Meine Liebsten Aufnahmen von Claudio Abbado

  • Die Serie "Meine liebsten Aufnahmen von.." wächst stänidi - und bringt immer Wieder Hinweise auf Einspieluingen, die man offenbar übersehen hat.


    Diesmal ist Claudio Abbado an der Reihe, der in meiner Jugend durch seine Aufnahmen von italienischen Opern Furore machte, und später als Vertreter der klassischen Moderne und Moderne geschätz war.
    Deneben spielte er auch "wiener Klassik" und romantisches Repertoire ein. Eine gewisse Zeit lang wurde ihm sogar nachgesagt, er sei zu anpassungsfähig und ein wenig "gesichtslos"
    Andrerseits mischte er in einem internen Tamino-Voting vor etwa 4 Jahren ganz vorn mit.....


    Nun gut - gleich werden wir Eure Meinung dazu wissen.
    Was hat euch besonders beeindruckt - und warum ?
    WElche Abbado-Cd, die noch nicht in meinem CD.Regal steht sollte ich kaufen ??


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Entgegen meinen sonstigen Gepflogenheiten weihe ich diesen Thred selber ein - morgen werde ich wenig ziet zuzm Posten haben, allenfals am Abend...



    Diese Aufnahme - sie stammt aus dem Jahre 1971 - setzte damals Maßstäbe in vielerlei hinsicht. Zum einen wurde die Rolle der Rosina nicht wie damals meist üblich mit einem Sopran besetzt, sondern man kehrte zur Originalversion zurück und engagierte für diese Aufnahme Theresa Berganza. Zudem wurden alle eingeschobenen Koloraturen entfernt und man berief sich auf höchste Authenzität.....


    Und auch wenn das heute manche anders sehen mögen - 1971 war hermann Prey eine ideale Besetzung für die Rolle des Figaro....


    Abbado indes war mir damals speziell als Dirigent der Italienischen Oper ein Begriff....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    ... und später als Vertreter der klassischen Moderne und Moderne geschätzt war.


    Als ich in den ersten Jahren meiner Klassikbegeisterung (Mitte der 80er-Jahre) mir die Welt der Spätromantik und der Klassischen Moderne erschloß, gehörten Abbados Einspielungen für mich oft zur allerbesten Wahl. Z. B. war diese Aufnahme von Mahlers VI. die erste LP-Box, die ich mir überhaupt zulegte:


    Gustav Mahler (1860-1911):
    Symphonie Nr. 6 a-moll "Tragische" für Orchester 1903/04
    Chicago Symphony Orchestra, Claudio Abbado
    DG, 1979, 2 CD



    Diese sowie der ganze Rest von Abbados erstem Mahler-Zyklus gehört zwar nach wie vor zu meinen liebsten Mahler-Aufnahmen, jedoch hat in den darauf folgenden Jahren Sir Georg Solti mit seinem unbändigen Temperament Abbado von dieser Position verdrängt.


    Ähnlich verhielt es sich mit Abbados Einspielungen von Strawinsky-Balletten, die später in meiner Gunst von denen Riccardo Mutis abgelöst wurden:


    Igor Strawinsky (1882-1971): Ballette
    L' Oiseau de Feu - Suite Nr. 2 - 1919, Petruschka - Burleske Szenen in 4 Bildern 1910/11
    Le Sacre du Printemps - Ballett in 2 Bildern 1911-13, Pulcinella - Ballett in 1 Akt 1919/20
    Jeu de Cartes - Ballett in 3 Runden 1936
    Teresa Berganza, Ryland Davies, John Shirley-Quirk, London Symphony Orchestra, Claudio Abbado
    DG, 1974-80, 2 CD



    Diejenigen Interpretationen Abbados, die ich aber nach wie vor für unübertroffen halte, sind diese beiden:


    Maurice Ravel (1875-1937):
    Daphnis et Chloé -
    Ballett-Symphonie in 3 Teilen für gemischten Chor und Orchester 1909-12
    London Symphony Chorus & Orchestra, Claudio Abbado
    DG, 1988, 1 CD



    :] :] :] :] :]


    Bezüglich der vollständigen Ballettmusik in der Abbado-Einspielung von 1988 möchte ich aus einem meiner früheren Beiträge zitieren:


    Zitat

    Original von Guercoeur
    ... Vor allem die gebotene Sinnlichkeit und Leidenschaft kommt in der Abbadoschen Lesart hervorragend zur Geltung! Bereits zu Beginn werden die Gänsehaut-Qualitäten des Stücks durch eine zusätzliche klangliche Differenzierung gesteigert, weil der Chor, wenn er zum ersten Mal einsetzt, nicht gleich auf Vokalisen singt, sondern mit geschlossenem Mund summt. Auch was Abbado und die Londoner an Klangzauber, betörenden Orchesterfarben und - in den rasanten Stellen - an packender rhythmischer Ekstase aufzubieten haben, dürfte von der Konkurrenz nur schwer zu übertreffen sein.
    Auch die exzellente Aufnahmetechnik läßt die herrlich schillernden Klangfarben einerseits höchst differenziert, andererseits in voller Pracht erstrahlen und die enormen dynamischen Steigerungen bestens zur Geltung kommen.


    Sergej Prokofiew (1891-1953):
    Alexander Newsky - Kantate für Mezzosopran, gemischten Chor und Orchester, opus 78 1938 / 1939
    Elena Obraztsova, Mezzosopran; London Symphony Chorus & Orchestra, Claudio Abbado
    Skythische Suite für Orchester, opus 20 1914/15
    Chicago Symphony Orchestra, Claudio Abbado
    DG, 1979 / 1977, 1 CD



    :] :] :] :] :]


    Von Prokofiews 'Alexander Newsky'-Kantate als auch der 'Skythischen Suite' besitzt meiner Meinung nach keine andere Interpretation eine größere Intensität bezüglich der packenden Rhythmen, der grellen Orchesterfarben und der unbändigen Energie als die von Abbado.


    :hello:
    Johannes

  • Bonjour,




    Die Ravel/Debussy/Scriabin-Aufnahme ist aus dem Jahre 1971. Ich besitze sie seit 1986 (und läuft noch immer :yes:) und habe so die Moderne kennengelernt.


    Ich besitze Abbado-Aufnahmen häufiger als Konzertbegleiter.


    gruß
    roman

  • Beim Stichwort Abbado fällt mir sofort Mahler ein und zwar diese :



    Mahlers Abgesang in einer grandiosen Einspielung !


    :hello:


    Gruss
    Holger

    "Es ist nicht schwer zu komponieren.
    Aber es ist fabelhaft schwer, die überflüssigen Noten unter den Tisch fallen zu lassen"
    Johannes Brahms

  • Oper:


    Verdi: Simon Boccanegra – Chor und Orchester der Scala/Ghiaurov/Cappuccilli/van Dam/Carreras/Freni – diiiiiie Aufnahme
    Label: DGG 449 752


    Bizet: Carmen – LSO/Berganza/Cotrubas/Domingo/Milnes
    Label: DGG 477 5342


    Berg: Wozzek – Wr. Philharmoniker/Grundheber/Behrens/Zednik/Haugland
    Label: DGG 423 587


    Konzert:
    Werke von Rihm, Ligeti, Nono und Boulez – Wr. Philharmoniker
    Label: DGG 429 260 „Wien modern“

    Otto Rehhagel: "Mal verliert man und mal gewinnen die anderen".
    (aus "Sprechen Sie Fußball?")

  • Liebe Tamino-Freunde !



    Zwei der mich überzeugensten Aufnahmen von Symphonien durch Maestro Abbado sind


    > Beethoven : "Pastorale" , F - Dur , Wiener Philharmoniker ( glänzend disponiert ! ) bei der DGG u n d


    > Brahms : 1. Symphonie c - Moll . Diese Interpretation hat die Ära Abbado in Berlin nach Abbados Übernahme der Chefposition bei den "Berlinern" in begeistere Anhänger dieses "neuen Stiles" geteilt wie der jenigen , die dem späten Karajan - Stil noch innig verhaftet waren . Eine sehr hörenswerte Aufnahme .


    Abbados Opernaufnahmen , etwa der Simone Boccanegra wie der "Barbiere di Seviglia" sind bis heute Refernzaufnahmen geblieben .


    Dann die Wiederkehr Abbados nach seiner schweren Krebserkrankung in der Berliner Philharmonie . Wer den Abend , zumeist wohl am Fernsehapparat , mit erlebt hat , der erlebt einen anderen Abbado : Da stimmte einfach alles . Der Maestro gestaltete eine Wiedrgabe , die zutiefst bewegend gewesen ist .


    Dann eine Interpretationen der Mahler - Symhonien ( etwa die 5te oder die 9te ) .


    Debussy ( Abbado hat 2002 im Berliner "Tagesspiegel" ausführlicher seine Liebe und Bewunderung für Debussy einiges gesagt ) war und bleibt bei dem Mailänder Maestro in allerbesten Händen ( etwa seine "Pelleas..." ) Da stimmt einfach alles ! Das ist einbfach überragend . ( Der Vergleich zu Karajans "Pelleas..." ist hochinteressant zu hören .)



    Auf eines sei hier hingewiesen : in der bei Abbado ganz frühen Karriere hat er oft mit Alexis Weissenberg Klavierkonzerte öffentlich interpretiert , die beispielhaft sind ; aber aus vertragsrechtlichen Gründen bis heute nicht veröffentlicht worden sind, obwohl gutes technisches Material immer noch vorhanden ist . Sehr bedauerlich .


    ( Mei Dank gilt hier dem französischen Klassikkenner seit Jahrzehnten Herrn P. Z. für seine rund 20 Seite eng bedruckte Zusammenstellung der von ihm selbst erlebten Weissenberg - Abende seit 1947 . )


    Beste Grüsse ,


    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • An anderer Stelle im Forum habe ich es schon mehrfach erwähnt und tue es gerne auch hier:


    Viele von Abbados Brahms-Aufnahmen haben für mich Referensstatus.


    Zunächst möchte ich das Deutsche Requiem in einem Live-Mitschnitt von 1997 aus dem Wiener Musikvereinssaal nennen:



    Überragend der betörende Wohlklang des Berliner Philharmonischen Orchesters ( ausgerechnet auf Wiener Terrain...) und der durchsichtige Schwedische Kammerchor, mit warmen aber gleichzeitig noch jugendlich leichtem Timbre.


    Glockenklar und zum Dahinschmelzen der Sopran von Barbara Bonney und angenehm voll, aber zum Glück nicht knödelig der Bass von Bryan Terfel.


    Abbados Dirigat ist aus meiner Sicht für Brahms geradezu ideal. Grosse Linien, die sich organisch aus dem Piano entwickeln können, ein wunderbarer Klangsinn ( man hört, dass er seine Musiker zum Aufeinanderhören trainiert hat) , passende Tempi und grosse Spannungsbögen. Das Beste an seiner Art Brahms zu musizieren ist vielleicht, dass er den inneren Charakter dieser Musik erkennt und vermitteln kann. Die Musik kann für sich selbst wirken, es wirkt nicht "gemacht" oder "gewollt" sondern " es" spielt.
    Hier trifft also grosse Kompositionskunst auf grosse Interpretationskunst.
    :jubel: :jubel: :jubel:


    Zweiten muss ich natürlich die Brahms-Symphonien mit den Berliner Philharmonikern nennen:



    Ich habe über die erste Symphonie schon etwas hier berichtet.


    Klanglich ist diese Aufnahme KEIN Bruch mit dem vollen Karajan-Brahmssound ( zum Glück, wie ich finde), aber interpretatorisch wärmt es das Herz mehr an, zwingt einen noch mehr zum Zuhören.
    Es liegt vielleicht auch daran, dass die Dynamik noch expliziter ausgekostet wird, aber sicher nicht nur. Irgendetwas Unerklärliches liegt bei Abbados Brahms-Zugang in der Luft, wodurch das Innere des Zuhörers bewegt werden kann.
    Agogische Überdehnung oder ähnliche Geschmacklosigkeiten gibt es hier indes nicht. Abbado brauchte solche Dinge nicht zur Entfaltung der emotionalen Wirkung. Es wirkt wieder einmal organisch, selbstverständlich, gross und doch zerbrechlich und menschlich....eben Brahms.


    Drittens noch einmal Brahms:



    Klavierkonzert Nr. 2 mit Alfred Brendel am Flügel


    Hier findet ein Gipfeltreffen zweier Spitzenmusiker statt, die in ihrer gereiften Brahms-Sicht m.E. wunderbar miteinander harmonieren.
    Brendel spielt noch poetischer und gleichzeitig dynamisch zupackender als der schon hervorragende Gilels ( DG-Aufnahme Gilels/Jochum) bei gleichzeitig dunklerem Klavierton (kann auch an der Aufnahmetechnik liegen, die jedoch bei der alten Jochum-Aufnahme auch nicht schlecht ist)


    Die Berliner Philharmoniker klingen hier besonders warm und voll. Meiner Ansicht nach sind sie DAS ideale Brahms-Orchester.


    Es gibt natürlich auch andere tolle Aufnahmen unter Abbados Stabführung, aber wenn es nur drei sein sollen, dann mussten es für mich diese drei Brahmseinspielungen sein.


    Gruss :hello:
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Ja, der Claudio Abbado - er hat viel Mittelmaß produziert, aber eben auch einige herausragende Aufnahmen, so zum Beispiel:



    Anton Bruckner (1824-1896):
    Sinfonie Nr. 1 c-moll ("Linzer"-Fassung 1866)
    Wiener Philharmoniker
    Rec.: Wien, MV, 1996, live
    DG
    >modern, zügig, kraftvoll, zugespitzt, stürmisch<



    Gustav Mahler (1860-1911):
    Sinfonie Nr. 1 D-Dur
    Berliner Philharmoniker
    Rec.: Berlin, Ph., 1989, live
    DG
    >inspiriert, dramatisch, existentialistisch<



    Frédéric Chopin (1810-1849) / Franz Liszt (1811-1886):
    Klavierkonzerte Nr. 1 e-moll op.11 / Es-Dur
    Martha Argerich, Klavier
    London Symphony Orchestra
    Rec.: London, WTH, 1968
    DG
    >jugendlich, heftig, sportlich<



    Gruß,
    Agon


  • Ich habe die in meinem Besitz befindliche Aufnahme von Strawinskys "Petruschka" zuerst vergeblich gesucht - und dann hier in neuer Verpackung - gekoppelt mit anderen "Rennern" gefunden.


    Vielleicht ist diese Aufanhme nicht jedermanns Geschmack - ich liebe sie


    Eher transparent durchhörber als dich wuchtig und räumlich - so bietet sich diese Einspielung an. Hat für mich durchaus seinen Reiz...


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Die schon erwähnte Pastorale ist auch für mich eine der Höhepunkte von dem was ich von Abbado kenne.



    Für mich eine der besten Nicht-HIP-Einspielungen der Pastorale - zwar hält sich hier Abbado absolut nicht an die Metronomvorgaben Beethovens und die Orchesterbesetzung ist auch etwas großzügig, doch wird hier mit großer emotionaler Intensität sowie natürlich Spielkunst interpretiert. Da ist halt dann der Bach kein Bach sondern ein Flüsschen, das Gewitter kein halbschwaches aufblitzen sondern ein gewaltiger Gewittersturm,...



    Wohl auch sehr Referenzverdächtig, von den 3.Mahlers die ich sonst so bislang gehört habe kam noch keine an diese heran.


    Was ich mich gerade in dem Zusammenhang frage - bis ca. Mitte der 90er hatte ja Abbado ziemlich viel mit den Wienern zusammen gearbeitet und seitdem meines Wissens kein einziges Mal mehr. Weiß jemand zufällig die Gründe dazu?
    (Ich nehme mal an da gabs wohl auch irgendeinen ordentlichen Zoff 8o )


    lg
    Thomas

    „Eine Erkenntnis von heute kann die Tochter eines Irrtums von gestern sein.” (Marie von Ebner-Eschenbach)

  • Eine meiner „ewigen“ Nr. 1-Nennungen: die vier Klavierkonzerte, die Friedrich Gulda Mitte der 70er mit den Wiener Philharmonikern unter Claudio Abbado aufgenommen hat:



    Außerdem: Ich habe in der Direktionsära Drese/Abbado (1986 bis 1991) fast alle Neuproduktionen an der Wiener Staatsoper besucht. Viele davon hat Claudio Abbado dirigiert, und die im Umfeld der Aufführungen oder als Livemitschnitte verfügbaren Dokumente gehören für mich alle zu meinen Lieblingsaufnahmen:





    Nach der Direktionsära Drese/Abbado veröffentlicht, für mich auch (Orchester und Dirigent) unverzichtbar:



    In den letzten Jahren habe ich daneben die meisten Aufnahmen, die Claudio Abbado in den 80er und 90er Jahren mit den Wiener Philharmonikern am Konzertsektor aufgenommen hat, gesammelt und dabei wirklich liebgewonnen. Ich finde, bei diesen Aufnahmen kommt auch das Klangbild des Orchesters besonders gut zur Geltung.


    Etwa: Die CDs mit Schönberg, Berg, Webern und von „Wien modern“. Für mich ein faszinierendes musikalisches und klangliches Erlebnis, diese Musik in dieser Besetzung zu hören:




    Der Bruckner Zyklus mit den Wienern (Deutsche Grammophon), mit dem ich Bruckners Musik total intensiv kennengelernt habe, beinhaltet die Symphonien 1, 4, 5, 7 und 9. Bis auf die Siebente (zu „dickflüssig“ für mich) liebe ich alle heiß und innig. Gleich einmal die Erste (oben bereits abgebildet).


    Und bei den Aufnahmen der Mahler Symphonien möchte ich das Adagio aus der Zehnten hervorheben (erst neulich wieder gehört):


    Freundlicher Gruß
    Alexander

  • Zwei ganz großartige Aufnahmen:



    Gustav Mahler: Sinfonie Nr. 2 "Auferstehungssinfonie"
    Claude Debussy: La Mer


    Festivalorchester Luzern
    Ltg. Claudio Abbado



    Während Mahlers Auferstehungssinfonie eine zwar exzellente, aber keineswegs die überzeugendste Aufnahme des Werkes darstellt, legt Abbado mit Debussys "La Mer" eine schier unglaubliche Einspielung hin. "La Mer" ist von einer solch unvergleichlichen Durchhörbarkeit und Klarheit wie ich sie bei diesem Werk so noch NIE gehört habe. Man kann buchstäblich jeden Spritzer hören. Absolut toll!


    Ein unbedingter Anhörtip! :yes:



    Grüße mit Gewitter im Hintergrund sendet:


    Laurenz :hello:

    `
    (...) Eine meiner frühesten Erinnerungen im Zusammenhang mit der Musik betrifft einen Abend, an dem das Rothschild-Quartett bei uns ein hochmodernes Werk von Egon Wellesz spielen sollte. Die Stühle waren den Musikern zu niedrig, so nahmen sie unsere Bände mit Schubertscher Kammermusik, um damit ihre Sitze zu erhöhen. Ich dachte, wieviel schöner es wäre, wenn sie auf Wellesz sitzend Schubert spielen würden (...)


    — aus „5000 Abende in der Oper“ von Sir Rudolf Bing —
    .

  • Überragende "pelléas..." , mitreissender "Wozzeck" , fulminante Interpretationen von Schoenberg und Berg .


    Manches von Abbado ist doch zu glatt , richtig kalt und wirkt teilnahmslos .


    Auch seine Aufnahmen mit Pollini finde ich einfach schwach .


    Grüsse ,


    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Lieber Laurenz ,


    seit Jean Martinon ( im Konzert und auf - damals LPs - habe ich Debussy so anlytisch scharf , so leichtend nicht gehört .


    Danke für den Hinweis auf "La Mer" !


    Beste Grüsse ,


    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Zitat

    Original von Glockenton
    An anderer Stelle im Forum habe ich es schon mehrfach erwähnt und tue es gerne auch hier:


    Viele von Abbados Brahms-Aufnahmen haben für mich Referensstatus.


    Lieber Glockenton,


    Abbado und Brahms "paßt" tatsächlich.


    Noch nicht nominiert, aber für mich zur Spitzengruppe des Violinkonzerts gehörend, ist Abbados Aufnahme mit Gil Shaham.



    Ich hatte mich seinerzeit im Zwei Konzerte für J. Joachim - Johannes Brahms: Violinkonzert D-Dur und Doppelkonzert a-Moll -Thread positiv geäußert.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Lieber Norbert ,



    und ergänzend sei hinzugefügt die kongeniale Aufnahme von Viktoria Mullova und Claudio Abbado mit dem Violinkonzert von Johannes Brahms .


    Sehr empfehlenswert !


    Viele Grüsse ,


    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Bonjour


    Zitat

    Original von Glockenton
    An anderer Stelle im Forum habe ich es schon mehrfach erwähnt und tue es gerne auch hier:


    Viele von Abbados Brahms-Aufnahmen haben für mich Referensstatus.



    So wie diese hier. Schon bei den ersten Takten bekomme ich Gänsehaut.


    gruß
    roman



  • Lieber Roman,


    ja genau so ist es. Schon in Takt 1 habe ich diese körperliche Reaktion auch bei mir schon beobachten können...
    Es ist aber auch die hervorragende Kombination Brahms - Abbado - Berliner Philharmoniker. Das passt einfach.


    Wie mir scheint, ist hier ja schon einiges zusammengekommen :yes:
    Abbados Wirken findet also auch hier breiten Zuspruch.


    Gruss :hello:
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Mit zwei Gesamteinspielungen (Wiener Philharmoniker, Berliner Philharmoniker) ist Claudio Abbado durchaus auch dem Kreis versierter symphonischer Beethoven-Interpreten zuzurechnen.


    Ich persönlich bevorzuge die früheren Aufnahmen mit den Wienern, die sehr ausgewogen den Weg zwischen eher spätromantischer Klangfülle und historisch informierter Transparenz beschreiten.


    Mehrfach wurde hier ja bereits die Pastorale gewürdigt, doch ist für mich das Glanzstück dises Zyklus' die Symphonie No. 7.





    Abbados Interpretation ist für mich die Referenz bei diesem Werk.
    Der erste Satz ist für mich bisher unübertroffen, mit herrlichen Flöten und packenden Orchestereinsätzen. Auch die Mittelsätze sind hervorragend gespielt. Das Finale ist dann nochmals ein echter Höhepunkt, feurig und akzentuiert, beschließt Abbado die Symphonie in einem emotionalen, jedoch unsentimentalen, triumphalen Ton, der einfach nach Beethoven klingt.

    'Architektur ist gefrorene Musik'
    (Arthur Schopenhauer)

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  • Lieber Frank,


    das ist dann diese CD:




    Eine weitere, ausdrückliche Empfehlung gilt Abbados (leider nur schwer erhältlicher) Einspielung von Bruckners 4. Sinfonie mit dem Lucerne Festival Orchester:



    Ich hatte mich im Anton Bruckner: Sinfonie Nr 4 "Die Romantische" -Thread sehr positiv geäußert.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Eine Aufnahme die man unbedingt empfehlen sollte, ist Hecktor Berlioz Te Deum.

    Die vorliegende Einspielung entstand 1982 als Live-Mitschnitt aus der St Albans Cathedral und zeigt Berlioz' Werk von einer grandiosen Seite. Beginnt Abbado doch in gemächlicherem Tempo, so wird dies zu einem fast zögerlichem Anfang genutzt, jedoch steigern sich Musiker und der aus 9 (!) Chören zusammengesetzten Chor unter der Leitung von Richartd Hickox in einen Zustand, der sich schwer beschreiben lässt. Es ist eine grandiose Interpretation, die wohl noch über Jahrzehnte maßgeblich sein wird, dazu kommt ein Francisco Araiza in absoluter Höchstform sowie eine famose Aufnahmetechnik!

    Musik ist höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie. Wem meine Musik sich verständlich macht, der muß frei werden von all dem Elend, womit sich die anderen schleppen.

    Ludwig van Beethoven


    Bruckner+Wand So und nicht anders :)

  • Claudio Abbado hat Franz Schuberts Oper Fierrabras im Mai 1988 während den Wiener Festwochen aufgeführt. Ruth Berghaus inszenierte. Es gibt eine CD des Live-Mitschnittes davon, die 1990 herauskam.


    https://www.isrbx.net/31378162…bert-fierrabras-1990.html


    Ich mag mich an eine Sendung des ORF aus der Wiener Staatsoper erinnern, in der Marcel Prawy sich mit dem Dirigenten und Sängern über diese Oper unterhielt. Darin erfuhr man von der grossen Verehrung Abbados, die er Schuberts Musik entgegenbrachte. Mit seinem Freund Maurizio Pollini hatte er die Partitur vierhändig daheim durchgespielt. Die rot eingebundene Originalpartitur Schuberts wurde auf die Bühne getragen. Marcel Prawy war aus dem Häuschen.

    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Nicht zu vergessen Il viaggio a Reims (siehe Opernführer). Leider ist diese Aufführungsserie, die seinerzeit vom ORF aufgezeichnet wurde, nicht offiziell erhältlich. Dabei war das solch ein Fest!

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.