Jean Martinon - Der ernsthafte Franzose


  • Jean Martinon - wer ist das denn?
    Das werden sich sicher so Einige jetzt fragen, wenn sie diesen Namen hier lesen.
    Nun, er hat nie den Bekanntheitsgrad von Pierre Boulez erreicht und ist auf internationaler Ebene wahrscheinlich sogar gescheitert, und doch halte ich Ihn für einen bedeutenderen Dirigenten als Pierre Boulez. Doch dazu später mehr.


    Jean Martinon wurde am 10. Januar 1910 in Lyon geboren und starb am 1. März 1976 in Paris.


    Er gilt als der international bedeutendste französische Dirigent der Generation zwischen Pierre Monteux und Pierre Boulez.


    Er begann seine Studien in Lyon und wechselte dann an das Conservatoire de Paris, wo er unter Albert Roussel Komposition, unter Charles Munch und Roger Désormière Dirigieren, unter Vincent d'Indy Harmonielehre und unter Jules Boucherit Violine studierte.


    Im Zweiten Weltkrieg diente er in der französischen Armee und geriet 1940 in Kriegsgefangenschaft, wo er zu Komponieren begann.


    Nach dem Krieg begann dann seine internationale Dirigentenlaufbahn:


    1946-1948: Assoziierter Chefdirigent des London Philharmonic Orchestra
    1951-1961: Präsident und Chefdirigent des Orchestre Lamoureux Paris
    1957-1959: Chefdirigent des Israel Philharmonic Orchestra
    ab 1959: Generalmusikdirektor in Düsseldorf
    1963-1968: Chefdirigent des Chicago Symphony Orchestra
    1968-1973: Chefdirigent des Orchestre National de France
    1974-1976: Chefdirigent des Residentie Orchester Den Haag


    Weitere Orchester, mit denen er enge Verbindungen pflegte, sind die Folgenden:


    - Bordeaux Philharmonic Orchestra
    - Orchestre de la Société des Concerts du Conservatoire
    - Radio Éireann Symphony Orchestra


    Jean Martinons Repertoire konzentrierte sich hauptsächlich auf französische und russische Komponisten der Ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, insbesondere Ravel, Debussy, Roussel, Prokofiev und Shostakovich.


    Besonders hervorzuheben ist, daß er noch kurz vor seinem Tod das San Francisco Symphony Orchestra mit Mahlers Zehnter Sinfonie in der komplettierten Fassung von Deryck Cooke dirigierte.


    Aus meiner Bewunderung für Jean Martinon möchte ich keinen Hehl machen. Er ist einfach ein französischer Gentleman alter Schule, durch und durch seriös, ohne Allüren, geradlinig.
    Seine Zeit als Chefdirigent in Chicago stand unter keinem guten Stern. Er war der direkte Nachfolger des legendären Fritz Reiner und mußte deshalb dort einen unglaublich schweren Stand haben. Die Musiker kamen offensichtlich mit seiner Schlagtechnik nicht zurecht und akzeptierten Ihn nicht als Autorität. Dementsprechend kurz fiel seine dortige Amtszeit aus.


    Wesentlich erfolgreicher agierte er in seinem Heimatland. Sein Schallplattenvertrag mit EMI führte zu den klassischen Aufnahmen der Ravel- und Debussy-Orchesterwerke, die ihre Gültigkeit bis heute nicht verloren haben:



    Als Schüler von Albert Roussel verdanken wir Ihm die m.E. beste Aufnahme von "Bacchus et Ariane":



    Was Ihn m.E. von Pierre Boulez abhebt, ist seine größere Wärme und Emotionalität. Dies ist ein Element in französischer Musik, das nicht vernachlässigt werden darf. Und das hat Martinon erkannt und umgesetzt. Dafür bin ich Ihm dankbar.



    Jetzt seid Ihr mal wieder am Zug.
    Wer kennt Jean Martinon, wer hat Ihn sogar mal live erlebt...?



    :) Agon

  • J e a n M A R T I N O N


    war weit mehr als "nur" ein Meisterinterpret der Werke von Debussy und Ravel !


    Wir konnten ihn jier in Düsseldorf mit ganz grossen Abenden erleben, die bleibend in meiner Erinnerung sind .


    Er vermochte die Düsseldorfer Symphoniker in ihrer wohl besten Zeit nach dem Zwieiten Weltkrieg zu Höchstleistungen zu führen .


    Seine Brahms - Interpretationen sind mir dabei besonders gewärtig neben dem französischne Repertoire .


    In jener Jahren gab es auch bezüglich der Solisten eine erfeulich präsente Hörmöglichkeit auf Solisten wie Monique Haas oder Philppe Entremont .


    Der Weggang von Jean Martonon ist nie wieder zu erstezen gewesen .


    Sein zu früher Tod verhinderte auch Gastdirigate hier .


    Leider sind in Deutschland die meisten seiner Aufnahmen nicht mehr zu kaufen .


    Es ist sehr erfreulich , dass sich ein Musikfreund an Martonon , einen grossen künstler und wundervollen Menschen , erinnert !



    Viele Grüsse ,



    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Ich bin froh, daß es hier Taminos gibt, die Jean Martinon noch live erleben konnten, so eben, wie von FGB geschildert, in Düsseldorf.
    Daß das Orchester zu seiner Zeit ein Niveau hatte, welches danach nicht mehr erreicht wurde, ist mir klar.
    Auf CD ist leider kein sog. Standardrepertoire erhältlich, sondern nur russische und französische Komponisten. Das ist sicher eine Verkürzung und Einengung seiner Fähigkeiten.


    Mit dem Chicago Symphony Orchestra gibt es noch eine sehr wuchtige Sinfonie Nr. 4 "Die Unauslöschliche" von Carl Nielsen:


  • @ Agon :



    Folgend e Aufnahmen sind als s e h r empfelneswert zu bezeichnen :


    1. DECCA : alle Aufnahmen 1951 - 1960

    CD - Box


    Aus dieser derzeit via amzon.fr erhältlichen CD - Box geht hervor , dass Maitre Martonon keineswegs ein Dirigent war , der nur für die EMI Aufnahmen gemacht hat .


    Diese CDs sind derzeit für ca. 65.00 Euro erhältlich ( plus Versandkosten ) ;



    2. Prokoviev :


    Martoinon hat die Symphonien 4 , 5 und 7 u. a. für Testament / EMI eingespielt .


    Alle drei Interpretationen wurden in den rezensionen ( Diapason ; Classica Répertoire ) hoch eingestuft ;



    3. Bartok :


    Violinkonzert mit Yehudi Menuhin ( in einer Zusammenstellung mit dem 2. Klavierkonzert von Bartok unter Eugen Ormandy und mit Alexis Weissenberg als Pianisten ) .


    Eine überragende Aufnahme ! ;



    4. Honegger :


    u. a. Pacific 231 .


    Diese Interpretation war unter Kennern schon immer eine der bedeutendesten Interpretationen diese wiklich spannenden Werkes ( EMI )


    Diese Aufnahme ist auch in Deutschland erhältlich ( CD ) :



    5. Beethoven :


    Klavierkonzert Nr. 5 Es - Dur "Empereur"


    A. mit Philippe Entremont am Flügel ( Entremont hatte zur Zeit vom
    Jean Martinon dieses Klavierkonzert auch in der alten Tonhalle in
    Düsseldorf gespielt ) ,



    B. mit Arturo Bendetti Michelangeli .


    In Frankreich erhältlich . Sicherlich nicht nur eine Fund für Be-
    wunderer der Kunst Michelangelis !!!
    Auf diser CD spielt ABM noch eine Beethovensonate .



    Ausserdem gibt es vereinzelt Aufnahmen mit dem grossen Geiger Christian Herras und weitere Orchesteraufnahmen , die alle mehr als nur Sammlerwert haben .



    Dieser Thread von "Agon" war eine wahre Quelle der Inspiration .


    Ich denke immer an Martinon zurück , wenn ich in der Düsseldorfer Fischerstrasse an der Ecke zur Nordstrasse bin und mich daran erinner als er in der AltenMessehalle unter widrigsten Umstände grosse Abende dirigiert hat !


    Wenn jemand die kulturlose Entwicklung in Düsseldorf mitverfolgen m u s s t e , dann wird jedem auch heute klar , warum die Düsseldorfer Bevölkerung genau gegenüber dieser Alten Messehalle ( inzwischen längst abgerissen ) diesem "Befreier" mit grösstem Jubel zugewunken haben . Daran erinnert dann interessanterweise eine gepflegte Erinnerungstafel . Mehr als peinlich .


    VIele Grüsse


    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Wäre dies die einzige Einspielung Jean Martinons, gehörte er für mich dennoch zu den aufregendsten Interpreten französischer Musik des 20. Jahrhunderts:


    Florent Schmitt (1870-1958):
    Psaume 47 (Psalm 47) für Sopran, gemischten Chor, Orgel und Orchester, opus 38 1904
    Andréa Guiot, Sopran; Choeurs de l' O.R.T.F.; Gaston Litaize, Orgel;
    Orchestre National de l' O.R.T.F., Jean Martinon
    EMI, 1972, 1 CD


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    LG
    Johannes

  • Als wertvollen Schatz hüte ich die EMI-Kassette mit 6 LPs aus dem Jahre 1974, in der Jean Martinon mit dem Orchestre National de L'O.R.T.F. die gängigsten Orchesterwerke von Claude Debussy einspielte.


    Es war die Zeit, als Quadrophonie aufkam und Debussy war natürlich bestens geeignet, diese Aufnahmetechnik zu demonstrieren. Mit der vielreproduzierten Abbildung des 'Nachmittag eines Faun' als Deckseite bietet die kilomäßig schwergewichtige Kassette mit üppigem Begleitheft einen optischen Blickfang.


    Im Rückblick hätte ich mir zu der Zeit aus dem französischen Kulturraum auch keinen besseren Dirigenten wünschen können, als Martinon, denn disesen empfand ich ganz einfach als zuständig für die sorgfältig editierte Einspielung.


    Man bedenke: Monteux, Ansermet, Münch und Cluytens waren weg vom Fenster. Neben Martinon agierten: Pierre Dervaux, Serge Baudo und Michel Plasson - als Kultstars würde ich diese ebenfalls nicht bezeichnen. Mit Boulez nenne ich Martinon nicht in einem Atemzug, weil die Ziele als Interpret generelll unterschiedlich fixiert waren - Boulez war damals voll auf Avantgarde eingestellt, während ich Martinon mehr als bodenständig und national eingeengt lansehen würde.


    Wie soll ich Martinon nun beurteilen? Da ich selbst nicht ausübender Musiker bin, kann ich auch keine Fachkritik abgeben. Ich kann lediglich betonen, dass meine Ohren sich liebkost fühllen und im übrigen auf das Werturteil anderer vertraue. Bei einem für damalige Zeiten solch schwerwiegendem Projekt, werden die Produzenten schon sorgfältig überlegt haben, wen sie favorisieren wollen.


    Die Solopartien spielen Aldo Ciccolini (Klavier), Guy Daingain, (Klarinette)
    John Leach (Cimbal), Marie-Claire Janet (Harfe) und weitere. Die Kollektion enthält das Ballett "Khamma" und schließt auch die 'Musiques pour le Roi Lear' mit ein.


    Später, zu CD-Zeiten, wurde das Schwergewicht als Multipack verramscht, sehe das Resultat aber positiv, weil die Präsentation angemessen ist, denn man hatte sich ausnahmsweise Mühe gegeben.


    Den musikhistorischen Stellenwert von Jean Martinon sehe ich so, dass er zu den großen französischen Dirigenten dazugehört und man ihn auch außerhalb von Düsseldorf in der Erinnerung festhalten wird.


    :angel:
    Engelbert

  • @ Engelbert :



    Und songt Andrea G U I O T nicht ganz herlich ?


    Ein der grossen Stimmen Frankreichs.


    Ideal , optimal für solche Aufnahmen !


    Grüsse ,


    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Die von AGON im ersten Beitrag abgebildeten Ravel- und Debussy - GA habe ich Beide.
    Die Ravel-GA in einer 5LP-EMI-Box. Ich finde das diese konventionell klingenden aber guten Interpretationen durch andere modernere Ravel-Dirigenten/Aufnahmen übertroffen werden. Daher habe ich mir diese GA auch nicht mehr auf CD gekauft.
    :angel: Herausragend in dieser EMI-Quadro-Aufnahme allerdings
    Ravel Tzigane mit Perlman. Diese habe ich jetzt auch auf einer Perlman-EMI-CD !
    Ein MUSS für Ravel-Fans - besser geht es nicht.



    Etwas anders verhält es sich bei Martinons Debussy-Aufnahmen.
    Hier habe ich die 4 EMI-CD´s der GA (jetzt wie abgebildet bei Brillant zu haben). Schon um alles von Debussy komplett zu haben, denn Martinon liefert fast alle Orchesterwerke komplett.
    Freilich sind auch hier in Einzelaufnahmen vorzuziehende Debussy-Werke mit Ansermet, Ashkenazy, Solti, Boulez, Karajan dabei. Martinon bietet aber alles komplett auf hohem Niveau.



    *** Ein Vergleich zum Nachdenken:
    La Mer in der braven Aufnahme mit Martinon und dann haltet mal die packenden Aufnahmen unter Ansermet, Solti, Karajan, Ashkenazy dagegen ........... dann relativiert sich die Begeisterung wieder.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Zitat

    *** Ein Vergleich zum Nachdenken: La Mer in der braven Aufnahme mit Martinon und dann haltet mal die packenden Aufnahmen unter Ansermet, Solti, Karajan, Ashkenazy dagegen ........... dann relativiert sich die Begeisterung wieder.


    Also, bei mir "relativiert sich die Begeisterung" immer dann, wenn ich die alten CBS-Aufnahmen von Boulez höre. Ich hatte die gesammelten Ravel-Aufnahmen mit Ihm und hab sie irgendwann wieder verkauft.
    Ich will nicht behaupten, daß die Martinon-Aufnahmen "perfekt" sind, aber ich finde sie einfach geradlinig, echt und ehrlich, auch wenn sie klanglich nicht sonderlich geschliffen erscheinen und etwas pastos wirken.
    Mein Favorit bei "La Mer" wird wohl immer die Reiner/CSO-Aufnahme bleiben (Living Stereo).



    Agon

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  • Martinon scheiterte ja nicht zuletzt in Chicago, weil ihm Mängel im "German" Repertoire vorgeworfen wurden. Zudem soll sich das Orchester in der Zeit zwischen Reiner und Solti auf einem Tiefstand befunden haben. Vorhandene Aufnahmen bestätigen letztere Aussage keineswegs. Martinons luzide Aufnahme von Vareses "Arcana" ist die erste hochklassige dieses Werkes und das damalige CSO muß sich selbst vor dem heutigen Concertgebouworkest (Chailly) nicht verstecken.


    Auch live präsentiert sich das Orchester vorzüglich, etwa in der auf Youtube zu findenden 4. Sinfonie von Nielsen (Radiomitschnitt von 1966, nicht zu verwechseln mit der der zeitnah entstandenen Liveaufnahme für RCA). Das Werk wird der "skandinavischen Elegie" à la Blomstedt etc. enthoben, etwas nach Süden verfrachtet und in den Kontext der europäischen gemäßigten Moderne gestellt. Insgesamt die umwerfendste mir bekannte Aufnahme einer dänischen Sinfonie überhaupt!


    Auch "jugendliches" russisches Repertoire profitiert von Martinon. Prokofieffs 1. Sinfonie erhält eine angemessene Verspieltheit (erwähnenswert auch die Erstfassung der 3.) - ich hätte gerne einmal Haydn von diesem Dirigenten gehört. Von Martinon stammt auch die einzige Einspielung, in der Schostakowitschs 1. wie das Jugendwerk klingt, das es ist. Borodins 2. Sinfonie vermittelt ebenfalls eine selten zu hörende Leichtigkeit.


    Martinons Schwerpunkt liegt tatsächlich aus guten Gründen beim franzosischen Repertoire. Neben abgelegenerer Moderne (Varese, Schmitt) liegt u.a. eine vorzügliche C-Dur-Sinfonie von Dukas, ein gelungenes Lalo-Konzert mit Fournier und die Saint-Saens-Sinfonien 1 und 2 vor. Teletons Reserve gegenüber den Ravel-Aufnahmen ist überraschend; gibt es gelungenere Einspielungen von "Alborada" oder der Orchesterfassung von "mère"? Es erschließt sich mir ebenfalls nicht, warum "La mer" bei Karajan, Solti oder Ansermet [gute Disposition, aber wenig Farben sowie Koordinationsprobleme im 1. Satz] "packender" sein soll als in der Martinon-Aufnahme. Tatsächlich handelt es sich um eine zentrale Einspielung, genau an der Schnittstelle zwischen den artikulationsfreudigen und trennscharfen traditionellen französischen Aufnahmen (Dervaux, Coppola, Silvestri, Munch in Paris) und den modernen mitteleuropäisiert/amerikanisierten "impressionistischen" Schönklangdiskursen (Karajan, Haitink, Salonen etc.). Das ORTF-Orchester hat sich hier bereits teilweise dem "internationalisierten" (d.h. wohl mehr oder weniger "germanisierten") Klang angepasst, aber spielt partiell noch mit französischer Phrasierung und Artikulation. Martinons Meer ist farbenreich und eher mediterran, doch werden die Elementarkräfte wirkungsvoller entfesselt als etwa durch Karajan. [Lieber teleton, zwecks Dissensausgleich mal in den o.g. Nielsen hineinhören, Finalsatz!]


    Mit diesen Qualitäten sei es durchaus erlaubt, Mozart, Beethoven und Brahms etwas zu vernachlässigen. Es gibt genügend Dirigenten, die "klassisches" Repertoire als "Muss" und entgegen persönlicher Neigung dirigiert und auch eingespielt haben; die wenig erfreulichen Ergebnisse füllen noch immer manch Geschäft.

  • Lieber teleton, zwecks Dissensausgleich mal in den o.g. Nielsen hineinhören, Finalsatz!


    Lieber Gombert,
    keine Frage - schau mal in den Nieslen -Thread ! Dort habe ich genau diese fabelhafte Martinon-Aufnahme der Nielsen-Sinfonie Nr.4 schon vor Jahren als die referenzwürdige Aufnahme angepreisen. Von daher bin ich ganz deiner meinung.


    Aber Debussy-La Mer kommt in den genannten Aufnahmen mit Karajan, Solti, Askkenazy und Ansermet bei mir eben ungleich besser an, als die konservativ wirkende martinon-Aufnahme



    Es gibt aber mit Martinon noch ein "Schmankel" auf einer Martinon-LP (RCA), das ich auf CD nie wieder besser gehört habe:
    :thumbup: Das ist seine Aufnahme der Bizeit-Sinfonie Nr.1 mit dem Chicago SO / Martinon (RCA) !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Lieber teleton,


    möglicherweise bin ich mit Blindheit geschlagen, jedenfalls finde ich auch jetzt unter Deinen Nielsen-Beiträgen nur die RCA-Aufnahme erwähnt, während mir der "andere" Mitschnitt aus demselben Jahr noch intensiver dünkt. Vermutlich habe ich's nunmehr ein dutzendmal übersehen :pinch: .


    Hinsichtlich der Bizet-Sinfonie stimmen wir offenbar ebenfalls überein, nur Beecham ist ungefähr gleichwertig.


    PS: Vielleicht noch einmal in "Alborado del gracioso" hineinhören?
    :hello:

  • Absolute Zustimmung: Martinon gelang die Referenzaufnahme der "Unauslöschlichen" von Nielsen! Und ich pflichte Gombert bei: Live ist er sogar noch besser!


    Gibt es diesen Mitschnitt eigentlich auf CD? Ich kenne ihn auch nur von YouTube, aber schon etliche Zeit.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich möchte daran erinnern, dass Jean Martino am 10. Januar 1910 geboren wurde.


    Heute sit die 105. Wiederkehr seines Geburtstages.


    Liebe Grüße


    Willi

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Ein toller Tipp, lieber lutgra,


    ich habe die Box sogleich in meinen Warenkorb gepackt.


    Liebe Grüße


    Willi ^^

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Auch dieses Angebot dürfte konkurrenzlos sein.


    Stimmt, aber für die Sinfonie Nr.3 "Orgelsinfonie" muss man noch mindestens eine andere/weitere Aufnahmen haben - z.Bsp. Ormandy/Fox (RCA)

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

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  • Ich kenne ihn nur live aus seiner Zeit als GMD in Düsseldorf. Er war schon ein großer Musiker.

    Schönheit du kannst zwar wol binden...

    Schönheit machet viel zu blinden...

    Schönheit alle Freyer grüssen...

    Schönheit reitzet an zum küssen...

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Mit diesen Qualitäten sei es durchaus erlaubt, Mozart, Beethoven und Brahms etwas zu vernachlässigen.


    Diese Feststellung, wiewohl für die Studioeinspielungen zutreffend, muss in Bezug auf die Live-Konzerte relativiert werden. Es liegen unter Martinon mindestens folgende Werke als Aufnahmen vor:


    Beethoven:
    - Symphonie Nr. 3 "Eroica" (Chicago SO, 1967)
    - Symphonie Nr. 5 (Orchestre de l'ORTF, 1970)
    - Symphonie Nr. 7 (Chicago SO, 1967; Orchestre de l'ORTF, 1970)
    - Symphonie Nr. 9 (Orchestre de l'ORTF, 1970)


    Brahms:
    - Symphonie Nr. 1 (Chicago SO, 1968)
    - Symphonie Nr. 2 (Philadelphia Orchestra, 1967)
    - Symphonie Nr. 4 (Chicago SO, 1967)


    Haydn:
    - Symphonie Nr. 103 "Mit dem Paukenwirbel" (Chicago SO, 1967)
    - Symphonie Nr. 104 "London" (Chicago So, 1968)


    Zudem gibt es tatsächlich sogar Wagner von Martinon, nämlich Brünnhildes Schlussgesang aus der "Götterdämmerung (Chicago SO, 1965).


    Dies bitte nicht als Kritik, sondern als Ergänzung verstehen. Ich selbst wusste bis vor kurzem auch nichts davon.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Jean Martinon wurde 1963 als Nachfolger von Fritz Reiner an die Spitze des CSO berufen. In den fünf Jahren bei diesem Orchester machte er für die RCA neun Aufnahmen, die kürzlich in einer 10-CD Box wiederveröffentlicht wurden und die ich im Rahmen einer der Blitzaktionen des Werbepartners gerade erstanden habe.
    Von den dort versammelten - unter Sammler gesuchten - Aufnahmen ist wohl die von Nielsen's Vierter Symphonie die berühmteste. Viele Kritiker halten sie seit ihrem Erscheinen für das Maß aller Dinge in Bezug auf diese Symphonie und eine Wiederbegegnung bestätigt, dass es sich hier zumindest um einer der zwei, drei Topaufnahmen handelt. Die Tempi durchgehend sehr zügig, wird hier auf höchstem Niveau auf der vordersten Stuhlkante musiziert und auch klanglich kann diese 50 Jahre alte Aufnahme nach wie vor überzeugen. Der Behauptung, dass es unter der Ägide Martinon zu einer Qualitätsverschlechterung des Orchesters gekommen sei, strafft diese Aufnahme Lügen.

  • Jean Martinon wurde 1963 als Nachfolger von Fritz Reiner an die Spitze des CSO berufen. In den fünf Jahren bei diesem Orchester machte er für die RCA neun Aufnahmen, die kürzlich in einer 10-CD Box wiederveröffentlicht wurden ...


    Lieber Lutgra,
    ich hatte diese Box auch gerade im Auge. Doch habe ich alles was enthalten ist (und mich davon interessiert) alles in exemplarischen Aufnahmen: Bartok mit Solti/Boulez, Hindemith mit Blomstedt, Ravel mit Dutoit/Karajan/Abbado, Roussel mit Pretre, Varese mit Chailly/Boulez, Martin auf APEX. Und Weber CK brauche ich nicht.
    :thumbup: Den exemplarischen Nielsen 4 habe ich mit der 2ten auf einer RCA-Einzel-CD.


    Was mich interessieren würde ist die Martinon-Sinfonie Nr.4 und die von Mennin ... lohnt die?


    :!: Aber ganz exqusit und so spannend noch nie gehört ist die Bizet - Sinfonie Nr.1 mit dem CSO, die ich früher mal auf der RCA-VISC-LP hatte --- die hätte ich gerne ... aber deshalb gleich die ganze Box mit 10CD kaufen lohnt nicht. Da muss ich mich im Falle von Bizets Sinfonie Nr.1 mit Martinons-Aufnahme aus Paris (DG, Eleoquence) zufrieden geben, die auch sehr gut ist.
    Auf jeden Fall ein Hörtipp -- findest Du nicht auch, dass diese Martionon-Aufnahme der Bizet 1 der Hammer ist???


    Nach allem Abwägen: Nein, da wären mir zu viele Doubletten vorhanden und für die die Bizet 1 und Martinon 4 muss es nicht sein.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Was mich interessieren würde ist die Martinon-Sinfonie Nr.4 und die von Mennin ... lohnt die ?


    Das sind zwei ziemliche Kracher. Beide Symphonien müssten eigentlich voll auf Deiner Linie liegen. Die Martinon, eine Art französischer Alpensymphonie, zeigt klare Einflüsse von Debussy und Roussel unter Einbeziehung des späten Bartok und amerikanischer Symphonik. Sehr transparente, typisch französische Musik mit zahlreichen brillanten Solopassagen. Vom späten Bartok ist auch Mennin's 7te beeinflusst und die ist sicher "one of the most exciting american symphonies". Beide profitieren natürlich von der stellaren Orchesterleistung unter Martinon, für diese Art von Musik gibt es kaum ein besseres Orchester auf der Welt.
    Also, wenn die Box noch mal für € 16,90 vorbeikommt, würde ich zuschlagen.


  • Heute vor exakt 40 Jahren, am 1. März 1976, erlag Jean Martinon (geb. am 10. Januar 1910) im Alter von gerade 66 Jahren einer Knochenkrebserkrankung. Er galt als der international bedeutendste französische Dirigent der Generation zwischen Pierre Monteux und Pierre Boulez.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich habe gerade mal wieder die 4. Symphonie von Martinon in seiner Einspielung mit dem Chicago SO gehört und war wieder sehr angetan von dem Stück. Wieso gibt es die vier Symphonien dieses offensichtlich auch kompositorisch Begabten bis heute nicht auf Tonträger? Da kenne ich Franzosen, deren unsägliches Oeuvre bis auf die letzte Note komplett eingespielt wurde und dieses hier wurde schlicht übersehen oder vergessen.

  • Da kenne ich Franzosen, deren unsägliches Oeuvre bis auf die letzte Note komplett eingespielt wurde


    Holla, das ist ja starker Tobak 8o Wen hast Du denn damit gemeint?

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

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