Stimmgattungen im Kunstlied des 19. Jahrhunderts

  • Nachdem mich diese Frage schon länger beschäftigt und ich leider in de letzten Wochen keine Zeit hatte, werfe ich sie jetzt mal hier in den virtuellen Raum. Vielleicht findet sich ja der/die eine oder andere Experte/in auf dem Gebiet!


    Mich interessiert, ob die Komponisten im 19. Jahrhundert explizit für eine bestimmte Stimmgattung geschrieben haben?
    Es gibt ja Ausgaben der Schumann-Lieder für alle Lagen, für den Liederkranz beispielsweise konnte ich keine genaue Angabe finden. Meiner Meinung nach ist es aber doch ein ziemlicher Unterschied, ob ein Lied von einem Mann oder einer Frau (und natürlich in welcher Höhe und mit welchem Timbre) gesungen wird, natürlich in erster Linie den Klang betreffend, aber auch, was die Aussage angeht.
    Wie denkt ihr darüber, gibt es Untersuchungen zum Thema oder Aussagen der Komponisten?


    Viele Grüße
    Lucia

    Gravitation cannot be held responsible for people falling in love
    Alfred Einstein

  • Obwohl Vogel viele Lieder als erster sang, und er Bariton war, hat m.E. Schubert doch meist für Tenorlage geschrieben.


    LG, Paul

  • Zuerst ein herzliches Grüß Gott an Lucia Cué, der Süden wird immer stärker vertreten :yes:


    Du hast ein interessantes Thema angeschnitten. Es ist ein großer Unterschied, von welcher Stimme ein Kunstlied oder gar ein ganzer Zyklus vorgetragen wird.


    Bei der Winterreise z.B. bevorzuge ich einen Bariton ( Prey, Quasthoff). Die Umsetzung der überwiegend düster-schmerzhaften Texte gelingt der tieferen Stimme m.E. treffender als der Tenorstimme. Ausnahme: Peter Anders gelang eine sehr ergreifende Aufnahme.
    Einige Sängerinnen haben sich an diesen Zyklus auch herangewagt, wobei "das Mädchen sprach von Liebe" zu einer Sinnverlagerung führt. Prominente Beispiele: Christa Ludwig, Brigitte Fassbaender, Christine Schäfer.


    Anders bei der schönen Müllerin oder der Dichterliebe: Diese Liederzyklen verlangen eine junge Tenorstimme. Noch akzeptabel: junge Baritone. (Voll daneben: Kastratengesang à la K.......)


    Über Frauenzyklen wurde hier schon in anderen Threads rege gepostet, deshalb möchte ich mich in diese hier nicht vertiefen.


    :hello:

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Genau diese Unterschiede im Klang (und ganz allgemein der "Musik") und natürlich der Aussage sind es ja, die mich auf die Frage gebracht haben: wie war damals die Kompositionspraxis? Gibt es Forschungen dazu, weiss man, ob die Komponisten (egal welcher) an einen bestimmten Sänger oder Stimmtyp gedacht haben?
    Und danke für's Willkommenheissen, Grüße zurück!

    Gravitation cannot be held responsible for people falling in love
    Alfred Einstein

  • Richard Strauss hat zum Beispiel Lieder für seine Frau Pauline geschrieben, die Sängerin war (auch als Hochzeitsgeschenk)
    Und "Vier letzte Lieder" werden fast immer von Frauen gesungen.