Franz Grundheber - unverwüstliche Klasse

  • Franz Grundheber geboren am 27. September 1937 in Trier studierte
    in Hamburg und USA. 1966 erhielt er sein erstes Engagement in Hamburg. Er ist trotz der späteren Weltkarriere der Hamburger Staatsoper bis heute, also 43 Jahre lang treu geblieben, Der Sänger hat auch seinen Wohnsitz in der Hansestadt. Die enormen stimmlichen und darstellerischen Möglichkeiten ermöglichten es Franz Grundheber ein breit gefächertes Repertoire zu realisieren, das vom Belcanto über den Verismo bis hin zur Moderne reicht.
    Wichtige Partien von ihm, die mir auf Anhieb einfallen:Wozzeck,Macbeth, Rigoletto, Don Giovanni, Jago, Holländer, Amfortas, Barak, Scarpia, Orest, Dr. Schön, Moses und, und und
    Erst kürzlich wurde sein Jago in einer Kritik gewürdigt, die ich den Taminos nicht vorenthalten möchte, weil sie im Grunde alles aussagt:
    "Franz Grundheber scheint am Beginn seines 8. Lebensjahrzehnts einen zweiten Frühling zu erleben. Sein völlig unverbrauchter, in allen Lagen und in jeder Phase klarst ansprechender und unvermindert höhensicherer und durchschlagskräftiger Bariton gleicht einem stimmlichen Wunder. Ob schnelles Parlando, piano-getragenes Flüstern, markantes Forte oder großen Atem erfordernde Bögen Grundheber ist ein Meister in allem. Hut ab und auf die Knie vor dieser Leistung".
    Dabei scheint dieser großartige Künstler auch menschlich, sympathisch und sehr heimatverbunden zu sein. Häufig gastiert er am Theater seiner Heimatstadt Trier und fördert dort auch die Chöre in Trier-Biewer und Trier Ehrang durch seine Mitwirkung.
    Alles in allem eine mustergültige Karriere, die es in dieser Kontinuität heute fast nicht mehr gibt.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Vielen Dank, lieber operus, für die Eröffnung dieses Threads über Franz Grundheber. Ich verfolge den Weg dieses Sämgers, der aus einer bekannten Trierer Familie stammt, schon seit vielen Jahren. Vor seiner Gesangskarriere war er ja bei der Luftwaffe.


    Leider ist er ja auf Tonträgern nicht so stark vertreten, höchstens mal in kleineren Rollen. Kommerzielle CDs, auf denen er in Hauptrollen zu hören ist, sind recht selten. Hier ein Beispiel (leider immer vergriffen!):


    DG.jpg


    DON GIOVANNI (in deutscher Sprache)
    Aufnahme: 1978, Studio
    Orchester der Ludwigsburger Festspiele
    Chor der Ludwigsburger Festspiele
    Prager Fassung, ohne Rez. nach Nr. 23,
    deutsche Fassung: Ernst Poettgen nach Hermann Levi und Walther Dürr


    Don Giovanni: Franz Grundheber
    Don Ottavio: Lutz-Michael Harder
    Donna Anna: Urszula Koszut
    Donna Elvira: Jill Gomez
    Il Commendatore: Matthias Hölle
    Leporello: Hans Georg Ahrens
    Masetto: Roland Bracht
    Zerlina: Inga Nielsen


    Damals durfte er den Don Giovanni in deutscher Sprache singen!


    +++++++++++++++++++++


    Hier noch eine Solo-Platte:




    Franz Grundheber - Lieder einer Reise
    Martin: Sechs Monologe aus Jedermann
    +Mendelssohn: Erntelied; Andreas Meienlied; Jagdlied; Neue Liebe
    +Schubert: Schwanengesang D. 957 (Ausz.)
    +Wagner: Branders Lied; Lied des Mephistopheles; Der Tannenbaum
    +Schumann: Menlancholie; Freisinn; Aus den hebräischen Gesängen; Der Spielmann
    +Wolf: Der Musikant; Heimweh; Der Tambour; Fußreise


    Franz Grundheber, Matthias Veit


    Label: Spektral , DDD, 2008


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Operus,


    ganz herzlichen Dank für diesen thread über einen faszinierenden, vielseitigen Bariton!


    Zitat von Harald Kral

    Leider ist er ja auf Tonträgern nicht so stark vertreten, höchstens mal in kleineren Rollen.

    Einige wichtige Rollen gibts von ihm doch aus dem Studio.



    Mein ganz persönliches Aha-Erlebnis ist sein Mandryka in dieser Arabella unter Tate:



    - für mich nach George London eine der glaubhaftesten Verkörperungen dieser Rolle.



    Dann natürlich sein Barak in der Dresdener Aufnahme der FroSch unter Sinopoli:


    Richard Strauss (1864-1949)
    Die Frau ohne Schatten


    Heppner, Voigt, Schwarz, Selbig, Grundheber,
    Staatskapelle Dresden, Sinopoli


    Label: Tel , DDD/LA, 96




    Und nicht zu vergessen eine seiner Paraderollen, von der es gleich mehrere Aufnahmen gibt:


    Alban Berg (1885-1935)
    Wozzeck


    Franz Grundheber, Waltraud Meier, Graham Clark, Roman Trekel, Endrik Wottrich, Peter Menzel, Dalia Schaechter,
    Chor der Deutschen Staatsoper Berlin, Staatskapelle Berlin, Daniel Barenboim
    Label: Warner , FSKoAB, 1994





    Behrens, Grundheber, Zednik, Langridge, Haugland,
    Wien PO, Abbado
    Label: DGG , DDD, 87






    Ganz besonders an Herz gewachsen ist mir diese CD (Grundheber singt ein Solo, auch wenn jpc ihn hier nicht listet):


    Jan Jakub Ryba (1765-1815)
    Böhmische Hirtenmesse


    Münzel, Pegelow, Kruse, Hamburger Knabenchor,
    St. Nikolai Kammerorchester, Richter
    Label: Chr , DDD, 1981




    LG, Elisabeth

  • Ich empfinde es ebenfalls als ausgesprochen bedauerlich, daß Franz Grundheber auf sehr wenigen Tonträgern zu finden ist.


    Deswegen weise ich auf eine weitere Einspielung hin:



    (Fragt mich aber bitte nicht nach Details, ich habe die Aufnahme seit Ewigkeiten nicht mehr gehört, was angesichts der Besetzung kaum entschuldbar ist...)

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Zitat

    Original von Norbert



    (Fragt mich aber bitte nicht nach Details, ich habe die Aufnahme seit Ewigkeiten nicht mehr gehört, was angesichts der Besetzung kaum entschuldbar ist...)


    Besonders Hollweg ist da grandios!!

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Auf keinen Fall sollte man heute abend die ausführliche 2stündige Portraitsendung im NDR-Opernkonzert verpassen:


    NDR 2 Kultur, Donnerstag, 16. Februar 2012:

    20:05 Opernkonzert

    „2000 Abende allein in Hamburg“ –
    Der Bariton Franz Grundheber blickt auf seine fulminante Karriere
    Eine Sendung von Sabine Lange


    Zitat

    Am 1. Februar sang Franz Grundheber seine 2000. Vorstellung in der Staatsoper Hamburg. Der international gefeierte Opernsänger, in Trier geboren und über Jahrzehnte auf den bedeutenden Opernbühnen der Welt anzutreffen, fand in Hamburg seine Wahlheimat. Er gastierte weltweit in Opern von Richard Wagner und Richard Strauss und sang mit großem Erfolg italienische und zeitgenössische Partien. Noch heute ist der 1937 Geborene vom Ruhestand weit entfernt.


    [timg]http://www.hunderttausend.de/i…b7a95088b,1.jpg;c;550;390[/timg]


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Aus meiner Hamburger Zeit einige Anmerkungen zur Karriere Franz Grundhebers. Er hatte das Glück, daß Rolf Liebermann in seiner ersten Hamburger Intendaz ein gutes Händchen für Talente hatte. Ich denke da außer an ihn vor allem an Hans Sotin und Kurt Moll, die mit kleinen Partien vorsichtig aufgebaut wurden. Grundheber war und ist allerdings ein Sänger, der eine ausgiebige Probenzeit brauchte und es nicht liebte, ins kalte Wasser geworfen zu werden. Mit dem Aufbau war es dann unter dem nächsten Intendanten (August Everding) vorbei, der auf große Namen setzte. So kam Grundheber zwar in den Genuß, Fachpartien zu singen, doch meistens im zweiten Glied, nachdem die Premiere an einen Italiener oder US-Amerikaner gefallen war. So beschloß er, sich diese Partien mit ausreichend Proben bei Gastspielen zu erarbeiten, so z.B. den Rigoletto in Hagen. Auf Everding folgte Christoph von Dohnányi, und auch unter diesem wurde Grundheber nicht besser behandelt, obwohl er in Partien des "2. Fachs" (Heerrufer, Faninal, Geisterbote) herausragende Leistungen geboten hatte. Eine Ausnahme stellte nur sein Wozzeck dar.


    Dies wurde unter der Intendanz Liebermanns II. besser, später auch unter Ruzicka/Albrecht, als er endlich große Fachpartien zu singen bekam.


    Es ist natürlich ein Glücksfall, wenn eine Karriere derart lange wie bei ihm dauert, und ebenso verständlich, wenn in einem solchen Fall die Abendverfassung entscheidet. Ich kann jedenfalls von Glück sagen, daß ich ihn noch 2001/2003 (Rigoletto in Savonlinna) und 2007 (Simon Boccanegra in Hamburg) in einer seinem Ruhm und Rang adäquaten Verfassung gehört habe und ihn so in Erinnerung behalten werde.


    Ausschlaggebend für diese lange Karriere war m. E. seine kluge Rollenauswahl, bei der er Partien vermied, die er mit seiner italienisch geprägten Gesangstechnik nicht verwirklichen konnte, so z.B. Telramund. Leider hat sich ein kompletter Sachs nicht ergeben, nachdem er den 3. Akt einmal konzertant gesungen hatte.


    Gruß, Peter

  • Das Label TYXart - http://www.TYXart.de


    hat mich per e-mail darüber informiert, dass die in Beitrag Nr 2 dieses Threads als vergriffen gemeldete Lieder-CD von Franz Grundheber von ihm neu aufgelegt wurde. Die Neuauflage wurde klanglich überarbeitet und ist jetzt mit 4-sprachigem Booklet versehen.

    In Österreich ist diese CD im Vertrieb von GRAMOLA VIENNA


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Heute möchte ich an Franz Grundhebers Geburtstag erinnern, und habe dazu aus meiner Sammlung dies Gesamtaufnahme von Hänsel und Gretel ausgesucht, dessen Komponist Engelbert Humperdinck heute vor 94 Jahren gestorben ist:





    Franz Grundheber feiert heute seinen 78. Geburtstag.


    Herzlichen Glückwunsch!


    Willi :jubel::jubel::jubel::jubel::jubel:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Die Gottlob-Frick-Gesellschaft und ich haben Franz Grundheber mit einem besonderen Gruß gratuliert. Er wollte unbedingt am 14./15. Oktober zum Künstlertreffen der Gottlob-Frick-Gesellschaft kommen. Doch wieder kam ein neues Engagement dazwischen. Aber im nächsten Jahr - ich höre die Botschaft... Auch hier im Forum möchte ich dem großen Charakterbariton ganz herzlich mit allen guten Wünschen gratulieren. Vorgestern habe ich lange am Telefon mit ihm gesprochen. Er kam gerade von einem außergewöhlichen Konzert aus seiner Heimatstadt Trier zurück. Hat dort einen halbszenischen Holländer gemacht und einen riesigen Erfolg ersungen.
    Hezrlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Auch von mir die allerherzlichsten „ Glückwünsche " zum 80.Geburtstag!


    Habe ihn zuletzt in der Ariadne 2013 als Musiklehrer in Frankfurt/M gehört und gesehen!


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Auch ich freue mich, daß er sich offenbar noch bester Gesundheit erfeut.


    Persönlich habe ich ihn (der in irgendeinem Interview vor etwa 15 Jahren als bester deutscher "italienischer" Bariton bezeichnet wurde) noch als Holländer in der Semperoper erlebt, u.a. mit Cheryl Studer. Es war eine tolle, klassische Aufführung. Und er war auch als Holländer exzellent!


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Banner Trailer Gelbe Rose