"Don Giovanni"/Oldenburgisches Staatstheater, 14.11.2009





  • Ein paar Bilder aus dem neuen "Don Giovanni" des Oldenburgischen Staatstheaters, der am 10. Oktober Premiere hatte und den ich mir gestern Abend ansah.


    Die Bühne besteht aus einem weißen Guckkasten mit sechs einzelnen Kammern. Jede Kammer ist mit einem Bett ausgestattet, neben dem eine Wasserflasche steht, und hat rückwärtig ein Milchglasfenster. Immer wieder stattet Leporello die Kammern individuell aus, und zur Champagnerarie gehen von Giovanni verführte Damen in die Kammern und freuen sich über die Dekoration.
    Regisseur Freo Majer hat eine interessante, nachvollziehbare Inszenierung geschaffen, in der das dramma aus dem giocoso hervorgeht. Leporello hat etwa kein Buch als Register, sondern trägt die Unterwäsche von Giovannis Eroberungen am Körper, Ottavio ist endlich mal mehr Strippenzieher als Weichei, der Don bewirft Masetto mit Gummifasanen, anstatt ihn zu verprügeln, und Leporello bekommt seine Donna Elvira.


    Dirigent des Abend war Thomas Dorsch. Er musste sich beim Schlussapplaus ein paar Buhrufe gefallen lassen, war er doch zuvor nicht eben durch Sängerfreundlichkeit aufgefallen und hatte die Ouvertüre ziemlich zerlegt.
    Etwas farblos Paul Brady als Giovanni, der aber vieles durch seine sich stark steigernde schauspielerische Leistung wett machte. Zu einem wunderbaren "Non mi dir" steigerte sich Donna Anna, die von Eleonore Maguerre verkörpert wurde (die Sopranistin war bereits an der Mailänder Scala und an der Wiener Staatsoper zu erleben- weiß jemand zu berichten?). Mit Herzblut sang Julia Rutigliano die Elvira, und Daniel Ohlmann bot als Don Ottavio eine spannende Darstellung und eine schöne Stimme- allerdings mit indifferenter Technik.
    Orgelnd, gleichwohl beeindruckend der junge Andrey Valiguras als Komtur, mit hohler Stimme, aber souverän Oldenburgs Bassveteran Henry Kiichli als Masetto; Mareke Freudenberg (Zerlina) ist in diesem Fach falsch aufgehoben. Höchsten Ansprüchen jedoch genügte der vor Witz und Spielfreude sprühende Leporello von Derrick Ballard.


    Alles in allem eine spannende Produktion, bei der auch viel gelacht werden darf (was auch von älteren Semestern reichlich gemacht wurde) und auf die die Oldenburger stolz sein können.


    Mir war aufgefallen, dass die Proszeniumslogen im Ersten Rang komplett frei waren. Eine Anfrage, ob man sich da nicht hinsetzen könnte, ergab jedoch, dass die dem Generalintendanten bzw. dem GMD vorbehalten seien- ja, dann sollen die sich da gefälligst auch reinsetzen :motz:!
    Das Schließpersonal im Ersten Rang aber war sehr entgegenkömmlich und erlaubte, freie Plätze in der Mitte zu besetzen. Begeistert von mir meine Nachbarin- ich hatte über lange Strecken auswendig die Lippen bewegt (und dabei zeitweise auch den Sängern direkt ins Auge geblickt :]) und mit den Händen musikalische Details angezeigt.


    Kompliment auch an die zeitgemäß übersetzten Übertitel: aus Leporellos "Sei pur cara, Gialotta, Sandrina" wurde "Herrlich, die Mädels hier" :D.


    :hello:

  • Zitat

    Original von Basti


    Alles in allem eine spannende Produktion,


    Fanden wir nicht.

    Zitat

    Original von Basti
    Kompliment auch an die zeitgemäß übersetzten Übertitel: aus Leporellos "Sei pur cara, Gialotta, Sandrina" wurde "Herrlich, die Mädels hier" :D.


    Das war mehr als peinlich.