Orgel-Tour auf den Spuren von J.S. Bach

  • Hallo Forum,


    nach wunderschönen Tagen in Thüringen, auf den Spuren von J.S. Bach folgend, besuchte ich die
    historischen Orte wie Ansbach, Mühlhausen, Erfurt und Weimar.


    Der erste Besuch galt der Bachkirche in Arnstadt mit der Wender Orgel von 1703, die in den Jahren
    1998 bis Anfang 2000 durch die Orgelbaufirma Hoffmann, Ostheim/Rhön, nach einer Rekonstruktion der
    Wender-Orgel, umfassend restauriert wurde.
    Hier traf Bach auf den Orgelbaufachmann Johann Friedrich Wender aus Mühlhausen, und nahm seine
    neuerbaute Orgel als Orgelsachverständiger mit 18 Jahren ab.


    Daraufhin bekam Bach dort seine erste Anstellung als Organist. Wender muss nach neuesten Erkenntnissen ihm dann nach seinem Weggang aus Arnstadt, die Organistenstelle in Mühlhausen vermittelt haben.


    Die nachstehende CD aus der Bachkirche zu Arnstadt wurde vom Kirchenmusikdirektor Gottfried Preller
    im April 2000 an der Wender-Orgel eingespielt.



    Werke von J.S. Bach


    Präludium und Fuge C-Dur, BWV 545
    Herr Gott nun schleuß den Himmel auf, BWV 1092
    Wir Christenleut, BWV 1090
    Allein zu dir Herr Jesu Christ, BWV 1100
    Praeludium G-Dur, BWV 568
    O Jesu wie ist dein Gestalt, BWV 1094
    O Lamm Gottes unschuldig, BWV 1095
    Toccata und Fuge d-moll, BWV 565
    Wir glauben all an einen Gott, BWV 1098
    Ach Herr mich armen Sünder, BWV 742
    Präludium und Fuge e-moll, BWV 533
    Du Friedefürst Herr Jesu Christ, BWV 1102
    Christ der du bist der helle Tag, BWV 1120
    Was Gott tut das ist wohlgetan, BWV 1116
    Präludium und Fuge E-dur, BWV 566


    Hier wurde eine Wender-Orgel wieder zu 99 % rekonstruiert, die Bachs Klangvorstellungen einer Orgel entsprechen müsste. Ein warmer wunderschöner Klang, der den Räumlichkeiten der Bachkirche
    voll entspricht. Liveübertragungen von Orgelkonzerten, gespielt auf dieser restaurierten Wender-Orgel,
    liess die Fachwelt aufhorchen, das Echo auf diese neue wunderschönen Orgel ist überwältigend, die
    Fachwelt spricht von einer Neugeburt einer Bachorgel.


    Die CD-Einspielung kann als gelungen betrachtet werden, doch stören mich leider einige Nebengeräusche, die das Hörempfinden ein wenig trüben, schade um diese sonst so herrliche Ein-
    spielung Bachscher Orgelwerke.


    Die weiteren CD-Vorstellungen werde ich in den nächsten Tagen vornehmen.



    Grüsse
    reklov29

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • Mit Sicherheit eine interessante CD und Orgel. Man muss sich natürlich immer fragen, wie sehr eine solche rekonstruierte Orgel nun tatsächlich klingt.


    Sehr interessant ist, dass sich "unter" der rekonstruierten Bach-Orgel, hinter den auf dem Cover zu sehenden Holzgittern, eine weiter historische Orgel verbirgt (allerdings ein romantisches Instrument). So ist es quasi möglich, in dieser Kirche barocke und romantische/moderne Werke "authentisch" darzustellen.


    Gruß
    Karsten

  • Hallo Karsten,
    Zitat:
    eine weiter historische Orgel verbirgt (allerdings ein romantisches Instrument). So ist es quasi möglich, in dieser Kirche barocke und romantische/moderne Werke "authentisch" darzustellen.
    --------------------------------------------------------------------


    Korrekt,
    das hatte ich vergessen anzuführen,seit 1913 besaß die Bachkirche eine romantische Steinmeyer-Orgel
    aus Öttingen/Bayern. Die neue Steinmeyer-Orgel wurde mit pneumatischer Ton- und Registertraktur erbaut.
    Der Wender-Prospekt wurde wieder verwendet, mußte allerdings noch einmal verändert werden.
    Der Tonumfang erweitert sich auf Manual C-a 3 und Pedal C-f 1.
    Von den gewesenen 59 Registern der vorgehenden Orgel werden 7 nicht wieder benutzt und 3 neu
    hinzugefügt. Die neue Steinmeyer-Orgel erhält 55 Register. Alle romantischen Spielhilfen sind vorhanden.


    In dem Orgelbauvertrag von 1997 mit der Orgelbaufirma Otto Hoffmann, Ostheim/Rhön, wurde vereinbart, dass beide Projekte, die Rekonstruktion der Wender-Orgel und die Restaurierung der Steinmeyer-Orgel bis Ende 1999 auszuführen ist.
    September 1997 wurde die Steinmeyer-Orgel abgetragen, die auf der 2. Empore gestanden hatte.
    Die ursprüngliche 3. Empore wurde wiedererstellt, so daß man den historischen Standort wieder nach
    dort verlegen konnte.


    Zur Rekonstruktion der Wender-Orgel wurden in Arnstadt alle bekannten Quellen und historischen
    Orgelteile studiert. Vorhanden waren 320 Pfeifen aus dem Jahr 1703, der veränderte Orgelprospekt, Pfeifenstöcke im Prospekt mit Rissen vom Umfang der Prospektpfeifen, originale Klaviaturen, Registerzüge, der Orgelbauvertrag von Johann Friedrich Wender aus Mühlhausen von 1699.


    Einzelheiten zur Konstruktion des Tragwerkes für die Windladen wurden aus den Wender-Orgeln in
    Dörna und Erfurt, Severi-Kirche, entnommen.
    Profile an den Balken, Maße derselben, Verbindungen, Füllungen, Schließeinrichtungen, Metallnägel,
    Holzdübel und vieles Andere mehr wurden nach den historischen Vorlagen dieser Kirchen nachgefertigt.
    Die originalen Windladen von Dörna wurden vermessen und in jedem Detail für die Arnstädter-Orgel
    nachgebaut.
    In gleicher Weise verfuhr man mit allen Trakturdetails.
    Man arbeitete mit Fuß-, Zoll- und Strichmaßen, statt mit dem metrischen Maß.


    Die Balganlage wurde über der Orgel und der Tonne der Kirche im Dachbereich mit 4 Keilbälgen
    rekonstruiert und angebracht. Als Vorlage diente eine in Dörna vorhandene historische Balgplatte.
    Die Blasebälge sind mechanisch zu betätigen. Für den Übprozeß und Gebrauch der Orgel im Gottesdienst
    wurden die Bälge mit einem elektrischen Winderzeuger versehen.
    Der Winddruck ist mit 72 mm/Ws fixiert.


    Von den reichlich original vorhandenen Pfeifen wurden alle fehlenden Pfeifen und Register berechnet
    und rekonstruiert.
    Die Tonhöhe ergab sich aus den historischen Pfeifen und wurde mit 465 Hz bei 18 = C festgelegt.
    Man einigte sich mit dem thüringischen Amt für Denkmalpflege bei der Stimmungsfrage daraufhin,
    eine um 1700 in Thüringen übliche Stimmung nachzuempfinden.
    Dabei wurde Wert darauf gelegt, daß man die von J.S. Bach in Arnstadt komponierten Werke
    problemlos darstellen kann.
    Die Orgelstimmung wurde der Wender-Orgel von 1703 nachempfunden.


    Karsten Deine Aussage wie folgt:
    So ist es quasi möglich, in dieser Kirche barocke und romantische/moderne Werke "authentisch" darzustellen.
    Diese Möglichkeit, wie von Dir vermutet, besteht.



    Grüsse
    reklov29

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • Aber dann könnten wir es nicht so schön einfach lesen! (Und für Interessierte gibt es ja immer noch die Möglichkeit der weiterführenden Literatur - sprich Link)

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo Karsten,
    Zitat:
    Es reicht doch, den Interessierten zwei Links zu geben:
    --------------------------------------------------------------------------


    Von diesen Links habe ich nichts gewusst, die Aufzeichnungen habe ich aus einem Prospekt der
    Bachkirche und während der Führung niedergeschrieben, bzw. die Führungsgespräche aufgezeichnet.


    Grüsse
    reklov29

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • Hallo,


    Orgel-Tour auf den Spuren von J.S. Bach,


    die nächste Station war die " Divi Blasii Kirche" in Mühlhausen, in der Bach ein Jahr als Organist von 1707 bis 1708 angestellt war.


    Die gebaute Ursprungsorgel dort war die 1560 von der Orgelbaufirma Jost Pape aus Göttingen.
    1603 zerstörte ein Blitzschlag den Kirchturm und die Orgel.


    Eine Restaurierung erfolgte 1689 bis 1691 durch den Mühlhausener Orgelbaumeister Johann Friedrich
    Wender, der auch die Bachorgel in Arnstadt gebaut hatte. Bach wurde nach seinem Weggang aus
    Mühlhausen mit der Abnahme der Wender-Orgel beauftragt und sie dann auch abnahm.


    Er verfasste ein Gutachten, das heute als wichtiges Dokument über Bachs Vorstellungen vom Orgelbau
    seiner Zeit angesehen wird. Sie liegt als gedrucktes Dokument in Mühlhausen vor.


    Die Wender-Orgel existierte 100 Jahre. 1821 bis 1823 erfolgte ein Neubau der Firma Johann Friedrich
    Schulze aus Milbitz bei Rudolstadt.


    Im Jahre 1953 nahm die Kirchengemeinde zwecks Restaurierung der Orgel Kontakt mit Albert Schweitzer
    in Lambarene/Afrika auf. Schweitzer drängte darauf, die Orgel nach den vorliegenden Dokumenten in
    Mühlhausen - über die Abnahme der Wender-Orgel von Bach verfasst -, zu berücksichtigen und sie so zu restaurieren.
    Schweitzers Aussage: denn das wünscht sich der Bachfreund, eine Orgel vorzufinden, die nach Bachs Vorgaben gebaut worden ist.


    Den Auftrag zum Bau der Orgel erhielt die Firma Schuke in Potsdam, die das Werk auf der Basis des
    Bachschen Entwurfes unter Ergänzung von fünf zusätzlichen Orgelregistern konzipierte.
    1959 wurde die Schuke-Orgel fertiggestellt. Sie gilt seit dieser Zeit als Zeitzeuge der Orgelkunst
    unseres Jahrhunderts.




    J. S. Bach-Werke:


    Piece d’ Orgue (Präludium) und Fuge D-Dur BWV 532
    Choralbearbeitungen:
    „Ein feste Burg ist unser Gott“ à 2 claviers et pédale BWV 720
    „Nun freut euch, lieben Christen gmein“ choralis in tenore manualit, BWV 734
    Präludium und Fuge g-Moll, BWV 535
    Piece d’Orgue (Fantasie) G-Du, BWV 572
    Très vitement /Gravement /Lentement
    Choralbearbeitung: „Christ lag in Todesbanden“ à 2 claviers et pédale, BWV 718
    Fantasia con imitazione h-Mol,l BWV 563
    Passacaglia c-Moll, BWV 582


    Zu meiner eigenen Überraschung muss ich gestehen, dass mir diese eingespielte CD von der Klangfülle,
    Registrierung und virtuosem Spiel von Felix Friedrich besser gefällt, als die Einspielung aus der Bachkirche
    aus Arnstadt.
    Sehr schön gelungen und virtuos gespielt: Einspielung Nr.2 "Nun freut euch lieben Christen gmein",
    BWV 734. sowie die Einspielung Nr. 7 "Fantasia con imitazione h-moll", BWV 563.
    Diese Bachorgel und CD-Einspielung besitzt z.Zt. für mich Platz 1.



    Grüsse
    reklov29

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • Hallo Forum,


    nach dem Besuch in Mühlhausen folgte die Besichtigung des Erfurter Domes mit der Schuke-Orgel.
    (Hauptorgel) Schleifladen, mechanische Tastenstruktur, 64 Setzerkombinationen 4 Setzer für Rollschwellereinstellungen, Register an Walze, Registerfessel, Tastenfessel im HW, Tutti, Gesamt- und Einzelabsteller für Zungenregister.
    Disposition; 1. Manual: C-a''' RP 14 Register, 2.Manual: C-a 15 Register, 3.Manual: C-a''' SW 17 Register,
    Pedal: c-g' 17 Register.


    Dazugehörend eine zusätzliche Chororgel.
    Hauptorgel und Chororgel sind vom Hauptspieltisch gemeinsam und getrennt anspielbar. Sequenzschalter
    für Setzerkombinationen (vor- und rückwärts)


    Die CD enthält folgende Einspielungen:




    Domglocke Gloriosa, Vollgeläute Erfurter Dom
    Wilhelm Kümpel , Orgel


    Dietrich Buxtehude: Toccata F-Dur


    J.S Bach: 5 Choralvorspiele
    Der Tag ist so freudenreich, BWV 605, (auf der Chororgel)
    O Mensch bewein dei Sünden groß, BWV 622 (auf der Hauptorgel)
    Wer nur den lieben Gott läßt walten, BWV 642 (auf der Chororgel)
    Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ, BWV 639 (auf der Hauptorgel)
    Herzlich tut mich verlangen, BWV 727 (auf der Hauptorgel)


    François Couperin: Auszüge aus "Messe solenelle à l'usage des Paroisses"


    Felix Mendelssohn Bartholdy: Sonate Nr. 2 c-moll op. 65,2


    Joseph Ahrens: Partita "Regina coeli", Partita "Verleih uns Frieden gnädiglich"


    Die Disposition und Registrierung der eingespielten Werke gelingen dem Dom-Organisten
    Wihlem Kümpel virtuos auf dieser wunderschönen klangfarbenen Schuke-Orgel (Hauptorgel) und
    den Choraleinspielungen von J.S. Bach auf der kleineren Chororgel. Einmal eine CD, bei der nichts
    auszusezten gibt, einfach gekonnt eingespielt.......



    Grüsse
    reklov29

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • Hallo Forum,


    nun die letzte Beschreibung der Orgel-Tour, sie führte in die Stadtkirche "Zu St.Peter und Paul" in Weimar.
    Im Februar 1945 wurde die Kirche zur Ruine, die Orgel erlitt schwerste Schäden.
    1997 begann der Abbau der alten Orgel. Der inzwischen wiedererstanden Orgelbaufirma Wilhelm Sauer
    in Frankfurt/Oder wurde der Neubau übertragen und 1999 fertig erstellt.
    Die Orgel hat drei Manuale (Schwellwerk, Hauptwerk, Rückpositiv) und Pedal, ca. 3700 Pfeifen, eine mechanische Spieltraktur, Elektrik und Elektronik nur zur Unterstützung der künstlerischen Möglichkeiten.


    Als Stadtkantor-Organisten waren an der Stadtkirche angestellt wie: entfernter Verwandter und Freund von J.S.Bach;
    Johann Gottfried Walther (1684-1748) aus Erfurt gebürtig,
    Johann Gottlob Töpfer (1791-1870)
    Im vergangenen Jahrhundert: Hermann Keller, Arno Landmann, sowie
    Michael Schneider (1909-1994), geb. in Weimar.
    Michael Schneider studierte von 1927-30 an der Weimarer Musikhochschule die Fächer Klavier, Orgel und Komposition und besuchte anschließend das kirchenmusikalische Institut in Leipzig, wo Karl Straube, Robert Teichmüller und Kurt Thomas seine Lehrer waren.
    1945 wurde er Kirchenmusikdirektor an St. Markus in München, bevor Schneider dem Ruf als Professor an die Musikhochschule in Detmold folgte und zugleich zum Dirigenten des Bielefelder Musikvereins ernannt wurde.
    Unvergessen in Bielefeld seine grandiosen und virtuosen Orgelkonzerte.


    Aus besondere Anlässen als Konzert-Organisten sind zu benennen: J.S.Bach während seiner Weimarer
    Zeit, Felix Mendelssohn Bartholdy, Franz List, ebenfalls in Weimar tätig, sowie Max Reger.


    Auf nachstehender CD wurden folgende Werke im Jahr 2003 eingespielt:



    Orgel: Stadtkantorin Hannelore Köhler,
    geb. in Erfurt, Studium Franz-List-Hochschule in Weimar bei
    den Professoren Cilensek, Köhler, Mauersberger. Meisterkurse bei Prof. Reinberger in Prag.
    Als ein Highlight in Weimar ihre tägliche Stunde der Orgelmusik.


    Melchior Franck 01. Deutscher Tanz Valentin Haußmann 02. Deutscher Tanz Johann Sebastian Bach - aus dem "Weimarer Orgelbüchlein" ADVENT 03. "Nun komm, der Heiden Heiland" WEIHNACHTEN 04. "Gelobet seist du, Jesus Christ" 05. "Christum wir sollen loben schon" 06. "Der Tag, der ist so freudenreich" 07. "Vom Himmel hoch da komm ich her" 08. "Gelobet seist du, Jesus Christ" PASSION 09. "Christus, der uns seelig macht" 10. "Da Jesus an dem Kreuz stand" 11. "O Mensch, beweis dein Sünde groß" OSTERN 12. "Christ lag in Todesbanden" 13. "Entstanden ist der heilig Christ" 14. "Jesus Christ, unser Heiland" PFINGSTEN 15. "Komm, Gott Schöfer, Heiliger Geist" Johann Gottfried Walther 16. Präludium und Fuge d-moll 17. Choral und Variation "Was Gott tut, das ist wohlgetan" Théodore Dubois 18. Piéce canonique 19. Evocation (Anrufung) 20. Imploration (Flehen) 21. Entrée Max Reger 22. Präsludium und Fuge G-Dur CHORALBEARBEITUNGEN 23. "Ach Gott, verlaß mich nicht" 24. "Morgenglanz der Ewigkeit" 25. Te deum ops 59. Nr. 12 "Herr Gott, dich loben wir"


    Die neue Sauer-Orgel besticht als klanglich wunderschöner Klangkörper.
    Die Interpretation, Registrierung und Disposition der eingespielten Werke ( bis auf die Bachschen-Werke) sind für mich etwas ungewöhnlich gewählt, hier muss sich der Orgelfreund persönlich reinhören, eben eine persönliche Geschmacksfrage und Empfinden.


    Somit hat sich der Kreis "Auf den Orgelspuren von J.S. Bach" geschlossen und hat mir als Besucher
    an den historischen Stätten Bachs ungmein viele neue Eindrücke aus der Orgellandschaft Mitteldeutschlands mitgeben können.



    Grüsse
    reklov29

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • Nachdem reklov "seine" Bach-Orgel-Reise beendet hat, könnte dieser Thread vielleicht mit dem einen oder anderen Beitrag anderer über Orgeln, die mit Bach in Beziehung stehen, fortgeführt werden.


    Ich möchte mal den Vorstoß wagen und die Hildebrand-Orgel der Naumburger Wenzelskirche ins Gespräch bringen.



    Die Orgel wurde von dem Silbermann-Schüler Zacharias Hildebrandt 1743 bis 1746 erbaut. Zur "Bach-Orgel" wurde das Instrument durch Bachs Einfluß bei der Planung und Klanggestaltung der Orgel. Bach nahm auch selbst die Abnahmeprüfung vor, weihte die Orgel ein und stellte Hildebrandt ein hervorragendes Gutachten aus. Auch sonst galt die Orgel als eine der besten ihrer Zeit. So schreibt beispielsweise Bachs Schwiegersohn Johann Christoph Altnikol, der 1748 - 1759 Organist an St. Wenzel war über "seine" Orgel: "... und wer diese Orgel gesehen und gehöret, der ist niemahls ohne Bewunderung davon hinweggegangen."


    Leider wurde die Orgel immer wieder umgebaut, aber zwischen 1993 und 2000 durch die Orgelbaufirma Eule akribisch restauriert bzw. rekonstruiert. Wer weitere, detaillierte Informationen wünscht sucht, sei dieser Link empfohlen:


    http://www.euleorgelbau.de/naumburg_wenzel.htm


    Es ist wirklich ein "komisches" Gefühl für einen Organisten, wenn er an der Orgel sitzend seinen Fuß auf die "Fußablage" stellt, die Bach auch schon verwendete ;)


    Seit der Wiedereinweihung sind natürlich mittlerweile viele CDs dort eingespielt worden.



    Jean-Claude Zehnder, Orgel
    Toccata BWV 912a
    Partita BWV 770
    Präludium & Fuge BWV 896
    Choräle 714, 724, 769a, 1100;
    Ricercar a 6 aus BWV 1079
    Contrapuncti 1 & 6 aus BWV 1080
    Motette-Ursina-Verlag


    Gerhard Weinberger hat für seine bemerkenswerte Bach-gesamtaufnahme die Orgel für zwei Folgen ausgewählt:


    Orgelwerke Vol. 16
    Sonaten BWV 527&530
    Fuge BWV 542 / 2
    Piece d'Orgue BWV 572
    Choral BWV 728
    Präludium & Fuge BWV 536
    Kanonische Veränderungen BWV 769a "Vom Himmel hoch, da komm ich her" (autographe Fassung)
    cpo



    Orgelwerke Vol. 15
    Schübler-Choräle BWV 645-650
    Concerti BWV 592, 593, 596
    Aria BWV 587
    Ricercar in c aus dem "Musikalischen Opfer"
    cpo


    Selbstverständlich gibt es noch weitere Einspielungen, allerdings nicht immer mit dem Schwerpunkt "Bach".


    Gruß
    Karsten

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  • Hallo Karsten,


    Zitat:
    Nachdem reklov "seine" Bach-Orgel-Reise beendet hat, könnte dieser Thread vielleicht mit dem einen oder anderen Beitrag anderer über Orgeln, die mit Bach in Beziehung stehen, fortgeführt werden.
    -------------------------------------------------------------------


    Dieser Anregung von Dir komme ich gerne nach da ich durch die neueste CD von Gardiners Pilgrimage 2000 inspiriert worden bin.


    In der Bach-Kantate BWV 146, Wir müssen durch viel Trübsal in das Reich...
    sind die 2 Eingangssätze für Orchester und Orgelsolo von Bach komponiert worden.


    Gardiner spielte dieses Werk in der Schlosskirche zu Altenburg ein. Die grosse Trost-Orgel wurde hier mit eingesetzt. Eine grandiose Kantate mit diesen Eingangssätzen, die Klangfülle dieser Orgel ist überragend und überzeugt vollends im Part mit dem Orchester.
    Trotz eines Missgeschicks an der Trost-Orgel, es wurde ein Heuler im oberen Manual entdeckt und das
    Konzert unterbrochen, um den Schaden beheben zu können, wurde das Konzert und die Aufnahme
    wiederholt und fortgesetzt.


    Die Trost-Orgel wurde von Bach eigenständig in Augenschein genommen und als gut empfunden.
    Bachs Musterschüler Johann-Ludwig Krebs war dort dann als Hofarganist über 20 Jahre angestellt.


    In den 70er Jahren wurde diese Trost-Orgel durch die Orgelbaufirma Eule aus Bautzen wieder in den
    Zustand zu Bachs-Zeiten umfangreich restauriert.


    Auszug aus der Eule-Firma:
    Ein weiterer Höhepunkt der Restaurierungstätigkeit ist die Wiederherstellung der Heinrich- Gottfried- Trost- Orgel (1735-1739 II / 39 ) in der Schloßkirche zu Altenburg, ausgeführt von 1974-1976.
    Die technische Leitung dieser Restaurierung lag in den Händen unseres Mitarbeiters Orgelbaumeister Helmut Werner.


    Der dort z.Zt. amtierende Organist Felix Friedrich hat sämtliche Orgelwerke von Johann-Ludwig Krebs an der Trost-Orgel eingespielt.


    Eine CD von ihm über Orgelwerke von Bach, die er dort ebenfalls einspielte...



    Organist: Felix Friedrich an der Trostorgel in der
    Schlosskirche zu Altenburg


    1.Präludium und Fuge C-Dur BWV 545 (mit Largo)
    2.In dulci jubilo BWV 751
    3.Allein Gott in der Höh sei Ehr BWV 711 (Kirnberger-Choral)
    4.Wie schön leuchtet der Morgenstern BWV 739
    5.Kanonische Veränderungen über Vom Himmel hoch da komm ich her BWV 769
    6.Präludium und Fuge Es-Dur BWV 552 (Tripelfuge für Orgel) (aus Clavierübung III)
    7.Wir glauben all an einen Gott BWV 680
    8.Wir glauben all an einen Gott BWV 437
    9.Präludium und Fuge c-moll BWV 537 (Fantasie für Orgel)


    In Zukunft könnten wir diesen Thread erweitern auf Bach und seine Söhne.



    Herzliche Grüsse
    reklov29

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • Die folgende Orgel bzw. CD steht im wahrsten SInne des Wortes für "Bach'sche Orgelreise". Um 1720, nach dem Tod von Bachs erster Frau, bewarb sich Bach um die Stelle des Organisten an St. Jacobi, Hamburg. Bach hatte nie eine "große und schöne" Orgel als Dienstinstrument, in St. Jacobie hätte ihm ein solches zur Verfügung gestanden:



    1689-1693 wurde dieses prächtige, vier Manuale und um die 60 Register umfassende Instrument von dem berühmten norddeutschen Orgelbauer Arp Schnitger erbaut. Glücklicherweise konnten große Teile des Instrumentes über den Krieg gerettet werden und 1989-91 wurde die Orgel drch den Orgelbauer Jürgen Ahrend hervorragend rekonstruiert bzw. restauriert.


    Ob überhaupt und wie Bach an dieser Orgel vorgespielt hat, ist durch historische Dokumente nicht belegt, da Bach aus dienstlichen gründen nicht an dem offiziellen Vorspiel teilnehmen konnte. Allerdings scheint es undenkbar, das ein Bewerber sein potentielles Dienstinstrument nicht mal ausprobiert.


    Belegt ist aber, dass Bach sich an der (kulturell bedeutenderen) Katharinenkirche an einer der größten und schönsten Orgeln Deutschlands mehrere Stunden hat hören lassen. Als Referenz an den dortigen, fast 100jährigen Organisten Adam Reincken (den Bach schon in seinen jungen Jahren ebendort zugehört hatte), improvisierte Bach in Reinckens Art und Weise über eben den Choral, über den Reinken damals vor Bach improvisiert hatte. Der greise Reincken machte Bach im Anschluß daran ein wunderschönes Kompliment: "Ich dachte diese Kunst [zu improvisieren] wäre ausgestorben, aber ich weiß nun, dass sie in ihnen weiterlebt!".


    Leider bekam Bach die Stelle nicht. Nicht wegen mangelnder Qualifikation, sondern weil er sich nicht (wie damals durchaus üblich) das Amt kaufen konnte. Nicht auszudenken, was daraus geworden werde, wenn Bach mit Telemann zusammen in Hamburg musikalisch gewaltet hätten!


    CD-Aufnahmen an der Orgel in St. Jacobi sind zahlreich. Der Schwerpunkt liegt natürlich auf dem "authentischen" Repertoire, den nordeutschen Meistern (Buxtehude, Böhm, Bruhns, Weckemann, Scheidemann...).


    Eine sehr schöne (und preisgünstige) Bach-Aufnahme wurde 1999 von Rainer Oster eingespielt:



    J. S. Bach: Orgelwerke
    Toccata & Fuge BWV 538
    Präludium & Fuge BWV 547
    Präludium, Adagio & Fuge BWV 545
    Pastorale BWV 590
    Fantasie BWV 572
    Triosonate BWV 527
    Choral BWV 654 "Schmücke dich, o liebe Seele"
    Rainer Oster / Schnitger-Orgel St. Jacobi Hamburg
    Arte Nova


    Die Orgel ist ebenfalls auf einigen Folgen von Ton Koopmans Gesamtaufnahme der Orgelwerke (Teldec) zu hören (Toccaten, Triosonaten)


    Gruß
    Karsten

  • Hallo,


    die große Orgel der St. Katharinen-Kirche in Hamburg war in der Reformationszeit gebaut worden und
    galt als einer der schönsten und größten Instrumente im nordeuropäischen Raum.


    Große Organisten wirkten an St. Katharinen wie Heinrich Scheidemann (1596-1663) sowie Johann Adam Reinken (1623 bis 1722). Beide Organisten gelangten zu einem Ruhm, der sofort andere Organisten der entsprechenden Zeit - an die dortige Katharinenkirche und seiner grossartigen Orgel -
    wie ein Magnet anzog.


    J.S. Bach pilgerte selbst mehrfach nach Katharinen. Das Probespiel anlässlich seiner Bewerbung um eine
    Stelle an St.Jacobi fand in der St. Katharinen-Kirche statt.


    Bach saß erstmalig 1701 an dieser Orgel. Bach äußerte sich euphorisch über die Katharinen-Orgel.
    Sein einziger Lobausspruch über eine Orgel überhaupt, was belgbar bewiesen werden konnte.
    Der Katharinen-Organist Johann Adam Reinken übte einen großen Einfluss auf Bach aus.



    Leider zerstörte der 2. Weltkrieg diese wunderschöne norddeutsche Orgel. Der Neubau einer Kemper-
    Orgel aus 1962 hat aufgrund schlechter Nachkriegsmaterialen so deutliche handwerkliche Mängel,
    daß der Neubau einer Orgel ansteht.


    Hierzu werden für einen historischen Nachbau der großen norddeutschen Barockorgel, im Sinne von
    J.S. Bach, ein Volumen von 2 Millonen Euro veranschlagt.
    Ein lang gehegter Plan soll jetzt verwirklicht werden: der Wiederaufbau der Orgel, die einst von Johann Sebastian Bach gespielt und gerühmt wurde: die im Krieg zerstörte große Barock-Orgel in der Hauptkirche St. Katharinen, die für ihren außergewöhnlich schönen Klang weltberühmt war! Seit Jahren wird dieses Projekt in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik vorbereitet.


    Ausgehend von erhaltenen alten Pfeifen von über 20 Registern und mit Hilfe von Fotos und Zeichnungen wird das Instrument in seinem Zustand von 1720 rekonstruiert werden. Eine wissenschaftliche Untersuchung und Dokumentation der alten Pfeifen ist z.Zt. in Arbeit und bildet die Grundlage der Rekonstruktion.


    Die niederländische Orgelbaufirma Flentrop wird dieses in historischer Form wieder aufbauen.


    Tonträgeraufnahmen von dieser ehemals klangschönen Orgel in St. Katharinen vor ihrer Zerstörung
    im 2. Weltkrieg, sind mir nicht bekannt.



    Grüsse
    reklov29

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • Zitat

    Original von reklov29
    Sein einziger Lobausspruch über eine Orgel überhaupt, was belgbar bewiesen werden konnte.


    Bach hat sich in der Tat positiv über die Orgel geäußert, aber es sind durchaus noch weitere lobende Äusserungen Bachs über andere Orgeln und Orgelbauer überliefert.


    Im übrigen: Schade, dass mal wieder Bachs Name zur Realisierung eines durchaus fragwürdigen Orgelneubau-Projektes herhalten muss... :(


    Gruss
    Karsten

  • Hallo Orgelforum,


    hiermit möchte ich in der Reihe:


    "Orgel-Tour auf den Spuren von J.S. Bach"


    mit einem neuen Beitrag über die neue Kern-Orgel aus der Frauenkirche Dresden, entspr. fortsetzten.


    Am 1. Dezember 1736 wurde nach der Übergabe der neuen Silbermann-Orgel in der Frauenkirche in Dresden von J.S. Bach ein Orgelkonzert von ihm dort gegeben. Mit diesem Konzert bedankte sich Bach für die Verleihung des Titels


    „Königlich Polnischen und Kurfürstlich Sächsischen Hofcompositeur."


    Leider ist nicht überliefert, welche Orgelwerke von ihm vorgetragen wurden.



    Wiederaufgeb. Frauenkirche in Dresden


    269 Jahre nach diesem Orgelkonzert von Bach wurde am 30. Oktober 2005 die Frauenkirche in Dresden - nach der 60-järigen Zerstörung im 2. Weltkrieg – wiederaufgebaut und mit einem Festakt neu eröffnet.


    Mit der Wiederöffnung verbunden war die Weihe der neuen Kern-Orgel.


    Die neue Kern - Orgel der Frauenkirche, Dresden


    Die Orgelbaufirma Daniel Kern aus Straßburg
    unternahm den Versuch, mit dem Neuaufbau der Orgel eine Verknüpfung an historische Praktiken zwischen Gottfried und Andreas Silbermann – sowie des sächsischen- französich-elsässischen Orgelbaustils – sich zu orientieren und zu verwirklichen. Konstruktiv, sowie klanglich wurde mit dem Orgelneubau die Silbermann-Tradition nachempfunden. Disposition mit Brustwerk wurden im Stile Silbermanns, Hauptwerk und Oberwerk, versehen mit einem romantischen Schwellwerk, wurden nach französicher Orgelbautradition erstellt.


    Um die Ausgewogenheit zwischen Disposition, Manuelwerken und dem Pedal zu verfeinern, wurde die Pedaldisposition um 3 Register entsprechend erweitert. Somit entstand ein Orgelneubau mit der Ausstattung, die einer historischen Orgel nachempfunden wurde, ausstaffiert mit den technischen Errungenschaften der Neuzeit im Orgelbau.


    Mit dieser neuerbauten Kern-Orgel lassen sich vorzüglich alle Orgelkompositionen, von der Renaissance bis zum Modernen, wiedergeben. Der Organist Samuel Kummer wurde im Dezember 2004 an die Frauenkirche berufen. Im Juli 2005 hat er sein neues Amt angetreten. Er ist Preisträger internationaler Orgelwettbewerbe. In Kirchheim/Teck vormals angestellt, leitete er dort im Jahr 2000 die
    Gesamtaufführung der Orgelwerke Johann Sebastian Bachs.


    Organist der Frauenkirche Samuel Kummer

    Eine CD-Ersteinspielung mit Samuel Kummer an der neuen Kern-Orgel in der Frauenkirche, Dresden, mit Werken von J.S. Bach und Maurice Duruflé liegt jetzt vor. Auf der vorliegenden Einspielung wurden daher Werke ausgewählt, welche klanglich besonders gut zur neuen Kern-Orgel passen und den Kirchenraum zum Klingen bringen. Anhand des stilistisch kontrastreichen Programms ist hier die erstaunliche klangliche Vielseitigkeit dieser Orgel hörbar. Kummer versteht es, jede Figuration und Begleitrhythmik mit präzisionsfunkelnder Bravour umzusetzen und mit einer ausgewogenen Registrierung und virtous gespielt, die Werke zu Gehör zu bringen.

    CD-Ersteinspielung an der neuen Kern-Orgel


    Hier wird der Zuhörer Zeuge einer wunderschönen neuen Orgel mit ihren manigfaltigen klanglichen Möglichkeiten, gepaart mit einem Kirchen- (Konzertraum), die an Akustik kaum mehr zu toppen ist. Die Dresdener Musikfreunde haben einen ehemals liebgewonnen sakralen Musikraum wiedererhalten, um den sie zu beneiden sind!!!


    Ob CD-Einspielungen an der Kern-Orgel mit den Gesamtwerken Bachs vorgesehen sind, entzieht sich meinem heutigen Kenntnisstand. Es wäre nur zu begrüssen, da diese neue Orgel grandios dafür geeingnet wäre.


    Inhalt der CD:


    J.S. Bach:
    Concerto BWV 596 nach Vivaldi;
    Trio BWV 655 über "Herr Jesu Christ, dich zu uns wend"
    Partita sopra il Corale "Sei gegrüßet, Jesu gütig" BWV 768


    Durufle:
    Suite op. 5


    Eine vorzügliche CD, die wärmstens zu empfehlen ist, sowie eine berauschend schöne Orgel, an der
    J.S.Bach seine hellste Freude gefunden hätte.


    Grüsse
    reklov29

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • Hallo Forum,


    In Fortsetzung des Threads:
    „Orgel-Tour auf den Spuren von J.S. Bach“ möchte ich heute
    die Stadtkirche Bückeburg mit der Janke-Orgel



    Stadtkirche Bückeburg



    sowie Johann Christoph Friedrich Bach (1732-1795), genannt der „Bückeburger Bach“ vorstellen.




    Johann Christoph Friedrich Bach




    Am Fürstenhofe zu Schaumburg-Lippe, Niedersachsen, wirkte Johann Christoph Friedrich Bach, zweitjüngster Sohn von Johann Sebastian Bach. Aufgrund seines Wirkens in der Stadt Bückeburg am Sitz der Fürsten zu Schaumburg-Lippe wurde Johann Christoph Friedrich Bach auch der "Bückeburger Bach" genannt.


    In Leipzig geboren, erhält er eine Ausbildung an der Leipziger Thomasschule sowie musikalischen Unterricht durch seinen Vater. In Leipzig hatte er sich kurz für ein Jurastudium eingeschrieben, doch noch vor dem Tod des Vaters, erhielt er zur Jahreswende 1749/50 als gerade achtzehnjähriger den Ruf, als "Hochgräflich Schaumburg-Lippischer Cammer-Musicus" am Hof in Bückeburg seinen Dienst anzutreten.


    Der Fürst, hatte sich von der königlichen Hofmusik am Hofe Friedrich "Friedrichs II". in Potsdam stark beeindruckt gezeigt und feste Pläne gefasst, in seiner Residenz diesem Vorbild nachzueifern.


    Wie sein Vater Johann Sebastian Bach und seine Brüder widmete er sich ganz der Musik.
    Er schrieb mehrere Oratorien, Kantaten, Sinfonien und Klavierkonzerte, sowie Kammermusik. Als 1767 Georg Philipp Telemann in Hamburg starb, unternahm Johann Christoph Friedrich Bach seinen einzigen Versuch, seine Stellung in Bückeburg gegen eine bessere zu tauschen und bewarb sich als Musikdirektor in Hamburg; bei der Vergabe der Stelle wurde ihm jedoch sein älterer Halbbruder"Carl Philipp Emanuel Bach" vorgezogen.


    Während seiner einzigen größeren Reise im Frühsommer 1778, die er gemeinsam mit seinem Sohn zu seinem Bruder Johann Christian Bach nach London - über Hamburg, Besuch seines
    Halbbruders C.P.E. Bach - führte, sollte der junge Wilhelm eine weitere Ausbildung dort in London erhalten.


    In London lernte Johann Christoph Friedrich Bach in den Konzerten seines Bruders die Musik Mozarts und Glucks kennen, die ihn von da an stark interessieren und beeinflussen sollte.


    Eine tiefe Freundschaft begründete Johann Chr. Fr .Bach mit Herder, der 1771 als Konsistorialrat und Prediger an den Hof des Fürsten zu Schaumburg-Lippe in Bückeburg berufen wurde. Für Johann Chr. Friedrich Bach liefert Herder die Texte für die geistliche Oratorien "Die Kindheit Jesu" und "Die Auferweckung des Lazarus." sowie für mehrere Kantaten.


    Es waren fruchtbare sieben Jahre mit Herder, ehe dieser auf Empfehlung von Goethe dem Ruf nach Weimar folgte.


    Unter der Leitung von Johann Christoph Friedrich Bach wurde die Bückeburger Hofkapelle zu einer der führensten an den Fürstenhöfen Deutschlands.
    Sie wurde von ihm bis zu seinem Tod 1795, 40 Jahre lang, betreut.



    Die um 1615 in der Stadtkirche Bückeburg erbaute Orgel von Esajas Compenius, welche eine lange Lebensdauer besaß, wurde bei einem Kirchenbrand 1962 zerstört.


    neue Janke-Orgel Stadtkirche Bückeburg


    1993 versuchte man den alten Zustand wieder zu rekonstruieren durch einem Umbau der Firma Rudolf Janke und Rudolf Teils (1997) aus Bovenden bei Göttingen. 47 Register auf 3 Manualen und Pedal.



    Eine CD-Einspielung an der Janke-Orgel (1962 erbaut) aus der Stadtkirche Bückeburg mit Orgelwerke des jungen Johann Sebastian Bach liegt vor.



    Folgende Früh-Werke von J.S. Bach sind auf der CD enthalten:


    Toccata con Fuga in d BWV 565 [9:32] Partite diverse sopra il Corale
    "Ach, was soll ich Sünder machen"
    BWV 770 [12:15]
    Acht kleine Präludien [30:37] Präludium und Fuge in C BWV 553 [3:47]
    Präludium und Fuge in d BWV 554 [3:57]
    Präludium und Fuge in e BWV 555 [4:10]
    Präludium und Fuge in F BWV 556 [3:17]
    Präludium und Fuge in G BWV 557 [3:50]
    Präludium und Fuge in g BWV 558 [4:40]
    Präludium und Fuge in a BWV 559 [2:57]
    Präludium und Fuge in B BWV 560 [3:52]
    Partite diverse sopra il Corale
    "Christ, der du bist der helle Tag" BWV 766 [9:45]
    Toccata, Adagio und Fuge C-Dur BWV 564 [15:45] Toccata[6:13]


    Die satztechnische Vielfalt und die stilistisch unterschiedlichen Einflüsse wurden vom Organist Karl Wurm mit besonders sorgfältig ausgewählten Registrierungen und Klangkombinationen wunderbar herausgearbeitet.


    Grüsse
    reklov29

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • Hallo Forum,


    in Fortsetzung des Threads:
    "Orgel-Tour auf den Spuren von J.S. Bach"
    heute ein Resueme über die neue Bachorgel in der Thomaskirche in Leipig.


    Die Scheibe-Orgel der zerstörten Pauliner- und Universitätskirche Leipzig wurde von J.S.Bach getestet und bekam das Gütesiegel des Thomaskantors. Auf ihr wurde optisch und genau in der Registrierung fussend - die neue Woehl-Orgel der Thomaskirche nachgebaut. Eine Vorgabe für den Neubau war, dass Bachs Toccaten, Präludien, Fugen, Choralvorspiele und Trios in möglichst authentischer Gestalt erklingen können und nach den Prinzipien des mitteldeutschen Orgelbaus im 18. Jahrhundert erbaut wird.


    Wie alle Leipziger-Orgeln der Bach-Zeit ist die neue Orgel im Chorton gestimmt. (465 Hz.) Als eine Besonderheit besitzt
    sie eine Kammerkoppel, die das ganze Werk um zwei Halbtöne nach unten transponiert.Die tiefe Kammertonstimmung (415 Hz) ermöglicht das Zusammenspiel mit barocken Streich- und Blasinstrumenten. Die Bauausführung der neuen Bachorgel lag in den Händen von der Orgelwerkstatt Gerald Woehl aus Marburg.


    Die neue Bach-Orgel der Thomaskirche Leipzig



    Etwa 5000 Pfeifen sind in die Bachorgel eingebaut worden.
    Die Disposition umfasst 60 Register auf vier Manualen und Pedal.
    Spielanlage: viermanualig, mittig unter dem Brustwerk I. Manual: Brustwerk II. Manual: Hauptwerk III. Manual: Oberwerk IV. Manual: Unterwerk (Echo) Normalkoppeln: als mechanische Trakturkoppeln Kammertonkoppeln: als mechanische Trakturkoppeln, sie werden für das ganze Werk zusammen eingeschaltet
    die Normalkoppeln können dann je nach Bedarf dazugeschaltet werden
    Spieltraktur: mechanisch, angehängte Traktur mit sehr direktem Spielgefühl Registertraktur: mechanisch Windanlage: zentrale Anlage mit Keilbälgen unter den Emporenpodesten alle Werke Manualwerke mit gleichem Winddruck
    der Pedalwind ist von den Manualwerken getrennt
    mit dem Registerzug "Plenumwind" kann der Wind in den Manualwerken mehr stabilisiert werden


    Auszug aus der Orgelbaufirma Woehl, Marburg:


    Zur adäquaten Wiedergabe Bachscher Orgelwerke bedarf es in besonderer Weise der vielfältigen Einzelklangfarben, einer sensiblen, alles übermittelnden Spieltraktur und eines immer richtig reagierenden Orgelwindes. Erst durch das musikalische Ineinandergreifen dieser drei Bereiche kann Bachsche Orgelmusik ihren vollendeten Ausdruck finden - die innige Zwiesprache zwischen der Seele und dem Geistigen. Das im Chorton gestimmte Instrument kann Bachs Orgelmusik in ihrer ganzen Monumentalität und Klangpracht erlebbar machen.


    Die Bach-Orgel kann aber je nach Anforderung, zum Beispiel bei Aufführungen von Kantaten, vollständig mit ihrem ganzen Registerfundus von der Farbigkeit eines Kantatenorchesters einen ganzen Ton tiefer im Kammerton gespielt werden. Für die zukünftige Musik in der Thomaskirche werden so Möglichkeiten geschaffen, die einzigartig in der Welt sind.


    Vom althergebrachten bezeugt der Klang ebenso die Registernamen: wie z.B. ein Gemßhörnlein, eine Rohrflöth. Eine Trombetta, eine Plockflöth, ein Barem-Register, Pfeifen namens Octävlein, Trombet und Schweitzerflöth klingen aus dem schönen Orgelprospekt. Zimbelsterne, zwei 32' Pedal- Register und "Vogestimmen-Imitation " ergeben einen vielfältigen Klangkörper dieser neuen Bach-Orgel.



    Thomas-Organist Ullrich Böhme



    Mit dem Thomasorganisten Ullrich Böhme gewinnt diese CD an Format, hier hört man einen profunden Techniker und Kenner
    Bachscher Orgelwerke an den Manualen, einen Organisten, der in seinen Registrierungen ein klangschönes Orgel-Portrait dieser neuen Woehl-Orgel abliefert.


    Thomas-Organist Ullrich Böhme wurde im sächsischen Vogtland geboren. Die wertvolle Barockorgel seines Heimatortes Rothenkirchen, an der er bereits 13jährig den Organistendienst versah, weckte in ihm Begeisterung für die „Königin der Instrumente“. Deshalb studierte er von 1972 bis 1979 an der Kirchenmusikschule Dresden bei Hans Otto und an der Hochschule für Musik Leipzig bei Wolfgang Schetelich. Im Bachjahr 1985 wurde Ullrich Böhme unter vielen Bewerbern zum Leipziger Thomasorganisten gewählt. Er gab den Anstoß zur Restaurierung der großen Sauer-Orgel der Thomaskirche und entwarf das Konzept der neuen Bach-Orgel der Thomaskirche.



    Die CD der neuen Bach-Orgel in der Thomaskirche Leipzig enthält Einspielungen von der Familie Bach.



    Im Auftakt Präldium und Fuge in C BWV 545 des J.S. Bach strahlt die Orgel in berauschend schönen Klang-Mixturen. Eine herrlich ausgespielte Fuge folgt, und wurde vom Organisten grandios interpretiert. Seine Interpretation in der relativ freien Ornamentik angelehnt sowie an historischer Aufführungspraxis anknüpfend, machen das Orgelwerk wieder ungemein interessant.


    Mit den 14 Variationen über eine Aria in a-Moll des Johann Christoph Bach (1642-1703) bietet der Organist ein wunderbares Portrait der Woehl-Orgel. J. Chr. Bach verfügte in Eisenach über eine vergleichsweise hervorragende und mächtige Orgel, zu deren Präsentation er auch die kompositorisch -vielschichtigen und musikalisch sehr berückenden Variationen schrieb. Dieses Orgelstück wurde detaillierte und in präzise überlegten Phrasierungen interpretieren.


    Dass der J.S. Bach in der Orgelkompositionskunst seinen Söhen durchaus nicht nachstand, wird unter anderem durch seine Bearbeitungen Vivaldischer Konzerte für Orgel solo bewiesen.
    Das Concerto in d-Moll BWV 596, als eine seltene Ausnahme in Bachs Orgelwerken gilt das Original mit 2 Violinen, Violoncello, Streicher und Basso continuo: hier wird dem Organisten unüblicherweise von Bach an Manual und Pedal klare Vorgaben in Sachen Registrierung vorgegeben. Das Werk, gespielt auf der Woehl-Orgel erklingt nuancierter und farbenprächtiger als an sonstigen Neuorgeln der heutigen Zeit. Das "Vivaldi-Werk" erklingt in barocker Klangpracht aufgrund vieler Manual- und Stimmenwechsel.


    Ganz anders gelagert und zu sehen sind die Werke des Bach - Sohnes Carl Philipp Emanuel Bach
    (1714-1788). Hier wurde eine ganz andere Tonsprache entwickelt, dem Ulrich Böhme gekonnt registrierend nachkam und in der "Sonata in a-Moll" (Wq 704, H85) entsprechend vortrefflich umzusetzten wusste.



    Mit dem "Pièce d'Orgue" BWV 572, gelingt es Bach eindrucksvoll , drei völlig unterschiedliche Teile zu einer Einheit zu formen. Den sehr freien und improvisatorisch-virtuos daherkommenden Figuren zu Eingang und Ende und dem beeindrucken majestätischen Mittelteil, erklingt die neue Leipziger Bach-CD in ihrer - fulminanten – Klangpracht in der Passacaglia c-Moll (BW 582).



    In der Choralbearbeitung "Nun danket alle Gott" BWV 657 schon wunderbar klanglich durchhörbar gestaltet , steigert er im Werk der Passacaglia und Fuge das Portrait seiner neuen Woehl-Orgel in ein geschmackvolles und brillantes Finale.








    Die neue Bach-Orgel der Thomaskirche besitzt alle Möglichkeiten Bachsche Orgelwerke hörbar in einer barocken Klang-Vielfalt dem Publikum zu präsentieren und besitzt derzeit mit dem Organisten Ullrich Böhme einen sicheren und virtuosen Orgelkünstler in seinen Diensten.


    Eine äußerst bemerkenswerte und sehr zu empfehlende CD.



    Grüsse
    reklov29

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • Hallo Orgelforum,


    in Fortsetzung des Threads:
    "Orgel-Tour auf den Spuren von J.S. Bach"


    stelle ich heute die Brabant-Orgel der St. Johannis-Kirche in Lüneburg vor:


    Im Jahr 1700 zu Ostern treffen als Schüler im Lüneburger Michaeliskloster (Lateinschule) Johann Sebastian Bach und Georg Erdmann ein. Das Michaeliskloster wird streng lutherisch geführt.
    Ab der Prima wird neben Latein, Griechisch, Theologie, Logik, Rhetorik und Philosophie auch die Kunst des Versedichtens vermittelt. Ob Bach während seines Aufenthaltes in Lüneburg je nach Celle gereist ist, um die französisch beeinflusste Musik am Hofe von Herzog Georg Wilhelm von Celle-Lüneburg zu studieren, ist nicht als gesichert anzusehen.

    St. Johannis-Kirche in Lüneburg



    In Lüneburg wirkte zu Bachs Schulzeit in der Johanniskirche der Organist Georg Böhm (1661-1733). Der aus Thüringen (Hohenkirchen nahe Ohrdruf) stammende Georg Böhm ist ein Schüler des berühmten Hamburger Organisten Johann Adam Reinken (1623-1722) und führte seit 1698 das Organisten-Amt an der Johanniskirche aus. Bach war sehr beeindruckt von der Größe der Orgel und
    dem Raumklang, ob er hier ebenfalls die Brabant-Orgel gespielt hat ist mit großer Wahrscheinlichkeit
    anzunehmen, da sein Förderer und Freund "Georg Böhm", ob seines Spiels mehr als angetan war.


    Aus Überlieferungen ist bekannt, dass Böhm einen großen Einfluss auf Bach besaß und er wichtige Impulse an Bach weitergeben konnte, daraus entwickelte sich eine langjährige Freundschaft zwischen Böhm und Bach. Die Grundausbildung des Orgelspiels erlernte Bach im Michaeliskloster in Lüneburg, die weitere Entwicklung dazu vermittelte ihm Böhm, des weiteren eignete sich Bach durch Reisen nach Hamburg - zu dem berühmten Organisten Johann Adam Reinken, an der dortigen Katharinen-Kirche mit der berühmten Orgel angestellt – weitere Kenntnisse im Orgelspiel und Orgelbau an. In der Hamburger Katharinen-Kirche hört Bach den bereits 77jährigen Reinken über den Choral "An den Wasserflüssen Babylon" improvisieren und ist von seinem Orgelspiel zutiefst beeindruckt. Hierüber verfasste Bach später eine Eigenkomposition.


    Hier gebe ich Auszüge aus der Chronik der Brabant-Orgel wieder, entnommen aus den Hinweisen der Johannis-Kirchengemeinde:


    Brabant-Orgel der St. Johannis-Kirche in Lüneburg, erbaut 1551-1553



    1551-53 Bau einer großen Renaissance-Orgel durch Hendrik Niehoff in Hertogenbosch
    1652 Überholung und Vergrößerung der Orgel durch Friedrich Stellwagen aus Lübeck
    1712-15 Umbau und Erweiterung durch Matthias Dropa
    1852 Umbau durch Eduard Meyer
    1922 pneumatische Traktur durch Oskar Walcker
    1953 Restaurierung durch Rudolf von Beckerath


    Die Orgel füllt die Westwand des Mittelschiffes. Sie baut sich in barocker Schönheit bis an den Scheitel des Gewölbes auf, der hier mehr als 22 m über dem Fußboden liegt.
    Der überwältigenden äußeren Erscheinung entspricht ihre Klangfülle (51 Register auf 3 Manualen mit Pedal). Ihre Baugeschichte geht bis in das 15. Jahrhundert zurück. Als man sich 1551 zur Erbauung einer neuen Orgel entschloß, wandte sich die Hansestadt nach Brabant. 1553 hatten dann Hendrik Niehoff (um 1495-1560) und Jasper Johannsen aus s'Hertogenbosch die Orgel fertiggestellt, vom heutigen Prospekt der mittlere Teil.


    1619 zählte Michael Prätorius in seiner "Organographia" (Syntagma musicum) die Johannis-Kirchenorgel zu den bedeutendsten in Deutschland.


    Die Einflüsse der Orgelbewegung führten schließlich Anfang der fünfziger Jahre zu einer Umorientierung in der Betrachtung der St. Johannisorgel: Man erkannte, dass die Umbauten Walckers und auch Meyers der Orgel ihren Charakter genommen hatten, und versuchte zu retten, was zu retten war. Rudolf von Beckerath gehörte damals zu den renommiertesten und profiliertesten Orgelbauern bei Neubau und Restaurierung historischer Instrumente, und er gab der Orgel ihre auch heute noch existierende Fassung: Er ging in der Disposition (im Wesentlichen) auf Dropa zurück und stellte mit einer neuen mechanischen Spiel- und Registertraktur den ursprünglichen Zustand wieder her, allerdings unter Beibehaltung des durch Meyer erweiterten Tonumfanges, Ergänzung von Pedalkoppeln und Hinzufügung einiger Register, die die Disposition nun auf 51 Register erweiterte.


    Nähere Informationen der Orgel, Disposition, ist hier erhältlich.



    Seit 2003 ist als Organist an der Johanniskirche Joachim Vogelsänger angestellt, geb. in Soest, Kirchen-Musikstudium in Köln, Orgelstudium in Wien, Kapellmeister in Detmold.


    Seine erste CD-Einspielung veröffentlichte er mit Werken von Böhm und „Der junge Bach und seine Vorgänger“.


    CD: 450 Jahre Orgelmusik aus St. Johannis, Lüneburg


    Die CD ist bei der Johannis-Kirchengemeinde in Lüneburg erhältlich, siehe obiger Link.


    Grüsse
    volker.

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • Hallo Orgelforum,


    nach einem erlebnisreichen Tag in Kassel setze ich den Thread "Orgel-Tour auf den Spuren von J.S. Bach" fort.


    J.S. Bach Orgelabnahme in der St. Martinskirche, Kassel.


    J.S. Bach spielte am 28. September 1732 auf Einladung des Erbprinzen Friedrich von Hessen-Cassel in der St. Martinskirche in Kassel.



    St. Martinskirche in Kassel



    Die Martinskirche (auch St. Martin) in Kassel, ist eine evangelische Pfarrkirche und die Predigtstätte des Bischofs der Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck. Die gotische Kirche wurde vor 1364 begonen und 1462 geweiht. Seit 1524, mit dem Übertritt zum "Protestantismus" protestantischen Glauben von Landgraf "Philipp I. (Hessen)" , ist die Kirche evangelisch. Vom Anfang des 16. Jahrhunderts bis zum Ende des 18. Jahrhunderts wurden hier die hessischen Landgrafen beigesetzt.


    In Kassel erhielt der große protestantische Kirchenmusiker Heinrich Schütz, 1609 eine humanistische Ausbildung im Collegium Mauritianum. Der Hessische Landgraf Moritz entdeckte den 13 jährigen Schütz 1608 in Weißenfels aufgrund seines hervorragenden Soprans und holte ihn als Kapellknaben und Schüler in das Collegium Mauritianum. danach erfolgte ein Jurastudium an der dortigen Universität.


    Von 1613 bis 1615 wurde Heinrich Schütz Hof-Organist beim Landgrafen Moritz von Hessen-Cassel, der Schütz als Förderer eine musikalische Ausbildung zuvor in Venedig bei Giovanni Gabrieli finanzierte.


    Heinrich Schütz, Komponist


    Zu dieser Zeit erlebte Kassel seine kulturelle Blütezeit.


    Kirchliche Musik hat in St. Martin eine lange Tradition, schon Ende des 14. Jahrhunderts besaß die Kirche eine Orgel.


    In den Jahren 1610 bis 1614 erfolgte der Neubau der Orgel durch die berühmte Orgelbaufirma Hans Scherer, der Jüngere, aus Hamburg mit drei Manuale und 33 Register.


    Die in den Jahren von 1610-1614 erbaute Scherer-Orgel, wurde um 1730 bis 1732 von Nikolaus Becker aus Mühlhausen umgebaut.


    Die alte Bach-Orgel von 1732 Die umgebaute Scherer-Becker-Orgel aus dem Jahre 1730-1732, die im 2.Weltkrieg vollständig zerstört wurde.



    Im September 1732 wurde Johann Sebastian Bach durch den Erbprinzen Friedrich von Hessen nach Kassel eingeladen, um die umgebaute und erweiterte Scherer-Becker-Orgel der Martinskirche abzunehmen.
    Am 21. September 1732 reiste J.S. Bach mit Anna Magdalena nach Kassel. Nach der Orgelprüfung erfolgte am 28. September 1732 durch J.S. Bach das Einweihungskonzert in der St. Martins-Kirche.


    Es erklang höchst-
    wahrscheinlich J.S. Bachs „Dorische Toccata und Fuge in d-moll“, BWV 538, ein ungemein virtuoses Stück aus seiner Weimarer Zeit. Der zwölfjährige Erbprinz Friedrich von Hessen-Cassel schenkte Bach aus Begeisterung einen edelsteingeschmückten Ring, da er die Kunst der Füße Bachs bewunderte, die so beflügelt über die Pedale eilten, dass die wuchtigsten Klänge wie Blitz und Donner in den Ohren der Hörer widerhallten.


    Am 22. Oktober 1943 wurde die Martinskirche durch Fliegerbomben zerstört und brannte bis auf die Grundmauern aus. Von 1954 bis 1958 wurde sie in stark veränderter Form rekonstruiert wiederaufgebaut. Es ist eine dreischiffige Hallenkirche mit einem zweitürmigen Westbau. Es entsteht eine kleine Gemeindekirche im Chorraum mit der Kleinen Hammer-Chor-Orgel von 1958, die von dem Mittelschiff der Großkirche durch einen verglasten Lettner abgetrennt wird.
    Am 1.Juni 1958 wurde die Martinskirche eingeweiht.



    Kleine einmanualige Hammer-Chor-Orgel von 1958


    Beim Wiederaufbau 1954-1958 erhielt die Martinskirche für beide Räume eine neue Orgel. Die Fa. Hammer aus Hannover baute für die Chorkirche das einmanualige Instrument mit 10 Registern, die Fa. Bosch aus Kassel baute 1964 eine dreimanualige Orgel mit 37 Registern und weit über 5000 Pfeifen.


    Neue Große Bosch-Orgel aus 1964 mit ca. 5000 Pfeifen, 37 Registern.



    Bis 2010 soll das Orgelkonzept in St. Martin vollendet sein, das einerseits auf der Grundlage des traditionellen europäischen Orgelbaus beruht, auf der anderen Seite neueste technische Möglichkeiten integriert, die so bisher noch an keiner anderen Stelle verwirklicht worden sind. Von diesem Zeitpunkt an wird St. Martin auch auf dem Gebiet neuer Orgelmusik der zentrale Ort in Deutschland und Europa sein.



    Die Kantorei an St. Martin führt Oratorien und Kirchenkonzerte auf. Die Martins-Kirche bildet den Rahmen für die alle zwei Jahre stattfindende Veranstaltung "neue Musik in der Kirche" unter der Leitung von KMD Hans Darmstadt.


    KMD Hans Darmstadt


    Die Wochen „neue musik in der kirche“ wurden von Klaus Martin Ziegler in Zusammenarbeit mit Klaus Röhring begründet und in den Jahren 1965 – 1985 zehnmal veranstaltet.
    Hans Darmstadt hat in der Zeit seiner Tätigkeit (1994 – 2006) an St. Martin die Wochen als „Interdisziplinäre Tage für Neue Musik und Theologie“ in den Jahren 1998, 2000, 2002 und 2004 in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Corinna Dahlgrün viermal veranstaltet.


    Hans Darmstadt ist mit eigenen Orgelkompositionen bekannt geworden.
    Geboren 1943 in Halle/Saale.
    Studium Erziehungswissenschaften, Theologie, Kirchenmusik und Komposition (Konrad Lechner und Günther Becker). 1967 Kantor und Organist in Griesheim bei Darmstadt. 1973 Kantor und Organist in Hamburg-Blankenese. 1982 Sabbatical in Kalifornien / USA. (University of California Riverside)
    1988 Kirchenmusikdirektor. Seit 1976 Lehrauftrag Musikhochschule Lübeck (Musiktheorie/Komposition).
    Seit 1992 Professor und ab 1994 als Kirchenmusikdirektor an St. Martin Kassel angestellt.


    ORGEL-Kompositionen von Hans Darmstadt:


    Improvisation
    für Orgel (1966), Dauer: 4:30
    Meinem Lehrer Konrad Lechner in großer Dankbarkeit gewidmet
    Breitkopf & Härtel BG 800


    Blankeneser Orgelheft I
    Sechs Choralbearbeitungen und zwei Orgelstücke (1968 - 73) für Horst und Renate Steffen
    Breitkopf & Härtel BG 1065


    Blankeneser Orgelheft II
    Vier Choralbearbeitungen und ein Improvisationsmodell (1974 - 76)
    Breitkopf & Härtel BG 1253


    Ante Portas
    Fünf Meditationen für Violoncello und Orgel 1978
    für Gerhart
    Breitkopf & Härtel BG 1360


    Sonate aus h' - Hommage à Igor Strawinsky
    für Orgel (1984), Dauer: 18:00
    1. Psalm (Psalm 18,2.3.5-7)
    2. Chaconne en rondeau (Psalm 18,8.10.15)
    3. Pedalsolo (Psalm 18,29.30)
    4. Improvisata (Psalm 18,17.20.37a)
    Zsigmond Szathmáry in Freundschaft zugeeignet
    Breitkopf & Härtel 8465


    - Anhang:
    Ein feste Burg ist unser Gott
    Selbständiger Orgelchoral, Studie zur Sonate (1983)


    Information & Bestellung
    (Selbstverlag, Druckvorlagen zum Kopieren erhältlich)
    c/o Kantorei an St. Martin Kassel, Heinrich-Wimmer-Straße 4, 34131 Kassel.
    E-Mail: kantorei-st.martin@ekkw.de



    Disposition der Großen Bosch-Orgel von 1964


    PEDAL
    * Sololade (C - g°)
    Pleno Pedal
    16. Tremulant *
    15. Cornett 2' *
    14. Clairon 4' *
    13. Kopftrompete 8' *
    12. Posaune 16'
    11. Kontrafagott 32'
    10. Glöckleinton 2'1' *
    9. Rohrpfeife 4' *
    8. Rauschwerk 3f 5 1/3'
    7. Gedecktbaß 8'
    6. Untersatz 16'
    5. Choralbaß 4f 4' *
    4. Hintersatz 4f 5 1/3'
    3. Oktavbaß 8'
    2. Baßzink 10 2/3' 6 2/5'
    1. Prinzipal 16'
    03 III - P
    02 II - P
    01 I - P


    HAUPTWERK
    II. Manual (C - c'''')
    Pleno Hauptwerk
    56. Tremulant
    55. Span. Trompete 4'
    54. Span. Trompete 8'
    53. Trompete 16'
    52. Larigot 1 1/3' 1'
    51. Rauschharfe 4' 2 2/3'
    50. Nachthorn 4'
    49. Gemshorn 8'
    48. Gedacktpommer 16'
    47. Mixtur II 4f 1'
    46. Mixtur I 4-6f 2'
    45. Ital. Prinzipal 2'
    44. Quinte 2 2/3'
    43. Nonenkornett 3f 2 2/3'
    42. Oktave 4'
    41. Prinzipal 8'
    06 III - II
    05 I - II


    RÜCKPOSITIV
    I. Manual (C - c'''')
    Pleno Rückpositiv
    34. Tremulant
    33. Messingschalmei 4'
    32. Vox Humana 8'
    31. Dulzian 16' **
    30. Unruh 3f 1/3'
    29. Terznone 1 3|5' 8/9'
    28. Hohlflöte 2'
    27. Rohrnasat 2 2/3'
    26. Flötgedackt 4'
    25. Gedackt 8'
    24. Scharf 5f 1'
    23. Quarte 1 1/3' 1'
    22. Prinzipal 4'
    21. Quintade 8'
    04 III - I


    OBERWERK-SCHWELLWERK
    III. Manual (C - c'''')
    Pleno Oberwerk
    75. Tremulant
    74. Hautbois 8'
    73. Fagott 16'
    72. Blockflöte 1'
    71. Obertöne 3f 1 1/7'
    70. Sifflöte 1 1/3'
    69. Gemshorn 2'
    68. Sesquialter 2 2/3' 1 3/5'
    67. Rohrflöte 4'
    66. Spitzgedackt 8'
    65. Quintzimbel 4f 1/2'
    64. Grobmixtur 6-8f 1 1/3'
    63. Prinzipal 2'
    62. Ital. Prinzipal 2'
    61. Rohrpommer 8'
    Zimbelstern
    Zungen ab
    Tutti


    Grundstimmung: 443


    Die Angaben entsprechen der Registeranordnung auf der rechten Seite des Spieltischs (Setzeranlage).


    Setzergruppen 1 - 8 mit je acht Speicherplätzen (A B C D E F G H), zweifach zu belegen. Von den insgesamt 128 Speicherplätzen ist die Hälfte (64) abschließbar.


    Setzer und Sequenzschalter sind auch als Pistons in Wechselwirkung mit der Handregisteranlage zu benutzen.


    An der linken Seite des Spieltischs befindet sich die alte Registeranlage mit 6 freien Kombinationen.


    Das alte System kann in Wechselwirkung mit der Setzeranlage benutzt werden.


    Von der Orgelbank aus kann eine separate stufenlose Windabschwächung bedient werden.


    Disposition und Mensuren: Helmut Bornefeld
    Erbauer: Werner Bosch, Kassel, op. 350, 1964
    Setzeranlage: 1991


    ** ursprünglich
    Siebenquart 1 1/7' 16/19'


    Grüsse
    Volker.

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • Hallo,


    "Orgel-Tour auf den Spuren von J.S. Bach"


    Lüneburg, St. Michaelis-Kirche und St. Michaelis-Lateinschule (Partikularschule)


    Der erneute Besuch Lüneburgs galt der St. Michaelis-Kirche und der ehemals angeschlossenen Partikularschule des St. Michaelis-Klosters, in der J.S. Bach fast 15-jährig in der Zeit von März 1700 bis August 1702 eine humanistische-theologische Ausbildung erhielt.


    Als Sänger (Tenor) war er im "Chorus symphoniacus" in der St.Michaelis-Kirche tätig.



    St. Michaelis-Kirche, Lüneburg, in der Bach Chormitglied war.


    An der Partikularschule des St. Michaelis-Klosters befand sich damals eine der größten Chor-Bibliotheken Deutschlands. Hier konnte Bach die besten und modernsten deutschen und italienischen Komponisten kennen lernen.


    Die Lateinschule stand in ihrem akademischen Anspruch auf hohem Niveau. Schließlich konnte J.S. Bach später bei seiner Bewerbung um das Thomaskantorat in Leipzig das Entscheidungsgremium davon überzeugen, ausnahmsweise diese Schulausbildung mit einem sonst üblichen und erwarteten Universitätsstudium gleichzusetzen.
    J.S. Bach lernte die französische Hofmusik kennen, die der Landesfürst direkt aus Paris importierte. Die Hofkapelle in Celle bestand zum größten Teil aus Franzosen. An der Ritterakademie St. Michaelis wurden regelmäßig französische Schauspiele und Singspiele abgehalten.


    Bach lernte ebenso die großen norddeutschen Kirchen mit ihren großen (allerdings damals in schlechtem Zustand befindlichen) Orgeln und ihrer musikalisch anspruchsvollen Gottesdienstgestaltung kennen.


    Während seiner Ausbildung in Lüneburg lernte Bach einen renommierten Orgelbauer seiner Zeit kennen, Johann Balthasar Held, ehemals langjähriger Mitarbeiter von Arp Schnittger, (der einen Vertrag für die Orgeln mit dem Kloster St. Michaelis hatte) und die Chor-Orgel" in 1701 grundlegend umgestaltete. Hierbei konnte sich Bach weitere Kenntnisse des Orgelbaus aneignen.


    Von der Chor-Orgel verlieren sich die Spuren dieses Instrumentes ab 1800. Es ist aber aus Aufzeichnungen folgendes bekannt, der Kostenvoranschlag Helds, die Disposition und ein paar Einzelheiten über die verwendeten Materialien dieser Orgel, so dass die Rekonstruktion in 2000 gewagt werden konnte.


    Im Jahr 1899 kam in die Unterkirche St. Michaelis eine neue Orgel der Firma "Furtwängler & Hammer". Das neogotische Gehäuse steht bis heute an der Stelle, an der schon mindestens seit dem 17. Jahrhundert eine Orgel stand, nämlich an der Westwand.
    Diese Orgel wurde von der gleichen Firma, die inzwischen den Namen "Emil Hammer" trug, 1942 durch eine neue ersetzt. Hammer übernahm außer dem Gehäuse etwa ein Viertel der Pfeifen aus der Vorgängerorgel.


    Orgel in der Unterkirche von St.Michaelis


    Die Besonderheit dieser Orgel besteht nicht nur darin, dass sie mitten im Weltkrieg gebaut wurde, sondern auch darin, dass sie zu den ersten Orgeln gehört, die wieder mit mechanischer Traktur angelegt wurden. Aus heutiger Sicht sind Orgeln aus dieser Zeit mit einigen technischen und klanglichen Mängeln behaftet. Im Herbst 1998 wurden diese Mängel durch die Firma Schuke / Berlin beseitigt, oder zumindest abgeschwächt. Zwei Jahre später wurde die Trompete 8', die bei der Sanierung der großen Orgel übrig geblieben war, hier ins Pedal an die Stelle gesetzt, an der ursprünglich ein Nachthorn 2' gestanden hatte.


    Angaben über die neue "Grosse Orgel in St. Michaelis" :



    Bis zu der Zeit, als Bach an St. Michaelis lernte und sang (1700-1702), befand sich die Orgel am hinteren Teil der Nordwand. Diese Orgel entsprach damals mit ihrem nicht selbständigen Pedal und dem spärlich besetzten Brustwerk (Oberwerk) nicht mehr den Erfordernissen der Zeit.
    Im Jahre 1708 baute der Schnittgerschüler Matthias Dropa eine neue Orgel über dem Westeingang.
    Von dieser Orgel steht heute noch der vollständige Prospekt (d. h. die von außen sichtbaren Pfeifen in dem originalen Gehäuse).



    Die Gross-Orgel von St. Michaelis


    1931 erfolgrte der Umbau der Orgel durch die Firma Furtwängler & Hammer. Es wurde eine große Orgel in das alte Gehäuse gebaut, die alle damals erhaltenen Pfeifen von Dropa und alle brauchbaren von 1871 verwendete. Die Gesamtanlage der Orgel hat sich seitdem nicht mehr verändert:
    Die rein pneumatische Spielanlage (Taschenladen) ist ganz der Romantik verpflichtet, weist aber unter der Regie von Christhard Mahrenholz einige deutliche Kennzeichen der damals jungen "Orgelbewegung" mit neobarocker Zielsetzung auf: Furtwängler verteilt die Pfeifen der vorromantischen Praxis entsprechend symmetrisch auf zwei Seiten auf die sogenannte C bzw. Cis-Lade. Dadurch wird ein einheitlicher Klang mit einer guten Abstrahlung in den Raum erreicht.. Insgesamt darf gesagt werden, dass die Arbeit von Furtwängler auf hohem handwerklichen Niveau steht.


    Der besondere Reiz der Orgel in St. Michaelis besteht in ihrer Verbindung von barocker Aufstellung und Gehäuse mit einer soliden romantischen Spielanlage. Die wertvollen Bestandteile der Bauzustände von 1708 und 1931 wieder voll zum Erklingen zu bringen, war das Ziel der Renovierungsarbeiten im Jahre 1999.


    Die Firma Scheffler aus Sieversdorf bei Frankfurt/Oder unternahm 1999 die Renovierung. Es ist eine Orgelbaufirma, die insbesondere auf dem Gebiet der Sanierung von Orgeln aus der deutschen Romantik als eine der führensten gilt.


    Das Ergebnis ist nun eine Orgel, die die Klarheit und Brillanz der Barockorgel mit der Weichheit und Wandlungsfähigkeit eines romantischen Instrumentes verbindet ein besonders in Deutschland seltener Glücksfall. Die Orgel verfügt nun über 48 Stimmen, die sich auf drei Manuale und Pedal verteilen.


    Grüsse
    Volker.

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

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