Klassische Musik mit Theremin

  • Die Beach Boys lassen in "Good Vibrations" ein Theremin erklingen.
    Das elektronische Musikinstrument ,das berührungsfrei gespielt wird,kommt in der klassischen Musik kaum vor.
    Es gibt nur wenige Musiker,die dieses Instrument beherrschen.

    Obwohl das Theremin schon Anfang der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts erfunden wurde,haben es moderne Komponisten kaum eingesetzt.
    Wenn überhaupt,dann in Filmmusik.

    Martinu komponierte eine Phantasie für Theremin,aber auf dieser CD wird auf Ondes Martenot gespielt.Die Ondes Martenot kommen u.a. auch in Messiaens Turangalila Symphony vor.
    Wer kennt klassische Werke mit Theremin oder besitzt entsprechende CDs?

    mfG
    Michael

  • Zitat

    Original von Schneewittchen


    Obwohl das Theremin schon Anfang der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts erfunden wurde,haben es moderne Komponisten kaum eingesetzt.
    Wenn überhaupt,dann in Filmmusik.


    Wer kennt klassische Werke mit Theremin oder besitzt entsprechende CDs?


    Also wenn ich den Begriff "moderne Komponisten" aufgreifen darf, dann kann ich den "Zyklus" :pfeif: OXYGEN von Jean Michel Jarre anführen. Hier kommt dieses (m.E. hochspannende) Instrument recht virtuos zum Einsatz (vor allem Live eine Schau). Aber vermutlich gehört das nicht hier her...


    Gruß
    Thomas

  • gibts da irgendwo mal ein Klangbeispiel, ich hab von dem Teil mein Lebtag noch nix gehört.


    Und gibt es eventuell auch Bilder / Videos, wie soetwas gespielt wird ?

  • Hallo Schneewittchen,


    ich finde den Klang des Theremin wenig dankbar. Das klingt ähnlich einem SINUS-Ton und ist somit ziemlich langweilig von der mögliochen musikalischen Aussagekraft. (Überlege mal welche Oberschwingungen ein Klavierklang dagegen mitbringt.)


    Nach meinem Geschmack ist es zwar noch etwas besser zu ertragen als das Instrument Ondes Martenot (das nervt mich total). Außerdem ist das Spielen nicht gerade einfach und führt oftmals zu Ungenauigkeiten in der Tonhöhe, wenn man ein Stück "performen" will. Da ist ein Synthesizer mit einer TOP-anschlagsdynamischen Tastatur was ganz anderes. Mich wundert deshalb nicht, das es sich nicht weiter durchgesetzt hat.
    @Thamas K.
    Interessant das J-M.Jarre dieses Ding in OXYGEN benutzt hat - die CD habe ich auch.


    Das Theremin habe ich am Wochenende auch zum ersten mal bewust wahrgenommen.
    Zufällig :D: In der TV Sendung SUPERTALENT mit unserem Freund Dieter Bohlen ( :hahahaha: Er denkt ja, das Mozart das gleiche wie er gemacht hätte, wenn er heute leben würde ! :hahahaha:).
    Dort war eine Theremin-Solistin, die ihr wahres Talent an diesem Instrument vorführte. Bohlen selber hat beim Vorabtest nicht viel aus dem Gerät heraus bekommen, the black Jury Bruce Darnell noch weniger. Die Teilnehmerin kam jedenfalls mit ihrer Vorführung auf dem Theremin in die nächste Runde ......
    Man muß die Hände kunstvoll zwischen den beiden Antennen bewegen um den Ton quasi zu gestalten. Die Tonhöhe ergibt sich aus der Höhe der Handposition und ist nach meinem Eindruck weniger exakt hinzubekommen, als bei einer Violine auf den Saiten zu greifen.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Zitat

    Original von teleton
    @Thamas K.
    Interessant das J-M.Jarre dieses Ding in OXYGEN benutzt hat - die CD habe ich auch.


    Hallo Wolfgang,


    im letzten oder vorletzten Jahr hatte JMJ sein 30-jähriges Oxygen-Jubiläum mit einer Welt-Tournee gefeiert und ich konnte dieses Konzert im Münchner Gasteig erleben.... Weite Passagen hatte er mit diesem Ding bestritten. Sieht n' bisserl aus als wenn ein Marionettenspieler ohne Puppen mit von sich gestreckten Armen dasteht und "dirigiert". Man kanns regelrecht virtuos spielen.


    @ Lullist: siehe
    "http://www.youtube.com/watch?v=cd4jvtAr8JM&feature=fvw" oder
    "http://www.youtube.com/watch?v=L3CVgLBxa6g&feature=related" oder
    "http://www.youtube.com/watch?v=_8Lh2gEov7c&feature=related"


    Grüße


    Thomas

  • Zitat

    Original von teleton
    Außerdem ist das Spielen nicht gerade einfach und führt oftmals zu Ungenauigkeiten in der Tonhöhe, wenn man ein Stück "performen" will. Da ist ein Synthesizer mit einer TOP-anschlagsdynamischen Tastatur was ganz anderes. Mich wundert deshalb nicht, das es sich nicht weiter durchgesetzt hat.


    Das Schöne am Theremin ist doch, dass man glissandi machen kann, dass man mit je einer Hand hier Tonhöhe dort Lautstärke stufenlos regeln kann.


    Heute werden Theremins auch zur Steuerung anderer elektronischer Kläge verwendet, glaube ich, ich weiß aber keine Stücke.


    Das Theremin war in der Anfangszeit eine Sensation, mit der vor allem Schnulzen musiziert wurden. Das interessiert natürlich kaum noch ...
    :hello:

  • Das Theremin wird/wurde in der Filmmusik,in Pop und Jazz eingesetzt.
    Das Beispiel Martinu zeigt,daß es auch in der klassischen Musik vorkommt.
    Ich bin mir nicht sicher,ob es Charles Ives in seiner 4.Sinfonie verwendet hat.
    Insgesamt scheinen aber die Komponisten klassischer Musik ab 1920 kaum davon Gebrauch gemacht zu haben.Immerhin konnte man ja 1920 noch nicht auf einen Synthesizer zurückgreifen.Wollte man elektronische Klänge erzeugen,mußte man das Theremin nehmen und ab 1927 alternativ die Ondes Martenot,die mit Tasten gespielt werden.
    Interessant zu wissen wäre,ob die Komponisten elektronischer Musik ab 1950 das Theremin verwendet haben.
    Heutzutage kann man natürlich einen Synthesizer nehmen,aber wenn es um die Bühnenshow geht,ist ein Theremin der Renner,weil es berührungslos gespielt wird.
    Das Theremin ist auch weitgehend unbekannt und so achtet kaum jemand drauf,ob es in einem Werk klassischer Musik gespielt wird.

    mfG
    Michael

  • Hallo,


    es ist vielleicht etwas "off-topic" aber wenn ich an das Theremin denke, fällt mir sofort Miklos Rozsa und seine Filmmusik zu Hitchcock´s Spellbound (dtsch.: Ich kämpfe um dich) ein.


    Gruß



    oiram

  • In klassischen Werken hat das Instrument Theremin wohl (außer dem genannten Beispiel von Martinu) wohl doch keinen Einzug gefunden.


    Es wurde allerdings in zahlreichen Filmmusiken verwendet:
    Schostakowitsch - Odna und Komsomol – Förderer der Elektrifizierung (1932);
    in zahlreichen Hollywood-Filmen:
    Miklós Rózsa - The Lost Weekend und Spellbound (1945);
    Herbert Herrmann - Der Tag, an dem die Erde stillstand (1951)
    Danny Elfman - Mars Attacks (1996), The Machinist (2004) und Charlie und die Schokoladenfabrik (2005) u.v.m.


    Weiterhin in der modernen Musik (Rock und Pop) sowie bei J.M.Jarre - Oxygen und Christopher Franke (ehemaliges Tangerine Dream-Mitglied) in einem seiner Filmmusiken der Serie zu Babylon V.


    ** Wickipedia gibt hier aufschlußreiche Auskunft.
    Dort ist übrigens die Theremin - Solistin Barbara Buchholz abgebildet, die ich am Samstag 21.11.09 erstmals mit dem Instrument im TV bei SUPERTALENT gesehen habe.



    Die Verwendung des Theremin ist wegen seiner berührungslosen Spielbarkeit und der damit möglichen Ausdrucksfähig für viel Filmkomponisten ein paar mal aber nicht dauerhaft interessant gewesen. Durch den eingeschränkten Sound (im Prinzip nur ein Sinuston) wird so etwas natürlich schnell wieder uninteressant und der Komponist sucht nach neuen Klängen.

    Die Weiterentwicklung des Theremin erfolgte durch Robert Moog der später den Synthesizer mit heute mannigfachsten Soundmöglichkeiten entwickelte.
    Die Anwendung des Theremin ist damit heute tatsächlich nur noch sporadisch .....


    Zitat

    Zitat von Kurzstückmeister:
    Das Schöne am Theremin ist doch, dass man glissandi machen kann, dass man mit je einer Hand hier Tonhöhe dort Lautstärke stufenlos regeln kann.


    Richtig, Glissandi sind wegen der berührungslosen Spielbarkeit eine der am leichtesten möglichen Anwendungen. Dafür ist es schwierig die exakte Tonhöhe für ein zu spielendes Stück zu erreichen, weil man nichts (außer Luft) wirklich greifen kann. Selbst Personen in der Nähe beeinflussen die Tonhöhe.


    Ein Synthesizer hat links neben der Tastatur übrigens ein Drehrad (Pitch Bend), mit dem man diese Glissandi sauberer hinbekommt. Der stufenlose Pitch Bend-Regelbereich läßt sich genau einstellen.
    ;) Aber wo braucht man diesen Effekt in der Musik schon wirklich oft ?
    :D :D Bei Musik die wenig Gänsehautfeeling erzeugt ....... nämlich so: uuuuuuuiiiiiiiiiiiooooowwwwaaaaauuuuuuuuu



    Fazit:
    Im ersten Moment ganz interessant, aber auf Dauer kann sich so ein eintöniges Instrument nicht durchsetzen. Die Nachfolger des Theremin haben gezeigt, wo es lang geht .......

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo,
    ich habe folgende CD zum Geburtstag geschenkt bekommen und die Stücke darauf gefallen mir ganz gut:



    Am besten gefällt mir
    The son of the daughter of Dracula versus the incredible Frankenstein monster (From outer space) vom Moritz Eggert
    Das Stück spielt sehr schön mit den Assoziationen die die meisten wohl beim Anhören des Theremins haben: Horror- und Science Fiction Filme. Ich muss dabei immer an den Film "It came from outer space" von Jack Arnold denken.
    lasius

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  • Irgendwann musste es ja mal passieren... Jemand schreibt ein Konzert fürs Theremin. Kalevi Aho hat's getan, der sich vorgenommen hat für alle Instrumente des Orchesters ein Solokonzert zu schreiben und dem selbige offensichtlich nach der Tuba, der Posaune und dem Kontrafagott jetzt langsam ausgehen.


    Für diejenigen, die mit diesem um 1920 entwickelten ersten elektronischen Instrument nicht vertraut sind: es ist eine elektronische Version der "Singenden Säge", also ein Instrument das Sinustöne über 7 Oktaven erzeugen kann und durch in der Luft zu bewegende Hände nahe zweier Radioantennen "gespielt" wird. Der Einsatz in Filmmusik der 50er Jahre ist weiter oben dokumentiert.


    Carolina Eyck - eine der wenigen Solistinnen für dies Instrument - ist nach dem Hören der Tuba- und Kontrafagottkonzerte an den Komponisten herangetreten und hat ihn gebeten, ein Konzert für ihr Instrument zu schreiben. Wer kann da widerstehen (s. Photo). Nun ist es da, 31 min lang, 8 Sätze und es heisst "Die acht Jahreszeiten". Da Aho Finne ist, sind sieben davon Winter. Dies ist ein ziemlich gut zugängliches Konzert, zugänglicher als vieles was Aho in letzter Zeit geschrieben hat...wäre da nicht das Theremin. In manchen Sätzen begleitet es in tiefen Lagen, das ist o.k., aber in mindestens zwei Sätzen jault es so richtig herum. Da muss man dann durch. Carolina Eyck besitzt die Fähigkeit, zum Instrument vokalisieren zu können. Das macht sie sehr schön und man denkt dann, mach' den Kasten doch einfach aus und sing die Melodielinie. :D


    Zumindest ist es ein origineller Beitrag zum Konzertrepertoire und vermutlich das "beste Stück", das je für dies Instrument komponiert wurde. Am 20.04.2015 kann man es live in Halle hören.


    Wer mehr über das Instrument und seine "Spieltechnik" erfahren möchte, sei auf die website der Solistin verwiesen.

  • Yuri Kasparov ist ein russischer Komponist Jg. 1955. Er studierte am Moskauer Konservatorium, sein wichtigster Lehrer war Edison Denisov. Er gründete 1990 das Moscow Contemporary Music Ensemble und ist sein künstlerischer Leiter. Außerdem ist er Vorsitzender der russischen Sektion der International Society for Contemporary Music.



    Die vorliegende CD ist meine erste Begegnung mit dem Komponisten. Auffällig schon einmal die Kürze der Stücke, die zwischen 6 und 18 Minuten lang sind, darunter immerhin eine Symphonie, ein Stabat Mater, ein Streichquartett und ein Oboenkonzert. Die Musik von Kasparov wurde bei einer anderen CD ganz treffend charakterisiert:
    D. Wieschollek in FonoForum 12 / 00: "Youri Kasparov (geb. 1955) bevorzugt eine vergleichsweise verspielte, detailreiche Klanglichkeit. Seine Stücke leben vom Reiz ungewöhnlicher Besetzungen."
    Dies gilt auf alle Fälle für Linkos, ein 11-minütiges Orchesterstück, das trotz der Kürze einen umfangreichen Orchesterapparat benötigt mit zahlreichen Perkussionsionstrumenten und eben auch ein Theremin.
    Das Stück ist zwar mehr oder weniger experimentell aber recht kurzweilig und durchaus auch witzig. Ich musste unwillkürlich daran denken, dass es sich als Begleitmusik zu einer Hörspielfassung der "Bremer Stadtmusikanten" eignen würde. ;)