Herausragende Verdi-Dirigenten

  • Liebe Forianer,


    nachdem die wichtigsten Wagner-Dirigenten schon ins Rennen geschickt worden sind, möchte ich hinsichtlich des großen italienischen Maestros nachziehen.


    Auch hier wird es sicherlich interessant, welche Dirigenten für jeden Einzelnen besonders wichtig sind.


    Ich möchte auch gleich beginnen:



    Tullio Serafin - Für "Otello" mit Vickers, Rysanek, Gobbi; "Rigoletto", "Aida" und "Forza" mit Callas; "Trovatore" mit Bergonzi; "Traviata" mit de los Angeles;


    Gabriele Santini - Für seinen Stereo-"Don Carlos" (DG


    Herbert von Karajan - Für "Don Carlos" (EMI), "Aida" (RCA), "Otello" (Decca), "Falstaff" (EMI/DG)


    Carlo Maria Giulini - Für "Traviata" mit Callas (EMI), "Rigoletto" (DG), "Don Carlos" (EMI), "Requiem" (EMI)


    Erich Leinsdorf - Für "Macbeth" und "Un ballo maschera" (RCA)


    Sir Georg Solti - Für "Rigoletto" und "Falstaff" (RCA), "Aida" und "Un ballo maschera" mit Pavarotti (Decca)


    Thomas Schippers - Für "Ernani" und "Forza" (RCA), "Macbeth" (Decca), "Trovatore" (EMI)


    Claudio Abbado - Für "Macbeth" und "Simon Boccanegra" (DG)


    Riccardo Muti - Für "Macbeth", "Un ballo maschera", "Aida" (EMI)


    James Levine - Für "Luisa Miller" (Sony), "Vespri", "Forza" und "Otello" (RCA), Giovanna d'Arco (EMI)


    Einen besonderen Stellenwert erhält:


    Lamberto Gardelli - Für seine legendären Aufnahmen der Verdi-Frühopern (Philips / Hungaroton)




    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Hier kenne ich noch nicht so viele, allerdings sind auch für mich herausragend Herbert von Karajan und Carlo Maria Giulini. Als exquisiten Dritten will ich Karl Böhm nennen.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Karl Böhm hier zu erwähnen zeugt von gesundem Optimismus. Aber in Liebestraums Liste fehlt auf jeden Fall noch Arturo Toscanini!


    Aus der internationalen Riege fiele mir noch Erich Leinsdorf ein. Auch Mitropoulos kommt mir in den Sinn und von den jüngeren vor allem Sinopoli.


    Man vergesse aber nicht die italienischen Spezialisten, die auf Platte vielleicht nicht so prominent vertreten sind. Aber Leute wie de Sabata, Gavazzeni, Gui, Votto u.a. kannten ihren Verdi sehr gut und müssen sich nicht wirklich vor den prominenteren Namen verstecken.


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • ...einer dieser Threads, wo ich (Gelegenheitshörer, mit um die 250 Klassik-CD.s) mich eigentlich nicht reintraue :untertauch:


    - aber spricht etwas gegen FERENC FRICSAY.s Lesart von "Rigoletto" (1950) und "Requiem" (1953) ?
    (kann ich mir nicht recht vorstellen !)


    :)
    michele


    EDIT 10.17
    ...und was ist mit ALBERTO EREDE (langjähriger GMD der "Rheinoper") ??
    Es gab wohl Jahre, da war er für so manche Operngeher (evtl. über den Einzugsbereich der "Rheinoper" hinaus) DER Verdi-Dirigent...
    (weiss im Moment nicht, ob`s da Aufnahmen gibt - selbst hab ich von Erede "nur" seine 53er "Turandot")
    - - - Harald, übernehmen Sie ;)

  • Hallo Theophilus,


    Leinsdorf ist doch auf meiner Liste! Meine Liste enthält ausschließlich Stereo-Aufnahmen (einzige Ausnahme: Aufnahmen mit Maria Callas).



    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • An erster Stelle muß hier ja wohl Arturo Toscanini genannt werden, der fast alle späteren "Verdi-Dirigenten" stark beeinflußt hat. Danach würde ich Fritz Busch benennen, der in Deutschland die mittleren und späten Verdi-Opern erstmals zur Aufführung brachte.
    Mit großem Abstand folgen dann die bisher genannten, denen allerdings eine bessere Aufnahmetechnik zur Verfügung stand.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • So interessant dieser Thread für mich ist, oder gerade deshalb, stellen sich für mich doch ein paar Fragen.


    So zum Beispiel, ob es überhaupt "herausragende Verdidirigenten " gibt, bzw ob solche denn vonnöten sind. Ist italienische Oper nicht ganz allgemein ein sehr robustes Genre ?
    Wird hier nicht eher "kapellmeisterliche" Attitüde gefragt als "geniale Ausdeutung?" Gefühl für die (teilweisen eitlen) Sänger und ihre Eigenheiten, Gefühl für Effekte, und die Fähigkeit über Verpatztes hinwegzuspielen, sowie es auch mal "krachen zu lassen.


    Eine andere Frage ist jene der "Italianitá"
    Und natürlich ob die hier zwingend vorgeschrieben ist.
    Sind Italiener besser geeignet Verdi zu dirigieren als Deutsche , Engländer oder Österreicher ?


    Ich kenne ein paar namhafte Dirigenten, welche für die Schallplatte fast ausschließlich italienische Oper aufgenommen haben, aber dennoch mit wenig schmiechelhaften Nicknames bedacht wurden.....


    Ist es aber nicht generell so, daß nur Italiener beurteilen könnten, ob Verdi ädiquat dirigiert wurde.


    Wie schauts eigentlich mit Abbado aus ? Ich hatte hier eher den Eindruck eines zurückhaltenden Dirigats, mir fehlte ein wenig das Feuer mit dem ich "Italienische Oper" verbinde.


    Richard Bonynge, ofrt als "Mr. Sutherland" gehänselt, hat ja als Nichtitaliener eine ziemliche Anzahl von Verdi-Opern für die Decca eingespielt, und ich fand dran nichts auszusetzen...


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ein amerikanischer Musikprofessor aus der englischsprachigen Usenet-Gruppe, der über Verdi promoviert hat, vertritt ziemlich nachdrücklich die Überlegenheit der italienischen "Kapellmeister" im Bereich des Belcanto und bis zum mittleren Verdi. Also Dirigenten (besonders der 40er-60er), denen man fast nur in diesem Repertoire begegnet: Serafin, Molinari-Pradelli, u.a.
    Und natürlich Toscanini (der freilich kein Provinzkapellmeister gewesen ist...)


    Es geht hier um Subtilitäten, die ich (in nur sehr oberflächlicher Kenntnis des Repertoires) nur referieren kann: Phrasierung, minimale Tempoverschiebungen, überhaupt Tempi, natürlich auch "Kommunikation" mit den Sängern. Eben alles, was verhindert, daß die Begleitung in einförmiges "Rum-ta-ta" entgleist...


    Eine ähnliche Diskussion gibt es ja auch in der franz. Oper, wo mancher an Karajans Carmen u.ä. kein gutes Haar gelassen hat.


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Lieber JosephII.


    was hat denn Karl Böhm als Dirigent der italienischen Oper geleistet,


    um als Verdi-Interpret hervorragend zu sein?


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Lieber Herbert,


    hier ein Zitat aus einem anderen Thread, das Deine Frage beantworten sollte:



    Ich wage zu behaupten, dass Böhm sogar ein ausgezeichneter Verdi-Kenner war. 1961 hat er in Berlin mal eine "Aida" hingelegt - wenn man die in USA erhältliche Privataufnahme hört, kann man nur staunen. 1945 (!) hat Karl Böhm in Wien die Messa da Requiem von Verdi dirigiert, in dieser Besetzung:


    Aufnahme: 1945, live, konz.
    Dirigent: Karl Böhm
    Wiener Philharmoniker


    Alt-Solo: Elisabeth Höngen
    Bass-Solo: Herbert Alsen
    Sopran-Solo: Irmgard Seefried
    Tenor-Solo: Anton Dermota


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • Diese Liste ist sicherlich deutlich länger als "Liebestraum" sie zunächst hier aufgestellt hat .


    Natürlich ARTURO TOSCANINI .


    Votto und de Sabata fehlen ; dann Carlos Kleiner mit seinem fulminanten Otello in der Mailänder Scala ( Domingo in Bestform ) .


    Riccardo Chailly , Giuseppe Sinopoli .


    Alberto Erede oder Mario Rossi .


    Guido Cantelli , der viel zu früh Vertorbene .


    Sanzogno .


    Dann Fausto Cleva als Hausdirigent der MET .


    Danke für den Hinweis auf Fricsay !


    Ein schönes Wochenende ,


    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Lieber Herbert,


    Harald hat es schon sehr gut formuliert.


    Ich will noch den 1943er "Macbeth" (dt.) hinzufügen.


    :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Zitat

    Original von pieter.grimes
    ...und was ist mit ALBERTO EREDE (langjähriger GMD der "Rheinoper") ??
    Es gab wohl Jahre, da war er für so manche Operngeher (evtl. über den Einzugsbereich der "Rheinoper" hinaus) DER Verdi-Dirigent...
    (weiss im Moment nicht, ob`s da Aufnahmen gibt - selbst hab ich von Erede "nur" seine 53er "Turandot")
    - - - Harald, übernehmen Sie ;)


    Lieber Micha,


    danke für die Anregung, mache ich gerne. Ich hatte sowieso vor, dem Maestro Alberto Erede, den ich noch persönlich (mit seiner charmanten Ehefrau) kennenlernen durfte, einen eigenen Thread zu widmen, und zwar zu seinem bevorstehenden 100. Geburtstag am 8. November!
    Wie Frank und Johannes bin ich ebenfalls der Meinung, dass es für Verdi keiner großen Pultstars bedarf (mit entsprechenden Allüren!), sondern daß die Musik des Komponisten im Vordergrund zu stehen hat. Hier gefallen auch mir die bewährten italienischen Kapellmeister am besten!
    Das gleiche gilt im übrigen auch für die Sänger!


    LG Harald


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber JosephII.


    wenn ein Dirigent 1943 Macbeth für die Schallplatte dirigiert hat, heißt


    das noch nicht, daß er ein herausragender Verdi-Interpret war.


    Die Aufnahme ist meiner Meinung nach in jeder Hinsicht indiskutabel.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Lieber Harald :


    ganz herzlichen Dank für die Aufnahme durch Dich auf meinen Hinweis auf den ( auch ! ) aussergewöhnlich soliden und präzisen Verdi - Dirigenten ALBERTO EREDE .


    Du hats ihn ja auch sicherlich öfters in Düsseldorf ( oder in Duisburg ) erlebt .


    Uneitel , zuverlässig , mit einem Spürsinn für k e i n e n auf Effekte bedachten Maestro .


    Man darf und muss in Erinnerung rufen , dass er zu seiner Zeit einer der ganz gefragten Interpreten überhaupt war .


    Nach meiner Erinnerung ging es ihm vor allem darum , Verdis Vorschriften zu beherzigen . Gorsse Abende waren das Ergebnis .
    Manch einer der damals guten "verdi-Sänger" sangen noch intensiver , wenn Erede am Pult stand .


    Die Begeisterung des Publikums hielt noch lange nach dem Ende der Aufführungen an .


    Und es gibt ja noch Zeugnisse seines Könnens ( früher dürften es auf LP deutlich mehr gewesen sein ) .


    Ohne zu übertreiben kann man sagen , dass Erede die "Deutsche Oper am Rhein" zu einer der führenden Opernhäuser geführt hat .


    Danke für Deinen Hinweis , dass Du Alberto Erede einen eigenen Thread widmen möchtest !


    Beste Grüsse ,



    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin