Europas Jazz-Sängerin No. 1 - Inge Brandenburg

  • Bevor unser Jazzkeller ganz in sich zusammenfällt, will ich hier an eine Sängerin erinnern, die vor 10 Jahren völlig vergessen und verarmt in einem Münchener Krankenhaus gestorben ist: Inge Brandenburg (1929 - 1999) - in diesem Jahr wäre sie 80 Jahre alt geworden.


    Im Jahre 1960 wurde sie in Juan-Les-Pins zur besten Jazz-Sängerin Europas gekürt!



    Sie war die unbestrittene Nr. 1 im deutschen Jazzgesang. Man weiß das heute kaum noch, weil ihre meisten Aufnahmen unveröffentlicht blieben. In der Tat ist es nicht viel, was unsere Vertragspartner hier an Silberscheiben zu bieten haben.

    Allerdings schlummern in den Archiven der deutschen Rundfunk-Anstalten noch ungeahnte Schätze, die sich zu entdecken lohnen - wenn einem Stil und Stimme von Inge Brandenburg gefallen!


    Wer heute abend WDR 3 einschaltet, kann ein paar Beispiele hören:


    23:00 Uhr WDR3
    ARD-Radiofestival Jazz
    Ein Leben in Moll
    Die deutsche Jazz-Sängerin Inge Brandenburg

    Mit Jürgen Schwab (30 min.)
    Er stellt einige der Archiv-Perlen vor und erinnert an diese große vergessene Sängerin.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Im neuen jpc-Courier habe ich die DVD entdeckt, die das Leben der Inge Brandenburg portraitiert:



    Sing! Inge, sing! - Der zerbrochene Traum der Inge Brandenburg
    BRD, 2011

    Dokumentation, 118 Min.
    Regie: Marc Boettcher
    Filmmusik: Senka Brankovic
    Sprache: Deutsch, Englisch
    Tonformat: Dolby Surround Sound 5.1
    Bild: Widescreen


    Zitat

    Der Jazz in Deutschland hatte eine Stimme: Inge Brandenburg. Aufgewachsen in schwierigen Verhältnissen, frühzeitig gewohnt, auf eigenen Beinen zu stehen, Ende der 1950er Jahre plötzlich als beste europäische Jazzsängerin gefeiert, vom Time Magazin mit Billie Holiday verglichen, auf Händen getragen von den Musikern – und ignoriert und (erfolglos) auf Schlager reduziert von der deutschen Plattenindustrie… Ein Frauenschicksal der 1950er und 60er Jahre, einer Zeit, in der es in Deutschland keinen Platz gab für selbstbewusste Frauen mit überregionalen Träumen, mit dramatischem Interpretationsstil und einer emanzipierten Erotik. Erst durch SING! INGE, SING! wird es möglich, eine große deutsche Künstlerin zu entdecken!


    Pressestimmen:
    Film-Dienst: "Eine detail- und materialreiche Dokumentation, die über die Biografie Brandenburgs hinaus ein vielsagendes Porträt der Nachkriegsgesellschaft zeichnet." Spiegel Online: "Eine überfällige Wiederentdeckung." Jazzpodium: "Ein ebenso fachkundiges wie einfühlsames Porträt, das eindrucksvoll belegt, was so fasznierend an Inge Brandenburg und ihrem Gesangsstil war."


    Erscheinungstermin: 31.5.2012


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Arte TV - Mittwoch, 5. Dezember 2012 um 21.55 Uhr
    Wiederholungen:
    11.12.2012 um 06:00
    17.12.2012 um 06:00


    Die Deutsche Lady Jazz - Inge Brandenburg
    (Deutschland, 2009, 52mn - NDR)
    Regie: Marc Boettcher

    Zitat

    Inge Brandenburgs (1929-1999) Geschichte ist die einer Frau, die nie zur richtigen Zeit am richtigen Ort war. Und dennoch: 1960 wurde sie zur "besten Jazzsängerin Europas" gekürt. Doch für Inge Brandenburg, - als selbständige, selbstbewusste Frau mit überregionalen Träumen -, gab es damals in Deutschland einfach keinen Platz. Immer wieder wurde sie in die deutsche Schlagermusik hineingezwängt und die Jazzplatten, die sie aufnehmen wollte, als kommerziell nicht rentabel abgestempelt. Mit der Dokumentation wird ein zu Unrecht vergessener Star wiederentdeckt. Der Soundtrack zum Film erhielt im Februar 2012 den renommierten Preis der deutschen Schallplattenkritik.


    Inge Brandenburg, war in schwierigen Verhältnissen aufgewachsen und hatte gerade deshalb einen beachtlichen Aufstieg hinter sich: Als neunjähriges Arbeiterkind sah Inge 1938 in Dessau mit an, wie ihr Vater, ein Kommunist, vor ihren Augen von der Gestapo niedergeschlagen und abgeführt wurde. Ihre Mutter verlor das Sorgerecht für ihre fünf Kinder und musste miterleben, wie diese in Heimen für Schwererziehbare gedemütigt und misshandelt wurden. Wenig später kam Inges Mutter wie der Vater in einem Konzentrationslager ums Leben.
    Nach dem Krieg floh Inge Brandenburg nach Augsburg. 1950 erhielt sie ihr erstes Engagement als Sängerin. Nach achtjähriger Tour durch amerikanische Clubs wurde sie schließlich entdeckt. In Frankreich kürte man sie 1960 zur "besten Jazzsängerin Europas", in Belgien siegte sie beim legendären Festival in Knokke-Heist. In den kommenden Jahren arbeitete sie mit den besten Musikern und Orchesterleitern zusammen - ein Who is who der internationalen Jazzelite! Das "Time Magazine" sprach von einer "neuen Billie Holiday".
    Doch mit der kommerziellen Vermarktung ihrer Person sah es düster aus. Inge Brandenburg unterschrieb mehrere Plattenverträge und man zwang sie, banale deutsche Schlager zu singen, was ihr die Jazz-Fans übel nahmen. Als sie rebellierte und vor Gericht zog, ließen die Produzenten sie fallen.
    Sie versuchte, sich mit Fernseh- und Theaterangeboten über Wasser zu halten, spielte in Anti-Vietnam-Stücken. Aus Enttäuschung und Resignation begann sie zu trinken, wurde zum Sozialfall. Mehrmalige lautstarke und gewalttätige Ausbrüche veranlassten die Staatsanwaltschaft, ein psychiatrisches Gutachten über sie anfertigen zu lassen. Nach einer Krebsoperation zog sich Inge Brandenburg ins Privatleben zurück. Mitte der 90er Jahre aber gelang ihr dann ein überraschendes Comeback.


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)