Düsseldorf: "LA WALLY" von Alfredo Catalani

  • Dienstag, 23. Juni 2009 - Deutsche Oper am Rhein, Düsseldorf, Heinrich-Heine-Allee
    La Wally
    Dramma lirico in vier Akten
    Musik von Alfredo Catalani
    Text von Luigi Illica
    nach dem Roman Die Geier-Wally
    von Wilhelmine von Hillern
    (In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln)


    Besetzung:
    Dirigent: Alexander Joel
    Regie: Nicolas Joel
    Bühne und Kostüme: Andreas Reinhardt
    Chor: Gerhard Michalski
    Orchester: Düsseldorfer Symphoniker


    Wally: Morenike Fadayomi
    Stromminger: Michail Milanov
    Afra: Iryna Vakula
    Walter: Anke Krabbe
    Hagenbach: Keith Olsen
    Gellner: Boris Statsenko
    ein alter Soldat: Daniel Djambazian


    Im Rahmen des „Finale Furioso“ wurde gestern Abend zum letzten Mal Catalanis selten gespielte Oper „La Wally“ gegeben. Bei sommerlichem Wetter war es nicht verwunderlich, dass im Parkett und auf den Rängen viele Sitze leer blieben – wer denkt bei 23 Grad schon an Gletscher und Lawinenunglücke in den Ötztaler Alpen.


    Trotzdem: Es hat sich gelohnt, da hinzugehen. Wer weiß, wann man diese Oper mal wieder – in mustergültiger Inszenierung und herausragender Besetzung je wieder auf der Bühne erleben kann? Die meistern Leute kennen daraus ohnehin nur den aus diversen Werbespots bekannten Arienhit "Ebben ... Ne andrò lontano", Cineasten vielleicht noch Jean-Jacques Beneix' Film Diva.
    Regisseur Nicolas Joel (nicht verwandt mit dem Dirigenten Alexander Joel) hat es inzwischen zum Intendanten des Pariser Opernhauses gebracht. Er hat ein solides Stück abgeliefert, das sicher Repertoire-Qualität hat.


    Der Komponist Alfredo Catalani, der nur 18 Monate nach Uraufführung der Oper im Alter von 39 Jahren an Lungen-Tuberkulose verstorben ist, steht nicht einmal in den gängigen Operführern.


    Doch nun zur Aufführung am gestrigen Abend: Kennt man die – teilweise negativen – Besprechungen der Düsseldorfer und Duisburger Premieren, dann fragt man sich, ob damals ein anderes Stück gegeben wurde! – Uns hat es sehr gefallen. Die etwas spröde Musik – in wagnerscher Besetzung - ist zwar manchmal etwas laut, aber nie zu laut, die Sänger werden nicht übertönt! Und die lyrischen Passagen wie die Vorspiele zum 3. und 4. Akt gelingen Alexander Joel mit den Düsseldorfer Symphoniker vorbildlich – schöner kann man es nicht spielen.


    Bühnenbild und Dekorationen von Andreas Reinhard sind zwar modern, aber äußerst geschickt die perfekte Bühnentechnik des Hauses ausnutzend. Zwei sich auf der Bühne kreuzende Laufstege, von denen einer steil nach oben auf den (Berg-)Gipfel führt. Unten in den ersten beiden Akten buntes Volksfest-Treiben mit Karussels und Riesenrad, sich munter drehend und bunt beleuchtet. Der Chor zeigt sich in alpenländischer Tracht, alle sehr modisch dezent gewandet, nur die Wally erscheint erst im weißen Brautkleid, später im dunkelroten Abendkleid und im letzten Akt im edlen Pelzmantel, den sie kurz vor Schluss in die Gletscherspalte entsorgt, um im cremefarbenen Unterkleid auf den kalten Tod zu warten., während die Trockeneis-Nebelschwaden herandräuen.


    Die stimmlichen und schauspielerischen Leistungen der Sänger sind erstaunlich gut, nur der Tenor Keith Olsen hat etwas Probleme, vor allem bei den dramatischen Ausbrüchen. Solche Probleme hat die Sängerin der Titelpartie nicht, Morenike Fadayomi meistert die Rolle wie üblich perfekt – nach ihrer großen Arie im ersten Akt gibt es minutenlangen Applaus. Morenike hat es inzwischen zur Allzweck-Waffe gebracht, die aus dem Ensemble nicht mehr wegzudenken ist – vor ihren Vorgängerinnen in dieser Rolle, Eva Marton und Teresa Waldner braucht sie sich nicht zu verstecken.
    Die tiefen Männerstimmen waren ebenfalls hervorragend besetzt. Besonderen Applaus erhielt Publikumsliebling Anke Krabbe für ihre Darstellung des jungen Zitherspielers Walter.


    Am Ende gab es lang anhaltenden Applaus für Solisten und Dirigent – schade, dass die Oper nun endgültig aus dem Spielplan verschwindet. Ein gelungener Abend.


    LG :hello: Harald



    Links:
    Catalanis "LA WALLY" - Romantik, Verismo, Kitsch?


    TMOO - Wally, La

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Harald,


    vielen Dank für Deinen Bericht über Deine Eindrücke von "La Wally" in Düsseldorf.
    Leider konnte ich mir diese Oper in Duisburg seinerzeit aus verschiedenen Gründen nicht ansehen, obwohl ich sie durch die Aufnahme mit Tebaldi/del Monaco gut kenne.


    Viele Grüße
    :hello:
    Jolanthe

  • Zitat Jolanthe:

    Zitat

    Leider konnte ich mir diese Oper in Duisburg seinerzeit aus verschiedenen Gründen nicht ansehen,.........


    Liebe Jolanthe,


    ich habe die Berichte über die Duisburger Premiere seinerzeit gelesen: Das war ein Paradebeispiel für "Pleiten, Pech und Pannen".....


    Der kroatische Dirigent hatte die Duisburger Philharmoniker nicht im Griff, die waren viel zu laut und übertönten die Sänger, die wiederum schlecht instruiert meist nur herumstanden (Regisseur Joel war längst wieder nach Frankreich abgereist und hatte die Verantwortung einem überforderten Assistenten überlassen). Theresa Waldner fühlte sich unwohl in den Kostümen der Wally (zu eng - wie Wurst in Pelle), der alte Stromminger war heiser, der lyrische Bariton, der den Gellner sang, war überfordert, nur der Tenor war in Topform.
    Bei den lyrischen Zwischenspielen war die Nebelmaschine so laut, dass das Orchester Mühe hatte, die Geräusche zu übertönen, und dann gab es soviel Trockeneis-Nebel, dass Orchestergraben und die ersten Zuschauerreihen sowie die gesamte Bühne in dichten Nebel gehüllt war! Und als dann beim (nur angedeuteten) Niedergang der Lawine der Laufsteg auseinanderbrach, gab es im Publikum nur Gelächter!


    Nun, das alles blieb mir gestern erspart, die Bühnentechnik klappte einwandfrei, es schneite täuschend echt, es war alles perfekt, nur der Tenor war etwas überfordert.


    LG


    :pfeif: Harald :pfeif:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Zitat

    Original von Harald Kral


    ich habe die Berichte über die Duisburger Premiere seinerzeit gelesen: Das war ein Paradebeispiel für "Pleiten, Pech und Pannen".....


    Lieber Harald,


    an diese Berichte kann ich mich übrigens auch noch erinnern.


    LG
    :hello:
    Jolanthe