Liebe Forianer, liebe Mitleser,
der Titel ist eher reisserisch aufgemacht, als daß er die eigenlichen Fragen stellt, aber immerhin wird hinterfragt ob dieser Dirigententyp inzwischen ausgestorben ist.
Manche wünschen sich das - Vor allem Orchestermusiker.
Die würden gerne in einer Athmosphare der Freundschaft und der Gleichberechtigung über ein Werk diskutieren und auch auf das Wohlbefinden der Orchestermusiker achten.
Indes gibt es auch Gegenstimmen: die wirklich große interpretationen wurden stets von dogmatischen Einzelgängern - hysterischen Diktatoren oder kühl kalkulierenden Strategen vollbracht. Das Orchester war hiebei lediglich der Erfüllungsgehilfe, der das zu exekutieren hatte, was der Maestro konzipiert hatte. Natürlich ist diese Beschreibung (bewusst) ein wenig überzogen - aber prinzipiell stimmt sie.
Dies Tyrannen am Dirigentenpult bedienten sich hiebei durchaus unterschiedlicher Techniken: Vom schlagartigen verlassen des Orchesters, nachdem man den Dirigentenstab demonstrativ hingeschmissen hat, bis zur siebensüssen bohrenden Kritik, oder einfach auch nur Losbrünllen oder eiskaltem Zynismaus war da alles drin.
Man soll diese Leute nicht verurteilen, denn letztlich erreichten sie ihr Ziel - jeder mit seiner individuellen Methode, auf seine persönliche Art.
Sie erreichten Höchstleistungen und wurden im wahrsten Sinne des Wortes hochgejubelt. Auch die "geknechteten, geschundenen " Orchester partizipierten von diesem Jubel. Und manch Orchester, das von seinem "Tyrannen" befreit war fiel in die Mittelmässigkeit zurück, wenn schon nicht in die musikalische, dann wenigstens in jene der öffentlichen Akzeptanz.
"Demokraten" hingegen" werden zwar von ihrem Orchester geliebt, das Publikum nimmt sie jedoch als weniger interessant wahr, ich erinnere nur an Abbados Abgang in Berlin, wo man meinen konnte, er persönlich sei schuld daran, daß "sein" Orchester nicht mehr so im Focus stand, wie unter Karajan und natürlich Furtwängler.
Wer jetzt befürchtet, daß dieser Thread ein Karajan-Thread wird, dem sei gesagt, daß das zumindest von mir in diesem Fall nicht angestrebt ist. Es gab ja dereinst genügend dogmatische Maestri, über die diskutiert werden könnte.
Ich schlage vor, folgende Fragestellungen zu erörtern:
1) Sind Dogmatiker die erfolgreicheren Dirigenten ?
(Ich habe hier BEWUSST das Wort ERFOLGREICH, und nicht etwa BESSER gewählt - das ist ein Unterschied)
2) Welche Dirigenten zählt Ihr dazu - und warum ?
3) Gibt es diesen Typus noch heute - und wer von den dazugehörenden ist erfolgreich?
4) WARUM will das Publikum immer wieder solche Dirigenten sehen -
bzw - will es das wirklich ??
mfg aus Wien
Alfred