Antonio Vivaldi - Die Violinkonzerte und ihre Interpreten

  • Liebe Vivaldi-Liebhaber


    Es gab schon einmal , 2005 einen (kurzen) Tread über Vivaldis Violinkonzerte. Eigentlich war es nur eine Anfrage, die dann von einigen Usern beantwortet wurde. Ich habe lange überlegt üb ich diesen Thread fortsetzen soll - habe mich dann aber für einen Neustart entschieden. Noch in meiner frühen Jugend ware Vivaldi nicht besonders geschätzt, bzw waren seine Werke nur teilweise bekannt. Das Verdilkt von Strawinsky, der meinte, Vivaldi habe eigentlich nur ein Werk geschrieben - das aber 400 mal , stand noch lange im Raum und wurde immer wieder nachgeplappert.
    Allmählich wurden mehr und mehr Werke bekannt, und katalogisiert, die letzten erst vor etwa 6 oder 7 Jahren - wobei vermutlich noch immer nicht alle entdeckt sind.


    Vivaldi war schon seit einigern Jahren ein wenig in den Mittelpunkt des allgemeinen Barock-Interesses gerückt - der richtige Durchbruch erfolgte aber erst durch den Einsatz von Originalinstrumenten und den - im Gegensatz zu früher - sehr subjektiven- mitunter gewagten Interpretationen. Aber schon die Wiedergabe der "Quattri Stagione" durch "The English Concert" - eine aus heutiger Sicht eher "brave" Aufnahme - klang um 1983 wesentlich silbriger, frischer und spritziger als alles bisher Dagewesene. Und das ohne Einbuße an Klangschönheit.


    Für mich zählt diese Aufnahme auch heute noch zu den klangschönsten und strahlendsten.



    Indes - dies ist kein Thread über die vier Jahreszeit, das war nur die Einleitung, weil diese Konzerte ja schliesslich jeder kennt.
    In den letztne Jahren haben sich zahlreiche Ensembles auf Vivaldi - und hier wiederum auf seine Violinkonzerte -spezialisiert. - und es wurden sogar bisher unbekannte Violinkonzerte aufgefunden und für die CD eingespielt.


    Ich werde - so sich niemand anderer dem Thread hier anschliesst - in den nächsten Wochen einige, meiner Meinung nach sehr geglückte Einspielungen vorstellen, wobei ich nach Möglichkeit die RV Nummeren als Referenz angeben werde - immerhin gibt es zumindest DREI zueinander nicht kompatible Werkverzeichnisse in Sachen Vivaldi. Das erst 1974 erstmals veröffentlichte Ryom-Verzeichnis (RV) ist das derzeit aktuellste und auch gebräuchlichste, und dürfte die anderen allmählich ablösen


    Natürlich werden wir hier nur einen kleinen Teil der Violinkonzerte vorstellen können, immerhin stellen sie mit 241 bisher überlieferten, den grössten Teil von Vivaldis Konzerten dar.


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich hatte schon befürchtete, daß die Resonanz auf diesen Thread nicht allzu groß ausfallen würde - immerhin haben sich binnen eines Tage über 90 LESER diesem Theama angeschlossen - so werde ich versuchen mein Bestes zu geben:


    Die Anzahl von Vivaldis Violinkonzerte wird im allgemeinen auf ca 240 geschätzt, das ist rund ein Drittel seines gesamten Schaffens.
    Auch die Anzahl seines Gesamtwerks hat durch neueste Endeckungen immer wieder zugenommen - und man kann davon ausgehen , daß noch manches Verborgene in den Archiven auf seine Entdeckung wartet. Vivaldi galt ja immer schon als "Vielschreiber". Zu diesem Ruf hat er sicherlich auch durch sein Statement beigetragen, er könne schneller komponieren als seine Kopisten das Komponierte abschreiben....


    Was zu seiner Zeit als Zeichen höchster Kunstfertigkeit galt, das haben folgenden Generationen als "seichte Belanglosigleit" abgetan.


    Ferrner wurde- nicht zuletzt durchs Stravinskis - meiner Meinung nach dummes (!!) - Statement, Vivaldi habe im Grunde nur EIN Konzert komponiert, dieses aber 600 mal, Vivaldi diskreditiert, und der Satz war vermutlich ein willkommener Grund für alle, die Vivaldi nicht hören wollten, sich darauf zu berufen, und Vivaldi ad acta zu legen...


    Daß dieser Satz völlig falsch ist, das werde ich in diesem Thread durch die vorgestellten Violinkonzerte zu beweisen versuchen, ja ich gehe sogar weiter, indem ich behaupte, daß die immer wieder zitierte "Leichtigkeit" und "Belanglosigkeit" der Verke Vivaldis ebenso ein Phantasieprodukt ist, wie die "Leichtigkeit" von Mozarts Tonsprache. Eine mögliche Lesart allenfalls. Mehr nicht.


    Ich wurde auf diese Tatsache speziell durch die Interpretation Vivaldischer Violinkonzerte durch den Geiger Giuliano Carmignola aufmerksam.


    Als ich ihn das erste mal vor Jahren hörte - noch unter dem Eindruck der neuesten Aufnahmen von "Il Giardino Armonico" - da war ich enttäuscht: Ersteres Ensemble klang nach meiner Einschätzung - spritziger und plakativer. An sich ein richtiges - wenn auch übertriebenes Urteil - mit falscher emotioneller Bewertung des Gehörten.


    Um mir Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, soll gesagt werden, daß die heutigen Carmignola Aufnahmen noch raffinierter und inniger sind, als die damaligen UND zudem auch - wo verlangt - spritziger - ohne aber die für "Il giardino Armonico" typischen Übertreibungen.


    Wir haben hier also zwei (hochkarätige !) Deutungen von Vivaldi vor uns - welch ein Glücksfall für den Hörer !!
    Vivaldi beeindruckte ja die Zeitgenossen nicht nur durch seine Kompositionen, sondern dirch sein - nicht virtuoses - sondern "inniges" gefühlsbetontes Violinspiel. All das ist schriftlich festgehalten und überliefert.


    Das besprochen Konzert ist eines von 5 und als Referenz benutzte ich
    die unten abgebildete Aufnahme der Deutschen Grammophon.



    Nimmt man dieses Kriterium, dann hat Camignola , bzw die gesamte Mannschaft, nämlich auch das Originalinstrumente-Ensemble "Venice Baroque Orchestra" unter ihrem Dirigenten Andrea Marcon die Nase vorn. Subtiler und raffinierter wird man Vivaldi kaum wo hören können, bei aller Brillianz ist gelegentlich ein melancholischer Unterton zu hören, der mit bei anderen Interpreten bis jetzt noch nicht aufgefallen ist - und er den ohnedies meiner Meinung nach hochkarätigen Vivaldi noch zusätzlich aufwertet.


    Nach solch langer Einleitung die erste Hörempfehlung:



    _____________________________________


    Ich hoffe, daß ihr das von mir subjektiv gehörte beim Abhören (ich verwende in solche Fällen Kopfhörer, weil sie feiner zeichnen als Lautsprecher) wiederfindet.


    Grundbedingung ist hiebei sich auf das Werk einzulassen uind es allenfalls ein zweite Mal zu hören.


    Ich habe es jetzt, während ich diesen Beitrag geschrieben habe, mehrmals gehört - und behaupt kühn, daß sich bei jedem mal des Wiederhörens neue Hörerlebnisse eingestellt haben, es hat sich zu einem Ohrwurm entwickelt....


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo,


    da muss ich - bei dieser Steilvorlage - dir völlig zustimmen, Alfred: Das Venice Baroque Orchestra unter der Leitung von Andrea Marcon und dann noch mit Giuliano Carmignola gehört auch für mich zu den besten Vivaldi-Interpreten. Außerdem sind ihnen, wie du schon schriebst, im Bereich der Violinkonzerte zahlreiche Weltersteinspielungen gelungen, die gleichzeitig Maßstäbe setzen.
    Mein Lieblingsviolinkonzert von Vivaldi habe ich aber iin einer Aufnahme des von mir ebenso geschätzten Orchesters "Europa Galante" unter Fabio Biondi, der auch Violine spielt.
    RV 552: "Per eco in lontano" ist bei jpc nur als Downloadalbum zu bekommen, dafür gibt es aber keine Bestellnummer, weshalb ich zu einer url greife: hier


    Das Besondere an diesem Konzert ist, dass der Solopart von zwei Violinen gespielt wird, wobei die zweite aus dem "off" spielt und die Themen der ersten wiederholt und variiert, was einen köstlich-sehnsüchtigen Klang erzeugt, der einen süchtig machen kann. Der erste Satz - Allegro - beginnt ganz gravitätisch mit einem tänzerischen Thema, bevor dann die erste Violine das Thema umspielt, wonach ihr die zweite Violine folgt.
    Im zweiten Satz - Larghetto- geht es melancholischer zu, wie die zwei Königskinder scheinen die beiden Violinen nicht zueinander gelangen zu können, umspielen sich aber immer gegenseitig.
    Der dritte Satz - Allegro - beginnt dann wieder ganz munter, und auch die beiden Violinen scheinen sich mit dem Schicksal der "Brieffreundschaft" abgefunden zu haben und dialogisieren aufs Fröhlichste.


    Ein ungwöhnliches Stück, das mir immer wieder die Zusammengehörigkeit von Melancholie und Lebensfreude deutlich macht. Schon allein dieses Stück zeigt, dass Vivaldi keineswegs nur ein Konzert immer wieder abgeschrieben hat.


    tukan

  • Dann will ich mal auch ein paar Vorschläge schreiben, auch wenn Vivaldi hier im Forum scheinbar einen nicht so guten Stand hat.
    Zu der vordersten Reihe meiner Lieblingskomponisten zählt er zwar auch nicht aber hin- und wieder höre ich ihn zur Abwechslung schon recht gerne.


    Ich schließe mich die schon empfohlenen Interpretationen von Carmignola und dem Venice Baroque Orchestra an. Von wem sonst als unter ihm würde man sich einen authentischen Vivaldi erwarten, hat er selbst am Konservatorium in Venedig die Violine unterrichtet und war jahrelang als Konzertmeister des Opernorchesters am Teatro La Fenice (Venedig) tätig, spielt auf einem Originalinstrument Guarneris aus Vivaldis Zeit (1733) Sein Spielstil bringt auch merklich Leben in diese Werke, sehr differneziert, abwechslungsreich, nuanciert dargeboten und man merkt auch wie sehr Carmignola mit dieser Musik verknüpft ist, interpretiert er zB Mozarts Violinkonzerte so habe ich fast das Gefühl einer Symbiose von Vivaldi und Mozart (wobei ich hier in diesem Fall dann doch lieber andere Interpreten bevorzuge ;) )


    Ergänzen möchte ich die schon genannte Einspielung um folgende 2



    Die hier gefällt mir persönlich am Besten. Vor allem RV 177 und RV 273 heben sich besonders auffällig hervor, sie widersprechen sicher den oftmals vorkommenden Vivaldi-Vorurteilen (insofern sie überhaupt sachlich belegt wurden). Es zeigt sich aber auch wie wichtig der richtige Interpretationsstil ist, im booklet dieser CD wird nicht ohne Grund von einer "Nähmaschinentechnik" damaliger Vivaldi-Aufnahmen (wie zB "I Musici") geschrieben. Vivaldi benötigt meiner Meinung nach eine historische Aufführungspraxis wie ein Auto den richtigen Kraftstoff braucht, der Unterschied kann hier Tag und Nacht ausmachen.



    Diese Einspielung sowie seine Einspielung der 4 Jahreszeiten die unter vielen Vivaldi-Hörern als Referenz gilt kann ich ebenso jedem empfehlen der noch nicht allzu viel von Vivaldi kennt aber auch aufgeschlossen genug ist sich gegen den Klischees ein eigenes Bild zu machen. Eine Einspielung mit V.Mullova würde es auch noch geben die ich aber nicht besitze.


    Noch lebhafter und forscher ist die Herangehensweise von Europa Galante unter Fabio Biondi, man könnte es "Hardcore-Hip" nennen. ;) Ich mag diese fetzigen Interpretationen, sind sie mir allemal lieber als das einstige lauwarme Dahingeleier mancher Ensembles. Außerdem kann ich mir gut vorstellen das diese Art und Weise manche Vivaldi-Entdecker durchaus begeistern könnte - ob nicht hie- und da ein wenig zu manieriert wird läßt sich diskutieren, ich finde es jedenfalls spannend und mitreissend musziert.



    Dann gäbe es noch unter Biondi die Einspielung des op.3 "L´estro Armonico"
    Für mich neben den 4 Jahreszeiten Vivaldis beste Instrumentalkonzerte (und ich habe zB außer op.10 alle seine Opus-Werke)
    Ich könnte wetten das Stravinsky diese nicht gehört haben wird sonst hätte er keine Ahnung von Musik, außerdem möchte ich übrigens nicht wissen welche schrecklichen Interpretationen es zu Stravinskys Zeiten gab wo an HIP-Vivaldi längstens nicht zu denken war (und diesen Faktor muß man bei diesem Urteil auch berücksichtigen).



    Dann gäbe es zB noch 2 interessante Einspielungen unter Andrew Manze. Das ist wieder ein etwas gemäßigter HIP...



    Diese wurden Kaiser Karl überreicht und gewidmet. Sie haben wie op.9 den gleichen Namen "La Cetra" Sie sind vor noch nicht allzu langer Zeit in Wien entdeckt worden und anscheinend hiermit erstmals veröffentlicht. Man vermutet das diese wahrscheinlich dem damaligen Publikumsgeschmack zu gewagt waren das Vivaldi sie letztendlich nicht veröffentlicht hat. "The English Concert" kann sich in dieser Aufnahme durchaus hören lassen, Manze ist mir persönlich aber vielleicht einen Tick zu zurückhaltend. Dennoch alles im allem eine sehr interessante Aufnahme.



    1740, 1 Jahr vor dem Tod Vivaldis, besuchte Frederick Christian Venedig und zu diesem Anlass wurden u.a. diese Konzerte Vivaldis vorgetragen. (ergänzt durch 2 weitere Konzerte aus op.8 ) Diesmal spielt Manze mit "The Acadamy Of Ancient Music".


    :hello:
    Thomas

    „Eine Erkenntnis von heute kann die Tochter eines Irrtums von gestern sein.” (Marie von Ebner-Eschenbach)

  • Ich möchte mich den Lobeshymnen auf die Vivaldi-Einspielungen mit Giulano Carmigniola anschließen. Ich habe nur eine 3-CD-Box von Brillant, die zudem gerade vergriffen zu sein scheint, und die Vier Jahreszeiten nebst einem Konzert für drei Violinen und einer Werkgruppe mit dem Namen "Le humane passioni" (5 Violinkonzerte) und weitere Konzerte beinhaltet. Viel zu schade, um nur im Auto als Hintergrundkulisse im Stau zu dienen! Tolle Musik, mitreißende Interpretation.

  • Moin,


    sehr gelobt wird auch diese Aufnahme von Rachel Podger.



    Ich habe Rachel Podger im Januar live mit Vivaldi gehört, das war sehr gut. Hat aber keine Chance gegen Carmignola, den ich auch erst vor kurzem wieder live hören durfte.


    Carmignola = :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:


    Die oben genannte Aufnahmen mit Manze habe mich beim Reinhören allerdings nicht so überzeugt, dass ich sie unbedingt kaufen musste.

    Grüsse aus Rhosgobel


    Radagast

  • Zitat


    Die oben genannte Aufnahmen mit Manze habe mich beim Reinhören allerdings nicht so überzeugt, dass ich sie unbedingt kaufen musste.


    Wie geschrieben finde ich Manze auch nicht ideal und man kann ihn nicht mit Carmignola oder auch nicht mit Biondi vergleichen - zu zahm sein Spiel. Interessant sind halt diese Einepielungen (zum. eine wenn nicht Beide angeblich Ersteinspielungen) vom Repertoirwert. Manches Konzert daraus kann sicher rein von der Musik her mit den Neuentdeckten Carmignolas mithalten was ich jetzt anhand der kompletten Stücke urteile, wenn man damit halt leben kann das nicht Carmignola spielt. ;)


    :hello:
    Thomas

    „Eine Erkenntnis von heute kann die Tochter eines Irrtums von gestern sein.” (Marie von Ebner-Eschenbach)

  • Vivaldi hat viele Gesichter, und glücklicherweise viele Interpreten.
    Heute würde niemand mehr behaupten, alle Konerte Vivaldis klängen gleich - er würde sich lächerlich machen. Im Gegenteil - ein und dasselbe Konzert kann unter den Händen verschiedener Interpreten völlig verschieden klingen,


    Ich habe mir aber vorgenommen, einzelne Konzerte kurz zu beschreiben, und Euer Interesse zu wecken. Vivald hat ja mehr als nur die 4 Jahreszeiten geschrieben....



    Concerto für Violine und Orchester RV 350


    Über Konzerte zu schreiben, das ist fürwahr nicht einfach, aber wir haben ja die Unterstützung der jpc Soundschnippsel


    In unserem Fall handelt es sich um die Tracks Nr 19-21



    Der erste Satz beginnt fröhlich, lieblich und stakkatoartig zugleich, wie wir es von einigen der Vivaldi Mandolinenkonzerte kennen, Die Solovioline setz mit einem spitzen virtuosen Thema ein, der Satz verströmt italienische Lebensfreude pur.


    Aufmerksam auf dieses Konzert wurde ich jedoch dorch den zweiten dstz, der mit seiner Pizzicato-Einleitung stets in erinnerung bleiben wird. Die Violine stimm eine nachdenkliche, leicht melancholische Weise an.


    Der dritte Satz ist - wie es das Schema verlangt wieder lebhaft. Er wartet instrumental mit diversen interessanten Überraschungseffekten auf...


    Ich empfehle - wie ich es tat - das Konzert mehrmals hintereinander konzentriert zu zu hören, erst dann wird es seine volle Pracht entfalten




    Mit I Barocchisti unter Diego Fasolis und dem Geiger Duilio M. Galfetti stelle ich ein weiteres hochkatätiges Spezialensembel in Sachen Vivaldi vor....


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zuvivaldis eher bekannteren Konzerte gehört dier Seria, des Opus 4 welche unter dem Titel "La Stravaganza" (Die Extravaganz) zusammengefasst wurdem und aus insgesamt 12 Konzerten besteht.
    Sie sind um 1712/13 oder 1714 erschienen und Vettor Delfino (Dolfin)gewidmet, einem venezianischen Edelmann und Schüler Vivaldis.


    Wie auch bei den Jahreszeiten zu empfehlen, sollte man jedes Konzert als Einzelkunstwerk betrachten und ihm die volle Aufmerksamkeit widmen, nur dann erblühen die Werke zu voller Schönheit.
    Die Stücke sind allerdings weniger auf das Soloinstrument ausgerichtet, als spätere Konzerte


    Der erste Satz des Ersten Konzerts von "La Stravaganze (op 4 Nr 1 oder RV3838 a) Beginnt mit typischem vivaldischen Schwung, voller Fröhlichkeit und Brillanz


    Langsam, cantabel ,zu Beginn leicht süsslich so steht der 2. Satz (Largo) in auffälligem Kontrast zum ersten


    Der dritte Satz setzt das Tempo des ersten wieder fort, und bildet so den Abschluss, der das Adagio wie in eine Fassung einbettet.


    Persönlich besitze ich die (gute, aber nicht überragende) Aufnahme miit "The English Conzert" unter Trveor Pinnock für Archivproduktion, Simon Standage, Violine, aber die ist inzwischen leider gestrichen.


    Durchaus empfehlenswert erscheint mit die folgende Aufnahme der 12 Konzerte opus 4 zu sein, wenngleich - hierin "The English Concert" nicht unähnlich - ein wenig neutral.



    Weiter unten findet sich eine Version für Kammermusikensemble...



    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Wem " La Stravaganza" zu "hausbacken erscheint, für den hab ich natürlich was anderes auf Lager: Sechs Konzerte für Anna Maria, eine Auswahl aus einer Sammlung, die Vivaldi offenbar für ein "Wunderkind" seiner Zeit geschrieben hat.


    Mir liegt besonders das Konzert RV 343 in A. dur am Herzen, welches in der von mir empfohlenen Aufnahme offensichtlich besonders expressiv gespielt wird - dennoch erinnert der Klang NICHT an "Il giardino Armonico, sondern ist eigenständig - wobei ich immer im Hinterkopf die Biber Aufnahmen von "Romanesca" habe.....


    Schwung- und Kraftvoll , voll überbürdender Lebensfreude, die gelegentlich schon aufgesetzt wirkt, zumindest für meinen Geschmack beginnt der erste Satz. Wenn der Verfasser des Beiheftes der CD behauptetr , es wäre die ein besonders schwierig zu meisterndes Stück, ganz auf Virtuosität angelegt - dann wird man dem nicht widersprechen, wenn man das Stück erst mal gehört hat.


    Melancholisch, aber sehr körperlich der zweite Satz, der die Wildheit der beiden ihn umhüllenden erst richtig betont.


    Wer das galoppierende , teilweise gezupfte Thema des Finalsatzes gehört hat, der wird von der Wildheit und der Melodiosität vermutlich begeistert sein. Ich kann mich kaum von diesem Ohrwurm trennen der von L´ Arte dell Arco und Frederico Guglielmo in aberwitzigem Tempo ausgefühert wird, stets von kurzen lyrischen Momenten unterbrochen, die die rasanten Stellen noch unterstreichen...



    Zur Information: Es handelt sich um die Tracks 4-7


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Wenn ich mir als nächstes eine Vivaldi-Aufnahme zulegen würde, dann wäre es bestimmt diese hier:



    Sowohl von der Literatur als auch von der sehr schönen Ausführung her spricht mich diese Einspielung besonders an.


    Anspieltips:


    Trio Sonata in D minor for 2 Violins and Continuo, Op.1/12 (La Folia)


    Andromeda liberata Serenata Veneziana


    Concerto grosso in D minor , Op.3/11 , RV 565


    Das bekannte" La tempesta di mare" ist auch enthalten.


    Sehr interessant zu sehen auch der Videotrailer und die Aussagen Hopes über Vivaldi.


    Orchester und Solist(en) machen ihre Sache für mein Dafürhalten ganz ausgezeichnet, sehr lebendig, innig und vor allem auch farbig in der Tongebung.
    Ebenso farbig klingt für mich auch die Gestaltung und abwechslungsreich Instrumentation des Continuo.


    :hello:
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Interessanterweise wurden schon 2010 etliche damals verfügbare Aufnahmen von Violinkonzerten nicht genannt. Inzwischen sind doch einige Aufnahmen hinzugekommen. Es geht hier allerdings nicht darum. alle verfügbaren Aufnahmen aufzuzählen, sondern vielleicht einige persönliche Eindrücke zu schildern. Gerade bei Vivaldi gibt es ja sehr divergierende Möglichkeiten in Sachen Interpretation. Vielleicht auch hier ein sehr persönlicher Eindruck: In meiner Jugend wurden nur sehr wenige Konzerte von Vivaldi gespielt, vorzugsweise die "Jahreszeiten" - Aber die Orchester waren meist träge und nicht optimal durchhörbar - man wusste mit Vivaldi oft nur wenig anzufangen. Um ca 1980 kamen dann "mutige" Ensembles auf den Plan - man spielte Vivaldi "schmissig" oder "aggressiv" Die gesamte Vivaldi-Welt war durcheinandergeraten- nicht unbedingt zum Schaden für die Werke. Der "melancholische" Vivaldi kam dann est später. Vielleicht gibt es ihn gar nicht - und er ist eine subjektive Wahrnehmung von mir....
    Also viel Spaß beim Darstellen persönlicher Eindrücke....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Vivaldis Violinkonzerte sind nicht so einheitlich und auch nicht so lieblich, wie gelegentlich behauptet wird - auch wenn unter anderen Strawinsky es war, der diese oberflächliche Betrachtung mit verbreitet hat. Es ist halt immer gefährlich wenn Prominente etwas Dummes sagen. Bei genauem Hinhören ist jedes von Vivaldis Violinkonzerten (und auch jene für andere Instrumente)ein kleiner Makrokosmos für sich.
    Dazu kommen noch die vielen unterschiedlichen Betrachtungsweisen der Interpreten. Die hier oben abgebildet CD beansprucht für sich, die erste Aufnahme des Op 6 anzubieten. Meine Recherche ergab, daß die zumindest heute nicht mehr stimmt, aber schließlich entstand ja die Aufnahme bereits 2010 und wurde ab 2011 vertrieben.
    Federico Gugielma ist quasi das Aushängeschild der von Brilliant Classics produzierten Serie von Vivaldis Violinkonzerten.
    Der sehr direkte . teilweise scharfe Klang wird von manchen als spritzig empfunden werden, andere werden meinen, er sei ein wenig "lästig" (Bei mir hängt das von der Tagesverfassung ab...)


    mfg aus Wien
    Alfred


    clck 3078

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Wenn ich etwas an Vivaldi ganz bersonders liebe, dann ist es die Vielfalt der Möglichkeiten seine Werke zu interpretieren. Längst ist das Märchen vom "belanglosen" Vivaldi Geschichte, ebenso vom "fröhlichen" oder "agressiven"., "sperrigen". Carmignola hat einen Hauch von Melancholie in die Vivaldi Interpretationen gebracht, andere Interpreten bericherten die Fasseten der Möglichkeiten ebenfalls. Meine Sammlung wuchs einige Zeit sehr schnell - vielleicht ein wenig zu schnell, lämgst ist nicht alles "bewusst" gehört. Zudem, soeben habe ich es verifiziert, fehlen mir einige der hier gezeigten Aufnahmen. Korrektur: Nein das habe ich nur geglaubt, es ist viel mehr vorhanden als ich dachte, die Aufgabe wird nun sein einiges davon auszuwählen, konzentriert zu hören, und dann darüber hier zu berichten. Dazu foredereich auch andere Interessenten an diesem Thema auf, welches sich ausschliesslich mit Vivaldis VIOLINKONZERTEN und seinen Interpreten befassen soll.
    Für heute eine relativ neue Aufnahme mit Fabio Bondi, die - so noch zum Vorzugspreis vorhanden - im November mitbestellt werden soll....(Bild und Link mit Hörproben - siehe oben)


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich habe soeben einige Konzert aus op 7 gehört, welche sich auf der hier gezeigten CD befinden.

    Es spielt Federico Gugielmo mit dem Orchester " L'Arte dell`Arco".

    Eigentlich ausgezeichnet, mit viel Schwung und Kern, eher wenig süßlich. Ich habe die Hörsitzung heute sehr genossen - als reiner Genusshörer.

    Vielleicht ist Guglielmo ein wenig unterschätzt - es gibt nicht mal einen deutschsprachigen Eintrag bei Wikipedia, vielleicht auch wegen seiner Arbeit für ein Budgetlabel, wo nicht so viel Werbebudget zur Verfügung steht. In einem Punkt indes ist er IMO Carmignola unterlegen (aber das trifft IMO aus sämtöliche anderen Vivaldi-Interpreten auch zu: Es gibt forschen Vivaldi, eleganten, spritzigen, lieblichen bis süsslichen, aber diesen gewissen Hauch von Melancolie an gewissen Stellen, den schafft in der Tat nur Carmignola.

    Man muß aber eingestehen, daß das vermutlich nur einige wenige Hörer so wahrnehmen werden.....


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Heute hörte ich CD 2 dieser Doppel-CD, und mein positiver Eindruck, den ich von dieser Einspielung habe, wird hierbei bestätigt.

    Meiner Meinung nach spielt Guglielmo ganz vorne mit, wenn es um Vivaldi und Zeitgenossen geht.

    Inzwischen habe ich auch einen WIKIPEDIA Beitrag gefunden - ausschliesslich in italienischer Sprache.

    Immerhin können wir da lesen, dass er die erste Anweisung auf der Violine von seinem Vater erhielt und daß er in Venedig am Konservatorium in der Klasse von Giuliano Carmignola war und anschliessend Perfektionsunterricht bei Salvatore Accardo, Vladimir Spivakov, Isaak Stern und anderen genoss.

    Die von ihm für BRILLIANT gemachten Aufnahmen sind durchwegs empfehlenswert - nicht nur wegen ihres günstigen Preises...


    mfg aus Wien

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Von den etwa 250 Violinkonzerten Vivaldis kenne ich zwar lange nicht alle, habe aber doch sehr viele mindestens einmal gehört. Dass Strawinsky mit seinem Verdikt irrt liegt auf der Hand, auch wenn er die gewisse Ähnlichkeit barocker Concerti natürlich richtig erfasst. Bei genauerer Beschäftigung mit dem Werk Vivaldis, lassen sich aber sehr viele schöne Werke deutlich von anderen abheben und die Beschäftigung mit dieser großen 'Masse an Musik' lohnt sehr.

    Von den Violinkonzerten sind natürlich am ehesten die größeren Sammlungen bekannt. "L'estro armonico" Op. 3, "La stravaganza" Op. 4, "Il cimnto dell'armonia Op. 8 (inklusive der "Quattro stagioni") und "La cetra" Op. 9. Die Vielfalt die allein in diesen Serien geboten wird ist bei aller Ähnlichkeit des Personalstils doch ziemlich großartig.

    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)

  • Meine liebste Serie an Konzerten ist noch vor "L'estro armonico" die Reihe "Il cimento dell'armonia" Op. 8. Die Konzerte der vier Jahreszeiten gefallen mir, bis auf den Frühling, sehr (mein Problem mit den quattro stagioni ist immer, dass ich den Frühling nicht mag und langweilig finde). Aber besonders mit den Konzerten Op. 8 Nr. 5 bis Nr. 9 ist diese Serie eigentlich neben den Bachschen Werken der Inbegriff des barocken Violinkonzerts für mich.


    Besonders bekannt ist neben den quattro stagioni wohl das Violinkonzert Op. 8.5 in E-Dur. Mit leidenschaftlichen Streichertremoli eingeleitet und kleinen virtuosen 'Kadenzen', sprich Soli der Violine, ist der Hauptsatz einfach mitreißend.


    Ähnlich verhält es sich mit dem Violinkonzert Op. 8.8 in g-Moll. Das Allegro zeigt Züge Bachscher Genialität im Satz und kombiniert diese mit Vivaldis Frische und Personalstil. Das eingängige und mitreißende Ritornell ist z.B. ein ganz typisches Moll-Thema Vivaldis. Die Solovioline wiederholt das Ritornell nicht, sondern verarbeitet das thematische Material sogleich. Wie üblich wird sie dabei zunehmend virtuoser. Besonders gelungen ist in diesem Satz der Kontrast mit dem wiederkehrenden Ritornell. Das Tutti führt den Satz zu einem brillanten Schluss. Im Largo entspinnt sich auf breitem Streicherklang ein klagendes, langsam voranschreitendes Motiv der Solovioline. In seiner Gestaltung und Verzierung weist es ebenfalls Parallelen zu Bach auf. Völlig italienisch ist hingegen der bewegte Schlusssatz (Allegro), der zunächst eher konventionell klingt. Frische wird durch die hervor sprudelnde Solovioline erzeugt, die sich kurz darauf in einer auf einem Orgelpunkt basierenden echten Solokadenz ergeht. Stürmisch verklingt der kurze Satz.


    Momentan höre ich die Konzerte gerne mit Pinnocks English Concert und Simon Standage:

    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)

  • Ich kehre nun noch einmal (wehmütig) zu den SONY Aufnahmen mit Carmignola zurück - Sie wurden hier offensichtlich nicht erwöhnt - dafür aber mit Sicherheit hier->Meister der Barockvioline - Giuliano Carmignola

    Gleich die beiden in Beitrag Nr 1 enthaltenen CDs enthielten eine große Menge - eine der beiden sogar ausschliesslich - an Ersteinspielungen.

    Ich erinnere mich, daß in meiner Jugend irgendwo geschrieben stand, daß sich noch immer auf Dachböden von Klöstern Kirchen etc bislang unbekannte Vivaldi Partituren Befänden. Das Ryom Verzeichnis war damals (1966) noch nicht fertig und herausgegeben, es erschien erst 1973, herausgegeben vom dänischen Musikwissenschaftler Peter Ryom (*31. Mai 1937 in Kopenhagen) Im sende ich an dieser Stelle meinen tief empfundenen Dank. Zuvor gab es in 20. Jahrhundert einige miteinander konkurrierende Verzeichnisse, die sich indes nicht durchsetzen konnten.

    Zitat aus WIKIPEDIA:

    Die erste einigermaßen systematische Werkaufzählung unternahm Mario Rinaldi (RN bzw. op.) 1943 bzw. 1945. 1948 publizierte Marc Pincherle (P, PS oder PV für Pincherle-Verzeichnis) ein Verzeichnis der Instrumentalwerke Vivaldis, welches sich aber durch die fortschreitende Forschung und das Auftauchen weiterer Werke bald als lückenhaft erwies. 1968 verfasste Antonio Fanna (F) ebenfalls eine Liste von Instrumentalwerken, wobei es sich hauptsächlich um 530 beim Verlag Ricordi erschienene Werke handelt.

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    Allerdings gab es schon im 18. Jahrhunderte Versuche Ornung in diesen Wirrwar von Werken zu bringen .....

    Dass dann NACH 2000 Werke auftauchten und ersteingespielt wurden war das erste kleine Wunder, aber das zweite folgt noch:

    Entgegen meiner ursprüngliche pessismistischen (was sonst, bei mir ?) Vermutung handelte es sich nicht um Werke zweiter Wahl, sondern von teilweise exorbitant schönem Klang. Dass sie heute gestrichen sind füher ich (eine persönliche Vermutung - durch nichts gestützt) darauf zurück, daß Sony die Erinnerung an diese Aufnahmen dämpfen wollte -nachdem ihr Star zur DGG gewechselt hatte. Derartiges lässt sich nie beweisen - aber auffallend oft beobachten. (Ausserdem wäre es durchaus legitim)


    mfg aus Wien

    Alfred


    *PS Ob die damals als "Ersteinspielungen" gekennzeichneten Aufnahmen zu einem späteren Zeitpunkt andernorts erneut eingespielt wurden ließe sich allenfalls an Hand er RV Nummern recherchieren. Da ich die gezeigten Aufnahmen bereits besitze ist mir in diesem Falle die Mühe zu groß...;)

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Spannend finde ich auch die 12 Violinkonzerte Op. 9. Die Reihe heißt "La cetra", die Zither (von Kithara). Die Sammlung gehört zu den späteren Violinkonzerten Vivaldis von 1727. Danach entstanden im wesentlichen nur noch die sechs Konzerte, die zwei Jahre später als Opus 12 gezählt wurden. Es ist interessant, dass Vivaldi nahezu aufhört Violinkonzerte zu schreiben, als seine Beliebtheit in den frühen 30er Jahren sinkt. Der venezianische Stil - für den er wie kein zweiter steht - hatte den Geschmack des Publikums überlebt. Am ehesten funktionierten im letzten Lebensjahrzehnt Vivaldis noch Opern - mehrere Konzertreisen belegen das. Seine Abkehr von Venedig nach Wien kam 1740 aber deutlich zu spät, wenige Monate später starb er in Wien.


    In diesen späten Violinkonzerten - wenn sich denn ein kleiner Unterschied finden lässt - ist der Klang oft dichter. Ohne dass das Tutti groß quantitativ verstärkt wird, schreibt Vivaldi ein dichteres Tongewebe vor. Nr. 1-3 sind bei mir alle hoch im Kurs, besonder Nr. 3 - ein typisches Moll-Konzert - gehört glaube ich zu den bekannteren Violinkonzerten Vivaldis. Am markantesten ist aber vermutlich Nr. 11. Das hat richtig groove. Der rhythmische Klang des Allegro-Ritornells wirkt in seinem pochenden Zweiertakt mitreißend. Das Thema wird im fließenden Übergang zwischen hohen und tiefen Streichern dargeboten, was für einen innovativen Klang sorgt. In den Soloteilen führt die Violine konzertierend einzelne Abschnitte des Hauptthemas aus. Immer wieder kehrt der pochende Grundschlag des Ritornells zurück, welches jedoch jedes Mal in leicht veränderter Form auftaucht. Dieses Konzert mit seinem Grundschlag dürfte maßgeblich verantwortlich für die Namensgebung der Reihe sein.


    Mit I Filarmonici habe ich diese Reihe damals kennengelernt:


    Spannend ist auch diese Einspielung von Holland Baroque mit Rachel Podger:


    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)

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  • Man sollte es nicht für möglich halten: Bei gezählten 63 CDs mit Instrumentalwerken Vivaldis fehlt "La Cetra" - obwohl mir der Name natürlich bekannt war. Das wurde IMO vor allem dadurch begünstigt, weil diese 12 Konzert im RV nicht durchnummerier sind, sondern "wild durcheinander" Ich habe soeben diesen Lapsus behoben und das Werk bestellt.

    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • So ist es mir auch ergangen und deshalb jetzt gebraucht bestellt. Monica Huggett kenne ich von anderen Einspielungen und die haben mir gefallen :


  • Inzwischen ist auch meine Bestellung von Vivaldis "La Cetra" eingelangt

    Sie ist - wie so viel Versionen des Zyklus - an sich bereits gestrichen.

    La Cetra beinhaltet 12 Konzerte und trägt die op.Nr 9 . Die Veröffentlichung erfolgte 1727 und war Kaiser Karl VI. (reg von 1711-1740) gewidmet.

    Diese Aufnahme passt in eine Serie des Labels BRILLIANT CLASSICS , all mit dem Ensemble L' Arte dell' Arco unter Federico Guglielmo, wobei er in diesem Zyklus, da der Violine gewidmet, er auch den Solopart bestreitet.

    Sie ist IMO sehr spritzig bis leicht wild und aggressiv in den schnellen Sätzen , kostet aber auch die melodiös schmelzenden Passagen aus und unterscheidet sich somir significant von etlichen Einspielungen mit "modernem Orchester, wo es etwas ruhiger zugeht. Alles in allem aber eine sehr farbenfrohe und mitreissende Interpretation eines sehr komplexen Werkes.


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Inzwischen habe ich die Aufnahme - und sie klingt wunderbar

    Ungeachtet dessen habe ich mir - gebraucht - eine Alternative bestellt, die ihr IMO ebenbürtig ist, aber andere Vozüge aufweist.

    Während Gugielmo sehr temperamentvoll und ein wenig forsch spielt, bevorzugt die Konkurenzaufnahme einen silbrigen durchsichtigen Klang, wie man ihn heute nur mehr selten findet. Generell sind gute Aufnahmen von Werken Vivaldis eher rar. Oft wird in Kirchen aufgenommen, was zu halligen Ergebnissen führen kann - es sei denn der Tontechiker ist eine Koriphäe - was leider nicht unbedingt immer der Fall ist. Beim Durchhören fand ich vieles gestrichen, das gut war und etliches, das mich weniger begeisterte. Wobei ich erneut darauf hinweise, daß ich bereits jetzt - ohne die jüngsten Erwerbungen - an die 60 CDs besitze. "La Cetra" war aus unerfindlichen Gründen nicht darunter....

    Wenn man diese Werke nun in zwei unterschiedlichen Aufnahmen besitzt - so ist das IMO kein Fehler....


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    Hier ein Klangbeispiel aus dieser Aufnahme mit der Academy of Ancient Music unter Christopher Hogwood. Solist ist Simon Standage

    Die Aufnahme stammt von 1987. Für die, die es nicht wissen : Das Label L'Oiseau-Lyre war ein Sublabel der Decca - für Barockmusik und Klassik , ähnlich wie die Archiv Produktion der DGG



    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Wenn man diese Werke nun in zwei unterschiedlichen Aufnahmen besitzt - so ist das IMO kein Fehler....

    Das kann ich gut nachvollziehen! La cetra ist mir inzwischen neben Op. 8 und noch vor L'estro armonico Op. 3 die liebste Violinkonzert-Sammlung bei Vivaldi.

    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)

  • Inzwischen habe ich die Aufnahme - und sie klingt wunderbar

    :) Dem kann ich nur beipflichten - ich vergleiche diese Aufnahme mit der ebenfalls vorhandenen Einspielung von Rachel Podger, welche aber dann immer den zweiten Platz belegt:



    Beste Grüße

    Peter

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    Inzwischen ist auch die Aufnahme mit Hogwood eingelangt und ich kann sie komplett hören - nicht nur Schnippsel

    Wie schon an Hand von Schnippseln fest geestellt ist die "gezähmter" imd silbrig filigraner als jene rabiat-forsche des L'Arte dell'Arco unter Federico Guglielmo.

    Was keine Abwertung der Guglielmo-Aufnahmen sein soll. Sie sind nur grundverschieden - und die menschliche Sprache ist hier nur eine unzulängliche Krücke zur Beschreibung. Ein A. Friesenhagen hat.in FonoForum 1/200^1 über Hogwoods Vivaldi-Interpretationen mit diesem Ensemble - damals bezogen auf opus 6 - geschrieben:

    Zitat

    "Spieltechnisch ex-zellent und penibel in der gestalterischen Feinarbeit,erlaubt er sich keine emotionalen Exzesse.

    Sein Vivaldi besitzt eine eher strenge Größe.

    "Vivaldi und "strenge Größe" ? Passt das zusammen ? -DURCHAUS !

    Ähnlich wie bei Mozart haben sich die einzelnen Interpreten ihren persönlichen Vivialdi zusammengebastelt. Ich habe mir die Aufnahme unter diesem Aspekt angehört und fand die Aussage durchaus nachvollziehbar, wenngleich ich sie eher mit "ernsthaft" als mit "streng" bezeichnet hätte.

    Vivaldi benötigt nich unbedingt jenes überschäumendes Temperament, das viele neuere Interpretationen zu ihrem Credo erkoren haben (wenngleich es ihnen oft guttut !! ;))

    Bei Giuliano Carmignola kann man - so man genau hinhört gelegentlich Melancholie heraushören. ich freue mich über all diese Möglichkeiten die Vivaldi seinen Interpreten biete - und die auch ausgenützt werden, wenngleich die "goldene Ära" Vivaldis schon etwa 25 Jahre zurückliegt.

    Aufmerksame Beobechter werden bemerkt haben, daß beispielseise Hogwood eine Zeitlang das Ensemble L' Arce dell'Arco geleitet hat. Es gibt hier Aufnahmen für die Deutsche Harmonia Mundi und auch für Hyperion. Guglielmo trat hier als Solist oder als Ensenblemitglied auf.


    Es ist ja vieles bereits gestrichen. Manches gibt es gebraucht - oft mit der Bezeichnung "so gut wie neu".

    Ich bin in solchen Fällen durchaus bereit den einstigen Neupreis zu zahlen - aber keinen Cent mehr !!!

    Aber das auch nur wenn ich eine Aufnahme UNBEDINGT haben will !!


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !