Die Frau ohne Schatten in Zürich

  • Gestern habe ich eine der eindrucksvollsten Opernvorstellungen der letzten Zeit gesehen. Es war ein Klangrausch ohnegleichen.
    15 Jahre hat Franz Welser-Möst die Zürcher Oper geprägt. Etwa genau so lange bin ich Abonnent und habe den künstlerischen Aufstieg dieses Opernorchesters hautnah miterlebt. Nun hat er mit Richard Strauss' „Frau ohne Schatten“ den Schlusspunkt unter seine erfolgreiche Tätigkeit gesetzt.
    Der musikalischen Spitzenleistung des Orchesters ebenbürtig war die exzellent singende Sängergilde. Roberto Sacca als lyrischer, sehr höhensicherer Kaiser. Emily Magee singt die Kaiserin mit glockenhellem Sopran. Birgit Remmert als tiefensichere Ame und Johan Reuter, der dem Barak eine berührende Wärme gab. Janice Baird als Färbersfrau meisterte die hochdramatischen Extremanforderungen mit Bravour.
    Ein grosser Abend in Zürich!

  • Moin,


    da sassen wir ja wohl gemeinsam in der gleichen Aufführung. Deswegen noch ein paar Statements von mir, bzw. meiner Holden und Freunden, die auch mit dabei waren.


    Im grossen und Ganzen kann ich Dir nur zustimmen. Deswegen ein paar Meckereien auf ganz hohem Niveau, d.h. deutlich über 90%.


    Im ersten Akt gab es im Orchester schon ein paar deutliche Wackler und Ungereimtheiten, da warten nicht immer alle zusammen, aber das Orchester hat sich von Akt zu Akt gesteigert. Und bot wirklich eine erstklassige Leistung. Selten habe ich die Streicher so dicht erlebt, und Claudius Hermann hat wieder ein wunderbares Cellosolo hingelegt.


    Leider merkte man Sacca, Magee und Baird deutlich an, dass für sie Deutsch eine Fremdsprache ist. Das war kein Problem der Textverständlichkeit. Aber es gibt eben nur wenig nicht deutschsprachige Sänger die Richard Strauss auch sauber deklamieren können. Gerade bei Sacca viel mir das deutlich auf, allerdings hatte ich die ganze Zeit auch Kollo oder King in dieser Rolle im Ohr. Dagegen war das Deklamieren von Remmert und dem Dänen Reuter vom Feinsten.


    Wir waren alle von der Inszenierung begeistert und beeindruckt. "Fällt jetzt der Falke gleich aus 3 - 5 m Höhe runter oder nicht!" :untertauch: Es gab viel zu sehen und beeindruckende Bilder. Vor allem die Verwendung der Drehbühne im 3. Akt, wenn alle am Suchen sind, nimmt doch deutlich etwas von der Zähigkeit, die ich immer hier empfinde.


    Und wieder einmal war ein "Ersatzsänger" in meinen Ohren der Sieger des Abends. Johan Reuter, der für Michael Volle eingesprungen war, spielte und sang, als wenn er sein Leben lang nur Barak gewesen wäre.


    :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:

    Grüsse aus Rhosgobel


    Radagast

  • Dass Roberto Sacca Probleme mit der deutschen Sprache haben soll, ist mir neu - das muß er sich gerade erst angewöhnt haben.
    Roberto Sacca hat eine deutsche Mutter, ist in Stuttgart geboren und aufgewachsen, hat in Stuttgart und Karlsruhe studiert und spricht besser deutsch als mancher Deutsche, auch wenn er einen italienischen Paß (und italienischen Vater) hat.


    Im letzten Monat hat er an der Rheinoper den Peter Grimes gegeben, da war noch nichts zu bemerken. Gesungen wurde allerdings auf englisch.


    LG


    :pfeif:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)


  • Das hat nichts mit der deutschen Sprache und der Sprachverständlichkeit zu tun. Vielleicht hätte ich schreiben sollen, dass ich keine Strauss-Lieder mit ihm hören möchte. :stumm:

    Grüsse aus Rhosgobel


    Radagast

  • Punkto deutscher Muttersprache: sowohl Magee (Kaiserin) wie Baird (Färberin) und Sacca sprechen gutes Deutsch. Mir hat Sacca als Kaiser sehr gefallen. Wegen der hohen Tessitura ist die Rolle ebensoschwer wie die andern (ausser dass er evtl. mehr Erholungszeit hat).
    Einig bin ich jedoch inbezug auf die Rückmeldung an Johan Reuter, dem jungen Dänen (der in Ratingen wohnt). Er zeigte einen überragend gestalteten Barak.