Was soll eigentlich eine Reise nach Bayreuth bewirken, wenn man durch ständige szenische Exzesse wütend nach Hause fährt? Na ja, das Erlebnis des Bayreuther Festspielhauses ist schon eine Reise wert! Aber dadurch, dass nun fast jedes großes Opernhaus eine bayreuth-ebenbürtige Besetzung liefern kann, lässt dem Opernbesucher die Möglichkeit Aufführungen zu besuchen, die den jeweiligen Intentionen am nächsten kommen.
Eine Besetzung Bayreuther Zuschnitts konnte man an Berlins Deutscher Oper in der Bismarckstraße erleben. Dieser Umstand sorgte dafür, dass das Opernhaus bis auf den letzten Platz ausverkauft war:
RICHARD WAGNER
LOHENGRIN
Libretto von Richard Wagner
Uraufführung am 28. August 1850 in Weimar
Premiere an der Deutschen Oper Berlin am 23. Juni 1990
Musikalische Leitung
MICHAEL SCHØNWANDT
Inszenierung
GÖTZ FRIEDRICH
Bühne, Kostüme
PETER SYKORA
Chöre
WILLIAM SPAULDING
Heinrich der Vogler
HANS-PETER KÖNIG
Lohengrin
BEN HEPPNER
Elsa von Brabant
RICARDA MERBETH
Friedrich von Telramund
EIKE WILM SCHULTE
Ortrud
WALTRAUD MEIER
Der Heerrufer des Königs
ANTON KEREMIDTCHIEV
1. Brabantische Edler
GREGORY WARREN
2. Brabantischer Edler
THOMAS BLONDELLE
3. Brabantischer Edler
NATHAN DE’SHON MYERS
4. Brabantischer Edler
BEN WAGER
Brautjungfern
ROSEMARIE ARZT
CONSTANCE GÄRTNER
BRIGITTE HÖCHT
ANTJE OBENAUS
GABRIELE GOEBBELS
CHRISTA WERRON
BRIGITTE BERGMANN
MARTINA METZLER
CHOR DER DEUTSCHEN OPER BERLIN
ORCHESTER DER DEUTSCHEN OPER BERLIN
Fast 20 Jahre gehört Götz Friedrichs Deutung der Legende vom Schwanenritter zum Repertoire der Deutschen Oper Berlin. Friedrich siedelt seine Deutung in eine Umbruchphase an, in der unterschiedliche religiöse Anschauungen aufeinander prallen. Auch in dieser Inszenierung erweist sich der Regisseur als Meister der Personenregie. Der Chor steht hier nicht herum, sondern wird aktiv mit in die Handlung einbezogen.
In der Titelfigur war Ben Heppner zu erleben. Er bot eine sehr gute Vorstellung. Sein an sich strahlender Tenor kam jedoch irgendwie stark gepresst über die Rampe. Ricarda Merbeth gab der jugendlich-unschuldigen Elsa Gestalt. Ihr heller Sopran bewältigte alle Klippen der Partie mühelos. Als Waltraud Meier die Bühne betrat, zog sie sogleich die ganze Aufmerksamkeit auf sich. Ihre herausragende Darstellung der Ortrud gepaart mit einem ausgezeichneten Gesang sorgte für das eigentliche Highlight dieser Aufführung. Eike Wilm Schulte bot einen eindrucksvollen Telramund. Nach einigen Intonationsproblemen stellte Hans-Peter König einen wackeren liebenswürdigen König Heinrich dar. Er sang anstelle von Kristinn Sigmundsson. Besondere Erwähnung gebührt dem Darsteller des Heerrufers: Anton Keremidtchiev. Sein wunderschön klingender Bariton ließ aufhorchen.
Eine Ausnahmeleistung bot erneut der Chor der Deutschen Oper Berlin. Seine auf die kleinsten Klang-Nuancen abgemischten Stimmen sorgten für Bravo-Jubel. Geht es noch besser? – Kaum vorstellbar!
Am Pult des Orchesters der Deutschen Oper Berlin stand der ehemalige Chef des Berliner-Sinfonie-Orchesters (jetzt Konzerthausorchester Berlin) Michael Schonwandt, der mit seiner musikalischen Leitung des „Rings“ aus Kopenhagen schon für Furore sorgte. So auch hier. Zunächst galt es aber im Vorspiel zum ersten Aufzug einen seltsam untergegangen Beckenschlag-Einsatz zu verschmerzen. Er sorgte für einen satten Wagner-Klang, mit dem er jedoch die Sänger nicht zudeckte. Wer die Partitur kennt, der weiß, wie schwierig es ist, das Zusammenspiel zwischen Orchester und Bühne zu bewältigen (selbst Kent Nagano hatte damit seine Probleme). Schonwandt bewältigte dies völlig problemlos. Es war einfach überwältigend. Dafür gab es zum Schluss der Aufführung zu recht viele Bravos.
Insgesamt war dies ein erlebnisreicher unvergesslicher Opernabend, der viele Eindrücke bei mir hinterließ und der mit lautstarken Beifallsbekundungen zu Ende ging.
LT
Wen es interessiert: In gleicher Besetzung gibt es noch eine Aufführung am 9. Februar. Die Aufführung am 13. Februar ist bereits ausverkauft!
LT