Gestern hörte ich Busonis Klavierkonzert op. 39 in der Berliner Philharmonie. Es spielten die Neubrandenburger Philharmoniker unter ihrem GMD Stefan Malzew. Am Flügel war Pietro Massa.
Das Klavierkonzert von Busoni, 1904 vollendet, ist ein sehr langes (ca. 80 Minuten) und merkwürdiges Werk. Die Musik ist vollgepackt mit interessanten Einfällen, wobei man bei dem ganzen jedoch einen großen Bogen sucht: Der innere Zusammenhag scheint zu fehlen. Im letzten Satz tritt ein Herrenchor auf - ein Überbleibsel von einer von Busoni nicht verwirklichten Schauspielmusik - der eine Hymne auf Allah einstimmt. Vom Stil her mutet dieses Mammutkonzert wie eine Mischung von einem virtuosen Liszt-Konzert mit Sibelius' Kullervo oder einer anderen großen Chorsymphonie aus der Zeit an.
Für die Mitwirkenden war dieses Konzert eine Klasse zu schwierig. Zwar wurde ordentlich musiziert - abgesehen von gelegentlichen Koordinationsschwächen zwischen Dirigent und Solist - aber die Fähigkeit, dem Werk eine Form zu geben, war nicht vorhanden. Alle Beteiligten (mit Ausnahme des Chores) waren an ihre Grenzen gestoßen. Im langsamen dritten Satz hatte Massa ein paar sehr schöne, zarte Momente. Für ihn wäre es sicherlich besser gewesen, ein Konzert zu wählen, in dem seine Fähigkeiten besser zum Tragen gekommen wären. Für den Solisten ist das Busoni-Konzert, angesichts des immer wieder aufwallenden Orchesters und der Herrenchores eher undankbar. Es gab keine Zugabe.
M.