Die Tamino-Regisseure

  • Hat nicht jeder schon einmal den Wunsch verspürt, seinen Gedanken zu einem Werk freien Lauf zu lassen? Hier ist die Möglichkeit dazu. Einfach eine Oper (oder auch nur eine Szene) auswählen, sein Regiekonzept erklären oder auch nur die Konzepte anderer kommentieren. Viel Spaß!


    Ich fange an mit:
    Komturszene- Don Giovanni
    Bühne: Mächtiger, hüfthoher schwarzer Tisch mit zwei winzigen Stühlen in der Mitte der Bühne; Treppe mit vier bühnenbreiten Stufen dahinter, blau-weißes Licht


    Der Komtur ist keine Statue, sondern ein Toter- mit klaffender Wunde. Bei "Parla dunque- Parlo, ascolta, piú tempo non ho" holt Don Giovanni eine Pistole unter dem Tisch hervor und steckt sie sich unauffälig in den Hosenbund. Beim letzten "Pentiti- No!" schießt Don Giovanni dem Komtur in den Kopf. Das Blut spritzt heraus- nichts passiert, der Komtur ist ja schon tot. Don Giovanni in Panik, der Chor tritt auf und schnallt ihn auf einer Krankenliege fest, der Komtur sticht ihm in den Unterleib, der Don schreit, Licht aus, Szenenwechsel.


    Nächste Idee: Radikal-Zauberflöte.
    "Es lebe Sarastro": Inszeniert in einem Plenarsaal, Sarastro als machtbessener Politiker, der in Pamina ein ideales Mittel entdeckt, um Tamino für seine Partei zu gewinnen.


    "O Isis und Osiris": Wahlkampfrede.


    "In diesen heil'gen Hallen": Sarastro verkehrt diese Arie ins Gegenteil, indem er sie- vor einer komplett schockierten und aufgelösten Pamina- aus einem Toilettenraum heraus singt.


    "Die Strahlen der Sonne": Sarastro erschießt seine einzigen Widersacher, Monostatos, Königin und die Drei Damen, singt dann "Die Strahlen der Sonne". Anschließend wird ihm Tamino vorgeführt, der durch die Prüfung nun ein vollwertiges Parteimitglied ist. Die Geharnischten geben Sarastro eine Puppe, mit der er Tamino bewegen kann- Sarastro hebt den Arm der Puppe, Tamino hebt seinen Arm. Willen- und ausdruckslos reiht sich Tamino ein in die ebensolchen Choristen, bei denen "Es sieget die Stärke und krönet zum Lohn die Schönheit und Weisheit mit ewiger Kron" wie blanker Hohn klingt. Pamina bricht zusammen. Sarastro setzt sich auf seinen Thron und wirft, verächtlich lachend, die Puppe von sich.


    Ihr merkt schon: Das klingt jetzt alles sehr regietheaterig :D. Aber ich sage immer: Wenn ich eine Inszenierung verstehe, finde ich sie gut. Es muss ein Gleichgewicht geben zwischen Regietheater und "Asbach Uralt". Dementsprechend kann ich mich mit Herheims Salzburger Entführung anfreunden, glaube aber auch, dass der Ring in neutralen, weltentrückten Kostümen und mit minimalen Mitteln inszeniert werden muss (Wotan braucht aber eine Augenklappe, das sieht einfach vertäfelt gut aus :D).

  • Ich verstehe nicht, warum Du Sarastro so negativ zeichnest? Das ist genau die Art von Regietheater, die ich nicht mag: Alles wird verfremdet und gegen den Strich gebürstet. Weshalb ist Sarastro machtbesessen? In diesen heil'gen Hallen=Toilette? Warum? Für einen billigen Lacher, weil Frauen nicht aufs Männerklo dürfen. Tun sie dennoch :D - komm mal Karneval nach Köln.Hast Du eigentlich schon mal eine "Asbach Uralt"-inszenierung gesehen? Welche? Wann?


    Einen ähnlichen Thread habe ich übrigens zum Freischütz gestartet.


    LG,


    Knuspi

  • Daß Sarastro die Königin erschießt, gefällt mir - das gibt es aber bereits in einer englischen Vermusicalisierung. Leider habe ich diese Produktion irgendwie nicht vollständig aufgezeichnet... ich wüßte doch zu gerne, ob er alle anderen auch erschossen hat... :pfeif:


    Deine Idee betreffend des Comturs ist nicht schlecht - unterstreicht sie doch das giocöse des 'Dramas'... ich fände das, richtig rübergebracht, schon ziemlich witzig. Erinnert mich auch irgendwie an gewisse Mordangriffe auf den Holodoc...


    :D


    Ich würde aber den Johannes nicht erstechen... :no: Besser, er würde lebendigen Leibes in die Hölle getragen, aus der bereits ein Bildnis von Niki Harnoncourt lodert...


    o tempora, o cocolores!


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Nur einige Beispiele, alle aufs Finale beschränkt:


    "Rienzi"-Finale:



    "Meistersinger"-Finale:


    Zitat

    Richard Wagner, © 1868
    Während des Schlußgesangs nimmt Eva den Kranz von Walthers Stirn und drückt ihn Sachs auf; dieser nimmt die Kette aus Pogners Hand und hängt sie Walther um. Nachdem Sachs das Paar umarmt, bleiben Walther und Eva zu beiden Seiten an Sachs' Schultern gestützt; Pogner läßt sich, wie huldigend, auf ein Knie vor Sachs nieder. Die Meistersinger deuten auf Sachs als auf ihr Haupt.


    [...]


    Das Volk schwenkt begeistert Hüte und Tücher; die Lehrbuben tanzen und schlagen jauchzend in die Hände.


    "Parsifal"-Finale:


    Zitat

    Richard Wagner, © 1882
    Lichtstrahl: hellstes Erglühen des Grales. Aus der Kuppel schwebt eine weiße Taube herab und verweilt über Parsifals Haupte. Kundry sinkt, mit dem Blicke zu ihm auf, vor Parsifal entseelt langsam zu Boden. Amfortas und Gurnemanz huldigen kniend Parsifal, welcher den Gral segnend über die anbetende Ritterschaft schwingt. Der Bühnenvorhang wird langsam geschlossen.


    Und genauso wird es inszeniert. Ich finde, das würde bei einer stimmungsvollen Umsetzung durchaus nicht "langweilig" oder "altmodisch" herüberkommen, sondern eben genau dem Willen des Komponisten und Librettisten (hier in Personalunion) entsprechen. Das hat nichts mit reaktionärem Geist, als vielmehr mit Werktreue zu tun.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Das mit der Zauberflöte ist auch eher karikierend gemeint; ich bin ja der Meinung, dass man die eigentlich nicht inszenieren kann, außer eben völlig gegen den Strich.


    Zum Thema "Asbach-Uralt"-Inszenierungen erinnere ich nur an das unsägliche MET-Rheingold von Otto Schenk oder den Giovanni von Herbert Graf (Helden in Strumpfhosen- superspannendes Rumstehtheater!). Meine Lieblingsstelle ist das Sextett. Im Hintergrund stehen zwei Wachen mit kapitalen Laternen in der Hand. Warum? Das hat Graf offenbar eingesehen und lässt sie ebenso sinnfrei mitten im Sextett wieder abgehen :hahahaha:.

  • Zitat

    Original von Basti
    Zum Thema "Asbach-Uralt"-Inszenierungen erinnere ich nur an das unsägliche MET-Rheingold von Otto Schenk oder den Giovanni von Herbert Graf (Helden in Strumpfhosen- superspannendes Rumstehtheater!). Meine Lieblingsstelle ist das Sextett. Im Hintergrund stehen zwei Wachen mit kapitalen Laternen in der Hand. Warum? Das hat Graf offenbar eingesehen und lässt sie ebenso sinnfrei mitten im Sextett wieder abgehen :hahahaha:.


    Derlei schreckliche Beispiele gibt es ja viele, weshalb dieser Thread ja eine willkommene Abwechslung bietet. Ich finde auch nicht, daß die Hinweise auf Wagners Regieanweisungen wirklich hierher passen. Ich denke, daß Wagners Dramen auch sehr gut Sinn machen, wenn man sie anders in Szene setzt. Nur dann nicht, wenn man es so sinnentleert macht wie Freund Schenk.


    Eine Oper, deren Inszenierung mir andauernd Bauchschmerzen bereitet, ist Aida. Eine komplett ahistorische Geschichte mit einem wirklich altmodischen Konflikt, durchzogen von typisch italienischem Orient-Kitsch. Nun ist ja der historisch unrealistische Hintergrund sowie die Ägypten-Romantik Beiwerk und Rahmenhandlung, die man getrost ändern kann. Nicht so der altmodische Konflikt des Radames: Liebe oder Vaterland? Dieses war im damaligen Italien der Einigung und des allgemeinen patriotischen Hochgefühls sehr wohl ein interessantes Thema, aber heute?


    Eines der wenigen aktuellen und populären Genres, wo solche Konflikte behandelt und sogar ernst genommen werden, scheint mir das Science-Fiction-Genre zu sein. Ich habe das schon an anderer Stelle geschrieben (und prompt Haue bekommen), aber ich würde Aida gerne in die ferne Zukunft verpflanzen und die Ägypter durch die Föderation und die Äthiopier durch die Klingonen ersetzen. Ich finde, die Machtinszenierungen der Ägypter (so wie sie in der oper dargestellt werden) passen zum Gehabe der Föderation. Ich möchte Kirk als Radames, der sich in eine klingonische Sklavin verliebt und sich dann zwischen Föderation und Desertieren entschließen muß. In italienischen Kitsch-Inszenierungen sieht Amonasro ohnehin meistens fast schon aus wie ein Klingone... er ist auch ähnlich aggressiv...



    Auf die Idee bin ich gekommen, als ich den Aida-Film mit Sofia Loren schaute. Radames wird da von Luciano della Marra gespielt, der Data zum Verwechseln ähnlich sieht... :D


    :hello:
    M.

  • Meine Ideen zum Ring wären:
    (Vorbemerkung: Ich finde die Inszenierungen von Wieland Wagner genial, genauso wie die letzte am ROH in London, vor allem das Ende, bei dem die Götter gehängt werden.)
    Zeitlose Kostüme, schlicht, aber nicht verziert und überkandidelt, Rheintöchter nackt, Bühne mehr Licht als Requisite.


    Konkret:
    Einzug der Götter in Walhall: Die Götter legen ihre Habseligkeiten auf einen Bollerwagen, der von Donner und Froh gezogen wird. Loge stellt vor Fasolt ein Schild auf, auf dem "KOLLATERALSCHADEN" steht. Die Götter gehen in den Zuschauerraum, Wotan stellt sich auf einen Sitz und reckt den Speer in die Höhe. (Auf drei Sitzen lief auch schon die Entführungsszene von Alberich statt. Nibelheim wird durch schattenhafte Metallplatten symbolisiert, rötliches Licht).


    Feuerzauber: Wie einst bei Wieland Wagner. Leere Bühne, Lichtring um Brünnhilde.


    Götterdämmerungs-Schlussszene: Der Ring wird in einem Säurebad aufgelöst. Hagen sieht das und geht als gebrochener Mann von der Bühne, dafür muss er gar nicht sterben. Die Figuren aus dem gesamten Ring (auch die Toten!) die gerade nicht auf der Bühne sind, gehen in den Zuschauerraum und ziehen ihre Kostüme aus, sodass die Sänger nun "in Zivil" dastehen. Der Zuschauer, vor dem der Sänger gerade steht, erhält das Kostüm- nach dem Motto: "Nun macht ihr's mal besser als wir!"

  • Zitat

    Original von Mengelberg
    Eines der wenigen aktuellen und populären Genres, wo solche Konflikte behandelt und sogar ernst genommen werden, scheint mir das Science-Fiction-Genre zu sein. Ich habe das schon an anderer Stelle geschrieben (und prompt Haue bekommen), aber ich würde Aida gerne in die ferne Zukunft verpflanzen und die Ägypter durch die Föderation und die Äthiopier durch die Klingonen ersetzen. Ich finde, die Machtinszenierungen der Ägypter (so wie sie in der oper dargestellt werden) passen zum Gehabe der Föderation. Ich möchte Kirk als Radames, der sich in eine klingonische Sklavin verliebt und sich dann zwischen Föderation und Desertieren entschließen muß. In italienischen Kitsch-Inszenierungen sieht Amonasro ohnehin meistens fast schon aus wie ein Klingone... er ist auch ähnlich aggressiv...


    Lieber Mengelberg,


    Hier siehst Du, wie Dein Beispiel bei mir völlig sinnlos wäre. Genau so sinnlos, wie Du die alte Inszenierung findest.


    Ich bin ein Adventure- und SF-Fan. Aber ein TV- und Filmgegner. Ergo: die Versetzung von Dir nach der Zukunft in irgendeiner Fernsehserie ist bei mir verfehlt. Ich verstehe sie nicht; kann sie nicht folgen. Habe erst via Tamino verstanden, das es sich um eine Fernsehserie handelt.
    Wird diese Serie eigentlich noch gesendet? Oder ist sie bereits durch wieder etwas anderes abgelöst?


    LG, Paul

  • Also mir würde das als SFF auch gefallen... eine verstartrekte AIDA würde ich mir sogar reinziehen, wenn ich Verdi ansonsten auch lieber meide, wenn es irgendwie geht...


    Eine andere Frage tut sich aber auf: Gehört SF dann zur Allgemeinbildung? In dem von 'Mengelberg' gestellten Fall müßte ja das Publikum mit der Verstartrekung etwas anfangen können... denn gewisse Anspielungen können nur verstanden werden, wenn man die Serie/Filme kennt. Eigentlich ist dies mit den 'originalen' Opern ja genauso - und genau das wird ja so oft kritisiert: daß nämlich der heutige Hörer/Seher die damaligen Bezüge gar nicht mehr kennt und wenn, dann nur schwerlich nachvollziehen kann (ob dies tatsächlich so ist, ist eine andere Frage...).


    Also eigentlich eine Sackgasse...


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

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  • ...das mag sein! Ich habe nicht daran gedacht, daß man Star Trek eventuell gar nicht kennen kann. Ich sehe ein, daß die Sache witzlos ist, wenn man nichts mit Star Trek am Hut hat. Aber für die, die damit was anfangen können, wäre es bestimmt lustig!


    :hello:
    M.

  • Ja, es könnte vor allem eine große Trekkiemeute zur Oper bewegen... dann wäre das Haus jedenfalls voll mit jenen, die es wirklich interessiert - zumal ja in diversen Folgen recht häufig Klassische Musik eine nicht unbedeutende Rolle spielt (wenn ich nur an den Holodoc aus Voyager denke...).


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Ich kann gerne massenhaft Beispiele für Regietheaterunsinn liefern. :D


    By the way: Ich liebe die MET-Rheingoldinszenierung von Schenk.


    Und zu Science Fiction: Es gibt doch bereits den Planet der Affen-Rigoletto in München. Ich möchte mal wirklich jemanden kennen lernen, der das gut findet.

  • Vielleicht ein Beispiel, daß m.E. jeder verstehen wird.


    Das versetzen nach einer bürokratischen Umgebung müßte zu Aha-Erlebnisse führen. Die Frage ist nur, was danach versetzt werden kann. Ich kann nicht so schnell eine Oper finden.


    LG, Paul

  • Zitat

    Original von Basti
    Götterdämmerungs-Schlussszene: Der Ring wird in einem Säurebad aufgelöst. Hagen sieht das und geht als gebrochener Mann von der Bühne, dafür muss er gar nicht sterben. Die Figuren aus dem gesamten Ring (auch die Toten!) die gerade nicht auf der Bühne sind, gehen in den Zuschauerraum und ziehen ihre Kostüme aus, sodass die Sänger nun "in Zivil" dastehen. Der Zuschauer, vor dem der Sänger gerade steht, erhält das Kostüm- nach dem Motto: "Nun macht ihr's mal besser als wir!"


    Klasssseeeee!!!!


    Ab auf die Regisseurschule und mir dann hernach mailen, wo Deine Arbeiten zu sehen sind!!!


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Versuch ich mich auch mal am Regietheater. :D


    "Rienzi"-Finale:
    Ort: Berlin, Reichskanzlei
    Zeit: 1945
    Hitler als Rienzi, Eva Braun als Irene, Bormann als Adriano ( :O). Das Volk von Rom könnte das deutsche Volk sein, das doch noch einen Aufstand macht.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Zitat

    Original von Joseph II.
    Versuch ich mich auch mal am Regietheater. :D


    "Rienzi"-Finale:
    Ort: Berlin, Reichskanzlei
    Zeit: 1945
    Hitler als Rienzi, Eva Braun als Irene, Bormann als Adriano ( :O). Das Volk von Rom könnte das deutsche Volk sein, das doch noch einen Aufstand macht.


    Warum denn dann nicht gleich Mussolini...?

  • Gut, Mussolini wäre fast noch besser, ist mir spontan gar nicht eingefallen. Zudem wurde der ja wirklich gestürzt 1943.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Zitat

    Original von Thomas Pape


    Klasssseeeee!!!!


    Ab auf die Regisseurschule und mir dann hernach mailen, wo Deine Arbeiten zu sehen sind!!!


    Ehrlich? 8o :untertauch:

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  • Gar keine. Es ist lediglich die genaue Umkehrung seiner positiven Eigenschaften, und ich fände solch eine Inszenierung nach wie vor interessant.

  • Zitat

    Original von Knusperhexe
    Basti: Mich interessiert immer noch, wieso Du Sarastro so dermaßen negativ zeichnest. Welche Anhaltspunkte findest Du dafür im Libretto?


    Wird im Libretto nicht geredet über Sarastro als "Er ist ein Unmensch, ein Tyrann"? :D


    LG, Paul

  • Auch wieder wahr :D.


    Nee, jetzt ehrlich: Kommt euch dieses ganze Sektengehabe nicht auch manchmal äußerst abstrus vor?

    Einmal editiert, zuletzt von Basti ()

  • Zitat

    Original von Basti
    Nee, jetzt ehrlich: Kommt euch dieses ganze Sektengehabe nicht auch manchmal äußerst abstrus vor?


    Nee, wieso? Ist TAMINO etwa keine Sekte?


    :pfeif:

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Original von Basti
    Auch wieder wahr :D.


    Nee, jetzt ehrlich: Kommt euch dieses ganze Sektengehabe nicht auch manchmal äußerst abstrus vor?


    Nö. Und Taminos Aussage, er sei ein Unmensch, ein Tyrann resultiert ja nur aus dem Weibergeschwätz. Insofern könnte ich so einer Inszenierung nichts abgewinnen.

  • Zitat

    Original von Knusperhexe


    Nö. Und Taminos Aussage, er sei ein Unmensch, ein Tyrann resultiert ja nur aus dem Weibergeschwätz. Insofern könnte ich so einer Inszenierung nichts abgewinnen.


    Lieber Christoph,


    Ich setze den Fall, daß es nicht Geschwätz wäre.
    Daß Sarastro c.s. Heuchler sind, denen es gelingt Tamino zu betrügen.
    Daß Sarastro mit Gewalt die Herrschaft nahm. Das Libretto bietet die Möglichkeit.


    Dann wäre eine konsequente Durchführung dieser Gedanke, daß es falsches Licht gäbe (kan sehr gut auf der Bühne gezeigt werden: gelbgrün z.b.). Das eventuell die Priester in die Irre geführt wurden (passiert so oft).


    Ich sage nicht, daß es so ist, aber als Gedankenexperiment finde ich es sogar sehr interessant. Und darum hoffe ich, daß Basti diese Gedanke aufnehmen und weiter führen will.


    Trotz Deiner Beschwerden. :P


    LG, Paul

  • Lieber Paul,


    kann er - bzw. lieber Basti: kannst Du gerne machen. Nur ist das dann nicht mehr Mozarts Zauberflöte sondern Mozarts Zauberflöte in der sehr freien Interpretation von Basti. Und an diesen freien Interpretationen habe ich kein Interesse. Da gibt es z.ZT. nämlich eine Überproduktion.


    LG.


    Christoph

  • Schau an... da meldet sich mal wieder die Radikalfraktion zu Wort, die am liebsten überhaupt keine Interpretationen zulassen will - es sei denn, es ist eine, die "im Sinne der Intention des Autors" ist, welche die Angehörigen dieser Fraktion natürlich genau kennen. Die haben nämlich, scheints, einen direkten Draht zu verstorbenen Maestri und können auf Grund dieses Wissensvorteils immer ganz genau sagen, welche Interpretation nun zu weit geht und welche nicht - immer, versteht sich, unter Berufung auf die verstorbene Autorität.


    Verdammt nochmal, wie gerne würde auch ich so unglaublich gut darüber informiert sein, was Mozart gefallen hätte und über welche Interpretationen er, der Verfasser der modernsten Musik, der schrägsten, lustigsten und auch vulgärsten Komponistenbriefe, die ich kenne, gelacht hätte...!


    :angry:
    M.

  • Lieber Mengelberg,


    es ist eigentlich gar nicht so schwer: Respekt heißt das Zauberwort, sowohl vor dem Libretto als auch vor der Komposition. Insofern ist unsere "Fraktion" auch nicht halb so radikal wie die Ihrige.


    Beste Grüße,
    K

  • Zitat

    Original von Knusperhexe
    Respekt heißt das Zauberwort, sowohl vor dem Libretto als auch vor der Komposition. Insofern ist unsere "Fraktion" auch nicht halb so radikal wie die Ihrige.


    Lieber Knuspi,


    Du willst mich doch hoffentlich nicht zu den "Radikalen" rechnen?


    Was Du vielleicht nicht verstanden hast, ist daß hier einfach theoretisiert wird. Gedankenexperimenten.
    Auch wenn einer mit etwas nicht einverstanden ist, dann noch kann er fragwürdige Stellen im Libretto nehmen und eine alternative Ausführung bedenken. Nochmals: als Gedankenexperiment.


    Ich weiß nicht, ob es ein Libretto gibt, wobei das eher möglich wäre als bei der Zauberflöte. Denn im ersten Teil ist Sarastro deutlich der Bösewicht und die KdN die arme Mutter, die man ihres Kindes beraubte.
    Und ehrlich gesagt: ist es gut zu heißen, was Sarastro tat? Pamina entführen???


    Zwar wird im zweiten Teil manches deutlicher, und verwandelt Sarastro von böse in gut und gerecht, aber dennoch... Man könnte sagen "Ich finde das erste Teil überzeugender".


    Persönlich, das noch als Zusatzbemerkung, finde ich, daß Mengelberg gar nicht so dogmatisch ist, wie Du suggerierst. Er hat z.B. ohne Schwierigkeit seine Startrekinszenierung als Utopie akzeptiert.


    LG, Paul

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