Der Dirigent als Publikumsschreck

  • Schon wieder ein Thread über Dirigenten ???!!!


    Ta, meine Lieben, Ein Sprichwort sagt: "Man muß die Feste feiern wie sie fallen" und in Abwandlung dessen möchte ich sagen "Man muß die Threads starten wie sie einem einfallen" (Manche behelfen sich damit, daß sie unsere ABschreiben - aber das ist eine andere Geschichte....)


    Zur Sache: Es gibt immer wieder Dirigenten, welche Freude daran finden - bzw ihre Aufgabe darin sehen, "das Publikum aufzurütteln", "aus seiner Lethargie" zu reissen, oder schlicht und einfach zu erschrecken oder zu verärgern - oder - noch schlimmer . "zum Denken anzuregen" (Pfui Deibel !!!)


    Liebgewonnene Hörgewohnheiten werden über den Haufen geworfen -- ähh gespielt, alles in der Absicht dem Publikum die wohlverdiente Ruhe zu rauben und die dlie verständliche Lust nach Unterhaltung und Entspannung zu untergraben.


    Diese Dirigernten gibt es nicht nur heute, sie waren immer da, erreichten aber den Höhepunkt ihres Ruhms zumeist erst 50-70 Jahre nach ihrem Tod, als man erkannte, welch revolutionärer Geist hier einst dirigierte. Heute will man die Naturgesetze brechen und eine Minderheit Jubelt ihen bereits zu Lebzeiten zu.


    Welche Namen fallen Euch in Zusammenhang mit diesem Thema ein ?
    (Bei mir sind es Dutzende.....)


    Mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber Alfred,


    bevor es um Namen geht, muss man natürlich anmerken, dass der Wunsch vieler Klassikfreunde nach imer neuen Interpretationansätzen der von Dir genannten Marotte mancher Maestri in die Hände spielt. Und ich halte dann gern meine auch hier im Forum mehrfach geäußerte Lobpreisung des guten, soliden, musikantischen aber nicht zwanghaft genial- innovativen Kapellmeistertums entgegen. Darum sind mir Dirigentenpersönlichkeiten wie Herbert Blomstedt und auch Kurt Masur aller Häme zum trotz über viele Jahre liebe und wert geblieben.


    Gruß
    Stefan

    Psalmen sprechen und Tee trinken kann niemals schaden!

  • Einer, der "[l]iebgewonnene Hörgewohnheiten" seinerzeit sicher auf den Kopf stellte, dürfte Harnoncourt gewesen sein. Ein schlanker, entschlackter Bach in einer Zeit, als der Thron des Bach-Königs Richter noch nicht wankte.


    Oder Gardiners Beethoven mit dem Orchestre Révolutionnaire et Romantique (nomen est omen!). Da verging den Beethovenianern, die Karajan, Bernstein, Böhm, Solti und Jochum gewohnt waren, gewiß das Lachen (ich halte die Gardiner-Einspielungen nach wie vor für total überschätzt, speziell die IX. ist grauenhaft).

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Mir fällt da nichts ein.
    Keine Ahnung.
    Dirigenten, die das Publikum aufrütteln wollen, interessieren mich nicht.
    Jedenfalls nicht diese Intention, sollten sie diese denn haben.


    Das Publikum läßt sich ja wohl auch nicht erschrecken, ist ja Celibidache, Furtwängler oder Harnoncourt gewöhnt.

  • Ein Dirigent, der zumindest in seiner "mittleren" Dirigentenphase eine durchaus nicht zu leugnende pädagogische Ader hatte und moderne Werke bei Protest oder Unruhe im Publikum ggf. wiederholte ("Meine Damen und Herren, offensichtlich haben Sie das Stück noch nicht verstanden, deshalb spielen wir es gleich noch einmal."), war Günter Wand.

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)