Theater an der Wien: Britten - The Death in Venice

  • Gestern, hoppla es ist ja schon nach Mitternacht, also vorgestern, ging im Theater an der Wien der Vorhang für die erste Premiere der Saison 2009/10 auf.


    Dabei ist der Vorhang dabei gar nicht in die Höhe gegangen, denn der darstellerisch wie auch stimmlich ausgezeichnete Kurt Streit begann den Abend bei offenem Vorhang und bei erleuchtetem Zuschauerraum - nicht das erste Mal, dass sich ein Regisseur dieses "Tricks" bedient. Der Tod in Venedig, die letzte Oper Benjamin Brittens, lebt von der Besetzung der Hauptpartie, des alternden Schriftstellers Gustav von Aschenbach. Ohne große Gesten, dabei unheimlich intensiv gestaltete Streit die Partie und verlieh ihr glaubhafte Statur.


    Die zweite Hauptrolle spielt die stumme Rolle des jungen Polen Tadzio, der die Aufgabe mit tänzerischen Mitteln zu lösen hatte.


    Von den Sängern findet nur noch der Bariton eine größere Aufgabe, die allerdings auf mehrere "Charaktere" aufgeteilt ist und damit besondere Herausforderungen an das Schauspieltalent des Sängers stellt. Eine Aufgabe, die Russell Brown mehr als zufriedenstellend löste.


    Die musikalische Leitung lag in den bewährten Händen von Donald Runnicles, dem es mit dem ORF RSO gelang, die spröde, stilistisch oft wie aus verschiedenen Welten stammende Musik Brittens, durchsichtig, klar strukturiert, ohne dabei auf mögliche dramatische Wirkungen zu verzichten, zu realisieren.


    Zusammenfassend: musikalisch ein ausgezeichneter Abend.


    Nun noch einige Anmerkungen zu Regie, Ramin Gray, und Bühne, Jeremy Herbert: Dem Regisseur gelang es auf einer relativ sparsam ausgestatteten Bühne ein Seelendrama von eindringlicher Wirkung in Szene zu setzen, das in manchen Momenten überraschen betroffen machte. Unterstützt wurde er dabei durch eine ausgezeichnete Choreographie und vom Wind, der in dieser Aufführung der Oper nicht nur im Text immer wieder vorkam, sondern durch Windmaschine und Schleier auch optisch oft bedrückende Wirkung erzielte - also auch szenisch ein gelungener Abend, zumindest für mich und die Mehrheit des Publikums, da diesmal, und das ist bei "modernen" Inszenierungen in Wien selten, das Produktionsteam ohne Buh-Rufe sondern mit mehr als freundlichem Applaus begrüßt wurde.


    Wer die Möglichkeit hat und Benjamin Brittens Musik oder/und lebendiges Operntheater schätzt, sollte diese Gelegenheit nutzen und sich dieses selten aufgeführte Meisterwerk der "zeitgenössischen" Oper anschauen.


    The Death in Venice - eine Produktion die man sich nicht entgehen lassen sollte!!.


    Ich werde mich sicher zumindest noch einmal in dieses "triste" Venedig entführen lassen.



    Giovanni

    Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum. (Friedrich Nietzsche)