Der gute Freund aller Sänger: ALBERTO EREDE

  • Angeregt durch den Thread über die besten Verdi-Dirigenten starte ich schon heute ein Kapitel über Alberto Erede, das ich erst Anfang November zu seinem bevorstehenden 100. Geburtstag beginnen wollte (Danke Micha!):


    Erede, Alberto, italienischer Dirigent, * 8.11.1909 Genua. Er studierte in Genua und Mailand, bei Weingartner in Basel und Fritz Busch in Dresden und gab sein Debüt mit der Accademia di Santa Cecilia in Rom.
    1934 ging er zu Busch nach Glyndebourne, wo er 1938/39 Don Giovanni und Nozze di Figaro leitete. 1935 debütierte er in Turin und dirigierte dort Wagners Der Ring des Nibelungen.
    Nach dem 2. Weltkrieg machte er sich als musikalischer Direktor der New London Opera Company um das Opernleben Londons verdient. Von 1950 bis 1955 wurde er von Rudolf Bing als Chefdirigent für das italienische Fach an die Metropolitan Opera New York verpflichtet, 1957–62 war er Generalmusikdirektor an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf/Duisburg, der er bis 1989 auf das Engste verbunden blieb, er dirigierte dort mehr als 1000 Aufführungen.
    1968 trat er mit Lohengrin in Bayreuth auf; gastierte in Wien, am Londoner Covent Garden, in Edinburgh, 1988 in Rom.........und in der ganzen Welt...


    Alberto Erede war aber nicht nur ein Opern-Dirigent, unter anderem leitete er das Symphonieorchester in Göteborg bis 1967 und war auch sonst in den Konzerthäusern der Welt als Dirigent zu hören.


    Aber in erster Linie war er ein Freund der Sänger. Er kannte sie alle, und wenn sie auf der Bühne standen und er dirigierte das Orchester; dann wußten alle, dass sie ihm blind vertrauen konnten. Seine Opernaufnahmen sind zahlreich auf Tonträgern dokumentiert, allein Ommers Katalog umfaßt ca. 75 Opern-Gesamtaufnahmen. Daneben ist er auf unzähligen Sänger-Recitals als Dirigent zu erleben. Tenöre wie Mario del Monaco haben ihm viel zu verdanken.



    Giuseppe Verdi (1813-1901)
    Otello

    Mario Del Monaco, Gabriella Tucci, Tito Gobbi, Anna Di Stasio,
    NHK SO, Alberto Erede
    Label: VAI, 1959, 1 DVD


    ++++++++++++++++


    Soviel fürs Erste!


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Harald,
    Du hast alles gesagt, was man über diesen großen Dirigenten sagen kann.
    Ich glaube, er ist der Maestro, der die meisten Opernaufnahmen auf Tonträger hinterlassen hat. Er hat sich allerdings nie in den Vordergrund gespielt. Er war wirklich der gute Freund der Sänger und der Orchestermusiker.
    Alberto Erede starb am 12.April 2001 in Monte Carlo.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Lieber Herbert,


    der Maestro mit den meisten hinterlassenen Opernaufnahmen ist (ob du es willst oder nicht):


    SIR GEORG SOLTI



    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Lieber Liebestraum,


    es mag sein, daß Solti noch mehr Aufnahmen gemacht hat.


    Es war nur eine Vermutung von mir, daß Erede die meisten Opern-


    Aufnahmen hinterlassen hat, aber der Harald wird es genau wissen.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Lieber Liebestraum :



    ich denke , dass es völlig unwichtig ist , wer die meisten Opern-Aufnahmen gemacht hat .


    Dies ist eine Frage der Quantität !


    Es ist völlig müssig darüber zu streiten .


    SAelbst wenn ALBERTO EREDE nur die Hälfte seiner Aufnahmen gemacht hätte : welches künstlerische Potential hatte dieser Maestro !


    Wieviel Stimmen hat er alleine in Düsseldorf / Duisburg gefördert und zu herausragenden Leistungen geführt .


    Wir sollten Harlads Thread erst einmal in seiner Gesamtheit lesen und dann über vor allem künstlerische wie menschliche Lesitungen von Alberto E r e d e diskutieren .


    Wie bei anderen Dirigenten auch kann man die individuellen Leistungen abschlieesen für sich nur bewerten , wenn wir Gelegenheit hatten , sie möglichst oft im Opernhaus oder Konzertsaal zu erleben .


    Sog. Livemitschnitte wie Studioproduktionen sind als Massstab stets problematisch .


    Aus früheren Beiträgen von Harald weiss ich , dass er ein grosser Kenner der Opernhäuser in Düsseldorf und Duiburg ist über sehr viele Jahre hinweg .


    Viele Grüsse ,



    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Ist zwar hier in diesem Thread völlig o.t.; aber da Liebestraum davon angefangen hat, hier eine Statistik der Opern-Gesamtaufnahmen auf Platte/CD/DVD, basierend auf der letztjährigen Ausgabe von Ommers Gesamtverzeichnis:


    Bei den Dirigenten führt mit Abstand James Levine bedingt durch seine jahrelange Tätigkeit an der Metropolitan Opera, deren Aufführungen regelmäßig in Funk und Fernsehen in die ganze Welt übertragen werden. Relativ überraschend ist die zweite Position von Herbert von Karajan, der nicht primär als Operndirigent bekannt ist.


    James Levine - 314
    Herbert von Karajan - 175
    Richard Bonynge - 165
    Riccardo Muti - 156
    Karl Böhm - 155
    Francesco Molinari-Pradelli - 132
    Nello Santi - 129
    Claudio Abbado - 128
    Gianandrea Gavazzeni - 124
    Georg Solti - 120
    Fausto Cleva - 117
    Colin Davis - 112
    Charles Mackerras - 110
    Anton Guadagno - 108
    Bruno Bartoletti - 107
    Wolfgang Sawallisch - 106
    Oliviero de Fabritiis - 105
    Valery Gergiev - 105
    Giuseppe Patané - 104
    Nikolaus Harnoncourt - 98


    (Quelle:Zeno.org: A. Ommer: Verzeichnis aller Operngesamtaufnahmen, S. 6]


    Alberto Erede ist mit 72 Nennungen weit abgeschlagen.
    (Meine privaten Mitschnitte aus den beiden Häusern der Rheinoper in D und DU nicht eingerechnet, da nicht im Handel erhältlich!)



    LG Harald


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Zitat

    Original von Harald Kral
    ...
    Relativ überraschend ist die zweite Position von Herbert von Karajan, der nicht primär als Operndirigent bekannt ist.
    ...


    Eine überraschende Aussage! Ich dachte, es sei allgemein bekannt, dass Karajan als Opernkapellmeister in Ulm begonnen hat und mehr als fünf Jahrzehnte lang Opern dirigiert hat. ;)


    Die Liste ist sehr interessant, aber ohne näheren Kommentar teilweise irreführend. Es müsste eine Aufteilung in die einzelnen Sparten erfolgen (Studio, Live / Platte, Video). Gäbe es eine Liste der Studio-Platten-Aufnahmen alleine, dann sähe sie doch deutlich anders aus. Ich vermute sogar, dass dann Karajan an erster Stelle stünde. Er dürfte über 40 Opern-Einspielungen gemacht haben und ich wüsste nicht, wer ihn da übertreffen sollte. Jimmy Levines Position stammt primär aus der Tatsache, dass während der Saison jede Samstag-Nachmittagsvorstellung der MET im Radio übertragen wird und er dabei der meistbeschäftigte Dirigent ist (und er ist schon 35 Jahre dort!).


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Gut geschätzt, lieber Theo, in der Tat sind es bei Karajan 53 Studio-Gesamtaufnahmen!


    Aber trotzdem O.T., schlage vor, diese Diskussion außerhalb des ALBERTO EREDE Threads fortzusetzen.


    LG


    :pfeif:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Nach diesem kleinen OT-Ausflug in die Welt der Zahlen zurück zur Oper - in diesem Falle ein Kuriosum: Alberto Erede dirigiert "La Boheme" in deutscher Sprache!


    Im Sandor-Konya-Thread haben wir diese Aufnahme schon vorgestellt:

    Aufnahme: Jun. 1961, Studio Berlin
    Staatskapelle Berlin
    Chor der Deutschen Staatsoper Berlin
    Dirigent: Alberto EREDE
    Alcindoro: Fritz Hoppe
    Benoît: Fritz Ollendorff
    Colline: Klaus Bertram
    Marcello: Dietrich Fischer-Dieskau
    Mimi: Pilar Lorengar
    Musetta: Rita Streich
    Parpignol: Franz Strauch
    Rodolfo: Sándor Kónya
    Schaunard: Horst Günter


    Das war allerdings schon die 7. Aufnahme der Oper für Erede. Er wußte, wie man Puccini dirigiert, egal ob in der Originalsprache oder auf deutsch!


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Heute vor 100 Jahren, am 8. November 1909, wurde in Genua Albertro EREDE geboren (es gibt auch eine Biographie, die 1908 als Geburtsjahr nennt).



    :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:


    Harald
    :hello:

    Harald


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    (Vinícius de Moraes)

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Ich kenne Erede nur als einen behäbigen Dirigenten. Aufnahmen mit ihm habe ich mir nur gekauft, weil ich besonderen Wert auf bestimmte Sänger legte, aber nicht auf den Dirigenten Erede.


    Als größter Freund der Sänger gilt für mich nach wie vor:


    Tullio Serafin



    Seine mustergültigen Einspielungen schlagen die unter Erede um Längen!



    :hello: LT

  • Lieber Harald :



    Deinem Glückwunsch zu Maestro Eredes heutigem 100. Geburtstag


    möchte ich mich ausdrücklich anschliessen !


    Nicht nur die Deutsche Oper am Rhein hatte in ihm einen beeindruk-


    kenden Dirigenten , der uns sicherlich an grossen Opernabenden


    hat teilnehmen lassen .


    Alberto Eredes Ruf als einer der kompestensten Verdi- und Puccini -


    interpreten ist wohl weltweit anerkannt worden .


    Er hat beispielhafte , Massstäbe setzende Aufnahmen hinterlassen .


    Beste Grüsse



    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Hier einige Zitate aus dem "Hermes Handlexikon - Opern auf Schallplatten", denen ich mich voll uns ganz anschließe:


    La Bohème (Decca 1951):


    "Den Erede-Aufnahmen der fünfziger Jahre fehlt es gewiß nicht an Gediegenheit, aber an Inspiration".


    Tosca (Decca 1951):


    "Und Erede vermag die Sänger nicht zu inspirieren".


    Il barbiere di siviglia (Decca 1956):


    "Schade, daß Erede so blutleer bleibt".




    :hello: LT

  • Danke, lieber Frank!


    Wenn man diesen Dirigenten so oft live erlebt hat wie ich - er hatte übrigens auch eine sehr liebenswerte, charmante Ehefrau - kann man so manches anders bewerten als wenn man nur einige seiner Schallplatten kennt. Nicht umsonst habe ich ihn "Freund aller Sänger" genannt.


    Hier in Düsseldorf ist sein Ruf längst Legende geworden - er soll ja über 1000 Mal am Pult des Opernorchesters gestanden haben - wie oft ich selbst dabei war, weiß ich nicht mehr, aber es war ziemlich oft.
    Auch als er nicht mehr hauptberuflich GMD an der Rheinoper war, blieb er dem Haus stets verbunden als Dirigent für das italienische Fach - auch noch in hohem Alter, als er eigentlich schon einen - geruhsamen (!) - Lebensabend an der Cote d'Azur verbrachte.


    Ich erinnere mich noch gut an eine Neuinszenierung des "Othello" im März 1982. Erede wollte sich diese Neuproduktion nicht entgehen lassen und hatte einen alten Freund aus früheren Rheinoper-Erfolgen für die Titelrolle mitgebracht: Den Tenor Francisco Lazaro, inzwischen ein Weltstar und längst der rheinischen Provinz entwachsen.


    Erede hatte mit Regisseur Heinz Lukas-Kindermann, den Sängern und den Symphonikern intensiv geprobt - es sollte ein großes Fest werden. In der "Freundeskreis-Premiere" passierte es - Alberto Erede erlitt einen Schwächeanfall und mußte in der Pause ärztlich behandelt werden. Der Arzt liess es nicht zu, dass er die Vorstellung zuende dirigiert.


    Im 3. Rang neben mir war bis zur Pause ein junger Mann in Jeans und T-Shirt gesessen, der eine Partitur dabei hatte und diese während der Vorstellung studierte (es gibt dafür extra kleine Leselampen). Dieser junge Mann wurde von Grischa Barfuss gebeten, die Vorstellung zu Ende zu dirigieren - im Räuberzivil, ein Frack ließ sich so schnell nicht auftreiben (der junge Mann hieß übrigens Neil Varon). Es wurde trotzdem ein Riesen-Erfolg.


    In den kommenden 2 Spielzeiten hat er noch "Andrea Chenier" und "La Traviata" neu einstudiert, da war dann Neil Varon ständig an seiner Seite, bereit, sofort einzuspringen (Varon war inzwischen zum 1. Kapellmeister befördert worden).


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Harald :




    persönlich habe ich den Maestro bis in meine Kölner Studienjahre ( Teil 1 ) regelmässig in der Deutschen Oper am Rhein , Düsseldorf , erleben können .


    Von Subjektivismen abgesehen , die einige Opernbesucher gegen Alberto Erede hatten , abgesehen , hat er wirklich mitreissende und auch inspirierte wie inspierende Interpretataionen dirigiert . Er hat das gemacht , was ein Chefdiriegnt auch machen sollte : Klares eigenes Konzept , das es umzusetzen galt . Förderung von Ensembleleistung ( Düsseldorf hatte seinerzeit ein Opernensemble , das wohl kaum vergleiche zu scheuen brauchte ) , herausragend e Solisten , einen anerkannt hochwertigen Chor ( bis etwa 2000 habe ich noch einige "altgediente" Chormitglieder erlebt , die nicht nur in glorifizierenden Erinnerungen schwelgten ) und meist ein sehr sachkundiges Publikum .



    Über Erede als Mensch waren die Meinungen im Dauer - Publikum , wie üblich ! , geteilt . Es gabe sehr nette , wohlmeinend e, und humorvolle Anekdoten über Eredes Vorlieben in kulininarischer Hinsicht und sein wohl ganz bevorzugtes Hotel .



    N a c h den meist packenden Opernabenden kam Erde völlig uneitel die Treppe herunter und war stets s e h r höflich zu den wartendenn Opernfreunden . Einige von ihnen , dran erinner eich mich in wenigen Einzelfällen noch sehr genau , kamen von Köln , aus dem linksrheinischen grossen Einzugsbegiet Düsseldorfs , aus dem nahen Essen , dem Bergischen Land usw. .



    Dies wäre sicherlich nicht so gewesen , wenn Alberto Erede nicht ein hochanerkannter Maestro gewesen wäre , zu dessen Abenden zu fahren sich gelohnt hätte .



    Ich kann mich an keinen einzigen "Fall" eines "Buhs" erinnern oder eines Niederschreibens in den rezensionen der drei in Düssldorf mitansässigen Zeitungen ( Rheinische Post ; Düsseldorfer Nachrichten ; NRZ oder zeitweise noch dem "Mittag" ) .



    Bekannt war Erede für seine grosse Disziplin , sein Wirken vor allem für die Werke des jeweiligen Komponisten und nicht primär für sich selbst .



    Dass es i irgendwelchen Büchern dann durchweg auch ablehnende Meinungen gibt , ist eher ein Positivum ! Erde wurde nämlich überall genau wahrgenommen . Er gehörte zu den grossen Diriegnten seines Faches .



    "Niederschreiben" in Gazetten wie in Büchern kann ich jeden . Ich brauche mir nur den Namen des Rezensenten anzusehen , dann weis s der Erfahrene , was wann und warum in dem Artikel steht .


    Dies gilt nicht nur für die oben genannten drei überwiegend im Grossraum Düsseldorf beheimateten Blätter , sondern findet sich in der "Frankfurter Allgeminen" gebetsmühlenartig genauso wie in der "Neuen Zürcher" .



    Über die von mir miterlebte und von Dir beschriebenen frühen Jahre Eredes in Düsseldorf kann ich aus der Erinnerung nur sagen , dass
    das Publikum meist sehr gut unterscheiden konnte zwischen oberflächlichem Glamour und solider künstlerischer Arbeit . Um letztere handelte es sich über sehr viele Jahre bei Maestro Erede .


    Sein in Genf aufgenommener "Trovatore" dokumentiert in der LP-Version ( DECCA ) eine überragende Renata Tebaldi , eine stimmgewaltigen Manrico von Mario del Monaco und auch einen Ugo Savarese , der nicht so viele Konkurrenten in seinen besten Jahren hatte .



    Wer die Quantität von Aufnahmen zum Massstab nimmt , der hatte das Glück James Levine nicht mehrfach mit zwei (!) Opern an einem Tag in der New Yorker MET erlebn zu müssen . Bissig könnte man sagen , das Levone eben eine Art "Hausdirigent" der MET war und ist .



    Man kann mit einer einzigen Aufnahme Musikgeschichte schreiben , etwa Böhm mit seinem Bayreuther "Tristan" oder auch Furtwängler mit seinem "Tristan" , Serafin mit seiner Callas - "Tosca" , Giulini mit seiner Mailänder "Traviata" aus den 1950er Jahren .



    Sänger binden sich in nicht wenigen Fällen geradezu an einen Dirigenten ( etwa Maria Callas an Serafin und Pretre ; Christa Ludwig an herbert v. Karajan ) , weil sie wissen , dass es ein gemeinsames künstlerisches Ziel gibt : die detailgenaue Wiedergabe der Komposition auf der Bühne . Zu solchen Diriegnetnen hat Alberto Erede absolut gehört .



    Beste Grüsse



    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Hi


    Heute gestaltete Chris Tengel eine Sendung über Alberto Erede in Ö1. Es gab auch Beispiele aus der 1951-Bohème und einer Madama Butterfly. Hier hörte man einen sehr feinfühligen Puccini-Dirigenten, der geradezu in Gefühlsseligkeit schwelgte. Es ist fast auszuschließen, dass sich heute irgendjemand so etwas getraute. Es wäre interessant, sich da einmal die Gesamtaufnahmen anzuhören.


    Der wirkliche Hammer der Sendung war aber etwas völlig unerwartetes. 1961 spielte Erede mit den Berliner Philharmonikern(!) einen Querschnitt der Ariadne auf Naxos ein! Man konnte das Finale hören, wo Lisa della Casa für wonnige Schauer auf der Wirbelsäule sorgte und Rudolf Schock einen ganz ausgezeichneten Bacchus gab! Diese Aufnahme wäre eine Ausgrabung Wert!


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Lieber Theo,


    schade, die Sendung habe ich leider versäumt.


    Was die "Ariadne" von Richard Strauss betrifft:


    Ich meine, die Ausgrabung gibt oder gab es schon, zumindest habe ich sie im Schrank:

    Ariadne (Primadonna): Lisa della Casa
    Bacchus (Tenor): Rudolf Schock
    Dryade: Nada Puttar-Gold
    Echo: Leonore Kirschstein
    Najade: Lisa Otto


    Berliner Philharmoniker
    Dirigent: Alberto Erede
    Aufnahme: 1959, Studio
    EMI (bzw. Testament)


    Im Moment wohl gestrichen, aber bei Amazon gibt es Hörproben.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Zitat

    [i]...
    Ich meine, die Ausgrabung gibt oder gab es schon, zumindest habe ich sie im Schrank:
    ...


    Hallo Harald


    Dein Schrank.... (seufz)


    Aber du hast Recht. Das gab es schon einmal auf CD. Ich kann mich aber nicht erinnern, dass ich schon einmal von der Aufnahme gehört hätte, zumindest ist es mir nicht mehr bewusst. Aber das gehörte Finale macht Lust auf mehr...


    :hello:

    Ciao


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  • Ich erinnere mich noch sehr gut an eine "Turandot"-Neuinszenierung am Düsseldorfer Opernhaus, die ich mehrfach gesehen habe (mit wechselnden Hauptrollen).
    Die Aufnahme ist als Mitschnitt der Premiere auch im DOR-Opernshop auf einer Doppel-CD erhältlich (in äußerst bescheidener Tonqualität, die kaum Rückschlüsse auf die echte Theater-Athmosphäre zuläßt):



    Aufnahme: 25.4.1975, live, Düsseldorf
    Dirigent: Alberto Erede
    Düsseldorfer Symphoniker
    Chor der Deutschen Oper am Rhein
    Chorleitung: Rudolf Staude


    Calaf: Francisco Lázaro
    L'imperatore Altoum: Ratko Delorko
    Liù: Karen Altman
    Pang: Helmut Pampuch
    Ping: Peter Christoph Runge
    Pong: Romano Emili
    Principe di Persia: Georg Asagaroff
    Timur: Malcolm Smith
    Turandot: Hana Janku
    Un mandarino: E. Lee Davis


    Die Kritik schrieb seinerzeit:

    Zitat

    Am Pult des Düsseldorfer Orchesters ist Alberto Erede Garant für rhythmische Schärfe und kontrollierte Lautstärke, und trotz eher gemäßigter Tempi verliert er nie das Gespür für den großen Spannungsbogen.


    Das kann ich voll bestätigen, ich erinnere mich, dass er es - wenn angebracht - richtig krachen ließ, andererseits aber, z. B. bei der Szene der Sklavin Liu - das Orchester komplett zurücknahm.


    Eine echte Sternstunde in der Rheinoper!


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Durch seine Studien bei Weingartner und Fritz Busch hatte Alberto Erede schin früh ein gesundes Verhältnis zur deutschen Musik, auch zu Richard Wagner.
    Wie schon geschrieben, dirigierte er 1968 in Bayreuth den "Lohengrin", dieses Dirigat ist uns als Mitschnitt erhalten und wurde seinerzeit auf dem Label "Melodram" veröffentlicht.


    Hier ist die Besetzung:


    Richard Wagner
    Lohengrin

    Uraufführung: 28.8.1850 in Weimar
    Libretto: Richard Wagner
    Aufnahme: 26.7.1968, live, Bayreuth
    Dirigent: Alberto Erede
    Orchester der Bayreuther Festspiele
    Chor der Bayreuther Festspiele
    Chorleitung: Wilhelm Pitz
    Inszenierung: Wolfgang Wagner


    Der Heerrufer: Thomas Stewart
    Edler: Heinz Feldhoff
    Edler: Horst Hoffmann
    Edler: William Johns
    Edler: Dieter Steinbeck
    Elsa von Brabant: Heather Harper
    Friedrich Graf von Telramund: Donald McIntyre
    König Heinrich der Vogler: Karl Ridderbusch
    Lohengrin: James King (Zweitbesetzung: Jean Cox)
    Ortrud: Ludmilla Dvoráková (Zb: Grace Hoffmann)


    Viele der Sänger und Musiker kannte er aus seiner Zeit als GMD in Düsseldorf, besonders zu Karl Ridderbusch hatte er ein herzliches Verhältnis.


    Schade, dass die Aufnahme nur schwer zu beschaffen ist.


    LG


    :hello:

    Harald


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    (Vinícius de Moraes)

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Alberto Ererde hat schon seit den frühen 50er Jahren Gesamtaufnahmen von den meistgespielten Verdi-Opern auf Platten eingespielt, mit einer Ausnahme: Den Nabucco hat er nie im Studio aufgenommen. Allerdings verkauft der Opernshop der Rheinoper eine Doppel-CD, die im Haus aufgenommen wurde. Allerdings erst im Jahre 1980:


    Giuseppe Verdi:
    Nabucco

    Oper in vier Teilen
    Libretto: Temistocle Solera


    Nabucco: Anthony Baldwin
    Ismael: William Holley
    Zacharias: Peter Meven
    Abigail: Ghena Dimitrova
    Fenena: Margaret Yauger
    Oberpriester: Andrzej Saciuk
    Abdallo: Akeshi Wakamoto
    Anna: Patricia Stone


    Chor der Deutschen Oper am Rhein
    (Einstudierung: Rudolf Staude)
    Die Düsseldorfer Symphoniker


    Leitung: Alberto Erede


    Eigenvertrieb
    Aufnahme: Opernhaus Düsseldorf,
    12. April 1980 (Mono)
    2 CD


    Nicht nur ein Wiederhören mit den verstorbenen Sängern Ghena Dimitrova und Peter Meven, sondern auch für das große Gespür des greisen Maestro Alberto Erede für die Belange des frühen Verdi, für den geschickten Aufbau von Steigerungen und für flexible, nachvollziehbare Tempi.


    ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++


    Eine weitere Sternstunde aus dem Düsseldorfer Opernhaus liegt ebenfalls auf CD im Opernshop vor:



    Giuseppe Verdi:
    Il trovatore

    Dramma lirico in vier Teilen
    von Salvatore Cammarano


    Luna: Eugene Holmes
    Leonora: Horiana Branisteanu
    Azucena: Gwendolyn Killebrew
    Manrico: Juan Lloveras
    Ferrando: Malcolm Smith
    Inez: Patricia Stone
    Ruiz: Wilhelm Richter
    Ein Zigeuner: Franz Radinger
    Ein Bote: Bert Armkreutz


    Chor der Deutschen Oper am Rhein
    (Einstudierung: Rudolf Staude)
    Die Düsseldorfer Symphoniker


    Leitung: Alberto Erede


    Liveaufnahme der Premiere vom
    22. Januar 1978 im Opernhaus Düsseldorf
    2 CD


    Hier ein Zitat aus einer Kritik:


    Zitat

    Die mitreißende Troubadour-Aufnahme aus dem Jahre 1978 hält zwei bis heute aktive, beliebte Protagonisten der Deutschen Oper am Rhein in Glanzrollen fest: Gwendolyn Killebrew und Eugene Holmes, deren Auseinandersetzung im dritten Akt an dramatischer Intensität schwer zu übertreffen ist. Dabei setzt der Bariton seinen ausladend-klangvollen, recht kehlig timbrierten Bariton trotz aller Emphase stets kontrolliert und dynamisch flexibel ein, während die Kollegin mit gröberem Pinsel malt und eine stramme, saftige Zigeunerin gibt, deren Feind man nicht sein möchte und deren strenge und nicht immer sauber intonierte Höhe man angesichts der totalen Hingabe in Kauf nimmt. Auch bei Juan Lloveras' Manrico muss man über einige gefährdete Töne und veristisch überzeichnete Effekte hinwegsehen, auch fehlt seinem Singen das letzte Finish und seiner Stimme für meinen Geschmack ein wenig die bei diesen Partien so attraktive dunkle Farbe, aber er ist natürlich eine mehr als solide Besetzung und erweist sich nach der heftig gefeierten Stretta nicht als undankbar und wiederholt sie - das erlebt man selten heutzutage.


    Ist die Aufnahmequalität bei "Nabucco" recht bescheiden, so kann man beim "Trovatore" doch ganz zufrieden sein, für Fans der Düsseldorfer Oper in ihren Glanzzeiten in jedem Fall ein wichtiges Andenken - auch an Sänger, die leider nicht mehr unter uns weilen.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Bei EMI-Electrola gab es diese 30 cm-LP, die m.W. aber nie zur Gänze auf CD überspielt wurde (einzelne Stücke gab es in diversen Fi-Di-Recitals):

    Dietrich Fischer-Dieskau, Bariton, und die Berliner Philharmoniker, Dirigent: Alberto Erede (Aufnahme: 1959, STEREO).
    Sämtliche Arien werden in italienischer Sprache gesungen, im einzelnen sind folgende Stücke enthalten:
    Il balen del suo sorriso (Il Trovatore), Pari siamo / Cortigiani, vil razza dannato (Rigoletto), In braccio alle devizie (Vespri Siziliani), Posas Tod (Don Carlos), Alla vita che t'arride / Eri tu che macchiava (Un ballo in maschera), Ehi, paggio - El'onore (Falstaff).
    Erede erweist sich hier als ein einfühlsamer, sehr aufmerksamer Begleiter.


    LG, Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Ich bin Düsseldorfer, und damit zwangsläufig häufiger Besucher der Rheinoper gewesen. Meine beiden Lieblingsdirigenten waren die beiden Hausdirigenten Alberto Erede und Arnold Quennet. Das waren noch "Schlachtrösser" im besten Sinn, also die Opernkapellmeister, die alles konnten. Sobald Erede oder Quennet am Pult auftauchten, wussten alle, dass an dem Abend nichts schief gehen würde.

    Schönheit du kannst zwar wol binden...

    Schönheit machet viel zu blinden...

    Schönheit alle Freyer grüssen...

    Schönheit reitzet an zum küssen...

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Bei EMI-Electrola gab es diese 30 cm-LP, die m.W. aber nie zur Gänze auf CD überspielt wurde


    Einen guten Morgen, Dir und Deinem schönen Gesellschaftstier (so heißen nämlich Katzen ganz offiziell in Schweden, was ich gut finde :))!


    Die von Dir erwähnte und auch gezeigte LP findet sich überspielt und etwas versteckt in dieser Box, die auch noch zu haben ist:



    Ich war auch ganz überrascht, als ich sie entdeckte, denn es wurde Zeit, dass ich meine alte PL ersetze. Die bescherte mir die erste nachdrückliche Begegnung mit Fischer-Dieskau - und Erede. Auf der entsprechenden CD in der Box ist auch - wenngleich nur winzig - das originale Cover dargestellt. Die Anschaffung lohnt sich, weil sich darin auch neun andere Platten eins zu eins auf CD übertragen finden, darunter die "Schöne Müllerin" von 1961 mit Prolog und Epilog - gesprochen vom Sänger.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Lieber Rüdiger,


    zunächst wünsche ich Dir einen schönen Sonntag und bedanke mich für Deinen Tip. Die Fi-Di-Box ist schon bestellt, es gab sie bei eBay für schlappe 8,50 €! Das meiste daraus ist schon in meiner Sammlung (auch die "Müllerin" mit Prolog und Epilog), aber bei dem Preis konnte ich nicht widerstehen. Da kann ich meine alte LP endlich in den Ruhestand verabschieden. :D


    Mein schönes Gesellschaftstier (die Schweden wissen, was recht ist!) bedankt sich ebenfalls für die Grüße und grüßt artig zurück, ich habe übrigens insgesamt 5 davon! Da es kein "Gruppenbild" gibt, habe ich mein "Glückskätzchen" hier abgebildet. Sie ist die einzige von den Fünfen, die mich abends zu Bett begleitet und am Fußende Platz nimmt, bis ich morgens wieder aufstehe.


    Liebe Grüße, auch an Deinen Kater,
    Nemorino :hello:



    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).