Robert Stolz – Musik der Versöhnung

  • Wie ich höre, können die Beiträge hier im Operettenforum jetzt auch wieder von Gästen gelesen werden.


    Grund genug für mich, hier einen der letzten großen Operetten-Komponisten vorzustellen: Robert Stolz, (* 25. August 1880 in Graz; † 27. Juni 1975 in Berlin) österreichischer Komponist und Dirigent.



    ++++++++++++++++++++++++++++++



    Nächste Woche bringt der ZDF-Theaterkanal ein Portrait des - vielfach unterschätzten - Komponisten, das ich allen Operetten-Freunden empfehlen möchte:


    Robert Stolz – Musik der Versöhnung

    Film von Wolfgang Wunderlich und Thomas Voigt
    Deutschland 2009
    Erstausstrahlung


    Zitat

    Seine Melodien kennen Millionen, seine Geschichte nur wenige. Schon in den zwanziger und dreißiger Jahren war Robert Stolz ein Star. Die Nazis hofierten ihn, konnten ihn jedoch nie vereinnahmen: Stolz verhalf vielen Juden zur Flucht, bis er selbst flüchten musste und dabei sein Leben riskierte. In Paris wurde er als „feindlicher Ausländer“ interniert: Im Fußballstadion Colombes mit 70.000 Menschen unter freiem Himmel zusammengepfercht, bekam er eine doppelseitige Lungenentzündung. Louise Ulrich, seine spätere Frau „Einzi“, kaufte ihn frei und pflegte ihn gesund. Beide immigrierten in die USA, dort wurde die Musik von Stolz zum Synonym für „die gute alte Zeit“. Nach dem Krieg kehrte der 66-Jährige nach Wien zurück und machte eine große Alters-Karriere in den Medien.
    1963 dirigierte Stolz erstmals in Israel; auf dem Programm standen Walzer und Wiener Operettenlieder. Entgegen der Warnungen der Veranstalter setzte er durch, dass die Lieder in Deutsch gesungen wurden. Damit brach er ein Tabu – und zugleich das Eis bei einem Großteil des Publikums: Viele Zuhörer weinten. Nach dem ersten Konzert dankte Simon Peres dem Musiker mit den Worten: „Sie haben uns von einem Trauma befreit“.
    Der Film erzählt die bewegende Geschichte eines großen Musikers, der mit seiner Liebe zur Musik und seiner Zivilcourage half, die Wunden einer ganzen Generation zu heilen.


    Sende-Termin im ZDF-Theaterkanal:
    So, 25.10.2009 19:40 Uhr, 60 min.


    Bitte den Termin schon mal vormerken!


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Nach dem überwältigenden "Erfolg" dieses Beitrages bleibt mir ja kaum etwas anderes übrig, als selbst eine Fortsetzung zu schreiben.


    Hier der Hinweis auf eine vor nicht allzu langer Zeit als CD erschienene Operetten-Aufnahme:



    Robert Stolz (1880-1975)
    Venus in Seide (Ausz.)

    Künstler: Margit Schramm, Rudolf Schock, Ferry Gruber,
    Berlin SO, Robert Stolz
    Eurodisc , ADD, 1965


    Ariola-Produzent Fritz Ganss hatte seinerzeit das Glück, Robert Stolz für die damals neu gegründete Klassik-Firma Ariola-Eurodisc zu gewinnen, mit dem er eine große Operetten- und Walzer-Serie produzierte.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Hier noch nachträglich ein wichtiger Hinweis betreffend die Robert-Stolz-Operette


    Venus in Seide


    Unsere Tamina musica hat zu dieser Operette in unserem "Operettenführer" einen ausführlichen Beitrag verfasst, den ich Euch ans Herz legen will:


    Stolz, Robert, Venus in Seide


    einfach hier anklicken!


    LG Harald
    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • "Wenn die kleinen Veilchen blühen"


    .....das ist der Titel einer Operetten-Revue von Robert Stolz, die der ZDF-Theaterkanal im Dezember mehrfach ausstrahlen wird.


    Hier die Besetzung:


    Wenn die kleinen Veilchen blühen
    * Amanda Thaller - Marianne Schönauer
    * Dr. Hans Thomas - Johannes Heesters
    * Dr. Hilde Gundacker - Eleonore Bauer
    * Dr. Hermann Frank - Theo Lingen
    * Lorenz - Rudolf Carl
    * Liesel - Beate Granzow
    * Trude - Helga Papouschek
    * Steffi - Edith Leyrer
    * Heinz - Thomas Fritsch
    * Horst - Peter Kraus


    Regie: Hermann Lanske
    Musik: Robert Stolz


    Zitat

    Drei verliebte Studenten lärmen vor einem Pensionat für "Höhere Töchter". Mit Gesang leiten sie ein Vorhaben ein, das keineswegs mit der Billigung der gestrengen Vorsteherin rechnen kann: die Stürmung des Instituts. Auch der Schulwart hat alle Hände voll zu tun, das Trio von seinem Plan abzubringen. Wie es weitergeht mit den Studenten und ihren Angebeteten und was alles passiert, bis sich die Liebenden doch noch in die Arme schließen können, erzählt diese Operette.
    In der Fernsehfassung von Hugo Wiener wurde die Handlung, die im Original in Bacharach am Rhein spielt, nach Graz verlegt. Robert Stolz erweist damit seiner Heimatstadt eine Referenz.


    Sendung am:
    Donnerstag, 03.12.2009 16:00 - 17:30 Uhr


    Weitere Sendetermine im Dezember 2009 werden noch ergänzt.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Zitat

    Original von Harald Kral
    "Wenn die kleinen Veilchen blühen"


    .....das ist der Titel einer Operetten-Revue von Robert Stolz, die der ZDF-Theaterkanal im Dezember mehrfach ausstrahlen wird.
    ...


    Meine Güte! Ich kann mich noch dunkel daran erinnern, wie das in Graz verfilmt wurde. Es wurde zumindest teilweise in Schloss Eggenberg und seinem Schlosspark gedreht. Es muss um 1970 herum gewesen sein...

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Eine sehr schöne Operette von Stolz ist: Der Favorit, daraus das sehr schöne Lied:


    Du sollst der Kaiser meiner Seele sein, Anneliese Rothenberger hat es gesungen und viele andere auch.


    Ob es da eine Gesamtaufnahme gibt, weiß ich leider nicht.

  • Die Operetten von Robert Stolz sind in den CD-Zeiten nicht besonders stark auf dem Markt vertreten.
    Ich entsinne mich, dass zu LP-Zeiten das Angebot viel größer war (müßte im Keller noch etliches auf Lager haben).
    Eine mir bisher nicht bekannte CD habe ich beim Stöbern im MDG-Katalog gefunden - und siehe da, unser Werbepartner jpc hat sie sogar auf Lager:



    Robert Stolz (1880-1975)
    Blumenlieder (Fassung 1972)

    Brigitte Lindner, Ansi Verwey
    Label: MDG , DDD, 99

    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Zunächst muss ich Harald ein großes Kompliment machen. Es ist geradezu phänomenal, wie er uns mit aktuellen Neuheiten versorgt und über welche ungeheure Fülle von Informationen über Aufführungen, Sendungen und Tondokumenten er verfügt. Höchste Anerkennung und großen Dank.
    Den Film "Musik der Versöhnung" sandte mir liebenswürdiger Weise Barbara Wunderlich. Die Produzenten Wunderlich und Voigt haben sich bei jeder Filmproduktion gesteigert. Der Stolz-Film ist von der Dramaturgie der zugrunde liegenden Storry, dem Drehbuch und vor allem der Lebendigkeit der Handlung bis jetzt die beste Leistung des Produktionsteams. Vielleicht liegt es auch daran, dass über Robert Stolz
    hervorragendes Bild- und Tonmaterial vorliegt.
    Insgesamt entsteht ein umfassendes, einfühlsames Porträt des Komponisten. Besonders anrührend sind darin die Berichte über die doch unendlich schwierigen Zeiten, die Stolz zu überweinden hatte. Kaum zu glauben, das dieser Tonschöpfer, der mehreren Generationen so viel Freude schenkte, sein ganzes Leben lang mit Panikattacken und
    Depressionen zu kämpfen hatte und diese schweren Erkrankungen bis ins hohe Alter immer wieder gemeistert hat.
    Auch interessant im Zusammenhang mit dem tragischen Freitod von Robert Enke, den wir an anderer Stelle im Forum diskutieren.
    Das restlose Aufgehen in einer Aufgabe und das Erfüllen einer Mission
    wie im Fall von Robert Stolz hilft offensichtlich bei der Überwindung aller Schwierigkeiten, auch wenn diese nahezu erdrückend zu sein scheinen.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Heute möchte ich nicht den Komponisten Robert Stolz herausstellen, sondern den Dirigenten - vorzugsweise von Wiener Musik, nicht nur der Strauß-Familie, sondern von Lanner bis Ziehrer.


    In den Jahren um 1970 hat Robert Stolz mit den Berliner und Wiener Symphonikern, ursprünglich für die Plattenfirma BASF, begonnen ein Riesen- Projekt mit Wiener Musik einzuspielen. Ein Teil davon ist uns bis heute auf CD erhalten geblieben, so z.B. auf 12 CDs der Firma Ariola, München:



    Wie gesagt, handelt es sich nicht nur um Kompositionen von Johann Strauß, die zwar den größten Teil der Edition ausmachten, sondern auch der anderen Wiener-Walzer-Komponisten. Die CDs, die manchmal auch einzeln erhältlich sind, beginnen mit Josef Lanner:



    wobei 9 Titel mit den Berliner Symphonikern aufgenommen wurden, während 3 Bonus-Tracks aus den Aufnahmen mit den Wiener Symphonikern stammen.



    Die zweite CD beginnt mit einem Lanner-Titel, der Rest ist Johann Strauß (Vater) gewidmet, versucht also, die Tradition chronologisch fortzuführen....


    LG


    :hello:



    PS: Lieber operus, vielen Dank für die Blumen! :O

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Beim Hamburger Archiv für Gesangskunst (HAfG) gibt es die selten gespielte Opertte " Die Rosen der Madonna" auf CD, eine ältere Aufnahme aus Wien:



    Robert Stolz Die Rosen der Madonna

    * Eberhardt Waechter (Bariton) .... Pater Klemenz
    * Waldemar Kmentt (Tenor) .... Klaus Hellbrecht, Forstgehilfe
    * Alois Pernerstorfer (Bass) .... Veit Hohensinner, Oberförster, Marias Vater
    * Gundula Janowitz (Sopran) .... Maria (Die Madonna mit den Rosen)


    Orchester des Österreichischen Rundfunks / Dir. Robert Stolz


    +++++++++++++++++++++


    Ferner sind noch einige Lieder von Robert Stolz in historischen Aufnahmen als Bonus-Tracks auf der CD:


    BONUS: Melodien und Lieder von Robert Stolz
    Peter Anders - - Ich liebe dich (Film): Ob blond, ob braun (1935)
    Peter Anders - Zauber der Bohème: Ich liebe dich (1937)
    Erna Berger - Die Nacht der großen Liebe (Film): Wann kommst du ? (?)
    Hilde Güden - Der Favorit: Du sollst der Kaiser meiner Seele sein (1949)
    Jan Kiepura - Hochzeit am Bodensee: Schenk mir dein Herz heute Nacht (1935)
    Jan Kiepura - Weine nicht (1937)
    Georg Hann - Im Prater blüh'n wieder die Bäume (1937)
    Georg Hann - In Wien gibt's manch winziges Gasserl (1937)
    Richard Tauber - Das Lied ist aus (Film): Adieu mein kleiner Gardeoffizier (1930)


    LG


    :hello:

    Harald


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    (Vinícius de Moraes)

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  • Wenn ich mir die Besetzung ansehe, denke ich, mit welcher Selbstverständlicjkeit große Sänger und Sängerinnen Operette gesungen habe und warum das vorbei ist. Es ist wirklich bedauerlich, dass Operette, Kitsch hin - Kitsch her, so gar keinen Stellenwert mehr hat. Zwischendurch lege ich immer einmal wieder Operettenaufnahmen auf und genieße sie einfach unbeschwert. Aber eigentlich mag man das ja kaum sagen. Wo sind wir da bloß hingekommen?


    :hello: Gustav


    Vielen Dank übrigens an Harald für die Eröffnung dieses Thread und die biographischen Notizen über Robert Stolz. Die waren mir vollkommen neu. Über seine Haltung im III. Reich kann ich nur sagen: :jubel: :jubel:


    :hello: Gustav

  • Nicht zu vergessen ist das schöne Weihnachtslied "Christrose". Viele halten es für kitschig und schmalzig, aber das ist mir wurscht. Ich mag es und singe es gern.


    LG Uwe

  • Zitat

    Original von MosesKR1
    Nicht zu vergessen ist das schöne Weihnachtslied "Christrose". Viele halten es für kitschig und schmalzig, aber das ist mir wurscht. Ich mag es und singe es gern.


    LG Uwe


    Übrigens wurde dieses Lied in dem Konzert "Christmas in Vienna 2009"
    von dem Bariton Daniel Boaz gesungen.


    :hello:
    Jolanthe

  • Der Vollständigkeit halber hier noch die andere HAfG-CD mit Robert-Stolz-Aufnahmen:



    Robert Stolz - Mädi + Trauminsel (2 CD)



    Robert Stolz Mädi
    Gesamtaufnahme des WDR von 1961


    * Gretl Schörg ... Mädi
    * Hans Holt ... Anatol
    * Peter Réne Körner ... Aristid
    * Lore Lorentz ... Lo
    * Otto Daue ... Peter
    * Hans Müller-Westernhagen ... Fedor
    * Willy Schneider ... Liedersänger
    * Kölner Tanz -und Unterhaltungsorchester
    * Die Nicolets und das Comedian-Qaurtett
    * Franz Marszalek


    ++++++++++++++++++++++++++++++


    Robert Stolz Trauminsel
    Großer Querschnitt von 1963


    * Fritz Hoppe ... Capitano
    * Hetty Plümacher ... Donna Rosa
    * Hilde Konetzni ... Elvira
    * Lydia Weiss ... Inez
    * Heidi Klug ... Marinella
    * Claudio Nicolai ... Rubio
    * Jean Cox ... Ted Leroux
    * Wiener Symphoniker / Robert Stolz


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Hallo, Harald!


    Es gibt eine wunderschöne Doppel-LP mit und über Robert Stolz. Der Titel heißt "Robert Stolz und sein Jahrhundert". Kommentiert von Professor Marcel Prawy, mit dem ich auch schon korrespondiert habe. Robert Stolz spricht über Martha Eggert und Jan Kiepura, über historische Radioprogramme in New York mit dem Sänger Jan Peerce und noch andere Kommentare.


    Und Musik ohne Ende! Soviel, das ich das nicht alles aufzählen kann und will. Mit Melitta Muszely, Gundula Janowitz, Anneliese Rothenberger, Julius Patzak, Ferry Gruber, Waldemar Kmentt, Rudolf Schock, Leo Slezak, Nicolai Gedda und vielen Anderen.




    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Die Folgen 1 - 7 von Wiener Musik mit Robert Stolz besitze ich ebenfalls auf CD. Sehr bemerkenswert, dass die Wiener Sinfoniker sich bei diesen Aufnahmen vor den Philharmonikern nicht zu verstecken brauchen und Stolz dirigiert ein wunderbare rubati in den Streichern, was ja heute leider aus der Mode gekommen ist. Übrigens gibt es die GA der 12 CDs bei unserem Werbepartner jpc noch für schlappe 90 Euronen. Alle Achtung.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Beim großen Fluß kostet die aber nicht viel mehr als die Hälfte:



    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Robert Stolz war, wie ich aus einer Schrift von Marcel Prawy über Stolz weiß, im ersten Weltkrieg bei den Deutschmeistern. Und aus jener Zeit stammen auch die Lieder "Wien wird schön erst bei Nacht" und "Im Prater blühn wieder die Bäume".


    Die unübersehbare Fülle der Kompositionen von Stolz läßt den Hörer ja oft fragen: "Ach, das ist auch von Stolz?"
    Und da gibt es eine hübsche Anekdote, die sich bei einer Begegnung im Tonstudio zwischen Karl Böhm und Robert Stolz, der gerade eigene Werke aufnahm, zugetragen haben soll. Leider ist mir entfallen, bei welchem Lied Karl Böhm zu Robert Stolz grantelte: "Ach, das ist auch von Dir - - -?"


    Herzlichst

    .


    MUSIKWANDERER

  • Ungeachtet der Tatsache, dass Robert Stolz eine schier unüberschaubare Zahl an weltbekannt gewordenen Liedern und Schlagern geschrieben hat, zählt er nicht gerade zu meinen Favoriten als Operettenkomponist. Stolz war ja ein Vielschreiber - Wikipedia berichtet von über 60 Operetten und listet etwa 47 namentlich auf. Darüber hinaus hat er sich schon früh dem Tonfilm zugewandt und daraus resultieren viele seiner Erfolgsschlager. Viele Operetten hat er um solche bereits vorhandenen und erfolgreichen Schlager „herumgeschrieben“ – bekanntestes Beispiel ist „Zwei Herzen im Dreivierteltakt“ - da gab es zuvor den gleichnamigen Film.


    Ich habe daher lange gezögert, mir eine Robert Stolz Operette zuzulegen. Jetzt habe ich mich, um meinem Ziel näher zu kommen, von jedem namhaften Komponisten wenigsten eine Gesamtaufnahme zu haben, mehr oder weniger zufällig für diese Aufnahme entschieden:


    Überrascht war ich zunächst schon, dass diese 1949 uraufgeführte Operette die beiden Welthits „Wien wird schön erst bei Nacht“ und „Im Prater blühn wieder die Bäume“ enthält. Man weiß ja bei den Liedern von Stolz nur selten, aus welchen Werken sie stammen. Jetzt hat sich aber gezeigt, dass diese Operette ein typisches Beispiel der von mir oben geschilderten Operettenproduktion ist. Das Textbuch stammt von Ernst Marischka, lt. Wiki „ein österreichischer Regisseur und Drehbuchautor, der auf wienerische, operettenselige Komödienstoffe spezialisiert war.“ Als Texter der beiden genannten Lieder nennt wiederum Wikipedia ganz andere Autoren. Und im vorletzen Beitrag dieses Threads kommt die Auflösung des Rätsels: beide Lieder stammen aus der Zeit des Ersten Weltkriegs.


    Ein weiteres sehr bekanntes Lied aus dieser Operette ist „Das ist der Frühling in Wien“, über dessen Herkunft ich jetzt keine weiteren Informationen habe. Die übrigen Titel auf dieser CD sind durchaus gefällig, aber doch eher durchschnittlich und daher wenig bekannt. Vom Inhalt her als auch von der musikalischen Struktur handelt es sich bei diesem Werk meiner Meinung nach nicht eigentlich um eine Operette, eher um ein Stück aus der Alt-Wiener Volkskomödie.


    :S Uwe

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  • Bei jpc finden wir derzeit eine Neuauflage der alten Eurodisc Operettenquerschnitte zum Niedrigstpreis von derzeit 5.99 Euro, darunter einiges von Robert Stolz. Ich habe ein bisschen hineingehört und war erstaunt, wie viele seiner "Schlager" Stolz hier hineingepackt hat. Ich möchte hier das IMO zu harte Urteil von Uwe Aisenpreis ein wenig abmildern. bzw relativieren.
    Prinzipiell hat er natürlich recht, aber einige der Vorwürfe könnte man den meisten Opertten von Johann Strauß auch machen: So wurde beispielsweise Ewigkeiten an dessen "Nacht in Venedig" herumgebastelt, bis sich der Erfolg einstellte. Stücke wurden umgetextet, an anderer Stelle eingefügt - und last - but not least - solche anderer Komponisten mit eingebaut. "Wiener Blut" ist ein "Fleckerlteppich" ("Patchwork") aus Strauß-Kompositionen, welcher erst nach dem Tod des Komponisten zusammengestückelt wurde um noch eine weitere Strauß Operette auf die Bühne bringen zu können. Eigenartigerweise war das Stück erfolgreich, während zahlreiche - eigentlich die meisten - Johann Strauß Operetten in der Versenkung verschwunden sind. Ob zu recht oder zu unrecht, das werde ich in den nächsten Jahren hörend überprüfen - ist nur eine Zeitfrage. Robert Stolz ist es immerhin gelungen - trotz teilweise schwieriger Rahmenbedingungen - das Genre "Operette" - wenn auch nicht ganz unversehrt in eine Zeit hinüberzuretten, wo Operette eigentlich schon längst passé war. Paul Abraham hatte ein ähnliches Problem - und sogar Franz Lehar wurde verspottet - als "Westentaschen-Puccini" - ebenso kitschig wie dieser. Allerdings hatte Lehar mit Richard Tauber einen Trumpf in der Hand, der jegliche Kritik beiseite wischte. Aber auch Lehar schrieb oft einen Mix aus Operette und Singspiel. Über "Frederike" (1928) textete Otto Reutter in seinem Couplet "Sei modern" eine Strophe:



    Mein Fazit: Alles schon mal dagewesen. Auch Paul Lincke schreib eine eigene Spielart der Operette.


    Zu den gezeigten Wiederveröffenlichungen (oder Umpreisungen):
    Schon das Wort "Querschnitt" wird manchen Operettenfreund verstören - aber wir haben nichts besseres. So werden wenigstens sehr viele Melodien für die Gegenwart gerettet, wo viele wirklich bislang keine Ahnung hatten, woher sie kamen.
    Zum Lobe von Robert Stolz sei gesagt, daß seine Musikstücke zumindest einen hohen Wiedererkennungswert aufweisen und trotz des hohen Outputs einen durchaus erfreulichen musikalischen Level (bezogen auf die Operette) aufweisen....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Robert Stolz, der am 25. August 1880 geboren wurde, starb am 27. Juni 1975 im gesegneten Alter von fast 95 Jahren. Zu seinem heutigen Ehrentag habe ich dies ausgesucht:



    Heute ist sein 40. Todestag.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Heute, zum Geburtstag von Robert Stolz, habe ich eine Oper herausgesucht:



    Heute ist der 135. Geburtstag von Robert Stolz.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Im Neujahrskonzert 2016 der Wiener Philharmoniker erklang zu Beginn der UNO-Marsch, den Robert Stolz in Auftrag des amerikanischen UN-Diplomaten Ralph Bunche komponiert hatte, mit dem er befreundet war.



    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Ich bin auf das Lied "Vor meinem Vaterhaus steht eine Linde" gestossen, das ich bis anhin als Volkslied ansah ohne zu wissen, dass Robert Stolz diese Melodie komponiert hatte.



    Auf der Website der Stadt Baden-Baden findet sich ein Hinweis auf den Komponisten und dieses Lied:


    Zitat "Robert Stolz war oft zu Besuch in Baden-Baden, besonders während seiner Mannheimer Zeit. Er liebte es, in der Lichtentaler Allee zu flanieren, um sich durch die traumhafte Umgebung inspirieren zu lassen. Hier entstand auch das bekannte Volkslied "Vor meinem Vaterhaus steht eine Linde". Stolz notierte Noten dazu auf ein Blatt Papier.



    Die Stadt Baden-Baden würdigte den Komponisten, indem sie ihm ein Denkmal in der Lichtentaler Allee errichten ließ, das genau an der Stelle zu finden ist, wo Robert Stolz seine Eingebung zu diesem poulären Volkslied hatte."



    Ich finde, das ist eine schöne Geste, die das Andenken an diesen Komponisten der leichten Muse wach hält. Von Robert Stolz stammt dieser Ausspruch:


    Wenn meine Melodien in den Herzen der Menschen einen Platz gefunden haben, dann weiß ich, dass ich meine Aufgabe erfüllt und nicht umsonst gelebt habe!
    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Ich mag ja "Kitsch" - höre sogar (selten) Rudi Schuricke ........ wäre dies CD eine gute Einstiegsmöglichkeit?




    Frohes neues Jahr!


    Kalli

  • Ich denke schon, wenn ich die Titel lese, dass diese CD eine gute Einstiegsmöglichkeit ist. Es sind ja viele seiner berühmtesten Schlager drauf. Das Lied von der Linde zwar nicht, dafür "Auf der Heide blüh'n die letzten Rosen", auch zum Volkslied geworden.


    Ich kenne die CD allerdings nicht. Aber es waren ja auch namhafte Interpreten am Werk, da kann man glaube ich nicht viel falsch machen.


    Robert Stolz, der auch die Operette "Der Favorit" schrieb (Du sollt der Kaiser meiner Seele sein), gehört nicht gerade zu meinen Favoriten. Seine meisten großen Schlager stammen aus Filmen, als Operettenkomponisten wird er m. E. zur Zeit etwas überbewertet. Aber er hat wirklich einige großartige Lieder geschrieben.


    :) Uwe

  • Tja, liebe Freunde, wieviele Komponisten des 20. Jahrhunderts gibt es denn, die Lieder geschrieben haben, die später für Volkslieder gehalten werden?


    Er hat neben den Liedern, Operetten, Filmmusiken auch jedes Jahr die Musik für die "Wiener Eisrevue" komponiert. Diese Truppe ist dann in "Holliday on Ice" aufgegangen.


    Ich glaube nicht, dass sein Werk überbewertet ist.


    Erich

  • Danke Uwe und Erich,


    Ich habe die CD bestellt - und wenn die Stimmung passt werde ich sie sicher mit Freude hören.


    Gruss


    Kalli

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