Klavierbauer Schimmel insolvent

  • Deutschlands größter Klavierbauer Schimmel ist zahlungsunfähig. Wegen der Wirtschaftskrise gingen die Aufträge des Unternehmens massiv zurück - vor allem aus den USA gab es zuletzt deutlich weniger Bestellungen. 2008 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 23,8 Millionen Euro.


    Die 144 Arbeitsplätze und die Firma sollen nach Möglichkeit gerettet werden.
    Der vom Amtsgericht bestimmte Insolvenzverwalter teilte mit, dass er nach erster Durchsicht der Unterlagen vielversprechende Ansätze für eine Sanierung sehe.


    Die Wilhelm Schimmel Pianofortefabrik GmbH in Braunschweig ist der größte deutsche Hersteller von Klavieren und Flügeln. Die Firma wurde am 2. Mai 1885 von Wilhelm Schimmel in Leipzig gegründet. Während der Weltwirtschaftskrise fusionierte die Firma 1929 mit der Deutschen Pianowerke A. G., die Produktion wurde nach Braunschweig verlegt. 1931 gelang es Wilhelm Arno Schimmel, seine Firma wieder herauszulösen, die nun mit Firmensitz in Braunschweig vor der Pleite steht.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Für die Mitarbeiter wäre es natülich schlimm, wenn die Firma den Bach runterginge.


    Aber wenn Schimmel noch eine Chance haben will, müssen die erstmal vernünftige Produkte herstellen.


    Ich bin selbst Pianist und habe schon öfter auf Schimmel-Klavieren und -Flügeln gespielt. War immer unbefriedigend! Eigenartige Mechanik (bis auf einen neuen Flügel neulich), und ein Sound, der einen einfach nicht "anmacht".


    Sowohl im Billig- als auch im Spitzensegment gibt es einfach von anderen Firmen wie z.B. Yamaha, Bechstein etc. wesentlich ansprechendere Instrumente. Und die sind sogar auch noch oft billiger! Selbst Grotrian-Steinwegs (auch aus Braunschweig) sind zwar auch "eigenwillig" in Klang und Mechanik, aber immerhin haben sie einen bestimmten "Charme", der den Schimmels abgeht.


    Es gibt eigentlich keine guten Gründe, ausgerechnet ein Schimmel zu kaufen.


    LG,
    Hasenbein

  • Zitat

    Original von hasenbein
    Ich bin selbst Pianist und habe schon öfter auf Schimmel-Klavieren und -Flügeln gespielt. War immer unbefriedigend! Eigenartige Mechanik (bis auf einen neuen Flügel neulich), und ein Sound, der einen einfach nicht "anmacht".


    eben.


    Zitat


    Es gibt eigentlich keine guten Gründe, ausgerechnet ein Schimmel zu kaufen.


    eben.


    Für die Mitarbeiter natürlich eine Katastrophe...


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Schimmels Kunden waren vorzugsweise im Entertainment Bereich angesiedelt, und dort hatte die Marke einen guten Ruf.
    Paul Kuhn, Udo Jürgens, etc..


    Also sollte man hier ncht darüber richten...


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Man kann's vielleicht auch so ausdrücken:


    Schimmel ist so was Ähnliches wie Opel im Autobau.


    Beide stellen ganz ordentliche, solide Produkte her.


    Aber wer was Günstiges will, findet bei anderen Herstellern entweder was noch Günstigeres oder im gleichen Preissegment etwas mit besserer Leistung.


    Und wenn ich was Hochklassiges will, dann werde ich auch nicht ausgerechnet Opel nehmen, sondern VW oder einen Japaner oder gleich BMW, Audi etc. Genauso bei Flügeln: Warum Schimmel-Flügel? Steinways und Yamahas sind die besseren Allrounder. Bechsteins oder Bösendorfer haben mehr Charme. Usw.


    Daß Kuhn und Jürgens Schimmel spielen (wußte ich noch gar nicht), kann von verschiedenen Faktoren abhängen:


    - ein spezieller, unerklärlicher Geschmack dieser Künstler (im Jazzbereich ist es nicht so selten, daß selbst gute Musiker z.B. auch eigenartige Geschmäcker bei der Auswahl der Mitmusiker haben, worüber alle den Kopf schütteln - Sonny Rollins ist ein Beispiel)


    - Endorsement-Verträge mit Schimmel, die bares Geld bringen (vielleicht haben die Künstler in bezug auf Klaviere ohnehin kein besonders differenziertes Klangempfinden, oder aber sie haben es, aber ihnen ist das Geld wichtiger). Von Kuhn ist ja bekannt, daß er wegen Steuerschulden komplett pleite war - da könnte so ein Vertrag mit Schimmel gerade recht gekommen sein.


    - Jürgens hat einen speziellen Plexiglasflügel, das ist eh' ein Sonderfall. Gut klingen kann das Teil gar nicht. Aber für seine Musik reicht's :D


    LG,
    Hasenbein

  • Outing: Ich fahre seit über 40 Jahren Autos der Marke Opel. Zur Zeit ist der Erstwagen ein Vectra, der Zweitwagen ein Corsa.
    Ich bin bekennender Opel-Fan und eigentlich immer zufrieden.
    Meine Überlegung ist, demnächst auf das Modell Insignia umzusteigen.


    Muß ich das Forum jetzt sofort verlassen oder mit welchen Sanktionen muß ich rechnen?


    Oder soll ich auf der Stelle Sepukko begehen?



    (in Kreisen außer halb Japans ersetze man das Wort Sepukko durch Harakiri)

    LG


    :untertauch: :untertauch: :untertauch:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Zitat

    Original von Harald Kral
    Muß ich das Forum jetzt sofort verlassen oder mit welchen Sanktionen muß ich rechnen?


    Nö, bislang bin es ja nur ich, der so was sagt. Und ich bin auch noch Neuling und Outsider dazu :D :D


    Schimmel und Opel sind ja m.E. nicht "schlecht", das geht aus meinem letzten Posting auch hervor.


    Aber für die meisten (!) Menschen bieten sie einfach nicht genug Hervorstechendes, deswegen sind sie in Schwierigkeiten geraten.


    Das Schöne ist ja, daß es unendlich viele Geschmäcker gibt - jeder Topf findet seinen Deckel, wie bei Frau<->Mann, so auch bei Autos, Klavieren... :D Wär' ja sonst auch langweilig & eintönig!


    LG,
    Hasenbein

  • Zitat

    Original von hasenbein
    Schimmel und Opel sind ja


    außerdem ziemlich häßlich... :untertauch:

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Ich gebe zwei Dinge zu Protokoll:


    1. Opel baut klasse Autos
    2. Die Insolvenz von Schimmel ist ein Jammer. Zweifelsfrei: es gibt andere Hersteller, die besser oder -weil aus Fernost- billiger sein mögen. Schimmel steht aber in einer Reihe mit anderen Klavierbauern, die sich verabschieden. Ibach z.B. Und da komme ich schon ins Grübeln, warum das denn so ist. Und zu dem Schluss, daß die Konkurrenz der Klaviere die billigen E-Pianos sind, damit bloss keine Nachbarn oder Eltern gestört werden.


    Und daß es vielleicht nicht mehr von Bedeutung ist, ein Instrument zu lernen, weil Musik ja allverfügbar ist. Und vielleicht geht auch diese Rechnung auf: weniger Familien, mehr Single-Haushalte, kleinere Wohnräume, Fazit: Stellprobleme. Und auch hier wieder: die geräuschempfindliche Nachbarschaft.


    Vor dem Hintergrund dieser Überlegungen spielen Gedanken über den Instrumentenklang im Vergleich zu Fazioli, Bechstein oder Steinway eher eine untergeordnete Rolle: besser als ein E-Piano haben Ibach und Schimmel immer geklungen.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Ein Klavier oder Flügel ist wohl immer auch ein Statussymbol, möglichst neu, sollte er sein, und, so reine Dekoration, sollte möglichst niemand darauf spielen. Das war eigentlich schon immer so, und die Anzahl der Wiener Flügel, deren Fabriken nach dem Untergang der Monarchie pleite gingen, war schier unglaublich, sogar noch mit Holzrahmen.
    Die Firma Schimmel hat verlauten lassen, daß der Absatz in Europa gleich geblieben sei, aber der in den USA eingebrochen sei, weil man dort anscheinend andere Sorgen hat. Und dies obwohl der Kauf eines Klaviers eigentlich den Normalverbraucher, dem es nun schlechter geht, nicht so betrifft, da er nie zur großen Käuferschicht von Klavieren gezählt hat.
    Vermögende Leute haben in der Regel schon immer gespart, nur ist mir nicht ganz klar, wer von denen dort dabei so arg spart. Oder liegt es wirklich an den elektronischen Keybords und deren Schonung der menschlichen Nerven?


    LG Michael

  • Der Klavierhersteller Schimmel ist gerettet.
    Sieben Monate nachdem das Unternehmen in Insolvenz gegangen war, stimmte die Gläubigerversammlung dem vorgelegten Insolvenzplan zu. Schimmel soll als Familienunternehmen weitergeführt werden.
    Der japanische Musikkonzern Yamaha, der bisher rund 25 Prozent hielt, ist kein Gesellschafter mehr. Die verbliebenen 125 Mitarbeiter stimmten Lohnsenkungen und längeren Arbeitszeiten zu.


    Der Braunschweiger Klavier und Flügel-Hersteller feiert in diesem Jahr sein 125-jähriges Bestehen. (Quelle: WDR)


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)