Michael Gielen - Meine liebsten Aufnahmen

  • Liebe Forianer


    Und weiter geht es mit der Serie :


    Meine liebsten Aufnahmen



    Oft belächelt und als seicht verschrien verschafft diese Serie doch einen groben Überblick, welche Aufnahmen eines nominierten Dirigenten von einer Gruppe von Forianern als hörenswert betrachtet wird. In vielen Fällen wird somit auch bei jenen Interesse erweckt, die diesen Dirigenten bisher nicht kannten, nicht mochten, oder für unbedeutend hielten - und unter Umständen wird dadurch ein weiterer Thread angeregt, oder ein bereits bestehender wiederbelebt


    Heute ist der als kühl und analytisch "verschriene " Dirigent Miochael Gielen an der Reihe (ich besitze keine einzige Aufnahme mit ihm), der andrerseits auf eine eingefleischte Fangemeinde bauen darf.


    Die Frage ist also ganz einfache: Welches sind Eure liebsten Aufnahmen von Michael Gielen - und warum ?


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Es ist schwierig für mich, meine "liebsten" Aufnahmen von Michael Gielen zu benennen, da ich eigentlich alle seine Aufnahmen mindestens "gut" finde. Er gehört zu den Dirigenten, die um jeden Preis Routine und Belanglosigkeit vermeiden und dementsprechend gewissenhaft und seriös vorgehen. Das spiegelt sich eben auch in seinen Aufnahmen wieder.


    Sein Beethovenzyklus (der bei der EMI mal komplett als Box erschienen ist) ist leider nicht mehr erhältlich. Daraus würde ich auf jeden Fall die Achte Sinfonie benennen wollen, die ich nicht mehr dramatischer gehört habe. Seine spätere Hänssler-Einspielung kommt da nur noch bedingt heran.


    Absolut gerne höre ich auch die "Lyrische Sinfonie" von Zemlinsky mit Gielen, die ich neben der Eschenbach-Aufnahme als Referenzaufnahme dieses Werkes bezeichnen würde:



    Diese Aufnahme sollte man sich zulegen, solange es sie noch gibt, denn offiziell existiert das Label "Artenova" nicht mehr.



    :hello:Agon

  • Zitat

    Original von Agon
    Es ist schwierig für mich, meine "liebsten" Aufnahmen von Michael Gielen zu benennen, da ich eigentlich alle seine Aufnahmen mindestens "gut" finde. Er gehört zu den Dirigenten, die um jeden Preis Routine und Belanglosigkeit vermeiden und dementsprechend gewissenhaft und seriös vorgehen. Das spiegelt sich eben auch in seinen Aufnahmen wieder.

    Das sehe ich ähnlich. Die einzige ziemlich problematische Aufnahme, die mir begegnet ist, war die Mahler 8 bei Sony von der Neueröffnung der Alten Oper, was aber hauptsächlich an der Klangqualität lag.



    Zitat

    Sein Beethovenzyklus (der bei der EMI mal komplett als Box erschienen ist) ist leider nicht mehr erhältlich. Daraus würde ich auf jeden Fall die Achte Sinfonie benennen wollen, die ich nicht mehr dramatischer gehört habe. Seine spätere Hänssler-Einspielung kommt da nur noch bedingt heran.

    Ich habe die beiden 8. als recht ähnlich in Erinnerung. Leider war die Beethoven-Komplettbox nur ziemlich kurz erhältlich. Nun hat man zwar inzwischen eine ganze Reihe solcher sehr zügigen Beethovenaufnahmen. Gielen hat aber den schon in anderen threads genannten Vorteil der deutschen Orchesteraufstellung und m.E. sowohl gegenüber den meisten HIP-Aufnahmen wie auch gegenüber Zinman einen wuchtigeren Klang. Dennoch ist hier die Konkurrenz natürlich sehr groß.
    (DVDs, wobei es ich aber um andere Einspielungen handelt, die ich nicht kenne, mit Beethovensinfonien sind lieferbar).



    Zitat

    Absolut gerne höre ich auch die "Lyrische Sinfonie" von Zemlinsky mit Gielen, die ich neben der Eschenbach-Aufnahme als Referenzaufnahme dieses Werkes bezeichnen würde:



    Diese Aufnahme sollte man sich zulegen, solange es sie noch gibt, denn offiziell existiert das Label "Artenova" nicht mehr.

    D' accord. Außerdem didaktische Kopplung mit den drei orchestrierten Sätzen der Lyrischen Suite (auch wenn dieses Stück unvollständig m.E. nicht viel Sinn ergibt.) Bei Arte Nova gab es noch ein paar mehr Gielen-Aufnahmen, so zB eine recht extreme "militärische" Lesart von Mozarts Sinfonie Nr. 39 und Carters Konzert f. Orchester + Klavierkonzert (allerdings relativ dornige Musik).


    Leider sind nicht alle der früher mal bei Intercord erschienen SWF-Aufnahmen bei Hänssler wieder herausgekommen. Von Bruckner fehlen etwa 4,5,7 und 9. Die 5. ist eine grandiose Aufnahme, vielleicht ohne Weihrauchdunst, aber keineswegs "kühl", die 7. eine überzeugende zügig-schlanke Lesart (hier kann man die ältere, ähnliche Aufnahme von Rosbaud recht günstig finden.) Und eine faszinierende CD mit zwei Haydn Sinfonien (99, 104 +Mozart 33)


    Die Mahler-Box wurde anderswo schon empfohlen, besonders 7 und 9 würde ich hervorheben.
    Für Neue Musik ist Gielen ohnehin einer der Spezialisten überhaupt.


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat


    Heute ist der als kühl und analytisch "verschriene " Dirigent Miochael Gielen an der Reihe (ich besitze keine einzige Aufnahme mit ihm), der andrerseits auf eine eingefleischte Fangemeinde bauen darf.


    Die Frage ist also ganz einfache: Welches sind Eure liebsten Aufnahmen von Michael Gielen - und warum ?


    Mit freundlichen Grüßen aus Wien Alfred


    Einen Gruß nach Wien !


    Ich bin ein großer Gielen Fan.......
    das fing vor drei Jahrzehnten an.....
    ABER die Beziehungskriterien, die ich zu seinen Interpretationen habe, ändern sich. WARUM?
    Vereinfacht gesagt: ICH werde älter, meine Schwerpunkte verschieben sich, positiv ausgedrückt: "man" wird vielseitiger oder auch nur nicht mehr so "einseitig"(wie der Meister selbst??).......das Spektrum der Kriterien wächst.


    Ich wollte zu Gielens EROICA im Nov 2009 nach Berlin...hab ich leider nicht gepackt....hoffe das DR Berlin die Aufnahme noch sendet (weiß jemand NÄHERES?)
    Sicher ist, dass seine Interpretation der EROICA eine ANDERE in vielerei Hinsicht sein wird, als die beiden offiziellen Schallplattenaufnahmen mit Cincinnati und RSO SWF aus den achtziger Jahren.
    Die Konzerte, die ich mit ihm in den letzten 5,6 Jahren LIVE gehört habe, zeigen mir einen anderen Gielen, einen der noch der "alte Gielen" ist.....
    aber trotzdem neue, ergänzende Interpretationsaspekte sehr deutlich heraushebt.
    Im letzten Jahr hab ich ihn auf Gran Canaria mit Tschaikowsky Nr 4 (!!) und Bruckner Nr1 (RSO SWF) und in Luxemburg, mit dem dortigen Orchester, mit Bruckner Nr 9 gehört. Das war der absolut genial, einen großen "verinnerlichter Kampf" habe ich erlebt. Es gibt von dieser Bruckner 9 einen guten Radio-Mitschnitt. Die Aufnahme dauert gut ZEHN Minuten länger als seine CD-Aufnahme mit dem RSO SWF. Ich habe sie mit der alten CD -Aufnahme verglichen: Der angeblich so nüchterne oder gar kalte Gielen ist zwar nach wie vor "analytisch", ABER er SCHWELGT mit seinen Röntgenaugen, er läßt sich Zeit, er atmet die Musik inzwischen, ist selbst nicht mehr atemlos ..........es ist ein großes Erlebnis für mich seinen "Altersstil" zu erleben, der Gefühl und Klarheit miteinander verbindet. Aktuell höre ich gerade Le Nozze mit ihm aus Stockholm (1964) mit der verstorbenen großartigen Söderstöm.
    Die Antwort nach der "liebsten Aufnahme" muß ich schuldig bleiben, denn höchstens 1/4 davon sind Schallplatten oder Cd-Aufnahmen. Sehr viele Rundfunkaufnahmen und auch "in House recordings".
    Ich schätze sein sehr transparentes "Deutsches Requiem" aus Lissabon
    sehr, die Metamorhosen für 23 Streicher mit dem Cincinatti Orchestra, die Gurrelieder (!). Er selbst benennt als seine drei Lieblingsopern "Cosi", "Pelleas" und "Tristan". Ich habe seinen Pelleas vor ca 12 Jahren in Berlin (Lindenoper) in der genialen Berghaus-Inszenierung gehört. Ich suche noch immer einen Mitschnitt, den es geben soll.


    Seine NEUNTEN stellen für mich einen Höhepunkt dar, darüber gesondert demnächst. (Bruckner/Mahler/Schubert/Beethoven)
    Empfehlung: die Haydn-Variationen von Brahms auf dem EMI Gielen-Edition-Sampler (kurz bevor die Deutsche EMI sich auflöste)


    Gruß.................."Titan"

  • In der Tat ist die Achte Mahler aus der Alten Oper verzichtbar (genauso übrigens wie die Fünfte Mahler mit Bernstein von derselben Location).


    Die erste Achte Beethoven mit Gielen bleibt einfach etwas Besonderes, weil sie aus einer inneren Überzeugung heraus genau so dirigiert wurde und nicht aus einem Modetrend oder einer Zeitgeisterscheinung heraus. Die wichtigste Stelle in dieser Sinfonie ist für mich immer die ekstatische Steigerung im ersten Satz - und die ist mit Gielen hier einfach unerreicht (ok - Toscanini 1939 ist ebenbürtig).


    Und natürlich - wie konnte ich nur die Siebte Bruckner vergessen. Meine erste Aufnahme von diesem Werk und bis heute mein Liebling geblieben. Tempi, Struktur, Orchester - so will ich das hören. Hier versagen alle sog. Bruckner-Dirigenten (Karajan, Jochum, Wand, Celibidache etc.).


    Ja, die Fünfte Bruckner ist wirklich super. Ich war absolut erstaunt, was Gielen mit diesem Werk anstellt. Achte ist ok, Neunte ebenfalls.

  • Gielen mit der 2. Symphonie von Robert Schumann


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    Liebe Taminoeaner/innen
    Vor einigen Stunden (12.2.2010) gab es im SR Kultur-Radio ein Konzert mit dem Sinfonieorch. des SWF unter Gielen. Yvonne Naef sang herausragend 4 Schönberg-Lieder...ich konnte fast jedes gesungene Wort verstehen(!)...zu Beginn gabe es von schumann die Ouv. zu "Die Braut von Messina", dann 2 kurze Bach-Choräle in der Orch-Fassung von Schönberg und die bereits erwähnten, sehr stimmungsvollen Lieder von A.S.


    Aber dann: SCHUMANN Symphonie Nr.2


    Ich habe unter dem (neuen) GIELEN Thread bereits über seinen "Altersstil" geschrieben. Der mich fasziniert (auch etwas irritiert)...denn ich kenne und schätze "seinen Stil" seit ca 35 Jahren.
    Da nun ich (glücklicherweise) auch älter werde, staune ich seit ca 4 Jahren über Gielens "Wandlung", die auf den zweiten Blick wohl keine wirkliche Änderung seiner Meriten bedeutet......aber doch in beträchtlichem Maße eine für mich beglückende Ergänzung.
    Der Röntgenblick für die Partitur ist geblieben, die Liebe fürs Detail ist dazugekommen...und vorallem ein ruhiges , warmherziges Muzisizieren....ein Atmen des großen Dirigenten, welches seiner humanistischen Gesinnung mehr "Gefühl" als früher verleiht.


    Wenn es Schumann-Experten auf diesem Forum gibt, wäre ich sehr gespannt über diese ungewöhnliche Interpretation der ZWEITEN.
    Sie hat verstört und beglücktzugleich. Sehr polyphon angelegt, was bei Gielen zu erwarten ist, kein romantischen Aufbegehren und keine Romantik ala E.T.A.
    Hoffmann......sondern eine im Bach'schen Sinne klare Herangehensweise, die Botschaft des romantischen Gefühls in durchleuchtender Manier einbeziehend.


    So habe ich diese Symphonie noch nie gehört. Moderate Tempi, knapp 40 min.


    Ich war fasziniert, noch nicht begeistert....daß könnte im Sinne des Maestro sein, denn Begeisterung scheint doch weniger geeignet die eigene Reflexion in Gang zu setzen, als die Faszination, die doch Momente von Verwunderung und nicht gelüfteten Geheimnissen enthällt.


    Hat jemand die Radioübertragung des Konzerts gehört???


    Gruß...................."Titan"

  • Sehr viele Michael Gielen-Aufnahmen besitze ich nicht: es sind gerade mal 3 CDs (Beethoven Sinfonie Nr. 6 / Strauss Oboenkonzert mit Heinz Holliger / Lutoslawski Doppelkonzert mit Heinz und Ursula Holliger / Schostakowitsch Sinfonie Nr. 12 / Gielens eigene Komposition "Ein Tag tritt hervor" nach einem Text von Pablo Neruda). Unter diesen drei CDs ist aber ein echter Leckerbissen: die Aufnahme der Schostakowitsch-Sinfonie Nr. 12 mit dem Sinfonieorchester des SWF



    Das fetzt orchestral so dermaßen (bei überdies hervorragender Aufnahmequalität), dass ich nicht ganz verstehe, weshalb es keinerlei weitere Schostakowitsch-Einspielungen mit Gielen gibt. Selbst diese CD musste mit einer Schostakowitsch-Aufnahme eines anderen Dirigenten aufgefüllt werden. Die Frage nach der Lieblings-Aufnahme von Gielen kann ich jedenfalls eindeutig mit dieser empfehlenswerten CD beantworten.

  • Halo,


    Für mich war viele Jahre Beethovens Dritte mit dem Cincinnati SO das Maß aller Dinge. Die Aufnahme gab es von VOX Anfang der Achtziger. Seine Siebte von Bruckner und die Vierte von Mahler sind ebenfalls von der Kritik hochgelobt. Von der Gesamteinspielung der Beethoven-Sinfonien bin ich aber nicht begeistert (SWF Orchester Baden Baden). Vielleicht liegt es ja daran.


    Gruß aus Burgdorf


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Zitat

    Original von gerlach
    Für mich war viele Jahre Beethovens Dritte mit dem Cincinnati SO das Maß aller Dinge. Die Aufnahme gab es von VOX Anfang der Achtziger.

    Diese so hochgerühmte Eroica aus Cincinnati war für mich auch der Anlass, in den mittleren 90er Jahren die Intercord-CD zu kaufen, auf welcher Gielens Deutung der "Pastorale" kombiniert wurde mit seinem hochinteressanten eigenen Werk "Ein Tag tritt hervor", einer Kantate von knapp dreißigminütiger Dauer. Gielens Beethoven gefiel mir sehr, jedoch gelang es mir nicht, die damals bereits vergriffene VOX-CD mit der Eroica zu erwerben. Vielleicht sollte ich doch mal weiter danach suchen.



    Zitat

    Original von Agon
    Absolut gerne höre ich auch die "Lyrische Sinfonie" von Zemlinsky mit Gielen, die ich neben der Eschenbach-Aufnahme als Referenzaufnahme dieses Werkes bezeichnen würde ... Diese Aufnahme sollte man sich zulegen, solange es sie noch gibt, denn offiziell existiert das Label "Artenova" nicht mehr.

    Danke für diesen Hinweis, Agon. Diese CD werde ich mir bestellen. Das klingt spannend. Und bei dem überaus günstigen jpc-Preis von 5,99 € gibt es kein langes Überlegen.

  • Hallo


    Michael Gielen hat sich immer wieder für die zeitgenössische Musik eingesetzt. So auch für den Deutschen Komponisten Wolfgang Rihm.



    Musik für Oboe und Orchester
    Styx & Lethe für Cello und Orchester
    Dritte Musik für Violine und Orchester
    Erster Doppelgesang für Viola, Cello und Orchester


    eine Aufnahme mit dem SWR Sinfonieorchester die wir uns immer wieder gerne anhören.


    Gruss


    romeo&julia

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner

  • Freiburg, 30.10.2014. Der Dirigent Michael Gielen wird einem Bericht der Badischen Zeitung zufolge ab sofort aus gesundheitlichen Gründen keinerlei Konzerte mehr geben. Insbesondere die deutliche Verschlechterung seines Sehvermögens habe ihn zu dieser Entscheidung gebracht, so der öffentlich-rechtliche Sender Südwestrundfunk (SWR). Gielen ist Ehrendirigent des SWR-Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg. Für das geplante Konzert Anfang Dezember in Freiburg übernimmt für ihn der Niederländer Reinbert de Leeuw, ein für Ende März angesetztes Konzert wird von Ingo Metzmacher dirigiert werden.


    Michael Gielen wurde 1927 in Dresden geboren. Im Jahr 1940 emigrierte er zusammen mit seiner Familie nach Argentinien. Dort studierte er Musik und Philosophie. Anschließend begann er seine Laufbahn als Korrepetitor am Teatro Colón in Buenos Aires. Spätere berufliche Stationen führten den Dirigenten unter anderem an die Wiener Staatsoper, an die Königliche Oper in Stockholm, zum Belgischen Nationalorchester in Brüssel sowie an die Niederländische Oper in Amsterdam. Zwischen 1977 und 1987 war Gielen Direktor der Oper Frankfurt. Bevor er im Jahr 1986 das SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg übernahm, war Gielen Chefdirigent des Cincinnati Symphony Orchestra. Seit 1999 ist der 87-Jährige ständiger Gastdirigent des SWR Sinfonieorchesters. Darüber hinaus trat er noch regelmäßig bei den Donaueschinger Musiktagen auf.


    Quelle: http://magazin.klassik.com/new…eendet%20Dirigierkarriere

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Leider war die Beethoven-Komplettbox nur ziemlich kurz erhältlich.


    Da ich gerade die Erinnerungen von Michael Gielen lese, habe ich gestern mal wieder die Eroica aus Cincinatti aufgelegt, die ich aufgrund ihres Feuers immer wieder gerne höre.


    Bei einer kurzen Internetrecherche lief mir auf einmal die seit Jahren gesuchte EMI-Box gebraucht zu einem vernünftigen Preis über den Weg und so habe ich sie gleich geordert. Ich bin gespannt.

  • Die vier Orchesterstücke op. 12 sind ein Werk des Übergangs und m.M. nach werden sie im Konzertsaal und auf CD etwas vernachlässigt. Das 4-sätzige Werk entstand 1912 als Klavierauszug, wurde aber erst 9 Jahre später instrumentiert und 1922 unter Ernest von Dohnanyi uraufgeführt.


    Das Werk entstand also im Umfeld der drei Bühnenwerke, was man an vielen Stellen deutlich hört. So finden sich im ersten (Preludio) und letzten (Marcia funebre) Satz deutliche Anklänge ja fast Zitate aus der Meisteroper "Herzog Blaubarts Burg", das Scherzo weist in seiner brutistischen Ausdrucksweise schon klar auf den "Wunderbaren Mandarin" hin und das Intermezzo lässt die Märchenwelt des "Hölzernen Prinzen" wiedererstehen. Wir haben also ein stark impressionistisch gefärbtes Werk, das vieles aus den drei Bühnenwerken in Kurzform bietet. Mir gefällt das Werk mit jedem Hören besser und die Aufnahme von Michael Gielen mit dem SWR SO wurde bei Erscheinen als maßstabssetzend gelobt. Da ich die ebenfalls recht neue Einspielung mit Pierre Boulez nicht kenne (nur die alte aus New York), kann ich das derzeit nicht verifizieren. Ist aber vielleicht auch nicht wichtig. Mit der vorliegenden macht man jedenfalls nichts falsch.

  • In meiner privaten Exkursion durch meine vorhandenen Aufnahmen von Mahlers Dritter stieß ich nun auf die folgende:



    RSO Berlin (heute: DSO Berlin),


    Michael Gielen, Ltg.


    (Altus/RIAS/DLR, 19.11.1984; Berlin, Philharmonie, live)


    Diese Aufnahme ist über Amazon nur als Japan-Import erhältlich (JPC listet sie gar nicht). Ich hatte sie mir bei Erscheinen gleich hier in FFM besorgt, wo sie ein Händler vorrätig hatte, aber irgendwie noch nie richtig gehört. Naja, kommt Zeit, kommt Hören.


    Wenn ich mich recht entsinne, dürfte 1984 noch Riccardo Chailly Chef dieses Orchesters gewesen sein. Michael Gielen war ja 1984 noch GMD in Frankfurt/M. - ist also als Gastdirigent nach Berlin gekommen. Ich finde es hochinteressant, aus dieser Zeit eine Mahler-Aufnahme mit Ihm zu hören, denn seine SWR-Aufnahme der Dritten entstand erst 1997, also dreizehn Jahre später.


    Meiner Gewohnheit entsprechend, hörte ich auch hier den Finalsatz zuerst. Was soll ich sagen? Zunächst: der Klang hat ausgezeichnete Rundfunkqualität und wurde sehr gut von Altus remastert. Ich will jetzt wirklich nicht den Jubelhannes geben, aber das, was ich hier höre, begeistert und überzeugt mich sehr. Vor allem ist die Orchesterqualität außerordentlich gut (vermutlich sogar besser als heute). Gielen bietet einen vollblütigen, ausgeformten und abgründigen Mahler, der nicht als abgeklärter Klassiker erscheint, sondern um seine Existenz kämpfen muß. Die Brüche werden von Gielen deutlich herausgearbeitet, die Tragik des Werks betont.
    Der Finalsatz kommt wunderbar beseelt, leidenschaftlich und klangvoll daher.
    Diese Aufnahme ist anders als seine spätere Einspielung, für mich ist sie sogar besser.

  • Eine Aufnahme von Gielen, die ich wirklich sehr schätze, ist Haydns 103. "mit dem Paukenwirbel".



    Die Einspielung entstand am 4. März 2004 im Konzerthaus Freiburg mit dem SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg. Der Paukenwirbel ist hier wirklich phänomenal beeindruckend, aber auch der Rest sehr gelungen.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões