Sir Edward Downes (1924 - 2009)

  • Vor kurzem wurde in einem Thread beanstandet, dass viele Künstler hier im Forum erst dann zu Ehren kämen, wenn ihr Ableben zu vermelden ist.


    Leider muß ich dies auch heute wieder tun, obwohl es mir schwerfällt. Ich beschränke mich daher auf die Presse-Verlautbarung:



    C=/www.codexflores.ch/nachrichten


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Ein paar Worte will ich zu diesem bekannten Dirigenten hier noch schreiben:

    Downes, Sir Edward,
    geboren am 17.Juni 1924 Birmingham/England. Er begann seine Orchesterlaufbahn als Hornist. Nach Studien bei Hermann Scherchen in Zürich kam er 1952 zur Covent Garden Opera nach London, wo er seit 1953 ein großes Repertoire von Verdi über Wagner bis Searle und Maxwell Davies dirigierte, fast 1000 Abende dirigierte er dort.


    Hier eine seiner vielen Aufnahmen:



    Fast jeder Sänger hat schon unter seiner Begleitung gesungen. Wenn ich "jeder" sage, meine ich nicht nur Weltstars wie Luciano Pavarotti, sondern auch den unbekannten Amateur-Sänger. Dieser verdankt das der erfolgreichen Platten-Serie:
    "Aria Senza Voca [Arias Without Voice]", die es für jede Stimmlage gab (heute gibt es die auch wieder, allerdings von einem unterklassigen Orchester aus der Moldau-Republik eingespielt).


    Jetzt starb Edward Downes im Alter von 85 Jahren; seine Frau war 74. Die beiden hatten sich nach 54 glücklichen gemeinsamen Jahren dazu entschlossen, selbst über ihr Lebensende zu entscheiden und damit nicht mehr unter ihren gesundheitlichen Problemen zu leiden.


    R.I.P.

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Der Dirigent Sir Edward Downes ist mir bekannt durch folgende Aufnahmen der Wagner-Frühwerke:



    R. I. P. Sir Edward Downes (1924–2009)

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Zunächst einmal möchte ich hier meine absolute Bestürzung über die Art und Weise des Ablebens von Sir Edward Downes und seiner Frau kundtun. Es ist sowieso schon schlimm genug, als Dirigent beinahe zu erblinden und zu ertauben und wenn man die Durchführung des eigenen Todes dann noch in die Hände eines mehr als fragwürdigen "Sterbehilfevereins" legt, ist das schon ein absolut schreckliches Schicksal.


    In der heutigen Ausgabe der FAZ (17.07.09) schreibt Gina Thomas einen sehr interessanten Nachruf auf Sir Edward Downes, der in Deutschland ja leider so gut wie unbekannt ist/war.


    Hier ein Bild von Sir Edward Downes und seiner Frau aus (wahrscheinlich) glücklicheren Tagen:


    Sir Edward Downes wurde 1924 in Birmingham als Sohn eines unregelmäßig beschäftigten Bankangestellten geboren und musste im Alter von 15 Jahren die Schule verlassen, um Geld zu verdienen. Er pflegte die früh geweckte Liebe zur Musik mit dem Erfolg, dass ihm die Universität Birmingham das Studium der Musik und Literatur durch ein Stipendium ermöglichte. Die Eltern konnten sich mit einer Musikerkarriere ihres Sohnes nicht anfreunden. Seine Mutter habe Debussy als Pornographen betrachtet, mutmaßte Downes später.
    Jahrzehntelang hielt seine Verbindung mit dem Royal Opera House Covent Garden, der er trotz anderen Aufgaben als Musikdirektor der Opera Australia und des BBC Philharmonic Manchester die Treue hielt. Er war dort lange die rechte Hand von Kubelik, Giulini und Solti. Anstatt ihm wurde später Colin Davis Chefdirigent von Covent Garden.
    Downes machte sich einen Namen als Interpret von Verdis Opern (gerade auch der frühen) und des russischen Repertoires. Uraufführungen leitete er von Werken von Richard Rodney Bennett, Humphrey Searle und Harrison Birtwistle.
    Interessant ist, dass Hermann Scherchen einer seiner Lehrer war. Ausserdem hat er an Covent Garden mit Maria Callas die Rolle der "Norma" einstudiert.


    Ich persönlich kenne Sir Edward Downes von zwei Chandos-CDs mit dem BBC Philharmonic mit Werken von Ottorino Respighi:


    - Poema autunnale; Concerto gregoriano; Ballata delle Gnomidi (CHAN 9232)


    - Klavierkonzert a-moll; Concerto in modo misolidio (CHAN 9285)


    Seine tiefe Liebe und Verbundenheit zu dieser Musik ist in jedem Takt hörbar. Wunderbare Einspielungen, die dazu einladen, den Dirigenten Downes und den Komponisten Respighi näher kennenzulernen.



    Es grüßt
    Agon

  • Lieber Agon,


    vielen herzlichen Dank für Deine schöne Würdigung von Sir Edward Downes, den ich leider - wie so viele englische Dirigenten - nie live im Konzertsaal erleben durfte, sondern seine Interpretationen auch "nur" mithilfe seiner ganz hervorragenden Einspielungen beim Label Chandos kennenlernte.


    Die beiden von Dir genannten Respighi-Aufnahmen der eher lyrisch gehaltenen Konzertwerke des Komponisten, kann ich ebenfalls wärmstens empfehlen. Hier möchte ich noch die dazugehörigen Covers beifügen:


    Ottorino Respighi (1879-1936):
    Poema Autunnale (Herbstgedicht) für Violine und Orchester 1925
    Concerto Gregoriano (Gregorianisches Konzert) für Violine und Orchester 1921
    Ballata delle Gnomidi (Die Ballade der Gnome) - Symphonische Dichtung für Orchester 1919
    Lydia Mordkovitch, Violine; BBC Philharmonic Orchestra, Sir Edward Downes
    Chandos, 1993, 1 CD



    Ottorino Respighi (1879-1936):
    Klavierkonzert a-moll 1902
    Concerto in Modo Misolidio (Konzert im mixolydischen Modus) für Klavier und Orchester 1925
    Geoffrey Tozer, Klavier; BBC Philharmonic Orchestra, Sir Edward Downes
    Chandos, 1994, 1 CD



    Desweiteren möchte ich die von Downes geleitete, hoch spannende Wiedergabe von Reinhold Glières Meisterwerk "Ilya Murometz" bezüglich Repertoirewert, der interpretatorischen als auch der klanglichen Qualität als prachtvolle Referenz-Einspielung herausstellen:


    Reinhold Glière (1875-1956):
    Symphonie Nr. 3 h-moll "Ilya Murometz" für großes Orchester, opus 42 1909-11
    BBC Philharmonic Orchestra, Sir Edward Downes
    Chandos, 1991, 1 CD



    R. I. P.

  • Das melden heute die Agenturen:


    Zitat

    Der Sohn des Dirigenten Sir Edward Downes, der für einen Freitod zusammen mit seiner Frau die Hilfe der Schweizer Sterbehilfeorganisation Dignitas in Anspruch genommen hat, wird wegen seiner Unterstützung des Vorhabens nicht verurteilt.


    Sir Edward Downes Sohn hatte für den Freitod seiner Eltern in Zürich das Hotel gebucht.


    Nach neuen juristischen Richtlinien, die erstmals angewendet werden, muss er laut britischen Presseberichten nun nicht mit einer Strafe wegen Hilfeleistungen zum Selbstmord rechnen.


    Quelle: cf


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)


  • Vielleicht darf ich noch auf eine weitere Respighi-CD mit Sir Edward Downes hinweisen, die ich seit kurzem besitze und die mir sehr gut gefällt:




    Erwähnenswerte Ergebnisse hatte auch seine Zusammenarbeit mit dem Pianisten Roberto Szidon in Gestalt des Gershwin-Klavierkonzerts und des 2. Klavierkonzerts von MacDowell:

  • Lieber Swjatoslaw,


    diese beiden CDs kenne ich auch und finde sie sehr gut. Die Respighi-Reihe bei Chandos ist sowieso hervorragend (leider kenne ich die mich sehr interessierende "Sinfonia Drammatica" nicht, da es sie nicht mehr gibt). Das McDowell-Konzert finde ich zwar nicht sonderlich originell, aber die hier vorliegende Interpretation mit Szidon/LPO/Downes kann sich wahrlich hören lassen.


    Gruß,
    Agon

  • Ich habe es neulich in einem anderen Zusammenhang schon einmal erwähnt, lieber Agon: Du und ich sind eigentlich zu 99,8 % immer einer Meinung :thumbup: Das MacDowell-Klavierkonzert Nr. 2 ist vielleicht nicht eins der größten Klavierkonzerte aller Zeiten, aber doch recht gefällig (es weckt bei mir Assoziationen an Saint-Saens ebenso wie an Rachmaninow: beide Meister zugegebenermaßen nicht erreichend). Ich bevorzuge überdies Cliburn/Hendl bei MacDowell,



    ebenso bevorzuge ich beim Gershwin-Klavierkonzert Cherkassky/Handley und Richter/Eschenbach



    Gleichwohl meine ich, dass die Szidon/Downes-Versionen dieser Werke beachtliche Vergleichsaufnahmen darstellen. Und bei den Respighi-Werken sind Tozer/Downes ohnehin völlig konkurrenzlos.


    Herzliche Grüße und frohe Weihnachten, lieber Agon!
    Swjatoslaw

  • Ja, ich findes es auch erstaunlich, dass wir so oft übereinstimmen, Swjatoslaw. Und irgendwie beruhigt es mich auch. Dann kann mein persönlicher Geschmack nicht ganz so daneben sein, denn Du scheinst offensichtlich ein sehr feines Ohr und Gespür zu haben. Ich wünsche Dir auch schöne Weihnachten.


    Zu MacDowell:
    Cliburn/CSO/Hendl im Living Stereo-Klang verspricht natürlich ein besonderes Erlebnis zu sein. Ich werde nach der CD mal Ausschau halten.


    Auf der Doppel-CD imponiert mir allerdings das Gershwin-Konzert sehr! Ich finde es wunderbar wuchtig und vollblütig gespielt. Hier holt Downes aus dem LPO wirklich ein Maximum an zupackender Kraft heraus, was diesem Konzert hervorragend bekommt. Ich mag es eigentlich nicht so sehr, aber hier schon!


    :) Agon

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  • Heute wäre er 90 geworden:

    Sir Edward Downes (* 17. Juni 1924 in Birmingham; † 10. Juli 2009 in Zürich), britischer Dirigent.


    LG


    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Ich möchte heute an Sir Edward Downes erinnern, dessen Geburtstag heute ist. Auch ich habe zu diesem Anlass Respighi ausgesucht:



    Heute ist Sir Edwards 91. Geburtstag.



    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Sir Edward Downes würde ich allein deshalb Kränze flechten, weil er der erste und - wenn ich das richtig sehe - bisher einzige Dirigent gewesen ist, der Richard Wagners RIENZI wirklich komplett aufgeführt hat. Von Joseph ist die Aufnahme der BBC, die Ponto auf vier CDs veröffentlich hat, weiter oben bereits gezeigt worden (3). Sie ist auch noch zu haben. Was im Heimatland Wagners - die Uraufführung fand 1842 in Dresden statt - nicht gelingen will - ein Brite hat es vollbracht. :)

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent