wäre so, als wenn man alle französischen Spätbarocker außer Rameau als Lully-Epigonen abstempeln würde - man sollte nicht immer nur die Allergrößten im Auge haben und über alles andere die Nase rümpfen ...


    Locatelli ist wohl eine herausragende Figur des italienischen Concerto, durchaus eigenwillig und experimentierfreudig, kein Durchschnittskomponist. Seine Werke kann man überhaupt nicht mit denen Corellis verwechseln, er ist ganz auf der Höhe seiner Zeit (die ja nicht mehr die Corellis war).
    :hello:

  • Zitat

    Original von der Lullist
    Das ich kein Fan von Locatelli bin, habe ich ja schon öfter durchblicken lassen.


    Gut, es noch einmal lesen zu dürfen. :D


    Zitat

    Ich halte ihn, wie Quantz für ziemlich durchschnittlich, allein auf Virtuosität bedacht, ohne Tiefgang, ohne wirkliche Inspiration - Hauptsache nette Musik.


    Eine umfassendere Würdigung von Quantz las ich selten. :D
    Allerdings wüsste ich dann doch gerne mehr über die Details, die zu solch einem Urteil führen.


    Zitat

    Nur sind eben die Kompositionen Locatellis nicht unbedingt das Genialste was ich je vernommen habe.


    Und was ist „das Genialste“? Ob Locatelli nun die Krone von irgenwas darstellt, kann ich nicht beurteilen, aber Du bist mit dem Hackebeilchen ein bisschen arg schnell bei der Hand. Und Gründe, vor allem solche, die man nachvollziehen und überprüfen könnte, gibt’s dann keine zu lesen.


    Zitat

    Empfehlen kann ich die CD trotzdem, nette belanglose Barockmusik für wenig Geld.


    Kann es sein, dass man das unter Umständen für ein vorschnelles Pauschalurteil halten dürfte? :D


    Zitat

    Wie KSM schon anmerkte, ist Locatelli eher auf dem Corelli-Trip, die hier versammelten Konzerte erinnern stark an den Stil des großen Ur-Vaters.
    Aber erreichen eben nie die Qualität des großen Vorbildes.
    Locatelli ist eindeutig ein Corelli-Epigone. :D


    Drei musikwissenschaftliche Habilitationen in drei Sätzen! Weiter so! :D


    Zitat

    Seine Musik mag ja ganz nett sein, aber sie ermutigt mich nicht, mich intensiver mit ihm zu beschäftigen.


    „ganz nett“ ist schön gesagt...
    Immerhin hast Du ja ein äußerst klares Urteil dazu, obwohl Du Dich noch nicht näher mit ihm beschäftigt hast. Das ist genial! :D


    Zitat

    Ein Wunder das aus Leclair bei einem solchen Meister doch ein halbwegs anständiger Komponist geworden ist :D:stumm:


    Leclair hatte doch vielleicht andere Einsichten in die Qualitäten seines Lehrers?


    Zitat

    Da ich aber Marcon sehr schätze werde ich mir wohl doch irgendwann die Carmigniola Einspielung des Op.3 zulegen.


    Na, wenigstens Marcon findet Gnade. Und Locatelli wird froh sein, wenigstens über seinen Interpreten doch noch zu Dir gefunden zu haben.
    Irgendwas muss auch Marcon an Locatelli gefunden haben... :D

  • ich antworte auch in Bezug zum allgemeinen "italienischen Kram" der im Valentini Thread noch dazu kam.


    Warum man mir meine Ablehnung zu Locatelli ständig ausreden will, verstehe ich kein bisschen - muss ich denn alles mögen ?!


    Im übrigen stellt sich da ein ganz einfacher Effekt ein:
    Je mehr man missioniert umso vehementer vertrete ich meine Position :D


    Concerti Grossi sowie italienische Trio Sonaten langweilen mich unendlich.
    Genauso gibt es hier im Forum genügend Leute die frz. Barock Musik zum Abgewöhnen finden, von der Oper abgestoßen sind etc...
    Das ist doch ihr gutes Recht - wir sind hir ja auch nicht in einer Art Kirche in der man die Verpflichtung hat jeden Psalm der gesungen wird zu vergöttern.



    Locatelli nervt mich, weil außer ein paar Verenkungen und seichter Unterhaltung nichts geboten wird.
    Mich hat selten ein Komponist so tief gelangweilt und abgestoßen, da gibt es nur wenige die das genuaso gut schaffen oder noch besser sind:


    Quantz, Keiser und Richard Strauss.


    Ich denke nicht das ich die Verpflichtung habe, meine Zeit mit dieser Musik zu vergeuden, die mir nicht im geringsten zusagt.
    Ich bin kein Musikwissenschaftler und halte mich auch für keinen, ich höre Musik zu meinem Vergnügen, von mir auch zur geistigen Erbauung oder schlicht weil ich sie liebe.
    Deshalb sehe ich mich auch nicht berufen eine wissenschaftliche Rechtfertigung abzuliefern, weil ich dies oder jenes nicht mag, soweit kommts noch :hahahaha:



    Hier heißt es einfach den Geschmack und die Meinung des anderen zu respektieren, auch wenn sie nicht der eigenen entspricht :lips:


  • Lieber Lullist,


    vermutlich will kein Mensch Dir Deine Abneigung gegen Locatelli ausreden.
    Und dass Du mit dem Fuß aufstampfst, wenn Du dennoch diesen Eindruck hast, ist verständlich.
    Und dass Du endlich Deine Position umso vehementer vertreten willst, ist direkt erfreulich.
    Aber dann schimpfst Du wieder wie ein Rohrspatz und lässt allen, die Locatelli auch nicht mögen wollen, keine Chance, dahinter zu kommen, was Du eigentlich meinst.
    „Ein paar Verrenkungen“ und „seichte Unterhaltung“ – da fällt mir RTL 2 ein, aber nicht unbedingt Locatelli.
    Nie würde ich Dir unterstellen wollen, dass Du Musikwissenschaftler bist, aber ein bisserl differenzierter wär schon schön.
    Wie gerne würde ich Dir bei Deinen Abneigungen und Vorlieben folgen, Deinen Geschmack teilen können, wenn ich nur einmal erfahren würde: WARUM?
    Bisher hab ich’s gelesen und musste erkennen, er mag’s halt. Oder auch nicht. Das finde ich nicht allzu inspirierend.
    Demnächst tauchen hier vielleicht Threads auf mit Titeln wie „Bach ist ein Torfkopp“, „Beethoven war ein tauber Depp“, „Bruckners Getröte ist zu katholisch“, „Wolferls Pubertät hat die Violinsonate ins Verderben gestürzt“.
    Und wenn dann jemand wissen möchte, wieso: Is halt so. Mein Geschmack. Darf ich doch.


    Ja dann...


    Schöne Grüße
    Hildebrandt

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • ich will es mal versuchen anhand der Concerti Grossi CD zu beschreiben, da sie ja ziemlich gut interpretiert ist und man einfach den Fakt ausschließen kann das es an einer langweiligen Interpretation liegt.



    ... wozu Du mich nötigst :hahahaha: :
    ich höre mir gerade nochmal die Concerti Grossi mit voller Aufmerksamkeit an.


    Irgendwie bleibt bei mir stets der Eindruck, des stockenden, es bleibt in sich hängen. Dann kommt eine neue Floskel und es geht weiter mühsam ins Vorhersehbare.


    Vielleicht erwarte ich zuviel und das enttäuscht dann.
    Ich warte auf wunderschöne Melodien, sie kommen nicht, ich warte auf geniale Stellen, sie kommen nicht, ich warte auf langsame Sätze die zu Herzen gehen, sie bleiben oberflächlich.
    Und schon ist das Concerto zu Ende.


    Da bleibt nichts haften bei mir.



    Am ehesten gefällt noch das g-moll Concerto:


    Der Cembalopart scheint mir aber improvisiert zu sein.
    Das eröffnende Largo ist wieder ganz im Stil Corellis gehalten, und hat durchaus schöne Stellen.
    Aber auch da ist wieder dieses Gefühl von Ziellosigkeit.
    Der 2. Satz, eine Allemande beginnt vielversprechend, verliert sich dann aber in Belanglosikeit - schade.
    Der 3. Satz eine Sarabande ist noch der schönste Satz. Vielleicht der schönste Satz der ganzen Aufnahme.
    Aber auch hier verzettelt er sich wieder. Warum führte er das Anfangsthema nicht einfach weiter fort ?
    Der 4. Satz "Presto" erinnert wieder stark an Corelli und hier bleibt er wenigstens mal konsequent und schweift nicht ab.
    Der letzte Satz eine Gavotte die ich mir spare zu beschreiben.



    Diese Konzerte lassen mich einfach kalt, da ist nichts was mich berührt, was mich bewegt.
    Vielmehr erfüllen sie alle negativen Klischees die man von Barockmusik kennt.


    Ich möchte trotz allem Op.3 kennen lernen, da er ja versuchte die Virtuosität seiner Kollegen zu übertreffen.
    Bedauerlich ist, dass er nur in diesem Metier komponierte und es nicht schaffte einen eigenen Stil zu entwickeln.

  • Zitat

    Original von Hildebrandt
    Demnächst tauchen hier vielleicht Threads auf mit Titeln wie „Bach ist ein Torfkopp“, „Beethoven war ein tauber Depp“, „Bruckners Getröte ist zu katholisch“, „Wolferls Pubertät hat die Violinsonate ins Verderben gestürzt“.
    Und wenn dann jemand wissen möchte, wieso: Is halt so. Mein Geschmack. Darf ich doch.


    Ja dann...


    Wir hatten mal so einen Titel über Berio - leider ist der dann geändert worden... :rolleyes:

    Viva la libertà!

  • Zitat

    Original von Barezzi


    Wir hatten mal so einen Titel über Berio - leider ist der dann geändert worden... :rolleyes:


    Danke für den Link.
    Und überhaupt ist der Thread lesenswert. Hat Blackadder inzwischen seine Angst verloren, verhurzt zu werden? :D

  • Zitat

    Original von der Lullist


    ... wozu Du mich nötigst :hahahaha: :
    ich höre mir gerade nochmal die Concerti Grossi mit voller Aufmerksamkeit an.


    Heute, morgen oder übermorgen mach ich das auch und setze mich mit L.s op. 1 in derselben Aufnahme vor die große Anlage.
    Danach sag ich bestimmt was dazu. :D


    Aber erstaunlich ist doch schon, was alles aufgenommen worden ist.


    Und stutzig macht mich ja auch, das eben dieses op. 1 vom alten Bach höchstselbst abgeschrieben und im Zimmermannschen Kaffeehause mit seinem Collegium musicum aufgeführt worden ist.


    So schlimm kann es also wohl nicht sein.

  • Es ist an der Zeit, dem Lullisten Genugtuung zu leisten!


    Wenigstens ein bisschen. :D


    Locatellis op. 3 ist Kompendium der geigerischen Möglichkeiten, die er neu entwickelt hatte.
    Carmignola brennt auch ein Feuerwerk damit ab.
    Aber die Ritornelle und überhaupt der gesamte Rest der Kompositionen wirken gestreckt und passend gemacht, damit der geeignete Hintergrund für die Kunsstücke des Solisten ausgebreitet werden kann. So ähnlich klingt es ja später auch manchmal bei Paganini, dem nächsten übergroßen Violinvirtuosen.
    Wenn man fast Unmögliches auf einer Barockgeige hören will, muss man diese (!) Aufnahme haben.


    Aber: Locatelli opfert dafür viel von der Substanz, die er eigentlich aufbringen könnte. Und für die sind die Concerti op. 1, 4 und 7 ein schlagender Beweis. Allein op. 7, Nr. 6 ist ein absolut genialer Wurf. Der Auftritt der Violine als dramatische "Gesangsstimme" ohne alle Virtuosenallüren sollte genügen, um Locatelli ein Plätzchen zur Rechten Vivaldis zu sichern.

  • Mir ist eigentlich nie so richtig bewusst gewesen, daß die Carmignola CD nur eine kleine Auswahl von Locatellis "L Arte del Violino" enthält - und daß es in Wahrheit 12 Violinkonzerte sind. Die vorliegende neue Brilliant Box aus dem Jahre 2012/13 hat mir das eindringlich vor Augen geführt - sie besteht aus 5 CDs. Solist und Dirigent ist Igor Ruhadze.
    Ich finde die Aufnahme als ausgezeichnet - ein Vergleich mit Carmignola wäre unfair, dieser ist in meinen Augen der ungekrönte König der Barockvioline - und er weiss es auch. Bei Brilliant Classics bekommt man für wenig Geld eine vorzügliche Aufnahme ALLER Violinkonzerte plus drei Concerti Grossi als Draufgabe, bei DGG bekommt man eine EXCEPTIONELLE Aufnahme zum Vollpreis mit einigen ausgewählten Konzerten auf EINER CD. Mein Resume zur neuen Brilliant-Box: Eine Aufnahme die (mir) - unabhängig vom Preis - viel Freude macht...

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred



    clck 7841

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich habe mich inzwischen, nachdem ich zwei CDs der im vorigen Beitrag gezeigten Locatelli-Box gehört habe - ein wenig weiter informiert und per Soundschnippsel in Alternativaufnahmen hineingehört. Allein durch die Möglichkeit des Solisten Verzierungen selbst zu improvisieren, wie auch der unterschiedliche Klang der jeweils verwendeten Instrumente verlocken zum Kauf einer zweit- oder Drittaufnahme. Dazu mehr, wenn ich welche davon besitze, was laut Plan im Februar oder März der Fall sein wird.


    Die vorliegende Aufnahme des Ensemble Capricciosi - es spielt auf Originalinstrumenten, bzw deren Nachbauten enthält zusätzlich zu den 12 Violinkonzerten op 3 noch 2 weitere, die bis dato noch nicht auf CD veröffentlicht wurden.
    Igor Ruhadze spielt eine Violine von David Tecchler, Rom aus dem Jahre 1706


    Hier noch eine Nachbemerkung zu "L' arte del violino" (1733) - und zu Locatelle im allgemeinen
    Ich fand bei wikikpedia folgendes (in englischer Sprache)
    _____________________________________________________________


    "Im Gegensatz zu seiner früheren Musik, welche sich in Form des Römischen barocken Stils ausdrückt, ein gutes Beispiel wäre hier Arcangelo Corelli, wurden die Konzerte "L' arte del violino" im neueren venezianischen Stile a la Vivaldi geschaffen. Die Musik macht reichlich Gebrauch vom obersten Register der Violine und erzielt dadurch eine Belcanto-Qualität, welche im Frühwerk Locatellis fehlt"
    ______________________________________________________________


    Hier wird damit indirekt auch auf die Frage - zu Beginn des Threads wurde hier diskutiert - Bezug genommen, inwieweit Locatelli Vivaldis Stil nahesteht. Es wurde behauptet - und von andrer Seite in Frage gestellt.
    Ebenfalls wird Locatelli gern als guter (oder auch weniger guter) Komponist dargestellt, der aber nicht die Höhen eines Vivaldi erklimmen kann, sondern in dessen Schatten stehen muß. Nachdem ich in letzter Zeit relativ viel von Locatelli gehört habe - möchte ich dem auf schärfste widersprechen. Abgesehen davon, was noch vor einigen Jahrzehnten über Vivaldi gesagt wurde....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !