Johann Sebastian Bach: Weltliche Kantaten

  • Hallo Bachfreunde


    Selten sind heutzutage die Weltlichen Kantaten Johann Sebastian Bachs Gesprächsthema, bzw Thema überhaupt.
    Ich finde das schade, denn es zeigt sich hier gelegentlich auch die heitere Seite des Thomaskantors, den sich viele lediglich als Jähzornigen strengen älteren Herrn vorstellen.


    Mein Lieblingswerk ist die Bauernkantate, eigentlich eine Huldigung an Carl Heinrich von Dieskau, anlässlich seiner Erbübernahme.


    Aber auch die Kaffekantate ist nicht nur eine musikalische Kostbarkeit, sondern zugleich eine gute Gelegenheit sich über gewisse Usancen, oder, den Zeitgeist der Bach-Zeit, wie man heute sagen würde, zu informieren.


    Ich besitze unter anderem eine Aufnahme der Bauernkantate und Jagdkantate mit Nikolaus Harnoncourt und dem Concentus Musicus
    Die Solisten sind Yvonne KENNY,Angela Maria BLASI,Kurt EQUILUZ und Robert Holl.


    Die Kaffekantate hab ich nur auf LP



    Wer kennt weitere interessante Aufnahmen ?



    Gruß aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo Alfred, mit den "weltlichen" Bach-Kantaten tu ich mich, ehrlich gesagt, schwer ! Wären sie nicht auf uns gekommen, ich würde den Verlust, gelinde gesagt, gering achten. Es gibt aus Bachs Zeit und auch aus seinem unmittelbarem Umfeld in Dresden weitaus interessantere weltliche Werke (z. b. von Hasse oder Fasch) Sowohl Bauern wie auch Kaffeekantate, ebenso wie die Huldigungsmusiken an diverse Augste oder Leopolds gäb ich gerne dafür her
    für ein weiters Werk etwa in Art des "Musikalischen Opfers" oder der "Johannes-Passion" ! Einzige Ausnahme in diesem Werkkomplex bildet lediglich die eher schon geistliche "Trauer-Ode" nach einem Text Gottscheds auf die "Betsäule Sachsens", die von den Landeskindern und wohl auch Bach verehrte Kurfürstin
    Christine Eberhardine aus dem Jahr 1727: die Kurfürstin hatte es abgelehnt, um einer Krone willen, katholisch zu werden.Diesem traurigen Anlas ist eines der schönsten und unbekanntesten Werke Bachs gewidmet, dessen exemplarische Einspielung ich hiermit sehr gerbne einem hoffentlich geneigtem Publikum vorstelle:


    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Hallo Alfred,


    natürlich hat DFDieskau diese Kantate auch gesungen, mit Lisa Otto als korresponierendem Sopran.Da er ein großer Bachsänger war, ist dies auch heute noch anhörbar, wenngleich die Begleitung von Forster etwas holzschnittartig ist.


    Als sehr gute Aufnahme der weltlichen Kantaten ist diejenige unter Schreier zu nennen, zwischendurch bei Billig-Labels verhökert. Man hört ja häufig Originale später bekannter Werke, wie des Weihnachtsoratoriums oder der h-moll Messe.


    Schreier nimmt zügige Tempi, hat großartige Solisten ( Mathis,Hamari, Adam,Lorenz) , mit den Berliner Solisten ein guten Choir und ein brauchbares Orchester. Er läßt " traditionell" musizieren, aber es kommt eine sehr lebende Interpretation heraus. Schreier ist natürlich ein umfassender Experte des Bachgesangs.


    Ursprünglich war dies eine Hochpreisaufnahme vonArchiv,ist aber dann zu Billiglabels gewechseltObwohl die Aufnahme von 1979 stammt, ist sie auch technisch heute noch gut anhörbar.


    Der Text der Kantaten ist manchesmal nur schwer zu verdauen, aber derjenige geistlicher Kantaten ist auch nicht besser..Christen ätzet diesen Tag BWV 63 .....

  • Hallo!


    Ich finde, man sollte diesen Teil von Bachs Werken nicht unterschätzen! Das Problem scheint aber oft der Zugang zu sein. Gerade die Glorifizierung des absoluten Monarchen ist für uns heute natürlich schwer verständlich. Trotzdem sind die weltlichen Kantaten sehr hörenswerte Stücke, nicht nur weil Bach Auszüge im Weihnachtsoratorium oder in der H-Moll Messe wiederverwendet. Gerade die Eingangschöre strotzen nur so vor barocker Freude und auch unter den Arien gibt es viele Juwelen zu entdecken! Leider hab ich nur wenige weltliche Kantaten im Schrank... es ist halt schwer, hervorragende Interpretationen zu finden. :evil:
    Besonders eine CD suche ich schon lange, aber sie ist nirgends mehr erhältlich: "Weltliche Kantaten" von Reinhard Goebel und der Musica Antiqua Köln (Archiv Produktion). Aber auch die Einspielungen von Rene Jacobs und der Akademie für alte Musik Berlin, die mir der Lullist jüngstens empfohlen hat, werde ich mir wohl zulegen.
    Es bleibt zu hoffen, daß diese Werke künftig kein Schattendasein mehr fristen müssen, sondern die Beachtung finden, die sie verdienen. Ich freue mich auf zahlreiche qualifizierte Neueinspielungen in den nächsten Jahren (ein frommer Wunsch *g*)! :D

  • Sagitt meint:


    ich kenne die Kantaten ,von Goebel, interpretiert und, aus der Erinnerung, war ich davon nicht überzeugt. Nicht so gute Solisten und vor allem, ziemlich verhetzt( wie auch seine Brandenburgische Konzerte). Das ist natürlich eine extrem subjektive Einschätzung- was ist ein angemessen schnelles Tempo und was nicht ? Andere mögen dies angenehm beflügelnd finden. Ich finde, ein zu schnelles Tempo bei Bach unangemessen,insbesondere bei den geistlichen Werken, Haupttäter Gardiner bei der h-moll Messe und den beiden Passionen.
    Nun könnte man bei den weltliche Werken argumentieren, hier ist kein pietistisches Gefühl durch die Hatz gestört, aber mir sind diese Tempi dennoch nicht angenehm. Ich versuche, mangelnde Präzision des Gedankens durch einen Vergleich zu ersetzen,als wenn man in einem ICE durch die Landschaft rast und die Einzelheiten nicht mehr erkennt.
    Dieser Gefahr erliegt nicht Ton Koopmann, der ja mit den weltlichen Kantaten seine Kantatenreihe damals eröffet hat, Orchester und Chor hervorragend, Solisten Geschmackssache ( ich zB mag einfach die Stimme von Barbare Schlick nicht)

  • Hallo BBB


    Du meintest doch die Trauerode "Laß, Fürstin,.." BWV 198 !?


    Alfred Dürr ordnet sie als "weltliche" Kantate ein, aber in vielen CD-Veröffentlichungen wird sie einem doch als "normale", geistliche Kantate verkauft. Ich dachte ohnehin, daß die Wetlichen Kantaten mit BWV 201 beginnen.
    Daß sie allerdings so schrecklich unbekannt sei, da kann ich Dir nicht zustimmen. Gardiners Aufnahme wurde hier schon mehrfach gelobt und empfohlen und auch ich habe im Bachkantatenthread Gustav Leonhards Aufnahme empfohlen. Im "Glocken-"Thread nimmt sie auch eine wichtige Position ein!


    Was nun aber die wirklichen weltlichen Kantaten betrifft, so habe ich die 8 CD Box von Peter Schreier (Dirigent und Schreier) bei Brilliant und einige vereinzelte Aufnahmen mit Harnoncourt und Rilling. Die Schreieraufnahme ist wahrlich kein Hochgenuß, aber wenn man die ansonsten ja eigentlich schöne Stimme Schreiers aushält und Theo Adam auch, dann ist man eigentlich gut bedient und ist der (nahezuhen) Vollständigkeithalber zufrieden.


    Doch Königin! Du stirbest nicht, man weiß, was man an Dir besessen.
    Die Nachwelt wird Dich nicht vergessen.
    Danke, Bach / Gottsched.


    Gruß, Markus



    Nachtrag:
    Wie man hier sieht, rechnet Teldec BWV 198 zu den geistlichen Kantaten.

  • ThomasBernhardt:


    Zitat

    Du meintest doch die Trauerode "Laß, Fürstin,.." BWV 198 !?


    hallo Markus.ja genau, die mein ich: nicht nur der olle Dürr, auch mein Lehrer Rifkin fügte sie den "weltlichen" Kantaten zu, was aber letztendlich marginal ist. Im Kosmos der Bachschen Kantaten, der sich für den "Normal-Hörer" eh auf ganz wenige Werke beschränkt, ist sie allerdings immer noch nicht so in das ihr gebührende Licht getreten.
    Die Gardiner-Aufnahme schätze ich persönlcih weniger; sie hat ihre Mertiten, ist aber nicht ein so genialer Wurf we die von mir favoristierte
    Einspielung Herrweghes. Leider geht mein Masochimus nicht soweit, die Stimmen Schreiers UND Adams ohne ernsthafte psychische Verstimmung ertragen zu können; BEIDE halte ich als Bach-Sänger für keine gute Wahl und das andere Repertoire, an dem sie sich sonst austoben, interessiert mich zum Glück kaum. Ich hab mir schon vor Jahren abgewöhnt, nur um der Vollständigkeit halber Musik zu sammeln. Wems jedoch ums reine "Kennenklernen" geht, der ist sicher mit der 8-CD-Box gut bedient.

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Moment mal bitte, BerlinBear (bist du ech aus Berlin?Hast du un s gehört?Eure Stadt ist schön.. :D), dein LEHRER RIFKIN? Der ist doch total berühmt!
    Kennst du zufällig Andrew Parott??

  • die ergreifendste aufnahme der trauerode, die ich kenne, ist die von rilling (ja, manchmal kann auch er gut sein); sie bringt mich immer wieder zum weinen ;(
    eines der allergrößten werke eines der allergrößten komponisten :jubel:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • MaxThomaner:


    Zitat

    Moment mal bitte, BerlinBear (bist du ech aus Berlin?


    Hallo Max, nein, ich bin NICHT aus Berlin, lebe aber seit 25 Jahren hier, eher zwangsläufig :D
    Ja, Rifkin ist berühmt, er würde sicher eher sagen "berüchtigt"
    :] Ich habe in den USA studiert, u.a. auch bei ihm. Er ist ein ganz normaler Typ, der nichts von Personekult und dgl. hält.
    Parrott hab ih einmal gesehn, von "Kennen" in dem Sinne kann da nicht die Rede sein, ausserdem sidn das Dinge und Details, die sich besser pvt
    klären lassen; also wenn du noch was wissen willst, sachick mir einfach ne PN odserf ne email. Grüsse nach Leipzig

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

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  • Klingsor:


    Zitat

    die ergreifendste aufnahme der trauerode, die ich kenne, ist die von rilling


    Hallo Klingsor: also DAS erstaunt mich nun wirklich, denn im goßen ganzen (oder auch im ganz allgemeinen) ist Rillings Bach genau von der Art, wie ich es NICHT schätze ! Welche anderen Aufnahmen der Trauer-Ode kennst du ausserdem ??
    ich bin immer gerne bereit, mich zu korrigieren, wie ich das neulich auch im Falle von Helmut Müller-Brühl tat, dessen Interpretaion der hmoll-messe mit dem Dresdner Kammerchor mich glatt umgehaun hatte. Ein eAufnahme, die ich diesem in angestubten Traditionen sonst sich bewegenden Dirigenten niemals zugetraut hätte.

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • hallo, bbb,
    ich sagte ja schon, auch rilling KANN mal ganz gut sein :D, insbes. in seinen neueren aufnahmen entwickelt er zuweilen einen mitreißenden drive, der hinter gardiner oder jacobs und goebel nicht zurücksteht .


    das betrifft natürlich nicht die trauerode. sie ist ehrfurchtsvoll, gravitätisch, groß (so wie die richteraufnahmen, die ich insges. immer noch am ergreifendsten aller kantatenaufnahmen finde), und das rezitativ 'der glocken bebendes getön': (siehe auch meinen glockenthread) ist außerordentlich (das habe ich glaub ich beim erstenmal 50x hintereinander gehört; hier hört man fast domglocken läuten ... :yes: )
    wenn ich dagegen parrott vollkommen unsensibel durchrasen höre ... :evil: :evil: :evil:
    bin sowieso nur sehr selten ein freund von seinen aufnahmen (die cembalokonzetrte sind z.b gut, auch die brandenburg. konz.; aber seltenst die chormusik)


    also, nur zu empfehlen .... :hello:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Hallo!


    Ich höre sehr gerne die "Kaffe-Kantate" BWV 211. Nun ja, der Text ist nicht sehr anspruchsvoll, aber die Sopran-Arie "Heute noch" ist einfach wunderbar, und Rotraud Hansmann singt sie auch sehr schön in meiner Aufnahme (Harnoncourt 1968 ):


    Viele Grüße,
    Pius.

  • @BBB: Das finde ich echt genial.
    Aber n Autogramm oder sowas hast du zufällig nicht da..?
    (Wahrschinlich hätte er das auch nie gegeben! :O :()

  • MaxThomaner:


    Zitat

    Aber n Autogramm oder sowas hast du zufällig nicht da..?


    Hallo Max, doch, hab ich, und zwar hat er mir in meinen Klav ierauszug von BWV 106 hiengeschrieben. "If you bring a flute in the wrong temperature with the next sample again, a round costs
    Whiskey for the whole ensemble. Josh!"


    Das heisst verdolmetschet: "Wenn du bei der nächsten Probe wieder eine Flöte in der falschen Stimmung mitbringst, kostet das eine Runde
    Whiskey für das ganze Ensemble. Josh !


    Also DEN Klavierauszug geb ich natürlich nicht her :D


    Wenn ich in Leipzig bin und mein Aufenthalt fällt auf euren "Motettentag", komm ich natürlich auch in die Thomaskirche. Das nächste Mal im September !

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • @BBB: Och, das hätt ich jetzt aber gedacht...:( :):D
    Sag mir bescheid, wenn du kommst!
    Wir sind nämlich in verschiedene kantoreien eingteilt, so dass immer n paar nach Hause kommen(wir singen ja nicht mit 100 Leuten en Motette...), und ich muss sehen, dass ich dann da bin!!!!!

  • Hallo !


    Ich bin seit heute Mitglied in diesem Forum. Ich freue mich sehr, endlich ein Forum entdeckt zu haben, in dem über klassische Musik diskutiert wird.


    Mein Lieblingsgebiet ist die Musik von Bach und Händel. Ich komme aus der Stuttgarter Gegend und bin da natürlich ein Stück weit mit Rilling und seinen Gächingern sozialisiert. :yes:


    In diesem Thread über die weltlichen Kantaten sind bisher die nicht erwähnt worden, die mir besonders gut gefallen, nämlich "Schleicht spielende Wellen", BWV 206, "Auf schmetternde Töne" BWV 207a, BWV 214 "Tönet Ihr Pauken, erschallet Trompeten, klingende Saiten erfüllet die Luft" und nicht zu vergessen, "Preise Dein Glücke, gesegnetes Sachsen" BWV 215


    Die spielenden Wellen würde ich für einen schönen Abend an einem beliebigen, aber ruhigen, Meer empfehlen, insbesondere den Eingangschor und die Arie "Hört doch der sanften Flöten Chor (mit drei Flöten :] ), seeehr schön.


    An BWV 207a gefällt mir der Chor zu Beginn, der auf das 1. Brandenburgische Konzert zurückgeht, der Schlußchor und, vor allem, der Marche.


    BWV 214 finde ich den Eingangschor genial (wer das Weihnachtsoratorium kennt, hat da einen Wiedererkennungseffekt). Dies wurde - mein ich - in dem Thread zum Weihnachtsoratorium bereits erwähnt.


    An BWV 215 mag ich den Eingangschor (parodiert in der h-Moll-Messe als Osanna) und den Schlußchor.


    Ich besitze Aufnahmen von diesen Werken von Rilling, Koopman, Herreweghe (ganz neu) und noch ein paar mehr. Eine Empfehlung möchte ich nicht aussprechen, bin aber auch ein Freund eines modernern Instrumentariums und ich mag Bach-Trompeten.... :yes:.


    Viele Grüße aus dem Schwäbischen


    Andreas

    Johann Sebastian Bach ist Anfang und Ende aller Musik (Max Reger)

  • Zitat

    Original von AndreasHBWV 214 finde ich den Eingangschor genial (wer das Weihnachtsoratorium kennt, hat da einen Wiedererkennungseffekt).


    BWV 213 und 214 enthalten ja sowieso die größten Kracher aus dem WO, nur zu nennen: "Schlafe, mein Liebster" (in BWV 213 die Arie der WOLLUST :lips: ), "Bereite dich, Zion", "Jauchzet, frohlocket", Großer Herr und starker König", "Herrscher des Himmels"... alles schon mit weltlichem Text vorher dagewesen.


    Möchte gerne noch auf die Kantaten "Vereinigte Zwietracht der wechselnden Saiten" und "Der zufriedengestellte Äolus" hinweisen, sehr sehr schöne Werke! Also, wenn die nicht "auf uns gekommen" wären, stellte das m. E. einen sehr großen Verlust dar!


    Ich zitiere übrigens im Signaturtext gern die Lyrik der weltlichen Kantaten... es ist einfach zu schön :D :D

    „People may say I can't sing, but no one can ever say I didn't sing."
    Florence Foster-Jenkins (1868-1944)

  • Draugur:


    Zitat

    "Bereite dich, Zion", "Jauchzet, frohlocket", Großer Herr und starker König", "Herrscher des Himmels"... alles schon mit weltlichem Text vorher dagewesen.


    Gewiss doch: das war Bachs ganz spezielle Art der Reste-Verwertung um Werke, die maximal 1 2mal erklingen konnten, für die "Ewigkeit" zu retten, fanden sie Platz in einer geistlichen Komposition, die unabhängigig von den vergänglichen Leopolds und Augusts aufegführt werden konnte. Bach hat dieses"Parodieverfahren" (in einem andern Thread ist davon ausführlich die Rede) zur Perfektion gebracht aber dergleichen war eh in der Barockzeit gängige Praxis.

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • @ Draugur


    Nachfolgend ein Vorschlag für Deine Fußtexte:


    "Mit dir und mir ins Federbett, mit dir und mir ins Stroh" (BWV 212, oder besser bekannt als "Mer hahn en neue Oberkeet").

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  • Draugur: Zu BWV 205 möchte ich noch hinzufügen, dass die Instrumentation dieser Kantate bei Bach meines Wissens einmalig ist: der "übliche" Trompetenchor (3 Trompeten + Pauken) und noch zusätzlich 2 Hörner, was in den beiden Chören zu Beginn und am Schluss sowie der Arie "Zurücke, geflügelte Winde" zu, wie ich finde, sehr interessanten klanglichen Effekten führt.


    Ich hoffe, Du nimmst mir nicht übel, wenn ich auch ein Zitat einer bachschen Kantate als Signatur verwende, aber dieser Satz gefällt mir einfach sehr.


    Ciao und viele Grüße


    Andreas

    Johann Sebastian Bach ist Anfang und Ende aller Musik (Max Reger)

  • Hallo zusammen,


    diese Jagdkantate greife ich auf,um einen Vergleich zu wagen zwischen einer EMI-Aufnahme von 1961 mit den Berliner Symphonikern unter Karl Forster mit den Solisten Annelies Kupper,Erika Köth, Fritz Wunderlich und Dietrich Fischer-Dieskau
    und einer 1978 in der Berliner Christuskirche aufgenommenen Aufführung mit dem Kammerorchester Berlin unter dem Dirigat von Peter Schreier,der neben Edith Mathis,Arleen Augér und Theo Adam auch den Gesangspart des Endymion innehatte.


    Meine Meinung hierzu ist,daß sich die Damen in beiden Aufnahmen sehr achtbar präsentierten,die Diana von Edith Mathis vielleicht eine Spur lebendiger.Bei der Partie des Pan gefällt mir Theo Adam mit seinem profunden Bass sehr gut,Dietrich Fischer-Dieskau verleiht der Partie eine Faun-Attitude,die auch gefallen könnte,würde die Stimme etwas harmonischer zu den begleitenden Oboe und Corno da caccia klingen.
    Bei den Tenören bin ich parteiisch,was ich zugebe.Mir liegt nun mal Wunderlichs Stimme tausendmal mehr als die von Schreier.
    Aber von hoher Musikalität durchdrungen singen beide ihren Endymion.
    Am auffälligsten unterscheiden sie sich wohl im Rezitativ vor der Arie "Willst du dich nicht mehr ergötzen",im Schlußteil bei"Und folgest nur der Jägerei" mit einer endlosen Koloratur,die einen Atem für die Ewigkeit verlangt.Jeder Interessierte möge sich diese Passage anhören und selbst urteilen.

    Freundliche Grüße Siegfried


  • Danke für die Info wegen 205, werde mal verschärft drauf achten.


    Hast du die Signatur schon wieder geändert? Hätte doch gerne gesehen, welches Zitat du reingetan hast. Ach ja, und: Natürlich nehme ich es dir übel :D

    „People may say I can't sing, but no one can ever say I didn't sing."
    Florence Foster-Jenkins (1868-1944)

  • Zitat

    Original von tom
    @ Draugur


    Nachfolgend ein Vorschlag für Deine Fußtexte:


    "Mit dir und mir ins Federbett, mit dir und mir ins Stroh" (BWV 212, oder besser bekannt als "Mer hahn en neue Oberkeet").


    Vielen Dank! Wird in meinen Zitatenschatz aufgenommen!!

    „People may say I can't sing, but no one can ever say I didn't sing."
    Florence Foster-Jenkins (1868-1944)

  • Zitat

    Original von tom
    @ Draugur


    Nachfolgend ein Vorschlag für Deine Fußtexte:


    "Mit dir und mir ins Federbett, mit dir und mir ins Stroh" (BWV 212, oder besser bekannt als "Mer hahn en neue Oberkeet").


    Servus Tom,


    was willst Du uns denn mit diesem Zitat hier auftischen? Hat doch nix mit BWV 212 zu tun... :motz:

  • Hallo ThomasBernhard,
    Hallo Draugur,


    sorry, die zitierte Textzeile stammt in der Tat nicht aus BWV 212. Ein Versehen.


    Grüße

  • Ergänzend ist mitzuteilen, das lediglich die Melodie des Liedes "Mit dir und mir ..." in BWV 212 autaucht. Maarten 't Hart hat uns hierzu in seinem Buch "Bach und ich" mitgeteilt:


    "Daß er, der unbekümmert zwanzig Kinder gezeugt hat, über die Freuden im Federbett sehr wohl Bescheid wußte, versteht sich von selbst."

  • Hallo,


    mein Zitat:


    Tönet, Ihr Pauken ! Erschallet, Trompeten ! Klingende Saiten, erfüllet die Luft !


    Das ist der Beginn der gleichnamigen Kantate BWV 214. Das Reger-Zitat gefällt mir momentan besser.... :yes:, was aber nicht heisst, dass das immer so bleiben muss....


    ciao


    Andreas

    Johann Sebastian Bach ist Anfang und Ende aller Musik (Max Reger)

  • Lieber Alfred!


    Wer kennt weitere interessante Aufnahmen ?


    Fragst Du-, zwar damals 2004. Ich antworte Ende 2006, hoffentlich findet das noch ein Echo:


    Das eben eine der interessantesten Stellen der weltl. Kantaten m.Mg. in der weltlichen
    Kantate BWV 30a / 12 Rezitativ zu finden ist:' Drum, angenehmes Wiederau, soll dich kein B l i t z , Feuerstrahl ...


    Der Oktavsprung auf 'Blitz' ist m.A. einzigartig in Bachs Kosmos und fällt im September 1737 auf Gut Wiederau (vgl Dürr, Kantaten S.694). Im Jahr zuvor war der großartig-erschreckliche Doppel-Chor 'Sind Blitze und Donner ...' der Matthäus-Passion entstanden.Weiß einer der Bach-Experten im Forum der Bach-Kantaten, ob da ein musikalischer Querverweis besteht. Oder ob ich mir als Laie das nur einbilde. Vielleicht hörst Du Dir die Stelle mit dem Blitz BWV 30a/12 mal an und läßt Dich wie ich immer wieder von dieser Stelle elektrisieren.



    Gruß


    Wolfgang

    Magnificat anima mea

  • Guten Abend


    Zitat

    Original von Draugur


    BWV 213 und 214 enthalten ja sowieso die größten Kracher aus dem WO, nur zu nennen: "Schlafe, mein Liebster" (in BWV 213 die Arie der WOLLUST :lips: ), "Bereite dich, Zion", "Jauchzet, frohlocket", Großer Herr und starker König", "Herrscher des Himmels"... alles schon mit weltlichem Text vorher dagewesen.


    Möchte in diesem Zusammenhang auf diese ausgezeichnete



    Aufnahme hinweisen :jubel: :jubel:


    Und für Kenner Bach´scher Kantaten, fast jede Arie und fast jeder Chor kommt einem irgendwie bekannt vor :yes: :yes:


    Gruß aus der Kurpfalz


    Bernhard

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