Regietheater ade ? - Was kommt danach ?

  • Liebe Forianer, liebe Mitleser,


    Dieser Thread soll ein wenig in die Zukunft blicken - Noch ist es nicht soweit.
    Threads in Internetforen haben immer einen etwas hypothetischen Charakter, in unserem speziellen Fall also; was wäre WENN.....


    Wenn ich hier den (sachlich falschen) Begriff "Regietheater verwende, dann beziehe ich mich aufs MUSIKTHEATER, also OPER, und lasse das Sprechtheater (vorerst) ungeschoren, weil es meiner Meinung nach anderen Gesetzen unterliegt und somit extra behandelt werden sollte. Ob das aber ausgerechnet im Tamino Forum sein muss, das ist die Frage...


    Es wurden immer wieder darüber Mutmaßungen darüber angestellt, was denn nach der "Regietheatherära" käme.


    Die konservative Linie - der ich mich locker verbunden fühle - hofft auf die totale Restauration - wobei man darüber streiten kann, was denn darunter zu verstehen sei.


    Denn es gab schon immer Zeffirellis pompöse Aussatttungsorgien und bescheidene Wackelkulissen nebeineinander, dazu noch stilisierende Aufführungen mit Minimaldekoration.


    Das höhnische Gezeter, ich spräche hier über Ausstattung - und nicht von Inszenierung - höre ich natürlich schon a priori - indes es ist ein Sophismus: Das eine bedingt üblicherweise stets das andere.


    Einige träumen vom "Regietheater Light" andere von der Rückkehr zu Zefireli und Nachahmern.


    Ich wäre in beiden Fällen vorsiichtig - Dem einen fehlt Publikumsakzeptanz, dem anderen Geld.


    Was wären eure Visionen - Fiktionen - Wünsche - Träume.


    Erlaubt ist was gefällt....


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber Alfred,


    freilich behandeln wir hier (noch) rein hypothetisch, was dereinst sein wird/könnte/sollte. Dennoch finde ich diese Idee nicht schlecht, auch wenn es vermutlich bald wieder negative Ressonanz geben dürfte auf diesen Thread ...


    Zitat

    Die konservative Linie - der ich mich locker verbunden fühle - hofft auf die totale Restauration [...]


    Die Frage ist hier – um den Wortlaut wiederaufzunehmen –, ob eine "totale Restauration" überhaupt durchsetzbar ist. Bereits das "System Metternich" konnte mit Gewalt nur eine begrenzte Zeitspanne lang eine (fast) totale Restauration der "guten alten Zeit" erzwingen.


    Die (ultra)konservative Linie lehnt vermutlich auch "Regietheater light" à la Wieland Wagner ab, will folglich am liebsten ganz weit zurück, zu den Flügelhelmen, um bei Wagner zu bleiben – und wird dadurch gewiß wieder in den Verdacht geraten, gewißes Gedankengut der 30er und 40er zu atmen (wie ja jüngst Zefirelli an anderer Stelle unterstellt wurde).


    Eine moderate Restauration (d. h. gemäßigtes, angedeutetes Regietheater, welches sich eng, nicht in jeder Kleinigkeit pedantisch genau ans Libretto hält) würde vermutlich langlebiger sein und die Gräben zwischen den Lagern evtl. verkleinern.


    Jedenfalls ist Regietheater heutzutage für mich negativ konnotiert. Wären wir Mitte der 60er, dann sähe ich den Begriff eher positiv (Wieland Wagner eingedenk). Natürlich war auch dies kein pompöses Ausstattungstheater mehr. Nach und nach "entartete" das Regietheater.


    Ich würde mir mehr Kontinuität wünschen, d. h., daß man gewisse legendäre Inszenierungen (etwa den "Parsifal" in Mannheim oder die "Tosca" in Wien) nicht antastet und im Programm behält. Es muß ja nicht jede Inszenierung ein halbes Jahrhundert alt sein. Aber jedes Opernhaus sollte zumindest einen "Klassiker" im Programm behalten. Alternativ könnte man bereits abgesetzte, vermißte "Staubi"-Inszenierungen (etwa die alten Dresdner "Meistersinger") wiederbeleben und die mäßigen Nachfolger in den Orkus schicken.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Mein Traum wäre mehr Regietheater, weil das einfach interessanter ist. De facto ist es doch so, dass die Chance, bei einem spontanen Opernbesuch auf Regietheater zu treffen, recht gering ist. Z.B. sah ich vor einiger Zeit in Stuttgart eine hochinteressante Norma-Inszenierung (Norma war die Führerin einer lokalen Résistance-Gruppe im Frankreich des zweiten Weltkriegs). Super, dachte ich, Stutgart ist modern. Ein paar Monate später besuchte ich in Stuttgart spontan eine Aufführung vom Barbiere di Siviglia. Gähn. Noch schlimmer ist es bei den "Großen Häusern". Im Sommer gab es in London auf dem Trafalgar Square eine Live-Übertragung aus dem Royal Opera House: Top Sänger, aber völlig langweilig inszeniert. Was soll das? Mit welchem Recht stehlen diese Leute meine Zeit???


    Ich wäre dafür, konventionelle Inszenierungen (=Nicht-Inszenierungen, Arbeitsverweigerung des Regisseurs) deutlich zu kennzeichnen, und bei Nichtbeachtung hat der Kunde das Recht, 50% des Eintrittspreises wegen Sachmangels zurückzufordern.


    Ok, der letzte Satz ist etwas provokant. Aber das Auffinden von Regietheater-Inszenierungen ist ein echtes Problem, daran gibt es nichts zu deuteln. Das liegt natürlich daran, dass es viel zu wenige talentierte Regisseure gibt. Man müsste das besser fördern. Es kann nicht sein, dass beim "Musik-Theater" der Teil "Theater" regelmäßig unterschlagen wird.



    Thomas Deck

  • Bis jetzt habe ich mich aus allen Regietheater-Threads rausgehalten - aber jetzt muss es einmal sein :] , da ich ja mit meiner Macbeth-Kritik Alfred quasi "die Rutsch'n gelegt habe", die Diskussionen wieder anzufachen.


    Ich bin mir nicht so sicher, dass das sogenannte Regietheater wirklich schon vor dem Ende steht, da nach wie vor viele Intendanten nach dem Motto "Bad News are Good News" vorgehen und natürlich auch auf "Skandale" hoffen, um im Gespräch zu bleiben. Österreich ist da meiner Meinung nach viel konservativer als unsere deutschen Freunde, besonders, was das "Feuilleton" betrifft. Ich kann mich noch immer mit Schrecken an die Einführungsmatinee zu Werther an der Wiener Staatsoper erinnern, als Karl Löbl den Ausstatter Peter Pabst fragte, warum er das Stück in die 50er-Jahre des vorigen Jahrhunderts verlegte.


    Antwort - "Ich will damit den jungen Leuten den Bezug zur Jetztzeit aufzeigen". Darauf Löbl "Aber die 50er-Jahre sind für die Jugendlichen ja auch schon Vergangenheit..". Darauf wusste Pabst nicht zu antworten. Das wirklich Schlimme war aber, dass dann der Dirigent Philippe Jordan einwart, dass man ja auf das "Feuilleton achten müsse". Ich glaube, dass das sehr ehrlich war und er so die wahren Beweggründe - vielleicht unfreiwillig - offenbarte. Da geht es darum, in einer geschlossenen (und vielleicht "verhaberten") Gesellschaft Karriere zu macahen. Schreiberlinge (copyright Th.Bernhard), Intendanten, Dirigenten, Regisseure, Ausstatter haben so ihre Pfründe - sehr oft auf Kosten der Sänger (nicht unbedingt der Stars, aber auf die Ensemblemitglieder, die jeden Regieeinfall mitmachen müssen - die Anzahl der arbeitssuchenden SängerInnen ist ja Legion...) und des Publikums (das natürlich auch geprägt ist, was man jahrein-jahraus geboten bekommt. Ich denke, dass es in Wien für Calixto Bieito schwieriger gewesen wäre, so einen Kultstatus zu erlangen, als in Deutschland).


    Die "junge" Generation der Regisseure ist so zwischen 30 und 50 Jahre alt - und ich denke nicht, dass diese ihren Stil ändern werden, so lange sie von einem Engagement zum andern gereicht werden - das wieder von Intendanten, die auch eher jünger sind.


    Spannend wird es sein, wie die jetzigen Studenten ausgebildet werden - und da kommt es wieder auf die Lehrer an, die höchstwahrscheinlich die aktuellen Stars der Szene sind.


    Unter diesen Gesichtspunkten glaube ich nicht, dass das Regietheater in den nächsten 10 Jahren seinen Niedergang erleben wird - da sich das Umfeld wahrscheinlich nicht ändern wird.


    Ein großes Problem in ca. 10-20 Jahren wird sein, dass bis dahin viele gestandene Opernbesucher "will look at the daisies from beyond", wie es Monty Python so herrlich gesagt haben, und ich nicht sehe, dass eine neue Generation an Opernfreaks heranwächst. Das sehe ich zumindest in Wien so - mit meinen 47 Jahren bin ich unter den Stammgästen so ziemlich der Jüngste. Auch da sehe ich ein Problem der ganzen Diskussion - ein Zeffirelli, Ponnelle oder Schenk machte seine Produktionen für Gleichaltrige, die in etwa die gleiche Ästhetik hatten wie die Regisseure.


    Die Stammgäste wurden älter, Junge kamen nicht nach - und die neue Regie-Generation hat ganz andere ästhetische Ansichten als die "Schenk-Generation", die jetzt das Sagen hat. Das ist irgendwie nicht kompatibel.


    Ich möchte insofern eine Lanze für Nemirova & Co. brechen, dass diese großartig ihr Handwerk verstehen - auch beim Macbeth waren ein paar wirklich gelungene Szenen. Allerdings - und ich weiß nicht, ob das jetzt nur auf die Künstlerszene zu münzen ist - sie stellen sich nicht mehr so in den Dienst des Werkes, sondern versuchen sich selbst über das Werk zu stellen und ihre Sicht der Dinge drüber zu pfropfen und dem Besucher nicht mehr die Möglichkeit zu geben, seine eigene Phantasie zu entfalten. Das ist eine fast schon diktatorische Vorgehensweise, die mir zutiefst zuwider ist. Ich denke, dass es wichtig wäre, der nachfolgenden Generation wieder mehr Demut vor dem Werk zu lehren.


    Wenn das geschieht, ja dann denke ich, dass die Zukunft von Opern- und Operettenaufführungen ein "gemäßigtes" Regietheater sein kann, wo man großen Wert auf das schauspielerische Element legt, die Interaktion zwischen den Figuren (so wie z.B. im Wiener Ring). Die Dekoration kann ohne weiters mit modernen Mitteln stilisiert sein (mir gefiel sehr das Valencia-Rheingold oder Capriccio in Wien). Die Kostüme sollten in etwa der Zeit entsprechen, in der das Stück spielt. Es spricht nichts gegen den einen oder anderen "Regie-Gag" (das gab es ja früher auch), doch sollte das Stück nicht absichtlich zerstört werden (wie im Macbeth mit der Aerobic-Stunde...). Ich denke, dass das der Weg ist, der vielleicht einmal gegangen wird, wenn man die heutigen Teenies und Twens zur Oper bringen kann (WIE das geschehen kann - keine Ahnung). Diese Generation ist die, die in opulent ausgestattete Musicals geht - daher WILL die Jugend ja schöne Bühnenbilder. Das ist eine Chance...

    Hear Me Roar!

  • Zitat

    Original von thdeck
    Noch schlimmer ist es bei den "Großen Häusern". Im Sommer gab es in London auf dem Trafalgar Square eine Live-Übertragung aus dem Royal Opera House: Top Sänger, aber völlig langweilig inszeniert. Was soll das? Mit welchem Recht stehlen diese Leute meine Zeit???
    Thomas Deck


    Ach, wie leicht es doch ist, wenn man anderen die Schuld für eigenes Versagen in die Schuhe schieben kann - nicht wahr? Bevor man sich ein Stück anschaut bleibt es doch jedermann unbenommen, sich einmal im Vornhinein über Inszenierung und Sänger zu informieren - oder liege ich da so falsch? Wenn Du siehst, dass es eine "Staubi-Inszenierung" ist - meistens findet man im Internetz Information darüber oder man kann sich bei der Theaterkassa darüber informieren - dann bleibe einfach draußen.


    Und was den Trafalgar-Square betrifft - ich denke nicht, dass Dich jemand gezwungen hat, die ganze Zeit auszuharren, oder?


    Und noch etwas - Geschmäcker sind verschieden. Was Dir nicht gefällt, kann ja wieder anderen Mitmenschen einen tollen Abend bescheren...


    Sorry, ich bin wirklich über diese Bemerkungen ziemlich verärgert..

    Hear Me Roar!

  • Zitat

    Mit welchem Recht stehlen diese Leute meine Zeit???


    Mit DEM Recht, daß sie ein Stück das ursprünglich iim 18. Jahrhundert von einem gewissen Beaumarchais geschrieben wurde (das Libretto hält sich - von Kleinigkeiten abgesehen - ziemlich genau an die Vorlage des Sprechstücks) -wie es scheint weitgehend unverfälscht auf die Bühne gebracht wurde - DU - wie es scheint - mit Stücken des 18. Jahrhundert - aus welchen Gründen immer - offenbar wenig anfangen kannst.


    Mein Rat: Bleib solchen Stücken fern.


    Selbstverständlich sollten Aufführungen gekennzeichnet werden - aber natürlich in erster Linie die VERFÄLSCHENDEN. Wenn ich eine Sachertorte mit Senf - anstelle von Schlagobers serviere - und das dann noch einige Leute goutieren - dann sollte DENNOCH die Verfälschung gegenüber dem Original dokumentiert werden - und NICHT umngekehrt.


    Allerdings bin ich hier kompromissbereit.


    Die Inszenierung sollte in JEDEM FALLE VERPFLICHTEND dokumentiert werden müssen.


    KONSERVATIV-STANDARD
    KONSERVATIV-LUXUS
    VERFREMDUNGSTHEATER SOFT
    VERFREMDUNGSTHEATER HARDCORE


    :baeh01:


    Ich bin zuversichtlich, daß dann alles seinen natürlichen Lauf nehmen wird und das Geld dorthin fliessen wird wohin das Publikum es haben will.


    Aber wir gleiten schon zu Beginn des Threads vom eigentlichen Thema ab. Ich teile hiermit mit, daß solche Abweichungen in Zukunft von mir als bewusste Störaktionen gesehen - und behandelt werden
    Nicht das Statement als solches ist unerwünscht - lediglich der Platz wohin man es - in vermutlich nachvolziehbarer Absicht - hin verfrachtet hat. (Es gehört in den allgemeinen Regietheaterthread)


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich glaube, die Entwicklung geht so weiter, wie sie seit Max Reinhard stetig und zuverlässig weitergeht: Alles Neue wird von einigen bekämpft und ist doch irgendwann alt.
    Stemann hat das in seiner einfühlsamen Replik auf Kehlmanns infantile Salzburger Suada so formuliert:


    Zitat

    Im Aufschrei gegen das "Regietheater" treffen sich also die Konservativen von vor dreißig oder vierzig Jahren, die seit damals den Niedergang des Theaters beklagen, mit eben jenen, die damals als Vertreter des "Regietheaters" galten, und die heute beleidigt sind, dass sie den Anschluss an den Diskurs verpasst haben. Mit heutigen Theatertendenzen hat das wenig zu tun. Eher mit einem dem Theater wohl immanenten Spiel: Diejenigen, die aus dem Markt zu kippen drohen, giften über den allseitigen Kulturverlust und die Verflachung und Verblödung des jeweils angesagten Theaters. Man schreit verzweifelt gegen sein eigenes Verschwinden an. Und die jeweilige Kritikergeneration macht aus den gleichen Motiven mit.


    Irgendwie ist das stellenweise auch hier zu beobachten. ;)

  • Zitat

    Original von Alfred_SchmidtAber wir gleiten schon zu Beginn des Threads vom eigentlichen Thema ab.


    Das sehe ich nicht so. Wir leben nun mal in einer Zeit der Vielfalt und des Individualismus, und da halte ich die Forderung, dass der Kunde informiert wird, was ihn erwartet, für legitim - auch im Sinne des Thread-Titels.


    Seit einigen Jahren ist es möglich, mittels operabase.com bestimmten Inszenierungen, Dirigenten, Sängern etc. "nachzureisen". Das ist ein Trend, den es zu perfektionieren gilt. Und es ist auch die einzige Überlebenschance des konservativen Theaters: Dass man dessen Fans die Möglichkeit gibt, entsprechende Inszenierungen leicht aufzufinden.


    Wenn das immer noch nicht nah genug am Thema ist:
    Auch die zukünftigen Regisseure werden ihre Visionen verwirklichen und nicht einfach Libretti "nachspielen". Die Inszenierungen werden einen Bezug zur Gegenwart haben, wie jetzt auch schon. Die Provokationen werden vermutlich zurückgehen, weil das zukünftige Publikum belastbarer ist als das heutige, so dass die Provokation ihre Wirkung verfehlt.



    Thomas Deck

  • Zitat

    Auch die zukünftigen Regisseure werden ihre Visionen verwirklichen und nicht einfach Libretti "nachspielen


    Wenn man sie lässt ........


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Original von Alberich
    Ich glaube, die Entwicklung geht so weiter, wie sie seit Max Reinhard stetig und zuverlässig weitergeht: Alles Neue wird von einigen bekämpft und ist doch irgendwann alt.
    Stemann hat das in seiner einfühlsamen Replik auf Kehlmanns infantile Salzburger Suada so formuliert:



    Irgendwie ist das stellenweise auch hier zu beobachten. ;)


    Sorry, lieber Alberich, aber ich denke, da ist Herr Stemann nicht einfühlsam, sondern oberflächlich. Natürlich gilt das für einige, aber doch nicht für alle. Solch eine Darstellung verhindert doch sofort jede Kritik an modernen Entwicklungen des Theaters. Und die darf und muss man durchaus kritisieren.


    Die Argumente Stemanns erinnern stark an Kritiken in führenden Hamburger Zeitungen, in denen denjenigen, die Regietheater ausbuhen, sofort unterstellt wird, es seien Spießer aus den Vororten. Das greift doch wohl zu kurz nach dem Motto: Ich mache was ich will und wenn ihr meckert gehört ihr entweder in Schublade A oder B.


    Zum Thema: Regie- oder konventionelles Theater? Hier darf man nicht vergessen. dass die Politik und die wirtschaftliche Situation ein gehöriges Wort mitzureden hat. Egal wer sich durchsetzt, geht der Besucherrückgang weiter und das wird er, alleine durch demographische Entwicklungen, dann wird die Politik irgendwann die Sparschraube an den Theatern und Opernhäuser so anziehen, dass sie eh nur noch dichtmachen können.


    Und ich denke, eines kann man dem Regietheater nicht unterstellen: dass es scharenweise Jugend, die mehr als einmal ins dieselbe Inszenierung geht, angelockt hat.


    :hello: Gustav

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  • Zum Beitrag von Joseph II.
    Ja, nehmen wir doch mal diesen Mannheimer "Staubi-Parsifal"; das ist ein ganz hervorragendes Beispiel.
    Diese Inszenierung von Hans Schüler hat nun seit 1957 (!) Bestand und wird in der Regel zwei Mal im Jahr gespielt.
    Ich wohne nur 15 km vom Nationaltheater weg und habe seit Jahren keine Chance Karten zu bekommen. Die Leute kommen scharenweise von überall her.
    Gott sei Dank war ich 1957 bei der Inszenierung und der Generalprobe dabei - Grund genug, mir das Stück nicht in der Verstümmelung eines Calixto Bieto anzutun.
    In einer klugen Kritik wurde der Theologe Karl Barth zitiert:
    "Wahrheit hat zu tun mit Sammlung, Konzentration auf das Wesentliche, nicht Zerstreuung, nicht Ablenkung..."
    So tot ist die alte gute Oper also nachgewiesenermaßen nicht, man sieht, dass die Leute kommen.
    Ich plädiere nicht für ewigen Stillstand, aber wenn man die Oper moderner machen möchte, dann sollte man das bevorzugt mit den technischen Möglichkeiten unserer Zeit tun; es ist ja phantastisch, was man da alles machen kann...