„Meistersinger“ an der DOB (Runnicles, Vogt) – 14.02.2010

  • Eine recht glückvolle Besetzung ließ wieder viele Wagner-Freunde in das Winter-Bayreuth in die Deutsche Oper Berlin pilgern. Auf den Spielplan stand Wagners Fest-Oper: „Die Meistersinger von Nürnberg“. In diesem Werk verknüpft der Komponist geschickt die Tradition des Nürnberger Meistergesang, deren bekannteste „Meister“ Michael Behaim, Hans Rosenblüth, Hans Folz und - einen der Wagnerschen Protagonisten - Hans Sachs waren, mit der Problematik dem Neuen offen gegenüber zu stehen. Es ging Wagner darum, darzustellen, dass ein Werk nicht durch Kritiker als lebenstauglich bekrittelt werden sollte, sondern wie dieses in der Öffentlichkeit ankommt.


    Die Inszenierung von 1993 stammt noch vom alten Hausherrn Götz Friedrich. Diese kann man per DVD im heimischen Wohnzimmer erleben. Der Regisseur vermeidet wie eigentlich immer so auch hier zu starke Überzeichnungen. Stattdessen hielt er sich stark an die Anweisungen des Komponisten. Interessant ist immer wieder, wie jeder Regisseur das Ende der Oper deutet. Friedrich lässt Stolzing nach der mahnenden Schluss-Ansprache des Hans Sachs („Ehrt eure deutschen Meister“) die Meister-Kette annehmen. Die Bühnenbilder gestaltete Peter Sykora sehr zweckentsprechend.


    RICHARD WAGNER
    DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG
    Oper in drei Aufzügen
    Libretto von Richard Wagner
    Uraufführung am 21. Juni 1868 am Königlichen Hof- und Nationaltheater München
    Premiere an der Deutschen Oper Berlin am 1. Mai 1993


    Musikalische Leitung
    DONALD RUNNICLES
    Inszenierung
    GÖTZ FRIEDRICH
    Bühne
    PETER SYKORA
    Kostüme
    KIRSTEN DEPHOFF
    PETER SYKORA
    Chöre
    WILLIAM SPAULDING


    Hans Sachs
    JAMES JOHNSON
    Veit Pogner
    KRISTINN SIGMUNDSSON
    Kunz Vogelsang
    THOMAS BLONDELLE
    Konrad Nachtigall
    SIMON PAULY
    Sixtus Beckmesser
    MARKUS BRÜCK
    Fritz Kothner
    STEPHEN BRONK
    Balthasar Zorn
    JÖRG SCHÖRNER
    Ulrich Eißlinger
    PETER MAUS
    Augustin Moser
    BURKHARD ULRICH
    Hermann Ortel
    KLAUS LANG
    Hans Schwarz
    JÖRN SCHÜMANN
    Hans Foltz
    HYUNG-WOOK LEE
    Walther von Stolzing
    KLAUS FLORIAN VOGT
    David
    PAUL KAUFMANN
    Eva
    MICHAELA KAUNE
    Magdalena
    ULRIKE HELZEL
    Ein Nachtwächter
    KRZYSZTOF SZUMANSKI

    CHOR DER DEUTSCHEN OPER BERLIN


    ORCHESTER DER DEUTSCHEN OPER BERLIN


    James Johnson gab einen soliden Sachs, der mit den Höhen seiner Partie so seine Probleme hatte. Ferner ist anzumerken, dass er wenig Ausstrahlungskraft besitzt und von seinem Widersacher Beckmesser (Markus Brück) gesanglich und rollengestalterisch weit überflügelt wurde. Brück bot ein wahres Kabinettstück seiner Rollenauslegung des Beckmesser. Die Wandlungsfähigkeit des Sängers ist immer wieder verblüffend. Kristinn Sigmundsson sang einen wackeren Pogner. Mit der Partie des Stolzing trumpfte Klaus Florian Vogt auf. Er verfügt von Hause aus nur über eine kleine Stimme, die Probleme hat, in einem großen Opernhaus überhaupt durchzukommen. Dank der kammermusikalischen Begleitung des Orchesters konnte Vogt ein beachtenswertes Rollenporträt abliefern. Sein schöner jugendlich-frischer Tenor sorgte an diesem Abend für starken Beifall. Michaela Kaunes Eva war hier und da in den Höhen etwas schrill, bot aber insgesamt eine sehr gute Leistung. Auch Paul Kaufmann als David und Ulrike Helzel als Magdalena rundeten mit ihrem Gesang das hohe Niveau des Abends ab.


    Auch an diesem Abend konnte man die herausragenden Leistungen des Chors der Deutschen Oper Berlin bewundern und bejubeln (Einstudierung: William Spaulding). Er war wieder sehr stark in das Bühnengeschehen integriert.


    Als wahrer Glücksfall für die Deutsche Oper Berlin erweist sich die Entscheidung, Donald Runnicles als neuen Generalmusikdirektor zu engagieren. Er sprang für den ursprünglich vorgesehenen Dirigenten Stefan Anton Reck ein, der abgesagt hatte. Vom Breitwand-Wagner-Sound keine Spur! Wie schon in seinem „Tannhäuser“-Dirigat punktet er auch hier mit seiner kammermusikalischen Durchleuchtung der Partitur. So konnte man den Gesang auf der Bühne verfolgen, der nie vom Orchester zuzudecken drohte. Grandios!


    Insgesamt war das ein herausragendes Musiktheater-Erlebnis.



    :hello: LT

  • Zitat

    Original von Liebestraum
    Als wahrer Glücksfall für die Deutsche Oper Berlin erweist sich die Entscheidung, Donald Runnicles als neuen Generalmusikdirektor zu engagieren. Vom Breitwand-Wagner-Sound keine Spur! Wie schon in seinem „Tannhäuser“-Dirigat punktet er auch hier mit seiner kammermusikalischen Durchleuchtung der Partitur. So konnte man den Gesang auf der Bühne verfolgen, der nie vom Orchester zuzudecken drohte. Grandios!


    Vielen Dank für diesen Bericht. Er erinnert mich daran, dass ich schon lange einen Thread über Donald C. Runnicles eröffnen wollte, genauer gesagt schon seit seinem Dienstantritt an der Berliner Bismarckstraße im Aug./September letzten Jahres.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • War nicht ursprünglich Franz Hawlata als Sachs vorgesehen gewesen? Er macht sich ja sehr rar in letzter Zeit. Scheint wohl stimmlich ernsthaft angeschlagen zu sein.


    :hello:

  • Meine Erinnerung sagt mir, dass ursprünglich ein anderer den Sachs singen sollte, ob es Hawlata war, weiß ich nicht mehr, habe die Unterlagen nicht mehr.



    :hello: LT

  • Nein, ich war nicht in den Meistersingern.
    Für die neue Spielzeit weiss ich noch nichts.
    Melde mich sofort,sobald das Heftchen kommt.
    Ich warte jeden Tag,muss bald soweit sein.


    Gruss
    Mach bitte Dein PN fach leer

  • Zitat

    Original von Basti
    War nicht ursprünglich Franz Hawlata als Sachs vorgesehen gewesen? Er macht sich ja sehr rar in letzter Zeit. Scheint wohl stimmlich ernsthaft angeschlagen zu sein.


    :hello:


    Kein Wunder, Nach meinen letzten Erfahrungen mit Hawlata sind alle besser in der Rolle als er. Was der aus seinem charakterstarken Spiel-Bass gemacht hat, ist ein Jammer.

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