Einer wichtigen und prägenden Dirigenten der historisch informierten Aufführungspraxis ist Roy Goodman. Er gehört wohl nicht zu den polarisierenden Gestalten. Vermutlich ist das auch ein Grund dafür, dass er bei TAMINO so mitläuft und ihm nicht viel Aufmerksamkeit zukommt. Das ist verständlich, aber dennoch schade. Wir verdanken ihm eine Reihe wirklich herausragender Aufnahmen, die für mich Referenzcharakter haben.
Vielleicht ist es keine schlechte Idee, einen Thread über ihn unter der Rubrik „Meine liebsten Aufnahmen“ zu eröffnen und diesen Thread gleichzeitig dann auch als den ROY-Goodman-Thread laufen zu lassen, da ich nicht vermute, dass sich an seiner Person weltanschauliche Kontroversen entzünden werden.
Voran einige biografische Hinweise, an die sich dann Empfehlungen von Aufnahmen anschließen mögen:
Roy Goodman wurde 1951 in Guilford geboren. Seine musikalische Karriere begann früh. Mit zwölf Jahren sang er als Solist den Knabenssopran in Allegris „Miserere“ unter der Leitung von David Willcocks. Er studierte am Royal College of Music und wirkte als Violinist in der Funktion des Solisten und Konzertmeisters unter prägenden Dirigenten wie Charles Mackerras und Roger Norrington, sowie Philippe Herreweghe, Ton Koopman, Christopher Hogwood und Trevor Pinnock.
1975 gründete er das „Brandenburg Consort“, das er bis 2001 leitete und mit dem er mustergültige Einspielungen vornahm, z.B. Concerti von Wassenaer, Avison, Bach, Händel, Corelli u.a. aufnahm. Hier entstanden auch Aufnahmen von Arien aus Händels Opern mit Emma Kirkby.
Als beigeordneter Leiter des Parley of Instruments spielte er mit diesem Ensemble ebenfalls Aufnahmen ein, die Referenzcharakter haben, z.B. Bibers 12 Sonatas ‘Tam aris quam aulis’ oder Werke von Arne.
Von 1986 bis 1994 war er Chefdirigent der Hanover Band. In dieser Zeit spielte er sämtliche Sinfonien von Beethoven, Weber, Schubert und Schumann und etliche (ca. 60) Sinfonien von Haydn ein. Wenn ich richtig informiert bin, war die Aufnahme der neun Sinfonien von Beethoven die erste Gesamtaufnahme in historisch informierter Aufführungspraxis.
Später leitete Goodman über mehrere Jahre das „European Union Baroque Orchestra“ (EUBO), in dem Absolventen der Musikhochschulen musizieren.
Heute wirkt Goodman als Dirigent in vielen Orchestern der Welt. Es liegen über 120 CDs vor, die er aufgenommen hat. Das Spektrum reicht von Monteverdi (mit Emma Kirkby!) bis zu einer gelobten Einspielung von „The Planets Suite“ von Holst.
Einige Aufnahmen, die ich besonders schätze, habe ich im Text schon angesprochen. Mich interessiert, welche Aufnahmen von TAMINOS und PAMINAS favorisiert werden.
Freundliche Grüße von Andrew