Bevorzugte Wagner-Dirigenten – Eine persönliche Referenz

  • Das Spielchen hatten wir an anderer Stelle bereits mit Beethoven und Mozart, nun als Wagner.


    Das Werk dieses großen deutschen Komponisten erfuhr in den letzten Jahrzehnten auch eine sehr vielfältige Bandbreite an Interpretationsansätzen, vom allmächtigen Knappertsbusch, den böse Zungen bereits zu seiner Neubayreuther Zeit (1951–52 und 1954–64) als unzeitgemäßen "Dinosaurier" bezeichneten, über den radikalen Bruch mit dem "alten" Wagner-Stil durch Boulez, der damit den Haß der Altwagnerianer auf sich zog, bis in die heutige Zeit, wo – zumindest was Deutschland angeht – wohl Thielemann der prominenteste lebende Wagner-Dirigent sein dürfte.


    Berühmt sind sie alle, umstritten aber auch.


    Wer sind eure bevorzugten Wagner-Dirigenten? (Schön wäre neben einer groben Auflistung auch eine [Kurz-]Begründung, aber nicht verpflichtend.)


    :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Eine Wagner - Oper so interpretiert zu haben wie KARL BÖHM dies mit dem Bayreuther "Tristan" gelungen ist , reicht für einen Platz in der ewigen Liste der grossen Wagner-Dirigenten . Aber Böhm hat ja noch einen grnadiosen "Ring" dirigiert ( für mich der in sich schlüssigste noch vor Keilberth , Karajan ) .


    KNAPPERTSBUSCHs "Parsifal" ist von "Joseph II." ja schon ausführlich dargestellt worden . "Kna" hätte nie etwas anderes von Richard Wagner zu diriegieren bruchen . Einfach faszinierend .


    KEILBERTH - natürlich .


    KARAJANs "Ring" zumindest dürfte zum Allgemeingut auch der Karajan-Skeptiker gehören .


    Völlig unterschätzt ist meiner Meinung nach ERICH LEINSDORF .


    Auch ANDRÉ CLUYTENS ( etwa sein "Tristan" in Rom mit Anja Silja ) sei ausdrücklich erwähnt .


    HORST STEIN zähle ich auch zu den eher unterschätzten Maestri in Sachen Wagner - Opern .


    WILHELM FURTWÄNGLER scheint auch ausserhalb der Kenner der Wagnerinterpretation eine Art Renaisance zu erleben ; ebenso WOLFGANG SAWALLISCH .


    Ausdrücklich ein N E I N zu Boulez und Barenboim .


    An exzellenten Wagnerdirigenten mangelt es wirklich nicht .


    Grüsse ,


    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin


  • Warum ?


    Zumal den Bayreuther Ring unter Barenboim aus den neunzigern finde ich ganz gelungen.
    Wenn auch mit schwächen in einzelnen Gesangspartien.


    :hello:


    Gruss
    Holger

    "Es ist nicht schwer zu komponieren.
    Aber es ist fabelhaft schwer, die überflüssigen Noten unter den Tisch fallen zu lassen"
    Johannes Brahms

  • Lieber Holger :


    es sind auch die von Dir in Zusammenhang mit Schwächen in den Gesangspartien, die mich auch veranlasst haben , den Solti - Ring hier nicht zu erwähnen .


    In London liegen zig GAs des Solti - Ringes bei Virgin auf der Oxford Street herum .


    Warum wohl ?


    Die Hinweis e von Norman Lebrecht in einem seiner Bücher zu dem Solti - Ring sind übrigens falsch .


    Ich hatte eher damit gerechnet , dass irgendjemaqnd in dem Forum Pierre Boulez als bedeutenden Wagner - Interpreten sogar mit leidenschaft vorstellen und verteidigen würde .


    Ich hoffe , dass die Diskussion über grosse Wagnerinterprten weitergeht .


    Wie steht es um etwa italienische Dirigenten und Wagner ?


    Viele Grüsse ,



    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Als Vertreter des alten Wagner-Stils (dem ich viel mehr anhänge als dem moderneren) nenne ich an erster Stelle Hans Knappertsbusch und Sir Reginald Goodall. Den ersten v. a. wegen seiner "Meistersinger" und seiner "Parsifale", letzteren auch wegen des "Parsifals". Wie ich bereits an anderer Stelle schrieb, ist Goodalls Deutung für mich der digitale Studio-Knappertsbusch, den es ja nie gab. In diese Reihe gehört auch Sir Edward Downes, der m. M. n. die schlüßigsten Deutungen der drei frühen Opern geliefert hat, insbesondere der "Rienzi" ist hier zu nennen. Und auch der Wiener Josef Krips war ein sehr, sehr guter Wagner-Interpret der alten Richtung, wie seine referenzträchtigen "Meistersinger" beweisen.


    Als eher zum alten Wagner-Stil angehörig ansehen würde ich Sir Georg Solti, Wolfgang Sawallisch und James Levine, die ich beide auch sehr schätze. Solti für den "Ring" und den "Tannhäuser", Sawallisch für die "Meistersinger", Levine für den "Parsifal" aus Bayreuth 1985.


    Wagner-Dirigenten, die noch gar nicht genannt wurden, sind Rafael Kubelik und Rudolf Kempe. Kubeliks "Meistersinger" und "Parsifal" gelten zurecht als mit die besten Aufnahmen, genauso Kubeliks "Lohengrin".


    Horst Stein ist in der Tat eher unterschätzt. Man sollte hier durchaus mal zu inoffiziellen Mitschnitten aus den 70ern greifen. Das '74er "Rheingold" etwa offenbart, daß er durchaus das Zeug hatte zum ganz Großen.


    Über Herbert von Karajan brauchen wir m. E. gar nicht groß weiter reden. Er zählt freilich zu den größten Wagner-Dirigenten. Der "Ring", die "Meistersinger" und auch der "Parsifal" zeugen davon.


    Ebenfalls nicht genannt wurden Eugen Jochum, der einen bravourösen "Parsifal" dirigierte 1973 (den letzten der Wieland-Inszenierung), Lorin Maazel, dessen '69er "Ring" viele Vorurteile beseitigt, und Lovro von Matacic, dessen italienische "Meistersinger" ein höchst interessantes Zeitdokument darstellen.


    Wilhelm Furtwängler und Hermann Abendroth gehören auch zu den unvergeßlichen Wagner-Dirigenten, wenngleich die meist schlechte Tonqualität einem den Hörgenuß verleidet.


    Von den lebenden Dirigenten sind noch Christian Thielemann und Daniel Barenboim zu nennen.


    Mit Pierre Boulez kann auch ich wenig anfangen. Wenn neuer Wagner-Stil, dann bitte Herbert Kegel!


    :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Fritz Reiner - Die berühmten Live-Mitschnitte von "Tristan" und "Meistersinger"


    Wilhelm Furtwängler - Sein bis heute herausragender "Tristan" bei der EMI


    Hans Knappertsbusch - Der "Parsifal"-Dirigent


    Herbert von Karajan - Für seine sämtlichen Wagner-Einspielungen


    Rudolf Kempe - Seine EMI-Einspielungen von "Meistersinger"
    und "Lohengrin"


    Wolfgang Sawallisch - Für seine mustergültigen auf Konserve festgehaltenen Bayreuther Auftritte und seine "Meistersinger"


    Sir Georg Solti - Seine legendären Wagner-Einspielungen für die DECCA


    Erich Leinsdorf - Seine Super-"Walküre" für die DECCA und
    "Lohengrin" für die RCA


    Karl Böhm - Für seine legendären Bayreuth-Mitschnitte von "Holländer", "Ring", "Tristan" und seine "Meistersinger"


    Rafael Kubelik - Für seinen "Lohengrin", "Meistersinger" und "Parsifal"


    Herbert Kegel - Für seinen eindrucksvollen "Parsifal"


    Carlos Kleiber - Für seine ausgezeichneten "Tristan"-Dirigate in Bayreuth und für die Studio-Aufnahme


    Daniel Barenboim - Für seine ausgezeichneten Dirigate bei den Einspielungen von "Tannhäuser", "Lohengrin" und "Parsifal" sowie der "Ring"-Mitschnitt aus den 90ern aus Bayreuth


    Donald Runnicles - Für sein herausragendes Dirigat beim "Tristan"-Mitschnitt, sowie sein ausgezeichnetes aktuelles Dirigat des "Tannhäusers" an der Deutschen Oper Berlin



    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Hallo zusammen,


    Karl Böhm - Ring und Tristan (beides Bayreuth, die "berühmten" Aufnahmen)


    Carlos Kleiber - Tristan (kenne nur die Studioaufnahme)


    Solti - Tannhäuser und Ring, Lohengrin fand ich nicht so gut.


    Karajan - Meistersinger und Ring (ich kenne weder seinen Holländer noch seinen Lohengrin noch seinen Tristan); Parsifal fand ich nciht so gut


    Knappertsbusch - Parsifal (Bayreuth 1951 und 1962)


    Leinsdorf - Walküre (New York live und Studio) - offenbar einer der meist unterschätzten Dirigenten , ich denke z. B. auch an Brahms Klavierkonzert Nr. 2 mit Richter ...

  • Also bei mir gibt es nur vier :


    Knappertsbusch - für seine "Ringe" in den 50ern.
    Desweiteren für die vielen tollen Parsifal`s.


    Karl Böhm - für den unvergleichlichen Ring von 1967 , absolutes stringentes und kurzweiliges Dirigat.
    Bei Böhm muss natürlich noch sein Tristan genannt werden.


    Joseph Keilberth - der 55er Stereo Ring aus Bayreuth


    Wolfgang Swallisch - Klar für seinen Tannhäuser aus 1962, den Holländer von 1961 und den Lohengrin aus 1976.
    Seinen Ring aus 1989 ist auch nicht zu verachten obwohl man hier bei der sängerischen Leistung klare abstriche machen muss.


    Unter ferner liefen bei mir : Solti und Karajan.


    Für mich sollte Wagner "live" gespielt werden erst dann wird er zum Ereignis.
    Auch wenn es Solti in seinen Aufnahmen geschafft hat den den "roten Faden" nicht zu verlieren und die Spannung aufrecht zu halten ist das für mich nicht das gleiche wie eine Liveeinspielung.


    Bei Solti hat mich auch immer der Lohengrin mit Placido Domingo abgeschreckt.
    Der kann einfach nicht Wagner und sein Dialekt klingt auch heraus.
    "Schuster bleib bei Deinen Leisten ". :untertauch:



    :hello:


    Gruss
    Holger

    "Es ist nicht schwer zu komponieren.
    Aber es ist fabelhaft schwer, die überflüssigen Noten unter den Tisch fallen zu lassen"
    Johannes Brahms

  • Zitat HolgerB:


    Zitat

    Bei Solti hat mich auch immer der Tannhäuser mit Placido Domingo abgeschreckt.



    Solti hat den besten Studio-"Tannhäuser" eingespielt. Diese Einspielung war allerdings mit René Kollo. Den "Tannhäuser" mit Domingo hat Sinopoli eingespielt!



    Herzliche Grüße
    von LT :hello:


  • Sorry, ich meinte natürlich den Lohengrin !!!!
    Hab`s auch geändert ...


    Gruss
    Holger

    "Es ist nicht schwer zu komponieren.
    Aber es ist fabelhaft schwer, die überflüssigen Noten unter den Tisch fallen zu lassen"
    Johannes Brahms

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose