Welche Anforderungen habt ihr an Sänger?

  • Hier mal meine Liste:


    1. interessantes, möglichst schönes Timbre
    2. keine Verengung
    3. keine zu weite Öffnung
    4. Verbinden der Töne, Gesangslinie (damit meine ich nicht unbedingt das
    Legato)
    5. Akzentfreiheit und Idiomatie (heißt das so ?(?)
    6. Durchdringung der Partie
    7. Darstellungskraft
    8. Fähigkeit, die Figur auf den Zuhörer zu übertragen
    9. der Wille, immer das Beste zu geben
    10. Individualität
    11. Ausdruckskraft
    12. Spaß an der Sache
    13. genügende Ernsthaftigkeit
    14. Reinheit der Vokale
    15. ideale Tongebung
    16. Verständnis des Textes und der Rolle
    17. schauspielerisches Talent
    18. sattelfeste Technik
    19. Tragfähigkeit auch im Piano
    20. die Fähigkeit, den Zuhörer für sich einzunehmen und zu fesseln


    Ihr seht schon, das ist sehr abstrakt... Aber für mich gibt es nur einen Sänger, der das alles ideal verkörpert, und das ist GEORGE LONDON.
    So gibt es zum Beispiel keinen Tenor, der mich wirklich vollkommen überzeugt, obwohl Jonas Kaufmann da nah dran ist.


    :hello:

  • Vor1: NONVIBRATO !


    :beatnik:

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Zitat

    Original von Basti
    18. sattelfeste Technik


    Lieber Basti,


    Du nennst hier Punkten, die manchmal nicht zu kombinieren sind.
    Nimm diese "sattelfeste Technik".
    Es gibt mehrere Tenöre, die in hohem Alter noch singen konnten. Wer aber leistete das noch, nachdem er in seinem Leben eine so große Verschiedenheit an Rollen gesungen hat wie Domingo?
    Und der sang Rollen, die die Stimme sehr stark beanspruchten. Der Mann muß eine phänomenale Technik haben.


    Ein richtiger Mozarttenor war er aber nicht, obwohl seine Ausführung von "Il mio tesoro", als er noch ganz jung war, für mich die schönste ist, die es gibt.


    LG, Paul

  • vor allem eine gesunde Selbsteinschätzung. :D


    Es gibt genügend Sänger, die meinen sie könnten die Partien aus den Opern von Händel, Hasse oder Jommelli singen, vergessen aber das diese Rollen für absolute Gesangstars geschrieben wurden und scheitern natürlich.


    Da sollte man eventuell zwei oder dreimal nachdenken, bevor man sich an solche Partien wagt.


    Ich verstehe auch die Dirigenten nicht, die da nichts sagen, wenn ein Sänger nicht durch die Verzierungen kommt.


    Ich denke noch Heute mit Schrecken an den Tenor, der die Partie des Jupiter in Kraus Proserpin hatte (das war in Schwetzimgen) und keine einzige ! Kolloratur hinbekam. Dummerweise ist diese große Arie des Jupiter zugleich die letzte Arie der Oper und anstatt eines Knalleffekts, wie in Kraus wohl beabsichtigt hatte - war es eine Lachnummer.
    Für jemanden der sich selbst so überschätzt habe ich dann auch kein Mitleid mehr :pfeif:
    Der gute Mann hieß: Thomas Laske,
    seine Schandtat besitze ich auch als Radiomitschnitt - das ganze war deshalb so oberpeinlich, weil der Auftritt des Jupiter mit Hubschraubergeräusch noch eingeläutet wurde. :rolleyes:


    hoffentlich singt er nie wieder solches Repertoire.


    Die Leitung hatte damals übrigens Christoph Spering (es spielte das "Neue Orchester)

  • Zitat

    Original von Ulli
    Vor1: NONVIBRATO !


    :beatnik:


    Interessant: Ich finde, ein Sänger sollte sogar ein Mindestmaß an Vibrato besitzen. Allerdings kann das natürlich auch übertrieben viel werden. Aber gänzlich ohne Vibrato möchte ich keinen Sänger hören.



    :hello:

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  • Zitat

    Original von Basti


    Interessant: Ich finde, ein Sänger sollte sogar ein Mindestmaß an Vibrato besitzen.


    Jede Stimme hat Vibrato. Wenn Ulli sagt "Nonvibrato", meint er also damit ein kaum hörbares bzw nicht störendes Vibrato.


    LG, Paul

  • Richtig. Der Unterschied ist das sogenannte natürliche Vibrato, das jede Stimme hat und haben muss und das, was im englischen Sprachraum so schön als "Wobble" bezeichnet wird. Also das unkontrollierte starke Schwingen der Stimme.
    Herzlichst
    Operus

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